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Wendelstein 7 X W7 X ist eine Experimentieranlage zur Erforschung der Kernfusionstechnik die in Greifswald vom Max Planck Institut fur Plasmaphysik IPP betrieben wird Die Hauptkomponente ist ein Stellarator Mit W7 X sollen die physikalischen und technischen Grundlagen untersucht sowie die prinzipielle Kraftwerkstauglichkeit von Kernfusionsreaktoren des Stellarator Typs demonstriert werden fur eine nennenswerte Freisetzung von Fusionsenergie ist diese Anlage nicht vorgesehen Andere Forschungsanlagen wie der im Bau befindliche ITER arbeiten nach dem Tokamak Prinzip Fur welches Reaktorkonzept man sich bei einem zukunftig eventuell realisierbaren Fusionsleistungsreaktor entscheiden wird ist zurzeit noch nicht abzusehen W7 X Computermodell mit Vakuumgefass Spulen und PlasmaEinbau des letzten der funf Module des Wendelstein 7 X Ende 2011 source source source source source source source track Video Wie arbeitet ein Kernfusionsreaktor mit Vergleich von Tokamak und Stellarator sowie Wendelstein 7 X Kernstuck der Anlage ist ein torusformiger Magnetfeldkafig mit einem Radius von 5 5 Metern der das 100 Millionen Grad heisse Plasma einschliesst Dieser Kafig besteht aus einem Kranz von 50 supraleitenden etwa 3 5 Meter hohen Magnetspulen aus Niob Titan Die Masse des eingeschlossenen Plasmas betragt nur 5 bis 30 Milligramm die sich auf ein Volumen von etwa 30 Kubikmetern verteilen 1 Die Anlage ist neben dem Large Helical Device in Japan die weltweit grosste Forschungsanlage vom Typ Stellarator In der Anlage wurde Ende 2015 das erste Helium Plasma 2 Anfang 2016 das erste Wasserstoff Plasma erzeugt 3 Um ein flexibles Experimentieren zu ermoglichen verwendet Wendelstein 7 X im Gegensatz zu ITER und den fur die Zukunft geplanten Kernfusionsreaktoren kein Gemisch aus Deuterium und radioaktivem Tritium sondern in der ersten Experimentphase ein Plasma aus reinem gewohnlichem Wasserstoff so dass keine Neutronen freigesetzt werden Spater soll ein Protium Deuterium Gemisch verwendet werden das dann zu Helium 3 oder Tritium fusioniert Allerdings ist bei den geplanten Temperaturen und Dichten die Fusionsrate sehr gering so dass nur wenige Neutronen freigesetzt werden Die Aktivierung der Reaktormaterialien ist dadurch im Vergleich mit zukunftigen Leistungsreaktoren sehr gering Das Experiment Wendelstein 7 X soll in erster Linie die Einschlusseigenschaften eines optimierten Stellarators sowie dessen Dauerbetriebsfahigkeit untersuchen 4 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Namensgebung 2 Grundlagen und Ziele des Projekts 3 Technik und Daten 4 Komponenten des Stellarators 4 1 Magnetsystem 4 2 Plasmagefass Divertor und erste Wand 4 3 Kryostat 4 4 Stutzstrukturen 4 5 Plasmaheizung 4 6 Versorgungseinrichtungen 5 Projektverlauf 5 1 Montage 5 2 Erste Betriebsphase 5 3 Umbau und zweite Betriebsphase 6 Strahlenschutzaspekte 7 Kritik 8 Finanzierung 9 Kooperationspartner 9 1 Deutschland 9 2 Europa 9 3 Vereinigte Staaten 9 4 Japan 10 Weblinks 10 1 Videos 11 EinzelnachweiseGeschichte und Namensgebung BearbeitenFur die fruhen Stellarator Experimente am Princeton Labor fur Plasmaphysik hatte man den Namen Matterhorn gewahlt als klar wurde dass die Fusionsforschung so muhevoll werden wurde wie eine Bergbesteigung Die ersten deutschen Stellaratoren standen im bayerischen Garching bei Munchen Der Name des Berges Wendelstein in den Bayerischen Alpen wurde bereits Ende der 1950er Jahre in Anspielung auf die Matterhorn Experimente gewahlt 5 Auch die gewendelte verdrillte Form der Magnetfeldlinien konnte bei der Benennung eine Rolle gespielt haben Die Nummer 7 folgte auf die Stellaratoren der Typen 1 und 2 sowie die Experimente Wendelstein 3 6 die allerdings keine Stellaratoren waren 6 Der erste grosse Stellarator am IPP war im Jahr 1975 der W7 A 1988 folgte W7 AS der erste Stellarator mit optimierten modularen Spulen Wendelstein 7 X ist das direkte Nachfolgeexperiment von W7 AS mit grosseren Dimensionen und zahlreichen Verbesserungen Grundlagen und Ziele des Projekts Bearbeiten Hauptartikel Kernfusion nbsp Schematische Darstellung der angestrebten Form des Plasmas gelb mit dem Verlauf einer beispielhaften magnetischen Feldlinie auf der Plasmaoberflache grun und des dafur erforderlichen Magnetspulensystems blau source source source Interview von Holger Klein mit dem wissenschaftlichen Leiter des Projekts Thomas Klinger Mai 2014 7 Mit der Fusionsforschung soll die Moglichkeit der kommerziellen Erzeugung von elektrischer Energie aus der Verschmelzung von Atomkernen erforscht werden Die Energie der im Kernfusionsreaktor erzeugten freien Neutronen wurde dazu in Warmeenergie umgewandelt und wie in anderen Warmekraftwerken in einer Turbine mit Generator zur Stromerzeugung genutzt Stellaratoren erzeugen das zum Einschliessen des Plasmas notige torusformige Magnetfeld und seine notwendige Verdrillung ausschliesslich uber ausserhalb des Plasmagefasses angeordnete stromdurchflossene Spulen Damit sind Stellaratoren intrinsisch fur kontinuierlichen Betrieb geeignet Die Spulen des Wendelstein 7 X werden mit flussigem Helium auf Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt gekuhlt und sind dadurch supraleitend Ein einmal eingespeister Strom kann darin ohne elektrischen Widerstand beliebig lange fliessen und das Magnetfeld dauerhaft aufrechterhalten Obwohl Wendelstein 7 X die Eigenschaften von Plasmen im Dauerbetrieb untersuchen soll ist die jeweilige Plasmadauer aus praktischen Grunden Grosse der benotigten Kuhlanlage Betriebskosten auf jeweils maximal 30 Minuten begrenzt Dies ist fur die Experimente ausreichend da sich vor Ablauf dieser Zeitspanne alle relevanten Prozesse im Gleichgewicht befinden Das zum Stellarator alternative Tokamak Prinzip erzeugt die verdrillende Komponente des Magnetfeldes durch einen im Plasma selbst fliessenden Strom der im Plasmaring induziert werden muss etwa wie in der Sekundarwicklung eines Transformators Dadurch konnen Tokamaks zunachst nicht kontinuierlich sondern nur im Pulsbetrieb arbeiten beim derzeit im Bau befindlichen Experiment ITER werden Pulsdauern von etwa 400 s angestrebt Ob und wie in Tokamaks ein Strom im Plasma dauerhaft aufrechterhalten werden kann ist Gegenstand aktueller Forschung Technik und Daten Bearbeiten Hauptartikel Stellarator Wendelstein 7 X ist der grosste einer neuen Generation sogenannter optimierter Stellaratoren Diese nutzen die Gestaltungsmoglichkeiten eines Systems von modularen nicht ebenen Magnetfeldspulen Das fur Wendelstein 7 X entwickelte System aus 50 nicht planaren Spulen nutzt funf unterschiedliche Spulentypen Das Magnetfeld welches das heisse Plasma einschliesst kann hinsichtlich der fur einen Reaktorbetrieb notwendigen Kriterien optimiert werden Insbesondere schnelle heisse Plasmateilchen tendieren dazu aus dem dreidimensional geformten Stellarator Magnetfeld herauszudriften Damit wurde dem Plasma Energie verlorengehen und es wurde auskuhlen In einem optimierten Stellarator kann dieser Effekt minimiert werden In einem streng ringformigen d h kontinuierlich rotationssymmetrischen Magnetfeld wie im Tokamak ist dieses Driften der Teilchen bereits aus grundsatzlichen Grunden wesentlich weniger ausgepragt Diese optimierten Eigenschaften mussen auch dann erhalten bleiben wenn mit steigender Temperatur und damit steigendem Druck das Plasma beginnt das Magnetfeld zu beeinflussen d h zu verbeulen Insbesondere muss die durch den Druck bedingte Verschiebung des Plasmarings nach aussen dieser Vorgang ist vergleichbar einem Fahrradschlauch der beim Aufpumpen ohne Mantel grosser wird minimiert werden Minimiert werden mussen auch Instabilitaten des Plasmas die durch die hohen Druckunterschiede zwischen innerem und ausserem Plasma angetrieben werden Wendelstein 7 X basiert dabei auf einem integrierten Optimierungs Konzept dem sogenannten HELIAS HELIcally Advanced Stellarator das auf fruheren Wendelstein Experimenten aufbaut und am IPP Garching Ende der 1980er Jahre entwickelt wurde Das gewahlte sogenannte quasi isodynamische Magnetfeld erfullt die beiden oben genannten Kriterien gleichzeitig und erlaubt sogar noch daruber hinausgehende Optimierungen Diese werden genutzt um auch noch elektrische Strome im Plasma zu minimieren die von diesem selbst erzeugt werden was zu einer weiteren Stabilisierung fuhrt Das in Garching bis 2002 betriebene Vorlaufer Experiment Wendelstein 7 AS hatte trotz einer noch unvollstandigen Optimierung bereits gezeigt dass die Eigenschaften des Plasmas in der gewunschten Weise beeinflusst werden konnen Im Rahmen des Projekts Wendelstein 7 X sollen die Richtigkeit dieses Optimierungskonzepts uberpruft und daruber hinaus technische Vorbedingungen fur den Dauerbetrieb eines heissen Fusionsplasmas untersucht werden Es muss gezeigt werden dass das dreidimensionale Magnetfeld trotz der Grosse der Komponenten und der hohen Komplexitat der Anlage mit ausreichender Genauigkeit und Symmetrie erzeugt werden kann Zu grosse Abweichungen konnten einerseits zu lokalen Storungen im Magnetfeld sogenannten magnetischen Inseln fuhren oder zu einer unsymmetrischen Belastung der Warmetauscher Elemente der ersten Wand Divertor und damit zu deren Uberhitzung Dort vom Plasma durch sogenanntes Sputtern aus der Wand herausgeschlagene Atome wurden das Plasma verunreinigen und auskuhlen lassen Alle dem Plasma zugewandten Komponenten an hochbelasteten Stellen Graphitkacheln ansonsten Edelstahlstrukturen mussen wie spater in einem kommerziellen Reaktor gekuhlt werden Gleichzeitig ist wenige Zentimeter dahinter der Betrieb der supraleitenden Magnetfeldspulen bei etwa 270 C sicherzustellen Heizung Diagnostik und deren Uberwachung mussen fur den Dauerbetrieb in einem Reaktor entwickelt werden Technische Daten Wendelstein 7 X Mittlerer grosser Radius des Plasmas 5 5 mMittlerer kleiner Radius des Plasmas 0 53 mVolumen des Plasmas 30 m Masse des Plasmas 5 30 mgErwartete Dichte des Plasmas bis zu 1 5 1020 Teilchen m3Erwartete Temperatur der Elektronen bis zu 150 Millionen KErwartete Temperatur der Ionen bis zu 50 Millionen KAngestrebte Einschlussdauer Langpuls Betrieb 30 minVolumen des Plasmagefasses 50 m Vakuumgefass Durchmesser 16 m Hohe 5 mMagnetfeldstarke auf der Achse 3 TeslaPlasmaheizung erste Betriebsphase Mikrowellenheizung 0 8 MWNeutralteilcheninjektion max 10 MWPlasmaheizung Langpuls Betrieb Mikrowellenheizung 10 MWNeutralteilcheninjektion max 10 MW 10 s Pulse Komponenten des Stellarators Bearbeiten nbsp Eine der 50 supraleitenden nichtplanaren Magnetspulen vor der Montage Durchmesser 3 5 m Gewicht 6 t nbsp Vorbereitung und Vermessung einer der 20 supraleitenden planaren SpulenMagnetsystem Bearbeiten nbsp Schematische Ansicht der 50 nichtplanaren Spulen blau und 20 planaren Spulen braun Das Stellarator Magnetfeld hat bei W7 X eine funfzahlige Symmetrie von oben betrachtet ist das Plasma daher nicht exakt kreisformig sondern tendiert zu einem Funfeck Das beruht auf den funf gleichen Modulen aus denen W7 X aufgebaut ist Jedes Modul enthalt zehn nicht planare supraleitende Spulen und ist in sich nochmals klappsymmetrisch so dass jeder Spulentyp im Modul doppelt vorkommt Die insgesamt 50 nicht planaren Spulen setzen sich daher aus nur funf verschiedenen Typen zusammen was Fertigung und Montage erleichtert Obwohl dieses Magnetfeld zum Plasma Einschluss ausreicht ist W7 X mit weiteren Spulensystemen ausgerustet um das Magnetfeld variieren und ggf fur Experimente optimieren zu konnen In jeder Modulhalfte erlauben zwei planare supraleitende Spulen die gegensatzlich schrag stehen je nach ihrer Verschaltung sowohl die toroidale Komponente und damit die Rotationstransformation zu variieren als auch ein zusatzliches Vertikalfeld zu erzeugen mit dem das Plasma radial etwas verschoben werden kann Ein Fusionsreaktor benotigt einen Divertor wo Teilchen die den inneren Einschlussbereich des Magnetfeldes verlassen mittels einer Magnetfeldstruktur gezielt auf dafur vorgesehene Prallplatten gelenkt werden Bei der fur W7 X gewahlten Konfiguration entstehen solche Strukturen als magnetische Inseln am Plasmarand von selbst ohne dass dafur wie in Tokamaks noch separate Divertorspulen benotigt werden Um die Grosse dieser magnetischen Inseln und damit die Verteilung der Belastung auf den Prallplatten variieren zu konnen sind im Plasmagefass dicht hinter jedem der zehn Divertoren normalleitende Zusatzspulen angebracht Ausserhalb des Vakuumgefasses wurden funf normalleitende Trimmspulen installiert die erlauben wurden eine eventuelle baubedingte Asymmetrie des Magnetfeldes auszugleichen und so eine ungleichmassige Belastung der Divertoren zu verhindern In den supraleitenden nichtplanaren Spulen Masse je etwa 6 t Durchmesser jeweils etwa 3 5 m fliesst der Strom mit typischen Stromstarken um 20 kA in Fasern aus einer Niob Titan Legierung die bei Temperaturen unterhalb 10 Kelvin supraleitend ist erst oberhalb dieser Sprungtemperatur weist sie einen elektrischen Widerstand auf Die NbTi Fasern sind in Kupferdrahte eingebettet und zu einem etwa 1 cm dicken Kabel verdrillt von dem sich je Spule 120 Windungen in einer Aluminiumhulle befinden Dieses Kabel wird durch flussiges Helium auf 4 K gekuhlt das bei Normaldruck in den feinen Kapillaren zwischen den Kupferdrahten fliesst Siedekuhlung Alle supraleitenden Spulen wurden vor dem Zusammenbau unter Betriebsbedingungen hinsichtlich Temperatur Supraleitung und Magnetfeld qualifiziert Dabei wurden auch Quench Tests durchgefuhrt Bei einem Quench geht infolge einer lokalen Erwarmung die Supraleitung verloren der Strom fliesst dann in den normalleitenden Kupferadern der Spule die vorsorglich fur solche Falle dimensioniert sein mussen Dort fallen dann wegen der grossen Stromstarken und des jetzt vorhandenen Widerstands hohe Spannungen an die zusammen mit Restgas im Vakuum zu Spannungsuberschlagen fuhren und die Isolation beschadigen konnten Um dies und eine Uberhitzung der Spule bei einer solchen Storung zu vermeiden wird laufend die Spannung an den Spulen gemessen und bei Auftreten eines kritischen Wertes der Strom ausserhalb des Experiments in Widerstande gelenkt um dort die Energie als Warme abzugeben Plasmagefass Divertor und erste Wand Bearbeiten Das Plasmagefass aus Edelstahl ist der dreidimensionalen Form des Plasmas angepasst und trennt das Plasma vom Isoliervakuum das die supraleitenden Spulen umgibt Den Zugang von aussen durch das Isoliervakuum zum Plasma erlauben 255 tunnelartige Offnungen Ports Plasmaseitig ist ein wassergekuhlter Wandschutz vorgebaut fur hochbelastete Stellen vor allem auf der Torusinnenseite ein mit Graphitkacheln armierter Hitzeschild aus wassergekuhlten CuCr1Zr Platten 8 maximale lokale Belastung 500 kW m mittlere Belastung 250 kW m an geringer belasteten Stellen wasserdurchflossene Edelstahlpaneele maximale lokale Belastung 200 kW m mittlere Belastung 100 kW m Auf die wassergekuhlten Prallplatten der insgesamt zehn Divertoren pro Modul jeweils einer oben und unten werden diejenigen Teilchen z B die unvermeidlichen Verunreinigungen gelenkt die aus dem Einschlussgebiet des Magnetfeldes entfernt werden mussen Die Prallplatten aus CFC Carbon Fibre Carbon Composite auf wassergekuhlten CuCr1Zr Fingern sind fur eine lokale Warmelast von 10 MW m im Langzeitbetrieb ausgelegt was den Grenzen des technisch Realisierbaren entspricht Die Geometrie des Divertors und des Magnetfeldes davor hilft moglichst viel der Energie in Strahlung umzuwandeln und dadurch gleichmassiger zu verteilen Hinter dem Divertor eingebaute Pumpen helfen den Ruckstrom von neutralisierten Wasserstoffatomen zuruck ins Plasma zu kontrollieren Neutrale Wasserstoffatome die z B aus den Prallplatten ausgasen werden vom Magnetfeld nicht beeinflusst und wurden ansonsten moglicherweise die Teilchendichte im Zentralplasma unkontrolliert ansteigen lassen Gleichzeitig wird das Eindringen von Verunreinigungen die beim Aufprall der Plasmateilchen aus den Prallplatten herausgeschlagen werden in das Hauptplasma erschwert In der ersten Experimentphase wird der endgultig vorgesehene Langpuls Divertor High Heatflux Divertor HHF zur Minimierung von Entwicklungsrisiken durch eine geometrisch identische aber nur durch thermische Tragheit gekuhlte Test Divertor Unit TDU ersetzt Diese lasst zwar nur Versuchszeiten von etwa 10 s zu ist aber unempfindlicher gegen kurzfristige lokale Uberhitzung und erlaubt so zunachst Erfahrung mit dem Divertorbetrieb zu sammeln und ggf kritische Stellen hinsichtlich Uberhitzung zu identifizieren Fur eine Dauerkuhlung durfen die Oberflachen der Prallplatten nicht zu weit vom Kuhlwasser entfernt sein d h die Prallplatten durfen nicht zu dick sein um die Temperaturdifferenzen zum Kuhlwasser nicht zu gross und damit die Maximaltemperaturen nicht zu hoch werden zu lassen Ein Divertor fur den Dauerbetrieb ist daher uberraschenderweise gegen kurzfristige Uberhitzung empfindlicher als ein ungekuhlter der wegen seiner dickeren Wandstarke ein trageres Temperaturverhalten hat Kryostat Bearbeiten Die supraleitenden Spulen und die sie tragenden Stahlstrukturen mussen sowohl gegen die Umgebung als auch gegen das heisse Plasma thermisch isoliert werden Sie befinden sich dazu in einem sogenannten Kryostaten nach dem Prinzip einer Thermoskanne allerdings ist hier im Gegensatz zum heissen Tee das kalte Objekt innen Die Spulen befinden sich dazu in einem Vakuumtank der durch das Plasmagefass einerseits und das Aussengefass der Anlage andererseits gebildet wird Kryoschilde umgeben die Spulen und halten selbst gekuhlt restliche Warmestrahlung von ihnen ab Den Zugang durch dieses Vakuumgefass und zwischen den supraleitenden Spulen hindurch zum Plasma etwa fur Heizung Kuhlleitungen oder Diagnostik ermoglichen 255 etwa 1 8 m lange ebenfalls warmeisolierte Stutzen sogenannte Ports 9 Stutzstrukturen Bearbeiten Samtliche supraleitenden Spulen hangen an einer zentralen Ringstruktur und mussen auch gegeneinander abgestutzt werden da sie sich mit Abkuhlen auf Arbeitstemperatur und mit dem Einschalten der Magnetfelder gegeneinander bewegen Dabei treten zum Teil ganz erhebliche Krafte auf was die Anzahl der zulassigen Betriebszyklen der Anlage begrenzt Um Materialermudung zu vermeiden wird man daher die Zahl der Konfigurationswechsel moglichst begrenzen und das mit Supraleitung erzeugte Magnetfeld jeweils uber einen langeren Zeitraum z B eine Woche unverandert lassen Insgesamt betragt die Masse des Stellarators etwa 800 t wovon 425 t kalt gefahren werden mussen Ein Abkuhlvorgang dauert voraussichtlich 1 bis 2 Wochen 1 bis 2 K pro Stunde Plasmaheizung Bearbeiten nbsp Gyrotron 140 GHz 1 MW 2017Wichtigste Heizmethode ist die Elektronen Zyklotron Resonanzheizung ECRH mit Mikrowellenstrahlen Dabei werden die Elektronen die sich im Magnetfeld aufgrund der Lorentzkraft auf Schraubenbahnen um die Feldlinien bewegen gyrieren mit genau dieser Gyrationsfrequenz beschleunigt Die verwendeten Magnetfelder haben eine Starke von 2 5 T W7 X ist hierfur mit zehn Gyrotronsendern ausgestattet die bei der benotigten Gyrationsfrequenz von 140 GHz je einen Mikrowellenstrahl von etwa 1 MW erzeugen Die Strahlen werden uber eine Spiegeloptik in das Plasma gelenkt Die fur W7 X entwickelten und in der Mehrzahl bereits einsatzfahigen Sender sind die ersten Seriengyrotrons die diese Leistung uber eine halbe Stunde abgeben konnen Das ECRH System wurde uber das Karlsruher Institut fur Technologie KIT finanziert und vom KIT in Zusammenarbeit mit dem IGVP fruher IPF der Universitat Stuttgart und dem ECRH Team des IPP Greifswald aufgebaut und getestet Fur kurzere Zeiten jeweils 10 s lang alle paar Minuten stehen von Anfang an vier in einer spateren Ausbaustufe acht Neutralteilchen Injektorquellen PINIs zur Verfugung aufgeteilt auf zwei Injektorboxen Dies sind Teilchenbeschleuniger fur Wasserstoffionen mit nachgeschaltetem Neutralisator so dass letztlich neutraler Wasserstoff in das Plasma injiziert wird Die neutralen Atome konnen in das Magnetfeld eindringen Ionen wurden am Magnetfeld abgelenkt Jede Quelle liefert etwa 1 5 MW in das Plasma Die in der ersten Operationsphase erreichbare Heizleistung ist durch die Anzahl der zunachst funf zur Verfugung stehenden Hochspannungs Versorgungen auf maximal 13 MW begrenzt Diese Leistung wird uber ein Umspannwerk aus dem Netz entnommen Versorgungseinrichtungen Bearbeiten Zur Versorgung des Stellarators dienen die Helium Kryoanlage die Systeme zur Wasserkuhlung die Vakuumpumpen sowie die Anlagen zur Bereitstellung elektrischer Energie Wahrend der Experimente mussen trotz thermischer Dammung 5 kW Warmeleistung abgefuhrt werden um die Magnete und ihre Abstutzung rund 425 Tonnen Material auf Supraleitungstemperatur zu kuhlen bzw kuhl zu halten 10 Diese dauerhafte Kuhlung ist durch die Restwarmeleitfahigkeit der eingesetzten Dammwerkstoffe bedingt Bei Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt kann eine Kuhlung nicht mehr von einer ublichen Kaltemaschine geleistet werden sondern benotigt flussiges Helium das bei 4 22 K 268 93 C siedet Dieses Kuhlsystem muss in hohem Mass gasdicht sein damit kein Helium in das Isoliervakuum des Stellarators eindiffundiert und dort die Isolation verschlechtert 11 Projektverlauf BearbeitenDie Grundlagen eines Stellarators mit Optimierung des Magnetfeldes nach dem in Garching entwickelten HELIAS Konzept durch nichtplanare und supraleitende Spulen wurden auf der IAEA Konferenz 1988 in Nizza vorgestellt und die weitgehend ausgearbeitete Bewerbung um Unterstutzung durch die EU im August 1990 eingereicht 12 13 Im Umfeld der deutschen Wiedervereinigung war die Finanzierung eines solchen Projekts zunachst offen eine versuchte Europaisierung scheiterte trotz positiver internationaler Begutachtung und Empfehlung an die EU Kommission im Mai 1994 Die Option das Projekt in den neuen Bundeslandern zu installieren fuhrte uber die Grundung eines IPP Teilinstituts in Greifswald 1996 sowohl zur nationalen Finanzierung im Rahmen einer Verwaltungsvereinbarung zwischen dem Bundesforschungsministerium und den Kultusministerien von Mecklenburg Vorpommern und Bayern als auch nach einer zweiten europaischen Begutachtungsphase zu einer Finanzierungszusage der EU Kommission nbsp Gebaudekomplex Wendelstein 7 X IPP in Greifswald links die ExperimentierhalleDer 1997 begonnene Neubau des Instituts wurde im April 2000 bezogen Ende 2003 konnten die ersten Grosskomponenten eine nichtplanare supraleitende Spule und der erste Sektor des Plasmagefasses geliefert werden 2005 wurde mit der Montage des ersten der Halbmodule begonnen Es zeichnete sich aber ab dass der Ubergang von bisherigen Grosslabor Experimenten zur Komplexitat eines dauerhaft mit supraleitenden Spulen betriebenen Stellarators mit der Notwendigkeit alle Komponenten im Gefass zu kuhlen nicht in der Struktur einer W7 X Aufbauabteilung mit Industriebetreuung realisierbar war Die notwendige Umstrukturierung und personelle Verstarkung fuhrte zur 2004 gegrundeten Unternehmung W7 X mit insgesamt acht Teilbereichen und etwa 480 Mitarbeitern wahrend der Bauphase und einem nach ISO 9001 zertifizierten und vom TUV Nord CERT seit 1 2010 regelmassig uberwachten Qualitatsmanagement Dieses in einem wissenschaftlichen Experiment eher seltene Vorgehen wurde gewahlt um zu zeigen wie trotz der Komplexitat einer solchen Fusionanlage die geforderten technischen Eigenschaften dem Stand von Wissenschaft und Technik gemass erreicht werden konnen Das Qualitatsmanagement betrifft die Durchfuhrung und Dokumentation aller Arbeits und Designprozesse die Spezifikation aller Komponenten und ihrer Schnittstellen die Vergabe und Uberwachung der Komponentenherstellung sowie den Umgang mit Qualitatsabweichungen und die Uberwachung aller Montageschritte 2008 wurde die letzte der supraleitenden nichtplanaren Spulen erfolgreich getestet 14 Seit September 2011 ist mit dem funften Modul der Torus in der Experimenthalle vollstandig Die letzte Schweissverbindung der Module wurde Mai 2013 geschlossen Im Herbst 2012 begann die komplexe Montage der Komponenten innerhalb des Plasmagefasses und der Aufbau der Peripherie in der Experimenthalle Die Montage und Verrohrung des Stellarators selbst wurde planmassig im Mai 2014 abgeschlossen so dass mit der schrittweisen Inbetriebnahme begonnen werden konnte Seit Herbst 2014 besteht das Isoliervakuum im Kryostaten Das Plasmagefass selbst wurde nach Ende der fur die erste Experimentphase benotigten Inneneinbauten und Diagnostik Kalibrierarbeiten im Marz 2015 geschlossen Im April 2015 wurde nach einer gut dreiwochigen Abkuhlphase die Arbeitstemperatur der supraleitenden Spulen von 3 8 K erreicht so dass Ende April mit den Tests der supraleitenden Spulen begonnen werden konnte Nach den erfolgreichen Tests der Magnetfelder auch im Dauerbetrieb beendete eine Vermessung des Magnetfeldes mit Elektronenstrahlen den Aufbau des Stellarators Dabei wurde nicht nur der zwiebelschalenartige Aufbau des Magnetfeldes in geschlossenen Flussflachen nachgewiesen sondern es zeigte sich auch eine sehr geringe Abweichung von der berechneten Magnetfeldstruktur eine Bestatigung der hohen Prazision beim Aufbau des Experiments 15 Montage Bearbeiten nbsp Montage einer der Magnetspulen in eines der funf Module nbsp Arbeiten im Plasmagefass 2013Die Entwicklung und der Bau des Stellarators mit seinen nichtplanaren supraleitenden Magnetspulen mussen als Teil des Projekts betrachtet werden Fur jedes der funf nahezu baugleichen Module bestehend aus dem zugehorigen Segment des Plasmagefasses nach aussen hin umgeben vom Kryoschild Magnetspulen und Stutzstrukturen wurden ausserhalb der Torushalle zwei Halbmodule vormontiert und dann zu einem Modul zusammengefugt und instrumentiert Letzteres betrifft die Verrohrung der Helium Kuhlleitungen Stromzufuhrungen und Hochspannungskabel sowie Diagnostiken zur Quench Detektion Sensoren fur die Bewegung der supraleitenden Spulen in ihrem Magnetfeld oder kleine Spulen zur Messung der Magnetfeld Veranderungen die von im Plasma und im Plasmagefass fliessenden Stromen herruhren Rogowskispulen Die Bauzeit eines Moduls betrug insgesamt jeweils 28 Wochen seine Masse etwa 100 t Zur Montage wurde jedes Modul in der Torushalle zunachst in die ebenfalls mit einem Kryoschild versehene untere Halfte Unterschale des Vakuumgefasses Aussengefasses gehoben und dort die Instrumentierung vervollstandigt Diese Baugruppe wurde dann auf ihren endgultigen Platz auf dem Maschinenfundament s Bild in der Experimenthalle gebracht wo sie zunachst mit zusatzlichen Hilfsstutzen gehalten werden musste solange der zentrale Tragring nicht geschlossen war Die anschliessende Stutzenmontage verband Plasmagefass und Aussengefass und war zeitraubend da der Einbau der Stutzen mit ihren jeweiligen Strahlungsschilden und die notwendigen Schweissverbindungen unter vergleichsweise engen Bedingungen durchgefuhrt und qualifiziert werden musste da alles anschliessend nur noch bedingt zuganglich ist Erst danach konnten die Module untereinander verbunden und nach Ende der Schweissarbeiten innen gereinigt werden um mit der Montage der Komponenten im Plasmagefass zu beginnen Um eine unsymmetrische Belastung der Divertoren zu verhindern darf die Starke von Stor Magnetfeldern hochstens 10 4 der Starke des Hauptfeldes betragen Dies bedeutet dass die supraleitenden Kabel nach Zusammenbau nur etwa 1 mm von ihrer Designposition entfernt sein durfen Symmetrische Fehler wie sie beim gleichmassigen Wickeln der Spulen unvermeidbar sind durfen dagegen wesentlich grosser sein Herstellungsprozess und Zusammenbau jeder individuellen Spule wurden daher mit metrologischen Verfahren genau verfolgt und gefundene Abweichungen beim jeweils nachsten Schritt berucksichtigt Wegen der geforderten Genauigkeit und der schlechten Zuganglichkeit im Fall einer nachtraglichen Reparatur wurde die ganze Montage von ausfuhrlichen Vermessungsarbeiten begleitet Die komplexe Montage spiegelt auch den Experimentcharakter des W7 X wider bei dessen Optimierung experimentelle Flexibilitat vor technisch einfacherer Realisierbarkeit gestellt wurde Zudem muss die Gasdichtigkeit des Experimentes sichergestellt werden Die Dichtheitsprufung der verschiedenen Komponenten des Experimentes erfolgt mit den Testgasverfahren der DIN EN 1779 16 mit dem Edelgas Helium sowie mit einem am Institut entwickelten partiellen Vakuumverfahren dem sogenannten UST Verfahren 17 18 nbsp Steuerzentrale im Testbetrieb 2017Erste Betriebsphase Bearbeiten nbsp Visualisierung der Magnetfeldlinien in Operationsphase OP1 1Ende November 2015 wurde die Betriebsgenehmigung erteilt 19 20 und am 10 Dezember 2015 ein erstes Plasma mit Helium erzeugt 21 Nach weiteren Experimenten mit Helium wurde am 3 Februar 2016 das erste Wasserstoffplasma erzeugt 22 Im Mittelpunkt der bis etwa Mitte Marz 2016 durchgefuhrten ersten Betriebsphase Operationsphase OP1 1 standen zunachst technische Untersuchungen zum Plasmastart zu Heizung und Diagnostik und zur Experimentsteuerung 23 Es wurden 2200 Untersuchungen an mit Mikrowellen geheizten Plasmen durchgefuhrt 24 25 26 Fur die nachste Betriebsphase OP1 2 erfolgte der Einbau eines ungekuhlten Testdivertors die Auskleidung des Plasmagefasses mit 8000 Grafitkacheln und der Ausbau von Plasmaheizsystemen Dies erlaubte einen Betrieb bis zu 10 s mit 8 MW ECRH oder Neutralteilcheninjektion NBI 27 Im Vergleich zur ersten Betriebsphase wurde eine Steigerung des Tripelprodukts um den Faktor 8 erreicht Temperatur der Ionen 3 4 keV Dichte 8 1019 m 3 Einschlusszeit 200 ms Je nach eingestellten Parametern konnten Plasmaentladungen bis zu 30 Sekunden bei 5 MW Heizung und 100 Sekunden bei 2 MW Heizung erzielt werden Ziel der OP1 2 Juli bis Oktober 2018 war es die Richtigkeit der berechneten Optimierung experimentell zu uberprufen und ein integriertes Hoch Dichte Szenario als Basis fur den in der zweiten Operationsphase OP2 angestrebten Hochleistungs Langpulsbetrieb zu entwickeln 28 Dazu notig sind Kontrolle und Verstandnis der magnetischen Konfiguration auch mit steigendem Plasmadruck die Kontrolle der radialen Profile von Elektronen bzw Ionentemperatur und der Teilchendichte sowie eine hinreichend niedrige Verunreinigungskonzentration im Plasmazentrum Ein Schwerpunkt sind auf den Divertorbetrieb zugeschnittene Bedingungen am Plasmarand insbesondere mit tolerablen Belastungen der Divertorplatten 29 30 Umbau und zweite Betriebsphase Bearbeiten Fur die zweite Betriebsphase OP2 ab September 2022 31 war geplant dass Wendelstein 7 X eine Heizleistung von 10 MW uber eine Entladungsdauer von 30 Minuten erreichen soll Dazu wurden innerhalb von drei Jahren ein gekuhlter langpulsfahiger Divertor eingebaut alle anderen Elemente die mit dem Plasma in Kontakt kommen mit einer Wasserkuhlung ausgestattet sowie das Kryosystem die Plasmaheizungen und die Messsysteme erweitert Nach dem Umbau erreichte die Anlage im Februar 2023 einen Energieumsatz von 1 3 Gigajoule Damit steigerte sie den Bestwert aus der Zeit vor dem Umbau um den Faktor 17 Die Plasmaentladung erfolgte uber einen Zeitraum von 8 Minuten 32 Strahlenschutzaspekte BearbeitenWendelstein 7 X untersucht lediglich Plasmen aus Wasserstoff H oder Deuterium D verwendet also kein Gemisch aus Deuterium und Tritium wie es fur spatere Fusionsreaktoren notig ist Der Verzicht hierauf reduziert die Freisetzung von Neutronen und ermoglicht den Zugang zur Anlage und den sie umgebenden Instrumenten jeweils direkt nach Beendigung jedes Versuchs Dies erleichtert Modifikationen fur Folgeversuche Wahrend des Betriebes ist jedoch der Zugang zur Torushalle aus Sicherheitsgrunden Gefahr von Spannungsuberschlagen gespeicherte Energie in den Magnetfeldern generell nicht moglich Fur den Normalbetrieb ist Wasserstoff als Arbeitsgas vorgesehen Daruber hinaus sollen Experimente mit Deuterium durchgefuhrt werden um auf die Eigenschaften eines Plasmagemisches aus Deuterium und Tritium zu extrapolieren Dabei konnen in geringem Masse Fusionsreaktionen zwischen Deuterium Kernen auftreten bei denen Neutronen freigesetzt werden Um diese abzuschirmen ist die Torushalle mit einer etwa 1 8 m dicken Wand aus boriertem Beton umgeben Bor ist ein starker Neutronenabsorber in der Absorptionsreaktion entsteht neben einem Li 7 Kern und einem Alphateilchen auch ein Gammaquant der Energie 478 keV das aber in der massiven Betonabschirmung absorbiert wird 33 Somit besteht unmittelbar ausserhalb der Torushalle kein Uberwachungsbereich im Sinn des Strahlenschutzes d h es kann gearbeitet werden ohne dass ein Dosimeter zur Uberwachung getragen werden muss Beim Betrieb mit Deuterium konnen durch Neutronen in sehr geringer Menge insbesondere Komponenten des Stahls von Bedeutung ist Cobalt aktiviert werden Um dies zu minimieren und nicht im Lauf der Jahre allmahlich den Zugang zur Anlage beschranken zu mussen werden fur Bauteile innerhalb der Betonhulle nur ausgesuchte Stahlsorten verwendet Durch die Bewegung der Elektronen und Ionen im Plasma entsteht ausserdem Rontgenstrahlung die aber bereits vom Plasmagefass abgeschirmt wird Entsprechend den Anforderungen des Strahlenschutzes und in Vorbereitung der Betriebsgenehmigung der Forschungsanlage wurde vom Landesamt fur Gesundheit und Soziales LAGUS Mecklenburg Vorpommern als Genehmigungsbehorde beim TUV Sud als unabhangigem Gutachter im Februar 2013 ein Strahlenschutzgutachten in Auftrag gegeben Das Gutachten wurde im Oktober 2013 veroffentlicht 34 Darin wurde festgestellt dass die Forschungsanlage Wendelstein 7 X den Anforderungen des Strahlenschutzes vollumfanglich gerecht wird In den Jahren 2014 und 2015 fanden entsprechende Prufungen durch den TUV Rheinland statt Jens Uwe Schmollack Projektleiter bei TUV Rheinland erklarte im Februar 2016 dazu Wir haben die vorhandenen Regelwerke unter Berucksichtigung des aktuellen Standes von Wissenschaft und Technik fur diesen Spezialfall unter Sicherheitsaspekten vollig neu ausgearbeitet 35 Kritik BearbeitenIm Sommer 2012 kritisierte der Landesverband Mecklenburg Vorpommern des Bundes fur Umwelt und Naturschutz Deutschland BUND der die Kernfusion insgesamt ablehnt den Errichtungsprozess der Experimentanlage Dieser beinhalte nach Ansicht des Umweltverbandes schwere Mangel im Bereich der Strahlensicherheit 36 Dabei berief sich der BUND auf eine Sichtung der vom Landesamt fur Gesundheit und Soziales LAGUS Mecklenburg Vorpommern als Genehmigungsbehorde gefuhrten Akten Befurchtet wurde unter anderem eine fehlerhafte Zusammensetzung des fur die Abschirmung der Anlage verwendeten Strahlenschutzbetons Risse im Hallendach eine ungenugende Abschirmung von Neutronen am Hallentor zu hohe Tritiumwerte in der Abluft sowie der mogliche Austritt von verstrahltem Kuhlwasser ins offentliche Abwassernetz im Katastrophenfall zu technischen Grundlagen dieser Strahlenschutzaspekte s o Um die Stellungnahme des Max Planck Instituts zu den Bedenken 37 zu hinterfragen berief die Genehmigungsbehorde den TUV Sud als unabhangigen Gutachter Das Gutachten stellt fest Mit den vorgelegten Unterlagen und den erweiterten Untersuchungen Kernbohrungen Berechnungen zur Abschirmwirkung und Variation der Betonparameter konnte nachgewiesen werden dass der gemass den Anforderungen an die Betonparameter errichtete Baukorper Torushalle und Tore den Anforderungen des Strahlenschutzes hinsichtlich Erfullung des Schutzzieles vollumfanglich durch eine fachgerechte Planung Materialien Dimensionierung und qualitatsgerechte Rohbauausfuhrung gerecht wird Er garantiert insbesondere die zuverlassige Einhaltung der Grenzwerte der effektiven Dosis im Kalenderjahr fur das Personal die Bevolkerung und die Umwelt nach 46 und 55 StrlSchV 34 Trotzdem blieb der BUND bei seiner Auffassung dass dieses Gutachten des TUV Sud die notwendige Klarung der Strahlensicherheit nicht umfassend herbeifuhren konnte 38 Die damalige Ministerin fur Arbeit Gleichstellung und Soziales kam zu folgendem Urteil Die Sicherheitsbedenken zur Abschirmwirkung der Torushalle sind durch das Gutachten vollstandig entkraftet Manuela Schwesig Landesamt fur Gesundheit und Soziales 39 Die vom Landesamt fur Gesundheit und Soziales am 10 Dezember 2015 erteilte Betriebsgenehmigung enthalt Auflagen die vor allem den spateren Betrieb mit Deuterium als Fullgas betreffen Finanzierung BearbeitenDas Projekt Wendelstein 7 X wird zu etwa 80 aus nationalen Mitteln und zu etwa 20 von der Europaischen Union finanziert Die USA beteiligen sich im Rahmen des Programms Innovative Approaches to Fusion des amerikanischen Energieministeriums mit 7 5 Millionen Dollar Die nationale Finanzierung erfolgt im Verhaltnis 9 1 durch den Bund und das Land Mecklenburg Vorpommern Die Investitionen fur das Stellaratorexperiment uber die Jahre 1997 2014 summiert betragen 370 Millionen Euro Die Gesamtkosten fur den IPP Standort Greifswald also die Investitionen plus Betriebskosten Personal und Sachmittel betragen fur diesen Zeitraum von 18 Jahren 1 06 Milliarden Euro Dies ist wegen der langen Aufbauphase Personalkosten mehr als doppelt so viel wie ursprunglich veranschlagt 40 Kooperationspartner BearbeitenDeutschland Bearbeiten Technische Universitat Berlin Universitat Greifswald Forschungszentrum Julich Karlsruher Institut fur Technologie Institut fur Grenzflachenverfahrenstechnik und Plasmatechnologie der Universitat Stuttgart Physikalisch Technische BundesanstaltEuropa Bearbeiten Commissariat a l energie atomique et aux energies alternatives Frankreich Centro de Investigaciones Energeticas Medioambientales y Tecnologicas Spanien INP Krakau und National Centre for Nuclear Physics Polen Institute of Plasma Physics and Laser Microfusion Warschau Polen KFKI Research Institute for Particle and Nuclear Physics of the Hungarian Academy of Sciences Ungarn Trilateral Euregio Cluster Deutschland Belgien Niederlande Vereinigte Staaten Bearbeiten Los Alamos National Laboratory Oak Ridge National Laboratory Princeton Plasma Physics Laboratory University of Wisconsin MadisonJapan Bearbeiten National Institute for Fusion ScienceWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Wendelstein 7 X Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wendelstein 7 X Max Planck Gesellschaft Munchen abgerufen am 14 Oktober 2016 Interview mit Thomas Klinger dem wissenschaftlichen Leiter des Wendelstein 7 X Resonator Podcast der Helmholtz Gemeinschaft 19 Mai 2014 abgerufen am 30 Juni 2014 Frank Rieger und Felix Fefe von Leitner Ausfuhrlicher Talk mit Thomas Klinger und Adrian von Stechow bei alternativlos org In alternativlos org 19 April 2016 abgerufen am 19 April 2016 Frank Rieger und Felix Fefe von Leitner Nachbesprechung bei alternativlos org In alternativlos org 21 Mai 2023 abgerufen am 21 Mai 2023 idw ticker 2 Dezember 2009 Alle Hauptkomponenten fur Wendelstein 7 X fertig gestellt mit Bildern idw ticker 11 Februar 2010 Kuhle Unterwelt fur Wendelstein 7 X fertiggestellt Richard A Fuchs Energie erzeugen wie die Sonne DW World 9 Marz 2010 abgerufen am 30 Juni 2014 idw ticker 7 Juli 2011 USA beteiligen sich an Fusionsprojekt Wendelstein 7 X Gunter Paul Amerika heizt mit im Sonnenofen faz 6 August 2011 archiviert vom Original am 11 August 2011 abgerufen am 30 Juni 2014 Kernfusionsexperiment Wendelstein 7 X vor dem Start heise de 19 Mai 2014 abgerufen am 30 Juni 2014 Holger Dambeck und Benjamin Braden Kernfusionsanlage Wendelstein 7 X Diese kunstliche Sonne soll alle Energieprobleme losen In Spiegel Online 10 Dezember 2015 abgerufen am 10 Dezember 2015 Analyse bestatigt Konzept von Wendelstein 7 XVideos Bearbeiten Wendelstein 7 X Von der Idee zur technischen Umsetzung auf YouTube vom 20 November 2013 Wendelstein 7 X Das erste Helium Plasma Max Planck Institut fur Plasmaphysik 2015 auf YouTube Grossexperiment Wendelstein 7 X Hier kommt die Sonne DER SPIEGEL 2015 auf YouTube Stellarator Wendelstein 7 X Bericht GolemDE 2015 auf YouTube Wendelstein 7 X Festakt zum ersten Wasserstoffplasma Max Planck Institut fur Plasmaphysik 2016 auf YouTube Bernd Hopp Interview mit Adrian von Stechow vom Wendelstein 7X follow up zum Alternativlos Podcast auf YouTube vom 2 Oktober 2017 Fusionsforschung Stellarator Wendelstein 7 X in Greifswald 2020 auf YouTubeEinzelnachweise Bearbeiten Einfuhrung der Stellarator Wendelstein 7 X Max Planck Institut fur Plasmaphysik Abgerufen am 8 Januar 2016 Erstes Plasma Fusionsanlage Wendelstein 7 X in Betrieb gegangen In ipp mpg de 10 Dezember 2015 abgerufen am 10 Dezember 2015 Fusionsanlage Wendelstein 7 X erzeugt erstes Wasserstoff Plasma Max Planck Institut fur Plasmaphysik abgerufen am 26 Februar 2023 Isabella Milch Wendelstein 7 X im Betrieb In Physik in unserer Zeit 50 Jahrgang Nr 1 2019 ISSN 0031 9252 S 16 23 doi 10 1002 piuz 201901524 WI A WI B WII A WII B W7 A W7 AS G Grieger H Renner H Wobig Wendelstein stellarators In Nuclear Fusion Band 25 Nr 9 September 1985 S 1231 doi 10 1088 0029 5515 25 9 040 Max Planck Institut fur Plasmaphysik 50 Jahre Forschung fur die Energie der Zukunft Resonator Podcast der Helmholtz Gemeinschaft Der Wendelstein 7 X Folge 32 19 Mai 2014 CuCr1Zr Abgerufen am 4 Dezember 2018 Produkte Ultrahochvakuum Fusionsreaktor Max Planck Nicht mehr online verfugbar In www kompaflex ch kompaflex AG archiviert vom Original am 23 Oktober 2013 abgerufen am 1 Oktober 2011 W7 X Stutzen Vorstellung der Kryoanlage durch die Firma Linde Memento vom 17 Februar 2009 im Internet Archive B Renard G Dispau u a Ten years of cryomagnetic W7 X test facility construction and operation In Cryogenics 51 2011 S 384 388 doi 10 1016 j cryogenics 2011 03 005 Wendelstein project Group WENDELSTEIN 7X PHASE II Application for Preferential Support CCFP 62 61 IPP EURATOM ass June 1994 G Grieger W Lotz u a Physics optimization of stellarators In Physics of Fluids B Plasma Physics 4 1992 S 2081 doi 10 1063 1 860481 Wendelstein 7 X im Zeitraffer Version 5 auf YouTube vom 15 November 2012 Erste Messung des Magnetfelds von Wendelstein 7 X es passt Max Planck Institut fur Plasmaphysik 16 Juli 2015 abgerufen am 1 Januar 2016 Neue Norm zur Auswahl eines geeigneten Verfahrens zur Lecksuche und Dichtheitsprufung 7 Januar 2013 Ausgrundung 1 Preis fur hochempfindliches Lecksuchverfahren der Lambda Leak Testing 19 Marz 2013 Ultra Schnuffel Testgasverfahren auf Grundlage des Partial Vakuum Effekts 7 Januar 2013 dpa Axel Kannenberg axk Kernfusionsanlage Wendelstein 7 X in Greifswald erhalt Betriebsgenehmigung In Heise online 1 Dezember 2015 abgerufen am 1 Dezember 2015 Betriebsgenehmigung fur Kernfusionsexperiment erteilt sueddeutsche de dpa 9 Dezember 2015 abgerufen am 10 August 2020 Fusionsanlage Wendelstein 7 X Die Sonnenmaschine lauft In Spiegel Online 10 Dezember 2015 spiegel de abgerufen am 10 Dezember 2015 heise online Fusionsexperiment Wendelstein 7 X erzeugt erstes Wasserstoffplasma In heise online Abgerufen am 3 Februar 2016 T Sunn Pedersen T Andreeva H S Bosch S Bozhenkov F Effenberg M Endler Y Feng D A Gates J Geiger D Hartmann H Holbe M Jakubowski R Konig H P Laqua S Lazerson M Otte M Preynas O Schmitz T Stange Y Turkin T Sunn Pedersen et al 2015 Nucl Fusion 55 126001 In Nuclear Fusion 55 Jahrgang Nr 12 November 2015 S 126001 doi 10 1088 0029 5515 55 12 126001 englisch iop org M Krychowiak et al 2016 Review of Scientific Instruments 87 11D304 doi 10 1063 1 4964376 http www ipp mpg de de aktuelles presse pi 2016 07 16 R C Wolf A Ali A Alonso J Baldzuhn C Beidler M Beurskens C Biedermann H S Bosch S Bozhenkov R Brakel A Dinklage Y Feng G Fuchert J Geiger O Grulke P Helander M Hirsch U Hofel M Jakubowski J Knauer G Kocsis R Konig P Kornejew A Kramer Flecken M Krychowiak M Landreman A Langenberg H P Laqua S Lazerson H Maassberg R C Wolf et al 2017 Nucl Fusion 57 102020 In Nuclear Fusion 57 Jahrgang Nr 10 27 Juli 2017 S 102020 doi 10 1088 1741 4326 aa770d englisch MPI IPP http www ipp mpg de de aktuelles presse pi 2017 08 17 R C Wolf A Alonso S Akaslompolo J Baldzuhn M Beurskens C D Beidler C Biedermann H S Bosch S Bozhenkov R Brakel H Braune S Brezinsek K J Brunner H Damm A Dinklage P Drewelow F Effenberg Y Feng O Ford G Fuchert Y Gao J Geiger O Grulke N Harder D Hartmann P Helander B Heinemann M Hirsch U Hofel C Hopf K Ida Performance of Wendelstein 7 X stellarator plasmas during the first divertor operation phase In Physics of Plasmas 26 Jahrgang Nr 8 1 August 2019 S 082504 doi 10 1063 1 5098761 englisch MPI IPP http www ipp mpg de 4095699 op1 1 O Schmitz et al Nucl Fusion 61 2021 016026 Daniel Clery Twisty device explores alternative path to fusion Science 2022 doi 10 1126 science ade7849 Wendelstein 7 X erreicht Meilenstein Leistungsplasma mit Gigajoule Energieumsatz uber acht Minuten erzeugt Max Planck Institut fur Plasmaphysik 22 Februar 2022 abgerufen am 26 Februar 2023 James E Martin Physics for Radiation Protection A Handbook 2008 ISBN 978 3 527 61880 4 S 660 661 books google com a b Startseite Landesamt fur Gesundheit und Soziales Mecklenburg Vorpommern In lagus mv regierung de 30 Oktober 2013 archiviert vom Original am 3 November 2013 abgerufen am 10 Dezember 2015 TUV Rheinland Sicherheitstechnische Begleitung der Kernfusionsanlage Wendelstein 7 X Memento vom 11 August 2016 im Internet Archive Pressemeldung vom 3 Februar 2016 Abruf am 14 August 2016 Grosse Sicherheitsbedenken bei Kernfusionsexperiment Wendelstein 7 X Nicht mehr online verfugbar In bund mecklenburg vorpommern de 25 Juli 2012 archiviert vom Original am 11 Dezember 2015 abgerufen am 10 Dezember 2015 Sicherheitsfragen Abgerufen am 31 Dezember 2015 Kernfusionsexperiment Wendelstein 7 X BUND Mecklenburg Vorpommern sieht nicht heilbare Defizite beim Strahlenschutz Nicht mehr online verfugbar In bund mecklenburg vorpommern de 19 Mai 2014 archiviert vom Original am 11 Dezember 2015 abgerufen am 10 Dezember 2015 lagus mv regierung de Memento vom 3 November 2013 im Internet Archive Vorlage Webarchiv Wartung Linktext fehlt Linktext fehlt FAZ Start frei fur deutschen Sonnenofen vom 10 Dezember 201554 073013888889 13 423516666667 Koordinaten 54 4 22 9 N 13 25 24 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wendelstein 7 X amp 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