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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Denkmal Begriffsklarung aufgefuhrt Ein Denkmal Mehrzahl Denkmaler oder Denkmale ist im allgemeinen Sprachgebrauch dem Duden gemass 1 entweder eine zum Gedachtnis an eine Person oder ein Ereignis errichtete grossere plastische Darstellung ein Monument Denkmal Gedenken Hierunter fallen beispielhaft Statue Reiterstandbild Monument Ehrenmal Kriegerdenkmal Mahnmal Triumphbogen oder ein erhaltenes Kunst werk das fur eine fruhere Kultur Zeugnis ablegt Denkmal Zeugnis Hierunter fallen beispielhaft Kunstwerk Kulturgut UNESCO Welterbe Kulturdenkmal Baudenkmal BodendenkmalAls Zeugnis der kulturellen Entwicklung der Menschheit 2 kann ihm im Rahmen einer Erinnerungskultur aus kunstlerischer historischer politischer technischer stadtebaulicher oder landschaftsgestalterischer Sicht ein besonderer Wert zugesprochen werden Wenn an seiner Erhaltung ein institutionelles offentliches Interesse besteht kann es unter Denkmalschutz gestellt werden In diesem Sinne kann auch Ersteres zusatzlich zu Zweiterem erklart werden also ein Reiterstandbild zu einem geschutzten Baudenkmal erklart werden Das Naturdenkmal kann nur dann ein Denkmal im beschriebenen Sinn sein das fur eine fruhere Kultur Zeugnis ablegt wenn es sich ursprunglich um ein von Menschen angelegtes Werk der Gartenkunst handelte oder um einen gepflanzten Baum mit gestaltetem Umfeld fur die Erinnerungskultur wie zum Beispiel eine Kaisereiche Im Kontext der Gartenkunst befasste sich etwa Christian Cay Lorenz Hirschfeld mit der Funktion und Asthetik von Denkmalern 3 Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsgeschichte 2 Begriffsdefinition 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBegriffsgeschichte BearbeitenDas Wort Denkmal lasst sich erstmals in den Schriften Martin Luthers nachweisen wo es die Bedeutung Gedachtnisstutze hat Luther verwendet es als Ubersetzung fur das griechische mnemosynon und das lateinische monumentum lat monere gemahnen erinnern Der Begriff burgerte sich ohne eine allgemeingultige Definition ein und konnte im Extremfall jeden Gegenstand bezeichnen der ein allgemeineres Interesse auf sich zieht 4 Bis ins 19 Jahrhundert wurde die Bezeichnung synonym mit Monument verwendet wahrend heute mit letzterem vor allem Denkmaler besonderer Grosse bezeichnet werden so bezeichnet das Adjektiv monumental heute in erster Linie gewaltige und eindrucksvolle Objekte Auch im heutigen Sprachgebrauch kann die Definition je nach Fachbereich und Betrachtungsweise unterschiedlich sein Wahrend beispielsweise in der Kunstgeschichte zum Zweck der Erinnerung geschaffene Werke als Denkmal bezeichnet werden verwendet der Denkmalschutz einen ganzlich anderen Denkmalbegriff Begriffsdefinition BearbeitenEs gibt im deutschen Sprachgebiet keinen einheitlichen und verbindlichen Denkmalbegriff In der Literatur wird stets die Heterogenitat des Begriffs hervorgehoben 5 Die geisteswissenschaftlichen und kunsthistorischen Grundlagen des Denkmalbegriffs sind ausserst vielfaltig und disparat Namen wie Georg Dehio Alois Riegl Max Dvorak Tilmann Breuer Georg Morsch Willibald Sauerlander Wilfried Lipp und andere stehen hierfur Seit dem fruhen 19 Jahrhundert wird der Begriff Denkmal unterteilt in ein Denkmal im engeren Sinne und ein Denkmal im weiteren Sinne Das Conversations Lexikon oder Enzyklopadisches Handbuch fur gebildete Stande von 1816 begrundete diese Differenzierung die uber Alois Riegl bis in die heutige Wissenschaftsliteratur tradiert wurde 6 Dabei wird als Denkmal im weiteren Sinne ein kulturgeschichtlich bedeutsamer Gegenstand und als Denkmal im engeren Sinne ein fur eine Person oder Ereignis errichtetes Erinnerungsmal bezeichnet 7 Mit den Worten Gustav Droysens ist dies eine Unterscheidung von Denkmalern aus der Zeit und fur die Zeit 8 Zugleich zeigt sich in dieser Unterscheidung unser Umgang mit der Vergangenheit Denkmal im weiteren Sinne und welche Folgerungen daraus im Sinne der Erinnerungskultur fur die Zukunft geschlossen werden Denkmal im engeren Sinne Denkmal der Schlacht bei Laupen auf dem Bramberg in der bernischen Gemeinde NeueneggDie Brockhaus Enzyklopadie bezeichnet als Denkmal im engeren Sinn ein zur Erinnerung an bestimmte Personen oder Ereignisse errichtetes Werk der Bau oder Bildhauerkunst 9 Genauer formuliert das Lexikon der Kunst zum Denkmal im engeren Sinn jedes bewusst mit der Absicht der Wahrung des Andenkens an Personen oder Ereignisse errichtete architekton ische oder plast ische Werk D enkmaler propagieren meist die herrschenden Ideen und fuhrenden Personlichkeiten der jeweiligen hist orischen Formation b e z iehungs w eise ihrer einzelnen Perioden und entfalten deshalb eine aktive gesellschaftspolit ische Wirksamkeit 2 Denkmaler sind Ausdruck eines Zeitgeistes sie vergegenwartigen unser Erbe konfrontieren uns mit einer fortwirkenden Vergangenheit die beharrlich unbarmherzig bisweilen auch versohnlich in unsere Gegenwart hineinragt 10 Sie sind bis zur Demokratisierung Deutschlands als Verbindungsglied zwischen herrschender Klasse und Burgerschicht zu verstehen Dem Volk wurden vorherrschende Ideale vermittelt und die oberen Schichten sahen sich durch Denkmaler an Fursorgepflichten gebunden 11 Erst die Demokratisierung nach 1945 die Zeit der Weimarer Republik einmal ausgenommen in welcher kaum Denkmaler entstanden und die damit verbundene Ubergabe der Macht an das Volk fuhrten herrschende Klasse und Volk zusammen und losten diese Verbindung einer Fursorgepflicht auf Ein Denkmal ist ein Monument und soll im Sinne des lateinischen monere erinnern an eine Person an eine Sache oder ein historisches Ereignis erinnern kurz gedenken 12 Daruber hinaus wird ihm die Funktion zugeschrieben die Jugend zu bilden und zu erziehen So in etwa meinte es August Boeckh als er den antiken Topos mortui viventes obligant fur das Nationaldenkmal auf dem Berliner Kreuzberg mit Den Gefallenen zum Gedachtnis den Lebenden zur Anerkennung den kunftigen Geschlechtern zur Nacheiferung ubersetzte 13 Dieser Schriftzug fand sich nach 1819 auf zahlreichen Denkmalern wieder Notwendig zum Gedenken und Erziehen ist dass das Denkmal offentlich zuganglich ist raumlich aber auch inhaltlich erfahrbar gemacht werden kann und Nachhaltigkeit besitzt Erstere lasst sich auf zweierlei Wegen erreichen uber eine Aufstellung im offentlichen Raum oder die Rezeption uber die burgerliche Offentlichkeit auf anderem Wege Letzteres durch seine Werkhaftigkeit oder direkten Ubergang des Inhaltes in das kollektive oder das kulturelle Gedachtnis Alois Riegl bezeichnet in seiner Schrift Der moderne Denkmalskultus sein Wesen und seine Entstehung das Denkmal als ein Werk von Menschenhand errichtet zu dem bestimmten Zweck um einzelne menschliche Taten oder Geschicke oder Komplexe mehrerer solcher im Bewusstsein der nachlebenden Generationen stets gegenwartig und lebendig zu halten Es kann entweder ein Kunstdenkmal oder ein Schriftdenkmal sein je nachdem es das zu verewigende Ereignis mit den blossen Ausdrucksmitteln der bildenden Kunst oder unter Zuhilfenahme einer Inschrift dem Beschauer zur Kenntnis bringt 14 Auf eine Besonderheit des Denkmals macht Helmut Scharf in seinem Buch Kleine Kunstgeschichte des Deutschen Denkmals 1984 aufmerksam Darin schreibt er Denkmal existiert als Objekt und als Bezeichnung desselben Als Sprachsymbol bezeichnet Denkmal in der Regel etwas Konkretes seltener wird es auch metaphorisch verwandt Denkmal kann Sprachsymbol fur eine Einheit mehrerer Denkmaler oder nur fur ein einzelnes sein es kann im weiteren Sinne aber auch fast in allen denk und sinnesmassig erfassbaren Seinsebenen gebraucht werden Was Denkmal ist hangt immer davon ab welchen Stellenwert das herrschende oder als Tradition uberkommende Bewusstsein einer spezifischen historischen und gesellschaftlichen Situation ihm beimisst 15 Grundsatzlich ist der Definitionsrahmen des Begriffs Denkmal von den je aktuellen historischen Rahmenbedingungen abhangig An ihn sind zudem Aspekte der Erinnerungskultur und des Kulturellen Gedachtnisses ebenso geknupft wie Fragen nach dem Begriff der Offentlichkeit und Dauerhaftigkeit 16 vom je memorierten sowie nach der Gestalt und dem Inhalt 17 des Denkmals werkhaften Erinnerungsmal Aus kunstwissenschaftlicher Sicht eroffnet gerade die Dichotomie von Inhalt und Gestalt das Problem der Sprachfahigkeit des Denkmals 18 Dabei wird deutlich dass die Sprache eminenter Teil eines Denkmals ist und auch an ungegenstandlichen oder architektonischen Denkmalern oft zumindest mit einer Gedenktafel vertreten ist Hierbei beruhrt die Debatte die gesellschaftlichen Mechanismen welche an das Gedenken verbunden sind Das sind Akzeptanz des Erinnerungsmales als Objekt die transportierten Inhalte und die Wirkung dieser Inhalte Literatur BearbeitenPeter Bloch Vom Ende des Denkmals In Friedrich Piel Jorg Traeger Hrsg Festschrift Wolfgang Braunfels Wasmuth Tubingen 1977 ISBN 3 8030 4003 5 S 25 30 Zum 65 Geburtstags von Wolfgang Braunfels Helmut Hausle Das Denkmal als Garant des Nachruhms Eine Studie zu einem Motiv in lateinischen Inschriften Munchen 1980 Zetemata Band 75 vgl hierzu Gerhard Pfohl Rezension in Anzeiger fur die Altertumswissenschaft Band 37 1984 Sp 60 62 Wilfried Lipp Hrsg Denkmal Werte Gesellschaft Zur Pluralitat des Denkmalbegriffs Campus Frankfurt am Main New York NY 1993 ISBN 3 593 34883 7 Hans Ernst Mittig Das Denkmal In Werner Busch Peter Schmoock Hrsg Kunst Die Geschichte ihrer Funktion Weinheim u a 1987 S 457 489 Felix Reusse Das Denkmal an der Grenze seiner Sprachfahigkeit Sprache und Geschichte Band 23 Klett Cotta Stuttgart 1995 ISBN 3 608 91724 1 zugleich Dissertation an der Universitat Heidelberg 1993 Eduard Trier Das Denkmal ist tot es lebe das Denkmal Vorstellung einiger Denkmale der 80er Jahre In Jutta Schuchard Hrsg Verganglichkeit und Denkmal Beitrage zur Sepulkralkultur Bouvier Bonn 1985 ISBN 3 416 01933 4 S 165 168 Georg Kreis Zeitzeichen fur die Ewigkeit 300 Jahre schweizerische Denkmaltopografie Verlag Neue Zurcher Zeitung Zurich 2008 ISBN 978 3 03823 417 3 Weblinks Bearbeiten Commons Denkmal Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wiktionary Denkmal Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Denkmal das In Duden abgerufen am 3 Oktober 2012 a b Lexikon der Kunst Architektur bildende Kunst angewandte Kunst Industrieformgestaltung Kunsttheorie Band 2 Cin Gree 2 unverand Aufl Seemann Leipzig 2004 S 121 Christian Cay Lorenz Hirschfeld Theorie der Gartenkunst Band 3 Leipzig S 126 170 Rolf Selbmann Dichterdenkmaler in Deutschland Stuttgart 1988 S 1 Beispiele Helmut Scharf Kleine Kunstgeschichte des deutschen Denkmals Wiss Buchges Darmstadt 1984 S 5 Biljana Menkovic Politische Gedenkkultur Denkmaler die Visualisierung politischer Macht im offentlichen Raum Wien 1998 S 10 Hans Georg Stavginski Das Holocaust Denkmal der Streit um das Denkmal fur die ermordeten Juden Europas in Berlin 1988 1999 Schoningh Paderborn u a 2002 S 132 Christoph Heinrich Strategien des Erinnerns der veranderte Denkmalbegriff in der Kunst der achtziger Jahre Schreiber Munchen 1993 Reinhard Alings Monument und Nation das Bild vom Nationalstaat im Medium Denkmal zum Verhaltnis von Nation und Staat im deutschen Kaiserreich 1871 1918 In Beitrage zur Kommunikationsgeschichte Band 4 de Gruyter Berlin u a 1996 S 13 f Scharf 1984 S 8 Alings 1996 S 13 f Stavginski 2002 S 132 Brockhaus Enzyklopadie Band 4 Chod Dol 17 Aufl Wiesbaden S 418 f Ulrich Schlie Die Nation erinnert sich die Denkmaler der Deutschen Beck sche Reihe Band 1469 Beck Munchen 2002 ISBN 3 406 47609 0 S 8 Thomas Kellein Von der Mutterschaft zur Vaterschaft Eine Denkmalrenaissance in Munster Hausse fur das Denkmalbemuhen In Ausst Katalog Munster Skulptur Projekte in Munster 1987 Ausstellung vom 14 Juni bis 4 Oktober 1987 Koln 1987 S 299 308 hier S 299 Ursula Uber Stadtbildgestaltung durch Freiplastiken Paradigma Munster Westf Munster Westf 1976 S 13 Univ Diss Deutschland nebst Theilen der angrenzenden Lander bis Strassburg Luxemburg Kopenhagen Krakau Lemberg Ofgen Pesth Venedig Mailand Karl Baedeker 1861 S 28 books google de Kathrin Chod Nationaldenkmal auf dem Kreuzberg In Hans Jurgen Mende Kurt Wernicke Hrsg Berliner Bezirkslexikon Friedrichshain Kreuzberg Luisenstadtischer Bildungsverein Haude und Spener Edition Luisenstadt Berlin 2002 ISBN 3 89542 122 7 luise berlin de Stand 7 Oktober 2009 parlament berlin de Memento vom 11 Marz 2013 im Internet Archive Alois Riegl Gesammelte Aufsatze Neuausgabe Edition Logos Berlin Mann 1995 S 144 Scharf 1984 S 5 Menkovic 1998 S 10 B Menkovic spricht hier von einer Verallgemeinernden Symbolik als einem von drei Hauptmerkmalen neben Dauerhaftigkeit und Offentlichkeit des Denkmals Dabei scheint sie Gestalt und Inhalt als eine Einheit zu werten Menkovic 1998 S 10 Felix Reusse Das Denkmal an der Grenze seiner Sprachfahigkeit Sprache und Geschichte Band 23 Klett Cotta Stuttgart 1995 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Denkmal amp oldid 228791463