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Die Kirche Sankt Agidius im Ortsteil Schonfeld der Gemeinde Wald Landkreis Cham steht auf offenem Feld inmitten der bauerlichen Kulturlandschaft des Falkensteiner Vorwaldes St AgidiusEs handelt sich um einen einschiffigen Bau errichtet im rein romanischen Stil Der Bau der Kirche wird aufgrund stilistischer Merkmale auf die Jahre zwischen 1160 und 1170 datiert Bei der Agidius Kirche von Schonfeld handelt es sich um das bemerkenswerteste Baudenkmal der Pfarrei Altenthann in seiner Grosse und Stilreinheit sowie in der Sorgfalt seiner Ausfuhrung weit uber sonstige Beispiele bauerlich gepragter Romanik in der Region hinausragend Fast turmartig uberhoht und in nahezu stadtischen Dimensionen steht das Gotteshaus heute allein auf weiter Flur lediglich gesaumt von Wiesen und Ackern sowie von drei landwirtschaftlichen Anwesen die einst aus einem mittelalterlichen Gutshof hervorgegangen sind Inhaltsverzeichnis 1 Architektur 2 Entstehung 3 Siehe auch 4 Quellen kleine Auswahl 5 WeblinksArchitektur BearbeitenDie Kirche ist ausgefuhrt als einschiffiger Hallenbau mit zwei Gewolbejochen einer eingezogenen halbrunden Apsis im Osten und einer unterwolbten Westempore Die ungewohnlich starken und hohen Mauern von bis zu 2 m Dicke verraten hohe Steinmetzkunst Sie sind aus relativ grossen sorgfaltig behauenen zum Teil jedoch sehr sproden Granitquadern unterschiedlicher Provenienz ausgefuhrt die auf nur minimalen Zementlagen liegen beziehungsweise zementlos das heisst auf Reibung ausgefuhrt wurden So konnte der Bau nahezu schadlos die Jahrhunderte uberstehen Es finden sich an den Steinen weder Vertiefungen zum Halt von Aufzugszangen noch im Mauerwerk die ansonsten weit verbreiteten Gerustlocher Die Fugen wurden spater mit Zement verstrichen um geringe Verwitterungsverluste auszugleichen Die Kirche besitzt ein giebelloses mit Schindeln gedecktes an den beiden Schmalseiten abgewalmtes Dach mit einem Dachreiter von 1853 Ein Dachgesims fehlt die Mauerkrone im Bereich des Schiffs zeigt Ausbesserungen aus spater Zeit weitaus weniger geschickt als der Ursprungsbau ausgefuhrt Die Fenster sind romanische Rundbogenfenster 2 m hoch und nur 20 cm breit Zwei dieser Fenster zieren die Sudwand und ein weiteres die Apsis Der untere Teil des ostlichen Sudwandfensters wurde 1809 zur Verbesserung der Lichtverhaltnisse zu einem grossen Rundbogenfenster erweitert der obere Teil zugemauert Uber eine sudliche Aufgangstreppe mit elf Stufen betritt man durch ein schlichtes Rechteck Portal das Innere Das Tympanon ist aus einem Block gehauen und zeigt ein einfaches Relief mit einem Kreuzstab gleichschenkliges Kreuz mit angedeuteter Tatzenform auf einem mit einer Kugel oder Scheibe gekronten Stab Durch eine 1 60 m dicke Mauer ist der Innenraum von der Aussenwelt getrennt Licht empfangt das Innere uberwiegend durch das nachtraglich eingebrochene Sudfenster ursprunglich muss der Kirchenraum wegen der schmalen Schlitzfenster sehr dunkel gewesen sein Der erhohte Chor sondert sich durch einen 1 43 m breiten Chorbogen vom Gemeinderaum ab Die Apsis springt noch einmal um einen halben Meter zuruck Beides Chorbogen und Apsis weisen ein durchgezogenes Gesims aus Wulst und Platte auf im Chorbogen finden sich zu beiden Seiten rechteckige Nischen fur die Aufnahme von Sakralgegenstanden Uber das Schiff spannen sich die beiden Joche die durch auf profilierten Kampfern ruhende rechteckige Gurtbogen getrennt sind Die Grate ihrer Kreuzgewolbe sind verschliffen Die alte Westempore ruht ebenfalls auf gratigen Kreuzgewolben die Emporenpfeiler zeigen Kampfer aus Kehle Wulst und Platte Die Empore selbst ist zum Kirchenraum hin von Anfang an mit einer Holzbalustrade versehen gewesen In der machtigen Nordwand fuhrt ein uber dem Bodenniveau liegender schmaler Treppengang mit steigendem Tonnengewolbe und Steinstufen zur Empore hinauf Beim Aufgang erkennt man Mauernischen fur Verriegelungen Die Tur welche in Zapfen lief konnte von der Treppe aus durch einen Balkenriegel dessen Laufkanal noch erhalten ist verbarrikadiert werden Es findet sich auch ein kleiner runder Okulus der als einziges Element die ansonsten geschlossene Nordwand durchbricht Von der Empore gelangt man durch eine rundbogige Turoffnung zu einem weiteren gleich gestalteten Treppenaufgang der in den Dachraum fuhrt Dieser weist keinen geglatteten Boden auf tragt lediglich den alten Eichendachstuhl Die Westempore war einst auch von aussen durch eine auf Emporenhohe liegende Tur in der Westmauer zuganglich Diese konnte ebenfalls mit Balken verriegelt werden heute ist sie vermauert Steinerne Hinweise dafur dass aussen eine standige Aufstiegskonstruktion Treppe angebracht war finden sich nicht An den Wanden des Chorbogens und der Apsis erkennt man zum Teil ubertuncht Reste von Fresken die u a den Gekreuzigten links und den Heiligen Christophorus rechts darstellen Am rechten Chorbogen ist ein rotes Weihekreuz im Ring aufgemalt daneben an der Apsiswand zwei ahnliche in schlechterem Erhaltungszustand der obere Kreuzesarm jeweils nachtraglich geschwarzt Eine ahnliche Darstellung findet sich auch auf der linken Apsiswand kaum noch zu erkennen Der Fussboden der Kirche liegt etwa 1 80 m uber dem ausseren Niveau und ist im Bereich des Schiffs mit schweren Eichenbohlen belegt Unter dem Schiff findet sich ein mannshoher Keller durch schmale Mauerschlitze an der Basis der Seitenwande beluftet Er diente wohl als Vorratsraum Der Altar ist aus denselben Steinquadern wie der Gesamtbau errichtet und damit von Anfang an Teil der Gesamtkonstruktion Von der Erstausstattung der Kirche ist nichts mehr vorhanden Am linken Pfeiler des Chorbogens steht eine Madonna mit Kind aus dem 15 Jahrhundert Eine Skulptur des Kirchenpatrons Sankt Agidius aus dem 14 Jahrhundert ist inzwischen ausgelagert an ihrer Stelle steht eine Figur des Heiligen Franziskus Den Altar ziert eine Kreuzigungsgruppe aus jungerer Zeit Zahlreiche Steine der Aussenwand und des Innenraumes vornehmlich in Bereich der Gewolbebogen zeigen mittelalterliche Steinmetzzeichen welche zum Teil als Kreuz zum Teil als T mit stilisierten Enden ausgefuhrt sind und auf eine Bauhuttentradition bzw eine Steinmetzbruderschaft hinweisen Ansichten nbsp Sudfassade mit Seiten portal und Treppe nbsp Westfassade mit vermau ertem Obereingang nbsp Ansicht von Osten Chor und Apsis nbsp Tympanon mit Kreuzstab nbsp Grund und Aufriss von Sankt Agidius nbsp Blick von der Empore zum Chor nbsp Rechte Chorseite mit drei Weihekreuzen nbsp Steinmetzzeichen am Gurt bogenEntstehung BearbeitenDie Kirche und ihr Umfeld harren noch heute einer archaologischen Exploration und einer exakten bauhistorischen Einordnung Uber die Umstande ihrer Entstehung ist so gut wie nichts bekannt Der Bau wurde in der Vergangenheit des Ofteren als Burgkapelle bezeichnet obwohl an dem Ort aufgrund der strategisch ungunstigen Lage an einer flachen Talflanke ein vormaliger Burgenbau nicht denkbar und weder dokumentarisch noch archaologisch nachgewiesen ist Die Kirche ist von schlichtem fast karolingisch anmutendem Grundriss und in einer Bautechnik ausgefuhrt die weit uber das Niveau regionaler Burgkapellen hinausgeht In ca 2 km Luftlinie Entfernung befindet sich die etwa 900 jahrige heute in Ruinen liegende Festung Siegenstein die ab 1282 an das furstbischofliche Hochstift Regensburg fiel und von diesem im Lauf der Jahrhunderte bis 1606 an verschiedene Adelsgeschlechter der Region zuletzt an die Prackendorfer entlehnt wurde Als Inhaber des Hofes Schonfeld zu dem auch Sankt Agidius gehorte sind im 12 und 13 Jahrhundert einzelne Landsassen nachweisbar urkundlich genannt sind zwischen 1193 und 1240 ein Arnold von Schonfeld und zwischen 1219 und 1238 ein Regensburger Domherr namens Dietrich von Schonfeld Ein Heinrich von Schonfeld war 1205 Monch im nahen Kloster Reichenbach Burg Siegenstein verfugte uber eine eigene Burgkapelle alteste Bauteile aus dem 13 Jahrhundert die sich bis heute erhalten hat so dass Sankt Agidius zwar zu Siegenstein gehorte aber als Burgkapelle im eigentlichen Sinn keine Erklarung findet Bezuglich der Entstehungszeit der Grosse und Konstruktion von Sankt Agidius bestehen dagegen ausgesprochene Analogien zur Kapelle im Kreuzhof bei Barbing heute Stadtgebiet Regensburg die ebenfalls dem Heiligen Agidius geweiht ist und um 1160 n Chr an historischem Ort errichtet wurde in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem Gutshof Wie Sankt Agidius in Schonfeld wirkt auch diese Kirche die heute profaniert und deshalb nicht zuganglich ist durch ihre uberdimensionale Hohe wie ein Turm ihre Ausfuhrung ist allerdings weitaus weniger kunstfertig in groben Kleinquadern Der Uberlieferung nach war die Kapelle und das Umland Sammelstelle fur die Heere der Kreuzzuge 1147 und 1189 die von Regensburg ihren Ausgang nahmen In Bezug auf die Doppelfunktion zeigt Sankt Agidius von Schonfeld auch Parallelen zur altesten Kirche des benachbarten Altlandkreises Oberviechtach der Sankt Agidius Kirche in Hof deren Erbauung auf die Jahre zwischen 1150 und 1170 datiert wird und die ab dem 13 Jahrhundert ebenso wie die Kreuzhofkapelle bei Barbing zum Dominikanerinnen Kloster Heilig Kreuz in Regensburg gehort haben soll Sie ist jedoch in weitaus groberer Wandausfuhrung zum Teil mit kaum behauenen und wenig sorgfaltig geschichteten Granitquadern und einfacherer Baukonstruktion Rechteckchor Vermeidung von Rundbogen errichtet und im oberen Anteil durch vorangegangene Zerstorungen stark in Mitleidenschaft gezogen Auch hier fand sich einst ein Aufgang zum Obergeschoss Anlagen des Typs Romanische Landkirche mit profanem Obergeschoss finden sich auch in Wilchenreuth bei Weiden Schonkirch bei Plossberg Sankt Koloman in Regensburg Harting Obertrubenbach bei Roding in Zinzendorf bei Worth an der Donau in Hof bei Oberviechtach und in Hof am Regen einige weitere im Altmuhltal und in der Gegend von Ingolstadt Mangels dokumentarischen Nachweises bleibt die Funktion dieser Doppelanlagen ungeklart Dass es sich um ehemalige Burgkapellen handelt wie vielfach behauptet ist eher unwahrscheinlich zumal sich mit wenigen Ausnahmen Burganlagen um die Kirchen herum nicht haben nachweisen lassen und auch die baulichen Gegebenheiten der Kirchen dagegen sprechen Vermutlich hatten diese Kirchen eine Funktion als Zufluchtsort fur die ansassigen Hofstellen aber auch als Asyl und Ubernachtungsort fur Landfahrer Pilger und Wandergesellen moglicherweise auch fur die Kreuzfahrer War die Kirche abends bereits versperrt konnten die Besucher uber eine Leiter an der Aussenmauer einsteigen ohne dass der Kirchenraum tangiert wurde Moglicherweise gehorte ein Teil dieser Kirchen zu einem Hospitalorden zumal sie an Altstrassen im Fall von Schonfeld an einer alten Heerstrasse nach Bohmen und nahe den Kreuzzugsrouten lagen Siehe auch BearbeitenWehrkircheQuellen kleine Auswahl BearbeitenSt Agidius zu Schonfeld kleiner Kirchenfuhrer im Selbstverlag der Pfarrei Hans Weininger Die alte Kirche zu Schonfeld in der Oberpfalz in Westermanns Illustrierte Deutsche Monatshefte Nr 52 Jan 1861 S 376 378 Sixtus Lampl Denkmaler in Bayern Band III Oberpfalz Oldenbourg Verlag Munchen 1986 S 125 Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Band V Bayern Regensburg und Oberpfalz S 724ff Bernard Bachrach The Cost of Castle Building The case of the tower at Langeais 992 994 in The Medieval castle Romance and reality Dubuque Iowa 1984 S 46 62 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Agidius Schonfeld Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien 49 092663888889 12 330163888889 50 Koordinaten 49 5 33 6 N 12 19 48 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Agidius Kirche Schonfeld amp oldid 222624675