www.wikidata.de-de.nina.az
Der Sachsenrieder Forst forstliche Bezeichnung Sachsenrieder Rotwald mit dem nordlich angrenzenden Denklinger Rotwald nahtlos zusammenhangend ist ein historisch forstwirtschaftlich und okologisch bedeutsames Waldgebiet im bayerischen Alpenvorland zwischen Kaufbeuren und Schongau auf dem Gebiet zweier Regierungsbezirke Schwaben Landkreis Ostallgau und Oberbayern Landkreise Weilheim Schongau und Landsberg am Lech Er umfasst uber 4 000 Hektar zusammen mit dem Denklinger Forst sogar 8 200 Hektar und ist einer der grossten zusammenhangenden Walder Oberbayerns sowie einer der waldbaulich ertragreichsten Gebiete in Deutschland uberhaupt Sachsenrieder ForstInhaltsverzeichnis 1 Naturraum 2 Geschichte 2 1 Sachsenrieder Bahnle und Dampflokrunde 2 2 Waldhaus 2 3 Fruhere Besiedelung 2 4 Personlichkeiten 3 Literatur 4 Weblinks 5 QuellenNaturraum BearbeitenDer Sachsenrieder Forst erstreckt sich uber einen hugeligen Hohenzug 700 bis 850 Meter uber NN zwischen den Flusstalern der Wertach im Westen und des Lech im Osten Der geologische Untergrund besteht im nordlichen Teil aus Schottern der Hochterrassen des Lech im sudlichen Abschnitt aus Moranen der Risseiszeit Zahlreiche Taleinschnitte entwassern mit Bachen zum Lech der hier noch sehr naturnah die unweit entfernte Litzauer Schleife ein Naturschutzgebiet bildet Das von Strassen und Rodungsflachen weitgehend unzerschnittene und dadurch fur scheue und grossraumig wandernde Wildtiere bedeutende Waldgebiet ist im Gegensatz zu den kaum bewaldeten fruchtbaren Wiesen und Ackerbaulandschaften der Umgebung fast rein von Rotfichten bestanden Die eingestreuten Bachtaler und Hange mit Quellaustritten anmoorigen Feuchtgebiete und Magerrasen sind von erheblicher Bedeutung als Lebensraum fur Pflanzen und Tiere Im Sachsenrieder Forst bestehen in Bezug auf Bodenbeschaffenheit und qualitat Klima und Niederschlagsmenge herausragend gute Bedingungen fur das Wachstum der Sachsenrieder Fichte Geschichte BearbeitenDer namensgebende Ort Sachsenried Gemarkung Schwabsoien weist auf die Entstehungsgeschichte vieler Siedlungen der Region z B Ingenried und der Weiler Erbenschwang Krottenhill und Huttenried im Mittelalter der Karolingerzeit hin Nach der Unterwerfung des Herzogtums Bayern im Jahr 788 liess namlich Karl der Grosse zwischen 794 und 803 aus dem Gebiet des heutigen Niedersachsen etwa zehntausend Familien mitsamt Gesinde in entlegene Teile des Frankenreiches umsiedeln vorwiegend in den Suden um die dort noch bestehenden weitraumigen Urwald Gebiete zu roden und neue Siedlungen zu errichten Viele Ortsnamen die auf ried enden neben Sachsenried z B Ingenried Konigsried Huttenried weisen auf diese Entstehung durch Waldrodung hin Der Forst war vermutlich ein Teil des weitlaufigen ehemaligen frankischen Konigsgut Bezirkes als dessen Mittelpunkt Kaufbeuren galt 1 Erstmals urkundlich belegt sind der Sachsenrieder und Denklinger Forst 1059 auch als Konigsschenkung Damals hiess der Sachsenrieder Forst auch Konigsforst Der Ortsname Konigsried weist noch darauf hin Zusammen mit den Neusiedlern kamen administratores Verwaltungsbeamte der Frankenkonige Diese waren uberwiegend Welfen aus dem Bereich Maas Mosel Zum Dank bekamen sie vom Konig frankische Reichsguter als Lehen Im 10 Jahrhundert bereits waren die Welfen deren Hauptsitz in der Burg Peiting war einflussreiche Grundherren mit grossen Besitzungen um Landsberg und Schongau Im Umfeld des Sachsenrieder Forstes zahlten z B Altenstadt Schwabsoien und Schwabbruck sowie Ingenried Erbenschwang Huttenried und Enkenried dazu Mehrfach so in Ingenried erinnert ein Lowe im Wappen an die Welfen Ab 1555 fuhrte ein eigens eingesetzter Forst und Jagermeister des Hochstiftes Augsburg in Denklingen angesiedelt die verschiedenen Forstdistrikte Im Ortswappen von Schwabsoien erinnert ein Kiefernzapfen in der Krummung eines Bischofsstabs an den Sachsenrieder Forst als Kirchenbesitz der Kiefernzapfen ist als Stadtpyr auch Wappensymbol Augsburgs Nach der Sakularisation wurde das nun staatliche Forstamt 1803 nach Kaufbeuren 1885 nach Dienhausen verlegt Von 1917 bis 1973 kam es erneut nach Denklingen Sachsenrieder Bahnle und Dampflokrunde Bearbeiten Der verkehrsmassig kaum erschlossene einsame Sachsenrieder Forst war immer eine grosse Barriere fur die sozialen und politischen Verbindungen zwischen Oberbayern im Osten und dem schwabischen Allgau im Westen Insbesondere im Winter bei Glatteis und Schnee ist die Strasse zwischen Kaufbeuren und Schongau die teilweise starke Gefalle und Kurven aufweist auch heute noch schwierig befahrbar Erst 1922 wurde die Bahnstrecke Kaufbeuren Schongau eroffnet Das Sachsenrieder Bahnle eine Nebenstrecke der Bahnstrecke Buchloe Lindau fuhr jahrzehntelang viele Sonntagsausflugler vom allgau schwabischen Stadt Kaufbeuren bis zum Haltepunkt Osterzell oder bis zur Haltestelle Sachsenrieder Forst bei km 17 0 von wo aus Wanderwege zur Ausflugsgaststatte Waldhaus fuhrten siehe unten Dort erreichte die Bahnstrecke mit 818 Metern ihren Hohepunkt Zwischen dem Sachsenrieder Forst und dem oberbayrischen Schongau und Peissenberg diente die Bahn vorrangig zum Transport von Grubenholz fur die Kohlebergwerke in Peiting und Peissenberg 1977 wurde die Strecke stillgelegt die Gleise abgebaut Der Landkreis Ostallgau und die Stadt Kaufbeuren kauften die Trasse von der Stadtgrenze Kaufbeuren bis zum Haltepunkt Sachsenrieder Forst und legten auf dem verbliebenen Schotterbett einen regionalen Radweg an der heute als Teilstuck der Dampflokrunde sehr beliebt ist In den letzten Jahren entstand mit Unterstutzung der EU das Verwaltungsgrenzen uberwindende Projekt Auerbergland in dem sich grenz nahe Gemeinden aus beiden Regierungsbezirken rund um den sudlich des Waldgebietes gelegenen Auerberg zu einer Kooperation auf touristischem und wirtschaftlichem Gebiet zusammengefunden haben Am 29 September 2013 wurde der knapp 35 Kilometer lange Themenradweg Sachsenrieder Bahnle zwischen Schongau und Kaufbeuren am ehemaligen Waldbahnhof feierlich eroffnet Waldhaus Bearbeiten nbsp Die im Jahr 2014 errichtete Holzhutte auf der WaldhauswieseDas so genannte Waldhaus wurde 1864 als Verpflegungs und Schutzhaus erbaut und wurde in der Folge ein traditioneller Treffpunkt fur Forstleute und Ausflugler Uber der Gaststatte im Erdgeschoss befand sich eine Wohnung und Dienststelle fur einen Forstbeamten Im Jahre 1869 wurde rund ums Waldhaus eine Anpflanzung mit exotischen Baumen und Strauchern angelegt wohl als eine Art Lehrgarten Viele Jahre bestand hier auch die erste und lange Zeit einzige bayerische Belegstation Zuchtstation fur die Zucht von Bienenkoniginnen der Rasse Nigra Im Februar des Jahres 1980 wurde das Waldhaus wegen Baufalligkeit sowie fehlender Strom und Wasserversorgung abgerissen In unregelmassigen Abstanden werden die sog Waldhausfeste auf der noch vorhandenen Waldhauswiese abgehalten Auf der Wiese wurde im Jahr 2014 ein kleiner Holzpavillon inklusive Informationstafeln sowie ein Gedenkstein von den Bayerischen Staatsforsten errichtet Die Holzhutte erinnert an den Bau des Waldhauses vor 150 Jahren nbsp Ehemaliger Tiefbrunnen der Wustung HaberatshofenFruhere Besiedelung Bearbeiten In der Nahe von Odwang im Sudwesten des Waldgebiets liegen die Ruinen des Weilers Haberatshofen 2 der 1845 aufgegeben wurde und wust gefallen ist Erkennbar sind noch Grundmauern ein ehemaliger Tiefbrunnen sowie eine Statue bei der alten Dorfkapelle in deren Nahe einige Grabsteine aus dem Boden schauen Ostlich der Wustung Haberatshofen gibt es Reste eines mittelalterlichen Burgstalls Personlichkeiten Bearbeiten August Ganghofer der spatere Leiter und Reformer des bayerischen Forstwesens Grunder der Koniglich bayerischen Forstversuchsanstalt erhielt seine Berufsausbildung im Sachsenrieder Forst und war anschliessend beim Kaufbeurer Forstamt tatig Sein Sohn der 1855 in Kaufbeuren zur Welt gekommene Heimatschriftsteller Ludwig Ganghofer bekam daher im Sachsenrieder Forst seine ersten Kindheitseindrucke vom spater in seinen Werken vielbeschriebenen Wald Literatur BearbeitenHelmut Glatz Das Wirtshaus im Sachsenrieder Forst und andere Geschichten Stolzalpe Wolfgang Hager Verlag 2004 ISBN 3 902400 59 5 Jugendbuch Helmut Kogel Thomas Pfundner Von Grenzen und Marksteinen rund um Kaufbeuren Teil 3 Eine Exkursion in den Sachsenrieder Forst In Kaufbeurer Geschichtsblatter 19 2012 H 8 S 280 285 Helmut Kogel Bilder aus vergangenen Zeiten das Waldhaus im Sachsenrieder Forst In Kaufbeurer Geschichtsblatter 17 2006 H 8 Sigfrid Hofmann Verlassene Tiefbrunnen im Sachsenrieder Forst Habratshofen In Lech und Ammerrain Heimatbeilage d Schongauer Nachrichten 7 Nr 6 S 1 Schongau 1956 H Schmidt Vogt Waldbauinst d Univ Freiburg i Br Die Fichtenherkunft Sachsenrieder Forst In Forstwissenschaftliches Centralblatt v91 n1 197212 129 142 Gustav Krauss Standortsbedingungen der Durchforstungsversuche im Sachsenrieder Forst In Mitt a d Staatsforstverwaltung Bayerns H 17 Munchen 1925 Weblinks BearbeitenHistorische Bilder aus dem Sachsenrieder Forst bei Schwabsoien Das Waldhaus Landschaftssteckbrief Sachsenrieder und Denklinger Rotwald Bundesamt fur Naturschutz Dampflokomotive im Sachsenrieder Forst 1955 Erlebnisradroute Sachsenrieder Bahnle Weg schlagt BruckenQuellen Bearbeiten Laut einer These von Christian Frank aufgegriffen auch von Richard Dertsch eine archaologische Bestatigung fur die Existenz eines Konigshofes bei Kaufbeuren konnte bisher jedoch nicht gefunden werden Topographischer Atlas vom Konigreiche Baiern diesseits des Rhein Memento des Originals vom 27 September 2007 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot zoom bib bvb de Bayerische Landesbibliothek Online47 870833333333 10 800277777778 Koordinaten 47 52 15 N 10 48 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sachsenrieder Forst amp oldid 238926589