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Willyamit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung CoSbS 3 und damit chemisch gesehen ein Cobalt Antimon Sulfid WillyamitSchwarzes metallisches Willyamit Aggregat aus der Typlokalitat Broken Hill New South Wales AustralienAllgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1970 s p 1 IMA Symbol Wly 2 Andere Namen AntimonnickelkobaltglanzChemische Formel CoSbS 3 4 Co Ni SbS 5 Mineralklasse und ggf Abteilung Sulfide und SulfosalzeSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana II C 06b II D 18 030 2 EB 25 02 12 03 04Kristallographische DatenKristallsystem orthorhombisch pseudokubischKristallklasse Symbol orthorhombisch pyramidal mm2Raumgruppe Pca21 Nr 29 Vorlage Raumgruppe 29Gitterparameter a 5 86 A b 5 86 A c 5 86 A 3 Formeleinheiten Z 4 3 Physikalische EigenschaftenMohsharte 5 bis 5 5 6 Dichte g cm3 gemessen 6 76 3 6 Spaltbarkeit vollkommen nach 001 7 Bruch Tenazitat uneben sprode 6 Farbe stahlgrau 6 Strichfarbe grauschwarz 7 Transparenz undurchsichtigGlanz MetallglanzWillyamit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und entwickelt gelegentlich einige Millimeter grosse pseudokubische Kristalle mit zonaren Wachstumsmustern Das Mineral ist in jeder Form undurchsichtig opak und zeigt auf den Oberflachen der stahlgrauen Kristalle einen metallischen Glanz Mit Ullmannit NiSbS bildet Willyamit eine luckenlose Mischkristallreihe weshalb meist ein Teil des Cobalts beim Willyamit durch Nickel ersetzt substituiert ist In verschiedenen Quellen wird die Formel fur Willyamit daher auch mit Co Ni SbS 5 6 angegeben Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 4 Kristallstruktur 5 Modifikationen und Varietaten 6 Bildung und Fundorte 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenEntdeckt wurde das Mineral durch den damaligen Unterverwalter George Smith in der Consols Mine nahe der Bergbausiedlung Broken Hill im australischen Bundesstaat New South Wales Die Erstbeschreibung erfolgte 1893 durch den australischen Mineralogen Edward Fisher Pittman 1849 1932 8 der die chemische Analyse von dem Chemiker des Bergbauamtes J C H Mingaye durchfuhren liess 9 Pittman sah das Mineral aufgrund der Analyseergebnisse als Cobalt Nickel Sulfantimonid im Wesentlichen Co0 5Ni0 5SbS 10 an vermutete allerdings aufgrund der gleichen Anteile von Cobalt und Nickel dass es sich um eine Mischkristallbildung handelte und weitere Entdeckungen bestatigen konnten dass Cobalt und Nickel sich in der Verbindung gegenseitig vertreten konnten Als bester Mischkristallpartner kame dabei der 1843 entdeckte Ullmannit in Frage Als Name fur das neu entdeckte Mineral schlagt Pittman Willyamit vor in Anlehnung an den offiziellen Namen Willyama von dessen Typlokalitat Broken Hill nach dem Aborigines Wort fur Hugel mit gebrochener Kontur 9 In spateren Publikationen wird Willyamit nicht als eigenstandige Mineralart anerkannt sondern als cobalthaltige Varietat von Ullmannit angesehen so unter anderem 1962 von N L Markham und L J Lawrence sowie 1969 von Peter Bayliss Um die chemische Zusammensetzung fur Willyamit zu klaren fuhrten Louis J Cabri D C Harris J M Stewart und J F Rowland 1970 neue Untersuchungen an zwei Museumsproben durch die den Etiketten zufolge aus Broken Hill und Consols Lode Consols Mine Broken Hill N S W stammten Es stellte sich heraus dass es sich bei den Typmineralproben um komplexe Kristallbildungen mit Zonen stark unterschiedlicher Co Ni Verhaltnisse handelte Cabri et al sprachen sich daher dafur aus den Namen Willyamit neu zu definieren als die cobaltreichen Mitglieder mit Co gt Ni der Mischreihe CoSbS NiSbS und der Mischformel Co Ni SbS 10 Die neu definierte Endglied Formel CoSbS fur Willyamit wurde von der International Mineralogical Association IMA anerkannt 4 Das Typmaterial des Minerals wird im National Museum of Natural History in Washington D C USA unter der Katalog Nr R849A aufbewahrt 6 Klassifikation BearbeitenBereits in der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Willyamit zur Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze und dort zur Abteilung der Sulfide mit dem Stoffmengenverhaltnis M S lt 1 1 wo er zusammen mit inzwischen diskreditierten Kallilith und Ullmannit die Ullmannit Reihe mit der System Nr II C 06b innerhalb der Cobaltin Ullmannit Gruppe II C 06 bildete Im Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr II D 18 30 In der Lapis Systematik entspricht dies ebenfalls der Abteilung Sulfide mit dem Stoffmengenverhaltnis Metall S Se Te lt 1 1 wo Willyamit zusammen mit Cobaltit Gersdorffit Hollingworthit Irarsit Jolliffeit Kalungait Milotait Platarsit Tolovkit und Ullmannit die Cobaltit Gruppe II D 18 bildet Stand 2018 5 Die seit 2001 gultige und von der IMA bis 2009 aktualisierte 11 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Willyamit dagegen in die neu definierte Abteilung der Metallsulfide mit dem Stoffmengenverhaltnis von M S 1 2 ein Diese ist zudem weiter unterteilt nach dem genauen Stoffmengenverhaltnis und den in der Verbindung vorherrschenden Metallen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung M S 1 2 mit Fe Co Ni PGE usw zu finden ist wo es zusammen mit Changchengit Cobaltit Gersdorffit P213 Gersdorffit Pa3 Gersdorffit Pca21 Hollingworthit Irarsit Jolliffeit Kalungait Krutovit Maslovit Mayingit Michenerit Milotait Padmait Platarsit Testibiopalladit Tolovkit und Ullmannit die Gersdorffitgruppe mit der System Nr 2 EB 25 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Willyamit in die Klasse der Sulfide und Sulfosalze und dort in die Abteilung der Sulfidminerale ein Hier ist er allerdings in der Cobaltitgruppe Kubische oder pseudokubische Kristalle mit der System Nr 02 12 03 innerhalb der Unterabteilung Sulfide einschliesslich Seleniden und Telluriden mit der Zusammensetzung AmBnXp mit m n p 1 2 zu finden Chemismus BearbeitenDer idealisierten theoretischen Zusammensetzung von Willyamit CoSbS zufolge besteht das Mineral aus einem Massenanteil Gewichts von 27 70 Cobalt Co 57 23 Antimon Sb und 15 07 Schwefel S In den Proben aus der Typlokalitat TL schwankten die Gehalte in den von Cabri et al analysierten Zonen I bis IV bei Cobalt zwischen 23 2 und 9 9 Gew und bei Nickel zwischen 17 1 und 3 8 Gew Die hochste Cobalt Konzentration von 25 2 Gew Ni 1 4 Gew konnte an einer Kante des Kristalls aus dem Smithsonian Institution Probe R849 TL Consols Lode Broken Hill gemessen werden Die Massenanteile von Antimon und Schwefel blieben in den Messzonen relativ stabil zwischen 54 7 und 56 6 Gew Sb und 14 6 und 15 1 Gew S Hinzu kamen geringe Beimengungen von Eisen Fe zwischen 0 1 und 0 4 Gew sowie Arsen As zwischen 0 4 und 1 6 Gew 10 Kristallstruktur BearbeitenWillyamit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pca21 Raumgruppen Nr 29 Vorlage Raumgruppe 29 mit den drei scheinbar gleichen Gitterparametern a 5 86 A b 5 86 A und c 5 86 A sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle 3 Die drei Achsen liegen innerhalb einer Toleranz von 0 001 A was der Grund fur die pseudokubische Kristallausbildung von Willyamit ist 10 Modifikationen und Varietaten BearbeitenDie Verbindung ist trimorph und kommt neben dem orthorhombisch kristallisierenden Willyamit noch in den ebenfalls orthorhombisch kristallisierenden Modifikationen Costibit und Paracostibit vor die jedoch eine andere Raumgruppe und andere Gitterparameter aufweisen 12 Bildung und Fundorte BearbeitenWillyamit bildet sich in Calcit Siderit Adern wo er neben Calcit und Siderit unter anderem noch mit Dyskrasit und Costibit vergesellschaftet auftritt 6 Als seltene Mineralbildung konnte Willyamit nur weltweit an wenigen Orten nachgewiesen werden wobei bisher knapp 30 Fundorte dokumentiert sind Stand 2020 13 In Australien fand sich das Mineral ausser an seiner Typlokalitat in der Consols Mine und weiteren umliegenden Gruben bei Broken Hill in New South Wales noch in den Gruben bei Mount Isa und im Cloncurry Shire in Queensland Innerhalb von Nordeuropa trat das Mineral noch in der Grube Ettedal auch Espeland in der norwegischen Kommune Vegarshei in der Grube Enasen bei Ljusdal der Kupfer und Cobalt Lagerstatte Hakansboda bei Lindesberg und an einigen Fundstatten bei Tunaberg etwa 14 km sudsudwestlich von Nykoping 14 in Schweden sowie in der Kupfer Zink Lagerstatte Outokumpu Nordkareliens und der Satulinmaki Prospektion mit goldfuhrenden Quarzgangen bei Somero in Finnland auf In Mitteleuropa fand sich Willyamit bisher am Oberhuttensee nahe Forstau im Salzburger Land mit Aufschlussen einer schichtformigen Uran sulfid Mineralisierung sowie in einem ehemaligen Steinbruch an der Klipitztorlstrasse bei Stelzing 15 in Karnten in Osterreich in einem Steinbruch bei Vlastejovice deutsch Hammerstadt mit Antimonerzen in Hydrothermal Adern nahe Zruc nad Sazavou im tschechischen Bezirk Kutna Hora sowie bei Ozdin Hnusta und Mutne Mutnik im Okres Banska Bystrica und bei Betliar Nizna Slana und Rakovnica im Okres Kosice der Slowakei Der bisher einzige in Sudeuropa bekannte Fundort fur Willyamit ist das ehemalige Bergwerk Argentiera della Nurra mit syngenetisch submarin exhalativer Ni Co As Sb Fe Pb Mineralisation bei Porto Torres auf der italienischen Insel Sardinien 16 Weitere Fundorte liegen unter anderem in China Kanada Kasachstan Russland und Tansania 17 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenEdward F Pittman Note on the occurrence of a new mineral at Broken Hil In Journal and Proceedings of the Royal Society of New South Wales Band 27 1893 S 366 375 englisch rruff info PDF 561 kB abgerufen am 20 Juni 2020 Louis J Cabri D C Harris J M Stewart J F 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Pasero Januar 2023 abgerufen am 26 Januar 2023 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c d Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 105 englisch a b Malcolm Back William D Birch Michel Blondieau und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated March 2020 PDF 2 44 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Marz 2020 abgerufen am 20 Juni 2020 englisch a b c Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 a b c d e f g Willyamite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 52 kB abgerufen am 20 Juni 2020 a b David Barthelmy Willyamite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 20 Juni 2020 englisch T G Vallance Pittman Edward Fisher 1849 1932 In adb anu edu au Australian Dictionary of Biography abgerufen am 20 Juni 2020 a b Edward F Pittman Note on the occurrence of a new mineral at Broken Hil In Journal and Proceedings of the Royal Society of New South Wales Band 27 1893 S 366 375 englisch rruff info PDF 561 kB abgerufen am 20 Juni 2020 a b c d Louis J Cabri D C Harris J M Stewart J F Rowland Willyamite redefined In Proceedings Australasian Institute of Mining and Metallurgy Band 233 1970 S 95 100 englisch researchgate net PDF 2 8 MB abgerufen am 20 Juni 2020 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 82 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 20 Juni 2020 englisch Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 108 109 englisch Localities for Willyamite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 20 Juni 2020 englisch Tunaberg In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 20 Juni 2020 Klipitztorlstrasse In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 20 Juni 2020 Argentiera della Nurra In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 20 Juni 2020 Fundortliste fur Willyamit beim Mineralienatlas und bei Mindat abgerufen am 20 Juni 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Willyamit amp oldid 239305580