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Der Terrakottafries am Roten Rathaus in Berlin ist ein umlaufendes Band von Reliefdarstellungen mit Motiven aus der Geschichte der Stadt Berlin und der Mark Brandenburg von ihren Anfangen bis zur Zeit der Reichsgrundung 1871 Detail der Rathaus Fassade mit Terrakottarelief Nummer 29 Ruckfuhrung der Quadriga des Brandenburger Tors Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Bildbeispiele 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas Berliner Rathaus ein roter Backsteinbau wurde von 1860 bis 1869 nach einem Entwurf von Hermann Friedrich Waesemann auf dem erheblich erweiterten Grundstuck eines alteren Rathauses errichtet Der damalige Oberburgermeister sah darin ein Denkmal der selbstandigen Kraft des Burgertums 1 Dieser Gedanke sollte seinen bildhaften Ausdruck finden durch die Steinerne Chronik von Berlin einen Fries von 36 Reliefs der nachtraglich am Gebaude angebracht wurde An den Tontafeln arbeiteten von 1877 bis 1879 die vier Bildhauer Ludwig Gustav Eduard Brodwolf Alexander Calandrelli Otto Geyer und Rudolf Schweinitz Als Material wurde Terrakotta gewahlt entsprechend dem Backsteinmauerwerk des Gebaudes Seit der Zusammenarbeit des Architekten Karl Friedrich Schinkel mit dem Tonwaren Fabrikanten Tobias Feilner gab es in Berlin eine Tradition leistungsfahiger Werkstatten fur baukeramischen Schmuck der vielfach eingesetzt wurde Das Material verlor erst im spateren 19 Jahrhundert an Bedeutung als verstarkt andere Werkstoffe vor allem Stuck fur architektonische Schmuckformen Verwendung fanden Acht Reliefs am Roten Rathaus erlitten im Zweiten Weltkrieg bei Bombenangriffen im Marz 1945 schwere Schaden konnten aber in den Jahren 1952 1954 durch die Bildhauer Richard Schnauder und Hansfritz Werner restauriert werden obwohl sie nur mangelhaft dokumentiert waren Privatfotos die aus der Bevolkerung zur Verfugung gestellt wurden glichen den Mangel aus Eine weitere Bildtafel war vollstandig zerstort an ihrer Stelle wurde ein Teil des Reliefs aus dem Treppenhaus der Alten Nationalgalerie eingefugt Bildbeispiele BearbeitenDie 36 Relieftafeln von unterschiedlicher Lange befinden sich an den Balkonbrustungen im ersten Obergeschoss des Rathauses An der Vorderfront bilden sie ein geschlossenes Band sonst sind sie in den Eckbereichen des Gebaudes und uber den Portalen angebracht Chronologisch beginnt die Reihenfolge der Bildwerke in der Gustav Boss Ecke Spandauer Strasse und verlauft gegen den Uhrzeigersinn um den gesamten freistehenden Block des Rathauses mit seinen Abmessungen von 100 m 90 m Die folgenden Texte zu einigen Bildbeispielen geben kurze Hinweise zu den Darstellungen und zu ihrem historischen Hintergrund nbsp 1 Christianisierung der Slawen nbsp 2 Urbarmachung der Mark nbsp 3 Grundung der Stadt Berlin um 1230 nbsp 14 Handelsstadt Berlin im MittelalterChristianisierung der Slawen Relief Nr 1 Gustav Boss Strasse Von links nach rechts Gewaltsame Zufuhrung zur Taufe ein Monch bei der Taufzeremonie zwei deutsche Ritter halten die umgesturzte Bildsaule eines slawischen Gottes unter den Fussen Seit dem 5 Jahrhundert hatten sich zwischen Oder und Elbe Slawen angesiedelt Im 12 Jahrhundert eroberten deutsche Fursten das Gebiet Zusammen mit der Landnahme erfolgte die gewaltsame Christianisierung der slawischen Einwohner nach dem Motto Taufe oder Tod Urbarmachung der Mark Relief Nr 2 Gustav Boss Strasse Von links nach rechts ein Monch pflanzt einen Obstbaum ein Holzfaller erholt sich ein Bauer pflugt mit seinem Ochsen Getreide wird geerntet Verbesserte Werkzeuge und Anbautechniken erleichterten Rodung und Ackerbau brachten hohere Ertrage und fuhrten dazu dass sich seit dem 13 14 Jahrhundert mehrere bis dahin unbedeutende Dorfer zu selbststandigen Stadten entwickeln konnten Grundung der Stadt Berlin um 1230 Relief Nr 3 Gustav Boss Strasse In der Mitte ein Ratsherr mit Amtskette und Urkunde links und rechts Szenen mit Zimmermanns und Maurerarbeiten Auf Vertragen die in der Mark Brandenburg abgeschlossen worden sind wurden Colln im Jahre 1237 und Berlin 1244 erstmals urkundlich erwahnt Handelsstadt Berlin im Mittelalter Relief Nr 14 Rathausstrasse Von links nach rechts Entladen eines Transportschiffes ein Kaufmann und sein Schreiber beaufsichtigen die Arbeit Transportarbeit mit Sackkarre und Flaschenzug Berlin gehorte seinerzeit zum Handelsgebiet der Deutschen Hanse Auf Spree Havel und Elbe wurden Getreide Wolle Felle Leder und Brennholz exportiert bzw Tuche Gewurze Fisch und Metalle eingefuhrt Die Fehde der Quitzows Relief Nr 16 Rathausstrasse Von links nach rechts Maskierte Ritter rauben Vieh ein Reisender zu Pferd wehrt sich gegen einen Uberfall zwei Burger kommen zu Hilfe Vom 13 bis zum Anfang des 15 Jahrhunderts terrorisierten markische Adlige die Quitzows Bredows Rochows und andere die Bevolkerung mit gegenseitigen Fehden und Strassenraub Berlin Kolln und weitere Stadte bildeten dagegen einen mittelmarkischen Stadtebund 1414 wurde die Burg des Raubritters Quitzow gesturmt der brandenburgische Raubadel unterworfen und ein Landfriedens gesetz erlassen Kunstler und Wissenschaftler der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts Ausschnitt Relief Nr 33 Spandauer Strasse Von links nach rechts Alexander von Humboldt Naturforscher Friedrich August Stuler Architekt Konig Friedrich Wilhelm IV von Preussen Christian Daniel Rauch Bildhauer Peter von Cornelius Maler In Berlin lebten und arbeiteten seinerzeit viele Wissenschaftler und Kunstler die auch ausserhalb Preussens einen Namen hatten Daruber hinaus wurden bedeutende Gesellschaften zur Forderung von Naturwissenschaften Technik und Bildender Kunst gegrundet Bekannte Gelehrte und Forscher von Universitat und Akademie Relief Nr 35 Spandauer Strasse Von links nach rechts Friedrich Wilm Mediziner Hermann Althoff Mediziner Friedrich Wilhelm Joseph Schelling Philosoph Karl von Savigny Jurist Gustav Friedrich Waagen Kunsthistoriker Friedrich August Wolf Philologe Carl Ritter Geograph Am 10 Oktober 1810 wurde die Berliner Universitat an der Strasse Unter den Linden eroffnet sie entwickelte sich zum Mittelpunkt des geistigen Lebens Berlins im 19 Jahrhundert 1828 erhielt sie den Namen Friedrich Wilhelm Universitat seit 1949 heisst sie Humboldt Universitat nbsp 16 Die Fehde der Quitzows nbsp 33 Kunstler und Wissenschaftler nbsp 35 Bekannte Gelehrte und ForscherWeblinks BearbeitenUmfangreiche Seite uber den Terrakotta Fries mit Abbildungen aller Reliefs Offizielle Seite des Senats von Berlin uber das Rote Rathaus Memento vom 15 April 2013 im Internet Archive S Wallasch Terrakotta als Baukeramik vom Mittelalter bis zur Neuzeit Internationale Zeitschriften fur Bauinstandsetzen 1998 ISSN 0947 4498Einzelnachweise Bearbeiten Der Terrakottafries am Roten Rathaus Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Terrakottafries am Roten Rathaus Berlin amp oldid 218323034