www.wikidata.de-de.nina.az
Wilhelm Paulcke 8 April 1873 in Leipzig 5 Oktober 1949 in Karlsruhe war ein deutscher Geologe Lawinenforscher und Pionier des alpinen Skilaufs sowie des militarischen Skibergsteigens in Europa 1 Auf ihn gehen massgeblich die Grundungen des Deutschen DSV des Osterreichischen OSV sowie des Mitteleuropaischen Skiverbandes MESV 1905 zuruck Wilhelm Paulcke 1898 Inhaltsverzeichnis 1 Fruhe Jahre 2 Die beiden Paulcketurme 3 Berufliche Laufbahn 4 Militar und Politik 5 Vereins und Verbandstatigkeit 6 Wilhelm Paulcke und Prinz Max von Baden 7 Familie 8 Ehrungen 9 Publikationen 10 Literatur 11 EinzelnachweiseFruhe Jahre BearbeitenWilhelm Paulcke wurde als Sohn des Apothekers Rudolf Hermann Paulcke geboren Als er drei Jahre alt war starb seine Mutter Johanna Maria Paulcke im Alter von 25 Jahren Im Jahr darauf heiratete der Vater die verwitwete Dresdenerin Anna Schmalfuss Er betrieb in Leipzig die Engelapotheke der ein pharmazeutisches Unternehmen angegliedert war 2 Als Wilhelm Paulcke sieben Jahre alt war zog die Familie nach Davos in die Schweizer Berge da der Junge kranklich war 3 Dort wurde der Grundstein fur seine Schnee und Skibegeisterung gelegt Zu Weihnachten 1883 erhielt er ein Paar norwegische Ski aus Eschenholz mit Meerrohrbindung die er sich gewunscht und seine norwegische Erzieherin aus ihrer Heimat hatte kommen lassen Kurz darauf stand er erstmals auf Skiern 1885 starb Paulckes Stiefmutter und die Familie die aus Vater Sohn und einer Tochter bestand zog nach Munchen zwei Jahre spater starb der Vater Paulcke wahlte einen Freund seines Vaters der in Baden Baden lebte zu seinem Vormund und zog zu diesem Dort besuchte er das Gymnasium Hohenbaden und erzielte exzellente Noten Im Schwarzwald ging er auf Kletter und Skitouren und gehorte bald zu einer Gruppe von Skilaufern denen Raymond Pilet Ski Erstbesteiger des Feldberges und damals franzosischer Botschaftssekretar Ski Unterricht erteilte 1893 meldete sich Paulcke als Freiwilliger zum einjahrigen Militardienst und unterrichtete Offiziere und Oberjager im Ski Lauf Anschliessend nahm er sein Studium der Zoologie Botanik und Geologie in Freiburg wieder auf fuhr aber an den Wochenenden oft in den Schwarzwald um Ski zu laufen Die beiden Paulcketurme BearbeitenUngefahr 1885 gelang Paulcke die bergsteigerische Erschliessung des Battertfelsens 4 Um diese Zeit wurde wohl auch der bis heute so genannte Paulcketurm am Hirschsprung im sudschwarzwalder Hollental von ihm erstmals bestiegen was als die Geburtsstunde des Kletterns im Sudschwarzwald gilt 5 Am 5 Januar 1896 gelang ihm mit dem Erreichen des Oberalpstock Gipfels die erste Skibesteigung eines Dreitausenders 6 Im Jahre 1906 gelang Paulcke die Erstbesteigung eines Turms sudlich des Fluchthorns in der Silvretta Auch dieser 3072 Meter hohe sehr bizarre rotbraune Turm wird bis heute in den Karten als Paulcketurm bezeichnet 7 Berufliche Laufbahn BearbeitenPaulcke promovierte 1899 in Freiburg im Breisgau habilitierte 1901 an der TH Karlsruhe und war dort von 1906 bis 1935 Professor fur Geologie und Mineralogie sowie 1919 20 Rektor der Hochschule Er war ebenso der Initiator des Hochschulsports und der Hochschulsportanlage in Karlsruhe In seiner Lawinenforschung pragte Paulcke den Grundsatz Der Wind ist der Baumeister der Lawinen 8 1928 drehte er mit Willo Welzenbach den ersten Lehrfilm uber Lawinen Militar und Politik BearbeitenKurz nach 1900 regte Wilhelm Paulcke erfolgreich Skipatrouillen fur Jagerbataillone an Auf Wilhelms Paulckes Initiative hin wurde in der ersten Satzung des DSV die Ausbildung von Militarskilaufern fur das Heer als Ziel des Verbandes festgelegt Paulcke war es auch der 1914 1915 das erste Ski Exerzierreglement fur neu formierte Schneeschuh Bataillone daraus entwickelte Carl Joseph Luther nach 1918 den ersten offiziellen Lehrplan des DSV 9 Im Ersten Weltkrieg befehligte Paulcke als Hauptmann selbst eine der Jagerbataillone Ein Hohepunkt seines Soldatenlebens war der Besuch von Erzherzog Karl Ende 1915 wurde er in das Osmanische Reich geschickt um dort Skiformationen auszubilden Auch organisierte er dort die Herstellung von Skiern so dass Paulcke auch in der Turkei zur Entwicklung des Skisports beigetragen hat 9 Spater wurde er verwundet und musste langer in einem Lazarett liegen Wilhelm Paulcke war deutschnational orientiert und nach dem Krieg fur die Revision des Versailler Vertrages 1936 fuhlte er sich geehrt anlasslich der Olympischen Winterspiele 1936 in Garmisch Partenkirchen mit dem Fuhrer zusammenzutreffen und war nach dieser Begegnung euphorisiert Er wurde mit der von Reichsprasident Paul von Hindenburg gestifteten Goethemedaille ausgezeichnet und erhielt 1943 den Grossen Ehrenbrief des Nationalsozialistischen Reichsbundes fur Leibesubungen 10 In seiner Autobiografie aus dem Jahre 1936 erwahnte Paulcke seine fruheren Skisportkameraden und damaligen Rassenhygieniker Erwin Baur und Eugen Fischer Mediziner und nannte sie die spater hervorragenden Forscher der Vererbungs und Rassenlehre 11 Vereins und Verbandstatigkeit BearbeitenIm November 1895 wurde die Section Freiburg des Skiclub Feldberg auf Idee von Paulcke gegrundet die hauptsachlich aus Studenten und Akademikern bestand und am 1 Dezember 1895 in SC Schwarzwald umbenannt wurde um anderen Sektionen aus anderen Orten den Beitritt zu ermoglichen Paulcke ubernahm das Amt des Schriftfuhrers Damit entstand die erste uberregionale Organisationsstruktur von Skilaufern in Deutschland Im SC Schwarzwald kam 1899 auch die Idee auf erstmals deutsche Skimeisterschaften auszutragen die ein Jahr spater stattfanden und an denen auch Auslander teilnehmen durften Zudem entwickelten die Mitglieder des Vereins immer neue publikumswirksame Ideen um das Skilaufen zu propagieren so 1897 eine vielbeachtete Durchquerung des Berner Oberlandes von Paulcke mit vier Begleitern darunter Victor de Beauclair 12 Dabei benutzte er eine selbstentworfenen Skibindung die aufgrund von Vorteilen gegenuber den herkommlichen Telemarkbindungen nach nicht weniger als 180 verschiedenen Vorlaufermodellen und einigen Entwurfen so ubernommen wurde 13 1899 veroffentlichte Paulcke das Buch Der Skilauf das ihm den Ruf als Skikapazitat von internationalem Rang einbrachte Seinen Aktivitaten abtraglich war ein jahrelanger Streit mit dem Skilaufer und padagogen Mathias Zdarsky den er offenbar als Konkurrenten empfand 2 Auch verbandsintern kam es zu Kontroversen mit Henry Hoek Falkner schreibt dazu Wann immer Hoek etwas vorschlug Paulcke wollte genau das Gegenteil 14 Ab 1900 warb Wilhelm Paulcke bei ihm personlich bekannten Skilaufern aus Deutschland Osterreich und der Schweiz fur die Grundung eines landerubergreifenden Ski Verbandes und entwarf dafur auch konzeptionelle Uberlegungen Von Beginn an wurden die Vereine die auf Zdarskys Seite standen nicht mit einbezogen und auch die tschechischen und ungarischen Vereine die damals noch zu Osterreich gehorten blieben aussen vor ein Vorgang der die Beziehungen zwischen den Verbanden jahrzehntelang belastete 15 Auch der Schweizer Verband wurde ursprunglich nicht zur Grundung mit eingeladen sondern erhielt zunachst nur ein Schreiben zur Kenntnisnahme ausserte dann aber von sich aus den Wunsch dem geplanten Mitteleuropaischen Skiverband beizutreten Am 4 und 5 November fanden schliesslich die gleichzeitigen Grundungen des DSV des OSV und des Mitteleuropaischen Verbandes im Augustiner Brau in Munchen statt der DSV prasentierte elf Vereine mit rund 2000 Mitgliedern Paulcke hatte fur alle drei Verbande die Satzungen zuvor formuliert und die Unterlagen vorbereitet Aus Protest daruber dass der Mitteleuropaische Verband nicht Grossdeutscher Skiverband heissen sollte waren einige Delegationen zuvor abgereist Der MESV bestand lediglich bis 1913 nachdem der Schweizer Verband 1908 wieder ausgetreten war Ab 1920 bekleidete Paulcke kein wichtiges Amt mehr im DSV wurde aber zum Ehrenmitglied ernannt 16 Wilhelm Paulcke und Prinz Max von Baden BearbeitenIm Dezember 1909 lernte Wilhelm Paulcke den badischen Thronerben Prinz Maximilian von Baden kennen als er diesen als Protektor der Internationalen Wintersportausstellung in Triberg mit anderen Ehrengasten durch das Ausstellungsgelande fuhrte Prinz Max von Paulcke fasziniert engagierte ihn sofort als personlichen Skilehrer 17 Von da an machten beide zu zweit ausgiebige Ski und Bergwanderungen im Schwarzwald und im Engadin Mindestens ab 1912 entwickelte sich aus der Freundschaft zwischen beiden eine homosexuelle Beziehung die auch von den Ehefrauen beider geduldet wurde wie sich aus dem Briefwechsel zwischen Max von Baden und Maria Paulcke ergibt So schrieb Max von Baden an Maria z B am 27 Juli 1912 Ich danke Ihnen dafur und auch fur das Grosse was es fur mich bedeutet dass Sie die Frau sind meines geliebten Freundes und dass Sie sein und mein Freundsein verstehen 18 Maria antwortete Ende Juli 1912 in einem Brief an Max von Baden Dass ich dieses gegenseitige Freundsein wie Eure Grossherzogliche Hoheit sagen gonne ist doch so naturlich ich musste ja eine verstockte Seele und ein Rabenweib sein wenn es anders ware Es ist fur mich so unbeschreiblich schon dass ich dieses einzige Werden und Wachsen mit ansehen und miterleben kann 19 Familie Bearbeiten1900 heiratete Wilhelm Paulcke die Schweizerin Maria Ringier Das Ehepaar bekam zwei Kinder Paulcke erwahnt Frau und Kinder in seine Autobiografie Berge als Schicksal 1936 kaum was darin begrundet sein konnte das seine Frau nach damaligen Vorstellungen als Vierteljudin galt 20 In den letzten Jahren lebte Paulcke in Riederau am Ammersee 21 Paulcke starb 1949 an den Folgen eines Unfalls in seiner Bibliothek Ehrungen BearbeitenIn Karlsruhe wurde 1993 der Paulckeplatz auf dem Campus der Universitat nach ihm benannt Er war Ehrenburger der Technischen Hochschule Karlsruhe 22 In Munchen gibt es eine nach ihm benannte Strasse Seit 1924 war er ausserordentliches Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften 23 Im Jahr 1943 erhielt er die Goethe Medaille fur Kunst und Wissenschaft Seit 1959 tragt der Mount Paulcke in der Antarktis seinen Namen Publikationen BearbeitenDer Skilauf 1899 Uber Entwicklungsgesetze Festrede bei der Feier der Rektoratsubergabe Karlsruhe 1920 Jugend und Wintersport Gottingen 1922 Mit Emil Zsigmondy Die Gefahren der Alpen Erfahrungen und Ratschlage Munchen 1922 Steinzeitkunst und moderne Kunst Ein Vergleich Stuttgart 1923 Lawinen Gefahr ihre Entstehung und Vermeidung Eine Darlegung fur Bergsteiger und Skilaufer Munchen 1926 Berge als Schicksal Munchen 1936 Praktische Schnee und Lawinenkunde Berlin 1938 Gefahrenbuch des Bergsteigers und Skilaufers Berlin 1942 Gefahrenbuch des Bergsteigers und Skilaufers fur Bergfreunde in Sommer und Winter Berlin 1953Literatur BearbeitenGerd Falkner Wilhelm Paulcke 1973 1949 Initiator der Grundung des Deutschen und des Mitteleuropaischen Skiverbandes In SportZeiten Heft 1 2008 S 79 99 Lothar Machtan Prinz Max von Baden Suhrkamp 2013 Ilse Seibold Eugen Seibold Paulcke Wilhelm In Neue Deutsche Biographie NDB Band 20 Duncker amp Humblot Berlin 2001 ISBN 3 428 00201 6 S 117 f Digitalisat Gerd Falkner Skibiographische Skizzen Der Spiritus rector Der Grundungsvater des Deutschen und Mitteleuropaischen Skiverbandes Wilhelm Paulcke 1873 1949 In FdSnow 30 2012 39 S 25 35 Gerd Falkner Der Verbandsgrunder kam aus Sachsen Der Inspirator des Deutschen und Mitteleuropaischen Skiverbandes Wilhelm Paulcke In Gerd Falkner Klaus Dieter Bluhm Zeitreise auf Skiern durch Sachsen 100 Jahre Skiverband Sachsen Meyer amp Meyer Aachen 2008 S 13 25 Gerd Falkner Wilhelm Paulcke Skipionier und Wegbereiter der Grundung mitteleuropaischer Skiverbande In Otmar Schoner 2015 Selbstverlag Reichenau an der Rax S 40 63 und Quellen S 270 272Einzelnachweise Bearbeiten History and legend of the highest altitude alpine skiing in the world In trofeomezzalama org Abgerufen am 27 Januar 2023 englisch a b Gerd Falkner Wilhelm Paulcke 1973 1949 S 79 99 Lauf Bruderlein lauf Freiheit und Reglement Der Volksskisport in Bayern In Bayerische Staatszeitung 5 Dezember 2003 Thomas Stephan Battertfelsen beim Schloss Hohenbaden Das Kletterparadies in Baden Baden In battertfelsen de Abgerufen am 27 Januar 2023 Die Geschichte des Kletterns im Sudschwarzwald In igklettern suedschwarzwald de Abgerufen am 27 Januar 2023 Wilhelm Paulcke u a Besteigung Oberalpstock mit norwegischen Schneeschuhen und zweimal 0 02 Cocain am 5 Januar 1896 In top of uri ch Archiviert vom Original am 17 September 2013 abgerufen am 27 Januar 2023 Text gekurzt von Sepp Huber 2005 Gunther Flaig Silvretta alpin Alpenvereinsfuhrer Rother 2000 12 Auflage ISBN 3 7633 1097 5 S 297 Lawinenwarndienst Tirol Lawinengefahrenmuster gm pdf 385 kB In lawine tirol gv at 7 September 2012 archiviert vom Original am 20 Januar 2013 abgerufen am 27 Januar 2023 a b Gerd Falkner Wilhelm Paulcke 1973 1949 S 82 83 Gerd Falkner Wilhelm Paulcke 1973 1949 S 83 84 88 Gerd Falkner Wilhelm Paulcke 1973 1949 S 84 85 Emil Zopfi Victors letzte Fahrt Alpinist und Luftschiffer aus Leidenschaft Ein Leben Biografischer Roman AS Verlag Zurich Ziegelbrucke 2023 Laurent Schillinger Der Ski oder funftausend Jahre verschneite Landschaften In skihorizon com 26 Januar 2001 archiviert vom Original am 9 Februar 2001 abgerufen am 27 Januar 2023 Gerd Falkner Wilhelm Paulcke 1973 1949 S 86 Gerd Falkner Wilhelm Paulcke 1973 1949 S 90 Gerd Falkner Wilhelm Paulcke 1973 1949 S 95 96 Lothar Machtan Prinz Max von Baden S 233 Generallandschaftsarchiv Karlsruhe Nachlass Paulcke Brief Maria Paulcke in Generallandschaftsarchiv Karlsruhe Nachlass Paulcke Gerd Falkner Wilhelm Paulcke 1973 1949 S 88 Fridericiana Technische Hochschule Karlsruhe Personal und Vorlesungsverzeichnis Winter Semester 1942 43 pdf 62 MB Karlsruhe 1942 S 29 abgerufen am 27 Januar 2023 wiedergegeben auf uni karlsruhe de Fridericiana Technische Hochschule Karlsruhe Personal und Vorlesungsverzeichnis Winter Semester 1942 43 pdf 62 MB Karlsruhe 1942 S 7 abgerufen am 27 Januar 2023 wiedergegeben auf uni karlsruhe de Mitglieder der HAdW seit ihrer Grundung im Jahr 1909 Wilhelm Paulcke Heidelberger Akademie der Wissenschaften archiviert vom Original am 16 Juni 2016 abgerufen am 27 Januar 2023 Normdaten Person GND 116061456 lobid OGND AKS LCCN n87890965 NDL 00550061 VIAF 59826339 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Paulcke WilhelmKURZBESCHREIBUNG deutscher Geologe und LawinenforscherGEBURTSDATUM 8 April 1873GEBURTSORT LeipzigSTERBEDATUM 5 Oktober 1949STERBEORT Karlsruhe Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Paulcke amp oldid 239187752