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Robert Winchelsey auch Robert of Winchelsea um 1240 11 Mai 1313 in Otford war ein englischer Geistlicher Ab 1293 war er Erzbischof von Canterbury Bis zu seinem Tod verteidigte er die Privilegien der Kirche und wurde so ein Gegner der Politik der Konige Eduard I und Eduard II Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Ausbildung 2 Tatigkeit als Hochschullehrer 3 Erzbischof von Canterbury 3 1 Wahl zum Erzbischof 3 2 Beginn des Konflikts mit Eduard I 3 3 Streit um die Besteuerung der Geistlichen durch den Konig 3 3 1 Steigende Geldforderungen des Konigs 3 3 2 Die Bulle Clericis laicos 3 3 3 Die Krise von 1297 3 3 3 1 Die Steuerplane des Konigs 3 3 3 2 Scheitern des Widerstands gegen die Besteuerung des Klerus 3 3 3 3 Zuspitzung der Krise und Bestatigung der Confirmatio cartarum 3 4 Weitere Tatigkeit als Erzbischof 3 5 Absetzung und Exil 3 6 Wiedereinsetzung und Beziehungen zu Eduard II 4 Personlichkeit 5 Nachwirkung und Bewertung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHerkunft und Ausbildung BearbeitenWinchelsey wuchs vermutlich in Old Winchelsea in Sussex auf doch entweder stammte er nach dem Chronisten von Hagnaby aus Pevensey in Sussex oder nach William Thorne aus River in Kent Uber seine Familie ist nur wenig bekannt 1 ausser dass er einen Bruder namens Henry Winchelsey und einen Neffen John Winchelsey hatte der ebenfalls Geistlicher wurde Moglicherweise besuchte Winchelsey eine Schule in Canterbury anschliessend studierte er die Freien Kunste in Paris wo er einen Abschluss als Master machte Vor Juli 1267 wurde er Leiter der Fakultat der Freien Kunste an der Universitat von Paris Wenige Jahre spater studierte er Theologie in Oxford wo er das Studium als Doktor der Theologie abschloss Tatigkeit als Hochschullehrer BearbeitenNach dem Abschluss seiner Studien war Winchelsea in den 1280er Jahren Kanzler der Universitat Oxford Ende der 1280er Jahre war er Regius in Oxford und zu Beginn der 1290er Jahre lehrte er an der Kathedralschule der St Paul s Cathedral in London Theologie Als weltlicher Geistlicher wurde er nicht in den erbitterten Lehrstreit zwischen den Dominikanern und Franziskanern verwickelt der damals in Oxford ausgetragen wurde Von seinen Schriften sind zwei Quodlibeta und dreizehn Quaestiones erhalten die er in Oxford und an St Paul s lehrte Zu seinen Hauptanliegen gehorte die Untersuchung der philosophischen Grundlagen des Verstandnisses der Dreieinigkeit Dabei baute er auf der Lehre von Thomas von Aquin auf Nach seiner Deutung konnen die drei Hypostasen von ihren Beziehungen her untereinander aber nicht von ihrer Herkunft her unterschieden werden Zu seiner Versorgung hatte er bereits im April 1272 das Rektorat von Wood Eaton in Oxfordshire als erste Pfrunde erhalten Vor Juni 1276 wurde er Kanoniker an der Kathedrale von Lincoln und vor August 1288 wurde er Archidiakon von Essex Erzbischof von Canterbury BearbeitenWahl zum Erzbischof Bearbeiten Nach dem Tod von Erzbischof John Pecham am 8 Dezember 1292 wurde rasch ein neuer Erzbischof gewahlt Entgegen der Praxis der bisherigen Wahlen griffen weder der Konig noch der Papst in die Wahl ein und am 13 Februar 1293 wurde Winchelsey als unumstrittener Kandidat von den Monchen des Kathedralpriorats von Canterbury gewahlt Trotzdem erfolgte die Anerkennung der Wahl nicht sofort Winchelsey verliess am 1 April 1293 England um zur Kurie nach Rom zu reisen und um seine Wahl vom Papst bestatigen zu lassen Diese Bestatigung verzogerte sich uber ein Jahr da das Papstamt nach dem Tod von Nikolaus IV noch vakant war Erst der neue Papst Coelestin V bestatigte nach seiner Wahl im Juli 1294 Winchelseys Ernennung und weihte ihn am 12 September 1294 in Aquila zum Bischof Wegen des beginnenden Franzosisch Englischen Kriegs konnte Winchelsey nicht durch Frankreich nach England zuruckreisen sondern musste den Weg durch Deutschland nehmen Von den Niederlanden aus erreichte er am 1 Januar 1295 Yarmouth Von dort reiste er unverzuglich nach Wales wo Konig Eduard I einen Aufstand niederschlug Er erreichte den Konig in Conwy wo er ihm am 2 Februar 1295 mit dem ausdrucklichen Hinweis dass dies nur fur seine Lehnsguter galt die Treue schwor 2 Daraufhin wurden ihm am 4 Februar die Temporalien ubergeben Dabei stellte er jedoch klar dass er dem Konig nur als Lehnsherrn fur Am 18 Marz 1295 zog er in Canterbury ein wo er am 2 Oktober 1295 in Anwesenheit des Konigs des Thronfolgers Eduard und zahlreicher Magnaten und anderen Bischofen inthronisiert wurde Winchelsey war wahrend seiner langen Wartezeit in Italien von der papstlichen Kurie so gut behandelt worden dass man in Canterbury schon glaubte dass der Papst ihn zum Kardinal erheben wollte Obwohl er enge Kontakte zur Kurie behielt lagen Winchelseys Interessen als Erzbischof und Primas vor allem in England Noch bevor Winchelsey den englischen Konig in Wales erreichen konnte war in Rom Papst Coelestin V zuruckgetreten und Bonifatius VIII als sein Nachfolger gekront worden Mit dem neuen Papst arbeitete Winchelsey eng zusammen und diente ihm gehorsam Beginn des Konflikts mit Eduard I Bearbeiten Als Erzbischof von Canterbury musste Winchelsey die Interessen die Rechte und die Privilegien der englischen Kirche gegenuber der Krone verteidigen Schon kurz nach seiner Wahl kam es zum ersten Streit mit Eduard I da Winchelsey die Besetzungen von Pfarrstellen kritisierte die wahrend der Vakanz des Erzbistums vor seiner Wahl zum Erzbischof von der koniglichen Verwaltung vorgenommen worden waren Zu den umstrittenen Fallen gehorten die Pfarreien von Sevenoaks Reculver und Pagham Wahrend Winchelsey trotz seines Widerstands die Ernennung des koniglichen Kanzleibeamten Thomas de Capella zum Pfarrer von Sevenoaks akzeptieren musste konnte er nach langem Streit 1300 seinen eigenen Kandidaten gegen John Langton den koniglichen Kanzler als Rektor der reichen Pfarrei Reculver durchsetzen Auch in Pagham konnte Winchelsey nach einem siebenjahrigen Streit seinen Kandidaten gegen die Anspruche des einflussreichen Theobald de Bar durchsetzen Dennoch wurde das Recht des Erzbischofs geistliche Amter zu besetzen oft durch konigliche Anordnungen unterlaufen um so verdiente konigliche Beamte mit geistlichen Einkunften zu versorgen Ihre mangelnde Eignung fur ihre geistlichen Amter war fur Winchelsey eine grundlegende Streitfrage Er kritisierte dass konigliche Beamte oft ihre geistlichen Amter nicht wahrnahmen und sich oft weigerten seinen Anordnungen zu folgen Trotz der energischen Versuche des Erzbischofs das Kirchenrecht einzuhalten nahm die Einflussnahme der Krone auf die Kirche zur Zeit Winchelseys merklich zu Andererseits gab es nur wenige Beamte die wirklichen Missbrauch ihrer geistlichen Amter betrieben Zu den hoheren Beamten die Winchelsey besonders kritisierte gehorten der konigliche Richter Ralph de Hengham der Baron of the Exchequer Peter of Leicester sowie John of Caen und Peter Dene Zugleich versuchte der Erzbischof die besonderen Privilegien der Royal free Chapels einzudammen Diese waren oft Sakularkanonikerstifte deren Benefizien oft konigliche Beamte innehatten Auch diese Amter dienten nur zu deren Versorgung Als konigliche Eigenkirchen unterstanden diese Stifte jedoch nicht der bischoflichen Aufsicht Um das Recht zur Besetzung dieser Benefizien zu behalten verteidigte die Krone mit dem Einverstandnis der Papste und oft auch mit dem der Diozesanbischofe den exemten Status dieser Kirchen Winchelsey begann dagegen vor allem uber den Status der Stiftskirchen St Oswald s in Gloucester St Martin s le Grand in London und St Mary s in Hastings einen langwierigen Rechtsstreit Dieser und die anderen Konflikte fuhrten zu einer raschen Entfremdung des Erzbischofs von der Krone In der Folge kam es auch zu einer deutlichen Teilung der englischen Pralaten in Kritiker der Krone und in eine Gruppe die die Krone treu unterstutzten Streit um die Besteuerung der Geistlichen durch den Konig Bearbeiten Steigende Geldforderungen des Konigs Bearbeiten Die Kosten des Franzosisch Englischen Kriegs ab 1294 sowie der Niederschlagung der Rebellion in Wales hatten die koniglichen Finanzen erschopft Deshalb ergriff Eduard I gegenuber der Kirche ausserst drastische Massnahmen Er beschlagnahmte die Einnahmen des vom Papst gewahrten Zehnten auf die Einkunfte der Kirche der eigentlich fur einen neuen Kreuzzug des Konigs gedacht war Dazu liess er den Wert der Schatze die in den Kirchen und Klostern in England vorhanden waren ermitteln und fuhrte eine hohe Steuer auf den Export von Wolle ein wovon besonders viele Kloster betroffen waren Zusatzlich erhob er 1295 von den Geistlichen eine ausserordentlich hohe Steuer die die Halfte ihrer kirchlichen Einkommen umfasste Anders als sein Vorganger Erzbischof Pecham nahm Winchelsey zunachst selbst diese hohe Belastung ruhig hin um das Verhaltnis zur Krone nicht weiter zu belasten Im Juli 1295 berief er sein erstes Konzil der Kirchenprovinz Canterbury ein bei dem er sich als Verfechter der kirchlichen Rechte darstellte Im Herbst 1295 verschlechterte sich die politische Krise weiter als der Konig einen Feldzug gegen Schottland fuhrte das sich mit Frankreich verbundet hatte Obwohl Winchelsey sich der kritischen Lage des Reiches voll bewusst war lehnte er wahrend des Model Parliament im November 1295 eine erneute Steuer von einem Drittel oder einem Viertel der Einkunfte des Klerus entschieden ab und war nur Zahlung eines Zehnten bereit Fur diese Haltung hatte er die volle Zustimmung der anderen Vertreter des Klerus im Parlament Damit stand dem Konig anders als er es erwartet hatte eine oppositionelle von einem starken Fuhrer gefuhrte Geistlichkeit gegenuber Die Bulle Clericis laicos Bearbeiten Winchelsey informierte Papst Bonifatius VIII uber die erneuten Geldforderungen des Konigs Der Papst wunschte sich eine rasche Beendigung des Krieges zwischen England und Frankreich und als sich auch der vom franzosischen Konig finanziell bedrangte franzosische Klerus mit der Bitte um Unterstutzung an den Papst wandten erliess dieser im Februar 1296 die Bulle Clericis laicos Darin bestatigte er entschlossen dass die Geistlichkeit nur mit Einverstandnis des Papstes besteuert werden durfe Die Friedensbemuhungen des Papstes verzogerten zunachst die Bekanntmachung des Inhalts der Bulle die Winchelsey jedoch in seiner ablehnenden Haltung gegenuber einer neuen Steuer bestatigt Als der englische Konig Eduard I vom Parlament das im November 1296 in Bury St Edmunds zusammenkam fur einen neuen Feldzug gegen Frankreich weitere finanzielle Unterstutzung verlangte verweigerten die Vertreter der Kirchenprovinz Canterbury ihre Zustimmung Nach ausfuhrlicher Debatte entschlossen sie sich unter Winchelseys Fuhrung die Entscheidung uber die Forderung des Konigs erst auf einem kirchlichen Konzil im Januar 1297 weiter zu beraten Winchelseys Beharren auf einer unabhangigen Verwaltung der kirchlichen Finanzen fuhrte dazu dass sich der Konig nun mit den Baronen verbundete die der Auffassung waren dass auch der Klerus zur Verteidigung des Reiches beitragen musste Damit versuchte der Konig den Erzbischof politisch zu isolieren Die Krise von 1297 Bearbeiten Die Steuerplane des Konigs Bearbeiten Winchelsey ordnete nun die Bekanntmachung der papstlichen Bulle an Sein Ziel war ein Frieden mit Frankreich und er verlangte dass die Rechte der Kirche wie sie in der Magna Carta beschrieben waren wiederhergestellt werden sollten Wahrend des Konzils das im Januar 1297 in der Londoner St Paul s Cathedral zusammentrat konnte er den Klerus uberzeugen weitere finanzielle Unterstutzung fur die Kriege des Konigs vollstandig abzulehnen Das Konzil beschloss dass der Konig sich an den Papst wenden solle der eine Besteuerung der Kirche genehmigen musste Sollte er ohne Erlaubnis des Papstes die Einkunfte des Klerus besteuern wurde dies die Exkommunikation zur Folge haben die in allen Kirchen der Kirchenprovinz verkundet wurde Diese Androhung gab Winchelsey zwar so nicht an den Konig weiter da er sich bewusst war in welcher Gefahr sich die Geistlichen mit dieser kompromisslosen Haltung begaben Er hatte zwar die geschlossene Unterstutzung der Vertreter der niederen Geistlichkeit und auch die vieler Pralaten seiner Kirchenprovinz die beklagten dass der Konig trotz der bisherigen finanziellen Unterstutzung durch die Kirche dieser keine weiteren Privilegien verliehen hatte Walter Langton Bischof von Coventry und Lichfield und John de Pontoise Bischof von Winchester unterstutzten dagegen als Beamte des Konigs dessen Haltung Auch der Klerus der nordlichen Kirchenprovinz York hatte angesichts der schottischen Uberfalle einer finanziellen Unterstutzung des Konigs zugestimmt so dass Winchelsey einen Kompromiss in der Frage der Besteuerung suchte 3 Scheitern des Widerstands gegen die Besteuerung des Klerus Bearbeiten Angesichts seiner Finanznot begann der Konig aber nun seinen Anspruch auf Besteuerung der Geistlichkeit gewaltsam durchzusetzen Er drohte dem Klerus dass er angesichts der mangelnden finanziellen Unterstutzung der Kirche diese nicht mehr durch das Gesetz zu schutzen konne und befahl am 12 Februar 1297 die Beschlagnahmung der Temporalien Sollten die Geistlichen gegen ihn die hochste Kirchenstrafe die Exkommunikation aussprechen wurde er im Gegenzug die hochste weltliche Strafe die Achtung verhangen Den Geistlichen versprach er die Wiederaufnahme in den Schutz des Konigs und die Ruckgabe ihrer Besitzungen wenn sie eine Gebuhr vom funften Teil ihrer Einkunfte bezahlen wurden Sollten sie geachtet werden drohte er ihnen zusatzlich hohe Strafzahlungen an Die entsetzten zeitgenossischen Chronisten beklagten darauf die Versklavung der englischen Kirche doch im Februar und Marz 1297 gaben viele Geistliche dem Druck nach und zahlten die geforderten Summen an den Konig Winchelsey selbst widersetzte sich jedoch weiter dem Konig worauf dieser die Kathedrale von Canterbury beschlagnahmen und verriegeln liess Auch die Guter und Besitzungen des Erzbischofs wurden beschlagnahmt Angesichts dieses Drucks war auch der Erzbischof gezwungen weiter mit dem Konig zu verhandeln Er machte sich auf den Weg um den Konig wahrend des Parlaments von Salisbury zu treffen Da konigliche Beamte jedoch unterwegs seine Pferde beschlagnahmten musste er den Weg zu Fuss zurucklegen Dennoch erreichte er Salisbury doch die Unterredung mit dem Konig war zwecklos Daraufhin berief er fur den 24 Marz ein weiteres Konzil seiner Kirchenprovinz in London ein Auf diesem zeigte er sich mit wenigen Anhangern entschlossen sich den Forderungen des Konigs weiter zu widersetzen Er musste jedoch akzeptieren dass angesichts der Beschlagnahmung ihrer Besitzungen viele Geistliche eine Strafe gezahlt hatten die der Steuerforderung des Konigs entsprach Deshalb erlaubte Winchelsey den verbliebenen Geistlichen selbst zu entscheiden ob sie den Forderungen des Konigs nachgaben oder nicht Damit verweigerte er weiterhin seine offizielle Zustimmung zu einer Besteuerung der Kirche und bezahlte auch auf seine eigenen Einkunfte keine Steuern doch auch der Konig kam nun dem Erzbischof entgegen und verzichtete auf weitere Massnahmen gegen ihn Dieser hatte nun wegen seiner Steuerforderungen die Unterstutzung eines Grossteils seiner Barone verloren und befand sich in einer ausserst schwierigen Situation Angesichts der offenen Gegnerschaft seiner Magnaten der gab er am 11 Juli Winchelsey seine Temporalien zuruck Drei Tage spater am 14 Juli kam es beim Treueschwur auf den Thronfolger Eduard zu einer offentlichen Aussohnung zwischen dem Erzbischof und dem Konig Winchelsey war es damit gelungen die Einheit der englischen Kirche zu bewahren Von seinen Unterstutzern wurde er als Sieger uber die die Verfolgung der englischen Kirche gefeiert Zuspitzung der Krise und Bestatigung der Confirmatio cartarum Bearbeiten Winchelsey hatte aber die Gelegenheit ausgeschlagen sich mit den Magnaten gegen den Konig zu verbunden Dies fuhrte mit dazu dass ein Teil der rebellischen Barone sich wieder dem Konig unterwarf Die beiden machtigen Magnaten Humphrey de Bohun 3 Earl of Hereford und Roger Bigod 5 Earl of Norfolk setzten dagegen ihren Widerstand gegen die Politik des Konigs fort Winchelsey versuchte nun erfolglos zusammen mit anderen Bischofen in dem Konflikt zu vermitteln Als der Konig Anfang August eine neue Steuer vom Klerus erheben wollte zeigte sich dass die Aussohnung zwischen ihm und dem Erzbischof bruchig war Winchelsey berief nun fur den 10 August zum dritten Mal in diesem Jahr ein Konzil seiner Kirchenprovinz nach London Bei dieser Versammlung verweigerten die Geistlichen unerbittlich eine Steuer ohne Zustimmung des Papstes Winchelsey kundigte darauf an dass am 1 September diejenigen die sich an kirchlichen Besitz vergriffen exkommuniziert wurden Damit hatte er sich zwar nicht offen mit den rebellischen Baronen verbundet unterstutzte aber deren Widerstand gegen den Konig Dieser brach schliesslich am 24 August zu dem geplanten Feldzug nach Flandern auf obwohl der Konflikt mit einem Teil der Magnaten und der Kirche ungelost blieb Am 1 September 1297 kam es in der Kathedrale von Canterbury zu einer dramatischen Konfrontation als Hugh of Yarmouth ein koniglicher Anwalt wahrend eines Gottesdienstes die Kathedrale betrat Er unterbrach die Predigt von Winchelsey kundigte an dass der Konig sich wegen der Verleumdungen des Erzbischofs an den Papst wenden wurde und verbat den Geistlichen den Konig seine Beamten oder seine sonstigen Vertreter zu exkommunizieren Dies fuhrte mit dazu dass sich weite Teile Englands angesichts des wachsenden Widerstands gegen die Steuererhebung am Rand des Aufruhrs befanden Der schottische Sieg in der Schlacht von Stirling am 11 September bestarkte dazu die Kritiker die von einem Feldzug nach Flandern abgeraten hatten Gleichzeitig war nun offensichtlich dass der Regentschaftsrat der fur den in Flandern weilenden Konig die Regierung ausubte weitere finanzielle Unterstutzung brauchte Die Regierung war dabei auch bereit Zugestandnisse zu machen Bei dem in London versammelten Parlament das Anfang Oktober eine friedliche Einigung anstrebte spielte Winchelsey eine fuhrende Rolle Die Regierung bestatigte nicht nur die Magna Carta und die Forstcharta sondern machte auch weitere Zugestandnisse Diese erweiterte Fassung der Magna Carta wurde als Confirmatio cartarum bezeichnet Zwar erfullte sie im Detail nicht jede Forderung die der Erzbischof erhoben hatte doch letztlich wurde einer Besteuerung grundsatzlich zugestimmt Der Konig bestatigte diese Einigung am 5 November in Gent Da auch der Papst in seiner im Juli 1297 verkundeten Bulle Etsi de statu unter dringenden Umstanden einer Besteuerung der Geistlichkeit ohne Zustimmung des Papstes zugestimmt hatte bewilligten die Pralaten der Kirchenprovinz Canterbury in einem vierten Konzil Ende November unter Bedingungen einen Zehnten auf die Einkunfte der Geistlichkeit Letztlich hatte vor allem der engagierte und geduldige Widerstand von Winchelsey den Konig gezwungen Zugestandnisse zu machen Die Bischofe konnten in der Frage der Besteuerung der Geistlichkeit bis zum Ende der Herrschaft von Eduard I gegenuber dem Konig die Oberhand behalten Der Konig vergass jedoch nicht diese Demutigung die er erlitten hatte und dass der Erzbischof von Canterbury sich kurz vor dem Feldzug nach Flandern mit den aufsassigen Baronen verbundet hatte Weitere Tatigkeit als Erzbischof Bearbeiten In den nachsten Jahren widmete sich Winchelsey besonders seinen geistlichen Aufgaben als Geistlicher In den Diozesen Rochester Chichester Worcester London Norwich und Winchester fuhrte er strenge Visitationen durch Dabei deckte er zahlreiche Falle auf in denen Inhaber von Benefizien nicht ihre Amter ausubten Darunter waren auch viele konigliche Beamte Daneben kummerte er sich intensiv um die Verwaltung der erzbischoflichen Guter 1299 unterstutzte er den Konig bei Friedensverhandlungen mit Frankreich und am 10 September 1299 leitete er in der Kathedrale von Canterbury die Heirat des Konigs mit Margarethe von Frankreich der Schwester des franzosischen Konigs Wenig spater waren jedoch die Beziehungen Winchelseys zum Konig wieder angespannt Auf Anordnung von Papst Bonifatius VIII reiste er im Juli und August 1300 nach Sweetheart Abbey in Schottland Dort ubergab er dem Konig der dort einen Feldzug nach Schottland fuhrte die Bulle Scimus Fili in der der Papst die Oberherrschaft uber Schottland beanspruchte Ob auch Winchelsey diesen Anspruch unterstutzte ist unklar doch verbesserte dieser Anspruch nicht Winchelseys Beziehungen zum Konig Von 1300 bis 1303 wehrte er sich entschieden gegen den Versuch der St Augustine s Abbey in Canterbury exemt von der Aufsicht des Erzbischofs zu sein Die Abtei hatte eine solche Bestatigung vom Papst erhalten und wurde in ihren Anspruchen vom Konig unterstutzt doch letztlich konnte sich Winchelsey durchsetzen Vor allem bis zum Parlament von Lincoln 1301 aber auch noch danach blieben die Beziehungen des Konigs zu den Baronen und den Pralaten ausserst gespannt Auch Winchelsey verhielt sich gegenuber den Forderungen des Konigs widerwillig und bestand auf der Einhaltung der Confirmatio cartarum Der Konig versuchte dagegen die Bedingungen dieser Einigung zu umgehen in dem beispielsweise seine Beamten kirchliches Eigentum nutzen oder fur ihre Zwecke beschlagnahmten Absetzung und Exil Bearbeiten Nachdem mit Frankreich im Mai 1303 ein Frieden geschlossen worden war und nachdem durch einen erfolgreichen Feldzug gegen Schottland die Herrschaft uber Schottland gesichert worden war wandte sich Eduard I wieder gegen den Erzbischof den er fur seinen erbittertsten innenpolitischen Gegner hielt 4 Er liess Winchelseys Massnahmen die dieser gegen die koniglichen Eigenkirchen und zuungunsten koniglicher Beamter ergriffen hatte genau prufen Als mit Clemens V am 5 Juni 1305 ein neuer Papst gewahlt wurde der fruher ein Beamter des Konigs in der Gascogne gewesen war konnte er sich an Winchelsey rachen Der Konig bat den Papst ihn von seinem auf die Einhaltung der Confirmatio cartarum geleisteten Eid zu entbinden wahrend er dem Erzbischof eine Verschworung gegen ihn vorwarf Winchelsey war nun vollig isoliert Von den englischen Bischofen setzte sich nur Antony Bek von Durham offen fur ihn ein Der Papst entsprach den Bitten des Konigs und suspendierte am 12 Februar 1306 Winchelsey von seinem Amt Er berief ihn an den Papsthof wo gegen ihn schwere Beschuldigungen erhoben wurden Die Verwaltung des Erzbistums Canterbury ubertrug der Papst seinen Vertrauten Guillaume Teste und Guillaume Gerard de Sor Einen Tag nachdem Winchelsey das Schreiben des Papstes erhalten hatte brach er am 19 Mai 1306 von Dover aus nach Frankreich auf Wahrend der ersten zehn Monate seines Exils hielt er sich in der Nahe des Papstes bei Bordeaux auf danach folgte er dem Papst in die Nahe von Poitiers Wahrend dieser Zeit verhielt sich Winchelsey ruhig und geduldig wahrend es zu keiner Verhandlung uber die politisch motivierten Beschuldigungen gegen ihn gab Ihm wurde zur Zahlung einer freiwilligen Geldbusse an den Papst geraten doch Winchelsey war uberzeugt dass diese Zahlung zu Unrecht erfolgen und deshalb den Streit nicht beenden wurde Als Eduard I im Juli 1307 starb berief dessen Sohn und Nachfolger Eduard II Winchelsey nach England zuruck In seinem Exil erkrankte er jedoch so schwer dass er bettlagerig war Deshalb beauftragte er Bischof Henry Woodlock von Winchester die Kronung Eduards II vorzunehmen Erst nach seiner Genesung zog er am 24 Marz 1308 wieder im Triumph in Canterbury ein Wiedereinsetzung und Beziehungen zu Eduard II Bearbeiten Bei Winchelseys Ruckkehr nach England hatte sich die politische Lage grundlegend geandert Der Papst unterstutzte weiter die Krone wahrend der junge Eduard II unsicher agierte Winchelsey war nun ein alterer kranklicher Mann und blieb als geistlicher Fuhrer der Kirche eher inaktiv Er unternahm nur noch wenige Reisen und fuhrte auch keine Visitationen mehr durch Zwar ging er nicht mehr gegen die Beamten des Konigs vor die durch geistliche Pfrunden versorgt wurden doch war er weiterhin auf die Wahrung der kirchlichen Privilegien bedacht Er lehnte weiterhin eine direkte Besteuerung der Geistlichen ab und beschwerte sich weiter uber Ubergriffe von koniglichen Richtern gegenuber Geistlichen Der Konig sah sich indes einer wachsenden Opposition seiner Barone gegenuber Zwar ubernahm Winchelsey nicht mehr die Fuhrung dieser Opposition doch im Sommer 1308 verkundete er die Verbannung des koniglichen Gunstlings Piers Gaveston Als dieser im Fruhjahr 1309 vom Konig zuruckgerufen wurde zeigte sich Winchelsey offen verargert Dazu liess der Konig seine Beamten Walter Reynolds zum Bischof von Worcester Walter de Stapledon zum Bischof von Exeter und John Droxford zum Bischof von Bath und Wells wahlen Der verargerte Winchelsey unterstutzte nun offen die von Thomas of Lancaster gefuhrte Adelsopposition und seine geistliche Unterstutzung starkte die Arbeit der Lords Ordainer die ein Reformprogramm fur die Regierung erarbeiten sollten Auf dieses 1311 verkundete Reformprogramm die Ordinances die auf der Einhaltung der Magna Carta beruhten setzte Winchelsey grosse Hoffnungen Als der Konig jedoch 1312 die Ordinances offen missachtete wurde Winchelsey noch einmal politisch aktiv Bei einem von ihm einberufenen Treffen von Pralaten und Magnaten im Marz 1312 in London exkommunizierte Winchelsey gemass den Ordinances den erneut aus der Verbannung zuruckgekehrten Gaveston Dies ermunterte anscheinend die Barone den Streit um Gaveston gewaltsam zu losen der schliesslich gefangen genommen und nach kurzem Prozess hingerichtet wurde Winchelsey hielt im Fruhjahr 1312 ein Konzil seiner Kirchenprovinz ab bei dem er erreichte dass die meisten Bischofe die Einhaltung der Ordinances unterstutzten Die gewaltsame Ermordung Gavestons spaltete jedoch die Adelsopposition so dass der Konig seine Macht zuruckgewinnen konnte Enttauscht zog sich Winchelsey zuruck Im Herbst 1312 besuchte er noch einmal London um mit den papstlichen Nuntien zu verhandeln die der Papst zur Unterstutzung des Konigs nach England gesandt hatte Im Dezember reiste er auf sein Gut Otford bei Sevenoaks wo er bis zu seinem Tod blieb Am 23 Mai 1313 wurde er in der Kathedrale von Canterbury beigesetzt Zu seinem Nachfolger ernannte Papst Clemens V auf Wunsch des Konigs dessen Vertrauten Walter Reynolds Personlichkeit BearbeitenNach einer anonymen Beschreibung die vermutlich ein Monch des Kathedralpriorats von Canterbury im dritten Viertel des 14 Jahrhunderts verfasst hatte war Winchelsey als junger Mann ansehnlich freundlich gut erzogen und schlau Im Alter wurde er korpulent behielt aber eine gesunde Gesichtsfarbe und blieb leutselig und humorvoll Personlich fromm lebte er keusch war wohltatig und tat Busse Ohne Zweifel hatte er einen festen Charakter Trotz des ernsten Konflikts mit Eduard I gibt es keine Anzeichen dass zwischen ihm und dem Konig eine personliche Feindschaft bestand Seine Entschlossenheit und Strenge fuhrte dazu dass er eher gefurchtet als geliebt wurde Als er 1297 den Abt von Osney Abbey personlich zurechtwies soll dieser einem todlichen Herzinfarkt erlitten haben 2 Zu seinen engen Freunden zu denen er falls notig auch Distanz wahren konnte gehorten Bischof Antony Bek von Durham Bischof John Monmouth von Llandaff und Bischof Simon Ghent von Salisbury Nachwirkung und Bewertung BearbeitenZahlreiche Geistliche sahen in Winchelsey schon zu Lebzeiten einen Heiligen der vom Staat verfolgt wurde Zwischen 1319 und 1327 wurde seine Kanonisation angestrebt wofur es zahlreiche Zeugnisse uber seine Frommigkeit und auch schon Wunderberichte gab Diese Bemuhungen waren jedoch klar politisch motiviert denn sie sollten als Zeichen gegen die autoritare Herrschaft von Konig Eduard II dienen Thomas of Lancaster war zunachst ein wichtiger Fursprecher seiner Heiligsprechung doch dieser wurde 1322 nach seiner gescheiterten Rebellion gegen den Konig hingerichtet Sowohl Konig Eduard II wie auch die papstliche Kurie waren jedoch Gegner von Winchelseys Politik gewesen und unterstutzten die Heiligsprechung nicht Letztlich verblasste Winchelseys Ruf und er blieb im spaten Mittelalter nur als gewissenhafter Geistlicher bekannt der sich um die Versorgung der Priester und um die Ausschmuckung der Kirche gekummert hatte Nach der Reform wurde sein Grabdenkmal zwischen 1540 und 1572 zerstort Der anglikanische Geistliche John Joscelyn verfasste im 16 Jahrhundert die erste Lebensbeschreibung nach der Reformation wobei er aber Winchelsey als Unterstutzer der Papste eher negativ schildert Dieses Bild pragte die Sicht auf Winchelsey bis William Stubbs im 19 Jahrhundert Winchelsey als Kampfer im Verfassungsstreit mit den Konigen neu bewertete Stubbs Zeitgenosse William Capes sah ihn dagegen eher als Vertreter des Papsttums der sich selbst in den Vordergrund gestellt hatte Rose Graham veroffentlichte bis 1956 das Verzeichnis von Winchelseys Urkunden durch die sein Leben neu bewertet werden konnte Sie sah Winchelsey als gewissenhaften kirchlichen Verwalter wahrend Michael Prestwich ihn als eigensinnigen und kompromisslosen Vertreter von kirchlichen Interessen gegenuber Eduard I bezeichnete Nach Jeffrey H Denton gehorte Winchelsey wie Richard Swinfield Oliver Sutton Ralph Walpole und anderen zu den gelehrten Geistlichen die zu Bischofen aufstiegen Im Unterschied zu den Ordensgeistlichen die Bischofe wurden legten sie grossen Wert auf die Seelsorge in ihren Diozesen aber auch auf die Bewahrung der Rechte der Geistlichen Ihre Bildung unterschied sie aber von den geistlichen Beamten der Krone die wie Robert Burnell oder John Langton als Belohnung fur ihre Dienste zu Bischofen aufstiegen Winchelsey glaubte als konservativer Geistlicher dass der Reichtum der Kirche Voraussetzung fur das Wohlergehen des Reiches war Die Regierung sollte die unabhangige Stellung der Geistlichen respektieren die fur die Bildung und das Seelenheil der Bevolkerung zustandig waren Obwohl er durchaus auch als Vermittler dienen konnte und nicht boshaft oder hinterhaltig agierte erwies er sich als unfahig um mit der Krone einen Kompromiss zu schliessen Zwar bekampfte er zunachst erfolgreich Ubergriffe auf kirchliche Rechte blieb nach 1297 jedoch politisch weitgehend erfolglos Dabei erkannte er nicht dass die Zeit der kirchenzentrierten Politik vergangen war Dies wird deutlich als er von Papst Clemens V abgesetzt wurde weil er die Politik von Papst Bonifatius VIII unterstutzt hatte Literatur BearbeitenJeffrey H Denton Robert Winchelsey and the crown 1294 1313 a study in the defence of ecclesiastical liberty Cambridge University Press Cambridge 2002 ISBN 0 521 89397 6 A J C Smith Some aspects of the scholastic career of Archbishop Winchelsey In Dominican Studies 6 1953 S 101 126 Rose Graham Archbishop Winchelsey from his election to his enthronement In Church Quarterly Review 148 1949 S 161 175 C R Cheney So called statutes of John Pecham and Robert Winchelsey for the province of Canterbury In Journal of Ecclesiastical History 12 1961 S 14 34 Weblinks BearbeitenJ H Denton Winchelsey Robert c 1240 1313 In Henry Colin Gray Matthew Brian Harrison Hrsg Oxford Dictionary of National Biography from the earliest times to the year 2000 ODNB Oxford University Press Oxford 2004 ISBN 0 19 861411 X oxforddnb com Lizenz erforderlich Stand 2004Einzelnachweise Bearbeiten Kathleen Edwards The social origins and provenance of the English bishops during the reign of Edward II In Transactions of the Royal Historical Society 9 1959 S 67 a b Michael Prestwich Edward I University of California Press Berkeley 1988 ISBN 0 520 06266 3 S 413 Michael Prestwich Edward I University of California Press Berkeley 1988 ISBN 0 520 06266 3 S 415 Michael Prestwich Edward I University of California Press Berkeley 1988 ISBN 0 520 06266 3 S 540 VorgangerAmtNachfolgerJohn PechamErzbischof von Canterbury 1293 1313Walter ReynoldsNormdaten Person GND 1030555958 lobid OGND AKS LCCN no2005079029 VIAF 48966077 Wikipedia Personensuche Anmerkung Ansetzungsform GND Robertus de Wynchelese PersonendatenNAME Winchelsey RobertALTERNATIVNAMEN Robert of WinchelseaKURZBESCHREIBUNG englischer Geistlicher Erzbischof von CanterburyGEBURTSDATUM um 1240STERBEDATUM 11 Mai 1313STERBEORT Otford Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Robert Winchelsey amp oldid 236899106