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Die Wespenspinne Argiope bruennichi auch Zebraspinne Tigerspinne oder Seidenbandspinne ist eine Spinne aus der Familie der Echten Radnetzspinnen Die grosse und sehr auffallend gezeichnete Art wurde 2001 zur Spinne des Jahres gewahlt WespenspinneWespenspinne Argiope bruennichi SystematikUnterordnung Echte Webspinnen Araneomorphae Teilordnung EntelegynaeUberfamilie Radnetzspinnen Araneoidea Familie Echte Radnetzspinnen Araneidae Gattung ArgiopeArt WespenspinneWissenschaftlicher NameArgiope bruennichi Scopoli 1772 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Verwechslungsmoglichkeiten 3 Verbreitung und Lebensraum 4 Netzbau 5 Ernahrung 6 Fortpflanzung 7 Giftigkeit 8 Gefahrdung 9 Naturliche Feinde 10 Galerie 11 Literatur 12 Weblinks 13 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenWahrend Mannchen nur eine Korperlange von sechs Millimetern erreichen werden Weibchen mit bis zu 25 Millimetern deutlich grosser Unverwechselbar ist bei den Weibchen das gelb weiss gestreifte Opisthosoma Hinterleib das mit schwarzen Querbandern wespenahnlich gezeichnet ist und das silbrig weiss behaarte Prosoma Vorderleib Die hellbraunen Mannchen mit undeutlicher dunkler Zeichnung sind wesentlich unauffalliger Verwechslungsmoglichkeiten BearbeitenEine Verwechslungsgefahr ist kaum vorhanden Die nur im Mittelmeerraum vorkommende nah verwandte Art Argiope lobata baut ebenfalls Netze mit Zickzack Band und halt sich wie A bruennichi wenn ungestort immer in der Mitte des Netzes der Nabe auf wo sie mit ihrer lebhaft schwarz gelben Zeichnung und ihrer etwa gleichen Korpergrosse genauso auffallig ist Der Hinterleib von A lobata ist jedoch deutlich breiter als der von A bruennichi und gelappt d h mit kraftigen seitlichen Hockern versehen Die Netze sind meistens deutlich grosser als die von A bruennichi Verbreitung und Lebensraum BearbeitenDie Wespenspinne war bis vor etwa 50 Jahren vor allem im sudlichen Europa verbreitet in Mitteleuropa sehr selten ihr Vorkommen war hier auf wenige Verbreitungsinseln in der Oberrheinischen Tiefebene im Rhein Main Gebiet und in der Umgebung von Berlin beschrankt Seitdem hat die Art ihr Areal stark vergrossert und ausgedehnt Mittlerweile ist sie in fast allen europaischen sowie in einigen asiatischen und nordafrikanischen Landern anzutreffen 1 2 Die Art bevorzugt sonnige offene Standorte mit niedriger bis halbhoher Vegetation und hoher Heuschrecken Population auf trockenem wie feuchtem Untergrund z B Trockenrasen luckig bewachsenes Odland oder Feuchtwiesen Ab Mai sind junge Spinnen anzutreffen von Juli bis August findet man erwachsene Tiere Die Weibchen sind bis in den Oktober anzutreffen Netzbau Bearbeiten nbsp Netz der Wespenspinne mit senkrecht verlaufendem StabilimentIm Schnitt benotigt eine Wespenspinne 40 Minuten fur den Netzbau Die Hohe der Netznabe liegt ublicherweise zwischen 20 und 70 cm uber dem Boden Die Hohe ist angepasst an den Lebensraum der Beutetiere Charakteristisch fur das Netz der Wespenspinne ist ein haufig sehr kraftiges zickzackformiges Gespinstband in vertikaler Ausrichtung ober und unterhalb der Nabe das sogenannte Stabiliment Inzwischen sind weitere Formen von Stabilimenten bekannt Es gibt zum Beispiel kreisformige Anordnungen der Zickzacklinien um die Netzmitte herum besonders bei Jungspinnen nur ein Gespinstband nach unten weisend oder gar ein fehlendes Stabiliment Diese abnormalen oder fehlenden Stabilimente deuten darauf hin dass die ursprunglich zugeschriebene stabilisierende Wirkung fur das Netz nicht primar gilt Auch die Vermutung dass es sich ausschliesslich um eine Art Tarnung des Netzes handelt gilt als nicht gesichert Beobachtungen zeigen dass der Aufbau des Stabiliments entweder durch chemische Kontaminierung des Lebensraumes beeinflusst wird oder durch das Alter und Geschlecht der Wespenspinnen Mannliche Spinnen weben bis zum Erreichen der Geschlechtsreife uberwiegend die haufige senkrechte Zickzacklinie uber und unter der Netznabe aber auch zirkular verlaufende Gespinstbander um die Mittelnabe Im September und Oktober scheinen die mannlichen Wespenspinnen meist nur noch einarmige nach unten gerichtete Zickzacklinien zu weben Weibliche Wespenspinnen legen uberwiegend die bekannte vertikale Zickzacklinie an aber auch das ganze Jahr uber kreisformige Stabilimente Sogar Kombinationen aus einem zirkularen Stabiliment und vertikalen zickzackformigen Gespinstbandern wurden beobachtet Ernahrung Bearbeiten source source source source source source Weibliche Wespenspinne fangt und frisst eine Heuschrecke Bedingt durch ihren Lebensraum besteht die Beute vor allem aus Heuschrecken z B Heupferde und Hautfluglern wie Bienen und Wespen Es werden jedoch auch fast alle anderen Insekten geeigneter Grosse erbeutet wie Fliegen Schmetterlinge oder Libellen Wespenspinnen mit hohem Nahrungsangebot entwickeln sich schneller fertigen mehr Kokons an und verschwinden deutlich fruher Artgenossen die wenig fressen gehen erst sehr spat in Winterruhe Sobald sich Beute in dem Netz der Wespenspinne verfangen hat wickelt sie ihr Opfer ein und totet es mit Gift Die Weichteile der Beute werden durch injiziertes Gift verflussigt und dann ausgesaugt extraintestinale Verdauung Fortpflanzung Bearbeiten nbsp Kokon der Wespenspinne Wespenspinnen paaren sich zwischen Ende Juli und Anfang August Das Mannchen erregt das Weibchen durch charakteristisches Rutteln an dessen Netz Nachdem sich das Weibchen erhoben hat kriecht das Mannchen darunter und begattet es Wespenspinnenweibchen sind wie alle Weibchen innerhalb der Gattung Argiope extrem kannibalistisch und versuchen unmittelbar nach Beginn der Paarung das Mannchen zu erbeuten Beim Versuch zu entfliehen bricht bei den Mannchen mitunter der zur Spermienubertragung dienende Bulbus ab und verstopft so die Geschlechtsoffnung des Weibchens Damit erhoht sich zwar nicht die Uberlebenschance des Mannchens bei der Kopulation jedoch erhohen sich die Erfolgsaussichten seiner Vaterschaft gegenuber konkurrierenden spater kopulierenden Mannchen 3 Noch ungeklart ist ob die Genitalverstummelung eine Anpassung an den sexuellen Kannibalismus der Weibchen ist 4 Jedenfalls ist der Kannibalismus nicht als weibliche Strategie gegen die mannliche Monopolisierung mittels Verstopfung des weiblichen Genitals zu verstehen wie neuere Erkenntnisse mittlerweile beweisen Der Sexualkannibalismus ist sowohl fur das gefressene Mannchen als auch fur seinen Nachwuchs von Vorteil wenn man die Angelegenheit aus evolutionarer Sicht betrachtet Zoologen der Universitat Hamburg wiesen nach dass die Aussicht auf Vaterschaft fur Spinnenmannchen durch den Tod bei oder in Folge der Paarung signifikant steigt Weibliche Wespenspinnen sammeln bis zur Befruchtung meist Spermien unterschiedlicher Mannchen in einer entsprechenden Vorratstasche Receptaculum seminis Daher haben ihre Nachkommen oft unterschiedliche Vater die je nach Lange des Paarungsaktes unterschiedlich viele Samenzellen bei dem Weibchen deponieren konnten Um eine Kopulation als Mannchen zu uberleben ware ein schneller Ruckzug notwendig bei dem allerdings entsprechend weniger Nachkommen gezeugt werden Daruber hinaus produzierten die kannibalistischen Weibchen im Direktvergleich zu Weibchen die vom Verzehr des Partners abgehalten wurden schwerere Eier Die Jungspinnen profitieren von einer besseren Dotterversorgung die sich positiv auf ihr Schlupfgewicht auswirkt 5 6 Ab Ende August legen die Weibchen ihre Eier in kugelformige braunliche Kokons Dabei befindet sich das Eipaket in einem inneren Kokon verpackt aufgehangt im eigentlichen Kokon Ein Eipaket kann mehr als hundert Eier enthalten Die Jungspinnen die schon bald schlupfen uberwintern im gut getarnten Kokon Sobald es fur sie warm genug ist verlassen sie ihren Kokon und entwickeln sich sehr schnell zu erwachsenen Spinnen Giftigkeit BearbeitenDas Gift der Wespenspinne ist fur den Menschen nicht gefahrlich Die Giftklauen konnen die menschliche Haut normalerweise nicht durchdringen da sie zu kurz sind Lediglich an dunnen Hautstellen wie zum Beispiel an den Ohrlappchen kann es theoretisch zu einem Giftbiss kommen Schwellungen Rotungen und leichte Schmerzen konnen die Folge sein Aktuelle Untersuchungen mittels Transcriptomics und Proteomics haben ergeben dass das Gift der Wespenspinne hauptsachlich aus hochmolekularen Proteinen aufgebaut ist und im Vergleich zu anderen Spinnen nur wenige Peptide mit Cystin Knoten enthalt 7 Gefahrdung BearbeitenDie Art ist weit verbreitet und in geeigneten Habitaten haufig Sie wird in Deutschland in der Roten Liste als ungefahrdet eingestuft Naturliche Feinde BearbeitenDie Schlupfwespe Tromatobia ornata ist auf die Wespenspinne als Wirt spezialisiert 8 Die Weibchen legen ihre Eier in die Kokons von Wespenspinnen Die geschlupften Larven ernahren sich von den Eiern des Spinnengeleges 8 Galerie Bearbeiten nbsp Wespenspinne Weibchen mit kreisformiger Anordnung der Zickzacklinien des Netzes nbsp Wespenspinne Mannchen nbsp Nahaufnahme einer Wespenspinne nbsp Wespenspinne mit Beute nbsp Kokon einer Wespenspinne nbsp Kokon einer Wespenspinne nbsp Deckel des inneren Kokons geoffnet nbsp EigelegeLiteratur BearbeitenPeter Sacher Rudimentare Radnetze bei adulten Mannchen der Wespenspinne Argiope bruennichi In Veroff Naturhist Mus Schleusingen 6 1991 S 30 38 Heiko Bellmann Spinnen beobachten bestimmen Naturbuch Verlag Augsburg 1992 ISBN 3 89440 064 1 T Blick Koord Checkliste der Spinnen Mitteleuropas Checklist of the spiders of Central Europe Arachnida Araneae Arachnologische Gesellschaft e V 2004 P R Harvey D R Nellist M G Telfer Hrsg Provisional atlas of British spiders Arachnida Araneae Volumes 1 amp 2 Biological Records Centre Huntingdon 2002 T Kronestedt Checklist of Spiders Araneae in Sweden Department of Entomology Swedish Museum of Natural History Stockholm 2001 Sylvia Feil Umgarnen oder betauben Die Waffen der Wespenspinne In Chemie in unserer Zeit Nr 55 2021 S 6 7 doi 10 1002 ciuz 202000062 archive org PDF 469 kB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wespenspinne Album mit Bildern und Videos Argiope bruennichi im World Spider Catalog Argiope bruennichi bei Fauna Europaea Abgerufen am 9 August 2013Einzelnachweise Bearbeiten J Murphy British Arachnological Society World Distribution Map 2006 British Arachnological Society A Staudt Koord Arages e V Europaische Verbreitung 2008 Arages e V Stefan H Nessler Gabriele Uhl Jutta M Schneider Genital damage in the orb web spider Argiope bruennichi Araneae Araneidae increases paternity success In Behavioral Ecology 18 Heft 1 2007 S 174 181 Zusammenfassung Pressemitteilung G Uhl S H Nessler J Schneider Copulatory mechanism in a sexually cannibalistic spider with genital mutilation Araneae Araneidae Argiope bruennichi In Zoology Jena 110 5 2007 S 398 408 Epub 2007 Sep 14 PMID 17869076 Wespenspinnen Kannibalismus kommt dem Nachwuchs zugute Universitat Hamburg Forschung abgerufen am 11 September 2021 Sexual cannibalism benefits offspring survival Autoren J Schneider K Welke auf engl Info NA abgerufen am 11 September 2021 aus Animal Behaviour 2012 83 1 201 207 Tim Luddecke Bjorn M von Reumont Frank Forster Andre Billion Thomas Timm An Economic Dilemma between Molecular Weapon Systems May Explain an Arachno Atypical Venom in Wasp Spiders Argiope bruennichi In Biomolecules Band 10 Nr 7 2020 S 978 doi 10 3390 biom10070978 mdpi com abgerufen am 26 November 2020 a b Peter Sacher Zur Arealerweiterung von Argiope bruennichi Araneae Araneidae in Deutschland wie genau sind unsere fruhen Daten In Arachnol Mitt Nr 22 Basel Oktober 2001 S 29 36 arages de PDF 661 kB abgerufen am 23 Oktober 2020 Spinne des Jahres in Deutschland seit 2006 europaweit Wasserspinne 2000 Wespenspinne 2001 Listspinne 2002 Grosse Zitterspinne 2003 Grune Huschspinne 2004 Zebraspringspinne 2005 Krabbenspinne 2006 Flussuferwolfsspinne 2007 Grosse Winkelspinne 2008 Dreiecksspinne 2009 Gartenkreuzspinne 2010 Gemeine Labyrinthspinne 2011 Hohlenradnetzspinne 2012 Gemeine Tapezierspinne 2013 Gemeine Baldachinspinne 2014 Vierfleck Zartspinne 2015 Konusspinne 2016 Spaltenkreuzspinne 2017 Fettspinne 2018 Ameisenspringspinne 2019 Gerandete Jagdspinne 2020 Zweihocker Spinnenfresser 2021 Trommelwolf 2022 Ammen Dornfinger 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wespenspinne amp oldid 237695959