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Die Schlesische evangelische Kirche A B in Tschechien tschechisch Slezska cirkev evangelicka augsburskeho vyznani ist eine protestantische Kirche Augsburgischen Bekenntnisses die in jenem Teil Schlesiens beheimatet ist der 1742 beim Ubergang der Provinz an Preussen habsburgisch blieb Die Wurzeln der Kirche reichen bis in die Reformationszeit zuruck als Herzog Wenzel III Adam von Teschen in seinem Furstentum die evangelische Lehre einfuhrte vermutlich fruhestens im Jahr 1545 Die kleine synodal organisierte Kirche hat heute 16 000 Mitglieder in 21 Gemeinden mit 35 Geistlichen 1 2010 gehorten noch 15 572 Menschen der Kirche an 2 Ein grosser Teil der Kirchenangehorigen ist polnischsprachig Die Kirche wird gemeinsam von einem Bischof und dem Kirchenrat geleitet Gemass ihrer pietistischen Tradition stehen Bibelstudium und gemeinsames Gebet im Zentrum des geistlichen Lebens der schlesischen Kirche Inhaltsverzeichnis 1 Organisation 2 Lehre 3 Geschichte 3 1 16 Jahrhundert 3 2 17 Jahrhundert 3 3 18 Jahrhundert 3 4 19 20 Jahrhundert 3 5 Gegenwart 3 6 Bischofe Auswahl 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseOrganisation Bearbeiten nbsp Evangelische Kirche in Tranovice Trzanowitz erbaut 1927 1929 Zur Schlesischen Kirche in Tschechien gehoren 21 Gemeinden die alle in einem etwa 100 km langen und 40 km breiten Gebietsstreifen im Nordosten des Landes liegen Diese Region umfasst den heute tschechischen Teil des vormaligen Kronlands Osterreichisch Schlesien mit der Stadt Teschen als Zentrum siehe Olsagebiet In diesem Gebiet lebt eine polnischsprachige Minderheit siehe Teschener Walachen von der ein Teil evangelisch ist historisch etwa 60 Gottesdienstsprachen sind deshalb Polnisch und Tschechisch Das hochste Gremium der Kirche ist die Synode deren Mitglieder von den Glaubigen gewahlt werden Zwischen den Synoden leitet der aus vier Geistlichen und funf Laien bestehende Kirchenrat die Geschicke der Kirche An der Spitze stehen der Bischof und der Kirchenkurator Der Kurator ist fur finanzielle und Verwaltungsangelegenheiten zustandig der Bischof hingegen fur die geistliche Leitung Lange Jahre war Jan Waclawek Bischof Am 21 Mai 2017 wurde in Cesky Tesin sein Nachfolger Tomas Tyrlik als achter Bischof der SEKAB eingefuhrt 3 Die Kirchgemeinden sind funf Senioratsbezirken zugeteilt Die Kirche unterhalt ein Diakonisches Werk mit insgesamt 34 Einrichtungen in den Bereichen Kinderbetreuung Alten und Krankenpflege Armenhilfe psycho soziale Betreuung und Gefangnisseelsorge Die meisten Geistlichen der Kirche haben ihre Ausbildung in den evangelischen Fakultaten der Universitaten Prag und Bratislava sowie an der Christlichen Akademie in Warschau durchlaufen Religionslehrer werden an der padagogischen Fakultat in Mahrisch Ostrau ausgebildet Lehre BearbeitenZentrale Bekenntnisschrift der schlesischen Kirche ist die Confessio Augustana Davon ausgehend stimmt sie in Theologie und Lehre mit den anderen Evangelisch Lutherische Kirchen in der Welt uberein Daruber hinaus ist sie eine der Mitgliedskirchen der Leuenberger Konkordie somit besteht Kanzel und Abendmahlsgemeinschaft auch mit vielen unierten presbyterianischen und methodistischen Kirchen sowie der Tschechoslowakischen Hussitischen Kirche Geschichte Bearbeiten16 Jahrhundert Bearbeiten Herzog Kasimir II von Teschen 1528 forderte die Reformation zwar nicht da er sie aber auch nicht behinderte konnten evangelische Prediger ungehindert in seinem Land wirken Ein grosser Teil der Untertanen und der Adligen wie z B die Pelchrzim von Trzankowitz wandte sich bald der evangelischen Lehre zu Die im Teschener Gebiet lebenden Utraquisten traten fast geschlossen zum Protestantismus uber Herzog Wenzel Adam 1574 Enkel und Nachfolger Kasimirs bekannte sich bei seinem Regierungsantritt zwischen den Jahren 1545 bis 1560 zum Luthertum Er raumte den Evangelischen zuerst die Kirchen der bereits verlassenen Kloster ein ehe auch die Pfarrkirchen der Stadte und Dorfer schrittweise mit evangelischen Geistlichen besetzt wurden oder wo dies nicht moglich war von den Evangelischen neue Kirchen erbaut wurden 1568 erliess Wenzel Adam eine evangelische Kirchenordnung 4 Zu dieser Zeit gab es im Herzogtum Teschen etwa 50 Kirchen mit evangelischem Gottesdienst Gepredigt wurde im 16 Jahrhundert in deutscher und in tschechischer Sprache Herzog Adam Wenzel 1617 der am streng lutherischen Hof des Kurfursten von Sachsen aufgewachsen war verhielt sich in religiosen Fragen unduldsamer als sein Vater In den 1590er Jahren erteilte er den Stadten des Teschener Landes mehrere Privilegien in denen die Augsburgische Konfession als die einzig zulassige bezeichnet wurde 17 Jahrhundert Bearbeiten 1609 gewahrte der Majestatsbrief Kaiser Rudolfs II ganz Schlesien die freie Religionsausubung In der Praxis aber bestimmten die Herren der einzelnen schlesischen Teilfurstentumer uber die Konfession ihrer Untertanen Das wirkte sich fur die Evangelischen in Teschen bereits 1610 negativ aus als der vormals strenge Protestant Adam Wenzel zum Katholizismus ubertrat Er vertrieb die evangelischen Geistlichen aus Teschen und einigen anderen Stadten ubergab die deutsche evangelische Stadtkirche an aus Polen herbeigerufene Dominikaner und gestattete lutherischen Gottesdienst nur noch ausserhalb der Stadte auf den Besitzungen des Landadels Der Adel und auch die meisten Untertanen hielten aber an der lutherischen Lehre fest Jahrelang herrschte Streit zwischen der evangelischen Bevolkerung und der katholisch gesinnten herzoglichen Regierung die fur den unmundigen Herzog Friedrich Wilhelm bis 1619 vormundschaftlich gefuhrt wurde Die zwangsweise Rekatholisierung setzte unter der letzten piastischen Herzogin Elisabeth Lucretia 1625 1653 ein 1629 trat der Rat von Teschen zum Katholizismus uber Dem Adel wurde 1633 die Konversion befohlen Die evangelische Kirche war damit ihrer wichtigsten politischen Stutzen beraubt und existierte nur mehr im Untergrund Evangelische Geistliche und Lehrer wurden nirgendwo mehr geduldet und mussten das Herzogtum verlassen Um die Emigration zahlreicher Protestanten einzudammen war die Herzogin nach dem Ende des Dreissigjahrigen Krieges aber bereit Petitionen der evangelischen Teschener Burger an den Kaiser zu unterstutzen ihnen doch eine Kirche und begrenzte Religionsfreiheit einzuraumen Diese Gesuche wurden mehrfach abgelehnt Die zweite Halfte des 17 Jahrhunderts war durch fortgesetzte Bemuhungen der Regierung und der geistlichen Orden um die Rekatholisierung gekennzeichnet 18 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Die Teschener Jesus Kirche liegt im heute polnischen Teil der Stadt Die Altranstadter Konvention wendete ab 1707 die Situation fur die unterdruckten Protestanten Schlesiens in vieler Hinsicht zum Besseren In manchen Teilen des Landes erhielten sie Kirchen zuruck und durften ihre Religion offentlich ausuben nicht so aber im Herzogtum Teschen dessen Fursten ja schon lange vor dem Westfalischen Frieden zum Katholizismus ubergetreten waren Immerhin konnten die Teschener Protestanten das durch die Konvention eingeraumte Petitionsrecht nutzen Sie erbaten beim Kaiser die Errichtung einer eigenen Kirche was ihnen im Januar 1709 durch den Executions Recess der die Durchfuhrung der Altranstadter Vereinbarungen fur ganz Schlesien regelte auch gestattet wurde Im Mai desselben Jahres hatte man vor den Toren Teschens einen Bauplatz erworben wo der sofort angestellte Prediger nach uber 50 Jahren wieder den ersten offentlichen evangelischen Gottesdienst zelebrierte So wurde in Teschen eine der sechs schlesischen Gnadenkirchen die Jesuskirche erbaut Trager dieser Kirche und ihrer Gemeinde waren der evangelische Adel 44 Familien der Rat der Stadt Bielitz sowie die Standesherren von Pless Oderberg und Bielitz Der Bau der grossen Kirche die allen Protestanten Oberschlesiens als Gottesdienststatte dienen sollte wurde 1710 begonnen und dauerte uber 20 Jahre Der Turm wurde 1749 vollendet Neben der Kirche wurde 1710 auch eine evangelische Schule eingerichtet Der Bau sowie auch der Unterhalt von Lehrern und Internatsschulern wurde zum grossen Teil mit Spenden aus Wurttemberg Sachsen und den Lausitzen finanziert Im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens hatte die 60 000 Mitglieder zahlende Gemeinde nur einen Prediger da der Kaiser nicht gestattete Geistliche von ausserhalb Schlesiens zu berufen und im Lande nicht genugend ausgebildete Kandidaten zur Verfugung standen Seit den 1720er Jahren dienten dann vier oder funf Prediger in Teschen Jeden Sonntag wurden sowohl deutsche als auch polnische Predigten gehalten Obgleich die Existenz der Teschener Gemeinde politisch abgesichert war kam es doch im 18 Jahrhundert haufig zu Streitigkeiten mit den katholischen Geistlichen der Region die vor allem konfessionelle Mischehen und die religiose Erziehung der daraus hervorgegangenen Kinder betrafen Der Ubertritt zur evangelischen Kirche war katholischen Untertanen nach wie vor verboten und wurde von den Behorden mit Landesverweisung bestraft Ein Teil der Teschener Geistlichen war stark vom Pietismus gepragt und stand in Kontakt mit August Hermann Francke oder hatte gar einen Teil seiner Ausbildung in Halle absolviert Francke wiederum sah in der Teschener Kirche einen moglichen Ausgangspunkt fur die evangelisch pietistische Mission im ostlichen Mitteleuropa eine Funktion die die schlesische Kirche Ende des 18 Jahrhunderts tatsachlich einnehmen sollte indem sie zur Mutterkirche zahlreicher evangelischer Gemeinden im Habsburgerreich wurde In den 1730er Jahren kam es aber zu ernsten inneren Zerwurfnissen zwischen den pietistisch gesinnten Teilen der Gemeinde und den orthodoxen Lutheranern unter den Geistlichen Letztere liessen mit Hilfe der Regierung einige pietistische Prediger ausweisen Nachdem 1742 der grosste Teil Schlesiens an Preussen gefallen war und die Protestanten dort freie Religionsausubung erlangten verlor die Teschener Kirche einen grossen Teil ihres Sprengels Sie blieb auf Osterreichisch Schlesien beschrankt und war fortan auch nicht mehr dem Konsistorium in Brieg unterstellt Ersatzweise bildete die kaiserliche Regierung 1749 ein Konsistorium in Troppau das teils mit katholischen Staatsbeamten teils mit Vertretern der evangelischen Stande besetzt war Durch das fur die gesamte Habsburgermonarchie erlassene Toleranzpatent Kaiser Josephs II erlangten auch die Teschener Protestanten Religionsfreiheit Der Ubertritt zur evangelischen Kirche war nun gestattet ebenso wie die Grundung neuer Gemeinden und der Bau eigener Kirchen die allerdings keine Glockenturme haben durften Das Troppauer Konsistorium war bis auf einen katholischen Prasidenten nur mehr mit evangelischen Raten zu besetzen 1784 wurde das umgebildete Konsistorium durch kaiserliches Dekret nach Wien verlegt es war fortan fur die Protestanten aller bohmischen Lander zustandig Im gleichen Jahr wurde der Pastor der Teschener Jesuskirche durch den Kaiser zum Superintendenten aller evangelischen Gemeinden in Mahren Schlesien und Galizien ernannt Die Zustandigkeit der Superintendentur Mahren und Schlesien fur die schlesisch mahrischen Gebiete blieb dauerhaft bestehen wahrend fur Galizien 1804 die eigene Superintendentur Galizien begrundet wurde In den ersten Jahren nach dem Erlass des Toleranzpatents traten einige tausend Kryptoprotestanten offen zur evangelischen Kirche uber In der Stadt Bielitz und in einem Dutzend weiteren Orten wurden in den 1780er Jahren neue Gemeinden gegrundet die schrittweise ihre Eigenstandigkeit von der Teschener Mutterkirche erlangten 19 20 Jahrhundert Bearbeiten Zwischen 1816 und 1849 wurde der Zugang zum Teschener Kirchenvorstand mehrfach geandert Fortan hatten neben dem standischen Adel auch Burger und Bauern ihre Abgeordneten was insbesondere der polnischsprachigen Mehrheit in der Gemeinde eine angemessene Vertretung sicherte Im Ergebnis der Revolution von 1848 erfolgte die endgultige burgerliche Gleichstellung der Protestanten in der Habsburgermonarchie Um jungen evangelischen Schlesiern den Zugang zu den Universitaten zu erleichtern wurde die Jesus Schule in Teschen 1849 in ein k k Staatsgymnasium umgewandelt An der Wende vom 19 zum 20 Jahrhundert war der Anteil tschechischer Protestanten so gross geworden dass nach fast 300 Jahren nun auch wieder tschechisch gepredigt wurde nbsp Posaunenchor aus Oldrichovice 1927 Als 1918 die Habsburgermonarchie zerfiel wurde Osterreichisch Schlesien auf die Nachfolgestaaten Polen und Tschechoslowakei aufgeteilt Dies fuhrte auch zur Teilung der schlesischen evangelischen Kirche 5 Die evangelische Kirchengemeinde in Hultschin loste sich nach der 1920 erfolgten tschechoslowakischen Annexion des vorher deutschen Hultschiner Landchens von der Kirchenprovinz Schlesien der unierten Evangelischen Kirche der Altpreussischen Union und schloss sich der Schlesischen Evangelischen Kirche an Wahrend der deutschen Besatzung in den Jahren 1940 1945 verlor die kleine Kirche ihre Unabhangigkeit und war der altpreussischen Kirchenprovinz Schlesien mit Zentrum in Breslau unterstellt Wahrend dieser Zeit wurde ein grosser Teil der polnischen und tschechischen Kirchenmitglieder aus der Region vertrieben ein Funftel der Geistlichen wurde in deutschen Konzentrationslagern ermordet Wahrend die evangelischen Tschechen und Polen 1945 zuruckkehrten wurden nun die deutschen Protestanten aus dem Teschener Land vertrieben 1948 konnte die Schlesische Evangelische Kirche ihre neuerliche Anerkennung als eigenstandige Religionsgemeinschaft durch die tschechoslowakischen Behorden erlangen wenngleich die freie Religionsausubung ihrer Mitglieder in den folgenden Jahrzehnten der kommunistischen Herrschaft stark eingeschrankt war Gegenwart Bearbeiten Seit 1956 ist die schlesische Kirche Mitglied des Lutherischen Weltbunds Im Mai 2009 fanden die Jubilaumsfeiern zum 300 Jahrestag der Grundung der Jesuskirche in Teschen statt die gemeinsam von der Schlesischen Evangelischen Kirche A B in der Tschechischen Republik und der Evangelischen Augsburgischen Kirche in Polen ausgerichtet wurden Die im Jahr 2006 begonnene Partnerschaft mit der Southeastern Pennsylvania Synod wurde im Jahr 2009 aufgrund der Haltung der Evangelisch Lutherischen Kirche in Amerika ELCA zum Thema Homosexualitat wieder beendet Die Schlesische Evangelische Kirche A B arbeitet mit der Association of Free Lutheran Congregations AFLC und der Missouri Synode LCMS zusammen Bischofe Auswahl Bearbeiten 1971 1989 Wladyslaw Kiedron 1989 1991 Vilem Stonawski 2006 2011 Stanislaw Pietak 2011 2017 Jan Waclawek 2017 0000 Tomas TyrlikSiehe auch BearbeitenEvangelische Kirche A B Diozese CieszynLiteratur BearbeitenGottlieb Biermann Geschichte des Protestantismus in Osterreichisch Schlesien Prag 1897 Peter Chmiel Jan Drabina Hrsg Die konfessionellen Verhaltnisse im Teschener Schlesien vom Mittelalter bis zur Gegenwart Tagungsreihe der Stiftung Haus Oberschlesien 9 Ratingen 2000 ISBN 83 908802 3 7 Herbert Patzelt Der Protestantismus im Teschener Schlesien in Vergangenheit und Gegenwart und seine Bedeutung fur die evangelische Kirche in Osterreich In Jahrbuch der Gesellschaft fur die Geschichte des Protestantismus in Osterreich 88 1972 Oskar Wagner Die evangelische Kirche im Teschen Bielitzer Schlesien 1545 1918 20 In Lutherische Kirche in der Welt 28 1981 S 87 107 Weblinks BearbeitenWebseite der Schlesischen Evangelischen Kirche A B deutsch Evangelische Kirchen in Tschechien Website des Lutherischen Weltbunds englisch Einzelnachweise Bearbeiten Schlesische Evangelische A B Kirche in der Tschechischen Republik Sonderausgabe Lutherischer Dienst 52 Jahrgang 2016 Heft 2 2010 World Lutheran Membership Details Memento vom 26 September 2011 im Internet Archive Ubersicht auf der Website des lutherischen Weltbundes pdf 137 kB Lutherischer Dienst 52 Jahrgang Heft 3 S 19 Andrzej Wantula Die erste Kirchenordnung im Teschener Schlesien In Jahrbuch der Gesellschaft fur die Geschichte des Protestantismus in Osterreich 77 1961 S 119 127 Der in Polen gelegene Teil bildet heute die Diozese Cieszyn der Evangelischen Augsburgischen Kirche in Polen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlesische Evangelische Kirche A B amp oldid 234814792