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Walter Albert Baechi 4 November 1909 in Zurich 5 Dezember 1989 in Meilen war ein Schweizer Anwalt aus Zurich und 1982 zusammen mit Hedwig Zurcher Mitgrunder der Sterbehilfeorganisation Exit Bis 1989 war er deren Prasident danach bis zu seinem Tod im gleichen Jahr Ehrenprasident Er war Mitglied des Landesrings der Unabhangigen LdU Walter Baechi ca 1961 Inhaltsverzeichnis 1 Biographie 2 Laufbahn 3 Sterbehilfe 4 Publikationen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBiographie BearbeitenBaechi wuchs als einziges Kind des aus einer Bauernfamilie stammenden Bankangestellten und Vizedirektors der Zurcher Kantonalbank Albert Baechi 1883 1976 und der Primarlehrerin Hedwig geborene Huber 1882 1932 in der damals noch selbstandigen Landgemeinde Witikon heute ein Quartier von Zurich auf Seine Eltern liessen sich 1922 noch wahrend seiner Gymnasialzeit scheiden er wurde der Mutter zugesprochen Er erwarb am Lehrerseminar Wettingen das Lehrerpatent ubte den Beruf als Lehrer jedoch nie aus sondern studierte anschliessend Jus an der Universitat Zurich 1933 schloss er das Studium mit Staats und Anwaltsexamen ab und eroffnete eine Advokaturkanzlei in Zurich 1961 war er Sprecher der oppositionellen Zurcher Sektion des grossten Verkehrsclubs der Schweiz des Touring Club Schweiz die die Absetzung des langjahrigen Direktors Josef Britschgi dem sie Korruption vorwarf herbeifuhrte Die damit erlangte grosse Bekanntheit Baechis fuhrte nach seiner eigenen Einschatzung dazu dass er bei den Nationalratswahlen 1964 obwohl nur auf dem 35 Listenplatz des Landesrings der Unabhangigen in Zurich mit dem sechstbesten Resultat uberraschend erster Ersatzmann wurde 1966 bei der Wahl von Sigmund Widmer zum Zurcher Stadtprasidenten ruckte er gemass Gesetz 1 in den Nationalrat nach lehnte die Wahl aber ab da er sie als nicht kompatibel mit der Aufgabe eines forensischen Anwalts erachtete 2 Er war kulturell sehr interessiert Im fortgeschrittenen Alter besuchte er als Gasthorer Griechischvorlesungen und seminare um die Klassiker in ihrer Sprache lesen zu konnen Ein Anliegen waren ihm auch die Gedichte und Lieder Hans Roellis die er selbst zur Gitarre vortrug Zu ihrer Pflege hatte er 1933 den Hans Roelli Bund gegrundet und unterstutzte Roelli auch finanziell Er war ausserdem ein passionierter Bergganger 3 Baechi war 1934 bis 1952 in erster Ehe mit der aus einer franzosisch spanischen Familie stammenden in Hamburg aufgewachsenen Luisa Pardo de Leygonier 1905 1989 verheiratet mit der er drei Sohne und eine Tochter hatte Der alteste Sohn ist der Zeichner und Maler Balz Baechi 1937 mit dessen zur Halfte vom Erbe des Vaters finanzierten Isabel und Balz Baechi Stiftung restauriert er weltweit Wandmalereien 4 Der zweitalteste Sohn Mathis 1939 war ebenfalls Rechtsanwalt und arbeitete wahrend des Studiums und nach dem Anwaltsexamen in Baechis Kanzlei bevor er seine eigene eroffnete Die Tochter Regina 1945 ist mit dem Agrarsoziologen und Tiefenpsychologen Theodor Abt verheiratet Der jungste Sohn Koni 1943 nahm sich 1962 19 jahrig zusammen mit seiner jungen Freundin Heidi das Leben In zweiter Ehe verheiratete sich Baechi 1953 mit der aus Schweden stammenden Kunstmalerin Magnhild Baechi geborene Leijer 1915 2002 Aus der zweiten Ehe des Vaters hatte er eine Halbschwester Doris Rothlisberger Baechi 1930 2014 In der Schweizer Armee erreichte er als Kommandant der Fus Kp III 67 den Rang eines Hauptmanns 5 Die angestrebte hohere militarische Karriere blieb ihm nach einer zeitweiligen Enthebung vom Kompaniekommando wegen zu harter Behandlung der Soldaten verwehrt 6 Er nahm sich heiteren Sinnes das Leben weil er gemass dem von ihm vorbereiteten Text fur seine Todesanzeige nicht gewillt war im Alter den geistigen und korperlichen Abbau bis zum Ende hinzunehmen Da er an keiner todlichen Krankheit litt und die damaligen Kriterien fur eine Freitodbegleitung damit nicht erfullte 7 wahlte er eine der anderen Suizidmethoden die in der Exit Freitodanleitung beschrieben sind den Suizid durch Kohlenmonoxidvergiftung Das rucksichtslose Vorgehen das er am Fest zu seinem 80 Geburtstag ungeruhrt angekundigt hatte war fur seine Familie laut seinem Freund und Abdankungsredner Pierre Wenger eine schaurige Ubung 8 Laufbahn BearbeitenSeinen ersten Erfolg der seinen Ruf als Staranwalt begrundete 9 errang Baechi 1936 als er die nach einem Schwurgerichtsprozess ungewohnliche Revision und im Prozess 1938 nachdem er das Revisionsgesuch als Broschure publiziert hatte 10 den Freispruch des 1934 wegen angeblichen Giftmordes an seiner Ehefrau zu lebenslanglichem Zuchthaus verurteilten Zahntechnikers Hans Naf erreichte 11 Der Fall der an den Mord in Kehrsatz erinnert hatte 1948 ein Nachspiel in Form einer offensichtlichen Revancheanklage des unterlegenen Bezirksanwalts Otto Gloor der Baechi im Zusammenhang mit einem andern Fall in dem dieser einen grosser Vermogensdelikte Angeklagten verteidigt und dabei gutglaubig falsche Urkunden verwendet hatte wegen Urkundenfalschung anklagte Baechi wurde freigesprochen 12 1936 wurde er Sekretar des neugegrundeten LdU und verteidigte dessen Grunder Gottlieb Duttweiler in mehreren Prozessen meist gegen Monopole und Kartelle wie 1949 in einem von den hohen Offizieren Walter Gattiker Eugen Bircher und Renzo Lardelli angestrengten Ehrverletzungsprozess gegen Duttweiler Dieser hatte in der Tat vom August 1947 behauptet Gattiker Direktor der zum von Duttweiler bekampften Oltrust Unilever gehorenden Sais sei obwohl dazu kaum befahigt nur mit Hilfe von Bircher und Lardelli Oberst geworden die dafur Sitze im Verwaltungsrat der Sais erhalten hatten Baechi erwirkte den angestrebten Freispruch nicht Duttweiler wurde wegen Verleumdung zu einer Busse von 5000 Franken und zu einer bedingten Gefangnisstrafe von 10 Tagen verurteilt 13 Um sich der neuen Aufgabe voll widmen zu konnen benannte er das Advokaturburo in G amp B um und uberliess dessen Fuhrung wahrend dieser Zeit Alois Grendelmeier bis er beim LdU durch Nationalrat Otto Pfandler abgelost wurde 1945 trat er auf Einladung Gottlieb Duttweilers in die Direktion des Migros Genossenschafts Bundes ein Uneinigkeiten uber das zu bearbeitende Arbeitsgebiet fuhrten jedoch nur sechs Monate spater wieder zum Austritt Baechis 2 1946 vertrat er den deutschen Schriftsteller Bernard von Brentano im Prozess gegen Manuel Gasser der Brentano mit dem er fruher eng befreundet gewesen war in der Weltwoche vom 14 September 1945 als begeisterten Anwalt des Nationalsozialismus und rabiaten Antisemiten bezeichnet hatte und erreichte die Verurteilung Gassers wegen Verleumdung und ubler Nachrede 14 Erfolglos war er dagegen 1952 in einem anderen Prozess in dem er den wegen Gefahrdung der inneren und ausseren Sicherheit der Eidgenossenschaft mit einer dauernden Einreisesperre belegten Klager Maxim Maximo gegen einen anderen rumanischen Emigranten Josef Mandl vertrat der Maximo als besonders gefahrlichen kommunistischen Agenten bezeichnet hatte Nicht nur wurden Mandl und der mitangeklagte Zurcher Journalist Rudolf Vetter freigesprochen auch Baechis grosses Aufsehen in der Offentlichkeit erregenden beim Prozess vorgebrachten Anschuldigungen der Korruption zugunsten Mandls gegen einen Inspektor der Bundespolizei und gegen die Bundesanwaltschaft erwiesen sich laut einer vom Bundesrat angeordneten Untersuchung als vollig haltlos 15 In den 1960er Jahren war Rechtsanwalt Walter Baechi einer der Wortfuhrer der Anhanger von James Schwarzenbach 16 1972 fuhrte er den aufsehenerregenden Prozess von Hans Habe gegen Friedrich Durrenmatt im sogenannten Literatenstreit Durrenmatt hatte Habe in der Welt am Sonntag im Zusammenhang mit der Ernennung von Harry Buckwitz zum Direktor des Schauspielhauses 17 als Faschisten bezeichnet 18 Er wurde wegen Beschimpfung verurteilt 19 1977 vertrat Baechi die Anklage der Bruder Wille in der rechtlichen Auseinandersetzung mit Niklaus Meienberg wegen Passagen des Films Die Erschiessung des Landesverraters Ernst S und wegen eines geplanten Theaterstucks uber Ulrich Wille den Vater der Bruder Wille 20 Baechi und die Familien Wille und Mettler erreichten dass ihrer Ansicht nach diffamierende Passagen aus dem Film herausgeschnitten bzw geandert wurden Baechi war ab 1973 Ersatz ab 1976 bis Ende 1979 ordentliches Mitglied des Kassationsgerichtes hochste Gerichtsinstanz in den Kantonen Zurich und St Gallen bis Ende 2010 und 1977 bis 1989 Mitglied der Aufsichtskommission uber die Rechtsanwalte des Vereins Zurcherischer Rechtsanwalte 3 Er war Prasident der Ernst Gohner Stiftung Risch 1972 bis Ende 1984 der Hugatext AG Sportartikel vormals Gummi Hug AG Fallanden 1964 1980 und Vizeprasident der Frucht AG Handel mit Kartoffeln Fruchten usw Oensingen 1967 1989 Nach dem Tod des Grunders der Stauffacher Verlags AG und der Stauffacher Buchhandlung AG Zurich Eugen Theodor Rimli wurde er zum Nachlassverwalter und Verwaltungsratsprasidenten der Gesellschaften gewahlt 1974 1976 Er war zudem Mitglied mehrerer weiterer Verwaltungsrate darunter der Praesens Film AG Zurich 1966 1982 Er war ausserdem Anwalt des Verbandes der Zurcher Polizeibeamten und des Circus Knie Sterbehilfe BearbeitenNach seinem Ruckzug aus dem Berufsleben Ende 1979 grundete Walter Baechi 1982 zusammen mit Hedwig Zurcher nach dem Vorbild der von Arthur Koestler begrundeten englischen Vereinigung Exit die Sterbehilfeorganisation Exit Deutsche Schweiz 21 Er prasidierte die Organisation bis Anfang 1989 und wurde anschliessend zum Ehrenprasidenten gewahlt Baechi hatte erkannt dass der Artikel 115 22 des Schweizerischen Strafgesetzbuches StGB der die Sterbehilfe nur unter der Bedingung unter Strafe stellt dass sie aus selbstsuchtigen Beweggrunden erfolgt die Rechtsgrundlage fur die straflose Freitodbegleitung in der Schweiz bietet 23 1975 1976 verteidigte er in der Affare Haemmerli erfolgreich den Chefarzt der Medizinischen Klinik am Zurcher Stadtspital Triemli Urs Peter Haemmerli gegen den Vorwurf der aktiven Sterbehilfe 24 Publikationen Bearbeitenals Autor Verwaltungsakt auf Unterwerfung zweiseitiger Verwaltungsakt oder Vertrag J Springer Wien 1934 Dissertation Der Mordfall Naf Das Revisionsgesuch vom 28 Februar 1936 Aschmann amp Scheller Zurich 1936 30 Jahre Grimm Ein Beitrag zur politischen Lage Weiss Affoltern am Albis 1942 mit Karl Zimmermann Sterbehilfe In Standpunkte kontrovers Nr 1 Helbing amp Lichtenhahn Basel 1983 Sterbehilfe Postulate Helbing und Lichtenhahn Frankfurt am Main 1983 Der Selbstmord Ruegger Grusch 1986 Funf Jahre Exit Deutsche Schweiz Exit Grenchen 1987 als Herausgeber Hans Roelli Ich gehe auf der langen Strass Gedichte Lieder Prosa Luzerner Poeten 3 Comenius Hitzkirch 1981 Auswahl und Nachwort von Walter Baechi Mit Illustrationen von Paul Nussbaumer Sechs Jahre Exit Deutsche Schweiz Exit Publikationen aus den ersten sechs Jahren Exit Grenchen 1988 Literatur Bearbeiten Ich war ein kampferischer Anwalt Zum 25 Jahrestag des Freitodes von Exit Grunder Walter Baechi In Exit Info Nr 3 2014 S 21 f Wie alles begann In Exit Info Nr 4 2011 S 7 PDF 2 1 MB Res Strehle Walter Baechi Heiteren Sinnes in den Freitod In Das Magazin Nr 28 13 14 Juni 1990 S 8 13 Fredi Lerch Sterbehilfe Wer hilft wem warum uber den Jordan Memento vom 27 September 2016 im Internet Archive In WoZ Nr 9 1984 Alois Grendelmeier Walter Baechi siebzigjahrig In Neue Zurcher Zeitung 3 November 1979 S 52 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Walter Baechi im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Erlosung oder Mord Zum Problem der Sterbehilfe In SF Wissen 27 Januar 2009 Diskussion uber Sterbehilfe mit Walter Baechi Julius Hackethal Ilse Truninger und Albert Ziegler Leitung Vreni Meyer Video 46 30 min Wh Einzelnachweise Bearbeiten Art 55 Bundesgesetz uber die politischen Rechte BPR a b Ich war ein kampferischer Anwalt Zum 25 Jahrestag des Freitodes von Exit Grunder Walter Baechi In Exit Info Nr 3 2014 S 21 f a b Alois Grendelmeier Walter Baechi siebzigjahrig In Neue Zurcher Zeitung 3 November 1979 S 52 Der Kunstmissionar In Tages Anzeiger 17 November 2015 S 23 archiviert auf der Website der Isabel und Balz Baechi Stiftung PDF 342 kB Walter Bachi zum 80 Geburtstag In Meilener Anzeiger 10 November 1989 S 1 Res Strehle Walter Baechi Heiteren Sinnes in den Freitod In Das Magazin Nr 28 13 14 Juni 1990 S 8 13 hier S 11 Zwei grosse Verluste In Daniel Suter 30 Jahre Einsatz fur Selbstbestimmung Exit Zurich 2012 S 21 PDF 2 7 MB Res Strehle Walter Baechi Heiteren Sinnes in den Freitod In Das Magazin Nr 28 13 14 Juni 1990 S 8 13 hier S 8 Res Strehle Walter Baechi Heiteren Sinnes in den Freitod In Das Magazin Nr 28 13 14 Juni 1990 S 8 13 hier S 10 Walter Baechi Der Mordfall Naf Das Revisionsgesuch vom 28 Februar 1936 Aschmann amp Scheller Zurich 1936 Bemerkungen zum zweiten Prozess Naf In Neue Zurcher Zeitung 30 November 1938 Morgenausgabe S 2 Ein merkwurdiger Strafprozess In Neue Zurcher Zeitung 23 Juni 1948 S 9 Eine bemerkenswerte Verurteilung In Neue Zurcher Zeitung 14 Juni 1949 Morgenausgabe S 1 Das Urteil im Prozess Brentano Gasser In Neue Zurcher Zeitung 27 Marz 1947 S 22 Haltlose Verdachtigungen In Neue Zurcher Zeitung 13 Juli 1952 S 18 Katharina Bretscher Spindler Vom heissen zum Kalten Krieg Vorgeschichte und Geschichte der Schweiz im Kalten Krieg 1943 1968 Orell Fussli Zurich 1997 S 447 Hellmuth Karasek Harry Buckwitz und die Welt am Sonntag In Die Zeit Nr 24 1970 Werner Birkenmeier Eichenlaub gegen Goethe Medaille Der Habe Durrenmatt Prozess in Zurich In Die Zeit Nr 14 1972 Durrenmatt verurteilt In Die Tat 6 Juni 1972 S 4 Philipp Metzler Den Abszess zum Platzen bringen Zugange zu Niklaus Meienbergs Geschichtsschreibung Zurich 2001 S 13 Lizentiatsarbeit Universitat Zurich PDF 1 4 MB Manfred Kuhn Starker Abgang eines grossen Kampfers Zum Tode des Rechtsanwalts und Exit Prasidenten Walter Baechi In Zuri Woche 14 Dezember 1989 S 3 Art 15 Strafgesetzbuch StGB Peter Holenstein Von der Moderne uberrannt Memento vom 23 August 2016 im Internet Archive In Weltwoche Nr 22 2004 Die Ergebnisse der Untersuchung gegen Prof Haemmerli In Neue Zurcher Zeitung 13 Juli 1976 S 29 Normdaten Person GND 110612108 lobid OGND AKS LCCN no2011146402 VIAF 212386346 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Baechi WalterALTERNATIVNAMEN Baechi Walter Albert vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG Schweizer Anwalt Grunder der Sterbehilfeorganisation ExitGEBURTSDATUM 4 November 1909GEBURTSORT ZurichSTERBEDATUM 5 Dezember 1989STERBEORT Meilen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walter Baechi amp oldid 221874735