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Konrad Miller 21 November 1844 in Oppeltshofen 25 Juli 1933 in Stuttgart war ein romisch katholischer Theologe Naturwissenschaftler und Kartographiehistoriker Er war massgeblich an der Wiederentdeckung der Tabula Peutingeriana beteiligt einer fruhen Weltkarte die das romische Strassennetz im spatromischen Weltreich aus dem 4 Jahrhundert abbildet Konrad Miller um 1910 Grabmal von Konrad Miller auf dem Stuttgarter Pragfriedhof Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Ausbildung 1 2 Seelsorger und Naturforscher 1 3 Lehrer und Kartograph 1 4 Ruhestand und Reisen 2 Mitgliedschaften 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAusbildung Bearbeiten Miller wuchs auf einem Bauernhof in Oppeltshofen bei Ravensburg auf und hatte zehn weitere Geschwister Am Gymnasialkonvikt St Josef in Ehingen machte er 1862 sein Abitur Danach erhielt er eine geistlich pastorale Ausbildung am Bischoflichen Theologenkonvikt Wilhelmsstift in Tubingen Parallel dazu studierte er Theologie und Naturwissenschaften an der Eberhard Karls Universitat Tubingen Mit 22 Jahren absolvierte er 1866 das theologische Examen hatte aber noch nicht das Mindestalter fur die Priesterweihe erreicht Daher ging er zu naturwissenschaftlichen Studien an das damalige Stuttgarter Polytechnikum um im Labor des Chemikers Hermann von Fehling zu arbeiten 1867 setzte er diese Studien in Bonn fort Am 10 August 1868 empfing er die Priesterweihe Danach war er kurzzeitig Vikar in Schramberg 1870 promovierte Miller bei Friedrich August von Quenstedt in Tubingen mit einer Arbeit uber Das Tertiar am Hochstrass Im selben Jahr legte er den zweiten Teil der mathematisch naturwissenschaftlichen Lehramtsprufung fur den hoheren Schuldienst in Zoologie Mineralogie Geologie und mathematischer Geographie ab Die Auswirkungen des Kulturkampfes verhinderten im protestantisch dominierten Konigreich Wurttemberg zunachst eine Anstellung im Schuldienst Seelsorger und Naturforscher Bearbeiten Miller wurde als Vikar in Schworzkirch Altshausen und Leutkirch im Allgau eingesetzt 1872 ubernahm er als Kaplan die Gemeinde Unteressendorf bei Pfarrer Joseph Probst Probst war ebenfalls Naturwissenschaftler und gilt als Pionier der Erforschung der Geologie und Palaontologie von Oberschwaben Miller konnte neben seiner seelsorgerischen Tatigkeit seine Studien fortsetzen Er legte Naturaliensammlungen an und widmete sich der heimischen Flora und Fauna Es entstanden unter anderem Untersuchungen uber die Schalentiere und das Fischbrot des Bodensees das Molassemeer und die geognostischen Verhaltnisse in der Bodenseegegend sowie die Tieferlegung von Hochwasserstanden Im selbigen Jahr grundete er den Molasseklub der sich spater als oberschwabischer Zweigverein dem Verein fur vaterlandische Naturkunde anschloss und in dem er Interessierte Adelige und Burger Gelehrte und Bauern Katholiken und Protestanten zusammenfuhrte Miller wirkte als Schriftfuhrer und trug die Ergebnisse seiner Forschungen in den Versammlungen des Vereins sowie im Verein fur Geschichte des Bodensees vor Als Naturforscher und schutzer trat er auch dem Bund fur Vogelschutz bei dessen zweiter Vorsitzender er wurde Ab 1880 wandte er sich verstarkt der Altertumskunde zu Er beschaftigte sich mit altgermanischen Ringburgen romischen Niederlassungen Begrabnisstatten und Strassennetzen und betrieb Ausgrabungen bei Ravensburg Altshausen Mengen Emerkingen Ummendorf Kongen Jettenhausen Bavendorf Weingarten und Mochenwangen Die Ergebnisse seiner Forschungen stellte er der Offentlichkeit in Vortragen und Publikationen vor Wiederum aus konfessionellen Grunden wurde er bei der Besetzung der 1890 gegrundeten Reichs Limeskommission nicht beachtet Lehrer und Kartograph Bearbeiten Unerwartet erhielt Miller 1882 die ungewohnliche Berufung einer Professur in Naturwissenschaften am Dillmann Realgymnasium in Stuttgart Dort fuhrte er naturgeschichtliche Exkursionen und geologische Wanderungen ein nahm seine Schuler zu Ausgrabungen mit und liess sie spater auch bei der Korrektur seiner Kartenausgaben mitarbeiten 1886 wurde er vom Statistischen Landesamt in Stuttgart zur Mitarbeit am Sammelwerk Das Konigreich Wurttemberg eingeladen Miller bearbeitete die Altertumer Oberschwabens und sudlich der Donau Auch an der Publikation der Oberamtsbeschreibungen war er beteiligt nbsp Tabula Peutingeriana Ausschnitt mit Berya heute Aleppo in SyrienUberregionale Bekanntheit erlangte er als er sich historischen Weltkarten zuwendete 1887 gab er die Tabula Peutingeriana Nachzeichnung einer spatantiken Strassenkarte aus dem 12 Jahrhundert vollstandig und in Farbe heraus Es folgten die Mappaemundi die Itineraria Romana die Mappae Arabicae und die Charta Rogeriana Die Editionen fanden grosse Beachtung Fur den Gebrauch in der Schule erarbeitete Miller Kartenausgaben die er im Selbstverlag herausgab und den Schulen als Millers Anschauungsmittel zum erdkundlichen Unterricht zum Kauf anbot Sein sechsbandiges Werk Mappa Mundi Die altesten Weltkarten ist die erste umfassende Sammlung und Darstellung der lateinischen Karten des Mittelalters Sie ist auch heute noch von grossem Wert 1 Ruhestand und Reisen Bearbeiten Am 1 Oktober 1910 trat er in den Ruhestand Er wurde nun Organisator und Leiter von Pilger und Studienreisen Auf einer dieser Reisen entdeckte Miller das antike Amphitheater in Cumae bei Neapel Er veranlasste den Kauf des dortigen Gelandes und grundete die Societas Cumaena fur die er ein Erholungsheim baute Schon 1903 hatte er auf dem Stuttgarter Stafflenberg eine Villa gekauft Diese diente im Laufe der Jahre als Studentenheim kaufmannische Berufsschule Lazarett Privatklinik und Altersheim Auch Gottesdienste fanden in der Villa in einer kleinen Kapelle statt Taglich las er dort die Heilige Messe Seinen Besitz uberschrieb er 1926 dem von ihm gegrundeten Kirchenbauverein 1933 wurde ihm kurz vor seinem Tode von der Universitat Salzburg die Ehrendoktorwurde verliehen Den papstlichen Ehrentitel Monsignore lehnte er ab Um der in Salzburg geplanten katholischen Universitat zu helfen ubertrug Miller seinen Selbstverlag dem Salzburger Universitatsverein Die Gestapo hob den Universitatsverein auf und der Verlag kam 1939 an Millers Nichte und fruhere Mitarbeiterin Gertrud Husslein in Goppingen Sein Naturalienkabinett uberliess er weitgehend der Wurttembergischen Naturaliensammlung 1967 wurde eine von ihm geplante Kirche in der Nahe der Villa Reitzenstein in Stuttgart ihrer Bestimmung ubergeben Sie wurde entgegen den Vorstellungen Millers der an eine Christkonigskirche gedacht hatte dem Heiligen Konrad seinem Namenspatron geweiht Mitgliedschaften Bearbeiten1917 Ehrenmitglied des Vereins fur vaterlandische Naturkunde in Wurttemberg 2 Ehrenmitglied der Studentenverbindung AV Alania Stuttgart Vorsitzender des Stuttgarter Bienenzuchtervereins Molasseklub 1924 Ehrenmitglied des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 3 Bund fur VogelschutzWerke BearbeitenDas Tertiar am Hochstrass Diss rer nat Stuttgart 1871 Weltkarte des Castorius genannt die Peutinger sche Tafel Ravensburg 1887 Die romischen Kastelle in Wurttemberg Stuttgart 1892 mit 2 Kartenskizzen und 18 Situationsplanen Sonderdruck aus den Mitteilungen des Vereins Bauhutte Mappaemundi die altesten Weltkarten Roth Stuttgart 1895 1898 1 Die Weltkarte des Beatus 776 n Chr 1895 Digitalisat 2 Atlas von 16 Lichtdruck Tafeln 1895 Digitalisat 3 Die kleineren Weltkarten 1895 Digitalisat 4 Die Herefordkarte 1896 Digitalisat 5 Die Ebstorfkarte 1896 Digitalisat 6 Rekonstruierte Karten 1898 Digitalisat Sammlung alter Bodenseekarten Bregenz 1903 Die Peutingersche Tafel oder Weltkarte des Castorius Stuttgart 1916 Itineraria Romana Romische Reisewege an der Hand der Tabula Peutingeriana dargestellt mit 317 Kartenskizzen und Textbildern Stuttgart 1916 Die Erdmessung im Altertum und ihr Schicksal Stuttgart 1919 Mappae Arabicae 1 Stuttgart 1926 Weltkarte des Arabers Idrisi vom Jahre 1154 in drei Teilen 1928 Neudruck Stuttgart 1981 Die altesten Separatkarten der 3 Erdteile wahrscheinlich von Nikephoros Gregoras um 1350 in Konstantinopel entworfen Stuttgart 1931 AufsatzeDie Schalthiere des Bodensees In Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung Jg 4 1873 S 123 134 Digitalisat Uber das Fischbrod des Bodensees In Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung Jg 1875 S 60 62 Digitalisat Das Molassemeer in der Bodenseegegend In Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung Jg 7 1876 S 180 256 Scan fehlt Digitalisat Uber die geognostischen Verhaltnisse von Meersburg und die Entstehung des Bodensees In Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung Jg 9 1878 S 103 111 Digitalisat Die geologischen Bildungen am Untersee und im Hohgau In Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung Jg 10 1880 S 145 150 Digitalisat Die Tieferlegung der Hochwasserstande des Bodensees In Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung Jg 10 1880 S 151 157 Digitalisat Altgermanische Ringburgen und romische Niederlassungen nordlich vom Bodensee In Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung Jg 11 1882 S 33 42 Digitalisat Das untere Argenthal In Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung Jg 14 1885 S 80 101 Digitalisat Das romische Strassennetz in Oberschwaben In Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung Jg 14 1885 S 102 128 Digitalisat Zur Reichslimesforschung In Deutsches Volksblatt 3 Januar 1896 S 1 7 Alttertiare Land und Susswasserschnecken der Ulmer Gegend In Jahreshefte des Vereins fur vaterlandische Naturkunde in Wurttemberg 1907 S 435 457 mit Taf 7 9 Literatur BearbeitenMax Simon Konrad Miller zu seinem 80 Geburtstag In Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung Jg 53 1924 S 6 8 Digitalisat Peter Goessler Konrad Miller zum 85 Geburtstag In Wurttemberg Monatsschrift im Dienste von Volk und Heimat 1930 S 40 46 Dillmann Nachruf Conrad Miller In Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung Jg 60 1932 1933 S 15 17 Digitalisat Heinz Gaube Konrad Miller Mappae Arabicae Reichert Wiesbaden 1986 Tubinger Atlas des Vorderen Orients Beihefte zum Tubinger Atlas des Vorderen Orients Reihe B Geisteswissenschaften 65 Hans Hablitzel Miller Konrad In Neue Deutsche Biographie NDB Band 17 Duncker amp Humblot Berlin 1994 ISBN 3 428 00198 2 S 525 f Digitalisat Dominik Burkard Miller Konrad In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 14 Bautz Herzberg 1998 ISBN 3 88309 073 5 Sp 1264 1272 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Konrad Miller im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Konrad Miller in der Deutschen Digitalen BibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Anna Dorothee von den Brincken Studien zur Universalkartographie des Mittelalters S 445 Ehrenmitglieder des Vereins fur vaterlandische Naturkunde in Wurttemberg Harald Derschka Der Verein fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung Ein Ruckblick auf einhundertfunfzig Jahre Vereinsgeschichte 1868 2018 In Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 136 2018 S 1 303 hier S 229 Normdaten Person GND 117043486 lobid OGND AKS LCCN n87949670 VIAF 25369221 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Miller KonradKURZBESCHREIBUNG deutscher katholischer Geistlicher Naturwissenschaftler KartographiehistorikerGEBURTSDATUM 21 November 1844GEBURTSORT OppeltshofenSTERBEDATUM 25 Juli 1933STERBEORT Stuttgart Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konrad Miller amp oldid 239178180