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Roderich Fick 16 November 1886 in Wurzburg 13 Juli 1955 in Munchen war ein deutscher Architekt und Professor an der Technischen Hochschule Munchen dessen Werk von traditionellen und regionalen Bauformen bestimmt wurde Zur Zeit des Nationalsozialismus machte er eine steile Karriere und war einer der anfanglichen Lieblingsarchitekten Adolf Hitlers der sich stark von Ficks regionaltypisch konservativem Baustil und der damit verbundenen Ablehnung normierter Universalbauformen angesprochen fuhlte Roderich Fick Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft Schule und Studium 1 2 Berufliche Anfange 1 3 Gronlandexpedition 1 4 Kolonialdienst in Kamerun 1 5 Neuanfang in Herrsching 1 6 Karriere als Architekt 1 7 Architekt im NS Staat 1 8 Nach dem Krieg 2 Werk 2 1 Bauten Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft Schule und Studium Bearbeiten Roderich Fick wurde am 16 November 1886 als zweites Kind des Augenarztes Adolf Gaston Eugen Fick und seiner Frau Marie Katharina geb Wislicenus in Wurzburg geboren Sein Vater hatte dort Medizin studiert und in Breslau eine Fachausbildung fur Augenheilkunde absolviert 1879 war er nach Sudafrika ausgewandert und betrieb in Richmond eine allgemeinmedizinische Praxis Ein langerer Heimaturlaub bot ihm die Gelegenheit Marie Wislicenus die Tochter des Professors fur Chemie Johannes Wislicenus in Zurich kennenzulernen Die entstandene Freundschaft fuhrte schliesslich 1884 zur Heirat in Wurzburg Nach weiteren zwei Jahren in Sudafrika kehrten beide mit ihrer 1885 in Richmond geborenen Tochter Hildegard endgultig nach Europa zuruck Bereits im Jahr nach der Geburt Roderichs zog Adolf Fick mit seiner Familie 1887 von Wurzburg nach Zurich um an der dortigen Universitat als Privatdozent fur Augenheilkunde zu arbeiten Die mutterliche Linie der am 26 Juli 1863 in Zurich geborenen Marie Wislicenus geht auf die Familie Sattler Geiger in Schweinfurt zuruck Die Mutter Roderichs wies in den Vorfahren ihrer weiteren Verwandtschaft etliche Kunstler wie die Maler Hermann Wislicenus Conrad Geiger und Johann Ernst Sattler auf Sie brachte somit ebenfalls kunstlerische Anlagen mit die sie teilweise an ihre Kinder weitergab So zeigte auch Roderich schon fruhzeitig eine auffallende zeichnerische und musikalische Begabung die in seinem kunstsinnigen Elternhaus entsprechend gefordert und unterstutzt wurde Allerdings charakterisierte ihn seine Mutter auch als Sonderling mit Hang zum Einspannertum Neben seinem Bruder Roland hatte Fick noch funf Schwestern von denen Hildegard als alteste bereits 1890 an Diphtherie verstarb In Zurich besuchte Fick das humanistische Gymnasium und trat 1903 aufgrund schlechter schulischer Leistungen in die dortige Industrieschule Oberrealschule uber 1904 besuchte er auf einer Italienreise mit der Familie Sattler seine mutterlichen Verwandten in Florenz Nach seinem Abitur im Herbst 1906 leistete Fick als Einjahrig Freiwilliger seinen Militardienst in Karlsruhe Obwohl ihm der militarische Drill zuwider war und er nur das Reiten als Gewinn empfand leistete er noch wahrend seines Studiums immer wieder kurze Fortbildungsubungen ab so dass er 1911 zum Reserveoffizier ernannt wurde Seine Entscheidung fur ein Architekturstudium war wohl ein Kompromiss zwischen seinem Hang zum kunstlerischen Zeichnen und Bildhauen und den Vorstellungen des Vaters von einem eintraglichen soliden Beruf wie Fick spater in seinem Tagebuch notierte Im Herbst 1907 nahm er sein Architekturstudium an der Technischen Hochschule in Munchen auf Zum Wintersemester 1907 08 lernte er bei Alfred Friedrich Bluntschli in der Architekturabteilung des Polytechnikums in Zurich wo er vom Sommer 1909 an im Buro des Architekten Alexander von Senger arbeitete Fur das Sommersemester 1910 wechselte er zur Ingenieurabteilung der Technischen Hochschule Dresden Hier besuchte er nebenbei auch Vorlesungen zur Astronomie und Geodasie Fick folgte dem Ratschlag von Theodor Fischer der seit 1909 als Professor fur Baukunst an der Technischen Hochschule Munchen lehrte auf Abschlussexamen und Diplomarbeit zugunsten einer unmittelbaren Praxisaufnahme zu verzichten Im Herbst 1910 kehrte er daher nach Zurich zuruck um sich dort als freischaffender Architekt zu verdingen Berufliche Anfange Bearbeiten Ein erster Auftrag bestand in der Errichtung eines Bootshauses mit Gartenanlage in Ruschlikon Da er sich als Architekt nicht ausgelastet fuhlte experimentierte er auf Anregung seines Onkels Johannes Wislicenus in seiner eigenen Werkstatt mit der Entwicklung einer Selbsttatig messenden Druck und Saugpumpe Seine Konstruktion wurde schliesslich bei der Internationalen Hygieneausstellung 1911 in Dresden vorgestellt Gronlandexpedition Bearbeiten nbsp Die Teilnehmer der Schweizerischen GronlandexpeditionIm Sommersemester 1911 belegte Fick erneut Vorlesungen uber Chemie Geologie Meteorologie Astronomie und Luftschifffahrt mit Blick auf die Verwirklichung eines fruhen Jugendtraumes der Teilnahme an einer Arktisexpedition Schon im Herbst 1911 gelang es ihm zusammen mit einem Freund sich als Teilnehmer einer von Alfred de Quervain geleiteten schweizerischen Expedition zur Durchquerung Gronlands zu qualifizieren Von Mitte Juni bis Ende Juli 1912 durchquerten die Schweizer Forscher als zweite Expedition nach der von Fridtjof Nansen 1888 Gronland von Westen Ilulissat nach Osten Ammassalik 1 Ficks Aufgabe bestand dabei in der geographischen Ortsbestimmung sowie kartographischen Vermessungsarbeiten Diese nicht direkt berufsbezogene Leistung zahlte Fick gleichwohl zu seinen wichtigsten nbsp Die Schweizerische Gronlandexpedition auf der Heimreise in KopenhagenRund hundert Jahre nach Fick wiederholte sein Enkel der Spiegel Redakteur Stephan Orth 1979 die historische Expedition seines Grossvaters 2 Kolonialdienst in Kamerun Bearbeiten Nach Zurich zuruckgekehrt tat er sich weiterhin schwer Auftrage als Architekt zu bekommen Auch eine vorgesehene Anstellung in einem Architekturburo kam nicht zustande Fick widmete sich daher gezwungenermassen wieder verschiedenen handwerklichen Tatigkeiten in seiner Werkstatt Die Spanne seiner Versuche reichte vom Geigen bis zum Segelflugzeugbau Da jedoch auch diese Experimente keine existenzsichernde Alternative darstellen konnten entschloss er sich in den Kolonialdienst einzutreten Vorher unternahm er im Fruhjahr 1914 eine Studienreise nach Italien und war kurz im Buro der Architekten Helmuth Griesebach und Georg Steinmetz in Berlin tatig Fick verlobte sich mit der aus Dresden stammenden 17 jahrigen Marie Gunther und ging dann im Juni 1914 in die deutsche Kolonie Kamerun Dort wurde er als Ingenieur und Leiter der Abteilung fur Hoch und Tiefbau des Bezirksamtes Douala eingesetzt Der kurz darauf folgende Ausbruch des Ersten Weltkrieges beendete abrupt seinen fur 1 Jahre vorgesehenen Kolonialdienst Als Leutnant der Reserve wurde er zur deutschen Schutztruppe von Kamerun eingezogen Die zahlenmassig und materiell unterlegene Schutztruppe konnte sich noch zwei Jahre in Kamerun halten Das Gros der Truppe uberschritt dann Anfang Februar 1916 die Grenze zum benachbarten spanischen Muni Gebiet heute Mbini und wurde auf Fernando Poo bzw in Spanien interniert Fick kam in ein Lager bei Pamplona Hier nutzte er seine Zeit zum Geigenspiel und Reiten Fur die spanische Gemeinde Burlada fertigte er Entwurfe fur ein Elektrizitatswerk Ein von ihm entworfener Umbau des Klosters Puente la Reina in der Provinz Navarra wurde zum Teil verwirklicht Sein Bruder Roland war in der Schlacht von Tahura schwer verwundet worden und starb am 9 Juli 1916 in einem franzosischen Lazarett ein Verlust der ihn sehr schmerzlich traf Neuanfang in Herrsching Bearbeiten Erst im Oktober 1919 konnte Fick zu seinen Eltern zuruckkehren Diese waren kurz nach Kriegsausbruch nach Schonungen in Mainfranken umgezogen wo sie in einem Anwesen der Verwandtschaft von Ficks Mutter die Kriegszeit verbrachten wahrend sein Vater als Sanitatsrat in Frankreich eingesetzt wurde und erst im August 1919 heimkehrte Fick heiratete hier am 27 Dezember 1919 seine Verlobte und bemuhte sich um einen neuen Lebensmittelpunkt fur seine berufliche Entfaltung Im Fruhjahr 1920 erwarb er die sog Alte Muhle in Herrsching Muhlfeld und bezog mit seiner Familie das ausgebaute und sanierte Anwesen im Juli des gleichen Jahres Zusammen mit seinem Kompagnon Rudolf Menzel den er aus der gemeinsamen Internierungszeit in Spanien kannte betrieb er neben einem Architekturburo noch eine Bootswerft und widmete sich ab 1922 wieder zunehmend dem Segelflugzeugbau In Zusammenarbeit mit der an der Technischen Hochschule Munchen entstandenen Akademischen Fliegergruppe Akaflieg Munchen entwickelte Fick ein Segelflugzeug das vom Wasser aus gestartet werden konnte Vogel Roch 1926 verpachtete er dann seine Firma Karriere als Architekt Bearbeiten Als Architekt erhielt er mit dem Entwurf fur ein Wohnhaus im Herrschinger Ortsteil Lochschwab fur den Bildhauer Ernesto de Fiori einen ersten grosseren Bauauftrag Bereits bei dieser Planung erwies er sich als ambitionierter Architekt mit einem ausgepragten Sinn fur handwerkliche Detailausfuhrung Die Auftragslage blieb jedoch weiterhin nur massig Ein weiteres grosseres Projekt stellte die Anlage eines neuen Friedhofs mit Leichenhaus in Herrsching 1926 dar Die qualitatsvollen detaillierten und auffallend reich illustrierten Entwurfsdarstellungen verschafften Fick einen zunehmenden Bekanntheitsgrad So nahm er 1928 auch an einer Ausschreibung fur ein Gebaude des Volkerbundes in Genf teil Im gleichen Jahr entwarf er ein Wohnhaus in Schweinfurt Dr G Graetz Am Lohlein 4 heute unter Denkmalschutz In der Zeitschrift Der Baumeister erschien 1928 eine erste Gesamtwurdigung seines bisherigen Werkes 3 Schliesslich erhielt er einen grossen Auftrag fur die Errichtung eines neuen Hallenbades fur die Stadt Schweinfurt der Stadt zu der er noch verwandtschaftliche Beziehungen hatte und in der sein Schwager Heinrich Zierl Oberbaurat war Fur das nach dem Stifter dem Industriellen Ernst Sachs benannte und in den Jahren 1931 bis 1933 errichtete Bad fertigte Fick Planzeichnungen bis ins letzte Detail so dass von den Turen Fenstern Mobeln bis zu den Leuchtkorpern und Beschlagen alles aufeinander abgestimmt wurde und seine Handschrift tragt Architekt im NS Staat Bearbeiten 1933 begann Fick nach Siedlungsbauten in den Munchner Stadtteilen Berg am Laim und Friedenheim mit den Entwurfsarbeiten fur seinen ersten bedeutenden Bauauftrag in Munchen Von der Kassenarztlichen Vereinigung Deutschlands war er mit dem Bau eines Hauses der Deutschen Arzte in der Brienner Strasse betraut worden Die Verwirklichung dieses 1935 fertiggestellten schlichten Walmdachbaus mit strenger Fenstergliederung und einem den Eingang betonenden Rundbogenportal mit klassizistischer Sprenggiebelbedachung forderte Ficks weitere Karriere Der in unmittelbarer Nahe zum Braunen Haus sowie zu den im Bau befindlichen Gebauden der Partei in der Meiser und Arcisstrasse errichtete Bau erregte die Aufmerksamkeit Hitlers der sich von der Architektur angetan zeigte und Fick nach der Eroffnungsfeier am 3 November 1935 zu sich ins Braune Haus bestellte Fick erfuhr hier nicht nur Zustimmung fur seine Baugestaltung sondern erhielt auch das Angebot zur Planung einer Siedlung fur den Fuhrerstab in Munchen Pullach sowie fur Bauten in Obersalzberg Fick stammte aus einem national konservativ gepragten Elternhaus Ob sein Eintritt in den deutschen Kolonialdienst durch die alldeutschen Ideen motiviert war fur die sein Vater ihn gewinnen wollte erscheint zweifelhaft Auch die Erfahrung des Ersten Weltkrieges mit anschliessender dreijahriger Internierung und der Soldatentod seines jungeren Bruders fuhrten bei ihm zu keinem parteipolitischen Engagement Der Auftrag fur die neuen Machthaber in Deutschland zu bauen kam daher vollig uberraschend wie Fick im Spruchkammerverfahren am 23 Februar 1948 zu Protokoll gab Wie das Arztehaus eroffnet wurde habe ich Hitler zum ersten Mal gesehen Er meinte nun den Architekten gefunden zu haben Reichsleiter Bormann hat mich in das braune Haus bestellt und er hat mich gebeten die Sache in Pullach zu ubernehmen Ich war bei der Eroffnung des Arztehauses dem Fuhrer vorgestellt worden Er war so begeistert dass ich diesen Auftrag in Pullach bekam 4 Mit dem Auftrag in Pullach den er von Hitlers spaterem Sekretar und damaligen Stabsleiter des Stellvertreters des Fuhrers Martin Bormann erhielt war die Planung und Durchfuhrung der Reichssiedlung Rudolf Hess auf einem 68 ha grossen Areal in Munchen Pullach gemeint die als separierte Wohnsiedlung fur die Parteielite dienen sollte 1936 wurde Fick als ordentlicher Professor fur das Entwerfen von Bauten in der Fakultat fur Bauwesen der Munchner Technischen Hochschule berufen auf den Lehrstuhl den zuvor Robert Vorhoelzer innegehabt hatte Fur Lehrstuhlberufungen war ab 1933 insbesondere fur die Baufakultaten die politische Eignung ein zusatzliches Auswahlkriterium Man musste also Fick im Sinne der politischen Erwartungen als geeignet eingeschatzt haben obwohl er zu diesem Zeitpunkt noch kein Parteimitglied war Am 20 Mai 1937 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP und wurde ruckwirkend zum 1 Mai desselben Jahres aufgenommen Mitgliedsnummer 5 154 547 5 Seine Mitgliedschaft begrundete er spater damit er hatte das Gefuhl gehabt einen Akt der Unhoflichkeit zu begehen wenn er in seinen Auftragen in Obersalzberg erscheine und nicht in der Partei sei 6 Zeitgleich mit seiner Lehrstuhlberufung erhielt er von Hitler erste Auftrage fur die Bebauung von Obersalzberg Hierzu erlauterte Fick in der Spruchkammersitzung am 15 Oktober 1946 er habe sich zunachst zur Wehr gesetzt als Bormann ihn gewinnen wollte die Bauten in Obersalzberg zu ubernehmen Nach etwa sechs Wochen sei er wieder nach Obersalzberg befohlen worden wo ihm Bormann erklart habe Hitler habe es unwiderruflich so entschieden So hatte er sich bereit erklart die Bauten zu ubernehmen 6 Im Lauf der nachsten Jahre war Fick der meistbeschaftigte Architekt in Obersalzberg Seine Bauprojekte reichten von der Villa Bormann dem Hotel Platterhof Innenausbau und Mobel Professor Heinrich Michaelis dem Teehaus am Mooslahnerkopf dem Kehlsteinhaus der SS Kaserne und der Stammarbeitersiedlung bis zu den erforderlichen Infrastrukturanlagen Fick zahlte schliesslich zu den wichtigsten Vertretern der Architektur im Nationalsozialismus und stand auf der sogenannten Gottbegnadeten Liste Fuhrerliste 7 In Munchen hatte er in der Brienner Strasse 3 eine Wohnung im zweiten Stock Zwischen Bormann der die Etablierung der politischen Machtzentrale in Obersalzberg und die entsprechenden reprasentativen und privaten Bauten von Anfang an als sein Werk betrachtete und Fick der am 14 Juni 1940 als ordentlicher Professor zum Beamten auf Lebenszeit ernannt worden war gab es schon zu Beginn Spannungen die letztlich zum Zerwurfnis und seinem Entlassungsgesuch 1940 fuhrten Fick konnte seine Karriere allerdings bruchlos fortsetzen nachdem er bereits am 28 Marz 1939 zum Reichsbaurat fur die Stadt Linz an der Donau berufen worden war 8 In dieser Funktion war er Hitler direkt unterstellt Drei Tage zuvor am 25 Marz 1939 hatte Hitler zur Durchfuhrung der stadtebaulichen Massnahmen die zur Anlage und zum Ausbau sowie zur planvollen Gestaltung der Stadt erforderlich sind einen Erlass uber die Neugestaltung der Stadt Linz a d D unterzeichnet 9 Die Fuhrerstadt Linz zahlte zu den insgesamt funf Fuhrerstadten des damaligen Grossdeutschen Reiches mit der Bezeichnung Patenstadt des Fuhrers deren architektonisch reprasentativer Ausbau absoluten Vorrang haben sollte An der Aufgabe Linz zu einem europaischen Kulturzentrum zwischen Munchen und Wien zu entwickeln beauftragte Hitler neben Fick die Architektenprominenz des Reiches wie Albert Speer Hermann Giesler Leonhard Gall Wilhelm Kreis Oswald Bieber u a Fick fuhrte das Stadtplanungskonzept des Stadtbauamtes Linz fort und gab ihm als Generalbebauungsplan vom Marz 1943 seine endgultige Form und Rechtsverbindlichkeit Ziel dieser Planung war die Vergrosserung der Stadt fur eine vervierfachte Einwohnerzahl mit reprasentativ ausgebauten Stadtzentren Von den Fick schen Grossprojekten kam jedoch lediglich die stadtseitigen Bruckenkopfgebaude im Zusammenhang mit der neuen Nibelungenbrucke das Hotel Donauhof und das Wasserstrassenamt in den Jahren 1939 bis 1941 zur Ausfuhrung Auch hier in Linz hatte Fick Kompetenzstreitigkeiten mit der Stadt dem Gauleiter August Eigruber und dem Generalbaurat fur die Hauptstadt der Bewegung Munchen Hermann Giesler auszufechten Nach Auseinandersetzungen mit Bormann war ihm Giesler zur Seite gestellt worden der bereits ab Ende 1941 sukzessive die Planung fur alle vorgesehenen Monumentalbauten sowie die Achsenplanung erhielt Schliesslich uberliess Hitler der sich von der eher zuruckhaltenden neobarocken Architekturkulisse Ficks fur das rechte Donauufer enttauscht zeigte ihm ab 1943 nur noch die Gestaltung der Innenstadt Er behielt allerdings sein Amt und wirkte bis Kriegsende sowohl in seinem Linzer Planungsburo als auch auf seinem Munchner Lehrstuhl Fur Linz arbeitete er an einem Not und Wiederaufbauprogramm fur Bombenschaden In einer eidesstattlichen Erklarung fasste ein Architekt im Stadtbauamt Linz und Mitarbeiter Ficks die Grunde fur das letztliche Scheitern Ficks in Linz folgendermassen zusammen Politisch wurde Professor Fick als Aussenseiter betrachtet Die Tatsache dass er erst spat der NSDAP beitrat und die allgemein bekannte fast an Feindschaft grenzende Haltung Bormanns gegen ihn starkten diese Anfeindungen Nicht nur in politischer sondern auch in kunstlerischer Hinsicht wurden gegen Professor Fick Vorwurfe erhoben So insbesondere der Vorwurf dass seine Planungen nationalsozialistische Ausdrucksformen vermissen lassen Das Kesseltreiben gegen Professor Fick ging soweit dass sein Einfluss innerhalb seines Aufgabenbereiches in Linz praktisch fast ausgeschaltet war Insbesondere hat es Professor Giesler aufgrund seiner Verbindung mit Bormann verstanden Professor Fick auszuschalten 10 Nach dem Krieg Bearbeiten Das Kriegsende erlebte Fick in Munchen Sein Dienstherr suspendierte ihn am 13 September 1945 vorlaufig seines Amtes als Professor an der Technischen Hochschule Munchen Am 14 September 1946 wurde aufgrund des Gesetzes zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus Klage vor der Spruchkammer X Munchen gegen Fick erhoben mit dem Antrag ihn in die Gruppe II der Belasteten Nutzniesser einzureihen Zur Begrundung wurde angefuhrt Fick sei Mitglied in verschiedenen NS Organisationen gewesen Als Reichsbaurat und personlich in enger Beziehung zu Hitler stehender Architekt sei er Nutzniesser der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft besonders in finanzieller Hinsicht gewesen Die Spruchkammer stufte ihn am 21 Oktober 1946 als Minderbelasteten in Gruppe III ein und verurteilte ihn zu einem Vermogensverlust von 50 und zur Leistung von Sonderarbeiten im Dienste des Wiederaufbaues der Stadt Munchen im Rahmen seines fachlichen Konnens Das Revisionsurteil der Berufungskammer Starnberg vom 24 Februar 1948 endete schliesslich mit seiner Einstufung als Mitlaufer der Gruppe IV und der Verpflichtung zur Zahlung einer Geldsuhne von 1500 RM in den Wiedergutmachungsfonds Die Richter waren aufgrund der vorgebrachten Argumente und Nachweise zu der Erkenntnis gelangt dass Fick weder ein politisch korrumpierter Architekt war noch abweichend von der geltenden Honorarordnung uberhohte Entgelte eingestrichen habe Vielmehr sei seine berufliche Laufbahn durch die Feindschaft von Bormann und Giesler erheblich behindert worden Eine Wiederbeschaftigung an der Technischen Hochschule Munchen gelang jedoch auch nach diesem Urteil nicht Am 17 Februar 1949 wurde Fick zwar wieder als ordentlicher Professor in das Beamtenverhaltnis aufgenommen aber gleichzeitig in den Ruhestand versetzt Nachdem seine erste Frau bereits am 2 Oktober 1938 gestorben war heiratete Fick im Herbst 1948 die 28 Jahre jungere Catharina Buscher die bei ihm studiert hatte Mit ihr zusammen war er weiterhin als Architekt tatig So entwarf er 1947 die Planung fur den Wiederaufbau des Augsburger Rathauses Ein Jahr spater zahlte das Gebaude des C H Beck Verlags in Munchen zu seinen Auftragen Seine letzten grossen Arbeiten waren die Planung des Kraftwerks Jochenstein bei Passau sowie die evangelische Kirche in Herrsching 1954 ging er in den Ruhestand Die Entscheidung uber einen Antrag vom Dezember 1954 auf Verleihung der akademischen Rechtsstellung eines Emeritus der Technischen Hochschule Munchen hat er nicht mehr erlebt Am 13 Juli 1955 verstarb Roderich Fick im Alter von 69 Jahren in seiner Wahlheimat Herrsching Seine Frau Fick Buscher fuhrte seine Arbeiten zu Ende und war bis in die 1970er Jahre in seinem Sinne als Architektin tatig Die 1950 geborene Tochter Friederike verheiratete Orth trat nicht in die Fussstapfen ihrer Eltern sondern wurde Musikerin Roderich Ficks Nachlass befindet sich im Architekturmuseum der Technischen Universitat Munchen Werk BearbeitenRoderich Fick hat in uber 35 Jahren ein umfangreiches Werk im suddeutschen Raum geschaffen Die Reduktion seines Wirkens auf die zehn Jahre im Dritten Reich stellt eine unzulassige Verkurzung seiner Leistung dar zeichnet ein schiefes Bild von ihm und trug massgeblich zu seiner weitgehenden Vergessenheit bei Eine Gesamtbetrachtung fuhrt vielmehr zur Erkenntnis dass Fick zwar zu den massgeblichen Architekten in der NS Zeit gehorte nicht jedoch zu den Architekten des Nationalsozialismus Fick bildete schon sehr fruhzeitig ein eigenstandiges Architekturverstandnis aus das gepragt war von seinem Mentor Theodor Fischer sowie seiner Tatigkeit in den Buros von Alexander von Senger Zurich und Georg Steinmetz Berlin Ausgehend von der Ablehnung der Moderne reprasentiert durch die Vertreter des Neuen Bauens deren standardisierte Einheitsarchitektur ohne Orts und Regionalbezug ihm vollig widerstrebte bekannte sich Fick zu einer von traditionellen regionalen Bauformen bestimmten Architektur Die stadtebauliche Einordnung die Berucksichtigung der pragenden ortlichen Verhaltnisse und die handwerkliche Ausfuhrung bis in die letzten Details kennzeichnen sein bauliches Wollen Mit dem Neuen Bauen hatte er zwar die Ablehnung eines eklektizistischen Historismus gemeinsam nicht jedoch eine Architekturgesinnung ohne Ortsbezug und Verzicht auf Individual zugunsten ausschliesslich funktional bestimmter Standardlosungen Schon am 29 Juni 1918 notierte er in seinem Tagebuch Ich argere mich oft uber Muthesius der dauernd behauptet unsere heutige Architektur musse ganz neue uberlieferungslose Formen bekommen um den Geist der neuen Zeit auszudrucken Wenn wir jedes Menschenalter einen neuen Stil haben mussten der dann allein gultig und alles Vergangene ungultig ware mussten wir alles was an Gegenstanden und Gebauden uber 50 Jahre alt ist vernichten Geht mir weg mit den Ausdrucken des Zeitgeistes Der druckt sich doch ganz von selber aus schon in der Industrie Deswegen braucht doch nicht das Wohnhaus so jammerliche Formen anzunehmen und aus so gemeinen Stoffen hergestellt zu werden 11 Ficks architektonische Handschrift orientiert sich wesentlich an den Grundsatzen des Heimatschutzstils und des Deutschen Werkbundes mit Ruckgriff auf Bewahrtes ohne sinnentleertes Vergangenes zu kopieren So stellen sich bereits seine fruhen Wohngebaude dar und dies gilt auch fur das Munchner Arztehaus von 1935 die Reichssiedlung Rudolf Hess sowie die Obersalzbergbauten Wenn der im Dritten Reich fur die reprasentativen Bauten dominierende Baustil als Neoklassizismus mit Tendenz zur Masslosigkeit charakterisiert werden kann verbietet sich eine Gleichsetzung mit Ficks Stil der auch bei seinen Staats und Parteiauftragen nicht wesentlich von seinem von Beginn an praktiziertem Stil abwich Die von ihm bevorzugte Form und Materialauswahl empfahl ihn Mitte der 1930er Jahre als Architekt fur Hitler und dessen Potentaten Sein Festhalten an seinem eigenen Stil unterschied ihn jedoch zunehmend von der Einschuchterungsarchitektur eines Albert Speer oder Hermann Giesler und fuhrte letztlich zu seiner faktischen Kaltstellung in Linz Schliesslich zeigt auch sein Nachkriegswerk das Festhalten an seiner einmal als richtig erkannten Baugesinnung Bauten Auswahl Bearbeiten nbsp Kehlsteinhaus auf dem Obersalzberg nbsp Ehem Ernst Sachs Bad jetzt Kunsthalle Schweinfurt nbsp Friedhofskapelle in Herrsching nbsp Bruckenkopfgebaude und ehem Wasserstrassenamt Linz nbsp Kraftwerk Jochenstein bei Passau1926 Weinberghauschen in Wurttemberg 12 1926 Friedhofsanlage mit Leichenhaus und Friedhofskapelle in Herrsching am Ammersee 1928 29 Landliches Wohnhaus am Ammersee 12 1928 29 Wohnhaus Dr Graetz Am Lohlein 4 Schweinfurt 1929 Wohnblock an der Furstenriederstrasse 156 158 160 in Munchen 1931 32 Landhaus in Zuoz Oberengadin 12 1931 1933 Ernst Sachs Bad in Schweinfurt 1933 1935 Umbau Hotel Platterhof in Obersalzberg 1999 2000 abgerissen 1933 1934 Siedlung Munchen Friedenheim 2 und 3 Bauabschnitt 1935 Haus der Deutschen Arzte in Munchen 1935 Villa Bormann in Obersalzberg 1935 1936 Gebirgsjagerkaserne in Sonthofen 1935 1938 Adolf Hitler Brucke in Regensburg 1945 gesprengt und 1950 wieder aufgebaut 1935 1936 Umbau von Haus Wachenfeld in den Berghof 1945 zerstort und abgerissen 1935 1937 Isarbrucke in Bad Tolz 1936 1937 Teehaus am Mooslahnerkopf in Obersalzberg 1951 1952 abgerissen 1936 1939 Reichssiedlung Rudolf Hess in Munchen Pullach 1937 1938 Kehlsteinhaus in Obersalzberg 1938 1940 Hotel Platterhof in Obersalzberg 1999 2000 abgerissen 1939 1943 Bruckenkopf Verbauung in Linz teilweise ausgefuhrt 1939 1943 Siedlung Froschberg in Linz 1939 1944 Werksiedlung der Hermann Goring Reichswerke Munichholz heute Stadtteil von Steyr Mitwirkung 1940 1941 Werksiedlung Bindermichl in Linz 1941 Siedlung Klaushohe in Obersalzberg 1944 diverse Luftschutzbunker in Linz 1948 C H Beck Verlagsgebaude in Munchen 1952 1954 Kraftwerk Jochenstein an der deutsch osterreichischen Donaugrenze bei Passau 1954 1955 Evangelische Erloserkirche in HerrschingLiteratur BearbeitenLioba Schmitt Imkamp Roderich Fick 1886 1955 Band 3 der Reihe Hitlers Architekten Historisch kritische Monografien zur Regimearchitektur im Nationalsozialismus Hrsg von Winfried Nerdinger und Raphael Rosenberg Wien 2014 ISBN 978 3 205 79594 0 Online Teilansicht Roderich Fick In Suddeutsche Bautradition im 20 Jahrhundert Hrsg Bayerische Akademie der Schonen Kunste Architektursammlung der Technischen Universitat Munchen Munchen 1985 S 219 250 ISBN 3 7667 0771 X Friederike Hellerer Roderich Fick der Baumeister am Obersalzberg In Marita Krauss Rechte Karrieren in Munchen Von der Weimarer Zeit bis in die Nachkriegsjahre Volk Verlag Munchen 2010 ISBN 978 3 937200 53 8 Ernst Klee Roderick sic Fick Eintrag in ders Das Kulturlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 10 039326 5 Friederike Orth Fick Roderich Fick Baumeister in Herrsching Begleittext zur Ausstellung vom 24 August bis 16 September 2007 Archiv der Gemeinde Herrsching Friederike Heller Hrsg Herrsching 2007 Lioba Schmitt Imkamp Roderich Fick und Linz eine weitgehend unbekannte Geschichte In Hitlerbauten in Linz Wohnsiedlungen zwischen Alltag und Geschichte 1938 bis zur Gegenwart Herausgegeben von den Museen der Stadt Linz Ausstellungskatalog NORDICO Stadtmuseum Linz Linz 2012 S 152 179 ISBN 978 3 7025 0679 7 Helmut Weihsmann Bauen unterm Hakenkreuz Architektur des Untergangs Promedia Wien 1998 ISBN 3 85371 113 8 Josef Wiedemann Fick Roderich In Neue Deutsche Biographie NDB Band 5 Duncker amp Humblot Berlin 1961 ISBN 3 428 00186 9 S 129 Digitalisat nbsp Bormann Villa spater Prasidentenvilla auf dem BND Gelande in Pullach Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Roderich Fick Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Roderich Fick In archINFORM Ernst Sachs Bad bzw Kunsthalle Schweinfurt PDF Datei 13 kB Haus der Deutschen Arzte S 30 PDF Datei 2 MB Bauliche Zeugnisse der Hauptstadt der Bewegung S 11 PDF Datei 2 MB Die Geschichte des BND Die Reichssiedlung Rudolf Hess Roderich Fick In stadtgeschichte linz at Einzelnachweise Bearbeiten 1912 Schweizer Gronland Expedition Die vergessenen Arktis Pioniere Auf Skiern durch Gronland Artikelsammlung zur Expedition von Ficks Enkel Stephan Orth auf Spiegel Online Abgerufen am 16 April 2013 26 Jahrgang Heft 2 Seiten 73 88 Protokoll der offentlichen Sitzung am 23 Februar 1948 Staatsarchiv Munchen Spruchkammerakte K 405 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 8650690 a b Protokoll der offentlichen Sitzung am 15 Oktober 1946 Staatsarchiv Munchen Spruchkammerakte K 405 Klee 2007 Seite 151 Professor Fick zum Reichsbaurat fur Linz ernannt In Salzburger Volksblatt 29 Marz 1939 S 6 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung svb Erlass des Fuhrers Die Neugestaltung der Stadt Linz In Salzburger Volksblatt 29 Marz 1939 S 6 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung svb Eidesstattliche Versicherung Georg Henneberger vom 30 April 1946 Staatsarchiv Munchen Spruchkammerakte K 405 zitiert nach Roderich Fick Baumeister in Herrsching S 136 s Lit a b c 130 Eigenheime Verlag F Bruckmann AG Munchen 1935Normdaten Person GND 116489839 lobid OGND AKS LCCN no2015034166 VIAF 15521139 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Fick RoderichKURZBESCHREIBUNG deutscher ArchitektGEBURTSDATUM 16 November 1886GEBURTSORT WurzburgSTERBEDATUM 13 Juli 1955STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Roderich Fick amp oldid 236382832