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Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Das Kastell Lorch war ein romisches Grenzkastell nahe am Ratischen Limes der seit 2005 den Status eines UNESCO Weltkulturerbes besitzt Die vermutlich um 150 160 n Chr 1 errichtet Garnison liegt heute mitten in Lorch einer Stadt im Ostalbkreis Baden Wurttemberg und ist fast vollstandig uberbaut Kastell LorchLimes ORL 63 RLK Strecke RLK Strecke 12Datierung Belegung um 150 160 n Chr bis um 260 n Chr Typ KohortenkastellEinheit Cohors equitataGrosse 153 5 154 m 158 4 162 8 m 2 47 haBauweise SteinErhaltungszustand Fundament des nordlichen Torturms des Westtores sichtbarOrt LorchGeographische Lage 48 47 53 9 N 9 41 15 1 O 48 798291666667 9 6875277777778 285Hohe 285 m u NHNVorhergehend Kastelle von Welzheim nordlich Anschliessend Kleinkastell Kleindeinbach ostlich Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Baugeschichte 4 Vicus Kastellbad und Brandgraberfeld 5 Truppe 6 Militaria 7 Nachromische Entwicklung 8 Denkmalschutz 9 Siehe auch 10 Literatur 11 Weblinks 12 AnmerkungenLage Bearbeiten nbsp Lage des Kastells zur Zeit der Reichs Limeskommission nbsp Grundriss des Kastells nach den Befunden der RLKDas Kastell wurde auf der Nordseite des in diesem Bereich von Westen nach Osten ausgerichteten Remstales am Ausgang einer kleineren aber tiefen von Norden nach Suden laufenden Senke errichtet Der Rems entlang zog sich in der Antike die Trasse einer wichtigen von Cannstatt kommenden Fernverbindung hin Auf den nordlichen Gelandeabschnitten hoch uber dem Remstal verlief die romische Grenzpalisade die aus nordlicher Richtung kommend nahe bei Lorch einen starken Knick nach Osten machte Neben der Limessicherung war Lorch in diesem Abschnitt auch der letzte grossere militarische Standort der romischen Provinz Germania superior Nur wenige Kilometer ostlich begann bereits die Provinz Raetia Dort lag auf dem sudlichen Talhang am Schirenhof das nachste Kohortenkastell Forschungsgeschichte BearbeitenErste Vermutungen fur einen romischen Lagerplatz wurden an dieser Stelle in der Mitte des 19 Jahrhunderts laut Durch die Reichs Limeskommission RLK unter Major Heinrich Steimle einem Streckenkommissar erfolgten 1893 erste Sondierungen Weitere Moglichkeiten boten sich aufgrund der schwierigen ortlichen Situation erst 1895 96 als im Kastellbereich eine Kanalisation erbaut wurde Insgesamt erfasste die RLK hauptsachlich Abschnitte der Umfassungsmauer Bei Bauarbeiten stiess man in der Vergangenheit westlich und ostlich des Militarplatzes immer wieder auf Uberreste des antiken Lagerdorfes 1954 wurde das Brandgraberfeld angeschnitten Eine erste Flachengrabung im Kastell selber fuhrte das Landesdenkmalamt Baden Wurttemberg aber erst 1986 87 im Zuge eines Tiefgaragenbaues zwischen Kirchstrasse und Rathaus durch Der angeschnittene Lagerteil gehorte zum sudostlichen Viertel der Anlage Trotz teilweiser Storung der romischen Baureste durch mittelalterliche und neuzeitliche Eingriffe konnte diese Grabung erste wichtige Ergebnisse zur Struktur der Garnison liefern Kastell Lorch gilt heute als archaologisches Denkmal Baugeschichte Bearbeiten nbsp Konserviertes Fundament des Nordturms am WesttorDie Forschung geht davon aus dass das 2 47 Hektar grosse Kastell nach seiner Erbauung von einer namentlich bisher unbekannten teilberittenen Einheit belegt wurde die zuvor im Kastell Kongen am Neckar stationiert gewesen war Die Ost und Westseite der Anlage war 153 5 und 154 Meter lang Die Nordseite mass 158 4 Meter die Sudseite 162 8 Meter Die Wehrmauer waren an den vier Ecken abgerundet Spielkartenform Dass die damaligen Geometer den Grundriss etwas verschoben festlegten fuhren Fachleute auf eventuelle damalige Geratefehler zuruck 2 Insgesamt folgte der Steinausbau aber wie Forschungen nahelegen einem festgelegten Normplan 3 Von einem alteren Holzkastell ist nichts bekannt auch wenn es schon fruh Munzfunde gegeben hat die teils weit vor die Erbauungszeit von Kastell Lorch reichen Dies ist jedoch nichts Ungewohnliches So wurden beispielsweise im Bad des Kastells Schirenhof 4 verlorengegangene Munzen aus voraugusteischer Zeit aufgefunden 5 Dendrochronologische Untersuchungen an der Holzpalisade des nahegelegenen obergermanisch ratischen Grenzzaunes beim Kleinkastell Kleindeinbach 6 haben ergeben dass diese hochstwahrscheinlich noch im Jahr 164 n Chr erbaut worden ist 7 Ahnliche Befunde wurden an der Palisade aus Schwabsberg gemacht 8 Ein am Limestor Dalkingen aufgedeckter einfacher Zaun der laut dem dortigen Ausgraber Dieter Planck noch vor der Palisade um 130 135 n Chr errichtet wurde bestatigt die Angaben aus Lorch die dieses Kastell nach Raumung von Kongen um 159 n Chr in die Zeit um 150 betten Wirklich eindeutige Angaben konnte unter anderem nur ein Holzbefund aus dem Kastell selber machen nbsp Die Grabungsflache mit den Grundrissen der 1986 bis 1987 aufgedeckten Mannschaftsbaracken Die bis zu 1 3 Meter breiten Wehrmauern die mit sorgfaltig bearbeiteten bis zu 0 3 Meter breiten Mauerschalen aus dem ortlich anstehenden Stubensandstein verblendet wurden umfassen einen fast quadratischen Garnisonsort Dieser Standort war mit seiner Lange und Breite fast genau in west ostliche bzw nord sudliche Richtung ausgerichtet Die Lage der Pratorialfront Vorderfront ist bisher jedoch unbekannt Die Principia das Stabsgebaude konnten nur in geringen Resten aufgedeckt werden Uber ihnen liegt heute ein Friedhof Es wurde jedoch angenommen dass die Porta praetoria das Hauptausfalltor in Richtung Westen nach Bad Cannstatt zeigte Zugleich ist dieses westliche Tor mit seiner von zwei Turmen flankierten Doppeldurchfahrt auch der bisher einzig bekannte Einlass ins Lagerinnere Wahrend der Grabung 1986 87 wurden im sudostlichen Kastellviertel mindestens zwei holzerne Mannschaftsbaracken centuriae aufgedeckt die mit ihrer Langsseite fast genau in Nord Sud Richtung wiesen Der Kopfbau dieser Baracken in dem einst der Centurio und eventuell noch weitere Offiziere Unteroffiziere sowie Personal gelebt haben 9 lag nordlich An ihn schloss sich eine der Hauptlagerstrassen an In die dazugehorige Grabungszeichnung trug man fur diese Strasse den Namen Via Praetoria ein da man in einer zweiten Theorie zur Ausrichtung des Kastells auch an dessen Ostseite Richtung Ratien dachte Die in den Baracken freigelegten aus Ziegelplatten errichteten Herdstellen der einzelnen Contubernien waren teilweise gut erhalten Vicus Kastellbad und Brandgraberfeld BearbeitenDas Kastelldorf der Vicus wurde bisher nur in vereinzelten Spuren ostlich und westlich der Fortifikation bekannt Seine vollstandigen Ausmasse sind daher nicht zu fassen Die auf schmalen Parzellen errichteten Bauten der Vicusbewohner waren giebelstandig zu den Ausfallstrassen hin errichtet worden Die trotz der eingeschrankten Befundlage zahlreich geborgene Keramik aus dem Wohngebiet entstand im 2 und 3 Jahrhundert Bekannt wurde die Abbildung der ursprunglich keltischen Gottin Epona die Beschutzerin der Pferde und des heimischen Herdes auf einem kleinen Sandsteinrelief Ausserdem ist aus dem Lorcher vicus die Inschrift eines Tonwarenhandlers 10 uberliefert Das Kastellbad lag vermutlich vor der Porta decumana dem ostlichen Hintertor Rund 500 Meter sudwestlich der Garnison sind die Reste eines der beiden Graberfelder ermittelt worden Dabei stiessen die Archaologen unter anderem auf Urnen und Beigabengefasse Truppe BearbeitenDurch den in Lorch getatigten Fund eines Bronzeanhangers mit eingepunzter Inschrift der die Form eines romischen Votivblechs hatte wurden die Vermutungen deutlich erhartet dass eine Cohors equitata eine teilberittene Einheit dort stationiert war Leider geht aus der Inschrift nicht hervor um welche Kohorte es sich im Speziellen gehandelt hat Die teilberittenen Einheiten die zu den regularen Hilfstruppen Auxilia zahlten besassen eine faktische Gesamtstarke von rund 480 Mann zu der ein Drittel Kavallerie zahlte 11 Da mit der Vorverlegung des Limes eine Vielzahl von Kastellen sehr abgelegen und militarisch nutzlos geworden waren wurden sie aufgelassen und die Besatzungen nach vorne an die neue Grenze verlegt Wohl im Jahre 159 n Chr ist das ebenfalls von einer bisher unbekannten Cohors equitata besetzte Kastell Kongen geraumt worden Im Zuge der Erforschung einzelner Einheiten des romischen Militars haben sich die Vermutungen dahin verdichtet dass ein Wechsel der teilberittenen Kongener Einheit uber die verbindende Romerstrasse nach Lorch als sehr wahrscheinlich betrachtet wird Militaria BearbeitenIn Lorch wurde Militaria hoher Qualitat geborgen Dazu zahlt ein nahe dem Kastell entdecktes 16 5 Zentimeter hohes Bronzemodell eines Siegeszeichens Tropaeum aus dem 2 Jahrhundert das sich heute im Limesmuseum Aalen befindet Ursprunglich setzte man die ubermannsgrossen Tropaea als Siegesdenkmaler an jene Stelle an der ein Feind besiegt worden war und schmuckte es mit Waffen und militarischen Ausrustungsgegenstanden 12 Wahrend der Grabung 1986 wurde ein Bronzebeschlag mit Gorgonenhaupt gefunden Ausserdem kamen damals eine Vielzahl von Kleinfunden wie Schwertriemenhalter aus Eisen und Bronze ans Licht Nachromische Entwicklung BearbeitenDie archaologisch im 9 10 Jahrhundert erstmals zu fassende Hl Kreuzkirche wurde erstmals 1140 erwahnt Sie wurde innerhalb der Kastellmauern ungefahr mittig vor dem Nordtor errichtet 13 Die Entstehung christlicher Statten uber romischen Kastellen speziell im Umfeld der einstigen Stabsgebaude ist nicht so ungewohnlich So konnte eine ahnliche Konstellation unter anderem auch an den ratischen Limeskastellen Gunzenhausen Bohming und Kosching beobachtet werden Im Inneren der Lorcher Kirche wurde eine romische Mauer erfasst deren aufgehendes Mauerwerk noch in Teilen erhalten war Es wurde vermutet dass dieser Baurest zu den einstigen Principia gehort haben konnte 13 Denkmalschutz BearbeitenDas Kastell Lorch und die erwahnten Bodendenkmale sind als Abschnitt des Obergermanisch Ratischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO Welterbes Ausserdem sind die Anlagen Kulturdenkmale nach dem Denkmalschutzgesetz des Landes Baden Wurttemberg DSchG Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig Zufallsfunde an die Denkmalbehorden zu melden Siehe auch BearbeitenListe der Kastelle am Obergermanisch Raetischen LimesLiteratur BearbeitenDietwulf Baatz Der romische Limes Archaologische Ausfluge zwischen Rhein und Donau Mann Berlin 1993 ISBN 3 7861 1701 2 S 250 Dieter Planck Willi Beck Der Limes in Sudwestdeutschland 2 Auflage Theiss Stuttgart 1987 ISBN 3 8062 0496 9 S 101 Stefan Pfahl Das romische Bronzetropaeum von Lorch und verwandte Stucke In Fundberichte aus Baden Wurttemberg Band 18 Theiss Stuttgart 1993 S 117 135 ISSN 0071 9897 Britta Rabold Egon Schallmayer Andreas Thiel Der Limes Die Deutsche Limes Strasse vom Rhein bis zur Donau Theiss Stuttgart 2000 ISBN 3 8062 1461 1 S 98 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kastell Lorch Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kastell Lorch auf der Seite der Deutschen Limeskommission abgerufen am 28 Oktober 2022 https vici org vici 4424 Link auf eine KarteAnmerkungen Bearbeiten Bernhard Albert Greiner Der Beitrag der Dendrodaten von Rainau Buch zur Limesdatierung In Limes XX Estudios sobre la fontera Romana Ediciones Polifemo Madrid 2009 ISBN 978 84 96813 25 0 S 1289 Anne Johnson dt Bearbeitung von Dietwulf Baatz Romische Kastelle von Zabern Mainz 1987 ISBN 3 8053 0868 X S 54 Anne Johnson dt Bearbeitung von Dietwulf Baatz Romische Kastelle von Zabern Mainz 1987 ISBN 3 8053 0868 X S 58 Kastellbad Schirenhof bei 48 47 8 79 N 9 46 31 15 O 48 785775 9 7753194444444 Dieter Planck Neue Ausgrabungen am Limes Kleine Schriften zur Kenntnis der romischen Besetzungsgeschichte Sudwestdeutschlands Schriften des Limesmuseums Aalen 12 Gentner Stuttgart 1975 S 23 Kleinkastell Kleindeinbach bei 48 47 51 11 N 9 45 15 53 O 48 797530555556 9 7543138888889 Bernd Becker Fallungsdaten romischer Bauholzer anhand einer 2350jahrigen suddeutschen Eichen Jahrringchronologie In Fundberichte aus Baden Wurttemberg Band 6 1981 ISBN 3 8062 1252 X S 369 386 ISSN 0071 9897 Wolfgang Czysz Lothar Bakker Die Romer in Bayern Theiss Stuttgart 1995 ISBN 3 8062 1058 6 S 123 Anne Johnson dt Bearbeitung von Dietwulf Baatz Romische Kastelle von Zabern Mainz 1987 ISBN 3 8053 0868 X S 188 ff CIL 13 06524 Anne Johnson dt Bearbeitung von Dietwulf Baatz Romische Kastelle von Zabern Mainz 1987 ISBN 3 8053 0868 X S 36 Philipp Filtzinger Limesmuseum Aalen 2 Auflage Gentner Stuttgart 1975 S 46 a b Stefan Eismann Fruhe Kirchen uber romischen Grundmauern Untersuchungen zu ihren Erscheinungsformen in Sudwestdeutschland Sudbayern und der Schweiz Leidorf Rahden 2004 ISBN 3 89646 768 9 S 238 Kastelle des Obergermanisch Ratischen Limes ORL Strecke 12 Kastell Lorch Kleinkastell Kleindeinbach Kleinkastell Freimuhle Kastell Schirenhof Kleinkastell Hintere Orthalde Kastell Unterbobingen Kastell Aalen Kastell Buch Limestor Dalkingen Kastell Halheim Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kastell Lorch amp oldid 230409767