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Schifffahrtskanalprojekte in den Alpen waren bis ins 20 Jahrhundert ein Versuch die Uberquerung der Alpen besonders fur den Guterverkehr leichter zu ermoglichen Aufgrund des Ausbaus des Strassen und Eisenbahnnetzes sowie der untergeordneten Bedeutung der Binnenschifffahrt im Alpenraum waren sie erfolglos und sind heute weitgehend vergessen Inhaltsverzeichnis 1 Historische Bedeutung der Binnenschifffahrt im Alpenraum 2 Bedeutung von Kanalen in den Alpen 3 Transhelvetischer Kanal 4 Alpenquerkanalprojekte 4 1 Maloja Inn Kanal 4 2 Splugenkanal 4 3 Greina bzw San Bernardino Kanal 4 4 Gotthardkanal 4 4 1 Technische Probleme und Losungsmoglichkeiten 4 5 Offentliches Interesse an einem Alpenquerkanal 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHistorische Bedeutung der Binnenschifffahrt im Alpenraum BearbeitenBis ins 20 Jahrhundert hatte die Schifffahrt in den Alpen eine weitaus grossere Bedeutung als heute Besonders die grossen Seen welche vom Rand der Alpen zum Teil weit in diese hinein reichen waren bis weit in das 20 Jahrhundert eine wichtige Etappe im Alpenverkehr Anders als die zum Teil abenteuerlichen und gefahrlichen Routen uber Land waren die Wege uber die Gewasser vergleichsweise sicher bequem und wurden immer gerne genutzt Die Alpen hatten eine grosse Bedeutung als Lieferant von Holz weite Landstriche Europas waren entwaldet der Holzbedarf zum Heizen zum Schiffbau zum Hausbau fur den Bergbau und vieles mehr war gross vielerort gab es Holznot Auch relativ kleine Fliessgewasser wurden dazu genutzt Holz bergab zu befordern Auch die Flussschifffahrt hatte fruher eine hohere Bedeutung Schon die Romer treidelten auf dem Rhein bis Chur wo die Waren auf Karren und Wagen umgeladen wurden und Reisende Pferd oder Wagen bestiegen Auch die Save und die Drau waren wichtige Wasserwege 1 Noch im Mittelalter und der fruhen Neuzeit wurden die Flusse nicht nur fur einfache Holzflosserei genutzt sondern bis tief in die Alpen von Kahnen befahren So wurde beispielsweise ein grosser Teil des Verkehrs auf der Brennerroute mit Kahnen bewaltigt die den Inn bis Hall bzw die Etsch bis Bozen befuhren Um das Jahr 1300 betonten die Burger von Hall dass ihre Haupteinnahmequelle ebendiese Flussschifffahrt sei Hall war der Endpunkt fur die Schiffe die Hohenauerinnen genannt wurden welche bei einer Lange von 40 m bis zu 800 Zentner fassen konnten was etwa 30 Wagenladungen entsprach Diese Schiffe wurden bei ihrer Reise bergaufwarts von Kufstein nach Hall von 20 Pferden getreidelt bei den damaligen Strassenverhaltnissen brauchte man fur den Transport zu Land mehr als sechsmal so viele Pferde Dazu kam eine hohere Bequemlichkeit fur Reisende und der Zeitgewinn vor allem bei der Reise bergabwarts wo fur die Strecke Hall Kufstein nur sechs Stunden gebraucht wurden 2 Auch von Verona wird berichtet dass die Stadt sehr von der Etsch profitierte Geraumige Barken befuhren sie von Venedig kommend so es die Etsch zuliess bis nach Bozen Dabei transportierten sie Reisende und eine Vielzahl von Waren Mit dem Aufkommen der Eisenbahn verschwand diese Flussschifffahrt recht schnell siehe Geschichte der Schweizer Eisenbahn in Osterreich in Deutschland Die Bergflusse fuhren zu wenig und unregelmassig Wasser Hindernisse im Wasserlauf und das starke Gefalle machten die Flusse nur fur Kahne mit sehr niedrigem Tiefgang und geringen Ausmassen schiffbar Wasserwirtschaft und Kanalisierung der Alpenflusse in den letzten 100 Jahren haben den Flussen einen relativ stabilen und teilweise sogar ausreichenden Wasserstand in einem hindernisfreien Bett beschert der rein technisch eine beschrankte Flussschifffahrt zulassen wurde Am Tiroler Inn etwa wurde von 1998 bis 2011 wieder Schifffahrt betrieben diese diente allerdings nur touristischen Zwecken 3 Insgesamt ist heute die Bedeutung der Flussschifffahrt in der Alpenregion zu vernachlassigen nur wenige Abschnitte zumeist nur sehr bedingt schiffbarer Wasserwege reichen in die Randregionen der Alpen hinein Bedeutung von Kanalen in den Alpen BearbeitenProjekte fur Schifffahrtskanale waren von Bedeutung da die Alpenpasse grosse Lucken im Netz der schiffbaren Flusse bildeten die auf dem Landweg uberwunden werden mussten Durch die Hohe dieser Passe und die daraus resultierenden Probleme konnten diese Vorhaben jedoch nie ausgefuhrt werden Zwar wurden in den Alpen eine ganze Reihe von Kanalen geplant und gar gebaut Diese dienten aber meist dem Zweck Landschaften oder Seen zu ent oder zu bewassern wie beispielsweise die Waale im Vinschgau und faktisch nie dem der Flussschifffahrt und waren dafur auch meist zu klein Transhelvetischer Kanal Bearbeiten Hauptartikel Transhelvetischer Kanal Das Projekt eines Transhelvetischen Kanals geht genau genommen nicht durch die Alpen sondern tangiert sie nur im Norden Er sollte die Mittelgebirgslandschaft zwischen Alpen und Jura durchschneiden und die Flusssysteme von Rhein und Rhone miteinander verbinden Ein erster Versuch dazu ist im Canal d Entreroches zu sehen den im 17 Jahrhundert die Hollander als abkurzende Wasserstrasse auf dem Weg zum Mittelmeer und weiter nach Indien ansahen Fur die Hollander fuhrte der Weg bisher uber den Atlantik vorbei an feindlich gesinnten Englandern Franzosen und Spaniern Damit nicht genug gab es jede Menge Piraten und Freibeuter Auf dem Kontinent fuhrten die Kanale und auch die Wege durch das ebenfalls von Spanien beherrschte Burgund und Belgien So plante und baute Holland eine transeuropaische Verbindung durch die Schweiz Zwar gedieh der Kanalbau uber die Wasserscheide hinaus und zum Genfersee waren es nur noch gute 20 km aber der Bau musste dennoch aus Geldmangel eingestellt werden Im Schatten des Baus des Main Donau Kanals sowie des Aus und Neubaus von weiteren transeuropaischen Verbindungen kam die Diskussion um einen Transhelvetischen Kanal der faktisch identisch mit dem Canal d Entreroches ware wieder in Gang Von der gut 400 km langen Kanalstrecke sind schon gute 100 km uber den bereits bestehenden Zihlkanal sowie weitere kleine Kanale und Flussabschnitte der Aare schiffbar dazu kommen noch die vielen Seen auf der Trasse Die Scheitelhohe des Kanals hatte bei 443 m gelegen und dabei die Wasserscheide in einem kurzen Tunnel unterquert Es wurde erst einmal der alte Kanal mit einem Wanderweg erschlossen der zum Teil die nie fertiggestellte Kanaltrasse bis an den Genfersee mit einschliesst Im Jahre 2006 wurde der Plan eines Transhelvetischen Kanals aufgegeben 4 Alpenquerkanalprojekte BearbeitenMaloja Inn Kanal Bearbeiten Der Gedanke an einen alpenquerenden Schifffahrtskanal wurde erstmals im Jahre 1713 aufgeworfen Die osterreichische Linie der Habsburger hatte gerade die ehemals spanische Lombardei erhalten und suchte nun nach einer leistungsfahigen und direkten Verbindung von Wien nach Mailand Dabei wurde das Projekt eines Inn Maloja Kanals geboren der den Schiffen ermoglichen sollte von Wien aus uber die Donau und den Inn nach Tirol durch das Engadin und uber den Malojapass hinweg in den Comer See zu gelangen Vom Comer See waren problemlos Kanalverbindungen zum Po und dessen Nebenflussen moglich gewesen damit hatte dieser Kanal auch Zugang zur Adria geboten In Zeiten als selbst Flachlandkanale die Ingenieure vor grosste Schwierigkeiten stellten und die allerwenigsten Strassen der Alpen uberhaupt befahrbar gemacht werden konnten war aber an einen Kanal uber den Malojapass kaum ernsthaft zu denken 5 Splugenkanal Bearbeiten nbsp Skizze der geplanten transalpinen Wasserstrasse auf der Sudseite des SplugenpassesAnfang des 20 Jahrhunderts plante der italienische Ingenieur Pietro Caminada eine transalpine Wasserstrasse vom Mittelmeer zum Bodensee Die Hafenstadt Genua hatte sich von der Eroffnung des Suezkanals einen sprunghaften Anstieg des Umschlages ausgerechnet eine Kalkulation die nur geringfugig aufging Um den Handel Suddeutschlands durch den Suezkanal uber Genua umzulenken plante man einen Kanal der Suddeutschland einen ungleich kurzeren Zugang zum Mittelmeer geboten hatte als die bisher bestehenden Verbindungen uber den Rhein und die Nordsee Dabei sollte der Kanal den Alpenhauptkamm beim Splugenpass mittels eines Scheiteltunnels unterqueren Der Anfang des Kanals ware bei Genua gelegen von dort ware er entlang der Polcevera zum ligurischen Giovipass angestiegen Nachdem dieser mit einem Tunnel unterquert worden ware sollte er entlang der Scrivia zum Po hinabsteigen Uber Mailand und Lecco sollte der Kanal den Comer See erreichen und an dessen Nordende den Alpenanstieg beginnen Nach dem Anstieg in den Talern der Flusse Mera und Liro ware der Alpenkamm unter dem Splugenpass in einem langeren Tunnel unterquert worden 6 Die nordliche Fortsetzung dieses Alpenquerkanals bis zum Bodensee an den Suddeutschland grenzt sollte im Tal des Hinterrheins und des Rheins liegen Von Basel aus sollte der bis hierhin schiffbare Rhein bis zum Bodensee weiter ausgebaut werden Hochrheinschifffahrt Am ostlichen Ende des Bodensees wurde zu dieser Zeit ein Kanal zur Donau geplant 5 Der von Caminada entworfenen Kanal war im Auf und Abstieg in den Alpen nicht wie ublich eine offene Wasserrinne sondern bestand aus zwei geschlossenen leicht geneigten parallelen Rohren Ein in einer solchen Rohre befindliches Schiff sollte vom einfliessenden Wasser nicht nur gehoben sondern auch bergwarts bewegt werden beim Leeren gesenkt und talwarts 7 Es ware lediglich eine seitliche Fuhrung des Schiffes notig gewesen Sie sollte mit Hilfe einer Schiene auf dem Rohrenboden erfolgen 8 Die Rohren waren durch offene Kammern unterbrochen gewesen Hier waren die Schiffe auf Eingangshohe des nachsten Rohrenabschnitts angehoben worden Nach der Einfahrt des Schiffes in das obere Rohrenstuck ware dieses an seinem unteren Ende zu verschliessen gewesen Das zur Bergfahrt notige Wasser ware aus dem jeweiligen hoheren parallelen Rohrenstuck und aus der diesem oben anschliessenden Kammer eingeflossen Dabei ware ein Schiff im parallelen Strang talwarts abgesenkt und verschoben worden Die am Kanalscheitel einzuspeisende Wassermenge hatte pro gleichzeitiger Berg und Talfahrt je eines Schiffes in jedem Abschnitt dem Inhalt eines Rohrenstucks und einer Zwischenkammer entsprochen Greina bzw San Bernardino Kanal Bearbeiten Das Projekt Splugenkanal erregte viel Aufsehen und der Kanton Tessin schlug 1906 Anderungen vor die diesen Kanal auf dessen Territorium gefuhrt hatte Anstatt durch den Comer See hatte er durch den Lago Maggiore und entlang der Flusse Tessin und Brenno zum Greinapass gefuhrt werden sollen Auch dieser Pass ware mit einem langeren Scheiteltunnel unterquert worden Nordlich des Passes sollte der Kanal in den Vorderrhein munden und nach dem Zusammenfluss von Vorder und Hinterrhein die ursprunglich geplante Trasse benutzen Eine Alternativvariante der Tessiner sah vor uber die Flusse Tessin und Moesa den wenig westlich vom Greinapass gelegenen San Bernardino zu erreichen und diesen zu unterqueren Im Norden ware die Splugen Strecke im Tal des Hinterrheins beim Ort Splugen bald erreicht worden 5 Gotthardkanal Bearbeiten Alternativ dazu wurde auch der Gotthardpass als Weg der Alpenquerung in Erwagung gezogen Die Strecke ware in diesem Fall vom Lago Maggiore uber den Vierwaldstattersee nach Basel verlaufen 1905 wurde ein entsprechendes Projekt vom italienischen Ingenieur Caminada prasentiert 5 Technische Probleme und Losungsmoglichkeiten Bearbeiten Angesichts der grosseren Kanale des Flachlandes die mit ihren riesigen Schleusentreppen und Schiffshebewerken ja nur wenige Dutzende Meter Hohenunterschied uberwinden wird der Aufwand deutlich den ein Alpenquerkanal mit Anstiegen uber hunderte Meter notwendig gemacht hatte Herkommliche Kammerschleusen waren fur ein solches Projekt zu aufwandig Der Ingenieur des Projektes der Italiener Caminada hatte sich jedoch eine andere die oben beschriebene Losung ausgedacht Zu dieser Zeit war der Bau von schraggestellten Schiffshebewerken aber schon besser erprobt Grosse Troge waren uber Gleisanlagen und Seilzuge ahnlich einem normalen Schiffshebewerk auf den Berg gezogen worden oder ins Tal hinab Als Doppelanlagen benotigen sie wenig Antriebsenergie und sind sparsam im Wasserverbrauch Caminadas Projekt ware bezuglich Wasserverbrauch nur durch zweispurigen Ausbau moglich gewesen Offentliches Interesse an einem Alpenquerkanal Bearbeiten Das Interesse fur das Projekt und den Bau eines Alpenquerkanals war seinerzeit nicht nur im oberen Italien und dem Tessin gross sondern auch in Deutschland Der Berliner Konigliche Baurat Max Contag bescheinigte Caminadas Projekt in einem Gutachten die Realisierbarkeit Die Kosten waren wohl finanzierbar gewesen auch wenn sie mit 400 bis 550 Millionen Lire erheblich uber denen einer zusatzlichen Alpen Eisenbahn gelegen hatten Da der Kanal nur eine maximale Scheitelhohe von unter 1300 m aufweisen sollte ware er auch einen Grossteil des Jahres uber nutzbar gewesen Angesichts der damaligen enormen Bedeutung der Binnenschifffahrt und des uberaus grossen Einzugsgebietes eines solchen Alpenquerkanals hatte dieser mit einer guten Auslastung rechnen konnen Er hatte den Weg von den rheinischen Hafen hin zum Mittelmeer um einiges abgekurzt auf der anderen Seite ware der Weg von den Donauhafen zum Mittelmeer und zum Atlantik ebenfalls um ein Erhebliches verkurzt worden 5 Heute sind die wirtschaftlichen Verhaltnisse im Transportwesen nicht mehr fur das Projekt eines Alpenquerkanals geeignet Literatur BearbeitenMatthias Daum Splugen liegt am Meer In Die Zeit Nr 31 2015 Zeitverlag Gerd Bucerius 30 Juli 2015 ISSN 0044 2070 Andreas Teuscher Schweiz am Meer Plane fur den Central Hafen Europas inklusive Alpenuberquerung im 20 Jahrhundert Limmat Verlag Zurich 2014 ISBN 978 3 85791 740 0 Kurt Wanner Pietro Caminada und seine via d acqua transalpina ein wenig bekanntes Kapitel in der Geschichte des Splugenpasses In Bundner Monatsblatt Nr 2 2005 Zum Projekt des Alpenquerkanals aus dem Gutachten des Baurates Contag das in der Berliner Staatsbibliothek einsehbar ist und viele weitere Details liefert Weblinks BearbeitenTranshelvetischer Kanal auf memreg chEinzelnachweise Bearbeiten Paul Gleirscher ertauchte Geschichte Zu den Anfangen von Fischerei und Schifffahrt im Alpenraum Hrsg Landesmuseum Karnten Landesmuseum Karnten Klagenfurt 2006 ISBN 3 900575 33 9 Katalog zur Sonderausstellung ertauchte Geschichte im Landesmuseum Karnten 5 Mai bis 3 September 2006 Archivierte Kopie Memento des Originals vom 13 November 2004 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot fp tsn at Innschifffahrt endgultig eingestellt tirol orf at vom 9 November 2011 Der Transhelvetische Kanal Frachtschiffe quer durch die Schweiz schlossmuseumnidau ch Vision Seenland gt Ausstellungstexte 2008 S 15 abgerufen 1 Februar 2020 a b c d e Steffan Bruns Alpenpasse vom Saumpfad zum Basistunnel Band 5 Weltbild Kurt Wanner Via d Aqua transalpina Caminadas Wasserweg uber den Splugen 2012 2015 vgl 1 Tunnellange etwa 7 km mit etwa 150 m Gefalle grosste Hohe am Sudportal bei Isola etwa 1250 m uber Meer und etwa 950 m unter der Passhohe 2115 m uber Meer Kurt Wanner wird Wasser eingelassen das sich hinter dem Schiff zu sammeln beginnt und das Schiff vor sich her schiebt sodass dieses vor und aufwarts befordert wird Kurt Wanner Das Schiff wird dann mit der Schiene verbunden sodass es auf dieser emporzurollen vermag Karte mit allen verlinkten Seiten OSM WikiMap Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schifffahrtskanalprojekte in den Alpen amp oldid 235055859