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Stosstrupp ist eine Angriffsformation der Infanterie die durch Umgliederung eines Infanteriezuges in eine Sturmgruppe und eine Deckungsgruppe gebildet wird Entwickelt wurde sie durch die Sturmbataillone als Angriffsform gegen Feindkrafte in offenen Feldbefestigungen Heute wird diese Formation insbesondere im Orts und Hauserkampf sowie im Waldkampf gegen einen Feind in Feldstellungen eingesetzt Der Kampf im Stosstruppverfahren erfordert eine intensive Ausbildung und hohe korperliche Leistungsfahigkeit aller eingesetzten Soldaten Neben dem drillmassigen Beherrschen von Standardsituationen muss jeder Soldat in der Lage sein in die nachsthohere Fuhrungsebene zu wechseln falls sein militarischer Fuhrer wahrend des Feuerkampfes ausfallt Die Fuhrer der einzelnen Sturmtrupps sind haufig Mannschaften Straffe ortliche Fuhrung Schnelligkeit in der Bewegung das rasche und entschlossene Ausnutzen gunstiger Gelegenheiten und das enge Zusammenwirken mit dem Deckungsfeuer der schweren Infanteriewaffen und der Artillerie sowie den Nachbarn sind der Schlussel zum Erfolg Sturmtruppen werden durch Morser der Infanterie und Artillerie Schutzenpanzer oder Kampfpanzer gegebenenfalls auch durch Sturmpioniere unterstutzt Die Sturmgrenadiere waren besonders fur den Orts und Hauserkampf gebildete Verbande Der Begriff Stosstrupp wird auch umgangssprachlich benutzt Inhaltsverzeichnis 1 Gliederung 1 1 Deutschland 1 2 Schweiz 2 Vorgehen 3 Geschichte 4 Mediale Rezeption 5 Andere Verwendungen des Begriffs 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGliederung BearbeitenDie Stosstruppgliederung dient der Optimierung des Prinzips von Feuer und Bewegung durch Bildung je eines Stosselementes Bewegung und eines Deckungselementes Feuer unter gemeinsamer Fuhrung Der Stosstrupp ist eng mit dem Feuer der Artillerie zu unterstutzen Die Starke besteht grundsatzlich aus einem Zug Eine Kompanie kann sich in mehrere Stosstrupps gliedern Wesentlich ist dass dem Stosstrupp Verstarkung nachgefuhrt wird Deutschland Bearbeiten Ein Infanteriezug gliedert hierzu beispielhaft in Fuhrungstrupp der mit dem Stosselement vorgeht bestehend aus Zugfuhrer als Stosstruppfuhrer Melder Funker halt Funkverbindung zur Kompanie Stosselement aus 1 oder 2 Sturmgruppen mit je 1 Sturmtrupp zu 3 Soldaten ausgerustet mit Sturmgewehren und Handgranaten 1 Sturmtrupp zu 3 Soldaten als Granatpistolentrupp auch zum Niederhalten des Feindes durch die Sturmgruppe in der Annaherung dabei fuhrt der Gruppenfuhrer diesen Trupp meist selbst Spreng Blendtrupp zu 2 Soldaten ggf nur 1 Trupp fur beide Sturmgruppen Deckungsgruppe als Deckungselement gefuhrt durch den stellvertretenden Zugfuhrer mit den schweren Waffen des Zuges 1 Scharfschutzentrupp 2 Zielfernrohrschutzen oft getrennt eingesetzt 2 MG Trupps zu je 2 Soldaten zum Niederhalten des Feindes in der Annaherung und Abriegeln des Einbruchraumes nach links und rechts 1 2 Tragertrupp s fur das Nachfuhren von Kampfmitteln und Munition 1 Sanitatstrupp aus Sanitatszug Panzerabwehr Panzervernichtungstrupps werden nur bei einer besonderen Lage zur Panzerabwehr gebildet Schweiz Bearbeiten In der Schweiz wird das Deckungselement als Unterstutzungselement bezeichnet Beispiel 1 Verstarkte Fusiliergruppe 1 Chef Gruppenfuhrer dieser zugleich Chef des Stosselements Stosselement Chef Gruppenfuhrer Sturmgewehr Blend und Schartensprengtrupp 2 Fusiliere Sturmgewehre Nebelkorper Brandflaschen Geballte Ladungen davon ein Fusilier aus einer anderen Gruppe Hindernissprengtrupp 2 Fusiliere Sturmgewehre Gestreckte Ladung aus Handgranaten oder Sprengrohr Unterstutzungselement Chef Gruppenfuhrerstellvertreter Sturmgewehr Scharfschutze Zielfernrohrkarabiner aus Zugtrupp Sturmgewehrtrupp 2 Fusiliere Sturmgewehre Raketenrohrtrupp 2 Fusiliere Sturmgewehre 1 Raketenrohr aus PanzerabwehrgruppeBeispiel 2 Verstarkter Fusilierzug 2 Fuhrung Zugfuhrer mit Teilen des Zugtrupps Stosselement Chef Gruppenfuhrer Sturmgewehr 2 Schutzentrupps je 3 Fusiliere Sturmgewehre Handgranaten Flammenwerfertrupp 2 Grenadiere 1 Flammenwerfer vom Grenadierzug ggf Raketenrohrtrupp aus Panzerabwehrgruppe 1 Fusilier Sturmgewehr Raketenrohr 2 Fusilier Gewehrgranatschutze Sturmgewehr Gewehrgranaten Unterstutzungselement Chef Zugfuhrerstellvertreter Sturmgewehr 2 Verstarkte Sturmgewehrgruppen mit je 1 Gruppenfuhrer Sturmgewehr je 2 Schutzentrupps je 3 Fusiliere Sturmgewehre je 1 Raketenrohrtrupp 2 Fusiliere Sturmgewehre 1 Raketenrohr aus Panzerabwehrgruppe je 1 Gewehrgranattrupp 2 Fusiliere Sturmgewehre Gewehrgranaten aus UnterstutzungsgruppeVorgehen BearbeitenEine Infanteriekompanie kann mehrere Einbruchstellen fur je einen Zug befehlen und fuhrt die jeweils anderen Zuge nach um den Angriff in die Tiefe zu fuhren Der Zugfuhrer befiehlt der Sturmgruppe mit mehreren Stosstrupps durch enge Koordinierung von Feuer und Bewegung das Vorgehen in der Einbruchstelle an die die Annaherung unter dem Feuer der Artillerie oder Morser erfolgt selten lautlos unter Uberwachung durch diese und in die dann durch Feuer Sturm und Einbruch der Stosstrupp angreift Der Kompaniechef setzt weitere Krafte fur den Kampf durch die Tiefe der feindlichen Verteidigung unmittelbar so an dass moglichst rasch feindliche Stellungen durchbrochen werden Anschliessend werden feindliche Krafte links und rechts der Einbruchstelle flankierend abgeriegelt oder nach Moglichkeit aufgerollt Die Kompanie ist dazu tief zu gliedern und der Einsatzraum schmal zu halten Besondere Risiken entstehen fur die eingesetzten Soldaten dann wenn der Feind zuvor Gelegenheit hatte sich zur Verteidigung einzurichten Gefahr droht insbesondere durch Minen und Sprengfallen sowie durch geplante Feuerraume der Artillerie Geschichte Bearbeiten nbsp Deutscher Stosstruppsoldat an der Westfront 1916 nbsp Sturmtrupp in Flandern ca zwischen 1916 und 1918 nbsp Deutscher Stosstrupp im Ersten WeltkriegSchon fruh wurden in der Militartaktik Truppen gebildet um besondere Gefechtssituationen zu bereinigen so wurde bereits im Ancien Regime bei der Linieninfanterie die leichte Infanterie mit den Fusilieren und dem Piquet aufgestellte sowie die Jager fur den Kampf voraus und in den Flanken Das Stosstruppverfahren wurde im Ersten Weltkrieg von General Oskar von Hutier im Osten und Major Willy Rohr im Westen entwickelt als herkommliche Angriffsverfahren angesichts der verstarkten Abwehr unter Einsatz von Schutzengraben Stacheldrahtverhauen und Maschinengewehren wirkungslos geworden waren Generalmajor Georg Bruchmuller auch Durchbruchmuller genannt entwickelte den verstarkten und kombinierten Einsatz der Artillerie zu einem kurzen schweren Feuerschlag vor dem Infanterieangriff der sowohl die gegnerische Infanterie niederhalten als auch gleichzeitig deren Artilleriestellungen mittels verschiedener Methoden z B Gasgranaten effizient bekampften sollte Hutier bezog sich auf die 1916 von Brussilow in der Brussilow Offensive aus rein materieller Not erfolgreich angewandte Taktik gegen die Osterreicher mit einem kurzen Feueruberfall durch Artillerie gefolgt von einem Infanterieangriff Diese Taktik hatte den Vorteil dass anders als durch den sonst ublichen langen und massiven Dauerbeschuss der Gegner nicht vorgewarnt wurde und keine Reserven mehr bereitstellen konnte Insbesondere Rohr war mit der Bildung von Sturmbataillonen als Lehrtruppenteilen an der Entwicklung massgeblich beteiligt Seit Ende 1917 wurden aus besonderen Freiwilligen Sturmkompanien spater auch Sturmbataillone gebildet die als Eliteformationen besondere taktische Erfolge erzielen konnten Ernst Junger war gegen Ende des Ersten Weltkrieges ein hochdekorierter Stosstruppfuhrer und schrieb 1920 uber diese Zeit seinen ersten grossen Roman In Stahlgewittern Aus dem Tagebuch eines Stosstruppfuhrers Integraler Bestandteil der Sturmbataillone waren eine eigene Pionierkompanie und eine leichte Minenwerferkompanie zur unmittelbaren Feuerunterstutzung Als Nahkampfwaffe erlangte der feststehende Kurzspaten Bedeutung da ein Einsatz von Bajonetten im Grabenkampf nicht sinnvoll war Die Sturmbataillone erhielten auch als erste Verbande die Bergmann Maschinenpistole MP18 Der ausgegebene Oberkorperpanzer in Form einer Stahlplatte wurde meist nur von MG Schutzen getragen die in der Ausgangsstellung zur Feuerunterstutzung verblieben und den Einbruchsraum nach links und rechts mit Feuer abriegelten Das Stosstruppverfahren wurde auch bei der Deutschen Fruhjahrsoffensive 1918 angewendet Trotz der Erfahrungen im Ersten Weltkrieg war der Grossteil der Generalitat skeptisch gegenuber der neuen Taktik Spater wurde diese Gefechtsform von der Reichswehr und der Wehrmacht ubernommen Felix Steiner ehemaliger Offizier der Reichswehr fuhrte das Prinzip des Stosstrupps in die Ausbildung der Waffen SS ein um diese unter Anwendung dieser Taktik zu einer Armee neuen Typs zu formen Die Begriffe Sturmgrenadiere und Sturmpioniere wurden fur Bataillone benutzt die besonders fur den infanteristischen Kampf gegliedert und ausgerustet waren und im Orts und Hauserkampf z B wahrend der Schlacht um Stalingrad eingesetzt wurden Nach dem Zweiten Weltkrieg ubernahmen die NVA und die Bundeswehr diese Taktik fur den Angriff der Infanterie im Orts und Hauserkampf beim Waldkampf und beim Handstreich im Jagdkampf Mediale Rezeption BearbeitenZeitgeschichte Spezialeinheiten im 2 Weltkrieg Sturmtruppen Dokumentation von 2004 Andere Verwendungen des Begriffs BearbeitenStosstrupp Adolf Hitler Vorlauferorganisation der SS Stosstrupp Gold Kriegsfilm von 1970 Stosstrupp 1917 NS Propaganda Kriegsfilm von 1934 Stosstruppfakultat Gruppe von Rechtswissenschaftlern die 1933 1945 an der Universitat Kiel wirkten Die Sturmtruppen So war Papis Wehrmacht Opas Wehrmacht satirische italienische Antikriegs Comicstrip Reihe gezeichnet von Bonvi Franco Bonvicini Literatur BearbeitenRalf Raths Vom Massensturm zur Stosstrupptaktik Die deutsche Landkriegstaktik im Spiegel von Dienstvorschriften und Publizistik 1906 bis 1918 Einzelschriften zur Militargeschichte Bd 44 Rombach Freiburg Breisgau u a 2009 ISBN 978 3 7930 9559 0 Hans von Dach Gefechtstechnik Band 2 Kampf unter besonderen Umstanden 6 Auflage Schweizerischer Unteroffiziersverband Biel 1995 ISBN 3 924753 15 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Deutsche Stosstruppen des Ersten Weltkrieges Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Osterreichisch ungarische Stosstruppen des Ersten Weltkrieges Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Stosstrupp Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Anleitung zur Ausbildung von Stosstrupps Deutsches Reich 1917 Bundeswehr Jager Stosstrupp im Grabenkampf auf YouTube 24 Juli 2017 Video 4 02 min Einzelnachweise Bearbeiten Dach Gefechtstechnik Band 2 Kampf unter besonderen Umstanden 1995 S 82 83 Dach Gefechtstechnik Band 2 Kampf unter besonderen Umstanden 1995 S 37 40 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stosstrupp amp oldid 238351892