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Adrianus Petit Coclico 1499 oder 1500 in Flandern nach September 1562 in Kopenhagen war ein franko flamischer Komponist Sanger und Musiktheoretiker der Renaissance 1 2 Adrianus Petit Coclico 1552 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Bedeutung 3 Werke 4 Literatur Auswahl 5 Weblinks 6 QuellenLeben und Wirken BearbeitenDie Annahme seines Geburtsjahrs ergibt sich aus einem Holzschnitt Bildnis des Komponisten von 1552 bei dem AETAT LII vermerkt ist und die Region seiner Herkunft stammt von einem Selbstzeugnis Allerdings gibt es bis zum Jahr 1545 keinerlei Belege zu seinem Lebenslauf Er selbst behauptet Schuler von Josquin Desprez gewesen zu sein ausserdem vor seinem Ubertritt zum Protestantismus in den Diensten des franzosischen und englischen Konigs gestanden zu haben und Papst Paul III in Rom gedient zu haben Die heutigen Musikhistoriker neigen zu der Vermutung dass solche Angaben mehr der Inszenierung der eigenen Person dienen sollten um aktuelle Bittgesuche zu unterstutzen Im September 1545 schrieb er sich zum Studium an der Universitat Wittenberg ein und erteilte Musikunterricht in derselben Stadt Im darauf folgenden Jahr hat er sich unterstutzt von der Universitat um eine Professur bei Kurfurst Johann Friedrich von Sachsen beworben hatte aber keinen Erfolg Vom Sommer 1546 bis Sommer 1547 unterrichtete er dann an der Universitat Frankfurt an der Oder Aus seiner Wittenberger Zeit war noch ein Ehescheidungsverfahren in der Schwebe und Coclico ging fur kurze Zeit nach Stettin Anschliessend von 1547 bis 1550 war Coclico am Hof von Herzog Albrecht von Brandenburg in Konigsberg tatig wo er in der Gehaltsliste als musicus bezeichnet wurde Hier geriet er nach einiger Zeit in theologische Kontroversen und musste Konigsberg wegen seiner unaufgelosten Ehe und einem neuen Verhaltnis zu einer Frau 1550 verlassen Ende dieses Jahres kam er nach Nurnberg und fand Aufnahme im Haus des Musikverlegers Johann Berg In Coclicos Nurnberger Zeit sind wohl seine Motettensammlung Consolationes im Stil der Musica reservata entstanden welche hauptsachlich auf Psalmtexten beruhen ebenfalls hier erschien seine musiktheoretische Abhandlung Compendium musices Er grundete in Nurnberg mit finanzieller Unterstutzung des Stadtrats eine Schule fur Musik Franzosisch und Italienisch die einen anderen Schwerpunkt als die stadtischen Lateinschulen hatte die Subvention wurde jedoch schon ein halbes Jahr spater wieder gestrichen Coclico verliess Nurnberg im Jahr 1555 und ging nach Schwerin an den Hof von Herzog Johann Albrecht I von Mecklenburg wo er fur ein Jahr blieb Schliesslich wandte er sich nach Kopenhagen wo er ab Juli 1556 als Sanger und Musiker an der Hofkapelle von Konig Christian III von Danemark angestellt war fur den er auch mehrere Motetten geschrieben hat Dort ist er sechs Jahre spater verstorben Bedeutung BearbeitenIn seinem musiktheoretischen Werk Compendium musices legt Coclico bei der Vertonung von Texten das Hauptgewicht auf den sinngemassen und grammatikalisch syntaktisch richtigen Vortrag des Worts was von vielen nachfolgenden Komponisten aufgegriffen wurde Fur seine Aussage er wolle mit seiner Abhandlung die sogenannte Musica reservata wieder gebuhrend ins Bewusstsein rufen verwendet er vorwiegend Ausdrucksweisen des Humanismus Wortlich schreibt er hierzu Vere musicus est et habetur non qui de numeris prolationibus signis ac valoribus multa novit garrire et scribere sed qui docte et dulciter cantit cuilibet notae debitam syllabam applicans ac ita componit ut laetis verbis laetos addat numeros et e contra Wahrhaft als ein Musicus ist jemand zu bezeichnen der nicht uber die Rhythmen Verhaltnisse Zeichen und Werte viel zu schwatzen und zu schreiben versteht sondern der verstandig und schon singt jeder Note die passende Silbe zuordnet und so komponiert dass er zu frohlichen Texten frohliche Rhythmen schreibt und entsprechend gegenteilig traurigen Texten traurige Rhythmen zuordnet Im Anschluss an den romischen Rhetoriklehrer Marcus Fabius Quintilianus 35 96 n Chr der in einem Kapitel seines Werks der drei klassischen Lehrmethoden der Rhetorik die Kunst der Nachahmung hervorhebt Praeceptum exemplum et imitatio Regel Beispiel und Nachahmung nennt Coclico fur das Gebiet der Musik ars exercitatio et imitatio Lehre Ubung und Nachahmung als die wichtigsten Eigenschaften guter rhetorischer Textbehandlung In der Behandlung von Interpretationen legt er besonderen Wert auf gesangstechnische Fahigkeiten Die Behandlung von Kanons ist umfangreich dargestellt Seine Abhandlung enthalt zwei bis achtstimmige Kanons unter denen ein achtstimmiger Doppelchor im Krebskanon besondere Beachtung verdient Coclico unterscheidet in seinem Traktat durchaus zwischen Kontrapunkt und Komposition gibt aber keine Definition dieser Begriffe Insgesamt verringern offensichtlich falsche Behauptungen des Autors die Glaubwurdigkeit seiner Ausfuhrungen dennoch sind diese eine wichtige Quelle fur die Lehre von der Musica poetica seiner Zeit Die 41 Motetten der Musica reservata sind von einer eigentumlichen Ausdrucksstarke und geben Beispiele fur sein Verstandnis des Wort Ton Verhaltnisses Werke BearbeitenKompositionen Vokalmusik Individualdruck Musica reservata Consolationes piae ex psalmis Davidicis zu vier Stimmen Nurnberg 1552 Disce bone clerices zu vier Stimmen Konigsberg 1558 Nulla quidem virtus zu funf Stimmen Si consurrexistis zu acht Stimmen Venite exultemus Domino zu funf Stimmen Abhandlung Compendium musices Nurnberg 1552 Literatur Auswahl BearbeitenMarcus van Crevel Adrianus Petit Coclico Leben und Beziehungen eines nach Deutschland emigrierten Josquinschulers Martinus Nijhoff Den Haag 1940 E R Sholund The Compendium musices by Adrian Petit Coclico Dissertation an der Harvard University 1952 Georg von Dadelsen Coclico Adrianus Petit In Neue Deutsche Biographie NDB Band 3 Duncker amp Humblot Berlin 1957 ISBN 3 428 00184 2 S 306 f Digitalisat H Leuchtmann Die musikalische Wortausdeutung in den Motetten des Magnus Opus Musicum von Orlando di Lasso Strassburg und Baden Baden 1959 B Meier The Musica Reservata of Adrianus Petit Coclico and Its Relationship to Josquin In Musica disciplina Nr 10 1956 Seite 67 105 H Erdmann Zu Adrian Petit Coclicos Aufenthalt in Mecklenburg In Die Musikforschung Nr 19 1966 Seite 20 27 T G Cooper Two Neglected Aspects of Renaissance Motet Performance Practice In Choral Journal 27 Nr 4 1986 Seite 9 12 R Lorenz Pedagogical Implications of musica practica in Sixteenth Century Wittenberg Dissertation an der Indiana University 1995 Klaus W Niemoller Zum Paradigmenwechsel in der Musik der Renaissance Vom numerus sonorus zur musica poetica In Literatur Musik und Kunst im Ubergang vom Mittelalter zur Neuzeit Bericht uber Kolloquien der Kommission zur Erforschung der Kultur des Spatmittelalters 1989 bis 1992 Gottingen 1995 Seite 187 215 S Sejane Music in the Official Life and Court of Courland from the Creation of the Duchy Following the Downfall of the Order of Teutonic Knights to the Death Duke Jacob In Music History Writing and National Culture herausgegeben von U Lippus Tallinn 1995 Seite 74 83Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Adrianus Petit Coclico Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Werke von und uber Adrianus Petit Coclico im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Adrianus Petit Coclico in der Deutschen Digitalen Bibliothek Noten und Audiodateien von Adrianus Petit Coclico im International Music Score Library Project Gemeinfreie Noten von Adrianus Petit Coclico in der Choral Public Domain Library ChoralWiki englisch Adrianus Petit Coclico in dem niederlandischen Online Lexikon ENCYCLO NLQuellen Bearbeiten Die Musik in Geschichte und Gegenwart MGG Personenteil Band 4 Barenreiter und Metzler Kassel und Basel 2000 ISBN 3 7618 1114 4 Marc Honegger Gunther Massenkeil Hrsg Das grosse Lexikon der Musik Band 2 C Elmendorff Herder Freiburg im Breisgau u a 1979 ISBN 3 451 18052 9 Normdaten Person GND 118834835 lobid OGND AKS LCCN no92002029 VIAF 27192453 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Coclico Adrianus PetitALTERNATIVNAMEN Coclicus Adrianus PetitKURZBESCHREIBUNG franko flamischer Komponist Sanger und Musiktheoretiker der RenaissanceGEBURTSDATUM 1499 oder 1500GEBURTSORT FlandernSTERBEDATUM nach September 1562STERBEORT Kopenhagen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Adrianus Petit Coclico amp oldid 224619906