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Im Vertrag von Saint Omer verpfandete Herzog Siegmund von Tirol am 9 Mai 1469 in Saint Omer grosse Teile der osterreichischen Vorlande im Breisgau und Oberelsass an den Herzog von Burgund Karl den Kuhnen Der Vertrag legte den Grundstein fur die Burgunderkriege ausgewahlte Daten zur Geschichte 27 August 1468 Waldshuter Richtung beendet Waldshuterkrieg 15 Marz 1469 vorderosterreichischer Landtag bewilligt in Neuenburg eine Sondersteuer zur Bezahlung der Kriegsentschadigung 9 Mai 1469 Vertrag von Saint Omer 23 Juni 1469 Zahlung der Kriegsentschadigung an die Eidgenossen gemass Waldshuter Richtung 17 August 1469 Abschluss der Ubernahme der Pfandlande durch Burgund 22 Februar 1473 Initiative zur Niederen Vereinigung gegen Burgund 30 Marz 1474 Ewige Richtung zwischen der Eidgenossenschaft und Herzog Sigismund 31 Marz 1474 Die Eidgenossenschaft tritt der Niederen Vereinigung bei 4 April 1474 Herzog Siegmund tritt der Niederen Vereinigung bei 6 April 1474 Kundigung des Vertrags von Saint Omer 11 April 1474 Gefangennahme des burgundischen Landvogts Peter von Hagenbach 9 Mai 1474 Hinrichtung des burgundischen Landvogts Peter von Hagenbach 13 November 1474 Beginn der Burgunderkriege Schlacht bei Hericourt 5 Januar 1477 Tod Karls des Kuhnen in der Schlacht bei Nancy Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Der Vertrag 3 Die Ubernahme der Pfandlande 4 Literatur 5 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenDer Waldshuterkrieg 1468 zwischen der Alten Eidgenossenschaft und Herzog Siegmund von Osterreich Tirol sowie dessen vorderosterreichischem Adel wurde am 27 August 1468 durch einen Friedensvertrag die sogenannte Waldshuter Richtung beendet Siegmund hatte demnach bis zum 24 Juni 1469 eine Kriegsentschadigung von 10 000 Gulden an die Eidgenossen zu bezahlen Als Sicherheit diente den Eidgenossen Waldshut und der vorderosterreichische Schwarzwald 1 Da Siegmund bereits stark verschuldet war konnte er die Kriegsentschadigung nicht selbst aufbringen Er beauftragte Markgraf Karl von Baden mit der Verwaltung der Vorlande und der Einberufung eines Landtags Der Landtag wurde am 15 Marz 1469 in Neuenburg durchgefuhrt und bewilligte eine Vermogensabgabe von 1 und im Vorfeld eine Kreditaufnahme zur rechtzeitigen Bezahlung der Kriegsschuld 2 Siegmund verfolgte gleichzeitig weitere Optionen Er war noch nicht geneigt den Eidgenossen die fruheren Eroberungen habsburgischer Gebiete in der Schweiz definitiv zu uberlassen 3 und suchte Unterstutzung beim franzosischen Konig Ludwig XI der dies jedoch ablehnte Siegmunds Vetter Kaiser Friedrich III war durch die Turkenabwehr und einen Aufstand in seinen Erblanden gebunden die Reichsfursten fanden keinen Anlass sich wegen habsburgischer Interessen mit den Eidgenossen anzulegen 4 Siegmund fand im Herzog von Burgund Karl dem Kuhnen einen Verbundeten der aber vor allem sein Eigeninteresse Verbindung seiner nordlichen und sudlichen Gebiete 5 zu einem zusammenhangenden Mittelreich im Herzen Europas verfolgte Der Vertrag Bearbeiten nbsp Herzog Sigmund und Karl bei der Verpfandung Fiktive Darstellung in der Bilderchronik von Diebold Schilling dem JungerenFur die Zusage des Schutzes gegen eidgenossische Angriffe und eine Summe von 50 000 Gulden verpfandete Siegmund dem Burgunder grosse Teile seiner osterreichischen Vorlande im Breisgau und Oberelsass wovon allerdings schon bedeutende Gebiete und Rechte an Dritte verpfandet waren Karl liess sich das Recht zur Einlosung dieser verpfandeten Rechte des Habsburgers zusichern Siegmund behielt seinerseits das Recht die verpfandeten Gebiete bei Karl wieder einzulosen wobei in diesem Fall ausser den 50 000 Gulden auch die Aufwendungen des Burgunders fur die Einlosung der an Dritten verpfandeten Gebiete und Rechte bezahlt werden mussten Da die notorischen Geldnote der Habsburger bekannt waren ging man allgemein davon aus dass Karl die Pfandsumme auf das geschatzte Maximum von 180 000 Gulden hochschrauben und damit die Gebiete dauerhaft dem burgundischen Reich einverleiben wurde Konkret wurden folgen Gebiete Rechte an Herzog Karl verpfandet Oberelsass Landgrafschaft im Oberelsass Grafschaft Pfirt mit Rougemont le Chateau Florimont Rosemont Rosenfels Burg Ortenberg Herrschaft Thann Breisgau Schwarzwald Fricktal Breisach die vier Waldstadte Rheinfelden Sackingen Laufenburg Waldshut Grafschaft Hauenstein mit den Talvogteien Todtnau und Schonau sowie der Vogtei Todtmoos und der Vogtei uber das Kloster Berau Kameralherrschaft Rheinfelden Kameralherrschaft LaufenburgVon einer Verpfandung des ganzen vorderosterreichischen Breisgaus kann also keine Rede sein Breisach und die Herrschaft Thann gehorten zunachst nicht zum verpfandeten Gebiet Nachdem Siegmund aber mit der fristgerechten Zahlung der Kriegsentschadigung von 10 000 Gulden gemass Waldshuter Richtung an die Eidgenossen Schwierigkeiten bekam ersuchte er Karl um eine Vorab Zahlung direkt an die Eidgenossen Hierfur musste er dem Burgunder zusatzlich noch Breisach und die Herrschaft Thann verpfanden 6 Der Vertrag wurde in lateinischer Sprache abgefasst und das ganze Vertragswerk besteht neben dem Vertrag vom 9 Mai 1469 aus einer Reihe weiterer Schreiben Die Vertragspartner und die Drahtzieher nbsp Herzog Karl der Kuhne von Burgund nbsp Herzog Siegmund von Tirol nbsp Konig Ludwig XI von Frankreich nbsp Kaiser Friedrich III Die Ubernahme der Pfandlande BearbeitenBereits am 10 April 1469 also noch vor Unterzeichnung des Vertrags von St Omer hatte Karl der Kuhne seinen Gefolgsmann Peter von Hagenbach zum Landvogt fur die Pfandgebiete bestimmt was aber zunachst noch geheim gehalten wurde 7 Zunachst setzte der Burgunderherzog eine Ubernahmekommission ein deren Leitung dem Markgrafen Rudolf IV von Hachberg Sausenberg ubertragen wurde Peter von Hagenbach gehorte dieser Kommission auch an Weitere Mitglieder waren 8 Guillaume La Baume Montrevel Herr von Illingen Jean de Carondelet 9 Richter in Besancon spater Kanzler von Burgund Thiebault Poncot Einnehmer der Vogtei AmontDie Ubernahme der Pfandlande durch Burgund wurde am 17 August 1469 mit der Huldigung von Breisach abgeschlossen die Markgraf Rudolf als Verweser und Regierer der Lande 10 entgegennahm Die Ubernahmekommission versuchte nun die von Siegmund bereits fruher verpfandeten Teile der Vorlande auszulosen Aus strategischen Grunden hatte dabei Rheinfelden mit dem Rheinubergang Prioritat Die Stadt Basel hatte das Pfand noch nicht ubernommen und war bereit gegen die entsprechende Zahlung darauf zu verzichten Markgraf Rudolf musste jedoch mehrfach um Zahlungsaufschub bitten da der Burgunderherzog die notigen Mittel nicht rechtzeitig zur Verfugung stellte 11 Anfang November 1469 beendete die Ubernahmekommission ihre Arbeit Am 20 September 1469 ubernahm Peter von Hagenbach das Amt des Grand Bailli das entspricht dem Amt eines Landvogtes der Pfandlande die Burgund unter der Bezeichnung pays de Ferrates et d Auxay 12 13 14 seinem Reich eingliederte In Ensisheim wurde ein Regierungskollegium mit zwolf Mitgliedern eingesetzt dessen Prasidium Hans Bernhard von Gilgenberg ubernahm und damit Stellvertreter des Landvogts war Ein Mitglied des Kollegiums war der fruhere Rottler Landvogt des Markgrafen Rudolf Peter Reich von Reichenstein 15 Das Regierungskollegium war auch das hochste Gericht der Pfandlande Literatur BearbeitenHeinrich Witte Zur Geschichte der Entstehung der Burgunderkriege Cap II Der Vertrag von St Omer S 5 Digitalisat der UB Dusseldorf Heinrich Witte Zur Geschichte der burgundischen Herrschaft am Oberrhein in den Jahren 1469 Anfang 1473 In Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins Band 40 NF 1 1886 S 134 im Internet Archive Xavier Mossmann Herausgeber Cartulaire de Mulhouse Band 3 Nr 1375 vom 10 Juli 1469 S 352 353 im Internet Archive Joseph Chmel Monumenta Habsburgica Sammlung von Actenstucken und Briefen zur Geschichte des Hauses Habsburg in dem Zeitraume von 1473 bis 1576 Erste Abtheilung Das Zeitalter Maximilian s I Erster Band Wien 1854 S 3 8 Google Digitalisat Joseph Chmel Monumenta Habsburgica Sammlung von Actenstucken und Briefen zur Geschichte des Hauses Habsburg in dem Zeitraume von 1473 bis 1576 Erste Abtheilung Das Zeitalter Maximilian s I Zweiter Band Wien 1855 S 131 135 Google Digitalisat Joseph Chmel Herausgeber Fontes rerum Austriacarum Diplomataria et Acta 2 Band 1850 Urkunden Briefe und Actenstucke zur Geschichte der Habsburgischen Fursten K Ladislaus Posth Erzherzog Albrecht VI und Herzog Siegmund von Osterreich aus den Jahren 1443 1473 aus Originalen oder gleichzeitigen Abschriften S 229 242 Internet Archive Joseph Chmel Herausgeber Fontes rerum Austriacarum Zweite Abtheilung Diplomataria et acta II Band Diplomatarium Habsburgense Seculi XV S 229 242 Google Digitalisat Joseph Bader Der Neuenburger Landtag von 1469 In Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins Band 12 1861 S 465 481 insbesondere S 467 Google Digitalisat Johannes Knebel Karl Buxtorf Falkeisen Herausgeber Chronik des Kaplans Johannes Knebel aus den Zeiten des Burgunderkriegs Erste Abtheilung 1473 1475 Basler Chroniken Band 2 S 91 Internet Archive Basler Chroniken Band 2 S 72 Internet Archive Johann Caspar Zellweger Urkundliche Beleuchtung der Verpfandung einiger Landschaften des Herzogs Siegmund von Ostreich an Herzog Karl von Burgund und historische Reise Notizen In Schweizerisches Museum fur historische Wissenschaften 1838 S 103 123 hier S 112 ff Digitalisat der BSB Munchen Louis Stouff La Description de plusieurs Forteresses et Seigneuries de Charles le Temeraire en Alsace et dans la Haute Vallee du Rhin Larose Editeur Paris 1902 S 60ff insbesondere S 74ff Digitalisat bei gallica Louis Stouff Origines de l annexion de la Haute Alsace a la Bourgogne en 1469 Internet Archive und Vertrag Ch Nerlinger Pierre de Hagenbach et la domination bourgiugnonne en Alsace 1469 1474 Nancy 1890 Internet Archive Hermann Heimpel Burgund am Rhein und auf dem Schwarzwald aus der Geschichte Karls des Kuhnen In Genius Band 2 1949 Heft 1 S 19 44 Otto Cartellieri Zum Vertrage von St Omer Die Schweiz und der Oberrhein In Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins Bd 81 NF 42 1929 S 629 636 Max A Meier Der Friede von Waldshut und die Politik am Oberrhein bis zum Vertrag von St Omer In Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins Band 90 1937 S 321 384 Hildburg Brauer Gramm Der Landvogt Peter von Hagenbach Die burgundische Herrschaft am Oberrhein 1469 1474 Gottinger Bausteine zur Geschichtswissenschaft Band 27 Musterschmidt Gottingen 1957 Gustav Tobler Hrsg Die Berner Chronik des Diebold Schilling 1468 1484 Erster Band Bern 1897 S 91 92 online bei der UB Bern Einzelnachweise Bearbeiten Anton Philipp von Segesser Bearbeiter Amtliche Sammlung der altern Eidgenossischen Abschiede Band 2 Die eidgenossischen Abschiede aus dem Zeitraume von 1421 bis 1477 Meyer Luzern 1863 Nr 44 S 903 online bei der UB Dusseldorf Joseph Bader Der Neuenburger Landtag von 1469 In Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins Band 12 1861 S 467 insbesondere S 467 Google Digitalisat Der Waldshuterkrieg fuhrte praktisch zu keinen Gebietsverlusten Siehe hierzu Meier S 372 375 Franz Quarthal Vorderosterreich In Hansmartin Schwarzmaier in Verbindung mit anderen Hrsg Handbuch der baden wurttembergischen Geschichte Im Auftrag der Kommission fur geschichtliche Landeskunde herausgegeben Ernst Klett Verlag fur Wissen und Bildung GmbH Stuttgart 1992 ISBN 3 608 91467 6 1 Band 2 Teil S 644 Witte S 7 siehe Witte S 133 134 Siehe Heinrich Witte Zur Geschichte der burgundischen Herrschaft am Oberrhein in den Jahren 1469 Anfang 1473 In Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins Band 40 NF 1 1886 S 134 im Internet Archive und Xavier Mossmann Herausgeber Cartulaire de Mulhouse Band 3 Nr 1375 vom 10 Juli 1469 S 352 353 im Internet Archive Carondelet Jean Biographie nationale de Belgique siehe Witte S 135 siehe Witte S 139 Louis Stouff La Description de plusieurs Forteresses et Seigneuries de Charles le Temeraire en Alsace et dans la Haute Vallee du Rhin Larose Editeur Paris 1902 S 2 Digitalisat bei gallica Alsace Auxois siehe Georges Stoffel Dictionnaire topographique du departement du Haut Rhin comprenant les noms de lieu anciens et modernes Paris 1868 S 230 Google Digitalisat Karl Albrecht herausgeber Rappoltsteinisches urkundenbuch 759 1500 Quellen zur Geschichte der ehemaligen Herrschaft Rappoltstein im Elsass Colmar 1898 S 580 Internet Archive siehe Witte S 141 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vertrag von Saint Omer amp oldid 239283725