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St Laurentius ist die Kirche der Evangelischen Kirchengemeinde St Laurentius von Bischoffingen einem Ortsteil der Stadt Vogtsburg im Kaiserstuhl Die Kirchengemeinde gehort zum Evangelischen Kirchenbezirk Breisgau Hochschwarzwald der Evangelischen Landeskirche in Baden Die Kirche ist besonders ihrer spatgotischen Wandgemalde wegen bekannt St Laurentius von Sudost Inhaltsverzeichnis 1 Kirchengeschichte 2 Baugeschichte 3 Gebaude 4 Ausstattung 4 1 Wandgemalde 4 2 Sonstige Ausstattung 4 3 Orgel 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksKirchengeschichte BearbeitenDer Ort schon in alemannischer Zeit besiedelt kam durch Schenkung Kaiser Heinrichs II an das Hochstift Basel In einer Urkunde Bischof Adaleros II wird er 1010 als Piscofigin erstmals erwahnt 1 Eine papstliche Urkunde von 1139 bestatigte die Rechte des Furstbistums und nennt erstmals die Pfarrkirche St Laurentius Vogte der Basler Bischofe waren die Usenberger Erbschenken des Basler Bistums Als die Usenberger 1379 ausstarben ging die Vogtei an die Markgrafen von Baden Hachberg uber die sie an die badische Seitenlinie der Markgrafen von Baden Durlach vererbten Diese dynastische Entwicklung hatte eine kirchengeschichtliche Konsequenz Markgraf Karl II von Baden Durlach fuhrte in seinen Landern 1556 gemass dem Augsburger Religionsfrieden das lutherische Bekenntnis ein und mit der Markgrafschaft blieb Bischoffingen trotz einer kurzen Rekatholisierung unter Jakob III von Baden Hachberg letztlich evangelisch lutherisch Bei der ersten Kirchenvisitation nach 1556 stimmte die Gemeinde der Reformation zu Karl II erwarb sich daruber hinaus grosse Verdienste um sein Land in dem er lt gt wichtige Verordnungen gegen Trunksucht Fluchen Schworen Untreue und Betrug erliess 2 Die Kirche St Mauritius im sudostlich benachbarten Oberbergen war ursprunglich eine Filiale von Bischoffingen Die Unterstellung endete mit der Reformation weil das habsburgische Oberbergen katholisch blieb 2002 beschloss die Bischoffinger evangelische Gemeinde den alten Namen St Laurentius fur sich und ihr Kirchengebaude wieder aufzunehmen Baugeschichte Bearbeiten nbsp Grundriss und Querschnitt nach Johann Heinrich ArnoldAus gotischer Zeit sind Chor und Turm erhalten 1711 fanden Pfarrer und Vogt den Kirchen Tempel in einem sehr elenden Zustand in dem es fort und fort regnet 3 1741 wurde das Schiff abgerissen und nach Nord etwas verbreitert neu gebaut Die Plane entwarf der markgrafliche Werkmeister Johann Heinrich Arnold 1697 1770 die Ausfuhrung ubernahm der in Karlsruhe Emmendingen und spater Freiburg im Breisgau lebende Baumeister Anton Schrotz 1701 1762 Am 4 Februar 1741 wurde dieser Tempel eingeweiht 3 1852 wurde der Friedhof von der Kirche weg an einen Platz nordlich des Dorfes verlegt 1908 wurden bei einer Anstricherneuerung im Chor die gotischen Wandmalereien entdeckt und anschliessend restauriert 1985 wurde das von 1738 stammende Pfarrhaus durch ein neues im Stil des Vorgangergebaudes 2 ersetzt 1973 und 1974 wurde der Chorraum restauriert dabei die reliefgeschmuckte holzerne Kanzel entfernt Eine Aussenrenovierung erfolgte 1985 bis 1991 eine Innenrenovierung mit Einbau einer neuen Orgel 2001 nbsp Blick Richtung Chor nbsp Blick Richtung WesteingangGebaude BearbeitenAuf einer Treppe und unter einem gemauerten Bogen zwischen dem Landgasthaus Steinbuck Stube und dem ehemaligen Rathaus hindurch gelangt man auf den erhoht gelegenen ehemaligen Friedhof mit der geosteten Kirche Sie ist ein Saal mit polygonal geschlossenem Chor und an diesen nordlich anschliessendem viergeschossigen Turm mit Satteldach Das rechteckige Portal im Westen liegt der Norderweiterung des Schiffs wegen unsymmetrisch nach rechts verschoben Die je zwei stichbogigen Fenster in der nordlichen und sudlichen Schiffswand liegen sich nicht genau gegenuber Der Turm besitzt im unteren Teil Schiessschartenoffnungen in der Glockenstube Spitzbogenfenster mit zweibahnigem Masswerk Bei den spitzbogigen Chorfenstern wurde bis auf eines das Masswerk herausgebrochen Schiff und Chor sind innen flach gedeckt Der Turm springt mit seiner Sudwestkante ins Schiff ein Der Triumphbogen ist zur Chorachse symmetrisch vom Schiff gesehen aber wie der Westeingang unsymmetrisch nach rechts verschoben Aus dem Chor fuhrt eine Tur mit Eselsrucken in einen kreuzrippengewolbten Raum im Turm Ausstattung BearbeitenWandgemalde Bearbeiten nbsp Gemalde im ChorDie 1908 im gotischen Chor freigelegten Fresken sind der Hauptschmuck der schlichten Kirche Joseph Sauer von 1909 bis 1949 fur die kirchliche Denkmalpflege in Baden zustandig hat sie gleich nach ihrer Entdeckung ausfuhrlich publiziert so das Bild links vom Chorscheitelfenster 4 Hier ist lt gt die merkwurdige Szene aus der im Mittelalter viel verbreiteten aus Indien importierten besonders in der griechisch byzantinischen Kunst viel verwerteten Barlaam und Josaphatlegende dargestellt An einem Baume der unten als die welt bezeichnet ist nagen eine weisse tag und eine schwarze nacht Maus von links springt dagegen ein Einhorn an das als angest charakterisiert ist von rechts naht mit einem Beil ein Ritter uber der Schulter den Kreuzschild tragend von seiner Bezeichnung ist nur noch der Artikel der wohl Tod zu lesen Es sind die Zeit die Sorge und der Tod die den Lebensbaum langsam aber sicher zu Fall bringen indes der Mensch oben in den Zweigen den Genussen nachhascht es ist ein Jungling in dessen Locken ein Kranz geflochten ist Sein Gewand hat modische Hangearmel die Rechte halt einen Falken die Linke eine Schriftrolle deren Inschrift aber verloren gegangen ist Auf Seitenzweigen sitzen uber ihm ein Engel und ein Teufel uber deren Rolle kein Zweifel sein kann wenn auch das Schriftband beiderseits seinen Text verloren hat Ganz zu oberst deutet noch Christus in der Haltung des Richters Oberkorper unbekleidet und an den Handen die Wundmale tragend nach dem Engel hinab Das Motiv kommt im eigentlichen Mittelalter haufig vor z B am Portal des Baptisteriums in Parma an S Isidoro zu Venedig 5 in zahlreichen Miniaturhandschriften aus dieser Spatzeit ist mir aber kein anderes Beispiel bekannt Noch verwunderlicher ist wie ein derart streng literarischer Stoff auf das Land hinaus wandern konnte nbsp Lebensbaum in der Fensterlaibung rechts Hieronymus nbsp Jakobus der Altere und Laurentius in der Fensterlaibung rechts EzechielDas Lexikon der christlichen Ikonographie fuhrt das Bischoffinger Gemalde als einziges Beispiel fur ein Fresko mit einer Szene aus der Barlaam und Josaphat Legende auf 6 Links neben dem nordostlichen Chorfenster mit erhaltenem Masswerk sind Reste einer Verkundigung des Herrn der Geburt Jesu und der Taufe im Jordan erhalten gegenuber auf der Sudseite Szenen der Passion In den Laibungen der Fenster stehen sich jeweils ein alttestamentlicher Prophet nach Hermann Brommer Jesaja Daniel Jeremia und Ezechiel und ein Kirchenlehrer nach Brommer Gregor der Grosse Hieronymus Augustinus von Hippo und Ambrosius von Mailand gegenuber Aus spaterer Zeit stammen zwei Heilige rechts vom Chorscheitelfenster in Arkaden mit reichen Krabbenformen namlich Jakobus der Altere mit muschelverziertem Pilgerhut Wanderstab und Rucksack und vielleicht Laurentius von Rom der Kirchenpatron Zum Stil schreibt Sauer die Ausfuhrung der Bilder sei recht flott die Konturfuhrung energisch Die Kopfe besonders der Einzelgestalten seien ausserordentlich ausdrucksvoll und lebendig die Ranken und Bander schwungvoll Der Grund sei mit einfachen Sternen besat Von hervorragender Kraft und Schonheit sei auch der Faltenwurf der Gewander Er gebe noch durchweg statt der spateren Knitterfalten die fruhe Glockenfalte Auch sonst finde man in den Typen Hinweise auf eine fruhe Zeit zwar nicht das 14 wohl aber die Mitte des 15 Jahrhunderts nbsp Gotisches KruzifixSonstige Ausstattung Bearbeiten Im Chorraum steht ein spatgotisches holzernes Kruzifix Den Taufstein meisselte 1741 Anton Schrotz Das Glasgemalde des Chorscheitelfensters 1908 gestiftet die Begegnung Petri mit Jesus auf dem See Genezareth Mt 14 28 31 EU wurde 1981 durch ein abstraktes Bild ersetzt und befindet sich jetzt in der Trauerhalle auf dem Friedhof Orgel Bearbeiten nbsp Blick auf die OrgelDie Orgel von 2001 errichtete die Firma Waldkircher Orgelbau Jager amp Brommer Das Werk ersetzt eine Welte Orgel aus dem Jahr 1934 welche nach Koln Weiden umgesetzt wurde Die Disposition der neuen Orgel lautet 7 I Hauptwerk C g31 Prinzipal 8 2 Gambe 8 3 Rohrflote 8 4 Oktave 4 5 Flote 4 6 Mixtur IV VZ Octave 2 2 7 Trompete 8 II Brustwerk C g38 Gedackt 8 9 Salicional 8 10 Rohrflote 4 11 Doublette 2 12 Nazard 2 2 3 13 Terz 1 3 5 Pedalwerk C f114 Subbass 16 15 Oktavbass 8 16 Choralbass 4 Literatur BearbeitenHermann Brommer Evangelische Kirche St Laurentius Bischoffingen Kaiserstuhl Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im Allgau 2002 ISBN 3 89870 089 5 Hermann Brommer Bischoffingen In Hans Otto Muhleisen Hrsg Kunst am Kaiserstuhl 2 Auflage Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im Allgau 2008 ISBN 978 3 89870 284 3 Evangelische Kirchengemeinde Bischoffingen Hrsg 450 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Bischoffingen St Laurentius Bischoffingen 2006 Franz Xaver Kraus Bischoffingen In Franz Xaver Kraus Die Kunstdenkmaler der Grossherzogthums Baden Kreis Freiburg Verlag J C B Mohr Tubingen und Leipzig 1904 S 5 Landesdenkmalamt Baden Wurttemberg und Landratsamt Breisgau Hochschwarzwald Landkreis Breisgau Hochschwarzwald Liste der Kulturdenkmale I Die Bau und Kunstdenkmale des ehemaligen Kreises Freiburg Freiburg im Breisgau 1974 Bischoffingen In Landeskunde entdecken online Baden Wurttemberg Abgerufen am 22 November 2014 Joseph Sauer Kirchliche Denkmalkunde und Denkmalpflege in der Erzdiozese In Freiburger Diozesan Archiv 37 S 271 326 hier S 279 281 Staatliche Archivverwaltung Baden Wurttemberg Bischoffingen In Freiburg im Breisgau Stadtkreis und Landkreis Amtliche Kreisbeschreibung Band II Erster Halbband Rombach Freiburg im Breisgau 1974 S 57 68 Bischoffingen in Dagmar Zimdars Bearb Georg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Baden Wurttemberg II Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 1997 ISBN 3 422 03030 1 S 92 Einzelnachweise Bearbeiten Die Urkunde auf der Internetseite 1000 Jahre Bischoffingen Abgerufen am 22 November 2014 a b Evangelische Kirchengemeinde Bischoffingen 2006 a b Brommer 2002 Sauer 1909 S 279 281 gemeint ist die Capella di S Isidoro des Markusdoms dort ein Relief am Portal Kurt W Forster Baarlaam und Joasaph In Engelbert Kirschbaum Hrsg Lexikon der christlichen Ikonographie Band 1 Herder Freiburg im Breisgau 1968 Sp 244 245 Vogtsburg im Kaiserstuhl Bischoffingen St Laurentius Orgel Verzeichnis Orgelarchiv Schmidt Abgerufen am 21 Februar 2022 deutsch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Laurentius Bischoffingen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien 48 10512 7 62832 Koordinaten 48 6 18 4 N 7 37 42 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Laurentius Bischoffingen amp oldid 234743555