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Das Paschen Gesetz beschreibt als Naherungsformel den experimentell bestimmten Zusammenhang zwischen Durchschlagspannung Gasdruck und der Schlagweite dem raumlichen Abstand der Elektroden Es wurde 1889 von Friedrich Paschen experimentell bestimmt und spater von John Sealy Townsend theoretisch beschrieben 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt des Gesetzes 2 Physikalischer Hintergrund 3 Werte der Konstanten 4 Herleitung 4 1 Grundlagen 4 2 Stossionisation 4 3 Durchschlagspannung 4 4 Plasmazundung 5 Schlussfolgerung Gultigkeit 6 EinzelnachweiseInhalt des Gesetzes Bearbeiten nbsp Verlauf der Zundspannung U bzw V uber Druck p mal Abstand d fur verschiedene Gase in doppellogarithmischer DarstellungDas Paschen Gesetz besagt dass die Durchschlagspannung eine Funktion des Produktes aus Gasdruck und Schlagweite ist wenn die Bedingungen fur den Townsend Mechanismus erfullt sind das heisst ein weitgehend homogenes Feld und vernachlassigbare Raumladung vorliegt Die Gleichung die John Sealy Townsend erstmals herleitete lautet U p d B ln p d A ln ln 1 g 1 displaystyle U pd cdot frac B ln pd cdot A ln Big ln 1 gamma 1 Big nbsp wobei p displaystyle p nbsp den Gasdruck d displaystyle d nbsp den Elektrodenabstand g displaystyle gamma nbsp den 3 Townsend Koeffizienten 3 und A displaystyle A nbsp und B displaystyle B nbsp nachfolgend hergeleitete Konstantendarstellen Die Paschenkurve ist die graphische Darstellung des Paschen Gesetzes Sie besitzt ein Minimum fur kleine p d displaystyle pd nbsp Werte das fur Luft bei 340 V bei ca 7 3 bar µm und fur SF6 bei 507 V bei ca 3 5 bar µm liegt Oberhalb des Minimums spricht man vom Weitdurchschlag Dort verhalt sich die Kurve linear mit B p d displaystyle Bpd nbsp In diesem Bereich sinkt entweder die durch die Spannung hervorgerufene Feldstarke oder die mittlere freie Weglange l displaystyle lambda nbsp der Teilchen wird durch den Druck reduziert 4 Darunter im sogenannten Nahdurchschlag steigt die Durchschlagspannung wieder steil an Dies ruhrt daher dass die Distanz zu klein oder der Druck fur die Stossionisation zu gering wird Bei d l displaystyle d leq lambda nbsp ist Stossionisation nicht mehr moglich Es gibt allerdings Hinweise darauf dass die Paschenkurve unterhalb von 3 µm keine Gultigkeit besitzt und die Durchschlagspannung weiter abfallt 5 Physikalischer Hintergrund BearbeitenZwischen zwei Elektroden befinden sich ausser im perfekten Vakuum immer Atome und auch immer ein paar wenige freie Elektronen und Ionen Durch das elektrische Feld zwischen den Elektroden werden die geladenen Teilchen beschleunigt Die Ionen sind viel schwerer und grosser als die Elektronen werden also nur langsam beschleunigt und kollidieren schnell wieder mit anderen Atomen oder Ionen Die Elektronen konnen jedoch auf eine Geschwindigkeit beschleunigt werden die ihnen genug Energie verleiht um beim Auftreffen auf ein Atom dieses zu ionisieren Stossionisation Die dabei entstehenden freien Elektronen werden wiederum beschleunigt und erzeugen noch mehr freie Elektronen sodass ein Lawineneffekt einsetzt Ein elektrischer Durchbruch tritt also fruhestens dann auf wenn die freien Elektronen auf eine Energie beschleunigt werden die ausreicht dass sie auf dem Weg zur Anode mindestens ein Atom ionisiert haben Die angelegte Spannung muss also einen bestimmten Wert erreichen der Durchbruchspannung genannt wird Diese ist offensichtlich von der Ionisationsenergie der Gasatome abhangig Die erreichbare Energie eines Elektrons hangt von seiner mittleren freien Weglange ab der Strecke die es zurucklegt bis es auf ein Atom stosst Je langer dieser Weg ist desto hoher die Energie durch die Beschleunigung Die freie Weglange hangt von der Grosse der Atome und deren Dichte ab also auch von Temperatur und Druck Werte der Konstanten BearbeitenTypische Werte fur die Konstanten A und B einiger Gase Gas A 1 P a m textstyle left mathrm tfrac 1 Pa m right nbsp B V P a m textstyle left mathrm tfrac V Pa m right nbsp Gultigkeit E p textstyle tfrac E p nbsp V P a m textstyle left mathrm tfrac V Pa m right nbsp QuelleLuft 10 95 273 8 0 75 600 6 Stickstoff N2 0 9 00 256 5 0 75 450Wasserstoff H2 0 3 83 104 1 0 15 450Helium He 0 2 25 0 25 5 0 15 100Argon Ar 10 20 176 3 0 75 450Kohlenstoffdioxid CO2 15 00 349 5 375 750Herleitung BearbeitenGrundlagen Bearbeiten Um die Durchschlagspannung zu berechnen geht man von einem Plattenkondensator mit dem Plattenabstand d displaystyle d nbsp aus Die Kathode befindet sich am Punkt x 0 displaystyle x 0 nbsp Man kann also von einem homogenen elektrischen Feld zwischen den Platten ausgehen Fur die Stossionisation ist es Voraussetzung dass die Elektronenenergie E e displaystyle E e nbsp grosser als die Ionisationsenergie E I displaystyle E I nbsp der Gasatome ist die sich zwischen den Platten befinden Pro Weglange x displaystyle x nbsp werden die Anzahl von a displaystyle alpha nbsp Ionisationen auftreten a displaystyle alpha nbsp ist als erster Townsend Koeffizient bekannt da er von Townsend 7 eingefuhrt wurde Die Anderung des Stroms der Elektronen G e displaystyle Gamma e nbsp kann also fur den Plattenkondensatoraufbau so beschrieben werden G e x d G e x 0 e a d 1 displaystyle Gamma e x d Gamma e x 0 mathrm e alpha d qquad qquad 1 nbsp Die Anzahl an freien Elektronen auf der Anode ist also die Anzahl der freien Elektronen auf der Kathode die sich durch Stossionisation vermehrt hat Je grosser also d displaystyle d nbsp und oder a displaystyle alpha nbsp ist desto mehr freie Elektronen werden erzeugt Die Anzahl an erzeugten freien Elektronen bei der Entladung ist G e d G e 0 G e 0 e a d 1 2 displaystyle Gamma e d Gamma e 0 Gamma e 0 left mathrm e alpha d 1 right qquad qquad 2 nbsp Unter Vernachlassigung dass Atome mehrfach ionisiert werden konnen ist die Anzahl an erzeugten Ionen gleich der Anzahl der erzeugten freien Elektronen G i 0 G i d G e 0 e a d 1 3 displaystyle Gamma i 0 Gamma i d Gamma e 0 left mathrm e alpha d 1 right qquad qquad 3 nbsp G i displaystyle Gamma i nbsp ist der Strom der Ionen Damit die Entladung nicht sofort wieder erlischt mussen freie Elektronen auf der Kathodenoberflache erzeugt werden Dies ist moglich da die Ionen beim Auftreffen auf die Kathode Sekundarelektronen herausschlagen Fur sehr hohe angelegte Spannungen kann auch Feldemission auftreten Ohne Feldemission kann man schreiben G e 0 g G i 0 4 displaystyle Gamma e 0 gamma Gamma i 0 qquad qquad 4 nbsp wobei g displaystyle gamma nbsp die Anzahl der Elektronen ist die ein auftreffendes Ion im Schnitt herausschlagt Dies wird als dritter Townsend Koeffizient bezeichnet Angenommen dass G i d 0 displaystyle Gamma i d 0 nbsp erhalt man eine Beziehung zwischen den Townsend Koeffizienten indem man 4 in 3 einsetzt und umformt a d ln 1 1 g 5 displaystyle alpha d ln left 1 frac 1 gamma right qquad qquad 5 nbsp Stossionisation Bearbeiten Die Frage ist nun wie gross a displaystyle alpha nbsp ist Die Anzahl der Ionisationen hangt davon ab wie wahrscheinlich es ist dass ein Elektron ein Ion trifft Diese Wahrscheinlichkeit P displaystyle P nbsp ist das Verhaltnis des Wirkungsquerschnitts s displaystyle sigma nbsp eines Stosses zwischen Elektron und Ion im Verhaltnis zur insgesamt zu Verfugung stehenden Flache A displaystyle A nbsp durch die das Elektron fliegen kann P N s A x l 6 displaystyle P frac N sigma A frac x lambda qquad qquad 6 nbsp Wie der zweite Teil der Gleichung verdeutlicht kann man die Wahrscheinlichkeit auch als Verhaltnis der vom Elektron zuruckgelegten Wegstrecke x displaystyle x nbsp zur mittleren freie Weglange l displaystyle lambda nbsp ehe wieder eine Ionisation auftritt ausdrucken nbsp Veranschaulichung des Wirkungsquerschnitts s displaystyle sigma nbsp Wenn der Mittelpunkt von Teilchen b in den blauen Kreis eindringt kommt es zu Kollision mit Teilchen a Die Flache des Kreises ist somit der Wirkungsquerschnitt und sein Radius r displaystyle r nbsp ist damit die Summe der Radien der Teilchen N displaystyle N nbsp ist die Anzahl an Elektronen denn jedes kann stossen Die Anzahl lasst sich mit der Zustandsgleichung des Idealen Gases p V N k B T 7 displaystyle pV Nk mathrm B T qquad qquad 7 nbsp p displaystyle p nbsp Druck V displaystyle V nbsp Volumen k B displaystyle k mathrm B nbsp Boltzmann Konstante T displaystyle T nbsp Temperatur ausdrucken Wie nebenstehende Skizze verdeutlicht ist s p r a r b 2 displaystyle sigma pi r a r b 2 nbsp Da der Radius eines Elektrons gegenuber dem Radius eines Ions r I displaystyle r I nbsp vernachlassigt werden kann vereinfacht es sich zu s p r I 2 displaystyle sigma pi r I 2 nbsp Nutzt man diese Beziehung setzt 7 in 6 ein und formt nach l displaystyle lambda nbsp um erhalt man l k B T p r I 2 p 1 L p 8 displaystyle lambda frac k mathrm B T pi r I 2 p frac 1 Lp qquad qquad 8 nbsp wobei der Faktor L displaystyle L nbsp nur zur besseren Ubersichtlichkeit eingefuhrt wurde Die Anderung des Stroms von noch nicht kollidierten Elektronen an jedem Wegpunkt x displaystyle x nbsp kann man als d G e x G e x d x l e 9 displaystyle mathrm d Gamma e x Gamma e x frac mathrm d x lambda e qquad qquad 9 nbsp ausdrucken Diese Differentialgleichung lasst sich leicht losen G e x G e 0 exp x l e 10 displaystyle Gamma e x Gamma e 0 exp left frac x lambda e right qquad qquad 10 nbsp Die Wahrscheinlichkeit dass l gt x displaystyle lambda gt x nbsp ist also dass an der Stelle x displaystyle x nbsp noch kein Stoss stattgefunden hat ist P l gt x G e x G e 0 exp x l e 11 displaystyle P lambda gt x frac Gamma e x Gamma e 0 exp left frac x lambda e right qquad qquad 11 nbsp Gemass seiner Definition ist a displaystyle alpha nbsp die Anzahl an Ionisationen pro Weglange und damit das Verhaltnis aus der Wahrscheinlichkeit bei der in der mittleren freien Weglange der Ionen noch keine Kollision stattgefunden hat zur mittleren freien Weglange der Elektronen a P l gt l I l e 1 l e exp l I l e 1 l e exp E I E e 12 displaystyle alpha frac P lambda gt lambda I lambda e frac 1 lambda e exp left frac lambda I lambda e right frac 1 lambda e exp left frac E I E e right qquad qquad 12 nbsp Dabei wurde bedacht dass die Energie E displaystyle E nbsp die ein geladenes Teilchen zwischen zwei Stossen aufnehmen kann von der elektrischen Feldstarke E displaystyle mathcal E nbsp und der Ladung Q displaystyle Q nbsp abhangt E l Q E 13 displaystyle E lambda Q mathcal E qquad qquad 13 nbsp Durchschlagspannung Bearbeiten Fur den Plattenkondensator gilt E U d displaystyle E frac U d nbsp wobei U displaystyle U nbsp die angelegte Spannung ist Da von einer einfachen Ionisierung ausgegangen wurde ist Q displaystyle Q nbsp die Elementarladung e displaystyle e nbsp Man kann nun 13 und 8 in 12 einsetzen und erhalt a L p exp L p d E I e U 14 displaystyle alpha L cdot p exp left frac L cdot p cdot d cdot E I eU right qquad qquad 14 nbsp Setzt man dies in 5 ein und formt nach U displaystyle U nbsp um erhalt man das Paschen Gesetz fur die Durchschlagspannung U D u r c h s c h l a g displaystyle U mathrm Durchschlag nbsp die zuerst von Paschen in 1 untersucht wurden und dessen Gleichung zuerst von Townsend in 2 section 227 hergeleitet wurde U Durchschlag L p d E I e ln L p d ln ln 1 g 1 15 displaystyle U text Durchschlag frac L cdot p cdot d cdot E I e left ln L cdot p cdot d ln left ln left 1 gamma 1 right right right qquad qquad 15 nbsp mit L p r I 2 k B T displaystyle L frac pi r I 2 k mathrm B T nbsp Die eingangs erlauterten Konstanten A displaystyle A nbsp und B displaystyle B nbsp lauten somit A L p r I 2 k B T displaystyle A L frac pi r I 2 k mathrm B T nbsp B L E I e p r I 2 E I T k B e displaystyle B frac L cdot E I e frac pi r I 2 E I Tk mathrm B e nbsp Plasmazundung Bearbeiten Plasmazundung nach der Definition von Townsend Townsend Entladung bedeutet dass das Plasma einen Punkt erreicht an dem es von selbst brennt unabhangig von einer externen Quelle von freien Elektronen Dies bedeutet dass die Elektronen der Kathode die Anode im Abstand d displaystyle d nbsp erreichen und dabei mindestens ein Atom auf dem Weg dahin ionisiert haben mussen Gemass der Definition von a displaystyle alpha nbsp muss also diese Beziehung erfullt sein a d 1 16 displaystyle alpha d geq 1 qquad qquad 16 nbsp Verwendet man a d 1 displaystyle alpha d 1 nbsp statt 5 erhalt man fur die Durchschlagspannung U Durchschlag Townsend L p d E I e ln L p d d E I e l e ln d l e 17 displaystyle U text Durchschlag Townsend frac L cdot p cdot d cdot E I e cdot ln L cdot p cdot d frac d cdot E I e cdot lambda e ln left frac d lambda e right qquad qquad 17 nbsp Schlussfolgerung Gultigkeit BearbeitenDas Paschen Gesetz setzt also voraus dass es vor der Zundung schon freie Elektronen auf der Kathode gibt G e x 0 0 displaystyle Gamma e x 0 neq 0 nbsp die beschleunigt werden konnen um die Stossionisation auszulosen die Erzeugung weiterer freier Elektronen nur durch Stossionisation geschieht Das Paschen Gesetz gilt also nicht wenn externe Elektronenquellen vorhanden sind Dies kann z B Licht sein das Sekundarelektronen durch den photoelektrischen Effekt erzeugt Dies muss bei Experimenten berucksichtigt werden ein ionisiertes Atom nur zu je einem freien Elektron fuhrt Mehrfachionisationen treten jedoch in der Praxis immer auf freie Elektronen auf der Kathodenoberflache durch die auftreffenden Ionen erzeugt werden Die Anzahl der dabei erzeugten Elektronen ist jedoch stark vom Kathodenmaterial dessen Oberflachenbeschaffenheit Rauheit Verunreinigungen und den Umgebungsbedingungen Temperatur Luftfeuchtigkeit etc abhangig Die experimentelle Bestimmung des Faktors g displaystyle gamma nbsp ist daher kaum reproduzierbar moglich das elektrische Feld homogen ist Einzelnachweise Bearbeiten a b F Paschen Ueber die zum Funkenubergang in Luft Wasserstoff und Kohlensaure bei verschiedenen Drucken erforderliche Potentialdifferenz Annalen der Physik vol 273 no 5 pp 69 96 1889 doi 10 1002 andp 18892730505 a b J Townsend Electricity in Gases Clarendon Press 1915 Andreas Kuchler Hochspannungstechnik 2 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2005 ISBN 978 3 540 78412 8 S 159 Taschenbuch der elektrischen Energietechnik mit 102 Tabellen ISBN 3 446 40475 9 S 289 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Emmanouel Hourdakis Brian J Simonds and Neil M Zimmerman Submicron gap capacitor for measurement of breakdown voltage in air In Rev Sci Instrum 77 Jahrgang Nr 3 2006 S 034702 doi 10 1063 1 2185149 Jane Lehr Pralhad Ron Electrical Breakdown in Gases In Foundations of Pulsed Power Technology John Wiley amp Sons Inc 2017 ISBN 978 1 118 88650 2 S 369 438 doi 10 1002 9781118886502 ch8 wiley com abgerufen am 14 September 2017 J Townsend The Theory of Ionization of Gases by Collision Constable 1910 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Paschen Gesetz amp oldid 235744907