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Als Vogelpocken oder Geflugelpocken Variola avium veraltet Pockendiphtherie oder Pockendiphtheroid wird eine pockenartige Viruserkrankung bei Vogeln bezeichnet die durch Vertreter der Gattung Avipoxvirus Avipoxviren in der Familie der Pockenviren Poxviridae hervorgerufen wird Sie gehort in Deutschland zu den meldepflichtigen Tierseuchen 1 Auch in Osterreich unterliegt die Infektionskrankheit der Meldepflicht 2 Die Vogelpocken sind hochansteckend die Erkrankungsrate bei einer Infektion betragt 100 die Sterblichkeit bei einer Erkrankung ist ausser bei Erkrankungen mit dem Kanarienpockenvirus jedoch nur gering Die Vogelpocken aussern sich in Haut und Schleimhautveranderungen konnen aber auch septikamisch verlaufen Inhaltsverzeichnis 1 Erreger 2 Krankheitsentstehung 3 Klinisches Bild 4 Bekampfung 5 Geschichte 6 Literatur 7 EinzelnachweiseErreger BearbeitenVogelpockenvirus nbsp TEM Aufnahme von Virionendes Vogelpockenvirus einer Kohlmeise 4 SystematikKlassifikation VirenRealm Varidnaviria 3 Reich Bamfordvirae 3 Phylum Nucleocytoviricota 3 Klasse Pokkesviricetes 3 Ordnung Chitovirales 3 Familie PoxviridaeUnterfamilie ChordopoxvirinaeGattung AvipoxvirusTaxonomische MerkmaleGenom dsDNA linearBaltimore Gruppe 1Symmetrie komplexHulle vorhandenWissenschaftlicher NameAvipoxvirusLinksNCBI Taxonomy 10260ViralZone Expasy SIB 151ICTV Taxon History 202004739Die Vogelpockenviren bilden die Gattung Avipoxvirus in der Unterfamilie Chordopoxvirinae der Familie Poxviridae Pockenviren Man unterscheidet heute International Committee on Taxonomy of Viruses ICTV Master Species List 2018b v2 vom Marz 2019 11 verschiedene Spezies der Vogelpockenviren Gattung AvipoxvirusSpezies Canarypox virus alias Avipoxvirus serini Kanarienpockenvirus CNPV CPoV 5 Spezies Pigeonpox virus alias Avipoxvirus columbae Taubenpockenvirus PGPV Spezies Fowlpox virus alias Avipoxvirus galli Huhnerpockenvirus FWPV Typusspezies Spezies Turkeypox virus alias Avipoxvirus meleagridis Truthahnpockenvirus TKPV Spezies Falconpox virus alias Avipoxvirus falconis Falkenpockenvirus FPV Spezies Juncopox virus alias Avipoxvirus fringillae Finkenpockenvirus JNPV Spezies Mynhapox virus alias Avipoxvirus acridotheridis Hirtenstarpockenvirus MYPV Spezies Quailpox virus alias Avipoxvirus coturnicis Wachtelpockenvirus QUPV Spezies Sparrowpox virus alias Avipoxvirus passeri Sperlingspockenvirus SRPV Spezies Starlingpox virus alias Avipoxvirus sturni Starenpockenvirus SLPV Spezies Psittacinepox virus alias Avipoxvirus psittaci Papageienpockenvirus PSPV Beim Taubenpockenvirus und Truthahnpockenvirus war lange Zeit nicht geklart ob es sich um eigene Arten oder nur um Varianten des Huhnerpockenvirus handelt Das Kanarienpockenvirus unterscheidet sich auch immunologisch deutlich von den anderen Vertretern Vogelpockenviren und erkrankungen sind bei einer Vielzahl von Vogelarten weltweit nachgewiesen Die Wirtsspezifitat ist nicht sehr hoch die einzelnen Vertreter gehen auch auf heterologe Wirte uber Dabei wird jedoch eine Infektion aber im Regelfall nur uber Insektenstiche bisse ausgelost nicht wie sonst durch Kontakt mit virushaltigen Sekreten Ein Ubergang vom heterologen Wirt auf den eigentlichen Wirt findet vermutlich nicht statt Vogelpockenviren wurden auch aus Hautverletzungen bei Nashornern isoliert Vogelpockenviren unterscheiden sich deutlich von anderen Pockenviren Das Genom des Canarypox virus hat eine Lange von 359 853 Basenpaaren bp und kodiert vorhergesagt 328 Proteine bei einem GC Gehalt von 30 6 Krankheitsentstehung BearbeitenDie Infektion erfolgt im Regelfall durch direkten Kontakt zu infizierten Tieren oder indirekten Kontakt mit virushaltigem Material uber kleinste Haut und Schleimhautverletzungen bei heterologen Wirten jedoch nur bei Wildvogeln vor allem durch Insektenstiche Stechmucken Die Inkubationszeit betragt 8 Tage An der Infektionsstelle kommt es zunachst zu einer umschriebenen Hautrotung die sich nach ein bis zwei Tagen in eine Papel und kurz darauf in eine borkige Veranderung Primarpocke umbildet Nach einer Virusvermehrung an der Infektionsstelle erfolgt die erste Ausschwemmung in das Blut Viramie und dann zur Besiedlung der lymphatischen Organe und der Leber Nach einer weiteren Vermehrung erfolgt eine zweite Viramie durch die sich die Krankheit an der Haut den Schleimhauten oder der Lunge manifestiert Infizierte Tiere scheiden Viren uber das Nasen und Augensekret sowie uber die Hautveranderungen aus Klinisches Bild Bearbeiten nbsp Vogelpocken bei einer Kohlmeise in Sussex 4 nbsp Junger Kormoran mit Vogelpocken am Zeller See nbsp Vogelpocken bei einem Laysanalbatros KukenNach der zweiten Viramie kann sich die Erkrankung in verschiedenen Formen aussern Die Hautform ist durch papulose Veranderungen vor allem in unbefiederten Regionen um das Auge herum am Schnabelansatz am Kamm und an den Standern gekennzeichnet Die Papeln trocknen ein farben sich gelblich und spater braunlich und fallen dann ab Bei mildem Verlauf treten im Anschluss daran haufig gutartige Hauttumoren auf Die diphtheroide Form zeigt sich durch fibrinose Belage an den Schleimhauten in der Schnabel Rachenhohle Oropharynx und am Kehlkopf Die diphtheroide Form kann mit Hauterscheinungen kombiniert sein Die septikamische Form zeigt sich in Allgemeinstorungen wie Abgeschlagenheit Fressunlust und Zyanosen Sie endet meist todlich ohne dass typische pockenartige Effloreszenzen auftreten Bei Papageienvogeln werden auch Sonderformen wie schwere diphtheroide Darmentzundungen und Nekrosen des Herzmuskels beschrieben Bei Kanarienvogeln kommt es haufig zu schweren Atembeschwerden wobei die Vogel den Schnabel beim Atmen schnappend offnen Schnappkrankheit Bekampfung BearbeitenEine Therapie ist nicht moglich Zur Prophylaxe kann ein Lebendimpfstoff eingesetzt werden Dieser wird vor allem bei Ausbruchen der Vogelpocken an noch nicht infizierte Tiere verabreicht Ziervogel sollten zumindest in grosseren Bestanden zum Schutz vor Kanarienpocken geimpft werden Der Impfstoff wird intramuskular oder durch Durchstechen der Flughaut wing web Methode verabreicht Geschichte BearbeitenVogelpocken sind seit langem bekannt 1873 wies Bollinger erstmals die in Zellen bei infizierten Tieren auftretenden Einschlusskorperchen nach 1902 erkannten Marx und Sticker die Virusgenese anhand von Filtraten Der endgultige Beweis der Virusnatur gelang durch Anzuchtung 1930 Literatur BearbeitenRolle Mayr Hrsg Medizinische Mikrobiologie Infektions und Seuchenlehre Enke Verlag Stuttgart 8 Aufl 2007 ISBN 3 8304 1060 3Einzelnachweise Bearbeiten Anlage zu 1 der Verordnung uber meldepflichtige Tierkrankheiten TKrMeldpflV in der Fassung der Bekanntmachung vom 11 Februar 2011 BGBl I S 252 zuletzt geandert durch Artikel 381 der Verordnung vom 31 August 2015 BGBl I S 1474 13 der Geflugelhygieneverordnung 2007 a b c d e ICTV ICTV Taxonomy history Variola virus EC 51 Berlin Germany July 2019 Email ratification March 2020 MSL 35 a b B Lawson S Lachish u a Emergence of a novel avian pox disease in British tit species In PloS one Band 7 Nummer 11 2012 S e40176 ISSN 1932 6203 doi 10 1371 journal pone 0040176 PMID 23185231 PMC 3504035 freier Volltext Christoph M Deeg Cheryl Emiliane T Chow Curtis A Suttle The kinetoplastid infecting Bodo saltans virus BsV a window into the most abundant giant viruses in the sea in eLife 7 27 Marz 2018 e33014 doi 10 7554 eLife 33014 Hier insbes Fig 6 Supplement 1 David M Needham Alexandra Z Worden et al A distinct lineage of giant viruses brings a rhodopsin photosystem to unicellular marine predators in PNAS 23 September 2019 doi 10 1073 pnas 1907517116 ISSN 0027 8424 hier Supplement 1 xlsx Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 7521084 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vogelpocken amp oldid 238546314