www.wikidata.de-de.nina.az
Der Nationalsozialistische Reichsbund fur Leibesubungen NSRL war die Dachorganisation des Sports in Deutschland wahrend der Zeit des Nationalsozialismus ab 1938 Flagge des NSRLEmblem des NSRL Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte 1 2 Geschichte des DRL 2 Fuhrung 3 Gliederung 3 1 Fachliche Gliederung 3 2 Gebietliche Gliederung 3 3 Verteilung der Mitglieder 4 Veranstaltungen 5 Namen von Trophaen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten Eine Vorgangerorganisation des DRL NSRL war der Deutsche Reichsausschuss fur Leibesubungen DRA oder seltener DRAfL unter Fuhrung von Theodor Lewald Vorsitzender und Carl Diem Generalsekretar Der DRA war 1917 aus dem Deutschen Reichsausschuss fur Olympische Spiele DRAfOS hervorgegangen und verstand sich als Dachverband des Sports fur Deutschland umfasste aber langst nicht alle Verbande und Sportarten Insbesondere die Vereine und Verbande des Arbeitersports waren ihm nicht beigetreten Nach der Machtubernahme der NSDAP 1933 wurden nicht nur Parteien und Gewerkschaften verboten und gleichgeschaltet sondern auch alle Sportverbande mit oppositioneller politischer z B sozialdemokratischer kommunistischer oder kirchlicher Ausrichtung Insbesondere betraf dies die Arbeitersport Vereine und Verbande noch im ersten Halbjahr 1933 viele von ihnen kamen einem Verbot durch Selbstauflosung zuvor Die national konservativen und burgerlichen Verbande bestanden nominell noch bis 1934 weiter bis sie in die Einheitsorganisation des Reichsbundes fur Leibesubungen eingegliedert wurden Am 12 April 1933 beugte sich der DRA Vorsitzende Theodor Lewald von den neuen Machthabern als Halbjude gebrandmarkt den Forderungen nach seinem Rucktritt Von der Wahl eines neuen Ersten Vorsitzenden wurde nach Aufforderung durch Reichsinnenminister Wilhelm Frick abgesehen Zu weiterfuhrenden Verhandlungen mit der Reichsregierung hinsichtlich der Neuorganisation des Sports wurde stattdessen eine Dreierkommission gebildet bestehend aus Heinrich Pauli Deutscher Ruderverband Edmund Neuendorff Deutsche Turnerschaft und Felix Linnemann DFB Am 28 April 1933 wurde der SA Gruppenfuhrer Hans von Tschammer und Osten bis dahin im Sport weitgehend unbekannt als Reichskommissar fur Turnen und Sport eingesetzt Der Reichsausschuss fur Leibesubungen loste sich am 5 Mai 1933 offizielle Bekanntgabe 10 Mai rechtswidrig ohne den dazu satzungsgemass notwendigen Beschluss der Mitgliederversammlung auf und ubergab den organisierten burgerlichen Sport damit widerstandslos dem Gestaltungsdrang des NS Regimes In den ersten Wochen nach der Machtubernahme gab es widerstrebende Interessen im deutschen Sport da es an in mehreren Fuhrungspositionen Nationalsozialisten gab die die Gelegenheit nutzen wollten um sich und ggf ihren Verband in eine fuhrende Stellung zu bringen 1 Das fur den Sport auf nationaler Ebene seit 1914 zustandige Reichsinnenministerium entschied sich fur das Italienische Modell des Staatssports 2 der Machtfulle fur den Staat ohne Eigenwelt des Sports internationale Akzeptanz und vielseitige korperliche Ertuchtigung bedeutete Hans von Tschammer und Osten wurde am 28 April 1933 zum Reichssportkommissar und am 19 Juli zum Reichssportfuhrer ernannt Geschichte des DRL Bearbeiten nbsp Mitgliedskarte des Deutschen Reichsbundes fur Leibesubungen September 1935Am 23 Januar 1934 proklamierte der Reichsfuhrerring des deutschen Sports die Grundung des Deutschen Reichsbundes fur Leibesubungen DRL die Grundungssitzung fand am 9 Marz 1934 statt 3 Wahrend der Deutschen Kampfspiele in Nurnberg fand unter der Leitung des Reichssportfuhrers Hans von Tschammer und Osten am 27 Juli 1934 der erste DRL Kongress statt auf dem die Plane fur die organisatorische Neugestaltung verkundet werden Nach und nach verloren fast alle Sportfachverbande ihre Eigenstandigkeit und wurden als Fachamter oder angeschlossene Verbande in den DRL uberfuhrt Die Gleichschaltung bedeutete auch dass die bisher historisch gewachsenen Verbandsgebiete z B gehorten die Fussballvereine in Gottingen zum Westdeutschen Spielverband Sitz Duisburg die Kanuvereine zum Leinegau die Skivereine zum Harzer Skiverband im Arbeitersport zu Kassel im Turnen zu Hannover etc nun den politischen Gliederungen angepasst wurden Damit stand in einer Gebietskorperschaft ein Sportfuhrer einem kommunalen Spitzenbeamten gegenuber Dies verbesserte die gesellschaftspolitische Stellung des Sports 4 Durch Erlass Adolf Hitlers vom 21 Dezember 1938 wurde der DRL unter Umbenennung in Nationalsozialistischer Reichsbund fur Leibesubungen NSRL auch NSRBL zu einem von der NSDAP betreuten Verband erhoben 5 6 Der NSRL wurde der NSDAP unterstellt Wahrend der Sport vor Ort bis dahin der nationalsozialistisch gepragten Kommunalverwaltung Burgermeister verantwortlich war war man nun dem Gaufuhrer der NSDAP unterstellt Dort wo Gaugebiet und Gebietskorperschaft nicht ubereinstimmten konnte es auch zu Veranderungen in den Zuschnitten der Sportorganisationen kommen Der Sitz des NSRL war das Haus des Deutschen Sports auf dem Reichssportfeld in Berlin Hans von Tschammer und Osten 1938 zum Staatssekretar im Innenministerium ernannt war NSRL Vorsitzender Nach seinem Tod im Marz 1943 wurde Karl Ritter von Halt sein kommissarischer Nachfolger Die Strukturen des NSRL waren auch wahrend des Weltkrieges intakt Allerdings mussten Veranstalter fur je 50 Zuschauer einen ausgebildeten Luftschutzhelfer stellen was vor allem fur den Profi Sport eine Herausforderung darstellte Die insgesamt in der NS Zeit gut finanzierten Turn und Sportvereine wurden z B in Hannover noch im Februar 1945 aufgefordert nicht zu vergessen die Ubungsleiterzuschusse zu 1944 zu beantragen 7 Mit dem Kontrollratsgesetz Nr 2 Auflosung und Liquidierung der Naziorganisationen vom 10 Oktober 1945 wurde auch der Reichsbund durch den Alliierten Kontrollrat verboten eine Neugrundung untersagt und ihr Eigentum beschlagnahmt 8 Die im Reichsbund erfassten Sportvereine verbot die Kontrollratsdirektive Nr 23 vom 17 Dezember 1945 Unter bestimmten Voraussetzungen erlaubte sie Neugrundungen 9 Fuhrung BearbeitenAn der Spitze des DRL stand der Reichssportfuhrer Ab 1934 waren alle Reichssportfuhrer zugleich Prasidenten des Deutschen Olympischen Ausschusses Reichssportfuhrer 1933 1943 Hans von Tschammer und Osten 1943 1944 Arno Breitmeyer 1944 1945 Karl Ritter von HaltGliederung BearbeitenFachliche Gliederung Bearbeiten Fachamt 1 Gerateturnen Gymnastik und Sommerspiele 1 Fachamt 2 Fussball Rugby Kricket 2 Fachamt 3 Leichtathletik Fachamt 4 Handball Basketball Fachamt 5 Schwimmen Fachamt 6 Schwerathletik Fachamt 7 Boxen Fachamt 8 Fechten Fachamt 9 Hockey Fachamt 10 Tennis Fachamt 11 Rudern Fachamt 12 Kanusport Fachamt 13 Eis und Rollsport Fachamt 14 Schilauf 2 Fachamt 15 RadfahrenAusser diesen Fachgebieten wurden innerhalb des Reichsbundes einige andere durch weiterhin bestehende Fachverbande betreut 16 Deutscher Segler Verband 17 Deutscher Bergsteiger Verband 18 Deutscher Wanderverband 19 Deutscher Kegler Bund 20 Deutscher Schutzen Verband 21 Deutscher Golf Verband 22 Deutscher Bob und Schlittensport Verband 23 Deutscher Tisch Tennis Bund 24 Deutscher Amateur Billard Verband 25 Kampfring fur volkische Freikorperkultur 1 Zu den Sommerspielen zahlten die Turnspiele Schlagball Faustball Korbball Schleuderball Ringtennis 2 Original Schreibweise Gebietliche Gliederung Bearbeiten nbsp Gebietsstand der Sportbereiche 1933Sie entsprach der der NSDAP Wo die Erfordernisse des praktischen Sportbetriebs es sinnvoll erscheinen liessen wurden mehrere Gaue der NSDAP zu Sportbereichen zusammengeschlossen Sportbereich 1 Ostpreussen Sportbereich 2 Pommern Sportbereich 3 Berlin Brandenburg Sportbereich 4 Schlesien Sportbereich 5 Sachsen Sportbereich 6 Mitte 1 Sportbereich 7 Nordmark 2 Sportbereich 8 Niedersachsen Sportbereich 9 Westfalen Sportbereich 10 Niederrhein Sportbereich 11 Mittelrhein Sportbereich 12 Hessen Sportbereich 13 Sudwest 3 Sportbereich 14 Baden Sportbereich 14a Elsass Sportbereich 15 Wurttemberg Hohenzollern Sportbereich 16 Bayern Sportbereich 17 Ostmark 4 Sportbereich 18 Sudetenland Sportbereich 19 Danzig Westpreussen Gau Wartheland 1 Thuringen Anhalt und die Provinz Sachsen 2 Schleswig Holstein Hamburg Mecklenburg 3 Pfalz und ab 1935 das Saargebiet 4 Osterreich ab 1938 Verteilung der Mitglieder Bearbeiten Der Nationalsozialistische Reichsbund fur Leibesubungen zahlte am 1 Januar 1937 45 096 Vereine mit 3 582 776 aktiven Mitgliedern 517 992 weibliche 3 064 784 mannliche Am 1 April 1939 wurden 44 622 Vereine mit 3 668 206 aktiven Mitgliedern davon 526 084 weibliche gezahlt die folgende Sportarten betrieben Sportart Vereine Abteilungen Ausubende gesamt davon weiblich0 1 Gerateturnen 12 773 662 567 234 1900 2 Fussball 10 928 483 302 00 2 Rugby 000 52 00 1 925 00 2 Kricket 0000 6 0000 88 00 3 Leichtathletik 0 7 366 268 183 58 8170 4 Handball 0 4 774 152 943 14 2290 4 Basketball 00 156 00 3 396 00 5220 5 Schwimmen 0 2 643 129 142 41 4820 6 Gewichtheben 00 809 0 12 777 00 6 Ringen 00 748 0 15 263 00 6 Jiu Jitsu 00 220 00 7 957 000 680 7 Boxen 00 872 0 17 904 00 8 Fechten 00 548 00 9 088 0 2 5050 9 Hockey 00 411 0 20 446 0 5 74810 Tennis 0 1 840 0 79 932 40 36111 Rudern 00 757 0 49 942 11 43312 Kanu 0 1 155 0 45 652 0 8 18313 Eislauf 00 369 0 13 944 0 4 90713 Rollschuh 00 142 00 4 409 0 2 36414 Skilauf 0 2 099 0 88 395 26 79315 Radfahren 0 2 951 0 61 131 0 5 09316 Segeln 00 460 0 19 069 00 83217 Bergsteigen 00 510 168 450 28 53618 Wandern 0 2 961 198 346 30 68319 Kegeln 0 1 049 0 50 325 0 2 84820 Schiessen 14 310 418 404 0 2 73021 Golf 000 59 00 3 953 0 1 40122 Bobsport 000 21 000 311 000 2922 Schlittensport 000 67 00 2 197 00 68223 Tischtennis 00 777 0 15 810 0 3 93724 Billard 00 246 00 5 046 000 67Die Nummern entsprechen den Fachamtern und Fachverbanden Veranstaltungen BearbeitenMeisterschaften in den einzelnen Sportarten wurden von den Fachamtern und Fachverbanden durchgefuhrt Der Reichsbund fur Leibesubungen veranstaltete ubergreifend 1934 die Wintersportwoche der 4 Deutschen Kampfspiele in Schierke und Braunlage Harz 23 bis 29 Juli 1934 die 4 Deutschen Kampfspiele in Nurnberg 26 bis 31 Juli 1938 das Deutsche Turn und Sportfest in BreslauNamen von Trophaen BearbeitenFussball Der heutige DFB Pokal 1935 gestiftet wurde 1935 bis 1943 als Tschammer Pokal benannt nach dem Reichssportfuhrer ausgespielt Der Amateur Landerpokal 1909 als Kronprinzenpokal gestiftet wurde 1935 bis 1942 als Reichsbundpokal ausgetragen Literatur BearbeitenFrank Becker Den Sport gestalten Carl Diems Leben 1882 1962 Band 3 NS Zeit Duisburg 2009 Hajo Bernett Der Weg des Sports in die nationalsozialistische Diktatur Die Entstehung des Deutschen Nationalsozialistischen Reichsbundes fur Leibesubungen Schorndorf 1983 Hajo Bernett Umbruch oder Kontinuitat Zur Vorgeschichte des Deutschen Reichsbundes fur Leibesubungen In Sozial und Zeitgeschichte des Sports 1995 2 S 7 23 Hajo Bernett Sportpolitik im Dritten Reich Aus den Akten der Reichskanzlei Schorndorf 1971 Dieter Steinhofer Hans von Tschammer und Osten Reichssportfuhrer im Dritten Reich Berlin Munchen Frankfurt a M 1973 ISBN 3 87039 945 7 Schlag nach Wissenswerte Tatsachen aus allen Gebieten 1 Auflage Bibliographisches Institut Leipzig 1938 Schlag nach Wissenswerte Tatsachen aus allen Gebieten 3 Auflage Bibliographisches Institut Leipzig 1941 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons NS Reichsbund fur Leibesubungen Dokumente und BilderEinzelnachweise Bearbeiten Arnd Kruger Heute gehort uns Deutschland und morgen Das Ringen um den Sinn der Gleichschaltung im Sport in der ersten Jahreshalfte 1933 In Wolfgang Buss Arnd Kruger Hrsg Sportgeschichte Traditionspflege und Wertewandel Festschrift zum 75 Geburtstag von Prof Dr Wilhelm Henze Schriftenreihe des Niedersachsischen Instituts fur Sportgeschichte Bd 2 Mecke Duderstadt 1985 S 175 196 Arnd Kruger Der Einfluss des faschistischen Sportmodells Italiens auf den nationalsozialistischen Sport In Morgen A Olsen Hrsg Sport und Politik 1918 1939 40 Universitetsforlaget Oslo 1986 S 226 232 Arnd Kruger Sport im faschistischen Italien 1922 1933 In G Spitzer D Schmidt Hrsg Sport zwischen Eigenstandigkeit und Fremdbestimmung Festschrift fur Prof Dr Hajo Bernett P Wegener Bonn 1986 S 213 226 Hajo Bernett Umbruch oder Kontinuitat Zur Vorgeschichte des Deutschen Reichsbundes fur Leibesubungen In Sozial und Zeitgeschichte des Sports 1995 2 S 7 23 Arnd Kruger Sieg Heil to the most glorious era of German sport Continuity and change in the modern German sports movement In International Journal of the History of Sport 4 1987 1 S 5 20 Erlass des Fuhrers und Reichskanzlers uber den Nationalsozialistischen Reichsbund fur Leibesubungen vom 21 Dezember 1938 Siehe auch Durchfuhrungsbestimmungen zum Erlass des Fuhrers und Reichskanzlers uber den Nationalsozialistischen Reichsbund fur Leibesubungen Vom 15 Mai 1939 des Reichssportfuhrers Arnd Kruger Leibesubungen jetzt erst recht Sport im Zweiten Weltkrieg In Arnd Kruger Hans Langenfeld Hrsg Sport in Hannover von der Stadtgrundung bis heute Die Werkstatt Gottingen 1991 ISBN 3 923478 56 9 S 185 188 Arnd Kruger Germany and Sport in World War II In Can Journal of the History of Sport 24 1993 1 S 52 62 Amtsblatt des Kontrollrats in Deutschland S 19 Jutta Braun Hans Joachim Teichler Hrsg Sportstadt Berlin im Kalten Krieg Prestigekampfe und Systemwettstreit Links Berlin 2006 ISBN 978 3 86153 399 3 S 66 Normdaten Korperschaft GND 505804 1 lobid OGND AKS VIAF 312996613 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nationalsozialistischer Reichsbund fur Leibesubungen amp oldid 235179967