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Thomas Crequillon oder Crecquillon um 1505 bis 1510 Februar 1557 in Bethune war ein franko flamischer Komponist Sanger Kapellmeister und Kleriker der Renaissance 1 2 3 Konzert im Ei von Hieronymus Bosch mit Noten von CrecquillonInhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Bedeutung 3 Werke summarisch 4 Literatur Auswahl 5 Weblinks 6 QuellenLeben und Wirken BearbeitenUber die Herkunft die fruhe Zeit und die Ausbildung von Thomas Crecquillon konnten bisher keine sicheren Informationen gefunden werden Als Geburtsort wurde ofters Gent angegeben doch kann er ebenso gut aus dem damals Flamischen nordfranzosischen Grenzgebiet zum heutigen Belgien stammen Ruckschlusse aus greifbaren Daten zu seinem Leben und seinen Veroffentlichungen deuten auf ein Geburtsjahr zwischen 1505 und 1510 hin eventuell liegt dies noch vor 1505 Es wird angenommen dass er Chorknabe gewesen ist gesichert ist dass er den akademischen Grad eines M A Magister Artium hatte was auf eine universitare Ausbildung schliessen lasst Ein Hinweis auf die Jugendzeit des Komponisten liegt vielleicht in seiner ungewohnlichen Parodiemotette Quem vidistis pastores verborgen welche eine Komposition von Jean Mouton uber den gleichen Text als Vorlage hat Weitere Mutmassungen uber Crecquillons Tatigkeiten bestehen in einer Beschaftigung als Musiklehrer in Regensburg und die Wahrnehmung musikalischer Aufgaben an der Liebfrauenkirche Antwerpen die bisher jedoch nicht belegt werden konnten Ahnliche Vermutungen ergeben sich aus der Motette Surge Badilo an den Lokalheiligen der Stadt Leuze und aus der Verwendung des Gedichts Dedans Paris von Clement Marot 1496 1544 in Crecquillons Chanson Dedens Tournai fur eine Tatigkeit in dieser Gegend Seit dem Jahr 1540 hatte der Komponist Kontakte zum Hof von Kaiser Karl V im Dezember dieses Jahres wurde er in einer Pfrundenliste drei Mal als maistre de la chapelle aufgefuhrt und zwar als Nachfolger von Adrian Thiebaut dit Pickart nach der Ruckkehr des Hofs aus Spanien Es ist moglich dass er nach dem dortigen Weggang von Nicolas Gombert die Aufgabe des Leiters der Chorknaben ubernommen hat bevor Cornelius Canis 1542 dafur ernannt wurde Der Verleger Tielman Susato veroffentlichte 1544 eine Sammlung Tiers Livre de chansons welche mit Ausnahme einer einzigen response nur Werke Crecquillons enthielt dies war beinahe die einzige Veroffentlichung seiner Kompositionen im Druck zu seinen Lebzeiten Diese Sammlung erlebte zwei Nachdrucke und auf den Titelblattern aller Auflagen erschien sein Name mit dem Titel des kaiserlichen Hofkapellmeisters In einem weiteren Dokument wird Crecquillon daruber hinaus als Sanger und Komponist bezeichnet Es ist auch uberliefert dass Karl V in besonderer Weise von seiner Musik beruhrt war Die Hofkapelle begleitete den Kaiser auch auf dessen Reisen weshalb Aufenthalte des Komponisten in Spanien zwischen November 1541 und Mai 1543 sehr wahrscheinlich sind und in Deutschland fur 1545 sowie zwischen 1546 und 1548 belegt sind Diese Aufenthalte mogen zu der relativ weiten Verbreitung seiner Werke beigetragen haben Im Jahr 1549 wurden die Lamentationen Crecquillons vom Verlag Berg amp Neuber Nurnberg im Druck veroffentlicht und 1550 erhielt er offenbar eine Pfrunde an der Kirche St Pierre in Lowen Ausserdem besass er solche Pfrunden in Dendermonde Namur und Bethune Es gibt noch ein Dokument von 1553 in dem er ohne Amtsbezeichnung genannt wird Crecquillon war spatestens 1555 in den Ruhestand getreten weil er in diesem Jahr als ehemaliger kaiserlicher Sanger bezeichnet wurde ab diesem Jahr hatte er auch ein Kanonikat in Bethune inne Im Marz 1557 wurde fur dieses Kanonikat ein Nachfolger ernannt woraus sich ergibt dass Crecquillon kurz zuvor verstorben war Bedeutung BearbeitenZu seinen Lebzeiten und noch langere Zeit danach genoss Crecquillon ein hohes Ansehen Nach Clemens non Papa und dem spaten Orlando di Lasso steht er mit der Verbreitung seiner Werke mindestens an dritter Stelle seiner niederlandischen Zeitgenossen In den fruhen Chanson Sammeldrucken von Tielman Susato und Pierre Phalese uberwiegt sein Anteil den der anderen enthaltenen Komponisten Auch die Musiktheoretiker seiner Zeit so Hermann Finck Adrianus Petit Coclico und Domenico Pietro Cerone 1566 1625 habe ihm einen hohen Stellenwert beigemessen Noch im spaten 17 Jahrhundert wurde Crecquillon von dem italienischen Musiktheoretiker Angelo Berardi in seiner Schrift Miscellanea musicale 1689 als der reprasentativste Komponist seiner Zeit angesehen Werke von ihm haben einer Reihe von Komponisten als Vorlagen fur Parodiemessen gedient so Francisco Guerrero Jakob Handl George de La Hele Orlando di Lasso Jacobus Vaet und anderen Sein Werk umfasst zwolf Messen uber 200 Chansons und rund 125 Motetten Mit einer Ausnahme sind alle Messen Crecquillons Parodiemessen und zur Verwendung aus der Vorlage kommen einzelne Motive bis zum Zitat ganzer Abschnitte Es sind aber immer auch frei komponierte Abschnitte enthalten Die eine Cantus firmus Messe Kain Adler in der Welt wurde hochstwahrscheinlich anlasslich der Hochzeit von Philipp II mit Maria von Portugal im Jahr 1543 geschrieben und verwendet im Tenor ein Lied von Jobst von Brandt wobei die Anspielung auf das Wappentier der Habsburger sicher kein Zufall war Wegen der strengen Handhabung des Imitationsprinzips ergeben sich zahlreiche harmonische Harten welche die Klanggestalt seiner Messen besonders pragen Die Motetten des Komponisten sind drei bis achtstimmig mit Schwerpunkt bei den vier und besonders bei den funfstimmigen Werken Die Durchimitierung herrscht vor Cantus firmus Motetten sind nur wenige vorhanden aber haufiger wird der Gregorianische Choral zitiert Gelegentlich sind auch homophone Abschnitte mit grosser Wirkung enthalten und zur Steigerung des Ausdrucks werden Dissonanzen verwendet Auch bei Crecquillons Chansons uberwiegt die Vier und Funfstimmigkeit sie wurden von dem Musikwissenschaftler H M Brown stilistisch sehr zutreffend als polyphonically animated homophony charakterisiert Einige dieser Stucke verweisen auf Vertonungen von Claudin de Sermisy Dagegen dienten Chansons von Crecquillon haufig als Vorlage fur spatere Komponisten Die Mehrheit der betreffenden Texte ist anonym und von den ermittelten Textvorlagen gehen die meisten auf die Dichter Jehan 1526 und Clement Marot zuruck Nicht wenige Chansons haben wie auch die Motetten aktuelle zeitgenossische Personen oder Ereignisse zum Anlass Gerade die Chansons waren zu seiner Zeit ausserordentlich popular und zahlen zu den am weitesten verbreiteten des ganzen Jahrhunderts Zur Wurdigung des Gesamtwerks von Thomas Crecquillon ausserte der osterreichische Musikwissenschaftler August Wilhelm Ambros 1816 1876 Kraft Wohlklang geistreiche Erfindung und einfache Grosse des Ausdrucks bei reicher Entwicklung des Tonsatzes zeichnen seine Werke aus die ihm den Platz auf den Hohen seiner Zeit und bei den Besten aller Zeiten sichern 4 Werke summarisch BearbeitenGesamtausgabe Thomas Crecquillon Opera omnia herausgegeben von B Hudson und anderen 21 Bande ohne Ortsangabe 1974 2002 Corpus mensurabilis musicae LXIII 1 20 Bande 1 4 Messen Bande 5 13 Motetten und lateinische Werke Band 14 21 Chansons und volkssprachliche Werke 12 Messen zu vier bis sechs Stimmen 128 Motetten und lateinische Werke zu drei bis acht Stimmen 216 Chansons und volkssprachliche Werke zu drei bis zwolf Stimmen 6 Fehlzuschreibungen und unechte WerkeLiteratur Auswahl BearbeitenAugust Wilhelm Ambros Geschichte der Musik Band 3 revidiert von O Kade Leipzig 1893 Reprint Hildesheim 1968 Seite 311 E Lowinsky Das Antwerpener Motettenbuch Orlando di Lassos und seine Beziehungen zum Motettenschaffen der niederlandischen Zeitgenossen Den Haag 1937 W Lueger Ein vergessener Meister des 16 Jahrhunderts Thomas Crequillon In Zeitschrift fur Kirchenmusik Nr 74 1954 Seite 83 86 R Trotter The Chansons of Thomas Crequillon Text and Forms In Revue belge de musicologie Nr 14 1960 Seite 56 71 H Marshall The Four Voice Motets of Thomas Crequillon 4 Bande Brooklyn 1970 71 Musicological Studies and Documents Nr 21 G Walter The Five Voive Motets of Thomas Crecquillon Dissertation an der University Morgantown West Virginia 1975 B Blackburn Thomas Crecquillons Salamander An Italian Import In Festschrift W und U Kirkendale herausgegeben von S Gmeinwieser und anderen Florenz 1994 Seite 125 138 C Elias Imitation Fragmentation and Assimilation of Chansons in the Masses of Gombert Clemens and Crecquillon a Kaleidoscopic Process Dissertation an der University of Chicago Illinois 1994 Martin Ham Thomas Crecquillon in Context a Reappraisal of His Life and of Selected Works Dissertation an der Guildford University Surrey 1998 W Stockton The Masses of Thomas Crecquillon Dissertation an der Rutgers University New Jersey 1998Weblinks BearbeitenWerke von und uber Thomas Crecquillon im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Thomas Crecquillon in der Deutschen Digitalen Bibliothek Noten und Audiodateien von Thomas Crecquillon im International Music Score Library Project Gemeinfreie Noten von Thomas Crecquillon in der Choral Public Domain Library ChoralWiki englisch Quellen Bearbeiten Martin Ham Crequillon Thomas In Ludwig Finscher Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart Zweite Ausgabe Personenteil Band 5 Covell Dzurov Barenreiter Metzler Kassel u a 2001 ISBN 3 7618 1115 2 Online Ausgabe fur Vollzugriff Abonnement erforderlich Marc Honegger Gunther Massenkeil Hrsg Das grosse Lexikon der Musik Band 2 C Elmendorff Herder Freiburg im Breisgau u a 1979 ISBN 3 451 18052 9 Barton Hudson Martin Ham Crecquillon Thomas In Grove Music Online englisch Abonnement erforderlich August Wilhelm Ambros Geschichte der Musik Band 3 Leipzig 1893 S 311 archive org abgerufen am 18 Mai 2020 revidiert von Otto Kade Normdaten Person GND 119394693 lobid OGND AKS LCCN n80015498 VIAF 250855804 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Crecquillon ThomasALTERNATIVNAMEN Crequillon Thomas Criquillon Thomas Crequilon ThomasKURZBESCHREIBUNG franko flamischer Komponist Sanger und Kapellmeister der RenaissanceGEBURTSDATUM um 1505STERBEDATUM Februar 1557STERBEORT Bethune Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Thomas Crecquillon amp oldid 239402686