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Die Severikirche in Otterndorf der sogenannte Bauerndom ist die grosste Kirche in Hadeln und stammt wahrscheinlich in ihren altesten Teilen aus der 2 Halfte des 12 Jahrhunderts Nach der Reformation um 1526 genoss die Kirchengemeinde Otterndorf durch eine eigene Hadelner Kirchenordnung grosse Privilegien So war die Kirche von 1620 bis 1885 Sitz des Konsistoriums fur das Land Hadeln und die Superintendentur fur das Hochland in Hadeln hatte bis 1976 ebenfalls ihren Sitz in Otterndorf Der lang anhaltende Wohlstand Otterndorfs und des Landes Hadeln wird auch durch die reichhaltige Ausstattung der Kirche St Severi wie auch der anderen Hadler Bauerndome und weiteren grosszugigen Kirchen der verschiedenen Kirchspiele deutlich Severikirche in OtterndorfSeverikirche Bauerndom aus der Ferne Inhaltsverzeichnis 1 Bauwerk 1 1 Kirchturm 1 2 Hallenchor 2 Ausstattung 2 1 Altar 2 2 Kanzel 2 3 Prieche 2 4 Taufbecken 2 5 Gestuhl 2 6 Stollenschrank 2 7 Degen 3 Orgel 4 Glocken 5 Literatur 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBauwerk BearbeitenAus den alten Grenzen des Kirchspiels den Gemeindegrenzen zu den benachbarten Kirchspielen Altenbruch Osterbruch sowie Neuenkirchen wird ersichtlich dass die Kirche zu Otterndorf schon im 11 Jahrhundert existiert hat Nachweise finden sich aber erst im Jahre 1261 durch die Erwahnung Godefridus plebanus in Otterntorpe 1 Durch die vielen Veranderungen in der Kirche ist nur eine ungefahre Datierung moglich Da aber die Grundzuge des funfachsigen Kirchenschiffs mit kleineren Fensteroffnungen etwa um 1300 Verwendung fanden wird dieser Zeitraum angenommen 1 Kirchturm Bearbeiten nbsp KirchturmDer westlich gelegene runde Kirchturm aus der Zeit um 1100 wurde 1556 abgerissen Seinen Nachfolgeturm ereilte wegen Baufalligkeit im Jahr 1804 das gleiche Schicksal In den Versen An den Wind aus dem Jahr 1780 stand Auch unser krummer Kirchturm mein Nachbar hat nicht gerne Sturm Sonst fallt das alte Ubel noch gar auf meine Giebel Verfasser dieser Verse war der Rektor der Otterndorfer Lateinschule und Gelehrte Johann Heinrich Voss Der heutige Turm stammt aus dem Jahr 1807 gebaut damals ohne Spitze vom Maurermeister Chr Mebelung Wegen der fehlenden Spitze konnte er von 1837 bis 1850 als optischer Telegraf genutzt werden fur die Linie Cuxhaven Stade Hamburg die Otterndorfer nutzten den Kirchturm auch als Wasserturm 1876 erhielt er einen 48 Meter hohen Turmhelm 1 Bei Renovierungen im Jahre 1974 entdeckte man einen aus Backstein gemauerten Gang Welchen Zweck dieser bis zur Medem fuhrende Gang tatsachlich hatte ist nicht geklart vermutlich nutzten ihn die Kirchganger aus Pedingworth und anderen an der Medem gelegenen Orten die per Boot zur Messe kamen Dagegen spricht allerdings dass ein Flanieren vor dem Kirchgang so nicht moglich war Nach alten Aufzeichnungen war die Kirche im Mittelalter Zentrum verschiedener unterirdischer Gange Ein weiterer soll zum ehemaligen Kloster spater das Haus des Kaufmannes Cent fuhren ein anderer zu einem Kellerverlies im Sparniechtschen Haus in der direkten Nachbarschaft der Kirche Hallenchor Bearbeiten Der heutige Hallenchor mit den drei zu drei Jochen wurde nach Aufzeichnungen 1585 gebaut Diese Jahreszahl erweist sich bei naherer Betrachtung allerdings als falsch denn anderen Aufzeichnungen zufolge diente der Otterndorfer Hallenchor als Vorbild fur den Altenbrucher Chor der 1494 gebaut wurde 1 Die Gruppe von architektonisch gleichen Hallenchoren zu denen auch die Chore von Dorum gebaut um 1510 und Ludingworth gebaut um 1520 gehoren musste bereits 1609 repariert Altenbruch bzw von Grund auf erneuert werden Ludingworth im Jahre 1720 Es ist anzunehmen dass es sich um grosse Instandsetzungen handelte Dafur spricht auch die etwas einfachere Form des Otterndorfer Hallenchors der eher 100 Jahre fruher anzusiedeln ist Um 1740 wurde das Kirchenschiff grundlegend renoviert bzw repariert so dass einige Texte von einem Neubau sprachen aber nach heutiger Ansicht wurden die Wande nur mit Backsteinen verkleidet nachdem die Fenster vergrossert worden waren Das erklart die spatromanisch fruhgotischen Portale und eine Wandstarke von 1 25 Metern Ausstattung BearbeitenAltar Bearbeiten nbsp Altar und KanzelDer zweigeschossige reich verzierte Barockaltar mit dem Bild des heiligen Abendmahls und einem Kreuzigungsbild mit Maria unter dem Kreuz wird von reichen Ornamenten und Putten eingerahmt Vergleiche mit dem Altar im Dom zu Ratzeburg von 1629 und dem Epitaph fur den Herzog August von Sachsen Lauenburg von 1649 lassen den Kunstler Gebhard Jurgen Titge als Baumeister vermuten 1 Kanzel Bearbeiten Die Kanzel ist mit einer Empore verbunden der Kanzelkorb ruht auf der Tragerfigur Moses der die Gesetzestafeln in der Hand tragt An der ostlichen Brustung sind die Kunstler des Werkes und die Auftraggeber genannt Der Figurenschnitzer war M Jurgen Krubeln Bildthawer in der Gluckstatt der in seinem Sterbejahr 1644 dieses Werk schuf 1 1659 wurde es von dem hamburgischen Schildermaler Erich Schroder farbig gestaltet Der Gluckstadter Bildhauer Jurgen Kriebel erschuf auch die Kanzel des Bremer Doms allerdings ist diese Fassung der Kanzel nicht mehr erhalten da sie nicht durch Farbe konserviert wurde Prieche Bearbeiten Eine Prieche wie die abgesonderten Sitzplatze fur Amtstrager oder Honoratioren genannt werden mit der Darstellung biblischer Gestalten wurde 1661 vom Bildschnitzer Jurgen Heitmann dem Jungeren geschaffen kurz nachdem er sich in Otterndorf niedergelassen hatte Der Name Jurgen Heydtmann teilweise auch mit i geschrieben ist im Hadler Raum bekannt da er in einigen Hadler Kirchen tatig war Sein Vater gleichen Namens stammte aus Wilster in Dithmarschen Die Stifter Eheleute Hey und Anna Go o s deren Wappen auf der Ruckwand unter der Kreuzigungsgruppe zu sehen ist gehorten dem Schifferstand an und waren zu einigem Wohlstand gekommen Die Prieche stand fruher in der Sudostecke des Chores und diente dort als kleine Sakristei Taufbecken Bearbeiten nbsp TaufbeckenDer bronzene Taufkessel aus der Mitte des 14 Jahrhunderts ist ein sogenannter Dreitragertyp Das fur die Volltaufe bemessene Becken wird von drei Junglingen getragen Die Ahnlichkeit mit den Taufbecken in Bramstedt Hollern Beidenfleth und Kellinghusen deutet auf eine einzige Werkstatt zumindest aber auf eine enge Verwandtschaft der Werkstatten hin Die Form der Junglinge die Schriftgestaltung und die Reliefdarstellung der durch Schnure unterteilten Kesselwandung lassen darauf schliessen Gestuhl Bearbeiten Das Gestuhl der Kirche stammt aus dem 18 Jahrhundert und musste von den Otterndorfer Kirchenbesuchern selbst bezahlt werden Dafur durften sie ihre Freude am Gestalten des Platzes frei entfalten Diese verschiedenen Gestaltungen vielmehr die Bemalung der Banklehnen und wangen sind heute nur noch an einer kleinen Stelle am ausseren Gang der Sudseite zu sehen Der Rest ist in der Vergangenheit einheitlich uberstrichen worden die alte Bemalung wurde probehalber freigelegt Stollenschrank Bearbeiten Der vierturige mit eisernen Bandern beschlagene und mit kunstvollen Schlossern versehene Stollenschrank des 13 Jahrhunderts ist ein seltenes Exemplar aus der Fruhgotik In ihm wurden die kostbaren Kleinode sowie die Gelder der Kirche aufbewahrt Degen Bearbeiten nbsp DegenIn der Kirche hangt ein alter Degen Rapier Er ist Gegenstand einer Sage aus der Zeit der Hexenverbrennungen in Otterndorf In dieser Sage geht es um einen Otterndorfer namens Macke Er war Ritter und Dienstmann bei einem mitteldeutschen Fursten Ausserhalb vom Land Hadeln wurde er durch seine Taten sehr bekannt Zu Hause allerdings wurde seine Mutter der Hexerei angeklagt und schuldig gesprochen sie sollte auf dem Scheiterhaufen der am Osttor auf dem Galgenberg errichtet wurde den Tod finden Durch einen Zufall erfuhr der Sohn von diesem Urteil und eilte aus der Ferne zum Herzog von Lauenburg dem das Land Hadeln unterstand um eine Begnadigung zu erwirken Der Furst kannte den Ritter Macke und seine Verdienste und schrieb die Begnadigung ohne Zogern Mit der Begnadigung in der Hand eilte der Ritter Otterndorf entgegen aber als er schon den Turm der Kirche von Otterndorf sah begegneten ihm viele Bewohner der umliegenden Dorfer die aus Otterndorf kamen wo sie sich das Schauspiel einer Hexenverbrennung angesehen hatten Es war seine Mutter die dort verbrannt worden war Aus Ekel vor der Welt aus Schmerz und Verzweiflung zu spat gekommen zu sein stiess er sich seinen Degen in die Brust Die Burger von Otterndorf hingen den blutgetrankten Degen zum Andenken an den Ritter Macke im Chor der Kirche auf dessen Mutter sie ungeachtet seiner Taten fur seine Heimat verbrannten Dies soll die letzte Hexenverbrennung der Gegend gewesen sein Orgel Bearbeiten nbsp Orgel Westempore und Gestuhl nbsp OrgelprospektDie erste Orgel wurde 1553 vom Buxtehuder Orgelbauer Matthias Mahn gebaut dann im Jahre 1596 von Antonius Wilde um bzw neugebaut und um 1661 wurden weitere Anderungen von dem Hamburger Orgelbauer Hans Riege durchgefuhrt 1 1741 42 baute Dietrich Christoph Gloger die Orgel mit 46 Registern auf drei Manualen und Pedal neu auf unter Verwendung von Pfeifenwerk aus 23 Registern des Vorgangerinstruments Sie war damals und ist bis heute Zeit die grosste Barockorgel im Elbe Weser Dreieck Im 19 Jahrhundert wurden einige Register durch solche ersetzt die starker dem Zeitgeschmack entsprachen Die originalen Pfeifen im Prospekt wurden 1916 an die Rustungsindustrie abgeliefert Ein schwerwiegender Eingriff in die historische Substanz erfolgte 1936 als die Firma P Furtwangler amp Hammer die Orgel auf unsachgemasse Weise renovierte so dass nur noch 21 historische Register aus Renaissance und Barock erhalten blieben Dabei kamen minderwertige Materialien zum Einsatz Pfeifen wurden verkurzt und wenig fachgerecht repariert sowie durch unpassende Register erganzt 2 1978 erfolgte eine Sanierung der Windladen durch die Werkstatt Alfred Fuhrer Mit ihren 46 klingenden Registern und insgesamt 2676 Pfeifen gehort die Orgel zu den bedeutendsten in der Evangelisch lutherischen Landeskirche Hannovers Das unter Denkmalschutz stehende Instrument steht auf der Westempore Zuletzt war die Orgel in einem durch Schimmel und durch die Massnahmen von 1936 stark beeintrachtigtem Zustand und bedurfte einer umfassenden Rekonstruktion nach modernen denkmalpflegerischen Standards Im Januar 2022 wurde die Orgel daher abgebaut und zur Restaurierung in die Werkstatt von Hendrik Ahrend gebracht wo sie innerhalb von zwei Jahren auf den ursprunglichen Zustand zuruckgefuhrt werden soll Die Kosten fur die Sanierung werden mit 1 8 Millionen Euro veranschlagt die durch die Evangelische Landeskirche die Deutsche Stiftung Denkmalschutz Fordertopfe und private Spenden unterstutzt von einem Forderverein aufgebracht werden 3 Die Disposition lautet wie folgt 4 I Hauptwerk C c31 Quintadena 16 G2 Prinzipal 8 3 Gedackt 8 H4 Oktav 4 G5 Gedacktflote 4 G6 Quinte 2 2 3 G7 Oktav 2 G8 Gemshorn 2 9 Rauschpfeife II010 Mixtur IV H11 Trompete 16 0 tw H12 Trompete 8 II Hinterwerk C c313 Bartpfeife 8 14 Quintadena 8 0 G15 Oktav 4 G16 Spitzflote 4 H17 Quinte 2 2 3 G18 Oktav 2 G19 Sifflote 1 1 3 20 Terzian II21 Scharf IV22 Fagott 16 23 Vox humana0 8 24 Schalmei 4 III Brustwerk C c325 Gedackt 8 0 H26 Rohrflote 4 H27 Nasat 2 2 3 28 Oktav 2 G29 Waldflote 2 30 Quinte 1 1 3 31 Sesquialtera II032 Oktavzimbel II33 Krummhorn 8 34 Trichterregal 8 Pedal C f135 Prinzipal 16 36 Subbass 16 H37 Oktav 8 H38 Oktav 4 G39 Nachthorn 2 40 Weidenpfeife0 1 41 Mixtur III42 Posaune 16 0 tw H43 Dulzian 16 44 Trompete 8 tw H45 Trompete 4 46 Kornett 2 Koppel III I Anmerkungen H historisches Pfeifenmaterial aus dem 16 18 Jahrhundert u a von Antonius Wilde 1596 und Hans Riege 1662 G Register von Gloger 1741 42 Glocken BearbeitenDie Marienglocke ist die alteste Glocke des Gelauts und wurde 1450 von Ghert Klinghe aus Bremen gegossen Ihre Inschrift lautet Anno dni mccccl maria bin ick ghehetten de von atrendorpe hebbet mi laten geten help got ut not nicht unsser den dot hans biberholt greve des landes und am unteren Schriftband defunctos plango vivos voco fulgora frango vox mea vox vite voco vos sacra venite god gheve siner sele rat ghert klinghe de mi ghe gote had Auf ihr sind die heilige Muttergottes mit Kind sowie der heilige Severus abgebildet Die beiden anderen Glocken stammen aus dem Jahre 1952 und wurden den Toten der beiden Weltkriege gewidmet Ihre Vorgangerinnen waren 1889 sowie 1927 gegossen und wahrend des Zweiten Weltkriegs fur Rustungszwecke eingeschmolzen worden Das Gelaut ist auf die Schlagtone d1 f1 und g1 gestimmt Literatur BearbeitenHans Christoph Hoffmann Verf Thomas Helms Ill Ev Kirche St Severi Otterndorf Niederelbe Kleine Kunstfuhrer Nr 1992 Schnell amp Steiner Regensburg 1999 ISBN 3 7954 5719 X Siehe auch BearbeitenHeilig Kreuz Kirche Otterndorf Liste der Kirchen in der Landeskirche HannoversWeblinks Bearbeiten nbsp Commons St Severi Otterndorf Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien St Severi im Denkmalatlas Niedersachsen Geschichte von Kirche und Orgel auf der Internetprasenz der Gemeinde St Severi in OtterndorfEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Beschreibung der Kirche auf der Internetprasenz der Gemeinde abgerufen am 22 Juni 2022 Deutsche Stiftung Denkmalschutz St Severi Kirche Abgerufen am 22 Januar 2022 Ev luth Kirchenkreis Cuxhaven Hadeln Otterndorf feiert Abschied von der Gloger Orgel Abgerufen am 22 Januar 2022 Otterndorf St Severi Orgel von Dietrich Christoph Gloger 1741 42 Abgerufen am 22 Januar 2022 53 807488888889 8 8991277777778 Koordinaten 53 48 27 N 8 53 56 9 O Normdaten Geografikum GND 4503388 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Severikirche Otterndorf amp oldid 236428457