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Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Das Kastell Halheim ist ein romisches Grenzkastell dicht am Ratischen Limes der seit 2005 den Status eines UNESCO Weltkulturerbes besitzt Das fruhere Numeruskastell liegt heute bei Pfahlheim Halheim einem Stadtteil von Ellwangen im Ostalbkreis Baden Wurttemberg Kastell HalheimLimes ORL 67a RLK Strecke RLK Ratischer Limes Strecke 12Datierung Belegung um 125 150 n Chr bzw 205 n Chr bis maximal 260 n Chr Typ NumeruskastellGrosse 80 82 5 m 0 67 haBauweise SteinErhaltungszustand Schuttwall mit angepflanzter BuschheckeOrt Ellwangen Pfahlheim HalheimGeographische Lage 48 58 59 5 N 10 17 8 5 O 48 983194444444 10 285694444444 528Hohe 528 m u NHNVorhergehend Wp 12 81 Limestor Dalkingen sudwestlich Anschliessend ORL 68 Kastell Ruffenhofen nordostlich Luftbild Pfahlheim Halheim in der Bildmitte rechts daruber das eingewachsene Geviert der Buschhecke die das Kastell heute begrenzt Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Baugeschichte 4 Truppe 5 Vicus und Kastellbad 6 Funde 7 Denkmalschutz 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 AnmerkungenLage Bearbeiten nbsp Das Kastell und der sudwestliche Limesabschnitt bis Kastell Aalen nbsp Das Kastell und sein nachstes Umfeld hauptsachlich nach den Befunden der RLKIm Bereich von Halheim siedelten in vorromischer Zeit Kelten So sind auf der Flur Berg latenezeitliche Siedlungsreste zumeist Keramik gefunden geworden 1 Das 80 82 5 Meter grosse Kastell wurde auf einer leichten Anhohe sudlich des Sonnenbaches in der heutigen landwirtschaftlich genutzten Flur Buschelacker gegrundet und befand sich nur 35 Meter sudostlich der ratischen Mauer die hier von Sudwesten nach Nordosten die Gemarkungen durchquert Einen Kilometer im Sudwesten des Kastells liegt das Dorf Halheim Forschungsgeschichte BearbeitenWie der Flurname Buschelacker Buschel suddeutsch fur Burgstall anzeigt ging das Wissen um eine alte Befestigungsanlage nie ganz verloren Seit dem Beginn des 19 Jahrhunderts wurden Funde aus dem Kastellareal bekannt 1819 beschrieben der Justizsekretar Maximilian Buzorini und der Gymnasialprofessor Johann Georg Freudenreich zwei fruhe Ellwanger Limesforscher 2 das Areal 1884 gruben zwei andere Heimatforscher der Ellwanger Gymnasialprofessor Karl Kurtz 1817 1887 und der Oberamtspfleger Hugo Steinhardt an mehreren Stellen im Kastell und Lagerdorfareal 1891 war der bekannte Theologe Naturwissenschaftler und Kartographiehistoriker Konrad Miller mit Kurtz im Gelande um das Kastell zu vermessen und in die Flurkarte einzutragen 3 1894 fuhrte Major Heinrich Steimle im Auftrag der Reichs Limeskommission RLK Grabungen durch die sich hauptsachlich mit der Beobachtung zur Umwallung und Grosse der Fortifikation beschaftigten Damals wurde der bis ins erste Jahrzehnt des 21 Jahrhunderts gultige Kenntnisstand zu diesem Lager erreicht denn seit Steimle haben dort keine Grabungen mehr stattgefunden Im Oktober 2010 wurde in einer ersten Kampagne mit geophysikalischen Untersuchungen im Kastellbereich begonnen und im Februar 2011 durch den Geophysiker Harald von der Osten abgeschlossen 4 Fur den Besucher ist das von der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung ausgenommene Lagerareal durch den umlaufenden Schuttwall seiner Mauern sowie einer mitlaufenden Buschhecke deutlich im Gelande sichtbar Baugeschichte BearbeitenEin bisher unbekannter 100 bis 200 Mann starker Numerus oder eine andere grossere Einheit hat das Kastell vielleicht bereits um 125 n Chr oder erst um 205 n Chr im Zuge der Erbauung der ratischen Limesmauer errichtet Fur diesen Steinausbau der Limesmauer liegen dendrochronologische Daten aus dem Kastell Dambach vor So wurde dort das Holz des Pfahlrosts auf dem die Mauer grundete in den Wintermonaten 206 207 n Chr geschlagen Es gibt jedoch auch einen Deutungsversuch Halheim vor den Steinausbau der ratischen Mauer zu datieren da der Limes um das Kastell einen Bogen macht 5 Unter Einbeziehung aller bisher gewonnenen dendrochronologischen Daten musste dieses Grundungsdatum dann in oder vor die Zeit um 160 n Chr fallen Damals setzte der Bau der holzernen Limespalisade in Ratien offensichtlich ein 6 Aus dem westlichen Schwabsberg stammendes Material der Palisade konnten zwei Dendrochronologen in elf Proben dem Jahr 165 n Chr zuordnen 7 Die aus dem ostlichen Monchsroth stammte Beprobung wurde dem Jahr 160 n Chr zugeschrieben 8 Die 1 2 Meter breite Wehrmauer des fast quadratischen 80 82 5 Meter grossen Kastells besitzt vier abgerundete Ecken Spielkartenform in denen je ein Wachturm stand Die Anlage besass zwei einspurige Tore die von je zwei Torturmen flankiert waren Ein Zugang die Porta praetoria erhob sich nordlich in der Mitte der Pratorialfront der dem Feind zugewandte Seite der Befestigung Ein zweiter Durchlass die Porta decumana lag dem Nordtor genau gegenuber an der ruckseitigen sudlichen Wehrmauer An den beiden Flanken des Kastells war mittig je ein Zwischenturm installiert Hinter der Wehrmauer im Inneren des Lagers war eine Erdrampe aufgeschuttet worden auf der die Soldaten patrouillieren konnten Als Annaherungshindernis befand sich vor der Garnison ein 6 5 Meter breiter Spitzgraben Nach dem Bericht von Buzorini und Freudenreich aus dem Jahr 1819 war der Platz an dem sich noch augenscheinlich romische Trummer fanden eine halbe Stunde breit und ebenso lang Die beiden gaben die Hohe der erhaltenen Kastellmauer mit durchschnittlich vier Schuh an An der Ostseite stiessen sie auf Bruchstucke von Saulen Das Areal im Inneren der Garnison barg nach ihrer Feststellung viele Mauerreste Zudem wurden die Leute hier stetig Munzen finden 3 Durch die den historischen Boden mit den damaligen Mitteln sondierende Grabung von 1894 wurden keine Vorstellungen zum Kastellinneren gewonnen Da die Forschung aber anhand von Untersuchungen davon ausgeht dass der romische Kastellausbau einem allgemeingultigen Norm Plan folgte der den ortlichen Gegebenheiten sowie der vorgesehenen Mannschaftsstarke angepasst wurde 9 wird die Bebauung diesem Plan gefolgt sein Der im Kastell stationierte Numerus hatte einen Limesabschnitt zu bewachen Mit dem Limesfall bis 260 n Chr endete die Geschichte des Platzes Die Umstande dazu sind jedoch in Halheim unbekannt Das Lager unterstand dem Befehlshaber der Ala II Flavia milliaria p f im Kastell Aalen 10 Truppe BearbeitenDie nach Halheim abkommandierte namentlich unbekannte Abteilung war ein Numerus dt Einheit Diese Einheiten gehorten zu den romischen Hilfstruppen waren aber nicht so standardisiert wie die Auxilia welche in den Grundungstagen der Numeri bereits fester Bestandteil des romischen Heeres waren Die Numeri entstanden als die ersten Limesstrecken eingerichtet wurden Der Bedarf an kleineren Einheiten zur Grenzuberwachung wuchs enorm was auch finanzielle Folgen fur das Reich hatte So wurden junge Einheimische regional ausgehoben und mit geringerem Sold und weniger striktem Standard in neuerrichtete Standorte abkommandiert Die Numeri wurden wie die Auxilia nach ihrer ursprunglichen volkischen Herkunft benannt und haben anscheinend bei der Entlassung nicht das romische Burgerrecht erhalten 11 Die Soldaten in Halheim waren moglicherweise zumindest zeitweilig mit Bogen bewaffnet wie ein 1884 entdeckter Waffenhort aus dem Kastellareal nahelegt siehe auch unter Funde Vicus und Kastellbad BearbeitenSudlich der Verschanzung wurden in der Flur Hornfeld Mauerzuge entdeckt die mit dem Kastellvicus in Bezug gebracht werden Ausserdem traf man dort auf Lesefunde Das Bad des Kastells konnte sich westlich des Numeruskastells befunden haben da es in diesem Bereich eine Steinkonzentration gibt Funde BearbeitenAus dem Bereich des Vicus stammt eine hohlgegossene romische Bronzehand die von unbefugten Sondengehern aus dem Boden gezogen wurde Das rund 15 5 Zentimeter hohe und 8 5 Zentimeter breite Bruchstuck halt ein rohrenformiges Behaltnis zwischen Zeigefinger und Daumen Zum Einschmelzen vorgesehen wurde es in Mittelhandhohe abgetrennt und dabei aufgebogen Auch der Ringfinger und der kleine Finger sind entfernt worden Eine Sagespur am erhaltenen Daumen weist auf die Willkurlichkeit der Beschadigung hin Typologie und Gestaltung konnten auf einen Kerzenhalter in Handform hinweisen 12 Die Bronzehand befindet sich nun im Archaologischen Landesmuseum ALM in Rastatt 13 Denkmalschutz BearbeitenDas Kastell Halheim und die erwahnten Bodendenkmale sind als Abschnitt des Obergermanisch Ratischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO Welterbes Ausserdem sind die Anlagen Kulturdenkmale nach dem Denkmalschutzgesetz des Landes Baden Wurttemberg DSchG Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig Zufallsfunde an die Denkmalbehorden zu melden Siehe auch BearbeitenListe der Kastelle am Obergermanisch Raetischen LimesLiteratur BearbeitenDietwulf Baatz Der Romische Limes Archaologische Ausfluge zwischen Rhein und Donau 4 Auflage Mann Berlin 2000 ISBN 3 7861 2347 0 S 266 f Dieter Planck Willi Beck Der Limes in Sudwestdeutschland 2 Auflage Theiss Stuttgart 1987 ISBN 3 8062 0496 9 S 148 149 Britta Rabold Egon Schallmayer Andreas Thiel Der Limes Theiss Stuttgart 2000 ISBN 3 8062 1461 1 S 110 Heinrich Steimle Das Kastell Halheim In Ernst Fabricius Felix Hettner Oscar von Sarwey Hrsg Der obergermanisch raetische Limes des Roemerreiches B VI Nr 67a 1901 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kastell Halheim Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kastell Halheim auf der Seite der Deutschen LimeskommissionAnmerkungen Bearbeiten Kurt Bohner u a Fuhrer zu vor und fruhgeschichtlichen Denkmalern 22 von Zabern Mainz 1982 S 47 Kurt Bohner Fuhrer zu vor und fruhgeschichtlichen Denkmalern Band 22 von Zabern Mainz 1982 S 3 a b Konrad Miller Die romischen Kastelle in Wurttemberg J Weise Stuttgart 1892 S 39 Fortsetzung der geophysikalischen Untersuchungen im Romerkastell Halheim Memento des Originals vom 26 Januar 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www archaeologie online de www archaeologie online de 4 Februar 2011 abgerufen am 26 Januar 2017 Walter E Keller Walter Grabert Die Romer am Limes von der Ostalb bis zur Donau Keller Treuchtlingen 1998 ISBN 3 924828 49 0 S 25 C Sebastian Sommer Zur Datierung des Raetischen Limes In Peter Henrich Hrsg Der Limes vom Niederrhein bis an die Donau 6 Kolloquium der Deutschen Limeskommission Theiss Stuttgart 2012 ISBN 978 3 8062 2466 5 Beitrage zum Welterbe Limes 6 S 137 147 hier S 138 Ernst Hollstein Mitteleuropaische Eichenchronologie von Zabern Mainz 1980 ISBN 3 8053 0096 4 S 115 Philipp Filtzinger Hrsg Die Romer in Baden Wurttemberg 3 Auflage Theiss Stuttgart 1986 ISBN 3 8062 0287 7 S 488 Wolfgang Czysz Frank Herzig Neue Dendrodaten von der Limespalisade in Raetien In Andreas Thiel Hrsg Neue Forschungen am Limes Band 3 Theiss Stuttgart 2008 ISBN 978 3 8062 2251 7 S 183 194 Anne Johnson Romische Kastelle von Zabern Mainz 1987 ISBN 3 8053 0868 X S 58 Marcus Junkelmann Die Reiter Roms Teil II von Zabern Mainz 1991 ISBN 3 8053 1139 7 S 84 f Anne Johnson dt Bearbeitung von Dietwulf Baatz Romische Kastelle von Zabern Mainz 1987 ISBN 3 8053 0868 X S 36 37 Unbetitelter Bericht von Jutta Ronke Claudia Pankau In Fundberichte aus Baden Wurttemberg 28 Teilband 2 Landesdenkmalamt Baden Wurttemberg Theiss Stuttgart 2005 ISBN 978 3 8062 2008 7 S 204 205 Unbetitelter Bericht von Jutta Ronke Claudia Pankau In Fundberichte aus Baden Wurttemberg 28 Teilband 2 Landesdenkmalamt Baden Wurttemberg Theiss Stuttgart 2005 ISBN 978 3 8062 2008 7 S 205 Kastelle des Obergermanisch Ratischen Limes ORL Strecke 12 Kastell Lorch Kleinkastell Kleindeinbach Kleinkastell Freimuhle Kastell Schirenhof Kleinkastell Hintere Orthalde Kastell Unterbobingen Kastell Aalen Kastell Buch Limestor Dalkingen Kastell Halheim Normdaten Geografikum GND 1173295941 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kastell Halheim amp oldid 239312437