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Dieser Artikel behandelt den SS Brigadefuhrer und Politiker Richard Fiedler Zum gleichnamigen Ingenieur und Erfinder des Flammenwerfers siehe Richard Fiedler Ingenieur Richard Kurt Fiedler 24 April 1908 in Berlin 14 Dezember 1974 in Grafelfing war ein deutscher Politiker NSDAP AUD SA und SS Fuhrer sowie Polizeigeneral zuletzt im Rang eines SS Brigadefuhrers und Generalmajors der Polizei Er war zur Zeit des Nationalsozialismus unter anderem Mitglied des Reichstags sowie SS und Polizeifuhrer SSPF in Montenegro und galt als Alter Kampfer Richard Fiedler 1935 Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft Ausbildung und Hinwendung zum Nationalsozialismus 2 Zeit des Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg 3 Nach Kriegsende 1945 bis 1974 4 Auszeichnungen 5 Archivalien 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHerkunft Ausbildung und Hinwendung zum Nationalsozialismus BearbeitenDer aus einer Arbeiterfamilie stammende Fiedler absolvierte von 1922 bis 1926 eine Lehre als Kunst und Bauschlosser im gleichen Zeitraum studierte er drei Semester an der staatlichen hoheren Maschinenbauschule in Berlin 1922 trat Fiedler dem Bismarckbund und dem Freikorps Rossbach bei letzterem gehorte er bis 1925 an Spater gehorte er volkischen Turnerschaften einer nach Albert Leo Schlageter benannten Kompanie sowie ab 1924 dem Frontbann einer Auffangorganisation der zu dieser Zeit verbotenen SA an Nach der Wiederzulassung trat er der SA im Oktober 1925 und der NSDAP zum 9 April 1926 bei Mitgliedsnummer 33 777 1 Zwischen 1927 und 1929 war er Propagandawart der NSDAP Ortsgruppe Berlin Alexanderplatz und Fuhrer eines SA Trupps Ab September 1931 fuhrte Fiedler mittlerweile im Rang eines SA Standartenfuhrers die SA Standarte 6 Aufgrund von politischen Vergehen war Fiedler in der Endphase der Weimarer Republik mehrfach angeklagt Zeit des Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg BearbeitenNach der Machtubertragung an die Nationalsozialisten wurde das von Ernst Friedrich in der Parochialstrasse 29 eingerichtete Anti Kriegs Museum im Marz 1933 durch Fiedler unterstellte SA Manner besetzt sowie zerstort Zu Ehren Fiedlers benannten die SA Manner das Museum in Richard Fiedler Haus um 2 Bis Oktober 1934 ubte er Funktionen in der Berliner SA aus zuletzt fuhrte er die SA Brigade 32 Berlin Mitte Am 24 Oktober 1936 heiratete Fiedler Ursula Flamm 31 Dezember 1912 wobei Joseph Goebbels und Wolf Heinrich von Helldorff als Trauzeugen fungierten 3 Durch diese Ehe war Fiedler mit dem SA Sturmbannfuhrer Willi Markus dem Fuhrer des ihm unterstellten 33 SA Sturmbanns verschwippschwagert Beide Fiedler und Markus wurden spater bezichtigt im Herbst 1933 an der Ermordung des Kommunisten Albrecht Hohler beteiligt gewesen zu sein Hohler war 1930 wegen Totschlags an Horst Wessel zu sechs Jahren Haft verurteilt worden 4 Wessels Freund Fiedler ubte wahrend der Produktion des NS Propagandafilms Hans Westmar 1933 eine SA Beratung aus 5 Den im Zuge des so genannten Rohm Putsches durch die NS Fuhrung Ende Juni Anfang Juli 1934 angeordneten Morden an hochrangigen SA Fuhrern entging Fiedler Von dem kommissarischen Leiter der SA Gruppe Berlin Brandenburg und Polizeigeneral Walther Wecke wurde Fiedler jedoch Mitte Juli 1934 aufgrund uberheblichen Auftretens und dem Vorwurf der Unterschlagung gerugt Durch Fursprache prominenter NS Funktionare wie Kurt Daluege und Viktor Lutze blieb Fiedler weitestgehend unbeschadet wurde aber vorubergehend rangmassig vom Oberfuhrer zum Standartenfuhrer degradiert 6 Im Februar 1935 wechselte Fiedler nach Duisburg wo er Ratsherr wurde und zugleich fur die ortliche SA Standarte 138 zustandig war Nach einer erneuten Versetzung ubernahm er im August 1936 die Fuhrung der SA Brigade 38 in Halle Auch in Halle war Fiedler von 1936 bis 1939 Ratsherr Von November 1933 bis Kriegsende gehorte Fiedler dem funktionslosen Reichstag an zunachst fur den Wahlkreis 3 Potsdam II dann fur den Wahlkreis 23 Duisburg West und schliesslich fur den Wahlkreis 11 Merseburg Im August 1939 wechselte Fiedler von der SA zur SS Mitgliedsnr 337 769 und fuhrte von August 1939 bis Anfang Oktober 1940 den SS Abschnitt XVII Munster und danach im Zuge der deutschen Besetzung Polens bis Anfang August 1944 den SS Abschnitt XXXXIII Litzmannstadt Das in Litzmannstadt durch die deutschen Besatzer umbenannte Lodz lag im Reichsgau Wartheland wo Fiedler mit seiner Familie lebte In Lodz befand sich auch das Ghetto Litzmannstadt 7 In einem uberlieferten Lagebericht von 1941 an den Hoheren SS und Polizeifuhrer Wilhelm Koppe kritisierte er die nach seiner Meinung nicht energisch genug betriebene Judenpolitik der Zivilverwaltung im Warthegau Er forderte die Zusammenfuhrung kleiner Judenghettos in Grossere und hielt den Einsatz arbeitsfahiger Juden zur Zwangsarbeit fur entbehrlich 8 Im Juni 1941 wurde Fiedler zur Waffen SS einberufen der er mit einer Unterbrechung zwischen Dezember 1941 und September 1942 bis November 1943 als Reservefuhrer angehorte Fiedler wurde an der Ostfront eingesetzt Der Leiter des SS Personalhauptamtes Maximilian von Herff beurteilte im Januar 1943 Fiedlers Einsatzfreudigkeit zum Kriegsdienst negativ Fiedler sei bereits im Herbst 1942 nach wenigen Wochen Fronteinsatz nach Litzmannstadt zuruckgekehrt sei zu anspruchsvoll und berufe sich auf seine Verdienste als Alter Kampfer Seine Ausfuhrungen zu Fiedler schloss Herff mit der Bemerkung Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren dass Fiedler seine Einberufung zur Frontverwendung nicht besonders ernst nimmt 9 Wahrend der Blockade Leningrads im September 1943 wurde Fiedler verwundet Im Mai 1944 vertrat er vorubergehend den Hoheren SS und Polizeifuhrer in Danemark Von Juni und Oktober 1944 war er SS und Polizeifuhrer fur Montenegro Infolge einer Verwundung kehrte Fiedler im Oktober 1944 nach Deutschland zuruck In der Endphase des Zweiten Weltkrieges kommandierte er im Februar 1945 einen Absperrabschnitt in Strasburg in Pommern und leitete zudem den Auffangstab Fiedler im Bereich der Heeresgruppe Weichsel Nach Kriegsende 1945 bis 1974 BearbeitenNach dem Zweiten Weltkrieg geriet Fiedler kurzzeitig in britische Kriegsgefangenschaft aus der er jedoch umgehend entweichen und untertauchen konnte Er lebte unter dem Aliasnamen Richard F Giebeler in Munchen und war als Kaufmann im In und Exportgeschaft tatig Seine Familie kam in Oberstaufen unter erst ab Anfang der 1950er Jahre lebte die Familie wieder zusammen in Munchen Zu dieser Zeit nahm er wieder seinen richtigen Namen an und bestritt seinen Lebensunterhalt als Vertreter einer Hemdenfirma Gemeinsam mit einem Kompagnon grundete er 1957 ein Unternehmen das spater als Richard Fiedler OHG firmierte Da Fiedler standig damit rechnete fur NS Verbrechen strafrechtlich belangt zu werden waren zunachst die Ehefrauen der beiden Firmengrunder Gesellschafter des Unternehmens Von der bundesdeutschen Justiz wurde gegen Fiedler wegen der Beteiligung an NS Gewaltverbrechen ermittelt ohne dass es zur Erhebung einer Anklage gegen ihn gekommen ware Infolge einer Anzeige gegen Fiedler durch einen Geschaftspartner der eigenen Angaben zufolge ehemaliger KZ Haftling war ermittelte 1962 die Staatsanwaltschaft Munchen gegen Fiedler Der Anzeigende hatte in Erfahrung gebracht dass Fiedler an der Judenverfolgung in Lodz beteiligt gewesen sei Wahrend der Vernehmung stritt Fiedler diese Beschuldigung ab da er als Fuhrer der Allgemeinen SS vor Ort dafur nicht zustandig gewesen sei und nie der Gestapo oder dem SD angehort habe Auch habe er von den Novemberpogromen 1938 wahrend seines Einsatzes in Halle Saale erst spater durch einen Anruf erfahren Auch habe er keine NS Gegner verfolgt Daniel Siemens merkt in diesem Zusammenhang an dass Fiedlers Aussagen nicht der Wahrheit entsprachen Fiedler habe von den Repressionsmassnahmen gegen die polnische Bevolkerung und der Judenverfolgung nicht nur gewusst sondern auch daran mitgewirkt Die wenig engagierten Ermittlungen gegen Fiedler wurden eingestellt 10 Auch ein Ermittlungsverfahren gegen Fiedler wegen Beihilfe zum Mord im Zusammenhang mit der Ermordung von Albrecht Hohler wurde 1969 durch die Staatsanwaltschaft aufgrund von Verjahrung eingestellt 11 Mitte der 1960er Jahre engagierte sich Fiedler in der Aktionsgemeinschaft Unabhangiger Deutscher fur die er bei der Bundestagswahl 1965 erfolglos auf der Landesliste Bayern kandidierte 12 Zu dieser Zeit wurde er in zeitgeschichtliche Kontroversen wie den Streit um die Urheberschaft des Reichstagsbrandes hineingezogen in dem er sich dem Privatforscher Fritz Tobias als Zeuge zur Verfugung stellte Zuletzt lebte er in Lochham Auszeichnungen BearbeitenFiedlers SA SS und Polizei RangeDatum Rang1931 SA StandartenfuhrerApril 1933 SA Oberfuhrer1936 SA BrigadefuhrerAugust 1939 SS Brigadefuhrer1940 SS Obersturmfuhrer der Reserve Waffen SS November 1943 SS Hauptsturmfuhrer der Reserve Waffen SS 1944 Generalmajor der PolizeiEisernes Kreuz 1939 II Klasse Kriegsverdienstkreuz 1939 II Klasse ohne Schwertern Goldenes Parteiabzeichen der NSDAP NSDAP Dienstauszeichnungen Verwundetenabzeichen 1939 in Schwarz Ehrendegen des Reichsfuhrers SS Totenkopfring der SSArchivalien BearbeitenIm Bundesarchiv haben sich Personalunterlagen zu Fiedler erhalten Namentlich befinden sich im Bestand des ehemaligen Berlin Document Center eine Akte mit Parteikorrespondenz zu Fiedler PK Mikrofilm C 183 Bilder 1911 2010 und eine SS Personalakte SSO Mikrofilm 206 Bilder 265 bis 585 Literatur BearbeitenJoachim Lilla Martin Doring Andreas Schulz Statisten in Uniform Die Mitglieder des Reichstags 1933 1945 Ein biographisches Handbuch Unter Einbeziehung der volkischen und nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten ab Mai 1924 Droste Dusseldorf 2004 ISBN 3 7700 5254 4 S 137 f Daniel Siemens Horst Wessel Tod und Verklarung eines Nationalsozialisten Siedler Munchen 2009 ISBN 978 3 88680 926 4 Weblinks BearbeitenRichard Fiedler in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Literatur von und uber Richard Fiedler im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 8700868 Heinz Knobloch Der arme Epstein Wie der Tod zu Horst Wessel kam Aufbau Taschenbuch Verlag Berlin 1996 ISBN 3 7466 8021 2 S 55 Die Tagebucher von Joseph Goebbels Hrsg von Elke Frohlich Teil I Band 3 II Munchen 2001 S 225 Eintrag vom 25 Oktober 1936 Wilfried Kugel Der Unverantwortliche Das Leben des Hanns Heinz Ewers 1992 S 312 Martin Loiperdinger Goebbels Filmpolitik uberwaltigt die Schatten der Kampfzeit Zur Bewaltigung nationalsozialistischer Vergangenheit im Jahr 1933 In Martin Loiperdinger Hrsg Martyrerlegenden im NS Film Leske Budrich Opladen 1991 ISBN 3 8100 0700 5 S 31 Daniel Siemens Horst Wessel Tod und Verklarung eines Nationalsozialisten Munchen 2009 S 215 Heinz Knobloch Der arme Epstein Wie der Tod zu Horst Wessel kam Aufbau Taschenbuch Verlag Berlin 1996 ISBN 3 7466 8021 2 S 56 Michael Alberti Die Verfolgung und Vernichtung der Juden im Reichsgau Wartheland 1939 1945 Harrassowitz Wiesbaden 2006 ISBN 3 447 05167 1 S 376f Beurteilung Fiedlers durch den Leiter des SS Personalhauptamts im Januar 1943 Zitiert nach Daniel Siemens Horst Wessel Tod und Verklarung eines Nationalsozialisten Munchen 2009 S 217 Daniel Siemens Horst Wessel Tod und Verklarung eines Nationalsozialisten Munchen 2009 S 267ff Thomas Karny Horst Wessel aus Eifersucht umgelegt In Wiener Zeitung vom 9 Janner 2010 auf https austria forum org Fiedler Richard In Martin Schumacher Hrsg M d B Die Volksvertretung 1946 1972 Faber bis Fyrnys KGParl Online Publikationen Kommission fur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien e V Berlin 2006 ISBN 3 7700 5224 2 S 301 urn nbn de 101 1 2014070812574 kgparl de PDF 253 kB abgerufen am 19 Juni 2017 Normdaten Person GND 130469696 lobid OGND AKS VIAF 28178714 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Fiedler RichardALTERNATIVNAMEN Fiedler Richard KurtKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker NSDAP SS Brigadefuhrer und Generalmajor der Polizei MdRGEBURTSDATUM 24 April 1908GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 14 Dezember 1974STERBEORT Grafelfing Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Richard Fiedler amp oldid 231851505