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Schloss Landestrost ist eine Schlossanlage im Baustil der Weserrenaissance die zwischen 1573 und 1584 in Neustadt am Rubenberge in Niedersachsen entstand Gemeinsam mit der Stadt in ein Festungswerk integriert entstand daraus eine fur das 16 Jahrhundert typische Stadtfestung Das Schloss war reprasentativer Wohn und Verwaltungssitz ihres Erbauers Herzog Erich II zu Braunschweig Luneburg Wahrend der Bauzeit ab 1574 nannte er die Stadt Neustadt in Landestrost um was nach seinem Tode 1584 ruckgangig gemacht wurde LandestrostDer Innenhof von Schloss LandestrostDer Innenhof von Schloss LandestrostStaat DeutschlandOrt Neustadt am RubenbergeEntstehungszeit 13 JahrhundertBurgentyp NiederungsburgErhaltungszustand RenaissanceschlossStandische Stellung HerzogeGeographische Lage 52 30 N 9 28 O 52 502551 9 462962 Koordinaten 52 30 9 2 N 9 27 46 7 OSchloss Landestrost Niedersachsen p3 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baubeschreibung 2 1 Renovierung und Ausgrabung 2 2 Befestigung 2 3 Legende vom eingemauerten Kind 3 Heutige Nutzung 3 1 Feste und Markte 3 2 Kunstausstellungen 3 3 Torfmuseum 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Merian Kupferstich von Schloss und Stadt um 1650 nbsp Lageplan des Schlosses 1885 mit pfeilformiger Sudbastion nbsp FestungsmauernDas Schloss entstand in dem flachen Land auf einer naturlichen Erhebung dem Rouvenberg nahe der Leine Die Erhohung gab vermutlich dem Ort seinen spateren Namenszusatz am Rubenberge Das Schloss wurde auf den Grundmauern einer 1320 erstmals erwahnten Burg errichtet die 1443 als castrum Rouvenberg bezeichnet wurde Auf ihr wurde 1470 Erich I geboren Diese Burg vernichtete ein Brand 1563 grosstenteils Die 1573 begonnene Erbauung des spateren befestigten Schlosses diente der Reprasentation der Macht seines Erbauers Herzog Erich II im nordlichen Bereich seines Furstentums Sie hatte aber auch praktische Grunde wie die Uberwachung eines vorbeifuhrenden Handelsweges sowie der Leineschifffahrt Auf dem Schloss weilte er selten denn er zog als Soldnerfuhrer auf Kriegszugen durch Europa und hatte seine Residenz bereits 1555 nach Hann Munden verlegt Fur diesen Personenkreis war es ublich das auf diese Weise gewonnene Vermogen in grosszugige und reprasentative Bauten zu investieren Am Bau waren zahlreiche auslandische Architekten und Handwerker beteiligt Anhand von vorgefundenen Steinmetzzeichen am Bau wird vermutet dass hier uber 200 Steinmetze beschaftigt waren Der Name Landestrost sollte ausdrucken dass es sich um einen vertrauensvollen Ruhepunkt des Territoriums des Furstentums Calenberg handelte Der Herzog starb jedoch 1584 in Italien noch vor Vollendung des Schlosses und hinterliess keine legitimen Erben Sein Herrschaftsbereich wurde mit dem Furstentum Braunschweig Wolfenbuttel vereinigt Herzog Julius als sein Neffe liess die kostspieligen Bauarbeiten unvollendet abschliessen Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges waren das Schloss wie auch die Stadt zwischen 1626 und 1635 von den Truppen Tillys besetzt 1635 erfolgte die Befreiung durch Herzog Georg von Calenberg Die Anlage blieb noch bis 1636 Residenz fur die Herzoge von Luneburg Danach wurde sie Sitz des Amtmannes des Amtes Neustadt am Rubenberge Er nutzte das alte Festungsplateau als Obst und Gemusegarten daher heisst das Gelande noch heute Amtsgarten Ein Lageplan des Schlosses von 1885 zeigt das alte Wegenetz und die Gartenaufteilung was bei der heutigen Umgestaltung beibehalten wurde Zukunftige Anderungen sind an ein gartendenkmalpflegerisches Konzept gebunden das seit 2003 umgesetzt wird Nach 1885 war das Schloss der Sitz des Landkreises Neustadt am Rubenberge bzw ab 1974 eine Aussenstelle des Landkreises Hannover 1923 wurde an der Stelle des Sudflugels ein Gebaude fur die Kreissparkasse errichtet 1985 gegenuber dem Schloss ein modernes Verwaltungsgebaude Seit 1997 ist das Schloss im Besitz der Stiftung Kulturregion Baubeschreibung Bearbeiten nbsp Kasematteneingang in der inneren Festungsmauer nbsp Kunstvoll ornamentierte Sandstein Turportale im InnenhofNach dem Willen des Erbauers war ursprunglich der Bau einer vierflugeligen Schlossanlage vorgesehen Tatsachlich wurden nur der Nord und der Ostflugel neu errichtet Der Sudflugel war noch von der Vorgangerburg vorhanden Bei einer Belagerung des Schlosses 1635 wahrend des Dreissigjahrigen Kriegs wurde er schwer beschadigt und sturzte im Folgejahr ein Die beim Schlossbau verwendeten Bruchsteine stammten aus den etwa 25 km sudlich gelegenen Anhohen des Stemmer Berges und des Gehrdener Berges der Sandstein aus dem Deister Der Transport erfolgte durch Hand und Spanndienste dienstverpflichteter Untertanen mit Pferdefuhrwerken Teilweise wurde er per Schiff auf der Leine durchgefuhrt Die roten Mauersteine des Schlosses kamen aus einer Ziegelei im etwa 8 km sudlich gelegenen Wunstorf Fur die Walle wurde Erdmaterial aus dem Umfeld der Baustelle verwendet Die Schlossanlage verfugt uber Treppenturme die dem Zugang zu den einzelnen Geschossen dienen Die Fassade aus Ziegelmauerwerk ist im Stil der Renaissance gehalten Sie wird durch Friese und Gesimsen aus Sandstein aufgelockert Auffallig sind die reichlich verzierten Eingangsportale aus Sandstein Die Keller des Schlosses bestehen aus Gewolben und sind mit den Kasematten der sich nach aussen erstreckenden Festungsanlage verbunden Renovierung und Ausgrabung Bearbeiten Im 20 Jahrhundert kam es zu grundlegenden Renovierungsarbeiten am Schloss 1985 wurde der 1837 errichtete Dachstuhl neu gedeckt Dabei entdeckte man starke Schaden in den Geschossdecken infolge von Holzwurmbefall Es mussten nahezu samtliche Einbauten aus den letzten 400 Jahren seit der Erbauung im Inneren entfernt werden und partiell wurden neue Decken eingezogen Bei der Renovierung wurden die Fundamente der Vorgangerburg unter dem Schloss entdeckt Auch der Brunnen im Hof wurde wiedergefunden und restauriert Die Kosten fur die sechs Jahre anhaltenden Arbeiten beliefen sich auf 9 Millionen DM Im Jahr 2017 erfolgte auf dem Schlossgelande eine archaologische Untersuchung im westlichen Bereich nahe einem Gebaude aus den 1950er Jahren in dem sich die Stadtbibliothek befindet Die Ausgrabung betraf einen bis zu 5 Meter hohen Wall mit einer vermuteten fruhneuzeitlichen Kasematte Stattdessen stiessen die Archaologen auf einen Burghugel der sich anhand des Fundmaterials auf das 13 Jahrhundert datieren liess Sie sehen darin eine hochmittelalterliche Turmhugelburg vom Typ Motte die spater in die fruhneuzeitliche Befestigung integriert wurde Die Entdeckung korrespondiert mit einer Urkunde aus den Jahren 1221 1231 in der von einem burgahnlichen Haus der Grafen von Wolpe die Rede ist 1 Der Burghugel bestatigt die seit langem bestehende Vermutung dass die Grafen von Wolpe nahe der von ihnen gegrundeten Stadt Neustadt Anfang des 13 Jahrhunderts an der Stelle eine Burg besassen wahrscheinlich auch um den dortigen Leineubergang zu kontrollieren 2 Befestigung Bearbeiten nbsp Festungsmauer und Sudbastion Ostseite zur Leine hin Der Ausbau von Neustadt als Festung samt dem Schloss Landestrost bot sich wegen der topografischen Lage im flachen Gelande geradezu an Die ubrigen Herrschaftssitze Erichs II im sudlichen Niedersachsen waren dazu weniger geeignet denn sie lagen in Talern und Feinde waren durch eine Beschiessung von den Bergen im Vorteil gewesen Im Sinne der damaligen Militararchitektur waren der Ort Neustadt und Schloss Landestrost eine neuitalienische Bastionarsbefestigung im Furstentum Calenberg Sie war anderen Festungsanlagen oder stadten im deutschen Raum ebenburtig wie Wolfenbuttel den Zitadellen Spandau und Julich Landestrost gehorte zu den schwerstbefestigten Anlagen ihrer Zeit im nordwestdeutschen Raum Das Renaissanceschloss war in die Festung integriert worden Das als Zitadelle ausgebaute Schloss hatte eine Grundflache von 2 5 ha Schloss und Ort waren mit Befestigungsanlagen und spitzwinkligen Bastionen umgeben Dazu wurden Walle aus Erde errichtet und mit tiefen Wassergraben umgeben Ort und Schloss mit einer Grundflache von 10 ha waren umgeben von einem mauergestutzten Wall von 1 800 m Lange Die Mauern hatten eine Hohe von 9 m bei einer Starke von 2 3 m Der gesamte Wall hatte eine Breite von 37 42 m Der Aufbau der gesamten Festung entsprach den Anforderungen die die Entwicklung von Pulvergeschutzen hervorgerufen hatte Als Vorbild dienten Bastionarsbefestigungen in Italien und den Niederlanden Herzog Erich II machte sich Anlagen zum Vorbild die er wahrend seiner Soldnerdienste im spanisch niederlandischen Krieg in Antwerpen gesehen hatte Mit dem Bau waren italienische Ingenieure beauftragt die auch an anderen Orten wirkten Heute sind im Bereich des Schlosses von der Festungsanlage nur noch die Sudbastion sowie eine etwa 100 m lange Kasematte erhalten Die Reste der Erichsbastion am Nordrand der Stadt wurden teilweise wieder ausgegraben Legende vom eingemauerten Kind Bearbeiten nbsp Relief des eingemauerten Kindes in der Aussenmauer der Sudbastion 2007Zum Bau der Festungsmauern um 1580 gibt es eine Legende wonach ein Kind lebendig eingemauert worden sein soll Angeblich seien beim Bau der Sudbastion die Mauern immer wieder eingefallen Sie entstanden im sumpfigen Untergrund der nahe gelegenen Leine Der Herzog als Erbauer drangte auf die Fertigstellung der Anlage und als Losung wurde eine Opferung angesehen Dafur soll das Kind einer Zigeunerin gedient haben das man seiner Mutter fur wenige Taler abgekauft habe Die Mutter soll sich spater in den Festungsgraben gesturzt haben und ertrunken sein In einer Aussenmauer der Sudbastion war das gemauerte Steinrelief eines Kindes zu sehen das an die Geschichte erinnern sollte Bei Renovierungsarbeiten 2009 wurden an der Stelle die Reste eines alten Treppenganges entdeckt Nach Freilegung der Aussenmauer stellte sich das angebliche Relief als Vollplastik einer Marienfigur heraus die danach ausserhalb der Wand angebracht worden ist 3 Heutige Nutzung BearbeitenEigentumer der Schlossanlage ist die Stiftung Kulturregion Hannover 4 In den Kellergewolben ist seit 1888 eine Sektkellerei Dupres Kollmeyer fruher Dupres untergebracht die mit Flaschengarung arbeitet Sie ist die einzige Sektkellerei in Niedersachsen 1958 entstand am Schloss ein Anbau fur die damalige Kreisverwaltung in dem sich bis zu dessen Abriss wegen mangelhafter Bausubstanz im Jahr 2019 die Stadtbibliothek und das Amtsgericht befanden An gleicher Stelle wurde der Westflugel nun mit geklinkerter Fassade neu errichtet und im April 2021 fertiggestellt 5 Neben dem Amtsgericht ist nun die Volkshochschule Hannover Land Nutzer 6 Ein weiterer Nutzer der Schlossanlage ist das Archiv der Region Hannover welches sich im Ostflugel befindet Einige Schlossraume werden fur Veranstaltungen vermietet Ab 1973 wurde das Festungsplateau das in fruheren Jahrhunderten dem Amtmann als Gemusegarten diente in einen offentlichen Park umgestaltet Feste und Markte Bearbeiten nbsp Illuminiertes Schloss wahrend des Schlossleuchtens im Dezember 2012 nbsp Musik zur Vernissage der Retrospektive von Janos Nadasdy im Juni 2014Im Mai wird auf dem Gelande des Schlosses ein Renaissancefest mit kostumierten Darstellern renaissancebezogenen Veranstaltungen und einem Markt durchgefuhrt In der Adventszeit findet auf dem Schlosshof ein kleiner Markt im Rahmen der Aktion Schlossleuchten statt Bei dieser Gelegenheit wird die Eingangsseite des Schlosses kunstlerisch illuminiert Kunstausstellungen Bearbeiten Seit Jahrzehnten richtet der Kunstverein Neustadt am Rubenberge regelmassig Kunstausstellungen in den historischen Raumen des Schlosses aus Die Region Hannover ermoglicht ebenfalls bildenden Kunstlern aus Niedersachsen ihre Werke vorzustellen So sind unter anderem der Grafiker und Aktionskunstler Janos Nadasdy der Bildhauer Wolf Glossner und Barbara Lutjen die sich mit der Bearbeitung von selbstgeschopften Papieren befasst und daraus Objekte gestaltet zu Einzelausstellungen eingeladen worden Dialoge 4 Die Teilnehmer der Atelierspaziergange in Hannover und der Region erhielten hier jahrlich Gelegenheit ihre Bilder und Skulpturen interessierten Besuchern zu zeigen Im Jahr 2016 fand dazu eine Gruppenausstellung mit dem Titel Wildheit Zahmung statt 2017 lautete das Ausstellungsthema Vom Wesen des Glucks Designer und Kunsthandwerker stellen hier ebenfalls regelmassig ihre Exponate aus In der weitlaufigen Parkanlage des Schlosses befindet sich eine Stahlskulptur des Bildhauers Hannes Meinhard Torfmuseum Bearbeiten Im Schloss gab es ein Torfmuseum dass die Moorlandschaften westlich von Neustadt am Steinhuder Meer mit ihrem grossflachigen Torfabbau dokumentierte Das Museum gliederte sich in mehrere Bereiche z B Entstehung von Moor und Torf menschliche Nutzung des Rohstoffes Torf als Existenzgrundlage der Moorsiedler Moorkultivierung sowie heutiger Schutz der Moore Siehe auch Liste der Festungen in DeutschlandLiteratur BearbeitenVeronica Albrink Grosse Pracht fuhren uber Vermogen Die Bauten und die Finanzen Erichs des Jungeren von Braunschweig Calenberg 1546 1584 In Der Weserraum zwischen 1500 und 1650 Gesellschaft Wirtschaft und Kultur in der fruhen Neuzeit hrsg vom Institut fur Architektur Kunst und Kulturgeschichte in Nord und Westdeutschland beim Weserrenaissance Museum Schloss Brake Marburg 1993 ISBN 3 89445 138 6 Wolfgang Kunze Leben und Bauten Herzog Erichs II von Braunschweig Luneburg Katalog zur historischen Ausstellung im Schloss Landestrost Neustadt am Rubenberge Hannover 1993 Burkhard Ruhling Festung und Schloss Landestrost eine Architectura militaris und civilis der Renaissance zu Neustadt am Rubenberge Dissertation Hannover 1988 Ernst Andreas Friedrich Das Schloss Landestrost In Wenn Steine reden konnten Band II Landbuch Verlag Hannover 1992 ISBN 3 7842 0479 1 S 136 139 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schloss Landestrost Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Schloss Landestrost im Denkmalatlas Niedersachsen Schloss Landestrost Festung im Denkmalatlas Niedersachsen Eintrag von Stefan Eismann zu Schloss Landestrost in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen Burgeninstituts Website von Schloss Landestrost Rekonstruktionsversuch als Zeichnung im fruheren Zustand von Wolfgang Braun Beschreibung des Schlosses bei hannover de Ausfuhrliche Beschreibung von Schloss Landestrost Historische Fotoaufnahmen vom Schloss Landestrost beim Bildarchiv Foto Marburg Archiv der Region Hannover im SchlossEinzelnachweise Bearbeiten Kathrin Gotze Grabung weist auf Burg der Grafen von Wolpe in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 4 Oktober 2017 S 19 Ute Bartelt Kasematte gesucht Motte gefunden Entdeckung einer mittelalterlichen Turmhugelburg in Neustadt am Rubenberge in Archaologie in Niedersachsen 21 2018 S 125 127 Der Mythos um das Eingemauerte Kind in der Renaissance Festung Neustadts bei ruebenberge de Rainer Ertel Stiftung Kulturregion Hannover In Klaus Mlynek Waldemar R Rohrbein Hrsg u a Stadtlexikon Hannover Von den Anfangen bis in die Gegenwart Schlutersche Hannover 2009 ISBN 978 3 89993 662 9 S 605f Historie Schloss Landestrost Abgerufen am 27 Juni 2022 Neubau Westflugel Schloss Landestrost Abgerufen am 27 Juni 2022 Normdaten Geografikum GND 4629264 0 lobid OGND AKS VIAF 241218396 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schloss Landestrost amp oldid 226861673