www.wikidata.de-de.nina.az
Seligmannit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze mit der chemischen Zusammensetzung PbCu AsS3 3 und damit chemisch gesehen Blei Kupfer Sulfarsenid SeligmannitKristallrasen aus Seligmannit auf Galenit aus der Palomo Mine Provinz Castrovirreyna Huancavelica Peru Grosse 3 4 cm 3 3 cm Allgemeines und KlassifikationIMA Symbol Seli 1 Chemische Formel PbCuAsS3 2 PbCu AsS3 3 2 PbS Cu2S As2S3 4 Mineralklasse und ggf Abteilung Sulfide und SulfosalzeSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana II D 04a II E 16 010 2 GA 50 03 04 03 01Kristallographische DatenKristallsystem orthorhombischKristallklasse Symbol orthorhombisch pyramidal mm2Raumgruppe Pn21m Nr 31 Stellung 5 Vorlage Raumgruppe 31 5Gitterparameter a 8 08 A b 8 74 A c 7 63 A 3 Formeleinheiten Z 4 3 Haufige Kristallflachen 001 Zwillingsbildung allgemein nach 110 polysynthetische Zwillinge moglich 5 Physikalische EigenschaftenMohsharte 2 5 bis 3 VHN100 168 181 5 Dichte g cm3 gemessen 5 38 berechnet 5 41 5 Spaltbarkeit sehr undeutlich nach 001 100 und 010 5 Bruch Tenazitat muschelig sprode 5 Farbe dunkelbleigrau bis schwarz polierte Flachen rosaweiss 5 Strichfarbe schokoladenbraun bis schwarzviolett 5 Transparenz undurchsichtig opak Glanz MetallglanzSeligmannit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und entwickelt kleine isometrische oder nach der c Achse gestreckte kurzprismatische bis tafelige Kristalle von bis zu 20 Millimetern Grosse 5 Ebenfalls beobachtet wurden flachenreiche rhombisch pyramidale Kristalle und bournonitahnliche Zwillinge 4 Das in jeder Form undurchsichtige opake Mineral zeigt auf den Oberflachen der dunkelbleigrauen bis schwarzen auf polierten Flachen auch rosaweiss erscheinenden Kristalle einen metallischen Glanz Seine Strichfarbe ist dagegen schokoladenbraun bis schwarzviolett Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 4 Kristallstruktur 5 Bildung und Fundorte 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte Bearbeiten nbsp Namensgeber Gustav SeligmannErstmals entdeckt wurde Seligmannit in der Grube Lengenbach im Binntal im Schweizer Kanton Wallis Die Erstbeschreibung erfolgte 1901 durch Heinrich Adolph Baumhauer der das Mineral nach dem deutschen Bankier Kristallographen und Mineralogen Gustav Seligmann 1849 1920 benannte Das Typmaterial des Minerals wird im Naturhistorisches Museum in Freiburg im Uechtland auch Fribourg in der Schweiz unter der Katalog Nr B618 vier Kristalle sowie im Museum national d histoire naturelle in Paris Frankreich unter der Katalog Nr 104 1159 Cotyp aufbewahrt 6 Klassifikation BearbeitenBereits in der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Seligmannit zur Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze und dort zur Abteilung Komplexe Sulfide Sulfosalze wo er zusammen mit Bournonit die Seligmannit Reihe mit der System Nr II D 04a als Untergruppe der Bleikupferspiessglanz Gruppe II D 04 bildete Im Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr II E 16 10 In der Lapis Systematik entspricht dies der Abteilung Sulfosalze S As Sb Bi x wobei innerhalb der Abteilungen II E 16 bis II E 18 die Blei Sulfosalze mit As Sb mit x 3 0 bis 2 5 versammelt sind Seligmannit bildet hier ebenfalls zusammen mit Bournonit eine eigenstandige aber unbenannte Gruppe Stand 2018 7 Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA zuletzt 2009 aktualisierte 8 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Seligmannit dagegen in die neu definierte Abteilung der Sulfarsenide Sulfantimonide Sulfbismutide ein Diese ist zudem weiter unterteilt nach der Struktur der Sulfarsenid antimonid beziehungsweise bismutid Komplexe so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung Insel Sulfarsenide Neso Sulfarsenide usw ohne zusatzlichen Schwefel S zu finden ist wo es zusammen mit Bournonit und Soucekit die unbenannte Gruppe 2 GA 50 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Seligmannit in die Klasse der Sulfide und Sulfosalze und dort in die Abteilung der ein Hier ist er nach ihm benannten Seligmannitgruppe mit der System Nr 03 04 03 innerhalb der Unterabteilung Sulfosalze mit dem Verhaltnis 3 gt z y und der Zusammensetzung A i A2 j ByCz A Metalle B Halbmetalle C Nichtmetalle zu finden Chemismus BearbeitenDie ideale theoretische Zusammensetzung von Seligmannit PbCuAsS3 besteht aus Blei Pb Kupfer Cu Arsen As und Schwefel S mit einem Massenanteil Gewichts von 46 89 Pb 14 38 Cu 16 96 As und 21 77 S 9 Die Analyse des Typmaterials aus dem Binntal ergab dagegen eine leicht abweichende Zusammensetzung von 46 34 bis 48 5 Gew Pb 13 09 bis 15 2 Gew Cu 13 5 bis 16 88 Gew As und 20 6 bis 21 73 Gew S sowie zusatzlich 0 64 bis 1 6 Gew Antimon Sb 0 27 Gew Zink Zn 0 11 Gew Silber Ag und 0 06 Gew Eisen Fe 5 Aufgrund von Mischkristallbildung mit Bournonit PbCuSbS3 5 kann der bei naturlichem Seligmannit gemessene Antimongehalt auf eine teilweise Substitution des Arsens zuruckgefuhrt werden Kristallstruktur BearbeitenSeligmannit kristallisiert isotyp mit Bournonit 10 im orthorhombischen Kristallsystem in der Raumgruppe Pn21m Raumgruppen Nr 31 Stellung 5 Vorlage Raumgruppe 31 5 mit den Gitterparametern a 8 08 A b 8 74 A und c 7 63 A sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle 3 Die Kristallstruktur von Seligmannit besteht aus 6 fach beziehungsweise 7 fach koordinierten Pb Polyedern AsS3 Pyramiden und CuS4 Tetraedern die miteinander durch gemeinsame Ecken und Kanten verbunden sind und dadurch ein 3 dimensionales Netzwerk bilden Innerhalb des Gerusts sind die CuS4 Tetraeder durch gemeinsam genutzte Ecken kettenartig verknupft Kristallstruktur von Seligmannit nbsp mit Blickrichtung parallel zur a Achse nbsp mit Blickrichtung parallel zur b Achse nbsp mit Blickrichtung parallel zur c Achse nbsp in der kristallographischen Standardausrichtung nbsp und als Polyeder ModellFarbtabelle Pb 0 Cu 0 As 0 SBildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Kleiner prismatischer Seligmannitkristall aus der Palomo Mine Provinz Castrovirreyna Huancavelica Peru Bildbreite 1 mm An seiner Typlokalitat der Grube Lengenbach im Binntal fand sich Seligmannit in kleinen Hohlraumen in Dolomit Als Begleitminerale traten hier unter anderem Baumhauerit Dufrenoysit Pyrit Rathit Sphalerit und Tennantit auf In der Massiv Sulfid Lagerstatte Bleikvassli bei Hemnes in der norwegischen Provinz Nordland konnte Seligmannit zudem mit Jordanit vergesellschaftet entdeckt werden 5 Als seltene Mineralbildung konnte Seligmannit nur an wenigen Orten nachgewiesen werden wobei bisher weltweit rund 80 Fundorte 11 dokumentiert sind Stand 2020 Ausser in der Grube Lengenbach trat das Mineral in der Schweiz noch an einem naturlichen Dolomit Aufschluss und in Sturzblocken am nahe gelegenen Masserbach sowie in einem Dolomit Aufschluss zwischen Binn und Fald alle im Walliser Binntal auf Der bisher einzige bekannte Fundort in Deutschland ist die bis 1954 betriebene Grube Segen Gottes mit Blei Zink Vererzungen im Grubenfeld Kobelsberg bei Wiesloch in Baden Wurttemberg 12 In Osterreich fand sich das Mineral bisher nur am Haidbachgraben auch Myrthengraben nahe Semmering in Niederosterreich in einem Gips Steinbruch bei Moosegg Gemeinde Scheffau im Salzburger Land und in einem naturlichen Aufschluss am Matzenkopfl nahe Reith im Alpbachtal in Tirol Weitere Fundorte liegen unter anderem in Algerien Argentinien Armenien Australien Bolivien Bulgarien Chile China Finnland Frankreich Griechenland Iran Irland Italien Kanada Kroatien Namibia Nordmazedonien Peru Rumanien Russland Serbien der Slowakei Taiwan Tschechien der Ukraine Ungarn und den Vereinigten Staaten von Amerika 13 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenH Baumhauer Uber den Seligmannit ein neues dem Bournonit homoomorphes Mineral aus dem Dolomit des Binnenthals In Sitzungsberichte der Koniglich Preussischen Akademie der Wissenschaften Band 1 1901 S 110 117 rruff info PDF 702 kB abgerufen am 30 Juli 2020 Clifford Frondel Unit cell and space group of vrbaite Tl As Sb 3S5 seligmannite CuPbAsS3 and samsonite Ag4MnSb2S6 In American Mineralogist Band 26 1941 S 25 28 englisch rruff info PDF 266 kB abgerufen am 30 Juli 2020 Y Takeuchi N Haga On the crystal structures of seligmannite PbCuAsS3 and related minerals In Zeitschrift fur Kristallographie Band 130 1969 S 254 260 englisch rruff info PDF 313 kB abgerufen am 30 Juli 2020 A Edenharter W Mowacki Y Takeuchi Verfeinerung der Kristallstruktur von Bournonit SbS3 2 Cu IV 2Pb VII Pb VIII und von Seligmannit AsS3 2 Cu IV 2PB VII Pb VIII In Zeitschrift fur Kristallographie Band 131 1970 S 397 417 rruff info PDF 915 kB abgerufen am 27 Juli 2020 Philippe Roth Minerals first discovered in Switzerland and minerals named after Swiss individuals 1 Auflage Kristallografik Verlag Achberg 2007 ISBN 3 9807561 8 1 S 132 133 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Seligmannite Sammlung von Bildern Seligmannit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 30 Juli 2020 Seligmannite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 30 Juli 2020 englisch David Barthelmy Seligmannite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 30 Juli 2020 englisch Seligmannite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 30 Juli 2020 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Seligmannite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 30 Juli 2020 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 Malcolm Back William D Birch Michel Blondieau und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated July 2020 PDF 2 44 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Juli 2020 abgerufen am 30 Juli 2020 englisch a b c d Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 145 englisch als Seligmanite Falschschreibung a b Helmut Schrocke Karl Ludwig Weiner Mineralogie Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 006823 0 S 296 a b c d e f g h i j k Seligmannite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 65 kB abgerufen am 30 Juli 2020 Catalogue of Type Mineral Specimens S PDF 143 kB In docs wixstatic com Commission on Museums IMA 12 Dezember 2018 abgerufen am 4 August 2020 Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 82 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 30 Juli 2020 englisch Seligmannit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 30 Juli 2020 Friedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 475 Erstausgabe 1891 Localities for Seligmannite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 30 Juli 2020 englisch Grube Segen Gottes Grubenfeld Kobelsberg Wiesloch Rhein Neckar Kreis Bezirk Karlsruhe Baden Wurttemberg In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 4 August 2020 Fundortliste fur Seligmannit beim Mineralienatlas und bei Mindat abgerufen am 30 Juli 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Seligmannit amp oldid 239305485