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Dieser Artikel behandelt das Revolutionsdenkmal in Berlin Lichtenberg Zu anderen Revolutionsdenkmalern siehe die Liste von Revolutionsdenkmalern Das Revolutionsdenkmal war ein Denk und Mahnmal das 1926 auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin errichtet wurde zur Erinnerung an die 1919 ermordeten KPD Fuhrer Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg sowie die Opfer der Reichstagsunruhen von 1920 und einige weitere spater gestorbene Revolutionare aus der Arbeiterbewegung Der Bau wurde 1935 von den Nationalsozialisten bis auf sein Fundament abgetragen und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nicht wiederhergestellt An der Stelle steht seit 1982 ein Erinnerungsmal Denkmal fur Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg Berlin Friedrichsfelde 1926 Entwurf Mies van der Rohe Inhaltsverzeichnis 1 Idee und Wettbewerbe 2 Auftragsvergabe 3 Konstruktion und Ausfuhrung 4 Nach der Zerstorung 5 Diskussionen uber eine mogliche Rekonstruktion 6 Wegbeschreibung 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseIdee und Wettbewerbe Bearbeiten nbsp 13 Juni 1919 Trauerzug zur Beisetzung von Rosa LuxemburgDer Plan ein angemessenes Denk und Mahnmal zu errichten wurde von einem eigenen Denkmalkomitee verfolgt das sich auf Initiative von Wilhelm Pieck gebildet hatte Dem Komitee gehorten ausser Pieck als Vorsitzendem Otto Gabel als Sekretar und Eduard Fuchs an Am 15 Juni 1924 erfolgte die feierliche Grundsteinlegung Allerdings gab es noch keine klaren Vorstellungen uber das Aussehen und vor allem die Finanzierung eines Denkmals Alle Anhanger der Kommunisten wurden 1925 im Zusammenhang mit der Abhaltung eines Parteitages zu Vorschlagen aufgerufen Als Grundidee konnte ein Entwurf von Auguste Rodin prasentiert werden der den Namen Die Emporung trug und eine Bronzestatue Genie de la Guerre vor einer Mauer darstellte Die Mauer diente als Symbol sowohl fur die Niederschlagung der Pariser Kommune 1871 als auch fur die Verbundenheit mit der Sowjetunion und den an der Kremlmauer in Moskau bestatteten Revolutionaren Das Denkmal wurde in dieser Form nicht verwirklicht 1 Nach der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht gab es in der Sowjetunion Wettbewerbe um Denkmaler die ein Rednerpodest vorschlugen 2 Auftragsvergabe BearbeitenStattdessen entwarf Ludwig Mies van der Rohe im Auftrag des Kunstmazens und KPD Funktionars Eduard Fuchs ein Denkmal fur Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg bzw das Revolutionsdenkmal mit dem wesentlichen Element einer Wand aus vorspringenden und zuruckgesetzten Hartbrandziegeln namlich den fur expressionistische Architektur typischen Oldenburger Klinkern Mies van der Rohe dessen Vater Steinsetzer war erklarte spater auch gegenuber dem McCarthy Ausschuss dass Fuchs ihn um den Auftrag gebeten habe nachdem Mies einen existierenden Denkmalsentwurf als ein fur Revolutionare unpassendes Bankiersdenkmal bezeichnet hatte Mies hierzu One of the first houses I built was for Hugo Perls in Berlin Mr Perls sold his house in the early twenties to a Mr Edward Fuchs After discussing his house problems Mr Fuchs then said he wanted to show us something It was a huge stone monument with Doric colums and medaillons of Luxemburg and Liebknecht When I saw it I started to laugh and I told him it would be a fine monument for a banker 3 Am Entwurf und spater der Bauausfuhrung beteiligt war der Bildhauer Herbert Garbe 4 Konstruktion und Ausfuhrung Bearbeiten nbsp Einweihung des Denkmals durch Wilhelm Pieck im Juni 1926Sergius Ruegenberg damaliger Mitarbeiter von Mies berichtete Die Idee war aus grossen Blocken ein Denkmal zu errichten Da Beton fur Mies nicht EDEL genug erschien nahm er Oldenburger Klinker Es sollten ja zuerst Basaltblocke werden aber zu kostspielig Also entstand ein Modell vom mitarbeitenden Bildhauer d Name ist mir entfallen Herbert Garbe in Ton angefertigt mit viel Verrucken und Verbesserungen nach einer Kohleskizze 5 von Mies und mit ihm zusammen Nach dem Modell fertigte ich die Zeichnungen die Ruckseite war Spiegelsatz der Vorderseite E Walter fertigte Zeichnungen der Betongestalt ohne die Klinkerverkleidung das heisst auf allen Seiten minus ca 13 oder auch bei Bindern 25 cm Klinkermass Es entstand ein Rohbau aus Beton Bei der Verschalung wurden Rundeisen an allen Ecken und Enden besonders aber fur die Unterflachen der sogenannten Blocke sorgfaltig eingezeichnet Hieran hielten sich die Klinker in den Fugen ca alle 2 3 Steine fest um nicht herunterzufallen Sergius Ruegenberg im Schreiben vom 1 Januar 1992 Das Denkmal wurde von Arbeitern der Bauhutte Berlin im Fruhjahr 1926 errichtet und am 13 Juni 1926 noch unfertig weil das gesammelte Geld nicht ausgereicht hatte enthullt In den folgenden Wochen konnte die Klinkerplastik am Ort der Grundsteinlegung fertiggestellt und am 11 Juli 1926 endgultig feierlich eingeweiht werden Die Kommunisten Ernst Meyer Paul Schwenk und Paul Scholze sowie das Mitglied des Sozialistischen Bundes Georg Ledebour hielten aus diesem Anlass Ansprachen an die Teilnehmer der Einweihungsfeier Da sich fur den KPD Stern aus Edelstahl kein Lieferant fand wurden funf Rhomben bestellt und zusammenmontiert die geplante Beschriftung Den Toten Helden der Revolution und Ich war ich bin ich werde sein 6 hingegen nie ausgefuhrt Der Fahnenmast der auf der Bauantragszeichnung fehlte musste 1928 auf Anordnung der Behorden wieder entfernt werden Bis 1933 fanden auf dem Friedhof beim Revolutionsdenkmal jahrlich 7 Aufmarsche und Gedenkfeiern zu Ehren von Liebknecht und Luxemburg LL Wochen statt Im Februar 1933 begannen Nationalsozialisten mit der Zerstorung des Mahnmals indem zunachst der funfzackige Stern abgerissen wurde Er kam als Trophae in das Revolutionsmuseum der SA Standarte 6 in der Taubenstrasse 7 8 Anfang des Jahres 1935 liessen die Machthaber den Bau bis auf sein Fundament abtragen und die Graber einebnen 1 Nach der Zerstorung Bearbeiten nbsp Fuhrende Mitglieder der KPD bei der Demonstration am 13 Januar 1946 vor der Nachbildung des Denkmals nbsp Gestaltung des Standorts des ehemaligen Revolutionsdenkmals mit temporaren Grabtafeln 2020 nbsp Gedenktafel 1982 fur das abgerissene RevolutionsdenkmalNach dem Ende des Zweiten Weltkrieges lag der Friedhof in Ost Berlin wo das zerstorte Revolutionsdenkmal nicht wiederhergestellt wurde Die Tradition der Gedenkmarsche und der Kundgebung wurde jedoch wiederbelebt wozu 1946 vorubergehend eine Nachbildung des Denkmals ohne Sowjetstern aufgestellt wurde In West Berlin gab es wiederholt Initiativen das zerstorte Mahnmal dauerhaft zu rekonstruieren Eine 1968 in West Berlin gegrundete Liebknecht Luxemburg Gesellschaft versuchte einige Zeit das Mies van der Rohe Mahnmal im Tiergarten neu errichten zu lassen Zahlreiche Unterstutzer wie die Sozialdemokraten Kurt Neubauer Walter Sickert und Geisteswissenschaftler wie Wolfgang Abendroth Ernst Bloch oder Walter Jens schafften es jedoch nicht eine Finanzierung zu erreichen Auch hatte der Architekt seine Zustimmung verweigert So wurde diese Idee nicht verwirklicht 1 Unter dem Namen Aktion 507 traf sich 1968 eine Gruppe junger Berliner Architekten Assistenten und Architekturstudenten an der Technischen Universitat Berlin Neben einer Ausstellung war eine weitere offentliche Aktion der Gruppe eine Spendensammlung zur Rekonstruktion des Revolutionsdenkmals an einem neuen Standort am Landwehrkanal Uber eine symbolische Grundsteinlegung am Tag der Eroffnung der Neuen Nationalgalerie kam die Rekonstruktion jedoch nicht hinaus 9 1980 wurde innerhalb der Serie Bauhaus eine Briefmarke der DDR mit dem Denkmal jedoch der unprazisen Benennung Gedenkstatte der Sozialisten herausgegeben Offenbar wurde hierdurch Aufmerksamkeit auf das noch vorhandene Fundament gelenkt so dass dessen Nordteil wie nachfolgend beschrieben umgestaltet wurde der Sudteil jedoch entfernt wurde 1982 wurde auf dem ursprunglichen Standort des Denkmals eine Tafel nach Entwurfen von Gunther Stahn und Gerhard Thieme Bildhauer mit folgender Inschrift aufgestellt AUF DIESEM FUNDAMENT STAND DAS REVOLUTIONSDENKMAL FUR KARL LIEBKNECHT ROSA LUXEMBURG UND VIELE ANDERE REVOLUTIONARE KAMPFER DER DEUTSCHEN ARBEITERKLASSE 1926 ERRICHTET VON DER KOMMUNISTISCHEN PARTEI DEUTSCHLANDS NACH PLANEN VON LUDWIG MIES VAN DER ROHE 1935 VON DEN FASCHISTEN ZERSTORT 1 Das Erinnerungsmal steht auf der Berliner Denkmalliste 10 Jedes Jahr seit der Ermordung der beiden Revolutionsfuhrer Liebknecht und Luxemburg mit Ausnahme der Jahre 1934 1945 findet am zweiten Sonntag im Januar der Gedenktag der Sozialisten statt Hierbei werden Kranze vor allem jedoch rote Nelken an den Grabern der Sozialisten niedergelegt Die Staatsfuhrung der DDR nutzte den Tag gleichzeitig fur eine alljahrliche Grossdemonstration 11 1988 zeigten Burgerrechtler das Zitat Rosa Luxemburgs Freiheit ist immer nur Freiheit des Andersdenkenden auf Transparenten bevor sie verhaftet wurden Die Liebknecht Luxemburg Demonstrationen werden seit 1990 von einem Bundnis verschiedener linksgerichteter Gruppen Parteien und Einzelpersonen fortgesetzt Diskussionen uber eine mogliche Rekonstruktion BearbeitenNach 1989 wurde vielfach die Entscheidung der SED hinterfragt das ursprungliche Denkmal nicht wieder aufzubauen Hierbei verstellt die eher anekdotenhafte Betrachtung in Ost und Westdeutschland Stararchitekt baute in Anfangszeiten sogar Denkmal fur Top Kommunisten den Blick auf die Feststellung dass Mies die Entwurfsaufgabe Revolutionsdenkmal ahnlich uberragend gelost hatte wie die Aufgabe Pavillon in Barcelona Fur Arthur Drexler Direktor des New Yorker Museum of Modern Art war die Gedenkstatte als abstrakter Ausdruck der Unruhe unerreicht 12 Im Jahr 2004 fand aus Anlass des 80 Jahrestages der Grundsteinlegung ein Symposium zu Fragen der Entwurfs und Zerstorungsgeschichte des Revolutionsdenkmals statt Dabei kamen auch die Beziehung von Mies van der Rohe zur kommunistischen Arbeiterbewegung die Archiv und Aktenlage zum Denkmal und allgemeine Fragen der Erinnerungskultur auf die Tagesordnung 13 2013 fand ein Symposium in Lichtenberg statt zur Frage der Rekonstruktion siehe Weblinks Ein massstabsgerechtes Modell des Revolutionsdenkmals wird seit Juli 2014 in der zeitgeschichtlichen Dokumentationsausstellung zu Faschismus und Nationalsozialismus im Bozener Siegesdenkmal ausgestellt Vom 6 Juni bis 1 August 2015 wurde der Entwurf der kroatischen Kunstlerin Sanja Ivekovic eines modifizierter Wiederaufbaus des Luxemburg Liebknecht Denkmales in der DAAD Galerie ausgestellt 14 15 Im Juni 2019 sprach sich Wita Noack die Direktorin des Mies van der Rohe Hauses fur den Wiederaufbau des Revolutionsdenkmals aus Lichtenberg wurde dadurch nicht nur um einen Anziehungspunkt bereichert sondern erhielte auch einen Ort zur Auseinandersetzung mit seiner wechselhaften Geschichte Ein guter Zeitpunkt dafur ware der 100 Jahrestag der Enthullung des Denkmals so Noack 16 Am 13 Juni 2019 wurde am ursprunglichen Standort eine temporare Installation mit der Frontansicht des Denkmals der Offentlichkeit ubergeben 17 In diesem Zusammenhang wurden auch temporare Grabtafeln aufgestellt die der ursprunglichen Anordnung entsprachen und daher teilweise die in der DDR vollzogene Gestaltung des Standorts des Revolutionsdenkmals uberdeckten 18 Wegbeschreibung BearbeitenVom Haupteingang der Gedenkstatte der Sozialisten aus links den westlichen asphaltierten Hauptweg bis zu dessen nordlichem Ende rechts Da der historische Hauptweg ostlich ist war die Seite mit Stern die Ostseite Literatur BearbeitenWolfgang Pehnt Die Architektur des Expressionismus Hatje Cantz Verlag Ostfildern Ruit 1998 ISBN 3 7757 0668 2 Joachim Hoffmann Berlin Friedrichsfelde Ein deutscher Nationalfriedhof Kulturhistorischer Reisefuhrer Das Neue Berlin Berlin 2001 ISBN 3 360 00959 2 Zentralfriedhof Friedrichsfelde Gedenkstatte der Sozialisten In Helga Grebing Siegfried Heimann u a Arbeiterbewegung in Berlin Der historische Reisefuhrer Links Berlin 2012 ISBN 978 3 86153 691 8 S 31 f Andrea Contursi The Mies van der Rohe s monument to the November revolution in Berlin Lichtenberg Ilios Editore Bari 2018 ISBN 978 88 941483 9 8 englisch italienisch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Revolutionsdenkmal Zentralfriedhof Friedrichsfelde Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ausstellung im Bezirksamt Lichtenberg Hintergrunde und zur Frage der Rekonstruktion Zerstorung des Revolutionsdenkmal durch die Nationalsozialisten Memento vom 16 Marz 2014 im Webarchiv archive today Buch uber das Revolutionsdenkmal englisch Zentralfriedhof Friedrichsfelde Die Gedenkstatte der Sozialisten Informationen zur Geschichte des Denkmals vom Forderkreis Erinnerungsstatte der deutschen Arbeiterbewegung Berlin Friedrichsfelde e V 2006Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Joachim Hoffmann Berlin Friedrichsfelde Ein deutscher Nationalfriedhof Kulturhistorischer Reisefuhrer S 22 ff Hans Jurgen Drengenberg Die sowjetische Politik auf dem Gebiet der bildenden Kunst von 1917 bis 1934 Berlin 1972 Neue Gesellschaft fur Bildende Kunst Wem gehort die Welt Berlin 1977 dort R P Baacke und M Nungesser Ich bin ich war ich werde sein Dort D D Egbert zitiert Mies van der Rohe in den 1960ern Die Rote Fahne 15 Juni 1926 Mies konnte diese Skizze und weitere Zeichnungen in die USA retten Zitat aus Rosa Luxemburgs letztem Artikel in dem sie Ferdinand Freiligrath zur Niederschlagung der 1848er Revolution zitiert Gedenkfeiern zudem auch am um den 13 Juni mindestens 1919 1924 und 1926 J K von Engelbrechten Hans Volz Wir wandern durch das nationalsozialistische Berlin Ein Fuhrer durch die Gedenkstatten des Kampfes um die Reichshauptstadt Zentralverlag der NSDAP F Eher Nachf Munchen 1937 S 59 Stumpfer Stern In Der Spiegel Heft 39 1968 S 193 Denkmaldatenbank Berlin Luxemburg Liebknecht Demo Gedenkzug in eigener Sache In Spiegel Online 6 Januar 2011 Der Spiegel vom 23 September 1968 zitiert in Neue Gesellschaft fur Bildende Kunst Revolution und Fotografie Berlin 1989 80 Jahre Revolutionsdenkmal auf dem Friedhof Friedrichsfelde Symposium zu Pro und Contra einer Rekonstruktionsdebatte Memento vom 3 Juli 2009 im Internet Archive Luxemburg Liebknecht Denkmal in Berlin Zersplitterte Revolutionen In taz Juni 2015 Sanja Ivekovic Ich war ich bin ich werde sein In e flux com englisch Tomas Morgenstern Monument und Architekturikone neues deutschland Abgerufen am 10 November 2019 Das Revolutionsdenkmal von Mies van der Rohe Pressemitteilung des Bezirksamts Lichtenberg vom 11 Juni 2019 Fotos der temporaren Installation auf dem Sozialistenfriedhof 52 5225 13 516111111111 Koordinaten 52 31 21 N 13 30 58 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Revolutionsdenkmal amp oldid 236793383