www.wikidata.de-de.nina.az
Wilhelm Bruno Dietrich Dittmann 15 Januar 1915 in Berlin 17 August 1988 war ein deutscher evangelischer Pfarrer Superintendent im Berliner Kirchenkreis Neukolln und zuletzt Propst in der Evangelischen Kirche Berlin Brandenburg Inhaltsverzeichnis 1 Werdegang 2 Kriegszeit und Gefangenschaft 3 Nach 1945 4 Wirken als Propst 5 Mitgliedschaften 6 Veroffentlichungen 7 Literatur 8 EinzelnachweiseWerdegang BearbeitenWilhelm Dittmann wurde am 5 Januar 1915 in Berlin Wilmersdorf als Sohn des Rechtsanwaltes und Notars Fritz Dittmann und seiner Frau Sophie geb Warschauer geboren Konfirmiert wurde er 1931 in der Schoneberger Apostel Paulus Kirche von Pfarrer Eitel Friedrich von Rabenau durch den er in Kontakt mit der Bekennenden Kirche kam Dittmann besuchte das Hohenzollern Gymnasium in Berlin Schoneberg an dem er 1934 als Primus sein Abitur ablegte Dennoch erhielt er aus rassenpolitischen Grunden der Nationalsozialisten keine Hochschulreife da seine Mutter Judin war Somit konnte er seinen Wunsch Theologie zu studieren nicht an einer deutschen staatlichen Universitat verwirklichen Im gleichen Jahr trat Dittmann in die Bekennende Kirche ein und begann sein Theologiestudium an der Kirchlichen Hochschule In Bethel das er dann in der Schweiz an der Theologischen Schule Basel und anschliessend an der Universitat Basel fortsetzte Dort studierte er u a bei Karl Barth Eduard Thurneysen und Wilhelm Vischer Nach plotzlicher Erteilung der deutschen Hochschulreife konnte Dittmann sein Studium in Tubingen fortsetzen und promovierte dort bei Gerhard Kittel mit Die Auslegung der Urgeschichte 1 Mose 1 3 im Neuen Testament Hier verlobte er sich auch mit Margarete Leitner die er auf Grund der Rassengesetze als judischer Mischling allerdings nicht heiraten konnte Sein illegales erstes theologisches Examen in der Bekennenden Kirche legte er 1939 bei Martin Albertz in Berlin Spandau ab Nach seinem Vikariat in der Kirche am Hohenzollernplatz in Berlin Wilmersdorf 1939 das durch seinen Wehrdienst verkurzt wurde wirkte er im Pfarrsprengel Christianstadt Bober Billendorf Laubnitz und Droskau Kreis Sorau da die Gemeinden durch den Kriegsdienst ihrer Pfarrer vakant waren Dort legte er 1941 auch seine zweite theologische Prufung in der Bekennenden Kirche ab die im Rahmen einer Visitation durch Otto Dibelius und Gunther Harder in den von ihm versorgten Notgemeinden erfolgte 1 Dittmann wurde am 20 Mai 1942 bei der Pfingstruste der Bekennenden Kirche in der Martin Luther Kirche in Berlin Lichterfelde durch Otto Dibelius und Erich Andler ordiniert Kriegszeit und Gefangenschaft BearbeitenZwischen erstem und zweitem theologischen Examen wurde Dittmann von 1939 an kriegsverpflichtet wegen seiner judischen Abstammung allerdings 1941 als wehrunwurdig aus dem Wehrdienst entlassen Ostern 1944 wurde er durch die Gestapo verhaftet und im Sonderkommando J zur Zwangsarbeit im Ruhrgebiet eingesetzt Nach dem Kriegsende geriet Dittmann in amerikanische Kriegsgefangenschaft Durch eine Verwechslung eines US Offiziers wurde er statt in ein Lager fur Verschleppte Personen in ein franzosisches Kriegsgefangenenlager nach Rennes in der Bretagne verbracht und dort von den Franzosen als Lagerpfarrer eingesetzt Als der Irrtum seiner Einweisung entdeckt wurde blieb er um der Kameraden willen freiwillig dort als Seelsorger Im Lager richtete er ein Seminar fur kriegsgefangene evangelische Theologiestudenten ein Das Angebot einer theologischen Lehrtatigkeit in Montpellier lehnte er zu Gunsten einer Entlassung nach Deutschland 1946 ab Nach 1945 Bearbeiten nbsp Kirche in Berlin Lichtenrade Wirkungsort Wilhelm Dittmanns von 1946 bis 1954Uber die franzosische Besatzungszone konnte Dittmann in die Heimat der Braut nach Esslingen reisen wo das Paar nach neunjahriger Verlobungszeit am 16 Februar 1946 heiraten konnte Nach einer kurzen Vertretungszeit als Pfarrer in Esslingen kehrte Dittmann 1946 nach Berlin West zuruck und erhielt die Anerkennung als Pfarrer fur die Evangelische Kirche in Berlin Brandenburg Noch im gleichen Jahr wurde er in die Kirchengemeinde Berlin Lichtenrade im amerikanischen Sektor Berlins berufen Die Pfarrstelle war vakant da beide Vorganger als Mitglieder der den Nationalsozialisten nahe stehenden Deutschen Christen vor der Sowjetarmee aus der Gemeinde geflohen waren 2 Zusatzlich ubernahm er die Aufgabe des Jugendpfarrers im Kirchenkreis Kolln Land II 1950 wurde Dittmann in die Provinzialsynode gewahlt ab 1954 war er Mitglied im Stadtsynodalausschuss zum 1 August 1954 wurde er von der Kreissynode des 1947 gebildeten Kirchenkreises Neukolln zum Superintendenten gewahlt Mit 39 Lebensjahren war er der jungste Superintendent Berlins 3 Ab 1963 war er Mitglied der Kirchenleitung Wirken als Propst Bearbeiten nbsp Grabstatte auf dem Friedhof DahlemAls Nachfolger von Martin Schutzka 28 Januar 1908 4 September 1978 wurde Dittmann 1970 von der Kirchenleitung zum Propst der Evangelischen Kirche Berlin Brandenburg fur den Bereich Berlin West berufen und am 14 April 1970 in einem Gottesdienst in der Kaiser Wilhelm Gedachtniskirche durch Bischof Kurt Scharf in sein Amt eingefuhrt Er begann seine Tatigkeit in einer kirchenpolitisch stark polarisierten West Berliner evangelischen Kirche Dies zeigte sich besonders in dem ihm neu ubertragenen Aufgabengebiet des gesamten theologischen Ausbildungswesens 4 In einem Kreis um ihn wurde das Konzept eines Praktisch Theologischen Ausbildungsseminars PTA entwickelt das 1973 das traditionelle Ausbildungsmodell des Predigerseminars ersetzte Dies brachte ihm auch den Titel Vater des PTA ein 5 Haufig musste Dittmann das PTA und die Pfarramtskandidaten gegen politische Vorwurfe in Schutz nehmen 6 was ihm heftige Kritik konservativer Kreise einbrachte 7 Gleichwohl gelang es ihm vermittelnd zwischen den Konfliktparteien zu wirken 8 Dittmann pflegte auch den Kontakt mit dem Ostteil der Berlin Brandenburgischen Kirche Bei der Einfuhrung von Bischof Albrecht Schonherr 1973 assistierte er in Vertretung des von den DDR Behorden ausgesperrten Bischofs Scharf 9 1973 besuchte er auch die schwarze lutherische Kirche in Sudafrika mit der die Berliner Kirche durch partnerschaftliche Beziehungen verbunden war und ubte starke Kritik an der Politik der Rassentrennung der weissen Regierung 10 Weitere Verdienste erwarb er sich im Dialog zwischen Christen und Juden 11 Nach Ablauf seiner 10 jahrigen Amtszeit 1980 trat Dittmann in den Ruhestand Zu seinem Nachfolger im Propstamt wurde der Direktor des Berliner Missionswerkes Uwe Hollm berufen Dittmann verstarb infolge eines Schlaganfalls im Alter von 73 Jahren am 17 August 1988 Er wurde auf dem Friedhof Dahlem Feld 009 35 bestattet Mitgliedschaften BearbeitenSeit 1961 war Dittmann Mitglied des Kuratoriums der Kirchlichen Hochschule Berlin an der er auch einen Lehrauftrag hatte 12 In der Zeit des Wirkens von Schifferpfarrer Wallmann war Dittmann Vorsitzender des Vereins zur kirchlichen Fursorge fur die Fluss und Kanalschiffer e V Berlin Ev Binnenschiffergemeinde Berlin und Brandenburg 13 Auf der konstituierenden Sitzung des Kuratoriums der Schleiermacherschen Stiftung wurde Dittmann zum Vorsitzenden gewahlt Aufgabe der Stiftung ist es in Zusammenwirkung von Berliner Senat und evangelischer Kirche eine kritische Gesamtausgabe der Werke des Berliner Theologen und Philosophen Friedrich Schleiermacher herauszugeben 14 Mit der Zeichnung der ersten Anteile 1979 wurde Dittmann einer der ersten Mitglieder des Forderkreises der Okumenischen Entwicklungsgenossenschaft Ecumenical Development Cooperative Society EDCS innerhalb der Evangelischen Kirche in Berlin Brandenburg Berlin West e V 15 Wilhelm Dittmann war Mitbegrunder der Telefonseelsorge Berlin 16 Seit 3 Juni 1969 war Dittmann stellvertretender Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche der Union 17 Ein weiteres Amt bekleidete er als Kuratoriumsvorsitzender der Evangelischen Akademie zu Berlin Veroffentlichungen BearbeitenWilhelm Dittmann Hrsg Dibelius Otto So habe ichʼs erlebt Selbstzeugnisse CZV Christlicher Zeitschriftenverlag Berlin 1980 ISBN 3 7674 0169 X Wilhelm Dittmann G von Glowczewski F Pauli M Richter R Stawinski Hrsg Berlin 750 Jahre Kirchen und Kloster HB Verlags und Vertriebs Gesellschaft Hamburg 1987 ISBN 3 616 06724 3Literatur BearbeitenMartin Fischer Wilhelm Dittmann Theologe in Kirchenleitung und Verwaltung In Geschichte in Gestalten J F Steinkopf Verlag Stuttgart 1975 S 185f Karl Heinrich Lutcke Die Leben des Dr Wilhelm Dittmann Pfarrer der bekennenden Kirche Zwangsarbeiter Pfarrer in Lichtenrade Nachdruck des Artikels aus dem Berliner Sonntagsblatt Die Kirche Januar 2015 in Gemeindebrief Evangelische Kirchengemeinde Lichtenrade Marz 2015 S 14f Hartmut Ludwig und Eberhard Rohm in Verbindung mit Jorg Thierfelder Evangelisch getauft als Juden verfolgt Theologen judischer Herkunft in der Zeit des Nationalsozialismus Calwer Verlag GmbH Bucher und Medien Stuttgart 2021 Kapitel 84 Wilhelm DittmannEinzelnachweise Bearbeiten Kurt Scharf Leben ist Wanderung Zum Ausscheiden von Propst Dr Wilhelm Dittmann aus seinem kirchlichen Hauptamt In Berliner Sonntagsblatt 30 Marz 1980 Nr 13 S 4 Die Leben des Dr Wilhelm Dittmann Pfarrer der bekennenden Kirche Zwangsarbeiter Pfarrer in Lichtenrade In Gemeindebrief Evangelische Kirchengemeinde Lichtenrade Marz 2015 S 14f Berlins jungster Superintendent Berliner Morgenpost Ausgabe Steglitz und Zehlendorf vom 1 August 1954 LR Amt des Propstes mit neuen Aufgaben In Spandauer Volksblatt vom 14 April 1970 Claus Marcus Ein vaterlicher Freund der Fragenden Zum 80 Geburtstag von Wilhelm Dittmann In Die Kirche Berlin Brandenburg vom 22 Januar 1995 Kirchenleitung beschliesst Dienstag uber Predigerseminar epd Landesdienst Berlin Nr 12 v 29 Januar 1973 S 3 Bruder General In Der Spiegel Nr 17 1974 vom 21 April 1974 Frank Pauli Geduld und Herzensstarke Zum Tode von Dr Wilhelm Dittmann In Berliner Sonntagsblatt Nr 34 vom 28 August 1988 S6 epd Landesdienst Berlin Nr 18 vom 12 Februar 1973 Berliner Sonntagsblatt Nr 15 vom 15 4 1973 S 2 Todesanzeige der Kirchenleitung im Berliner Sonntagsblatt Nr 34 vom 28 August 1988 S6 Ehemaliger Propst Dittmann gestorben In epd Landesdienst Berlin Nr 155 vom 19 August 1988 https schifferkirche wordpress com 2017 01 29 nach knapp 107 jahren Abrufdatum 27 11 2021 epd Landesdienst Berlin Nr 112 vom 17 Juli 1979 S 3 https www kirche mv de fileadmin Downloadtexte OikocreditFoerderkreisNordost pdf Abrufdatum 27 11 2021 https telefonseelsorge berlin de wp content uploads 2021 07 Nachruf Dr Rhein PDF pdf Abrufdatum 27 11 2021 Tatigkeitsbericht der Kirchenkanzlei der EKU von Januar 1968 Marz 1970 Evangelische Kirche der Union Berlin 1970 S 7Normdaten Person GND 173797458 lobid OGND AKS LCCN n81031644 VIAF 267311970 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Dittmann WilhelmALTERNATIVNAMEN Dittmann Wilhelm Bruno Dietrich vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher evangelischer Pfarrer Superintendent im Berliner Kirchenkreis Neukolln und zuletzt Propst in der Evangelischen Kirche Berlin BrandenburgGEBURTSDATUM 15 Januar 1915GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 17 August 1988 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Dittmann Propst amp oldid 237102801