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St Blasius ist die romisch katholische Pfarrkirche von Wyhl am Kaiserstuhl Sie gehort mit den Pfarreien St Martin in Sasbach am Kaiserstuhl und St Cosmas und Damian in Sasbach Jechtingen zur Seelsorgeeinheit Am Litzelberg im Dekanat Endingen Waldkirch des Erzbistums Freiburg Kirche und Pfarrhaus von SudenKirche von Norden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Gebaude 3 Ausstattung 3 1 Altare 3 2 Weitere Ausstattung 3 3 Orgel 4 Glocken 5 Pfarrhaus 6 Wurdigung 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAus romanischer Zeit vielleicht 1150 bis 1180 ist der Turm unterhalb des achteckigen Glockengeschosses erhalten Die erste Urkunde die eine Kirche in Wyhl erwahnt steht im Liber decimationis des Bistums Konstanz aus dem Jahr 1275 dort wird in der Abteilung In decanatu Endingen ein plebanus in Wile genannt 1 Damals war Wyhl dem Benediktinerinnenkloster St Margarethen in Waldkirch unterstellt Von ihm kaufte es Abt Dietmar von Hunaweier 1324 fur sein Kloster das Augustiner Chorherrenstift St Margen im Schwarzwald 1381 wurde die Wyhler Pfarre dem Kloster St Margen kirchenrechtlich inkorporiert 2 Wyhl war fur St Margen des Zehnts wegen wirtschaftlich wichtig und zudem ein gern besuchtes Refugium Die Beziehung zu St Margen endete mit dessen Sakularisation 1806 nbsp Inneres Richtung Osten nbsp Inneres Richtung WestenIm spanischen Erbfolgekrieg und durch Brande in den 1750er Jahren wurden Dorf und Kirche verwustet 1717 bis 1719 liessen Abt Andreas Dilger aus Bermatingen Abt von 1713 bis 1736 und der Wyhler Pfarrer Jakob Abegg Pfarrer von 1707 bis 1730 1766 in St Margen das Pfarrhaus errichten 3 Baumeister war Johann Mathis aus Mittelberg Vorarlberg 1681 1750 der auch seit 1715 den Kirchenneubau in St Margen leitete 1725 wurde der Chor der Kirche neu gebaut und dem alten Turm ein Achteckgeschoss aufgesetzt Von 1760 bis 1765 liess Dilgers Nachfolger Peter Glunk aus Loffingen Seppenhofen Abt von 1736 bis 1766 die Kirche unter Ubernahme des alten Turms und des Chors von 1725 vollenden Baumeister war Johann Baptist Haring aus Immendingen 1716 1790 der in St Margen den Pralatenost und nordflugel erbaute Es entstand eine barocke Saalkirche mit ausgerundeten Ecken sowie Deckengemalden und Kreuzweg Fresken von Johann Pfunner 1838 wurde das Schiff grundlegend umgebaut mit einer Verlangerung nach Westen Abbruch des barocken Giebels und Hoherlegung der Decke womit Pfunners Bild verschwand Mit den Wanden wurde auch Pfunners Kreuzweg weiss ubermalt Der Barock wich einem schlichten Klassizismus Zuletzt wurde die Kirche 1988 restauriert Gebaude BearbeitenVor der Rheinbegradigung des 19 Jahrhunderts lag die Kirche unmittelbar am Rheinufer jetzt fliesst der Rhein 2 km entfernt Das Schiff hat jederseits funf der rund schliessende Chor jederseits zwei korbbogige Fenster Rote Pilaster Sockel und Fensterrahmen beleben das Aussere Im Suden ist an den Chor die Sakristei angebaut der im Norden der Turm gegenubersteht Auf dessen quadratischem durch einen Strebepfeiler gestutzten mittelalterlichen Teil sitzt das barocke Achteck mit jederseits einem Rundbogenfenster und einem Zifferblatt wieder daruber ein achteckiger Pyramidenhelm Der Eingang in der Westfassade wird uber eine doppellaufige Treppe erreicht Ausserdem fuhren an den Seiten je zwei uberdachte Eingange ins Innere Die Ecken des Saales sind im Osten noch ausgerundet wahrend die Erweiterung von 1838 im Westen mit rechten Winkeln endet Im Westen tragen sechs Saulen die Orgelempore Der Chor ist in seiner barocken Gestalt erhalten Uber seinen Fenstern schneiden Stichkappen in die Spiegeldecke Ausstattung BearbeitenDie Ausstattung der Vorgangerkirche wurde beim Neubau in die der heiligen Gertrud von Nivelles geweihte Kirche des nordostlich von Wyhl gelegenen Dorfs Wellingen gebracht wo sie mit dem Dorf Mitte des 18 Jahrhunderts durch Hochwasserkatastrophen unterging Altare Bearbeiten Die Altare schuf der Kunstschreiner Thomas Hechinger 1742 1790 aus Oberhausen in Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Matthias Faller Skulpturen im Chor und Altare nbsp Dionysius nbsp Linker Seitenaltar nbsp Hochaltar nbsp Rechter Seitenaltar nbsp Nikolaus nbsp Oberbild des Hochaltars nbsp Heiliger Augustinus im ChorIm Hochaltar rahmen jederseits zwei blau marmorierte Saulen Pfunners heiligen Wandel Maria und Joseph ihr Kind in der Mitte fuhrend Im Oberbild huldigen die vier damals bekannten Erdteile dem Jesus Monogramm IHS vorn links Europa als hellhautiger blonder Herrschertypus mit Musselinmantel vorn rechts Asien als sein mit einem turkischen Turban bekleideter Antipode ein Sultan im Hintergrund die noch unzivilisierten und aus Sicht der Europaer unterlegenen deshalb auch halbnackten und dunkelhautigen Kontinente links Amerika rechts Afrika 4 Das Christusmonogramm und ein auf ihm stehendes Kreuz sind von einem Strahlenkranz umgeben Vom Kreuz schlagt ein roter gezackter Blitz den Teufelsdrachen nieder Fallers Engel und Putten umspielen den Tabernakel Im linken Seitenaltar rahmt jederseits eine dunkelrot marmorierte Saule ein Bild des heiligen Blasius mit seinen zwei gekreuzten Kerzen Daruber ist der heilige Sebastian dargestellt Im gleich gestalteten rechten Seitenaltar rahmen die Saulen ein Bild der heiligen Barbara mit Kelch und Hostie das Schwert ihres Martyriums neben sich Im Oberbild tragt die heilige Gertrud Patronin der Wellinger Kirche als Nonne den Abtissinnenstab Weitere Ausstattung Bearbeiten Drei der Fresken Pfunners sind erhalten An die Decke des Chors malte er die Aufnahme der heiligen Blasius von Sebaste und Barbara von Nikomedien in den Himmel wo der Jesusknabe zwischen Maria und Johannes auf einer Weltkugel sitzt und zuoberst Gottvater und die Taube des Heiligen Geistes schweben An die nordliche Chorwand malte er den heiligen Augustinus von Hippo Namenspatron der St Margener Chorherren an die sudliche einen weiteren Heiligen wohl Johannes vom Kreuz Links neben Augustinus kauert der Knabe der ihm nach seinen Confessiones sagte tolle lege nimm die Heilige Schrift und lies Vom barocken Stuck sind einzig die Rahmen zweier Skulpturen Fallers an der Chorwand erhalten 5 Links steht eine Statue des heiligen Dionysius von Paris mit Mitra und Bischofsstab und einem zweiten Kopf seinem eigenen abgeschlagenen ebenfalls eine Mitra tragenden Kopf auf dem linken Arm Rechts steht symmetrisch zu Dionysius eine Statue des heiligen Nikolaus von Myra mit Mitra und Bischofsstab sowie einem Tablett mit den drei Goldkugeln auf der rechten Hand mit denen er die Tochter einer armen Familie vor der Prostitution bewahrte Unter den Figuren sind kostbar verzierte Reliquiare an der Wand befestigt Der heilige Nikolaus als Beschutzer der Kinder erganzt die Darstellung des heiligen Wandels im Hochaltarblatt Dionysius gehorte wie Blasius Barbara und Sebastian zu den Nothelfern die in Bedrangnis viel angerufen und deshalb in Kirchen haufig abgebildet wurden An der rechten Wand des Kirchenschiffs stehen auf Konsolen zwei Skulpturen die in den 1950er Jahren zuruckerworben wurden ein heiliger Blasius von etwa 1740 und eine heilige Gertrud aus Fallers Werkstatt von etwa 1765 Kreuzwegszenen nbsp Jesus wird zum Tode verurteilt Mk 15 1 15 EU nbsp Veronika reicht Jesus das Schweisstuch nbsp Jesus stirbt am Kreuz Mk 15 33 41 EU nbsp Jesus wird vom Kreuz genommen und in den Schoss seiner Mutter gelegt Mk 15 42 46 EU nbsp Der Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt Mk 15 46 47 EUEine Besonderheit der Kirche ist der Kreuzweg von vierzehn Stationen Die Szenen sind im Stil der Nazarener in Email auf Blechschilder gemalt und haben offenbar nach 1838 die Pfunnerschen Bilder ersetzt Der Kunstler ist unbekannt Orgel Bearbeiten Auf der Empore steht die Orgel die 1990 als Opus 17 von Orgelbauer Karl Gockel gebaut wurde Sie verfugt uber 25 Register auf zwei Manualen und Pedal Spieltraktur und Registertraktur sind mechanisch 6 Glocken BearbeitenIn dem an die Nordseite des Chors gestellten massiven Glockenturm hangt ein vierstimmiges Glockengelaut aus Bronze das der Glockengiesser Friedrich Wilhelm Schilling im Jahr 1951 fertiggestellt hat 7 Glocke 1 wiegt 753 kg und hat den Schlagton f 1 Glocke 2 wiegt 429 kg und hat den Schlagton as 1 Glocke 3 wiegt 295 kg und hat den Schlagton b 1 Glocke 4 hat den Schlagton c 1 Alle vier Glocken sind in den Uhrschlag der Turmuhr einbezogen Glocke 1 schlagt jeweils die vollen Stunden die anderen schlagen zu jeder Viertelstunde Auf allen vier Seiten des Turms sind Zifferblatter der Uhr angebracht Pfarrhaus BearbeitenDeckenfresken im Pralatensaal nbsp Europa auf dem Stier und tiaragekronter das Papstkreuz tragender Putto nbsp Asien mit Halbmond turbantragendem Figurchen und Araberhengst nbsp Gastmahl nbsp Afrika mit Lowe und zwei dunklen Putti Lanze und Sonnenschirm nbsp Amerika mit Fullhorn und Krokodil nbsp Pralatensaal Immaculata und WappenkombinationDas schlossartige Pfarrhaus mit zweigeschossigem Volutengiebel liegt ostlich der Kirche neben dem Platz der zerstorten Pfarrscheune Fruher fuhrte ein Verbindungsgang direkt in den Chor Das Gebaude bewahrt im Pralatensaal den barocken Stuck sowie Fresken von Johann Pfunner Uber den Kamin malte Pfunner in Stuckrahmen eine Maria immaculata und daruber eine Kombination der Wappen von Kloster St Margen Madonna mit Kind dessen Priorat Kloster Allerheiligen Freiburg im Breisgau gekreuzte Schlussel und Peter Glunk personlich ein Vogel auf einem Berg Das mittlere Deckenbild zeigt ein Gastmahl mit zwei Augustiner Chorherren von denen der linke ein Portrat Abt Peter Glunks sein konnte 8 Die Eckenbilder zeigen die vier damals bekannten Erdteile Wurdigung BearbeitenSt Blasius schreiben Ahrens und Seiter sei fur die Wyhler in Zeiten von Krieg Seuchen und Uberschwemmungen bei denen das Hochwasser vor dem Portal der Kirche stand eine Zuflucht gewesen die geschnitzten und gemalten Heiligen Vorbild und Hoffnungstrager Der heilige Wandel das Deckenfresko im Chor und der heilige Nikolaus hatten auf die Bedeutung der Familie hingewiesen als der kleinsten Einheit des Uberdauerns in der Not Zugleich spreche aus der Ausstattung gegenreformatorisches Gedankengut Dabei stehe die Verehrung Christi im Mittelpunkt Neben den Erdteilen huldigten ihm die zahlreichen anderen Figuren So seien Dionysius und Nikolaus sowie Augustinus und Johannes vom Kreuz im Chor bewusst auf das Altarbild ausgerichtet Insgesamt handele es sich um ein Programm das sonst nur grosseren Kirchen eigen sei St Blasius richte sich nicht nur an das einfache Volk sondern auch an die humanistisch Gebildeten Der Saal im Pfarrhaus stelle selbstbewusst jenen religiosen Machtanspruch dar den die Kirche nur andeute 9 Literatur BearbeitenBeatrix Ahrens Josef Seiter Pfarrkirche St Blasius Wyhl am Kaiserstuhl Katholisches Bildungswerk Wyhl 2008 Digitalisat Franz Xaver Kraus bearbeitet und herausgegeben von Max Wingenroth Die Kunstdenkmaler des Grossherzogthums Baden Band 6 1 Kreis Freiburg Verlag J C B Mohr Tubingen und Leipzig 1904 S 243 244 Digitalisat Landesarchivdirektion Baden Wurttemberg in Verbindung mit dem Landkreis Emmendingen Hrsg Der Landkreis Emmendingen Band 2 2 Gemeindebeschreibungen Reute bis Wyhl Jan Thorbecke Verlag Stuttgart 2001 ISBN 3 7995 1362 0 S 889 907 Fritz Spath Wyhl am Kaiserstuhl einst und jetzt 2 Auflage Verlag Emil Wild Endingen 1984 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Blasius Wyhl am Kaiserstuhl Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website SE Am Litzelberg St Blasius WyhlEinzelnachweise Bearbeiten Liber decimationis cleri Constanciensis pro Papa de anno 1275 In Freiburger Diozesan Archiv 1 1865 S 205 Digitalisat Wolfgang Muller Studien zur Geschichte der Kloster St Margen und Allerheiligen Freiburg i Br In Freiburger Diozesan Archiv Band 89 1969 S 5 129 hier S 111 Digitalisat Elisabeth Irtenkauf Klaus Hog Die Baugeschichte des Klosters St Margen auf dem Schwarzwald eingebettet in die Klostergeschichte ca 1115 1860 Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im Allgau 2010 ISBN 978 3 89870 274 4 S 194 196 Ahrens und Seiter 2008 S 27 Nach Landesarchivdirektion 2001 stammt der Stuck aus dem Jahr 1910 Karl Gockel Orgelbau Wyhl St Blasius hier auch die Disposition der Orgel Glockeninspektion Erzbistum Freiburg Kath Pfarrkirche St Blasius in Wyhl Elisabeth Irtenkauf Klaus Hog Die Baugeschichte des Klosters St Margen auf dem Schwarzwald eingebettet in die Klostergeschichte ca 1115 1860 Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im Allgau 2010 ISBN 978 3 89870 274 4 S 214 215 Ahrens und Seiter 2008 S 29 32 48 168671 7 650017 Koordinaten 48 10 7 2 N 7 39 0 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Blasius Wyhl amp oldid 236648346