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Romanische Landkirchen mit profanem Obergeschoss meist errichtet in der zweiten Halfte des 12 Jahrhunderts finden sich regional gehauft in bestimmten Regionen Altbayerns Es handelt sich um einen seltenen Kirchentypus der sich durch ein zusatzliches Geschoss fur profane Zwecke uber einem romanischen Kirchenraum auszeichnet Die Kirchen sind vermutlich Teil eines Landerschliessungsplanes der Burggrafen von Regensburg und der Landgrafen von Stefling aus der Familie der Pabonen Romanische Landkirchen mit profanem Obergeschoss in Altbayern und Niederosterreich Blaue Kreise Kirchenstandorte Rote Kreise nachgewiesenes Besitztum der PabonenExemplarische Aufrisse der Burgkapelle von Hof am Regen Gut erkennbar die beiden profanen Obergeschosse die Westempore mit erhohtem Ausseneingang und Zugang uber Holzbrucke sowie der schmale Aufgang in die Obergeschosse innerhalb der MauerstarkeNicht verwechselt werden durfen diese Kirchen mit romanischen Doppelkapellen oder Doppelkirchen wie sie sich nicht selten als Burgkapellen oder Beinhauser und gehauft auch im Alpenraum nachweisen lassen Inhaltsverzeichnis 1 Bautypus 2 Bauzeit 3 Ortslage 4 Geographische Verbreitung 5 Beispiele 6 Die Kirchengebaude im Einzelnen 7 Geschichtliche Einordnung 8 Sog Doppelkapelle am Herrensitz 9 Theorien uber die primare Zweckbestimmung der profanen Obergeschosse 9 1 Speicherraume 9 2 Herberge fur Landfahrer und Pilger 9 3 Asylort fur abtrunnige Kleriker 9 4 Zufluchtsort und Versteck in unsicheren Zeiten 9 5 Stutzpunkte der Ritterorden 9 6 Kreuzfahrerstationen und unterkunfte 10 Zusammenfassung 11 Literatur 11 1 Zum Bestand 11 2 Zu den Kirchen mit profanen Obergeschossen 11 3 Uber die Burggrafen von Regensburg 12 Weblinks 13 AnmerkungenBautypus BearbeitenEs handelt sich meist um kleine aber oft sehr hohe einschiffige Saalkirchen mit Westempore und eingezogener Rundapsis im Osten seltener mit einem Rechteckchor bzw einem Chorturm Letztere Variante findet sich vor allem im westlichen Verbreitungsgebiet Die oft sehr dicken Mauern dieser Kirchen sind meist in sorgfaltiger Technik aus Grossquadern errichtet welche das Niveau sonstiger Landkirchen und auch profaner Gebaude der Romanik bei weitem uberschreitet 1 dagegen finden sich an ihnen nur vereinzelt romanische Zierelemente Als Baumaterial diente das Gestein der naheren Umgebung d h je nach Region Granit Sandstein Dolomit oder Kalkstein Dort wo kein entsprechendes Naturgestein zur Verfugung stand wurde auch Ziegelstein verwendet Als konstruktive typenbestimmende Gemeinsamkeit besitzen die Kirchen uber dem romanischen Kirchenraum ein profanes Obergeschoss welches zum Teil uber einen schmalen Innenaufgang innerhalb der Mauer zum grosseren Teil uber einen Aussenzugang in mehreren Metern Hohe ohne Treppenkonstruktion erreicht werden kann Dieser Ausseneingang der heute meistens zugesetzt ist erschliesst zunachst die Westempore und gestattet den weiteren Aufgang zum Obergeschoss welches mitunter nur einen Kniestock oft aber auch komplette Geschosswande aufweist und dem Gesamtbau zu eindrucksvoller Hohe verhilft Spater wurde diese Hohe oft wieder aufgegeben oder durch neuere Dachkonstruktionen ersetzt vereinzelt wurde auch nachtraglich ein weiteres Obergeschoss aufgesetzt Wenige Kirchen wurden zu Doppelkapellen umgewandelt 2 In kleineren Kirchen der genannten Bauart finden sich auch profane Obergeschosse im Chorturm selten auch in einem westlichen Querbau oder Westturm 3 Bauzeit BearbeitenUber die Entstehungszeitpunkte und umstande gibt es nur sehr selten urkundliche Informationen 4 Aufgrund der in Suddeutschland gerade eingefuhrten Quadertechnik und stilistischer Merkmale werden mit wenigen Ausnahmen alle Kirchen in die 2 Halfte des 12 Jahrhunderts datiert Ortslage BearbeitenDie Kirchen liegen meistens in Einzellage oder sind von einem sehr kleinen Dorfensemble umringt sie finden sich nie in Stadten oder bei Klostern Die meisten Kirchen sind heute Filialkirchen Nur wenige sind heute Zentrum eines grosseren Dorfensembles oder dienen als Pfarrkirchen Neben ausgesprochenen Tallagen 5 kommen des Ofteren auch Hanglagen 6 Gelandeterrassen 7 sehr selten auch Gipfellagen 8 vor Ein Teil der Kirchen war einst von einer ringformigen Wall Graben Anlage umgeben 9 wovon sich heute oft nur noch geringe oder gar keine Spuren finden Haufig lagen die Kirchen im Mittelalter an einem Gutshof der spater nicht selten in mehrere Hofstellen geteilt wurde 10 Die allermeisten Kirchen finden sich in Sichtweite einer grosseren Burganlage deren Ursprung in dieselbe Zeit zuruckdatiert 11 ganz wenige sind in eine solche nachtraglich integriert worden 12 Haufig ist ein unmittelbar an der Kirche gelegener Edelsitz nachweisbar allerdings meistens nur indirekt erschlossen aus der spateren urkundlichen Nennung von Aftervasallen die zu dem Kapellenort gehorten In wenigen Fallen wurde eine Kirche mit Aufsatz von zwei Obergeschossen zu einer formlichen Turmburg erweitert Geographische Verbreitung BearbeitenDie Kirchen finden sich uberwiegend in Altbayern In auffallender Haufung trifft man sie im Hugelland der ostlichen Oberpfalz und des bayerischen Vorwaldes an z T in der Nahe alter Heer und Handelsstrassen Weitere Schwerpunkte sind das mittlere Altmuhltal die Donauniederungen ostlich und sudwestlich von Regensburg und die Hallertau Vereinzelt finden sich die Kirchen auch in der westlichen Oberpfalz im Alpenvorland in der ehemaligen Ostmark im heutigen Niederosterreich singular auch in Oberfranken bei Bamberg Beispiele Bearbeiten nbsp Burgkapelle der Burgruine Breitenstein bei Konigstein nbsp St Agidius in Turkenfeld bei Hohenthann nbsp St Johann Baptist in Piesenkofen bei Egglkofen nbsp St Ulrich in Tiefenthal Worth an der Donau nbsp St Agidius in Schonfeld bei Wald nbsp Burgkapelle der Burg Hof am Regen nbsp Unsere Liebe Frau in Gasseltshausen nbsp St Ulrich in Wilchenreuth bei WeidenDie Kirchengebaude im Einzelnen BearbeitenSt Agidius im Kreuzhof bei Regensburg Hoher Saalbau mit Rundapsis Einst Ausgangsort der Kreuzzuge erst kurzlich vor dem Verfall gerettet Zugang ins Obergeschoss durch einen Mauergang erreichbar uber die einst von aussen durch eine Tur in der Westwand betretbare Westempore St Johann Baptist in Rinkam bei Straubing Kirche mit Rechteckchor und eingezogenem Westturm hier mit Zugang zum Obergeschoss Edelsitz neben der Kirche nicht sicher nachgewiesen St Ulrich in Wilchenreuth bei Weiden Hohe Saalkirche mit romanischer Rundapsis letztere mit seltener Darstellung des Christus Pantokrator Lage an einem Edelsitz angenommen aber nicht sicher Verputztes Obergeschoss Zugang durch einen heute vermauerten Einstieg in der Westwand St Nikolaus in Bernstein bei Erbendorf Durch spatere Umbauten stark verandert Die einzige Kirche mit Westwerk darin ein Profanraum ohne Bezug zum Kirchenraum St Michael in Schonkirch bei Plossberg Sehr hohe im oberen Teil verputzte Saalkirche aus Granitgrossquadern mit profanem Obergeschoss hergerichtet zu Wohnzwecken Sitzbanke an Schlitzfenstern Innenverputz Weiteres Obergeschoss uber Balkenlage Ein drittes OG mundlich uberliefert Lage an einem Edelsitz heute abgegangen auf dem Urkataster noch Ringgraben erkennbar St Martin in Aicholding bei Riedenburg Einschiffiger Saalbau mit eingezogenem Chor im Chorturm Profanraum vormals vom benachbarten Herrenhaus uber eine Holzbrucke zu erreichen Pfostenlocher heutiger Schlossbau wesentlich junger Bauliche Bezuge zu Deising und Baiersdorf Kragstein mit Stab St Peter in Deising bei Riedenburg Romanische Chorturmanlage Unter dem Verputz sorgfaltiges Kalksteinquadermauerwerk An der Sudseite des Turmes Einstiegsoffnung in ein profanes Obergeschoss Gehorte als Filialkirche zu Altmuhlmunster Bauliche Bezuge zu Aicholding und Baiersdorf Kragstein mit Stab St Johann Baptist in Baiersdorf bei Riedenburg Romanische Chorturmanlage verputzter Quaderbau Einstiegsoffnung zu einem profanen Turmraum Bauliche Bezuge zu Deising und Aicholding Kragstein mit Stab St Nikolaus in Unteremmendorf bei Kinding Romanische Chorturmanlage profanes Obergeschoss uber dem Langhaus Barocke Umbauten St Gallus in Sandharlanden bei Abensberg Hohe Saalkirche aus sorgfaltig behauenen Quadern Chorturm profanes Obergeschoss einstiger Aufgang an der Westwand inzwischen umgebaut Romanisches Rundbogenportal an der Sudseite zugesetzt St Georg in Neukirchen bei Train Kleine romanische Chorturmkirche auf einer Terrasse durch Ringwassergraben der vorbeifliessenden Abens umgeben heute trockengelegt Im Turm Einstiegsoffnung in profanes Obergeschoss mit erhaltener Holzklapptur und Moglichkeit zur Barrikade Romanisches Fresko an der linken Chorseite St Agidius in Turkenfeld bei Hohenthann Romanische Saalkirche mit hoher Rundapsis aus dem 12 Jh teilweise barockisiert Mogliche Verbindung mit einem nicht erhaltenen Edelsitz Aufgang zum Obergeschoss uber dem Langhaus und zu diesem Raum durch in der Mauerstarke ausgefuhrte Treppen St Jakobus in Schondorf am Ammersee Bestens erhaltene Saalkirche mit Rundapsis und profanem Obergeschoss uber die Empore in einer Mauertreppe erreichbar sorgfaltige Quadertechnik aus Tuffstein St Georg in Thal bei Tuntenhausen Tuffquaderbau vor 1200 einst von einem Wassergraben umgeben beide Geschosse flachgedeckt Das Obergeschoss nur von aussen zu zuganglich Burgkapelle in Hof am Regen bei Stefling Hoher rechteckiger Turmbau aus Granitquadern vor 1200 auf einer Anhohe uber dem Regen Im Untergeschoss romanische Kapelle mit schmalem Langhaus und enger eingezogener Apsis Obereingang in die Westempore von aussen hier Balkenlocher fur Herrenbrucke nachtraglich eingebrochen Von dort Aufgang in der Mauerstarke in zwei profane Obergeschosse z T aus spaterer Zeit Durchgang zu einem uber der Apsis liegenden zusatzlich verriegelbaren Raum Stammsitz der Hofer In Sichtweite des Stammsitzes der Pabonen Burg Stefling siehe unten St Peter und Paul in Obertrubenbach Vormals mit einer Ringmauer umgeben und wohl einst zum Edelsitz der Trubenbecker gehorig Gotischer Choranbau Vermutlich zwei profane Obergeschosse eines inzwischen abgegangen beide von einer gefassten Einstiegsoffnung in der Westempore aus erreichbar Unsere Liebe Frau in Gasseltshausen Dreigeschossiger Turmbau aus Backstein vereinzelt mit Ornamentpragung von beeindruckender Hohe Eingangsbau aus jungerer Zeit Uber der hohen Obergeschosskapelle weiteres Profangeschoss nur uber sehr schmale Mauerschachte neben der Apsis zu erreichen St Johann Baptist in Piesenkofen Turmartiger Backstein Kirchenbau mit sehr hoher Rundapsis Gelegen an drei Bauernhofen an einem alten Salweg von Salzburg nach Regensburg Einstiger Edelsitz vermutet nicht sicher nachgewiesen Vermauerter Obereingang in zwei profane Obergeschosse erreichbar uber schmale Mauertreppe einst getrennt durch eine Balkendecke Ebenmassige Ausfuhrung des harten Backsteinmauerwerks Tiefe Fundamentierung St Agidius in Schonfeld bei Wald Aus sorgfaltig behauenen Granitblocken errichtete Saalkirche mit zwei uberwolbten Jochen und einer Rundapsis Zahlreiche Steinmetzzeichen In der Mauerstarke aufgefuhrter Aufgang in ein vormaliges profanes Obergeschoss in Emporenhohe zusatzlich durch einen westlichen Aussenaufgang erreichbar Niedriges durch Mauerschlitze beluftetes Kellergeschoss unter dem Kirchenraum von diesem durch eine eichene Balkendecke getrennt Einsame Lage an 3 Bauernhofen Fruherer Edelsitz nicht sicher nachweisbar Heilige Drei Konige und St Matthaus in Friedersried bei Stamsried Romanische Landkirche aus Sandstein einst wohl zweischiffig mit einem schon gestuften Gewandeportal erst kurzlich freigelegt Statische Probleme um 1720 Abtragung des Gewolbes und des profanen Obergeschosses auf welches heute noch hohe Langhausfenster hinweisen Errichtung starker Stutzpfeiler an der sudlichen Aussenwand St Agidius in Hof bei Oberviechtach Alteste Kirche des Landkreises Oberviechtach einst Saalbau mit einem quadratischen eingezogenem Chor an einer Hangkante bei einem ehemaligen Meierhof gelegen Errichtet aus massiven Granitquadern an der Westfront vermauerter Obereingang und Treppenaufgang als Hinweis auf ein fruheres Obergeschoss St Matthaus in Altentreswitz bei Vohenstrauss Kleine malerisch auf einer Anhohe beim Ort gelegene Kirche aus dem 12 Jahrhundert mit im Vergleich zur Lange unverhaltnismassiger Hohe Anfang der 90er Jahre Freilegung hoher Fenster weitere Hinweise auf ein vormaliges Obergeschoss uber einer Gewolbetonne Vormals gemauerte Westempore mit zwei Jochen Granitgefasster Durchlass vom heutigen Dachboden in einen kleinen Raum uber der Apsis Burgkapelle Hl Dreifaltigkeit und Hl Johannes von Nepomuk in Breitenstein bei Konigstein Hoher Bau aus Granitquadern mit Rundapsis und drei Geschossen an exponierter Stelle uber einem Felsabgrund Untergeschoss ursprunglich Durchgang zu einem mit Holzbrucke verbundenen Ansitz erst spater in einen Sakralraum umgewandelt Uber der Oberkapelle weiteres Obergeschoss erkennbar an einer Fensteroffnung Erst nachtraglich Integration in die sogenannte Vorburg der spateren Burg Breitenstein Starke bauliche Ahnlichkeit mit den Kirchen in Schonfeld Turkenfeld Hof am Regen St Benedikt in Landershofen bei Eichstatt Romanische Anlage mit Turm zwischen Apsis und Langhaus um 1190 geweiht Romanische Oberfenster an der Langhaussudseite weisen auf eine Westempore und ein profanes Obergeschoss hin St Oswald in Hepberg Kleine romanische Saalkirche mit hochsitzenden Fenstern unter den Traufkanten Auf der Empore zugemauerte Turoffnung Beides Hinweise fur ein profanes Obergeschoss In der Nahe auch unterirdischer Fluchtgang St Nikolaus in Haugenried bei Nittendorf Kleine flachdeckte Chorturmkirche ausserhalb des Dorfes Grossquaderbau An der Sudseite in 4 m Hohe vermauerte romanische Eingangsoffnung in ein inzwischen abgetragenes Obergeschoss Benachbart den Rammelsteinern Erbauer der Burg Loch und Ministerialen der Pabonen siehe unten Unsere Liebe Frau in Oberammerthal Starke bauliche Veranderungen im 15 und 16 Jh Uberhohung des Langhauses und 2 kleine romanische Trauffenster in der Nordwand als Hinweis auf ein einstiges Obergeschoss St Maria in Oberweiling bei Velburg Romanische Chorturmanlage mit einem in Emporenhohe liegenden Zugang und einer in der Mauerstarke ausgefuhrten Steintreppe in ein vormaliges Obergeschoss Emporenzugang von aussen vermutlich vorhanden jedoch zugesetzt und verputzt St Ulrich in Ainau Kapelle eines fruheren Edelsitzs auf einer Anhohe mit Ring Wassergraben Romanische Apsiden Saal Anlage in Gussmauerwerk mit regelmassigen Quadern verblendet um 1220 30 erbaut und spater mehrfach umgebaut Von hohem kunstlerischen Rang die romanischen Skulpturen am Sudportal Vorgangerbau Ainau I durch Grabung erschlossen ein von aussen zugangliches Obergeschoss in diesem Bau vermutet Moglicher Hinweis hierzu auch ein erhaltener Mauersprung an der inneren Nordwand St Nikolaus in Piedendorf bei Au in der Hallertau Romanischer Backsteinbau des 12 Jh ehemals mit einem jetzt weitgehend abgetragenen Obergeschoss An der Chorsudseite ehemaliger Einstieg ins Obergeschoss heute zugesetzt Heilig Kreuz in Haunsbach bei Elsendorf Von der romanischen vormals doppelgeschossigen Anlage aus Grossquadern ist die hohe Chorapsis erhalten In halber Hohe umlaufendes Deutsches Band Romanisches Sudportal zugesetzt Uber der Apsis schlichter quadratischer Turm aus nachmittelalterlicher Zeit St Koloman in Thonhausen bei Freising Romanische Chorturmkirche aus Backstein im 17 Jh verandert und angebaut Auf das profane Obergeschoss deuten hohe Schlitzfenster an der Sudseite hin Unter dem Dachansatz des romanischen Langhausteils Deutsches Band und andere Zierelemente Innen heute massive Uberwolbung der Westteil mit einer Leibung aus Holz St Jakobus in Hebrontshausen Auf einer Anhohe gelegene Chorturmkirche der ehem Chor Sakristei spatromanisch der jetzige Chor das spatromanische Langhaus das heutige Langhaus von 1856 Apsisgliederung durch Rundbogenarkaden mit Lisenen und Kampfern daruber Rundbogenfries und Deutsches Band Ehedem zweigeschossige Anlage Der Turm mit Satteldach nachmittelalterlich St Stephan in Unterwangenbach Romanische Saalkirche mit Chorturm Obergeschoss einst betretbar durch eine heute zugesetzte Tur im Turm auch erkennbar an hoch angesetzten romanischen Schlitzfenstern St Katharina in Rannertshofen Romanische Chorturmkirche mit hohem Langhaus Obergeschoss anekdotisch uberliefert 1732 aufgelassen und mit dem Kirchenraum vereinigt Geschichtliche Einordnung BearbeitenDie Erbauung der Kirchen z T in erstaunlicher Grosse und in sorgfaltigster Quadertechnik ausgefuhrt war so kosten und aufwandintensiv dass die Mittel eines einzelnen Landsassen nicht ausreichten Die flachendeckende Errichtung der Kirchen in Teilen der Oberpfalz und Niederbayerns kann man geradezu von einem Netz sprechen erforderte ein Raumkonzept welches nur von den Grossen des Landes erarbeitet und umgesetzt werden konnte Doch genau daruber herrscht bei den allermeisten Kirchen dokumentarische Stille Nur im Fall einer typengleichen Kirche in St Oswald in Niederosterreich wurde Grundungszweck Grundungsdatum und Grundungsperson urkundlich festgehalten Diese Kirche wurde von den Burggrafen von Regensburg erbaut und im Jahr 1160 mitsamt allen Besitzungen als Zentrum eines neuen Kirchdorfes und Pfarrsprengels dem Bistum Passau unterstellt Auffallenderweise liegen nahezu alle hier aufgefuhrten Kirchen im Einflussgebiet der Burggrafen von Regensburg wie obenstehende Karte verdeutlicht Ihre Hauptsitze lagen in Regensburg Riedenburg an der Altmuhl und Stefling am Regen und in kognatischen Seitenlinien auch in Abensberg und auf Burg Rotteneck in der Hallertau In deren Umfeld lassen sich die Kirchen in besonderer Dichte und Haufigkeit nachweisen Nur vereinzelt finden sich Kirchen dieser Bauart ausserhalb ihrer Einflusssphare Es liegt deshalb auf der Hand in den Vertretern dieses hochadeligen Geschlechts die Initiatoren der Doppelkirchen zu sehen Die Burggrafen von Regensburg sind genealogisch der Familie der Pabonen zuzurechnen 13 Noch deutlicher wird der Zusammenhang der Kirchen mit dem Geschlecht der Pabonen wenn man den herben Kontrast zu Nachbar Grafschaften in Betracht zieht So ist zum Beispiel im Gebiet der Grafen von Bogen die traditionsgemass die Domvogtei von Regensburg innehatten nicht eine einzige Kirche des angesprochenen Bautypus anzutreffen und auch im Machtbereich der Diepoldinger mit Sitz in Cham findet sich nur eine Kirche mit potentiellen Obergeschoss Dasselbe gilt auch fur die noch recht umschriebenen Einflusszonen der Wittelsbacher die zur Erbauungszeit der Kirchen kurz vor der Ubernahme der Herzogsmacht in Altbayern standen im Jahr 1180 und anderer Grafengeschlechter Bayerns Zu beachten ist dass die Kirchen in einem zeitlich eng gesteckten Rahmen erbaut wurden der sich wiederum in auffallender Weise mit dem Geschick der Burggrafen von Regensburg deckt Entstanden sind sie uberwiegend unter der Herrschaft Burggraf Heinrichs III und Friedrichs II und sie fallen in eine Zeit als diese auch zahlreiche Grossprojekte anderer Art forderten und finanzierten Das Geschlecht welches sich 1143 in eine burggrafliche und eine landgrafliche Linie aufgespaltete erlosch in der burggraflichen Linie 1185 und in der landgraflichen Linie 1196 Zu diesem Zeitpunkt kam auch die Entwicklung der doppelgeschossigen Landkirchen vollstandig zum Erliegen Sog Doppelkapelle am Herrensitz Bearbeiten nbsp Situation der Kirche Katzberg bei Cham um 1736 Deutlich erkennbar ist der Bezug zum Herrenhaus und die Holzbruckenkonstruktion die zur Herrschaftsempore der Kirche hinuberfuhrt An der Sudseite des Langhauses belegt ein grosseres Obergeschossfenster den profanen Oberraum Der geschichtliche Rahmen erklart plausibel dass in den Standardwerken der Kunstgeschichte 14 ein Grossteil dieser Kirchen bautypologisch auch als Doppelkapelle an einem Herrensitz angesehen wird Demnach sei in unmittelbarer Nachbarschaft der jeweiligen Kirche ein Herrenbau zu postulieren Die ansassige Ministerialen Familie habe zum Gottesdienst die Westempore der Kirche uber eine Bruckenkonstruktion die vom Burggebaude zum oberen Ausseneingang der Kirche fuhrte betreten wahrend das Gesinde und Landvolk den unteren Eingang und den unteren Kirchenraum benutzen mussten Theorien uber die primare Zweckbestimmung der profanen Obergeschosse BearbeitenMangels dokumentarischer Hinweise ist die eigentliche Funktion der profanen Obergeschosse nicht abschliessend geklart Es existieren mehrere Theorien uber ihre primare Zweckbestimmung Speicherraume Bearbeiten Die historische Ansicht F Maders dass die profanen Obergeschosse als permanente Speicherraume fur die beiliegenden Hofe quasi als Scheune gedient haben konnten gilt inzwischen als widerlegt Wie an den uberkommenen Beispielen zu erkennen ist verfugten die Kirchen nicht uber Giebeltore und Flaschenzuge die das Einbringen von Heu und Getreide o a ermoglicht hatten sondern nur uber relativ enge und fur den Gutertransport ungeeignete Innentreppen Herberge fur Landfahrer und Pilger Bearbeiten Eine weitere Erklarung fanden die Obergeschossraume in der Vergangenheit als Beherbergungsort fur Landfahrer und Pilger die fur eine Ubernachtung die jeweiligen Obergeschosse aufgesucht hatten ohne den Kirchenraum selbst betreten zu mussen Die Pilgerstatten Theorie wurde von A Trapp vehement in Abrede gestellt weil hier ein Konflikt mit dem sehr privaten Herrschaftstrakt auf der Westempore bestunde Asylort fur abtrunnige Kleriker Bearbeiten Nach A Trapp handelt es sich bei den Obergeschossen um Raume des Kirchenasyls welches in der Zeit des Schismas zwischen 1160 und 1177 und des weiter schwelenden Konflikts zwischen Regnum und Sacerdotium besondere Bedeutung erlangte Demnach sollen sich verfolgte Geistliche die offen der Papstkirche in Rom vor allem unter Papst Alexander III anhingen in die Kirchen gefluchtet haben Die Schergen seien insofern abgehalten worden als sie zum Betreten der profanen Asylgeschosse immer den Sakralraum uber die Westempore durchkreuzen und dadurch entweihen mussten Zufluchtsort und Versteck in unsicheren Zeiten Bearbeiten Dass bei den allermeisten Kirchen die Obergeschossraume den ortlichen Adelsfamilien auf Dauer als Wohn und Residenzraume dienten ist nicht anzunehmen denn mit wenigen Ausnahmen 15 sind sie zu einfach in ihrer Ausfuhrung und zu umstandlich und unbequem im Aufstieg Man kann jedoch annehmen dass die profanen Oberraume primar als passagerer Zufluchtsort im Angriffsfall dienten Fur eine aktive Verteidigung waren die Kirchen in keinem Fall ausgelegt Stutzpunkte der Ritterorden Bearbeiten Fur einen Teil der profanen Obergeschossraume muss eine Nutzung als Stutzpunkte der grossen Ritterorden der Templer und Johanniter ins Auge gefasst werden benotigt fur deren weitlaufige Unternehmungen Kreuzfahrerstationen und unterkunfte Bearbeiten Zum Teil liegen die Kirchen entlang der vormaligen Aufmarschrouten der Ritterheere nach Regensburg in Tagesritt Abstanden entlang der Taler von Donau und Altmuhl und an den alten Handels und Heerstrassen so dass eine Nutzung durch die Kreuzfahrer selbst in Frage kommt als Ubernachtungsort und Zwischenstation Zusammenfassung BearbeitenTrotz Abwagung aller moglichen Gesichtspunkte gelingt es heute nicht eine primare Einzelfunktion der profanen Obergeschosse eindeutig festzulegen Wahrscheinlich konnten die Oberraume allen moglichen profanen Zwecken dienen und mal fur den einen mal fur den anderen Bedarf genutzt werden als Ubernachtungsort als Ruckzugs und Zufluchtsraum als Asylraum fur Verfolgte In jedem Fall ging es jedoch wie die Konstruktionsart aufzeigt um Befriedigung eines Sicherheitsbedurfnisses Dominierend und fur die Errichtung ausschlaggebend war der Sakralraum der Kirchen Es ist wenigstens in einem Einzelfall eindeutig urkundlich belegt dass die Kirchen dazu ausersehen waren den kunftigen Entwicklungskern von Pfarrgemeinden darzustellen und in ihrer Multifunktionalitat die geistliche und weltliche Erschliessung Altbayerns und der Ostmark voranzutreiben Davon unabhangig reprasentierten die hohen Steinbauten neben dem geistlichen auch den weltlichen Herrschaftsanspruch den Status und Nimbus der ubergeordneten Landesherren In der Regel war es den ansassigen Landedelleuten moglich alsbald grossere Herrenhauser an den Kirchen zu errichten oder die Kirchen in Burganlagen zu integrieren Ein anderer Teil der Kirchen nahm an dieser gewunschten Entwicklung nicht teil d h eine Dorfgemeinschaft kam nicht in Entwicklung die Edelsitze und Burgen wurden zerstort oder zerfielen nur die Kirchengebaude blieben zuruck Hinter dem ehrgeizigen Projekt standen vorwiegend die Pabonen die Burggrafen von Regensburg und Landgrafen von Stefling die uber fast zwei Jahrhunderte die Geschicke des Landes entscheidend mitbestimmten ehe sie zum Ende des 12 Jahrhunderts plotzlich ausstarben Literatur BearbeitenZum Bestand Bearbeiten Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Bayern V Regensburg und die Oberpfalz Bayern II Niederbayern Bayern IV Munchen und Oberbayern Bayern I Franken Berlin 1999 2008 Denkmaler in Bayern Band III Oberpfalz Band II Niederbayern Munchen 1986 F H Hofmann F Mader u a Die Kunstdenkmaler von Bayern Oberbayern Band I 1895 II 1902 III 1905 Niederbayern Bd VII Kelheim 1922 XII Straubing 1925 XVII Deggendorf 1927 XVIII Mainburg 1928 XXII Rottenburg 1930 Oberpfalz I Roding 1905 IV Parsberg 1906 VII Oberviechtach 1906 VIII Vohenstrauss 1907 IX Neustadt WN 1907 X Kemnath 1907 XIII Beilngries II 1908 XIV Tirschenreuth 1908 XV Amberg 1908 XIX Sulzbach 1910 XX Stadtamhof 1914 XXI Regensburg 1910 XXII Regensburg 1933 Munchen Zu den Kirchen mit profanen Obergeschossen Bearbeiten Christian Frank Pilgerherbergen des 12 und 13 Jahrhunderts In Deutsche Gaue 29 1928 ISSN 0070 4016 S 177 184 Eberhard Grunsky Doppelgeschossige Johanniterkirchen und verwandte Bauten Studien zur Typengeschichte mittelalterlicher Hospitalarchitektur Stehle Dusseldorf 1970 Tubingen Phil Fak Diss 7 Oktober 1970 Rolf Jakob Zur Problematik mittelalterlicher Asylkapellen Replik auf A Trapp In Oberpfalzer Heimat 26 1982 ZDB ID 214218 1 S 7 24 Karl Kafka Kirchen mit wehrhaften Obergeschossen In Deutsche Gaue 40 1939 S 9 13 Karl Kafka Die Pilgerherberge in Alt Weitra In Deutsche Gaue 42 1950 S 67 70 Karl Kafka Wehrkirche und Pilgerherberge Michelstetten In Unsere Heimat 25 1954 ISSN 1017 2696 S 141 152 Die Kunstdenkmaler des Konigreichs Bayern Band 2 Regierungsbezirk Oberpfalz und Regensburg Teilband 10 Felix Mader Bezirksamt Kemnath Oldenbourg Munchen 1907 S 15ff Andreas Trapp Romanische Kapellen mit profanem Obergeschoss in Oberpfalz und Niederbayern Erlangen 1953 Erlangen Phil Fak Diss 20 Marz 1953 Manfred Weikmann Mehrgeschossige Kirchen Zu den Pilgerherbergen in Michelstetten und Alt Weitra In Deutsche Gaue 48 1957 S 68 74 Uber die Burggrafen von Regensburg Bearbeiten Manfred Mayer Geschichte der Burggrafen von Regensburg Rieger sche Universitatsbuchhandlung Munchen 1883 Zugleich Munchen Univ Diss 1883 Manfred Mayer Regesten zur Geschichte der Burggrafen von Regensburg In Verhandlungen des Historischen Vereins fur die Oberpfalz und Regensburg 43 1889 ISSN 0342 2518 S 1 55 Joachim Friedl Die Burggrafschaft Regensburg Militarkommando oder Stadtgrafschaft In Verhandlungen des Historischen Vereins fur die Oberpfalz und Regensburg 146 2008 S 7 58 Alois Schmid Die Burggrafschaft Regensburg Verfassungsgeschichtliche Beobachtungen zu einer hochmittelalterlichen Adelsherrschaft In Julius Schmatz Hg 1000 Jahre Stefling 996 1996 Kallmunz 1996 S 9 23 Peter Schmid Die Herrschaftstrager und ihre Einflussspharen im fruh und hochmittelalterlichen Regensburg In Martin Angerer und Heinrich Wanderwitz Hg Regensburg im Mittelalter Bd 1 5 Aufl Regensburg 1998 S 45 56 Weblinks BearbeitenRomanische Kirche in Aicholding online St Ulrich in Wilchenreuth Luftaufnahmen online Burg Hof am Regen online Kirche in Michelstetten online St Agidius Turkenfeld online Kirche von Altweitra in Niederosterreich online St Katharina in Rannertshofen online Pfarrkirche St Oswald in Niederosterreich online Burgkapelle Breitenstein online und online2 Maria Himmelfahrt in Oberndorf an der Donau online Burgkapelle Dobl online Heilige Drei Konige und St Matthaus in Friedersried online St Johann Baptist in Piesenkofen online St Nikolaus in Emmereis online St Michael in Schonkirch online St Nikolaus in Ossenzhausen online St Nikolaus in Bernstein online St Jakobus in Urschalling online St Oswald in Hepberg online St Nikolaus in Haugenried online Unsere Liebe Frau in Oberammerthal online St Ulrich in Ainau online St Leonhard in Allersburg online Pabonen Ubersicht online Pabonen Familienmitglieder online Die Pabonen in Riedenburg online Kirchengrundungsurkunde der Pabonen on St Oswald online Johanniterhaus Neckarelz online Burgendatenbank des Europaischen Burgeninstitutes Schonfeld online Kalsing zur Burgkapelle Kalsing online Obertrubenbach online Anmerkungen Bearbeiten Besonders deutlich an der Kirche St Agidius in Schonfeld Die mortellose Reibungsmauerei stammte aus der Zeit der Romer sie wurde schon von dem Zeitgenossen Bischof Otto von Freising ausdrucklich bewundert da stand ein sehr fester turmartiger Bau aus Quadersteinen in gediegener Arbeit zusammengefugt Staunenswert aber war die Grosse der Steine Denn er bestand nicht aus gewohnlichen Felsblocken oder solchen die Menschen tragen konnten Er war vielmehr von Kunstlerhanden so gestaltet dass er auf vier Pfeilern ruhend einem romischen Bauwerk ahnelnd kaum oder nie eine Fuge aufwies Siehe Otto von Freising Gesta Friderici z B Edition F J Schmale Darmstadt 1974 S 487f z B in Breitenstein Gasseltshausen z B in Bernstein hier eine Art Westwerk mit nachtraglich aufgesetztem Turm in Rinkam und Urschalling mit einem Westturm Errichtung von St Jakob in Schondorf 1150 Weihe von St Oswald in Niederosterreich im Jahr 1160 z B Piesenkofen Turkenfeld z B Schonfeld Aicholding Wilchenreuth z B Rannertshofen Obertrubenbach Rinkam Hof bei Oberviechtach Haugenried z B Breitenstein Tiefenthal z B Schonkirch Turkenfeld Ainau z B Schonfeld Piesenkofen Gasseltshausen So haben z B die bei Schonfeld gelegene Burg Siegenstein oder die bei Turkenfeld gelegene Burg Altenburg eigene Burgkapellen Dass die Integration nicht zum Erbauungszeitpunkt geschah erkennt man an Mauernahten oder nachtraglichen Bodenabsenkungen zur Bildung eines Burghofes weshalb die Eingange der Kapellen mit einer Freitreppe erganzt werden mussten So benannt nach dem Stammvater Pabo I Graf im Donaugau Uber mehr als 2 Jahrhunderte von ca 970 bis 1180 gaben sie ihr Amt in der Erbfolge von einer zur nachsten Generation weiter z B Dehios Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler oder Die Kunstdenkmaler von Bayern z B in Hof am Regen Schonkirch Gasseltshausen Piesenkofen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Romanische Landkirche mit profanem Obergeschoss amp oldid 230772132