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Mit dem Waffenstillstand von Thessaloniki auch Waffenstillstand von Saloniki der am 29 September 1918 in Thessaloniki unterzeichnet wurde schied das Zarentum Bulgarien als erste der vier Mittelmachte aus dem Ersten Weltkrieg aus Vorausgegangen war ein strategischer Erfolg der Alliierten an der Salonikifront im Zuge der am 15 September begonnenen Durchbruchsschlacht am Dobro Polje der zu einem Ruckzug der bulgarischen Armee hinter die Landesgrenzen und zur unmittelbaren Bedrohung der Hauptstadt Sofia durch eine alliierte Invasion gefuhrt hatte Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Der alliierte Durchbruch an der Salonikifront 3 Verhandlungen uber den Waffenstillstand 4 Bedingungen 5 Unmittelbare Folgen 6 Nachwirkungen 7 Literatur 8 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenBulgarien befand sich seit Oktober 1915 im Krieg mit den Alliierten nachdem es sich auf Seiten der Mittelmachte am Serbienfeldzug von 1915 beteiligt hatte Die dreijahrige Kriegsbeteiligung hauptsachlich an der Salonikifront gegen die unter franzosischer Fuhrung kampfende Alliierte Orientarmee und von August 1916 bis Dezember 1917 auch auf dem rumanischen Kriegsschauplatz gegen Rumanien hatte das Land wirtschaftlich ausgeblutet und zu erheblicher Kriegsmudigkeit und Demoralisierung gefuhrt Zwar stand die Armee weit im vormals serbischen Vardar Mazedonien und man hatte zudem im Friedensvertrag von Bukarest mit Rumanien vom 7 Mai 1918 die im Zweiten Balkankrieg an dieses verlorene Suddobrudscha zuruckgewonnen aber der Anspruch auf eine Annexion der gesamten Dobrudscha war am Einspruch der anderen Mittelmachte gescheitert Die Norddobrudscha war in dem Vertrag zu einem Kondominium der Mittelmachte erklart worden In der Folge meldeten sowohl Osterreich Ungarn Vranje Dreieck als auch das Osmanische Reich Teile Thrakiens Anspruche auf zuvor Bulgarien zugesicherte Gebiete an Des Weiteren breitete sich angesichts des im Sommer 1918 mehr oder weniger offenkundigen Scheiterns der deutschen Fruhjahrsoffensive an der Westfront fur die die deutschen Truppen an der Salonikifront fast vollstandig abgezogen worden waren Skepsis aus am Ende auf Seiten der Gewinner des Kriegs stehen zu konnen Am 20 Juni des Jahres war der deutschfreundliche Ministerprasident Wassil Radoslawow daher zuruckgetreten und hatte Platz fur den gemassigten Aleksandar Malinow gemacht der das Land moglichst unbeschadet aus dem Krieg fuhren sollte Das Land stand beim Amtsantritt Malinows vor grossen Problemen insbesondere die Ernahrungslage war prekar und die Ernte des Jahres 1918 verhiess keine Besserung Die Inflation nahm grosse Ausmasse an und der Schwarzmarkt bluhte Die Bevolkerung fuhlte sich von den Politikern im Stich gelassen ebenso wie die Armee von ihren Verbundeten In dieser Situation griffen radikale Losungen um sich wie sie von der Bauernvolksunion des seit 1915 inhaftierten Kriegsgegners Aleksandar Stambolijski und von den sozialistischen Parteien vertreten wurden Inspiriert von der russischen Revolution hatten sich in einigen Armeeeinheiten Soldatenrate gebildet und Desertionen hauften sich 1 Der alliierte Durchbruch an der Salonikifront Bearbeiten nbsp Frontlinien am 15 9 18 und Operationen bis zum WaffenstillstandAm Morgen des 15 September 1918 begann nach einem eintagigen Artilleriebeschuss in den Bergen in der Grenzregion Griechenlands und Mazedoniens die lange vorbereitete Entscheidungsoffensive der alliierten Orientarmee unter General Franchet d Esperey gefuhrt hauptsachlich von serbischen und franzosischen Einheiten Die Alliierten planten in einer Zangenbewegung auf Prilep vorzugehen um in den Rucken der bulgarischen Armee zu gelangen und diese zum ubersturzten Ruckzug zu zwingen Dabei sollte ihr der Ruckzugsweg durch das Vardar Tal abgeschnitten werden Zwar gelang der bulgarischen Armee in der Schlacht am Dojransee 18 19 September noch ein Abwehrerfolg gegen den rechten britisch griechischen Flugel der Orientarmee aber der Plan Franchets ging weitgehend auf Die geschlagene Armee die tausende Soldaten als Gefangene verloren hatte zog sich hinter die Landesgrenzen zuruck verfolgt von nachstossender Kavallerie Am 25 September uberschritten erste alliierte Einheiten die bulgarische Grenze Verhandlungen uber den Waffenstillstand Bearbeiten nbsp Die bulgarische Delegation v l n r Lukow Ljaptschew Radew Am 24 September entschloss sich die bulgarische Regierung ein Waffenstillstandsgesuch an den alliierten Oberbefehlshaber Franchet d Esperey zu richten Das Gesuch wurde von einem Offizier dem britischen Befehlshaber George Milne uberbracht und eine Bitte um Vermittlung an den amerikanischen Generalkonsul in Sofia Dominick Murphy gerichtet 2 D Esperey lehnte das Gesuch einer 24 stundigen Waffenruhe ebenso ab wie Murphys Angebot die bulgarische Delegation nach Saloniki zu begleiten und holte zunachst die Erlaubnis seiner Regierung zu Verhandlungen ein Diese traf am 27 September ein zusammen mit Instruktionen uber die zu stellenden Bedingungen Am 28 September traf die bulgarische Delegation bestehend aus Finanzminister Andrei Ljaptschew dem Diplomaten Simeon Radew und General Iwan Lukow dem Befehlshaber der 2 Armee bei den britischen Linien ein Die Verhandlungen begannen am Morgen des 29 September im Haus Franchet d Espereys Obwohl die Bulgaren versuchten in einigen Punkten wie der Teilnahme serbischer und griechischer Truppen an der Besetzung fur sie gunstige Bedingungen zu erhalten hatten sie Autorisierung unter allen Umstanden den Forderungen der Alliierten zuzustimmen Die Franzosen fuhrten die Verhandlungen allein ohne Konsultation mit den Verbundeten Die Bedingungen wurden akzeptiert und der Waffenstillstand gegen 22 30 Uhr am selben Tag unterzeichnet Bedingungen BearbeitenDer praktisch rein militarische Fragen behandelnde Vertrag umfasste neben seinen veroffentlichten Klauseln auch einige Geheimklauseln 3 Zu den veroffentlichten Klauseln gehorten unverzuglicher Ruckzug der bulgarischen Armee aus den noch von ihr besetzten Gebieten unverzugliche Demobilisierung der Armee mit Ausnahme der Truppen die fur die Bemannung der Grenze zum Osmanischen Reich und ahnliche Zwecke vorgesehen waren Ubergabe der Waffen der demobilisierten Einheiten in alliierte Kontrolle Ubergabe der Waffen des zuvor von den Mittelmachten internierten griechischen IV Armeekorps an die Alliierten alle noch westlich von Skopje stehenden bulgarischen Truppen werden Kriegsgefangene Auslieferung aller von Bulgarien gehaltenen Kriegsgefangenen und Zivildeportierten bulgarische Kriegsgefangene durften von den Alliierten zu Arbeiten eingesetzt werden Ausweisung der Militarverbande und Staatsburger der ubrigen Mittelmachte binnen vier WochenDie Geheimklauseln waren Erlaubnis zur Benutzung der bulgarischen Verkehrswege durch alliierte Truppen Erlaubnis zur Besetzung strategischer Punkte innerhalb Bulgariens der alliierte Oberbefehlshaber behalt sich das Recht vor den Abbruch aller Beziehungen Bulgariens zu den ubrigen Mittelmachten zu fordern Offnung der bulgarischen Hafen fur alliierte und neutrale SchiffeDie politischen und territorialen Fragen wurden dem spateren Friedensschluss vorbehalten Der Vertrag trat am 30 September mittags in Kraft Unmittelbare Folgen BearbeitenDie deutsche Oberste Heeresleitung unter Erich Ludendorff erkannte dass spatestens mit diesem Waffenstillstand der Krieg verloren war und sprach sich aus taktischen Grunden umgehend fur eine Parlamentarisierung der Reichsregierung aus Diese neue Regierung sollte anstelle der Militars den nun unausweichlichen Frieden schliessen Die neugebildete Regierung unter Max von Baden wandte sich am 4 Oktober mit einem Gesuch um Vermittlung zu einem Waffenstillstand an US Prasident Woodrow Wilson es folgten die Wilson Noten In Bulgarien kam es Ende September zu einer Rebellion desertierender Soldaten die die Hauptstadt Sofia bedrohte Unter dem Druck der Strasse und sich von seiner Regierung verraten fuhlend dankte Zar Ferdinand I am 3 Oktober ab Nachfolger wurde sein Sohn als Boris III Die Alliierten nutzten die ihnen zugestandene Bewegungsfreiheit dazu Truppen durch Bulgarien in Richtung Rumanien Ungarn und europaischer Turkei zu verschieben Die turkische Regierung unter Grosswesir Talat Pascha trat am 7 Oktober zuruck Die neue Regierung unter Ahmed Izzet Pascha schloss am 30 Oktober den Waffenstillstand von Moudros Es folgte am 3 November Osterreich Ungarn mit dem Waffenstillstand von Villa Giusti und schliesslich am 11 November das Deutsche Reich mit dem Waffenstillstand von Compiegne Nachwirkungen BearbeitenDer Waffenstillstandsvertrag blieb bis zum Friedensschluss am 27 November 1919 in Kraft Im Vertrag von Neuilly sur Seine verlor Bulgarien Gebiete an Jugoslawien Griechenland und Rumanien und musste hohe Reparationen bezahlen Literatur BearbeitenRichard C Hall Balkan Breakthrough The Battle of Dobro Pole 1918 Indiana University Press 2010 ISBN 978 0 253 35452 5 Alan Palmer Victory 1918 Grove Press 2000 ISBN 0 8021 3787 3 Einzelnachweise Bearbeiten R J Crampton Bulgaria Oxford University Press 2007 ISBN 978 0 19 820514 2 S 216 f Die Vereinigten Staaten und Bulgarien befanden sich nicht im Krieg miteinander obwohl die diplomatischen Beziehungen 1917 abgebrochen worden waren United States Senate Armistice agreements Terms of the armistice agreements concluded between the Allied and Associated governments and the governments of Germany Austria Hungary and Bulgaria Presented by Mr Lodge October 30 1919 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Waffenstillstand von Thessaloniki amp oldid 233831989