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Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Das Kleinkastell Kleindeinbach war ein romisches Militarlager das heute auf der alten Flur Schlossle nordostlich des Dorfes Kleindeinbach ein Ortsteil von Grossdeinbach Stadtteil von Schwabisch Gmund im Ostalbkreis in Baden Wurttemberg liegt Es wurde in Verbindung mit dem rund 45 Meter nordlich entlanglaufenden Ratischen Limes errichtet der 2005 zum UNESCO Weltkulturerbe erhobenen worden ist Die kleine Anlage war zugleich ein Grenzkastell zwischen den romischen Provinzen Germania superior und Raetia Kleinkastell KleindeinbachLimes ORL Wp 12 22 RLK Strecke RLK Strecke 12Datierung Belegung bis spatestens 260 n Chr Typ KleinkastellGrosse 24 90 24 90 m 0 06 ha Bauweise SteinErhaltungszustand leichter verschliffener SchuttwallOrt KleindeinbachGeographische Lage 48 47 50 8 N 9 45 17 3 O 48 797441666667 9 7547972222222 413Hohe 413 m u NHNVorhergehend Kastell Lorch westlich Anschliessend Kleinkastell Hintere Orthalde ostnordostlich Ruckwartig Kleinkastell Freimuhle sudostlich Kastell Schirenhof sudostlich Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Baugeschichte 4 Limesverlauf zwischen den Kleinkastellen Kleindeinbach und Freimuhle 5 Denkmalschutz 6 Siehe auch 7 Literatur 8 AnmerkungenLage Bearbeiten nbsp Landschaftsmodell mit dem Kastell Schirenhof im oberen Bildbereich dem Kleinkastell Freimuhle in der Bildmitte und dem Kleinkastell Kleindeinbach mit dem Limes am unteren BildrandDas von der Reichs Limeskommission RLK mit der Bezeichnung Wp 12 22 1 genannte Kleinkastell liegt knapp hinter der hier fast genau in sudostliche Richtung laufenden holzernen Palisade des Limes Aus dieser Grenzbefestigung oder einer kurz dahinterliegenden Brucke 2 stammt Holz das hochstwahrscheinlich bereits 164 n Chr verbaut worden ist 3 Dieser Befund deckt sich mit der Palisade aus Schwabsberg 4 die sich in die Jahre 165 166 n Chr datieren lasst 5 Die romischen Erbauer haben die kleine Befestigung in der mittleren Halfte des Rotenbachtaler Westhanges auf einer leicht hervorspringenden Hangzunge errichtet Von hier aus bestand die Moglichkeit einen Limesabschnitt die Provinzgrenze im Rotenbachtal und den in dieses Tal absteigenden und auf der gegenuberliegenden Seite wieder hinaufwandernden Limes zu beobachten Die Kastellbesatzung konnte mit dem uber ihnen gelegenen westlichen Limesturm Wp 12 21 sowie mit dem auf dem Osthang liegenden Turm Wp 12 23 Kontakt aufzunehmen zudem war auch das rund zwei Kilometer sudostlich gelegene Kohortenkastell Schirenhof einzusehen was fur einen direkten Signalaustausch der auch uber das weiter unten gelegene Kleinkastell Freimuhle erfolgen konnte beste Voraussetzungen bot Forschungsgeschichte BearbeitenDas Wissen um eine alte befestigte Stelle ist wohl nie ganz verloren gegangen wie der alte Flurname Burschel suddeutsch fur Burgstall auf dem das Kleinkastell Kleindeinbach liegt bezeugt Zu Beginn des 19 Jahrhunderts wurde das bis dahin noch teilweise erhaltene aufgehende Mauerwerk der Befestigung die auch als Schlossle bekannt war vollkommen geschleift In den Jahren 1888 und 1892 untersuchten Ernst von Herzog und Major Heinrich Steimle die Befestigung im Auftrag der RLK 6 Baugeschichte Bearbeiten nbsp Plastische Darstellung des Kleinkastells und des LimesverlaufsBei den Grabungen an der 24 90 24 90 Meter grossen quadratischen Anlage aus anstehenden Liassandsteinen wurde eine 1 25 m breite Umfassungsmauer mit abgerundeten Ecken freigelegt Es konnte festgestellt werden dass es nur einen einspurigen Einlass in der Mitte der Sudseite dem rund 45 Meter nordlich liegenden Limes abgewandt gegeben hat 6 Dieter Planck vermutete dass diese Anlage dem wesentlich besser erforschtem Typus Rotelsee angehort hat Man geht davon aus dass die kleine Fortifikation fur zehn bis zwanzig Soldaten ausgelegt war Da das Kleinkastell Kleindeinbach die ostlichste Befestigungsanlage der romischen Provinz Germania superior war wurde spekuliert ob die Besatzung nicht eher aus dem westlich gelegenen Kastell Lorch hierher abkommandiert worden ist Das Grenzgebiet von Germania superior und Raetia ist im Limesbereich ungewohnlich dicht mit romischen Militarstutzpunkten belegt Auch die Nahe der Kohortenkastelle Lorch am Rand der Provinz Germania superior und Schirenhof in Raetia scheinen diesen Eindruck zu bestatigen Vielleicht wird hier ein gewisses eigenstandiges Handeln der fur die Provinzverwaltung Verantwortlichen sichtbar Besonders der nur in Raetia durchgefuhrte Ausbau der Reichsgrenze in Stein konnte hierfur ein Beleg sein Limesverlauf zwischen den Kleinkastellen Kleindeinbach und Freimuhle BearbeitenSpuren des Limes zwischen den Kleinkastellen Kleindeinbach und Freimuhle ORL 7 Name Ort Beschreibung ZustandWp 12 21 Turmstelle nicht sichtbar 8 Wp 12 22 Kleinkastell Kleindeinbach siehe obenProvinzgrenze nbsp Der Beginn der ratischen Mauer im zum Rotenbachtal abfallenden Gelande nbsp Abguss des Altarbruchstucks von der Provinzgrenze Wenige Meter ostlich des Kleinkastells Kleindeinbach fallt der Westhang ins Rotenbachtal ab 90 Meter westlich des Rotenbachs liegt der Beginn der Ratischen Mauer und der Provinz Raetia Wahrend in der Provinz Germania superior die Reichsgrenze mit einer holzernen Palisade bzw spater mit Wall und Graben angezeigt wurde leistete sich Ratien eine rund drei Meter hohe und rund 1 2 Meter breite weiss verputzte Steinmauer bei der mit roten Fugenstrichen Quadermauerwerk vorgetauscht worden ist Diese Mauer reichte bis zur Donau Im Auftrag der Reichs Limeskommission fand Steimle im Mai 1895 an diesem Platz das Oberteil eines grossen Altars aus dem anstehenden Stubensandstein Das Bruchstuck ist 66 Zentimeter hoch 86 Zentimeter breit und 44 Zentimeter stark Uber seinem mehrfach getreppten Gesims sind auf der Stirnflache vier Rosetten zu sehen unter dem Gesims ist keine Inschrift erkennbar die dort sichtbaren strahlenformigen Rinnen stammen wohl aus nachromischer Zeit und konnten beim Werkzeugschleifen vielleicht durch Holzfaller entstanden sein Man nimmt an dass der Altar farbig gestaltet war und auch die fehlende Inschrift moglicherweise zu Ehren der Fines der Grenzgottheiten aufgemalt gewesen sei Eine solche Inschrift ist bei Vinxtbach an der Provinzgrenze zwischen Germania superior und Germania inferior aufgefunden worden Das Rotenbachtaler Bruchstuck befindet sich heute im Limesmuseum Aalen 1983 fand an dieser Stelle nochmals eine kleine Grabung statt Danach veranlasste die Stadt Schwabisch Gmund den aus Liassandsteinen bestehenden Maueranfang sichtbar zu konservieren Rotenbacher Talgrund 9 nbsp Im Zuge der Neugestaltung des Kastellareals von Freimuhle wurden im Rotenbachtal sudlich des historischen Grenzverlaufes die altere Palisade und die jungere ratische Mauer rekonstruiert nbsp Trasse der Limesmauer durch den Talgrund des RotenbachsVon besonderer Bedeutung fur die Datierung der Reichsgrenze waren Grabungen im Rotenbacher Talgrund die 1977 und 1983 im Zusammenhang mit dem Bau einer Kanalisation und eines Feldweges durchgefuhrt wurden Der Bach selber hat seit der Antike mehrfach seinen Lauf gewechselt daher standen die heute noch im Bach sichtbaren Limesmauerreste in der Antike wahrscheinlich auf dem Trockenen Die Archaologen konnten Eichenstamme mit bis zu 0 55 Meter Durchmesser bergen die entweder von der alteren raetischen Holzpalisade oder von einer kurz dahinter liegenden Bachbrucke stammen bergen Dendrochronologische Abgleichungen des Botanischen Instituts der Universitat Stuttgart Hohenheim unter Bernd Becker 1940 1994 ergaben dass alle Stamme im Winter 163 164 geschlagen worden sind wodurch das Baujahr der Palisade in das Jahr 164 n Chr fallt Dieses Datum trifft sich mit anderen Untersuchungen am romischen Grenzzaun was den einheitlichen Aufbau der Anlage bestatigt So wurden die 1969 und 1974 in Schwabsberg gewonnenen Proben von den beiden Dendrochronologen Ernst Hollstein 1975 und Becker 1976 auf das Jahr 165 n Chr datiert 10 Die Ratische Mauer zieht vom Rotenbacher Talgrund den Osthang des Tales hinauf und wurde in diesem Bereich aufgrund der Abschussigkeit des Gelandes mit ruckwartigen Stutzpfeilern verstarkt 11 Nach Bau des Feldwegs hat die Stadt Schwabisch Gmund ostlich davon die Ratische Mauer als befestigtes Profil wiederhergerichtet KK 12 Kleinkastell Freimuhle Hauptartikel Kleinkastell Freimuhle 13 Denkmalschutz BearbeitenDas Kleinkastell Kleindeinbach und die erwahnten Bodendenkmale sind als Abschnitt des Obergermanisch Ratischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO Welterbes Ausserdem sind die Anlagen Kulturdenkmale nach dem Denkmalschutzgesetz des Landes Baden Wurttemberg DSchG Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig Zufallsfunde an die Denkmalbehorden zu melden Siehe auch BearbeitenListe der Kastelle am Obergermanisch Raetischen LimesLiteratur BearbeitenDietwulf Baatz Der Romische Limes Archaologische Ausfluge zwischen Rhein und Donau 4 Auflage Mann Berlin 2000 ISBN 3 786 12347 0 S 251 Stephan Bender Andreas Thiel Der Gotzenbach als Ende des Pfahlgrabens Das sudliche Ende des Obergermanischen Limes im Licht des Airborne Laserscanning In Peter Henrich Hrsg Perspektiven der Limesforschung 5 Kolloquium der Deutschen Limeskommission 19 20 Mai 2009 im Romisch Germanischen Museum der Stadt Koln Beitrage zum Welterbe Limes 5 Theiss Stuttgart 2010 ISBN 978 3 8062 2465 8 S 122 130 Christian Fleer Typisierung und Funktion der Kleinbauten am Limes In E Schallmayer Hrsg Limes Imperii Romani Beitrage zum Fachkolloquium Weltkulturerbe Limes November 2001 in Lich Arnsburg Bad Homburg v d H 2004 ISBN 3 931267 05 9 S 75 92 Saalburg Schriften 6 Dieter Planck Willi Beck Der Limes in Sudwestdeutschland 2 Auflage Theiss Stuttgart 1987 ISBN 3 8062 0496 9 Bernd Becker Fallungsdaten Romischer Bauholzer anhand einer 2350jahrigen Suddeutschen Eichen Jahrringchronologie In Fundberichte aus Baden Wurttemberg 6 1981 ISBN 380621252X S 369 386 Andreas Thiel Vor und Fruhgeschichte S 11 f In Die Kunstdenkmaler in Baden Wurttemberg Stadt Schwabisch Gmund Band I Stadtgeschichte Stadtbefestigung Heiligkreuzmunster Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2003 ISBN 3 422 06381 1 Anmerkungen Bearbeiten Wp Wachposten Wachturm Die Ziffer vor dem Schragstrich bezeichnet den Limesabschnitt die Ziffer hinter dem Schragstrich in fortlaufender Nummerierung den jeweiligen Wachturm Wolfgang Czysz Frank Herzig Neue Dendrodaten von der Limespalisade in Raetien In Andreas Thiel Hrsg Neue Forschungen am Limes 3 Theiss Stuttgart 2008 ISBN 978 3 8062 2251 7 S 191 Bernd Becker Fallungsdaten Romischer Bauholzer anhand einer 2350jahrigen Suddeutschen Eichen Jahrringchronologie In Fundberichte aus Baden Wurttemberg 6 Theiss Stuttgart 1981 ISBN 380621252X S 369 386 Wp 12 77 Steinturm bei 48 54 57 97 N 10 7 51 61 O 48 916102777778 10 131002777778 Ernst Hollstein Mitteleuropaische Eichenchronologie von Zabern Mainz 1980 ISBN 3805300964 S 115 a b Dieter Planck Hrsg Die Romer in Baden Wurttemberg Theiss Stuttgart 2005 ISBN 3 8062 1555 3 S 314 ORL Nummerierung der Limesbauwerke gemass der Publikation der Reichs Limeskommission zum Obergermanisch Ratischen Limes Wp 12 21 ungefahr bei 48 47 50 99 N 9 45 0 39 O 48 797497222222 9 7501083333333 Trasse der Limesmauer durch den Talgrund bei 48 47 53 9 N 9 45 33 8 O 48 798305555556 9 7593888888889 Rekonstruktion von Limes Palisade und Mauer nicht am originalen Standort bei 48 47 26 01 N 9 45 42 99 O 48 790558333333 9 7619416666667 Limesverlauf bei 48 47 54 8 N 9 45 50 34 O 48 798555555556 9 7639833333333 Limesverlauf bei 48 47 59 5 N 9 46 14 95 O 48 799861111111 9 7708194444444 Ernst Hollstein Mitteleuropaische Eichenchronologie von Zabern Mainz 1980 ISBN 3805300964 S 115 Philipp Filtzinger Hrsg Die Romer in Baden Wurttemberg 3 Auflage Theiss Stuttgart 1986 ISBN 3 8062 0287 7 S 488 Hans Ulrich Nuber Schwabisch Gmund in fruhgeschichtlicher Zeit In Geschichte der Stadt Schwabisch Gmund Theiss Stuttgart 1984 ISBN 3 8062 0399 7 S 32 KK nicht nummeriertes Klein Kastell Kleinkastell Freimuhle bei 48 47 29 44 N 9 45 49 42 O 48 791511111111 9 7637277777778Kastelle des Obergermanisch Ratischen Limes ORL Strecke 12 Kastell Lorch Kleinkastell Kleindeinbach Kleinkastell Freimuhle Kastell Schirenhof Kleinkastell Hintere Orthalde Kastell Unterbobingen Kastell Aalen Kastell Buch Limestor Dalkingen Kastell Halheim Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kleinkastell Kleindeinbach amp oldid 229986405