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Felix Linnemann 20 November 1882 in Essen 11 Marz 1948 in Steinhorst war ein deutscher Fussballfunktionar und von 1925 bis 1940 vierter Prasident des Deutschen Fussball Bundes DFB Er war ab 1937 Mitglied der NSDAP und ab 1940 Mitglied der SS Als Leiter einer Kriminalpolizeileitstelle war er verantwortlich fur Deportationen von Sinti und Roma in Vernichtungslager Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenLinnemann wuchs als Sohn eines Architekten in Essen auf und besuchte dort bis zur Reifeprufung 1902 das Burggymnasium Anschliessend studierte er in Munchen Munster und Berlin Jura und Medizin erlangte jedoch keinen akademischen Abschluss 1902 war er Mitglied des Berliner FC Preussen geworden und wurde 1908 in dessen Vorstand gewahlt Vom 1 Oktober 1904 bis zum 30 September 1905 diente er als Einjahrig Freiwilliger im Deutschen Heer 1910 wurde er als Kriminalkommissar Anwarter in den offentlichen Dienst ubernommen und bestand am 31 Mai 1912 die Fachprufung mit der Note ausreichend Im August 1914 wurde er als Soldat fur den Ersten Weltkrieg eingezogen und erhielt bereits nach drei Monaten das Eiserne Kreuz II Klasse Nachdem er im Juli 1917 an Typhus und Ruhr schwer erkrankt war wurde er nach Berlin in eine Uberwachungsabteilung versetzt Nach Kriegsende versah er weiter seinen Polizeidienst in Berlin und wurde nach seiner Beforderung zum Kriminalinspektor in der Abteilung fur Hochstapelei und Scheckbetrug eingesetzt Im Jahr 1927 wurde er hauptamtlich als Organisationsdezernent in der Struktur der Berliner Kriminalpolizei eingesetzt Spatestens 1933 trug er den Titel Kriminalrat 1918 ubernahm Linnemann ehrenamtlich den Vorsitz im Verband Brandenburgischer Ballspielvereine In dieser Eigenschaft setzte er sich bei der Tagung des DFB Bundesausschusses im April 1919 nachdrucklich fur die Starkung des DFB als Dachorganisation des deutschen Fussballsports ein und wurde daraufhin als 2 Bundesvorsitzender des DFB berufen Zu dieser Zeit vertrat er bereits die Ansicht dass der Fussball eine klassenuberwindende Funktion ausuben musste 1925 loste Linnemann Gottfried Hinze als Vorsitzenden des DFB ab Mit Blick auf eine drohende Heranziehung zur Vergnugungssteuer sprach er sich vehement gegen die Einfuhrung des Profifussballs aus forcierte aber andererseits die Kommerzialisierung des Fussballsports unter anderem durch die Gewinnung von Sponsoren um die Vereine finanziell zu starken Auf Betreiben Linnemanns wurde 1926 mit Otto Nerz erstmals ein hauptamtlicher Reichstrainer fur die Fussballnationalmannschaft berufen Bis zur Auflosung des Deutschen Reichsausschusses fur Leibesubungen DRL im Jahre 1933 war Linnemann dessen 3 Vorsitzender Nach der Gleichschaltung aller gesellschaftlichen Organisationen durch die Nationalsozialisten wurde Linnemann am 30 Mai 1933 vom Reichssportkommissar von Tschammer und Osten ehrenamtlich mit der Leitung des DFB beauftragt die er beim DFB Bundestag am 9 Juli 1933 formell ubernahm Daneben wurde er in den Reichsfuhrerring des deutschen Sports aufgenommen In Personalunion wurde er 1934 Leiter des Fachamtes Fussball im Deutschen Reichsbund fur Leibesubungen der an die Stelle des DRL getreten war Unter der Leitung von Linnemann wurde 1933 das Ligensystem im Fussball neu organisiert Die sieben regionalen Mitgliedsverbande des DFB waren aufgelost an die Stelle ihrer zumeist kleinteiligen Ligastrukturen traten 16 zentrale Gauligen deren Sieger in einer Endrunde den deutschen Meister ermittelten Regionale Meisterschaften fanden nicht mehr statt In Linnemanns Verantwortungsbereich im Fachamt Fussball fiel auch die Fussballnationalmannschaft Mit viel propagandistischem Aufwand wurde sie in der deutschen Offentlichkeit zum Favoriten fur das olympische Fussballturnier 1936 in Berlin hochstilisiert Die Nationalmannschaft startete mit einem 9 0 Sieg uber Luxemburg verheissungsvoll in das Turnier Anschliessend ordnete Linnemann an im nachsten Spiel gegen Norwegen die etablierten Spieler zu schonen und durch junge Spieler zu ersetzen Als Reichstrainer Nerz Bedenken ausserte wischte Linnemann diese mit der Bemerkung Ich bin dem Reichssportfuhrer verantwortlich vom Tisch Deutschland verlor unter den Augen von Adolf Hitler mit 0 2 und schied aus dem Olympiaturnier aus Linnemann walzte danach alle Schuld auf Nerz ab und leitete begleitet von undurchsichtigen Umstanden die sich bis 1938 hinzogen dessen Ablosung und Nachfolge durch Sepp Herberger ein Dennoch war er durch seine Fehlentscheidung bei den Olympischen Spielen angreifbar geworden ausserdem war er nach wie vor weder Mitglied der NSDAP noch der SS fur einen Polizeibeamten ungewohnlich Dieses Manko wurde schliesslich als Grund angefuhrt dass er am 1 April 1937 in seiner hauptberuflichen Funktion als Leiter des Kriminalinstituts in Berlin Charlottenburg durch Otto Hellwig abgelost und zur Fachschule fur Kriminalpolizei nach Stettin versetzt wurde Damit war er von den Berliner Entscheidungsablaufen im Fachamt und beim DFB abgeschnitten und er nahm in der Folgezeit nur noch reprasentative Aufgaben wahr wenngleich er seiner Fuhrungspositionen in beiden Bereichen nie enthoben wurde Er blieb weiter Kurator an der Berliner Hochschule fur Leibesubungen und Mitglied der Amateurkommission der FIFA Noch 1937 trat Linnemann der NSDAP bei Mitgliedsnummer 4 652 107 1 1939 wurde er als Leiter der Kriminalpolizeileitstelle nach Hannover versetzt und dort zum Regierungs und Kriminaldirektor befordert Als Dienststellenleiter war er auch verantwortlich fur die Deportation der in der Region Hannover ansassigen Sinti und Roma in die Konzentrationslager vgl Porajmos 1940 wurde er Mitglied der SS SS Nr 353 496 2 und stieg dort zum SS Obersturmbannfuhrer und nach seiner Versetzung ins Reichssicherheitshauptamt in Berlin am 30 Januar 1945 zum SS Standartenfuhrer auf 1 Am 27 April 1940 loste sich der DFB formal auf und Linnemann wurde zu einem der drei Liquidatoren bestimmt nbsp Grab von Felix Linnemann auf dem Friedhof von Steinhorst 2014 Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Linnemann am 26 Mai 1945 wegen seiner Mitgliedschaft in der SS von der britischen Militarregierung verhaftet und fur sechs Monate im Lager Westertimke interniert Auf Drangen der FIFA sollte er kunftig keine nationalen und internationalen Amter mehr in Fussballgremien ausuben Nach seiner Entlassung aus der Internierung lebte er zusammen mit seiner Frau in Steinhorst wo er am 11 Marz 1948 verstarb und beigesetzt wurde Literatur BearbeitenHubert Dwertmann Sportler Funktionare Beteiligte am Massenmord das Beispiel des DFB Prasidenten Felix Linnemann In SportZeiten 5 Nr 1 Die Werkstatt 2005 ISSN 1617 7606 S 7 46 Hans Christian Harten Die weltanschauliche Schulung der Polizei im Nationalsozialismus Ferdinand Schoningh Verlag Paderborn 2018 Dirk Bitzer Bernd Wilting Sturmen fur Deutschland Die Geschichte des deutschen Fussballs von 1933 bis 1954 Campus Frankfurt New York 2003 ISBN 978 3 593 37191 7 Nils Havemann Fussball unterm Hakenkreuz Campus Verlag Frankfurt New York 2005 Weblinks BearbeitenFelix Linnemann 1925 1945 Biographie Deutscher Fussball Bund Einzelnachweise Bearbeiten a b Ernst Klee Das Kulturlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 10 039326 5 S 370 Sicher und versichert In Der Spiegel 20 1975 12 Mai 1975 S 145 148 abgerufen am 24 Januar 2020 Prasidenten des Deutschen Fussball Bundes Ferdinand Hueppe Friedrich Wilhelm Nohe Gottfried Hinze Felix Linnemann Peco Bauwens Hermann Gosmann Hermann Neuberger Egidius Braun Gerhard Mayer Vorfelder Theo Zwanziger Wolfgang Niersbach Reinhard Grindel Fritz Keller Bernd Neuendorf Normdaten Person GND 130275778 lobid OGND AKS VIAF 33100487 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Linnemann FelixKURZBESCHREIBUNG deutscher Fussballfunktionar Prasident des Deutschen Fussball BundesGEBURTSDATUM 20 November 1882GEBURTSORT SteinhorstSTERBEDATUM 11 Marz 1948STERBEORT Steinhorst Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Felix Linnemann amp oldid 234781374