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Die Kirche St Martin ist die alteste Kirche in der Stadt Kornwestheim in Baden Wurttemberg Sie wurde im gotischen Baustil errichtet Die Kirche wird auch als Evangelische Martinskirche oder als alte Dorfkirche bezeichnet Damit soll eine Verwechslung mit der katholischen St Martinuskirche vermieden werden die es seit Anfang des 20 Jahrhunderts in Kornwestheim gibt Evang Martinskirche von Suden Dorfplatz Sudportal mit wurttembergischen links und Bebenhauser WappenDie Martinskirche hat eine Baugeschichte die bis in die 1 Halfte des 7 Jahrhunderts zuruckreicht Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Baugeschichte 2 1 Erste Bauphase 2 2 Zweite Bauphase 2 3 Dritte Bauphase 2 4 Vierte Bauphase 2 5 Funfte Bauphase 2 6 Erweiterung und Renovierung 3 Innenraum 3 1 Chorraum 3 2 Fenster 3 3 Weitere Ausstattung 3 4 Orgel 3 5 Glocken 4 Turm 5 Aussenbereich 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Martinskirche steht im nordlichen Teil der grossen Kreisstadt Kornwestheim im alten Dorf dem ehemaligen Ortszentrum an einem 1980 geschaffenen Dorfplatz mit Brunnen Auf der Nordseite stehen die ehemalige Zehntscheuer 1573 die 1979 1980 von der evangelischen Kirchengemeinde zum Philipp Matthaus Hahn Gemeindehaus umgestaltet wurde sowie die 1883 gepflanzte Luthereiche Baugeschichte Bearbeiten nbsp Rekonstruktion 1 Bauphase nbsp Rekonstruktion 2 Bauphase nbsp Rekonstruktion 3 Bauphase Die Baugeschichte der Martinskirche und ihrer Vorgangerbauten ist durch Grabungen die 1967 im Zuge einer Vergrosserung des Kirchenschiffes erfolgten gut dokumentiert Sie wurden unter der Leitung von Barbara Scholkmann durchgefuhrt und haben umfangreiche Erkenntnisse auch zur Geschichte des Ortes und der Umgebung erbracht 1 Erste Bauphase Bearbeiten Um 630 640 entstand eine erste Holzkirche 9 80 4 5 Meter dreischiffig mit Rechteckchor uber einem gemauerten Grab fur einen ca 40 jahrigen gewaltsam zu Tode gekommenen Mann wohl einen merowingischen Adeligen Zweite Bauphase Bearbeiten Der erste kleine Bau wurde in der zweiten Bauphase um die Mitte des 8 Jahrhunderts durch eine steinerne Saalkirche 12 70 7 70 Meter mit verglasten Fenstern und Apsis ersetzt Die Vorgangerkirche aus Holz wurde damals abgerissen und das Grab teilweise geplundert Vermutet wird eine intentionale Zerstorung 2 durch die Karolinger die die Herrschaft der Merowinger beendeten Dritte Bauphase Bearbeiten In der dritten Bauphase wurde um 1100 unter dem Patronat des Klosters Hirsau eine grossere Saalkirche 14 7 7 80 Meter mit eingezogenem Quadratchor 5 20 5 20 Meter gebaut Die erste urkundliche Erwahnung der Martinskirche erschien in der Schenkungsurkunde an Hirsau Im 12 13 Jahrhundert wurde im Chor ein romanisches Chorgewolbe eingezogen Vierte Bauphase Bearbeiten Nach einem Kirchenbrand wurde in der vierten Bauphase in der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts nach Ubernahme des Patronats durch das Kloster Bebenhausen eine neue Kirche mit Rechteckchor und einem daruber liegenden Chorturm errichtet 22 70 9 5 Meter Zwischen 1481 und 1495 erfolgten die Erneuerung des Langhauses und der Einbau neuer spatgotischer Fenster und Portale unter Pfarrer Jakob Bohmler Funfte Bauphase Bearbeiten In der funften Bauphase vom Ende des 15 Jahrhunderts bis 1516 wurde unter dem Baumeister Hans von Ulm ein Neubau konzipiert aber nur der Chor und Chorseitenturm wurden realisiert Der geplante Neubau des Langhauses wurde wohl wegen Geldmangels aufgegeben Als Grunde dafur werden der Bauernkrieg 1525 sowie die Einfuhrung der Reformation in Wurttemberg 1534 genannt im Zuge derer das Kloster Bebenhausen aufgelost wurde 3 Seither ist die Kirche evangelisches Gotteshaus Sie war lange Zeit die einzige Kirche in Kornwestheim Bis Ende des 16 Jahrhunderts wurde das Langhaus moderat nach Westen verlangert und dreibahnige nachgotische Fenster wurden eingesetzt Erweiterung und Renovierung Bearbeiten 1881 bis 1882 erfolgte eine Renovierung Das Kircheninnere wurde im Jugendstil umgestaltet Das Schiff bekam eine gewolbte Decke Emporen gab es im Chorraum und im Kirchenschiff an der Nord und Westseite Der Taufstein stand in der Mitte vor dem Altar In den Jahren 1967 bis 1968 wurde eine grundlegende Veranderung des Kirchenschiffes vorgenommen Von ihm blieb nur die Nordwand aus dem 13 Jahrhundert stehen Die Sudwand wurde wie bereits Anfang des 16 Jahrhunderts vorgesehen und an den Bindersteinen an der Sudwestecke des Chors sichtbar 4 um 2 5 Meter nach Suden versetzt Sie behielt das Aussehen der alten Wand mit ihren nachgotischen Fenstern Das Schiff stand nun mittig zum Langhaus 22 11 7 Meter Im Sudwesten wurde der Haupteingang mit einer Treppe zur Empore im Westteil des Schiffes angebaut Der gotische Chor 13 8 5 Meter blieb unverandert Die Gesamtlange der Kirche betragt nun 35 5 Meter Die Orgel wurde damals von der Westempore in den Chorraum verlegt die Kanzel von der Sud auf die Nordseite des Chorbogens Auf einem neugestalteten Tympanon uber dem Haupteingang wurde eine 1968 geschaffene Darstellung der Ubergabe eines Mantels an einen Bettler durch den Namenspatron Martin von Tours angebracht Uber dem Eingang ins Kircheninnere wurde ein romanisches Flechtornament angebracht das wahrscheinlich aus der Zeit der dritten Bauphase stammt und bis 1967 an der Sudseite angebracht war Ab Anfang 2021 wurde die Martinskirche ein weiteres Mal renoviert Unter anderem wurde die Orgel vom Chorraum wieder auf die Empore versetzt Am 22 Februar 2022 wurde die Martinskirche wiedereroffnet Die Kirche bietet heute etwa 400 Sitzplatze Innenraum BearbeitenChorraum Bearbeiten nbsp Blick in den ChorraumDer Chorraum ist mit einem gotischen Netzgewolbe mit funf farbig ausgestalteten Schlusssteinen versehen Sie stellen von Westen nach Osten gesehen den Heiligen Antonius Wendelin Ottilie Martin von Tours und Maria Madonna mit Sonnenkranz dar An der Nordseite des Chores befindet sich ein Sakramentshauschen bestehend aus Bruchstucken die bei den Renovierungsarbeiten 1968 gefunden wurden Im Sakramentshauschen befindet sich eine neu geschaffene Bronze Skulptur die die Mantelteilung des Heiligen Martin darstellt Fenster Bearbeiten 1968 wurden von den Kunstlern Rudolf Yelin und Kohler in Zusammenarbeit mit dem Atelier fur Glasgestaltung V Saile Stuttgart neue Glasfenster gestaltet Ein grosses Rundfenster auf der Westseite zeigt den Kampf Michaels mit dem Drachen Im Chorraum sind drei Fenster die biblische Motive darstellen Die Fenster der Nordseite sind mit alttestamentlichen Geschichten geschmuckt Sie zeigen den Sundenfall Genesis 3 Kain und Abel Genesis 4 den Besuch der drei Manner Gott bei Abraham Genesis 18 und die eherne Schlange Numeri 21 Die Fenster in der Mitte sind mit Motiven aus dem Leben Jesu versehen und zeigen dessen Geburt mit Stern Taufe Kreuz und leeres Grab Die Fenster der Sudseite zeigen den Anfang der Kirche und die Himmelfahrt nach der Apostelgeschichte Pfingsten Steinigung des Stephanus Christ erscheint dem Apostel Paulus Apostelgeschichte 1 2 7 und 9 Weitere Ausstattung Bearbeiten An der Sudseite befindet sich ein gotisches Kruzifix vermutlich aus der Vorgangerkirche um 1480 mit barocker Maria Johannesgruppe um 1680 und Totenkopf Orgel Bearbeiten nbsp Weigle Orgel 1968 im Chorraum1682 wurde eine erste Orgel auf einer Empore im Chor eingebaut 1841 folgte eine neue Walcker Orgel mit zwei Manualen 1882 wurde die Orgel auf die Westempore versetzt Seit 1906 wird sie elektrisch betrieben 1968 wurde eine neue zweimanualige Orgel im Chorraum eingebaut Sie besitzt 25 Register und 2000 Pfeifen und stammt vom Orgelbau Friedrich Weigle 5 Glocken Bearbeiten Die Kirche besitzt vier Glocken E Glocke Laurentius Glocke von 1508 aus Hermsdorf Schlesien Dominica und Totenglocke Fis Glocke von 1949 Bet und Vaterunserglocke A Glocke von 1699 Kreuz und Zeichenglocke H Glocke von 1949 Tauf und Segensglocke Der Stahlglockenstuhl stammt aus dem Jahr 1968 Turm BearbeitenDer Turm ist insgesamt ca 45 Meter hoch und war ursprunglich wohl ein Wehrturm 1773 erhielt er ein Zwiebeldach und 1881 1882 einen spitzen 21 Meter hohen Turmhelm Der Turmhahn ist vergoldet und 0 65 Meter hoch An allen vier Seiten des Turmes sind grosse Ziffernblatter der Turmuhr angebracht Aussenbereich BearbeitenUber dem Sudeingang sind die Wappen der Wurttembergischen Herren und des Klosters Bebenhausen zu sehen An der Sudseite der Kirche befinden sich mehrere Gedenktafeln die an wichtige Personlichkeiten erinnern die mit der Kirche verbunden sind Pfarrer Jakob Bohmler 1460 bis 1500 Forderer des Kirchenumbaus Ende des 15 Jahrhunderts Pfarrer Philipp Matthaus Hahn 1739 1790 Theologe Pietist und Erfinder Uhren Waagen Himmels und Rechenmaschinen usw der von 1770 bis 1781 Pfarrer an der Martinskirche war Rudolph Lechler 1826 1908 von 1847 bis 1899 Pioniermissionar der Basler Mission in Hongkong und Sudchina Hakka Gebiet verbrachte seinen Lebensabend in Kornwestheim nbsp Wurttembergisches links und Bebenhauser Wappen uber dem Sudeingang nbsp Gedenkplatte fur den Pfarrer und Erfinder Philipp Matthaus Hahn nbsp Gedenkplatte Pfarrer Jakob Bohmler nbsp Luftbild St Martin dahinter das Philipp Matthaus Hahn Gemeindehaus Zehntscheuer Literatur BearbeitenBarbara Scholkmann Soren Frommer St Martin in Kornwestheim Archaologie und Geschichte einer Kirche Forschungen und Berichte der Archaologie des Mittelalters in Baden Wurttemberg Band 33 Theiss Verlag 2013 ISBN 978 3 8062 2792 5 Barbara Scholkmann Sankt Martin in Kornwestheim Archaologie und Geschichte einer Kirche In Kornwestheimer Geschichtsblatter 20 Ausgabe 2010 S 9 22 Soren Frommer Kornwestheim St Martin 6 Klaus Graf Zur Geschichte der Martinskirche 7 Martinskirche In Evangelische Kirchengemeinde Kornwestheim 1980 Seite 19 23 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Martin Kornwestheim Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Martinskirche Evangelische Kirchengemeinde Kornwestheim aufgerufen am 6 April 2016 Einzelnachweise Bearbeiten Barbara Scholkmann und Soren Frommer St Martin in Kornwestheim Archaologie und Geschichte einer Kirche Forschungen und Berichte der Archaologie des Mittelalters in Baden Wurttemberg Theiss Verlag 2013 ISBN 978 3 8062 2792 5 S 272 Soren Frommer Kornwestheim St Martin PDF Abgerufen am 19 Marz 2016 Barbara Scholkmann und Soren Frommer St Martin in Kornwestheim Archaologie und Geschichte einer Kirche Forschungen und Berichte der Archaologie des Mittelalters in Baden Wurttemberg Theiss Verlag 2013 ISBN 978 3 8062 2792 5 S 272 Barbara Scholkmann Sankt Martin in Kornwestheim Archaologie und Geschichte einer Kirche In Kornwestheimer Geschichtsblatter Nr 20 Kornwestheim 2010 S 19 Webseite Orgel Weigle Abgerufen am 18 Marz 2016 www historische archaeologie de archiv ub uni heidelberg de48 866462 9 189511 Koordinaten 48 51 59 26 N 9 11 22 24 O Normdaten Geografikum GND 7565663 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Martin Kornwestheim amp oldid 236451407