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Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Das Kleinkastell Freimuhle war eine romische Fortifikation des Ratischen Limes die im Jahre 2005 den Status als UNESCO Weltkulturerbe erlangte Das Kleinkastell wurde rund 750 Meter sudlich der romischen Reichsgrenze errichtet Die Reste befinden sich nordwestlich von Schwabisch Gmund im Ostalbkreis in Baden Wurttemberg Kleinkastell FreimuhleLimes ORL NN RLK Strecke RLK Ratischer Limes Strecke 12Datierung Belegung bis spatestens um 260 n Chr Typ KleinkastellGrosse 53 m 55 m 0 29 ha Bauweise SteinErhaltungszustand Umwallung als Bodenerhebung deutlich sichtbarOrt Schwabisch GmundGeographische Lage 48 47 29 4 N 9 45 49 4 O 48 791511111111 9 7637277777778 348Hohe 348 m u NHNRuckwartig Kastell Schirenhof sudwestlich Vorgelagert Kleinkastell Kleindeinbach nordwestlich Kleinkastell Hintere Orthalde nordostlich Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Baugeschichte 4 Kastellbad 5 Denkmalschutz 6 Siehe auch 7 Literatur 8 AnmerkungenLage Bearbeiten nbsp Landschaftsmodell mit dem Kastell Schirenhof im oberen Bildbereich dem Kleinkastell Freimuhle in der Bildmitte und dem Kleinkastell Kleindeinbach mit dem Limes am unteren Bildrand nbsp Ziegelstempel der in Schirenhof stationierten COho Rs Prima RaeTorum Limesmuseum AalenDas Kleinkastell Freimuhle lag auf einem leicht vorspringenden Sporn des Rotenbachtaler Osthanges in der Waldflur Vogelhau Von dort aus konnte sowohl das Rotenbachtal 1 als auch ein Abschnitt des Remstals eingesehen werden Nur 750 Meter nordlich fur ein Kleinkastell jedoch bereits ungewohnlich weit entfernt lief die nach West Ost ausgerichtete offenbar im Jahre 164 n Chr 2 erbaute Palisade des Obergermanischen Limes in das Rotenbachtal hinab An diesem Hang rund 90 Meter westlich uber dem Rotenbach begann an der Grenze der romischen Provinzen Germania superior Obergermanien und Raetia Ratien der steinerne Abschnitt des Limes der sich bis zur Donau hinzog Vom Kleinkastell Freimuhle aus konnten sowohl das rund einen Kilometer nordwestlich am Westhang des Rotenbachtales gelegene Kleinkastell Kleindeinbach 3 als auch der uber dieser Befestigung stehende Wachturm eingesehen werden Die dort stationierte Einheit konnte auch einen weiteren Abschnitt des Remstals im Auge behalten Forschungsgeschichte BearbeitenBis zur Entdeckung 1901 4 liessen weder volkstumliche Uberlieferung noch Flurnamen auf ein Kastell im Vogelhau schliessen Erst ein damals uber das Land fegender orkanartiger Sturm der mehrere Baume entwurzelte brachte Mauerreste und romische Keramikscherben zum Vorschein die zwei Forstbeamte beim Aufarbeiten des Windbruchs im Winter 1901 1902 entdeckten 5 Der Schwabisch Gmunder Oberburgermeister Paul Mohler veranlasste Grabungen die sehr bald Grundmauerreste eines romischen Gebaudes zutage brachten Major Heinrich Steimle Streckenkommissar der Reichs Limeskommission RLK untersuchte 1902 anschliessend Umwehrung und Innenbereich der Anlage und erkannte die Mauerreste als Kastell 6 Durch grosszugige Zuschusse die dem Engagement von Eugen Gradmann 1863 1927 damals Landeskonservator der Staatssammlung vaterlandischer Kunst und Altertumsdenkmale beim Wurttembergischen Kultusministerium zu verdanken waren konnten die Ausgrabungen Steimles ausfuhrlicher durchgefuhrt werden als dies sonst moglich gewesen ware 7 Mit der Erhebung des Limes zum Weltkulturerbe 2005 wurde der Kastellplatz geomagnetisch und geoelektrisch prospektiert 8 der Wald auf der Kastellflache gerodet und die Umwallung deutlich sichtbar aufgeworfen Ausgrabungen fanden nicht statt jedoch wurde der Platz neu dokumentiert Im Jahre 2006 weihte Dieter Planck damals Prasident des Landesamtes fur Denkmalpflege Baden Wurttemberg diese Anlage ein 9 Unmittelbar unterhalb der antiken Befestigung wurde im Mai 2009 ein Informationspavillon eroffnet Rund 800 Meter sudlich des Limesverlaufes veranschaulicht ein Rekonstruktionsversuch das Zusammentreffen von obergermanischer Palisade mit Wallgraben und ratischer Limesmauer 10 Baugeschichte BearbeitenDie 52 10 54 86 Meter 11 12 0 29 Hektar umfassende Anlage besass abgerundete Ecken und eine 1 22 Meter breite Umfassungsmauer 11 Der Streckenkommissar stellte fest dass das nur stellenweise erhaltene Mauerwerk aus Bruchsteinen in den Bereichen die erhalten geblieben waren immer noch bis zu 0 80 Meter hoch sein konnte 11 An den erhalten gebliebenen Stellen konnte ein Sockelprofil festgestellt werden das um rund eine Handbreite hervorsprang In den vier abgerundeten Ecken der Umfassungsmauer stand je ein trapezformiger Eckturm 13 4 Zu den 1902 getroffenen Feststellungen gehorte auch das damals noch bis zu 0 80 Meter hoch erhaltene Osttor das von zwei Torturmen flankiert wurde Die einspurige Durchfahrt war zwischen 3 24 bis 3 66 Meter breit An den beidseitigen Torflanken war noch nischenartige Mauerauslassungen zum Anlegen der geoffneten Torflugel erhalten Das zweite fast ganzlich zerstorte Tor befand sich im Westen hier konnte Steimle eine Menge verkohlter Balkenreste beobachten Der Anlage war ein rund sechs Meter 13 4 breiter Spitzgraben vorgelagert 14 der nach Steimle vor den Toren aussetzte 13 Bei den Untersuchungen der Innenbebauung wurde 1902 festgestellt dass der Boden uber die Massen durchwuhlt war Es wird heute ein in Holzbauweise errichteter Innenausbau angenommen Die Suche nach dieser Bebauung verlief fur die RLK moglicherweise aufgrund der damals noch nicht so weit fortgeschrittenen Grabungstechniken ergebnislos Es konnte jedoch festgestellt werden dass sich hinter der steinernen Wehrmauer eine angeschuttete Erdrampe befand 15 auf der die Wachsoldaten patrouillieren Wie Ziegelstempel aus Freimuhle bezeugen wurde die Fortifikation von Soldaten der im Kohortenkastell Schirenhof 16 stationierten Cohors I Raetorum errichtet Das Kastell befindet sich in einer fast identischen Ausrichtung wie Kastell Schirenhof das auf der gegenuberliegenden Seite der Rems angelegt wurde Man nimmt an dass das Kleinkastell Freimuhle zum Typus von Kleinkastell Haselburg bei Walldurn gehort haben konnte Aufgrund seiner Lage ist sich die Wissenschaft uber die Bedeutung dieser Fortifikation rund 100 Meter unterhalb des Limes und genau zwischen Schirenhof und Kleinkastell Kleindeinbach liegend unklar Dieter Planck ausserte die Meinung dass dieses Kleinkastell zur Uberwachung der hier vermuteten Grenzziehung erbaut worden ist Vermutlich unterstand die hier stationierte Truppe dem Kastell Schirenhof mit dem eine direkte Sichtverbindung bestand 17 Vielleicht hatte die in Freimuhle lagernde Truppe auch nur sekundar mit der Limesverteidigung zu tun Sudwestlich des Kleinkastells konnten an der Talsohle beim Austritt des Rotenbachs aus dem Rotenbachtal bei Strassen und Bahnbruckenbauarbeiten romische Siedlungsreste und Graber aufgedeckt werden Dies deutet vielleicht auf die eventuelle Selbstandigkeit einer hier langerfristig lagernden Einheit hin Es wurde daher vermutet dass das Kleinkastell Freimuhle vielleicht Stutzpunkt der romischen Strassenpolizei gewesen sei welche die Fernstrasse im Remstal zu uberwachen hatte die nahe der Mundung des Rotenbachs in die Rems auch die Grenze zwischen den Provinzen Germania superior und Raetia uberwand Das Grenzgebiet von Germania superior und Raetia ist im Limesbereich ungewohnlich dicht mit romischen Militarstutzpunkten belegt Auch die Nahe der Kohortenkastelle Lorch am Rand der Provinz Germania superior und Schirenhof in Raetia scheinen diesen Eindruck zu bestatigen Vielleicht wird hier ein gewisses eigenstandiges Handeln der fur die Provinzverwaltung Verantwortlichen sichtbar Besonders der nur in Ratien durchgefuhrte Ausbau der Reichsgrenze in Stein konnte hierfur ein Beleg sein Der seit 2006 sichtbare Kastellplatz nbsp Blick uber das Lagergelande nbsp Die ursprunglich steinerne Umfassungsmauer wird als Erdwall angedeutet nbsp Modell des Kastells in der einstigen LagermitteKastellbad BearbeitenRund 50 Meter sudwestlich der Befestigung wurde dessen kleines Kastellbad untersucht das am zum Remstal herabfuhrenden Abhang errichtet worden war Es war dieser Bau den die Forstbeamten nach dem Sturm zuerst entdeckt hatten Steimle fand den Bau 1902 bereits stark zerstort vor 7 Das Gebaude zeichnet sich heute als schwache Bodenunebenheit in der Landschaft ab Der Nachweis einer solchen Therme zeigt dass auch bei diesen kleinen Anlagen mit einer bemerkenswert ausgebauten Infrastruktur gerechnet werden kann Denkmalschutz BearbeitenDas Kleinkastell Freimuhle und die erwahnten Bodendenkmale sind als Abschnitt des Obergermanisch Ratischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO Welterbes Ausserdem sind die Anlagen Kulturdenkmale nach dem Denkmalschutzgesetz des Landes Baden Wurttemberg DSchG Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig Zufallsfunde an die Denkmalbehorden zu melden Siehe auch BearbeitenListe der Kastelle am Obergermanisch Raetischen LimesLiteratur BearbeitenChristian Fleer Typisierung und Funktion der Kleinbauten am Limes In Egon Schallmayer Hrsg Limes Imperii Romani Beitrage zum Fachkolloquium Weltkulturerbe Limes November 2001 in Lich Arnsburg Saalburg Schriften 6 Bad Homburg v d H 2004 ISBN 3 931267 05 9 S 75 92 Dieter Planck Willi Beck Der Limes in Sudwestdeutschland 2 vollig neubearbeitete Auflage Theiss Stuttgart 1987 ISBN 3 8062 0496 9 S 101 Andreas Thiel Vor und Fruhgeschichte In Die Kunstdenkmaler in Baden Wurttemberg Stadt Schwabisch Gmund Band I Stadtgeschichte Stadtbefestigung Heiligkreuzmunster Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2003 ISBN 3 422 06381 1 S 15 Heinrich Steimle Numerus Kastell Freymuhle In Limesblatt Mitteilungen der Steckenkommissare bei der Reichslimeskommission 1892 1903 1903 Sp 950 954 Anmerkungen Bearbeiten Trasse der Limesmauer durch den Talgrund bei 48 47 53 9 N 9 45 33 8 O 48 798305555556 9 7593888888889 Limesverlauf bei 48 47 54 8 N 9 45 50 34 O 48 798555555556 9 7639833333333 Limesverlauf bei 48 47 59 5 N 9 46 14 95 O 48 799861111111 9 7708194444444 Bernd Becker Fallungsdaten romischer Bauholzer anhand einer 2350jahrigen Suddeutschen Eichen Jahrringchronologie In Fundberichte aus Baden Wurttemberg Band 6 Theiss Stuttgart 1981 ISBN 3 8062 1252 X S 369 386 Kleinkastell Kleindeinbach bei 48 47 51 11 N 9 45 15 53 O 48 797530555556 9 7543138888889 a b c Dieter Planck Hrsg Die Romer in Baden Wurttemberg Theiss Stuttgart 2005 ISBN 3 8062 1555 3 S 314 Heinrich Steimle Numerus Kastell Freymuhle In Limesblatt Mitteilungen der Steckenkommissare bei der Reichslimeskommission 1892 1903 1903 Sp 950 954 hier Sp 950 951 Georg Stutz Heimatbuch fur Gmund und weitere Umgebung II Band Wanderungen in der Heimat Schwabisch Gmund 1924 S 74 f a b Heinrich Steimle Numerus Kastell Freymuhle In Limesblatt Mitteilungen der Steckenkommissare bei der Reichslimeskommission 1892 1903 1903 Sp 950 954 hier Sp 953 Jurgen Obmann Hrsg Limesentwicklungsplan Baden Wurttemberg Schutz Erschliessung und Erforschung des Welterbes Landesamt fur Denkmalpflege im Regierungsprasidium Stuttgart Esslingen 2007 S 42 Im Streitwagen den Limes erobern 1 2 Vorlage Toter Link www gmuender tagespost de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Marz 2022 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis In Gmunder Tagespost 8 Mai 2006 Manfred Laduch Einmalig auf der gesamten Limes Strecke In Rems Zeitung 18 Mai 2009 a b c Heinrich Steimle Numerus Kastell Freymuhle In Limesblatt Mitteilungen der Steckenkommissare bei der Reichslimeskommission 1892 1903 1903 Sp 950 954 hier Sp 951 aufgerundete Grossenangabe 53 55 Meter bei Andreas Thiel Vor und Fruhgeschichte In Die Kunstdenkmaler in Baden Wurttemberg Stadt Schwabisch Gmund Band I Stadtbaugeschichte Stadtbefestigung Heiligkreuzmunster Deutscher Kunstverlag 2003 ISBN 3 422 06381 1 S 14 a b c Heinrich Steimle Numerus Kastell Freymuhle In Limesblatt Mitteilungen der Steckenkommissare bei der Reichslimeskommission 1892 1903 1903 Sp 950 954 hier Sp 952 Hans Ulrich Nuber Schwabisch Gmund in fruhgeschichtlicher Zeit In Geschichte der Stadt Schwabisch Gmund Theiss Stuttgart 1984 ISBN 3 8062 0399 7 S 32 Richard Strobel Die Kunstdenkmaler der Stadt Schwabisch Gmund Band 1 Deutscher Kunstverlag Berlin Munchen 2003 ISBN 3 422 06381 1 S 15 Kastell Schirenhof bei 48 47 12 1 N 9 46 36 9 O 48 786694444444 9 7769166666667 Dieter Planck Willi Beck Der Limes in Sudwestdeutschland 2 Auflage Theiss Stuttgart 1987 ISBN 3 8062 0496 9 S 108 Kastelle des Obergermanisch Ratischen Limes ORL Strecke 12 Kastell Lorch Kleinkastell Kleindeinbach Kleinkastell Freimuhle Kastell Schirenhof Kleinkastell Hintere Orthalde Kastell Unterbobingen Kastell Aalen Kastell Buch Limestor Dalkingen Kastell Halheim Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kleinkastell Freimuhle amp oldid 229986322