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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Rocken Begriffsklarung aufgefuhrt Rocken ist ein Ortsteil der Stadt Lutzen im Burgenlandkreis in Sachsen Anhalt Bis zum 30 Juni 2009 war Rocken eine selbststandige Gemeinde in der rund 600 Einwohner auf 11 8 km lebten Rocken ist Teil der international bekannten Geschichts und Kulturregion Lutzen und Umgebung sowie Geburtsort und Grabstatte des Philosophen Friedrich Nietzsche RockenStadt LutzenKoordinaten 51 14 N 12 7 O 51 240833333333 12 116111111111 122 Koordinaten 51 14 27 N 12 6 58 OHohe 122 m u NNFlache 11 8 km Einwohner 599 31 Dez 2007 Bevolkerungsdichte 51 Einwohner km Eingemeindung 1 Juli 2009Postleitzahl 06686Vorwahl 034444Karte Lage von Rocken in LutzenLuftbildDorfbild Rocken mit KircheLandschaft bei Rocken Inhaltsverzeichnis 1 Geografie 2 Geschichte 2 1 Die Kirche in Rocken 2 2 Die Kirche in Bothfeld 2 3 Einwohnerentwicklung 3 Friedrich Nietzsche und Rocken 4 Braunkohlenlagerstatte und Abbauplane 5 Einzelnachweise 6 WeblinksGeografie BearbeitenDer Ort Rocken liegt zwischen Weissenfels und Lutzen etwa 20 Kilometer sudwestlich von Leipzig in der Leipziger Tieflandsbucht und bildet durch die bisher nicht erfolgten Eingriffe in die Landschaft aufgrund des Braunkohlenbergbaus ein Fragment der ursprunglichen Kulturlandschaft Damit erhielt sich der Charakter dieses flachen Landschaftsgebietes der durch die flurmassige Anordnung weitraumiger Felder und aus Dorfern mit Weihern gekennzeichnet ist Ortsteile der ehemaligen Gemeinde Rocken waren Bothfeld Michlitz beide bis dahin selbstandige Gemeinden wurden am 1 Juli 1950 nach Rocken eingemeindet Rocken und Schwesswitz wurde ebenfalls am 1 Juli 1950 nach Rocken eingemeindet Die Bahnstrecke Leipzig Plagwitz Porsten uber Rocken ist seit 1998 stillgelegt letzte Fahrt am 23 Mai 1998 und wurde nach der gesetzlichen Wartefrist im Jahre 2005 demontiert der Bahndamm wird zum grossen Teil fur den asphaltierten Elster Saale Radweg genutzt Die B 87 endet ca 2 km von Rocken entfernt an der Anschlussstelle Lutzen der A 38 Etwa 4 km westlich von Rocken befindet sich das Autobahnkreuz Rippachtal uber das der Ort mit der A 9 in Richtung Munchen verbunden ist Um auf der A 9 in Richtung Berlin zu fahren empfiehlt sich die Anschlussstelle Bad Durrenberg uber die B 87 hinter Lutzen Geschichte BearbeitenDer Ort wurde 1232 erstmals urkundlich erwahnt Die Grundung erfolgte jedoch weit fruher vermutlich durch sorbische Siedler Rocken von fruchtbaren Feldern mit hochwertigem Lossboden umgeben war von Anbeginn ein Bauerndorf mit einem Rittergut sowie Klein und Mittelbauern Das Dorfbild veranderte sich auch im 19 Jahrhundert nicht als die Industrialisierung in der naheren Umgebung Struktur und Arbeitsveranderungen mit sich brachte Rocken Bothfeld Michlitz und Schwesswitz gehorten bis 1815 zum hochstift merseburgischen Amt Lutzen das seit 1561 unter kursachsischer Hoheit stand und zwischen 1656 57 und 1738 zum Sekundogenitur Furstentum Sachsen Merseburg gehorte 1 Der an Rocken vorbeifuhrende historische Verkehrsweg Via Regia von Frankfurt am Main nach Leipzig fuhrte dazu dass der Ort auch wegen der Nahe zur zwei Kilometer entfernten Stadt Lutzen mit Ereignissen mitteldeutscher Geschichte verbunden ist Am 15 November 1632 dem Vorabend der Schlacht bei Lutzen zog der Konig von Schweden Gustav Adolf bereits in Schlachtordnung auf dieser Strasse an Rocken vorbei auf Lutzen zu um dort in Stellung fur die am darauf folgenden Tag stattfindende Schlacht zu gehen nachdem er in Porsten und Poserna unweit von Rocken kaiserliche Kroaten besiegt hatte Durch die Beschlusse des Wiener Kongresses kamen Rocken Bothfeld Michlitz und Schwesswitz mit dem Westteil des Amts Lutzen im Jahr 1815 zu Preussen Sie wurden 1816 dem Kreis Merseburg 2 im Regierungsbezirk Merseburg der Provinz Sachsen zugeteilt Im Zuge der der ersten Kreisreform in der DDR wurden Bothfeld Michlitz und Schwesswitz nach Rocken eingemeindet und der Ort am 1 Juli 1950 in den Kreis Weissenfels umgegliedert 3 Mit der zweiten Kreisreform 1952 kam Rocken zum Kreis Weissenfels im Bezirk Halle der 1990 wieder zum Landkreis Weissenfels wurde und im Jahr 2007 im Burgenlandkreis aufging Am 1 Juli 2009 wurde Rocken nach Lutzen eingemeindet 4 Die letzte Burgermeisterin war Marlies Riedel Die Kirche in Rocken Bearbeiten Die Kirche in Rocken wurde in der ersten Halfte des 12 Jahrhunderts erbaut und ist bis heute weitestgehend in ihrem Urzustand erhalten geblieben Sie gehort mit ihrem Wehrturm zu den altesten Kirchenbauten der Region um Lutzen Sehenswert sind die romanischen Pfeiler mit Palmettenornament im Kircheninneren und zwei Epitaphien der letzten Ritter von Kratzsch aus dem 17 Jahrhundert Unter dem fruhkindlichen Eindruck dieser Epitaphien stilisierte der jugendliche Friedrich Nietzsche im Nachhinein das Epitaph des Ritters in Rustung aufgrund von Ahnlichkeitsmerkmalen zur Erscheinung des heiligen Georg in seiner ersten Autobiographie Aus meinem Leben von 1858 in der dustern Sakristei der Kirche stand an der einen Seiten das ubermenschliche Bild des Heiligen Georg von geschickter Hand in Stein gegraben Die hehre Gestalt die furchtbaren Waffen und das geheimnisvolle Halbdunkel liessen mich ihn immer nur mit Scheu betrachten Einst so geht die Sage sollen seine Augen erschrecklich gefunkelt haben so dass alle die ihn angesehen hatten mit Grausen erfullt worden waren In dieser Kirche wurden die Eltern Friedrich Nietzsches am 10 Oktober 1843 getraut und er selbst am 24 Oktober 1844 von seinem Vater Carl Ludwig Nietzsche auch getauft Die Kirche ist unter der Nummer 094 14183 als Baudenkmal in der Liste der Kulturdenkmale der Stadt Lutzen eingetragen nbsp Kirche in Rocken mit Familiengrabstatte Nietzsche nbsp Altar und Kanzel der Kirche in Rocken nbsp Epitaph eines der letzten Ritter von Kratzsch in der Kirche Rocken nbsp Orgel der Kirche in RockenDie Kirche in Bothfeld Bearbeiten nbsp Dorfkirche BothfeldDie Kirche in Bothfeld wurde 1795 gebaut und im Jahr 1884 noch einmal umgebaut Es handelt sich um eine Saalkirche mit mittelalterlichem Ursprung Sie ist im Baustil des Barock bzw des Historismus gehalten Die Innenausstattung stammt aus dem 19 Jahrhundert die Orgel wurde aus der Kirche in Pobles ubernommen 5 Die Kirche ist unter der Nummer 094 14193 als Baudenkmal in der Liste der Kulturdenkmale der Stadt Lutzen eingetragen Einwohnerentwicklung Bearbeiten Entwicklung der Einwohnerzahl ab 1995 Stichtag 31 Dezember Jahr Einwohner1990 665 1995 6182000 6172005 6112006 6102007 599 3 OktoberFriedrich Nietzsche und Rocken Bearbeiten nbsp Friedrich NietzscheDer bedeutendste Einwohner war der am 15 Oktober 1844 im Pfarrhaus von Rocken geborene Philosoph Friedrich Nietzsche der mit seinen Werken Weltruhm erlangte und am 28 August 1900 auch in seinem Geburtsort bestattet wurde Friedrich Nietzsches Vater Carl Ludwig Nietzsche war von 1842 bis 1849 Pfarrer des Kirchspiels Rocken Das 1825 erbaute Geburtshaus Friedrich Nietzsches ist bis heute das Pfarrhaus der Kirchengemeinde Rocken Friedrich Nietzsche Gedenkstatte in RockenAuf dem Kirchenareal befindet sich in einem Nebengebaude die museale Nietzsche Gedenkstatte mit Dauerausstellung zum Thema Friedrich Nietzsche und Rocken die von den Freunden von Rocken nach 1990 schrittweise aufgebaut wurde und 2003 umfassend saniert und erweitert wurde In drei Raumen werden Nietzsches Kindheit sein Verhaltnis zum Christentum und die Geschichte seiner Ruhestatte aufgezeigt Trager der Gedenkstatte ist das Evangelische Kirchspiel Lutzener Land Geburtshaus Taufkirche Dorfschule und das Familiengrab bilden ein museales Ensemble das Einblick in die Lebenswelt der ersten Kindheitsjahre Friedrich Nietzsches gibt Die Graber von Friedrich Nietzsche und seiner Schwester Elisabeth Forster Nietzsche sowie der Eltern Carl Ludwig Nietzsche und Franziska Nietzsche geborene Oehler und des kleinen Bruders Ludwig Joseph Nietzsche befinden sich in der Familiengruft an der Kirche in Rocken Mit Beschluss des Rates des Kreises Weissenfels vom 31 Dezember 1986 wurde das Familiengrab Nietzsche wegen seiner geschichtlichen kunstlerischen bzw wissenschaftlichen Bedeutung fur die sozialistische Gesellschaft wie es in der damaligen Begrundung hiess unter Denkmalschutz gestellt Im Jahr 2000 wurde zum 100 Todestag Friedrich Nietzsches neben der Kirche auf dem ehemaligen Friedhof die vom Kunstler Klaus Friedrich Messerschmidt geschaffene Skulpturengruppe Rockener Bacchanal eingeweiht die Friedrich Nietzsche in verschiedenen Situationen seines Lebens stehend an seinem Grab zeigt und einem Traum Nietzsches nachempfunden wurde Die Figuren entsprechen in ihrer Modellierung den realen Korpergrossen Friedrich Nietzsches und seiner Mutter Franziska Nietzsche nbsp Pfarrhaus von Rocken um 1900 Geburtshaus von Friedrich Nietzsche nbsp Das Geburtshaus im Jahr 2014 nbsp Grabstatte Friedrich Nietzsches und seiner Familie nbsp Skulpturengruppe Rockener Bacchanal vor dem Geburtshaus nbsp Rockener Bacchanal bei NachtBraunkohlenlagerstatte und Abbauplane BearbeitenDer Ort Rocken zahlt aufgrund seines kohlefuhrenden Untergrundes mit zur Braunkohlenlagerstatte die sich unter und um Lutzen befindet und gehort geologisch zum Weisselsterbecken der Leipziger Tieflandsbucht Bereits 1920 wurde sudlich von Rocken der Tagebau Gustav Adolf aufgeschlossen Aufgrund von Problemen mit dem Grundwassersystem musste der Abbau bereits 1929 eingestellt werden Ein markanter Bauzeuge aus dieser Zeit ist die noch existierende allerdings verfallene Kieswasch und Kohlebeschickungsanlage die unweit von Rocken parallel zur Bahnstrecke gebaut worden war Nach 1990 wurde die Kippe des Tagebaus mit Weichholzgewachsen aufgeforstet nbsp Ehemalige Kieswasch und Kohlebeschickungsanlage bei RockenUmfassende Abbauplane in Gestalt eines Grosstagebaus wurden in der Folgezeit insbesondere wahrend des Bestehens der DDR nicht mehr verwirklicht wenn Rocken auch von 1958 bis 1966 als Bergbauschutzgebiet ausgewiesen war und 1984 bis 1985 Erkundungsbohrungen auf Veranlassung der Bezirksplankommission des Bezirkes Halle im Feld Lutzen durchgefuhrt wurden die eine spatere Devastierung der Gemeinde Rocken im Rahmen der von der SED verkundeten Energiewirtschaftspolitik zur radikalen Ausbeutung aller Braunkohlelagerstatten fruhestens nach dem Jahr 2000 vorsahen Anfang Februar 2006 gab die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft bekannt Probebohrungen zur Untersuchung der Kohlequalitat in den Gemeinden Rocken und der Nachbargemeinde Sossen hinsichtlich einer etwaigen spateren Erschliessung durchzufuhren Diese Probebohrungen begannen am 20 Juli 2006 auf dem Territorium der Gemeinde Sossen was den Protest der Einwohner hervorrief Daraufhin verkundete am 18 Dezember 2006 der Gemeinderat von Rocken alle Moglichkeiten fur den Erhalt seiner Ortschaften auszuschopfen Nach deren Meinung wurde die Erschliessung des Tagebaus Lutzen und die damit verbundene Einbeziehung und Devastierung der Orte Stosswitz Sossen Gostau Kolzen Rocken Michlitz Bothfeld und Schwesswitz sowie von Teilen der Gemarkung der Stadt Lutzen bedeuten dass eine international bekannte europaische Geschichts und Kulturregion verloren gehen wurde die auch Friedrich Nietzsche nachhaltig in seiner Entwicklung beeinflusst hat Am 10 Februar 2007 erklarten die gegen den Braunkohlenabbau agierenden Burgerinitiativen von Rocken und Sossen ihren Zusammenschluss und den Beitritt zum Aktionsbundnis Zukunft statt Braunkohle in Schneidlingen Bei einer daraufhin gestarteten Burgeranhorung in der Gemeinde Rocken stimmte eine Mehrheit von 64 der stimmberechtigten Einwohner gegen Probebohrungen auf gemeindeeigenen Flachen Am 4 April 2008 teilte Sachsen Anhalts Wirtschaftsminister Reiner Haseloff offiziell mit dass die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft Mibrag ihre Uberlegungen in dem Ort Rocken Kohle abzubauen aus wirtschaftlichen Grunden ad acta gelegt habe Einzelnachweise Bearbeiten Karlheinz Blaschke Uwe Ulrich Jaschke Kursachsischer Amteratlas Leipzig 2009 ISBN 978 3 937386 14 0 S 84 f Der Landkreis Merseburg im Gemeindeverzeichnis 1900 Rocken und seine Ortsteile auf gov genealogy net StBA Gebietsanderungen vom 02 Januar bis 31 Dezember 2009 Burgenlandkreis Ev Kirche Bothfeld bei Halle Saale Seite von Architektur Blicklicht abgerufen am 26 Marz 2020 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rocken Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Umfangreiche private Homepage uber das Dorf und zur Nietzsche Rezeption in Rocken Memento vom 8 September 2011 im Internet Archive Die Gedenkstatte auf der offiziellen Seite der Stadt LutzenOrtschaften der Stadt Lutzen Dehlitz Grossgorschen Lutzen Muschwitz Poserna Rippach Rocken Sossen Starsiedel Zorbau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rocken amp oldid 237577724