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Durch die Ryti Ribbentrop Einverstandniserklarung finnisch Ryti Ribbentrop sopimus vom 26 Juni 1944 wandelte sich die Zusammenarbeit zwischen der Republik Finnland mit dem Deutschen Reich wahrend des Zweiten Weltkriegs zu einem formalen Militarbundnis Risto Ryti 1941 Joachim von Ribbentrop 1946 Lage Anfang Dezember 1941 bis Juni 1944 Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Scheitern 3 Bewertung 4 Geschichtlicher Hintergrund 5 Kontroverse 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenMit dem Vertrag verpflichtete sich der damalige finnische Prasident Risto Ryti im Fortsetzungskrieg keinen Separatfrieden mit der Sowjetunion zu schliessen ausser mit ausdrucklicher Zustimmung des Deutschen Reichs Das Abkommen war das Verhandlungsergebnis des NS Aussenministers Joachim von Ribbentrop der am 22 Juni uberraschend in Helsinki eingetroffen war Dem Abkommen wurde nach eingehender Prufung Marschall Mannerheims und des Kriegskabinetts zugestimmt allerdings wurde es als Rytis personliches Unterfangen ausgegeben um somit absichtlich die Form eines bindenden Vertrags zwischen den Regierungen Finnlands und des Deutschen Reiches zu vermeiden was die Miteinbeziehung des finnischen Parlaments erfordert hatte Scheitern BearbeitenDie Vereinbarung wurde aus finnischer Sicht hinfallig als Ryti am 31 Juli von seinem Amt als Prasident zurucktrat und Mannerheim sein Nachfolger wurde Auf Anfrage des Chefs des OKW Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel setzte Mannerheim die Deutschen davon in Kenntnis dass er bzw Finnland sich keineswegs an Rytis Einverstandniserklarung gebunden sah Binnen sechs Wochen schloss Finnland mit der Sowjetunion einen Waffenstillstand Die Waffenstillstandsbedingungen sahen vor die deutsche Wehrmacht mit Waffengewalt aus Nordfinnland zu vertreiben woraus sich der Lapplandkrieg entwickelte Bewertung BearbeitenIm Nachhinein stellte sich heraus dass die Bedeutung des Ryti Ribbentrop Vertrags fur den weiteren Kriegsverlauf im Juni 1944 deutlich uberschatzt worden war Die Wehrmacht hatte bereits dringend benotigte Panzerabwehrwaffen geliefert und eine bedeutende Anzahl von Bomberstaffeln entsandt um die Verteidigung der Karelischen Landenge zu unterstutzen Tatsachlich waren wohl alle benotigten militarischen Hilfsguter bereits in Finnland oder auf dem Weg dorthin als Ribbentrop auf Prasident Ryti Druck ausubte somit arbeiteten das deutsche Aussenministerium und das OKW anscheinend aneinander vorbei Vor der sowjetischen Sommeroffensive 1944 band die finnische Armee schatzungsweise mindestens 26 Divisionen 5 Brigaden und 16 Regimenter der Roten Armee Fur die Wehrmacht waren die finnischen Streitkrafte demnach von grossem Nutzen durch deren engagierte Verteidigung der finnischen Heimat vor einer kommunistischen Invasion den deutschen Ruckzug aus Russland und spater auch dem Baltikum zu decken Demgegenuber wollte das deutsche Auswartige Amt in der Wilhelmstrasse seinerseits aus Finnlands prekarer Lage nach der Einnahme der Festung Wyborg durch die Sowjets einen Vorteil ziehen indem militarische Hilfslieferungen an politische Zugestandnisse geknupft werden sollten Ryti und Mannerheim war das Kompetenzgerangel zwischen OKW und Wilhelmstrasse nicht bewusst ausserdem war das Risiko zu gross dass am Ende Ribbentrops Ministerium die Wehrmacht doch dazu bringen konnte die Unterstutzung Finnlands vollstandig einzustellen Geschichtlicher Hintergrund BearbeitenFinnland erlebte in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts eine turbulente Zeit Sowohl russische Expansionsplane als auch die Oktoberrevolution hatten die vormals guten russisch finnischen Beziehungen getrubt Der Finnische Burgerkrieg mit seinen blutigen Nachwirkungen die Aland Krise die expansionistische Rhetorik und die militarischen Expeditionen in Russisch Karelien der leidenschaftliche Antikommunismus und der Mantsala Aufstand der semi faschistischen Lapua Bewegung mit Verbindungen in hochste finnische Kreise fuhrten zu kuhlen und spater auch kaum verbesserten Beziehungen mit den anderen skandinavischen Landern Eine versuchte Zusammenarbeit der im Zuge des Zerfalls des Russischen Reichs unabhangig gewordenen Staaten Grenzstaaten mit der Sowjetunion kam nicht zustande Die durch die Intervention des Deutschen Kaiserreichs im Finnischen Burgerkrieg verbliebene pro deutsche Stimmung erhielt nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland einen deutlichen Dampfer Finnlands demokratische Traditionen reichen bis ins 16 Jahrhundert und nach den gescheiterten Aufstanden von links und rechts zeigten sich die Finnen von den brutalen Seiten des neuen Deutschlands ziemlich befremdet die Finnen zahlten nach der NS Rassentheorie keineswegs zur Herrenrasse Die Abessinien Krise von 1935 und der ihr folgende Italienisch Athiopische Krieg kennzeichneten das Ende des durch den Volkerbund aufrechterhaltenen Friedens im Interbellum und Finnland drohte wieder mit seinem grossen expansionistischen russischen Nachbarn alleine gelassen zu werden Unter Premierminister Toivo Mikael Kivimaki orientierte sich Finnland aussenpolitisch starker an Skandinavien und die neutralistische Oslo Gruppe Finnland suchte Schutz durch die Zugehorigkeit zu einer Gruppe kleinerer Nationen die glaubhaft keine aggressiven Absichten hegten aber ein vitales Interesse daran hatten einer Fremdaggression standzuhalten Diese veranderte Aussenpolitik machte es aus Glaubwurdigkeitsgrunden notwendig diplomatisch grosseren Abstand von NS Deutschland zu nehmen und sich mehr der Sowjetunion anzunahern Finnlands neue skandinavisch orientierte Aussenpolitik war kein Fehlschlag Eine massgebliche Folge war die Angleichung der finnischen Munition an die schwedische was fur Finnlands Widerstandsfahigkeit bei der sowjetischen Invasion im Winterkrieg entscheidend gewesen sein mag Wahrend des Winterkriegs bewilligte Schweden Finnland Kredite in grossem Umfang und stellte Munition Nachschub und fast zehntausend Freiwillige zur Verfugung Die Finnen erwarteten jedoch einen entscheidenden Beitrag Eine wesentliche Anzahl regularer Truppen Die militarischen Plane waren bereit Stockholms politische Unterstutzung war aber unzulanglich Das schwedische Misstrauen gegenuber moglichen expansionistischen Zielen Finnlands wie sie haufig und lautstark von der nationalistischen Akademischen Karelien Gesellschaft und anderen Gleichgesinnten kundgetan wurden war noch zu stark Schwedens Entscheidung keine regularen Truppen zu entsenden wurde in Finnland nach dem herben Moskauer Friedensvertrag gemeinhin als Beweis fur das Scheitern der skandinavisch orientierten Aussenpolitik wahrgenommen Als sowohl die Sowjetunion wie auch vor allem die finnische offentliche Meinung engere finnisch schwedische Beziehungen missbilligten musste Finnland seine Aussenpolitik wieder neu ausrichten Diesmal wurde beim Deutschen Reich Schutz gesucht erneut durch Kivimaki nunmehr Botschafter in Berlin bewerkstelligt was nach einer Verstandigung uber Truppentransporte und Munitionslieferungen zur Stationierung starker Wehrmachtsverbande in Nordfinnland im Vorfeld des Unternehmens Barbarossa fuhrte Drei Tage nach dem deutschen Angriff in Osteuropa gegen die Sowjetunion begann der Fortsetzungskrieg Ein halbes Dutzend finnische Ortschaften und Stadte wurde von den sowjetischen Luftstreitkraften angegriffen kurz darauf drangen finnische und deutsche Truppen auf sowjetisch besetzte Gebiete Finnlands vor Die deutsche Fuhrung war hartnackig bestrebt Finnland zu einem formalen Bundnis mit dem Deutschen Reich zu bewegen die Finnen hatten hingegen in der Miekantuppipaivakasky Deklaration ihre durchaus offensiven und expansionistischen Ziele fur begrenzt erklart und als wenige Monate spater nicht nur die verloren gegangenen Gebiete sondern auch Ost Karelien erobert werden konnte sahen sie keine Notwendigkeit fur ein unvorteilhaftes Bundnis Die Wyborg Petrosawodsker Operation der Sowjetunion konnte anfangs grosse Erfolge einfahren Deutschland war jedoch auf ein Verbleiben Finnlands im Krieg angewiesen Ein Austritt Finnlands wurde es der Sowjetunion erlauben wieder in die baltische See vorzustossen und so die Stellungen in den baltischen Staaten bedrohen welche bis dato bei mehreren heftigen Schlachten bei Narva standgehalten hatten Dies ebnete schliesslich den Weg fur den Ryti Ribbentrop Vertrag in welchem Deutschland Finnland Unterstutzung zusicherte wenn dieses im Krieg bleiben wurde Der Vertrag trat am 26 Juni 1944 in Form einer Garantie durch Ryti in Kraft Wegen der Konzentration der Sowjetunion auf die Front gegen Deutschland wurde der Angriff der Roten Armee auf der Karelischen Landenge aufgegeben Die finnischen Fronten wurden entlastet Die neue finnische Regierung nutzte die Situation und loste den Ryti Ribbentrop Vertrag 1 um Frieden zu schliessen sehr zum Unwillen der deutschen Regierung der es nicht gelang Finnland in den Reihen der Achsenmachte zu behalten Kontroverse BearbeitenDie Frage was der Ryti Ribbentrop Vertrag in Wirklichkeit war bleibt einigermassen umstritten genauso wie die Frage ob Finnlands Zusammenarbeit mit NS Deutschland in Wirklichkeit nicht ein verdecktes Bundnis und ob der Fortsetzungskrieg in Wirklichkeit nicht ein finnischer Angriffskrieg war auch wenn er als Verteidigungskrieg gegen einen sowjetischen Praventiv Angriff begonnen wurde Viele dieser Kontroversen gehen auf die sowjetische Vorstellung zuruck die die Ansicht finnischer Fluchtlinge in Russland ubernahm dass der Faschismus seit dem Finnischen Burgerkrieg bei allen finnischen Politikern ausgenommen den illegalen Kommunisten und grossen Teilen der finnischen Gesellschaft mehr oder weniger die Oberhand gewonnen hatte Die Finnen selbst betrachteten den Faschismus in ihrer tief verwurzelten Demokratie lediglich als Randerscheinung insbesondere nach dem klaglich gescheiterten Mantsala Aufstand Josef Stalin der NKVD und die sowjetische Propaganda hingegen deuteten die finnischen Ereignisse im Geiste der dogmatischen Uberzeugung dass die meisten Mitglieder der politischen Fuhrung Finnlands einschliesslich bekannter Sozialdemokraten verkappte Faschisten waren Eine finnische Besonderheit war dass die politische Arbeiterbewegung von Sozialdemokraten und Sozialisten und nicht zu Stalins grossem Verdruss von Kommunisten dominiert war und auch heute noch ist Finnland war zudem eines der wenigen Lander in denen die Politik gleichermassen sowohl von linken als auch von antikommunistischen Stromungen beeinflusst war Als die Sowjetunion Mitglied der Alliierten war hatte die sowjetische Weltsicht nicht nur auf frankophone und anglophone Historiker ungewohnlich grossen Eingang sondern auch auf die gesamten skandinavischen Lander Nach dem Krieg wurde die Kommunistische Partei Finnlands KPFi legalisiert die dann allerdings keinen besonderen politischen Einfluss hatte und uber die sowjetische Sicht der Dinge wurde sogar unter konservativen Regierungen zuvorkommend haufig in finnischen Zeitungen berichtet ohne allzu offensichtlich als solche gekennzeichnet zu sein Literatur BearbeitenM Klinge Finland and the Experience of War In S Ekman Hrsg War experience self image and national identity the Second World War as myth and history Hedemora 1997 S 114 129 B Wegner Deutschland und Finnland im Zweiten Weltkrieg In DFG Hrsg 50 Jahre Deutsch Finnische Gesellschaft Munchen 2002 S 156 176 M Jokisipila Aseveljia vai liittolaisia Suomi Saksan liittosopimusvaatimukset ja Rytin Ribbentropin sopimus Helsinki 2004 S 450 465 M Jokisipila Die Sonderkriegsthese als Havarie oder Meisterstuck eines aussenpolitischen Tauchungsmanovers Finnland und Deutschlands Bundnisvertragsforderungen 1943 1944 In Edgar Hosch Hrsg Deutschland und Finnland im 20 Jahrhundert Harrassowitz Wiesbaden 1999 ISBN 3 447 04200 1 S 45 63 D Aspelmeier Deutschland und Finnland wahrend der beiden Weltkriege v d Ropp Hamburg 1967 Genosse wir wollten euch erledigen In Der Spiegel Nr 5 1985 S 131 ff online Weblinks BearbeitenDie Sonderstellung Finnlands wahrend des Zweiten Weltkriegs eKritik deEinzelnachweise Bearbeiten Edgar Hosch Jorma Kalela Hermann Beyer Thoma Deutschland und Finnland im 20 Jahrhundert Otto Harrassowitz Verlag 1999 S 59 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ryti Ribbentrop Vertrag amp oldid 235917558