www.wikidata.de-de.nina.az
Propylenoxid oder 1 2 Epoxypropan PO ist eine heterocyclische organische Verbindung aus der Gruppe der Epoxide Oxirane Die leicht entflammbare in Wasser und Alkohol losliche farblose Flussigkeit besitzt einen atherischen Geruch Propylenoxid wird aus Propen gewonnen und hauptsachlich zur Herstellung von wasserloslichen Propylenglycol Derivaten verwendet kann aber auch als Korrosionsschutzzusatz fur Pestizide Kuhlflussigkeiten und Desinfektionsmittel Verwendung finden Das Epoxid Propylenoxid ist kein naturlich vorkommender Stoff sein Vorkommen in der Atmosphare wird auf Industrieemissionen und deren Weiterverarbeitung zuruckgefuhrt StrukturformelVereinfachte Strukturformel ohne StereochemieAllgemeinesName PropylenoxidAndere Namen 2 Methyloxiran IUPAC 1 2 Epoxypropan MethyloxiranSummenformel C3H6OKurzbeschreibung farblose Flussigkeit mit etherischem Geruch 1 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 75 56 9 Racemat 15448 47 2 R Enantiomer 16088 62 3 S Enantiomer EG Nummer 200 879 2ECHA InfoCard 100 000 800PubChem 6378ChemSpider 6138Wikidata Q727742EigenschaftenMolare Masse 58 08 g mol 1Aggregatzustand flussigDichte 0 83 g cm 3 20 C 1 Schmelzpunkt 112 C 1 Siedepunkt 34 C 1 Dampfdruck 588 hPa 20 C 1 868 hPa 30 C 1 1240 hPa 40 C 1 1740 hPa 50 C 1 Loslichkeit gut in Wasser 681 g l 1 bei 20 C 1 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung EG Nr 1272 2008 CLP 2 ggf erweitert 1 GefahrH und P Satze H 224 302 311 331 315 319 335 340 350P 201 210 280 302 352 312 308 313 403 233 1 Zulassungs verfahren unter REACH besonders besorgnis erregend krebs erzeugend erbgut verandernd CMR 3 MAK DFG 2 ml m 3 4 8 mg m 3 1 Schweiz 2 5 ml m 3 bzw 6 mg m 3 4 Toxikologische Daten 380 mg kg 1 LD50 Ratte oral 1 Thermodynamische EigenschaftenDHf0 123 0 kJ mol l 94 7 kJ mol g 5 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Darstellung und Gewinnung 1 1 Chlorhydrinverfahren 1 2 Oxiran Verfahren Prileschajew Reaktion 1 3 HPPO Verfahren 1 4 Enantiomerenreines Propylenoxid 2 Eigenschaften 2 1 Physikalische Eigenschaften 2 2 Chemische Eigenschaften 2 3 Sicherheitstechnische Kenngrossen 3 Toxizitat 4 Weiteres 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseDarstellung und Gewinnung Bearbeiten1985 belief sich die Produktion von Propylenoxid weltweit auf etwa 2 9 Mt 1991 auf etwa 4 2 Mt 2001 ca 4 8 Mt und 2008 rund 5 5 Mt Die installierte weltweite jahrliche Produktionskapazitat lag am 1 Januar 2002 bei 5 8 Mt 6 Eine Direktoxidation von Propen mit Sauerstoff zu Propylenoxid wie bei der Herstellung von Ethylenoxid aus Ethen ist zwar technisch moglich aber unwirtschaftlich weil die Reaktion mit einer geringen Selektivitat und unter Bildung mehrerer Oxidationsprodukte ablauft die aufwendig getrennt werden mussten Typische Nebenprodukte sind Acetaldehyd Formaldehyd sowie Kohlenmonoxid und deren Oxidationsfolgeprodukte 7 Insofern haben sich die im Folgenden beschriebenen Verfahren durchgesetzt Chlorhydrinverfahren Bearbeiten Beim Chlorhydrinverfahren wird aus Propen mit Chlor und Wasser wobei Hypochlorige Saure in situ erzeugt wird ein Isomerengemisch von 1 Chlor 2 propanol und 2 Chlor 1 propanol erzeugt In einem zweiten Reaktionsschritt werden diese Isomere mit Hydroxidionen zu Propylenoxid und Wasser umgesetzt Die Hydroxidionen werden aus Kalkmilch Ca OH 2 gewonnen so dass als Folgeprodukt Calciumchlorid CaCl2 anfallt auf 100 kg Propylenoxid kommen 200 kg Calciumchlorid Dieses fuhrt zu einer grossen Abwasserbelastung nbsp Synthese von Propylenoxid nbsp Synthese von PropylenoxidDer Propylenoxid Herstellkapazitatsanteil nach dem Chlorhydrinverfahren lag 1985 weltweit bei rund 55 1991 bei etwa 52 und 2010 nur noch bei rund 34 Oxiran Verfahren Prileschajew Reaktion Bearbeiten Die Epoxidierung von Propen erfolgt bei der Prileschajew Reaktion uber die katalytische Umsetzung mit einem Hydroperoxid dessen stark reaktionsfreudige Peroxidgruppe mit der Doppelbindung des Propens reagiert In der Styrol Variante wird Ethylbenzol mit Sauerstoff in das entsprechende Peroxid uberfuhrt das mit Propen zu Propylenoxid reagiert Das parallel entstehende 1 Phenylethanol Phenylmethylcarbinol wird mit Aluminiumoxid unter Abspaltung von Wasser zu Styrol umgesetzt nbsp Synthese von StyrolC 3 H 6 C 8 H 10 O 2 K a t C 3 H 6 O C 8 H 10 O A l 2 O 3 C 3 H 6 O C 8 H 8 H 2 O displaystyle mathrm C 3 H 6 C 8 H 10 O 2 xrightarrow Kat C 3 H 6 O C 8 H 10 O xrightarrow Al2O3 C 3 H 6 O C 8 H 8 H 2 O nbsp Pro Tonne produziertes Propylenoxid fallen bei diesem Verfahren ca 1 8 Tonnen Styrol als Koppelprodukt an In der iso Butan Variante wird iso Butan durch Oxidation in tert Butylhydroperoxid uberfuhrt das mit Propen zu Propylenoxid und tert Butanol reagiert Das tert Butanol kann anschliessend durch Dehydratisierung in iso Buten und dieses mit Wasserstoff wieder in iso Butan zuruckgefuhrt werden HPPO Verfahren Bearbeiten Bei diesem der Prileschajew Reaktion ahnlichen Verfahren erfolgt die Umsetzung des Propylens mit Wasserstoffperoxid engl Kurzel HP C 3 H 6 H 2 O 2 C 3 H 6 O H 2 O displaystyle mathrm C 3 H 6 H 2 O 2 longrightarrow C 3 H 6 O H 2 O nbsp Da als einziges Folgeprodukt Wasser entsteht gilt dieses Verfahren als besonders wirtschaftlich und umweltfreundlich Es benotigt eine vorgeschaltete Anlage zur Herstellung von Wasserstoffperoxid aber muss im Gegensatz zu den anderen Verfahren keine Infrastruktur oder Markte fur Nebenprodukte aufweisen Die koreanische SKC hat in Ulsan Sudkorea im Jahr 2008 die weltweit erste grosstechnische Anlage zur Herstellung fur Propylenoxid nach dem Evonik Uhde HPPO Verfahren in Betrieb genommen 8 Die Anlage hat eine Kapazitat von 100 000 Tonnen jahrlich Eine weitere deutlich grossere Anlage die ein ahnliches Verfahren nutzt wurde 2008 in Antwerpen errichtet und wird gemeinsam von BASF und Dow Chemical betrieben 9 Dow Chemical nimmt 2016 in Jubail eine weitere Grossanlage in Betrieb Enantiomerenreines Propylenoxid Bearbeiten Die Synthese der Propylenoxidenantiomeren geht vom R bzw S Alanin aus Dieses wird zunachst unter Retention mit Natriumnitrit und Salzsaure zur 2 Chlorpropionsaure umgesetzt Nach Reduktion mit Lithiumaluminiumhydrid zum Alkohol und Ringschluss mittels Natriumhydroxid unter Inversion werden das S bzw R Propylenoxid erhalten 10 Eigenschaften BearbeitenPhysikalische Eigenschaften Bearbeiten Die Dampfdruckfunktion ergibt sich nach Antoine entsprechend log10 P A B T C P in bar T in K mit A 4 09487 B 1065 27 und C 46 86 im Temperaturbereich von 199 7 bis 307 4 K 11 Zusammenstellung der wichtigsten thermodynamischen Eigenschaften Eigenschaft Typ Wert Einheit BemerkungenStandardbildungsenthalpie DfH0liquidDfH0gas 122 6 kJ mol 1 12 94 68 kJ mol 1 12 als Flussigkeitals GasVerbrennungsenthalpie DcH0liquid 1917 4 kJ mol 1 12 Warmekapazitat cp 125 1 J mol 1 K 1 25 C 13 75 55 J mol 1 K 1 25 C 14 als Flussigkeitals GasKritische Temperatur Tc 482 3 K 15 Kritischer Druck pc 49 23 bar 15 Kritisches Volumen rc 0 186 l mol 1 15 Schmelzenthalpie DfH0 6 569 kJ mol 1 13 beim SchmelzpunktVerdampfungsenthalpie DVH0 30 1 kJ mol 1 11 beim NormaldrucksiedepunktChemische Eigenschaften Bearbeiten Propylenoxid neigt weniger stark zur Selbstpolymerisation als Ethylenoxid eine solche kann jedoch saurekatalysiert von Katalysatoren wie den Salzen Aluminium Eisen oder Zinnchlorid sowie allen Sauren und Alkalimetallen initiiert werden und explosionsartig erfolgen Die Polymerisationswarme betragt 76 kJ mol 1 bzw 1310 kJ kg 1 16 Mit Wasser erfolgt in der Kalte langsame bei hohen Temperaturen von 200 220 C rasche Hydrolyse zu 1 2 Propandiol Propylenglycol Sicherheitstechnische Kenngrossen Bearbeiten Propylenoxid bildet leicht entzundliche Dampf Luft Gemische Die Verbindung hat einen Flammpunkt von 38 C 1 Der Explosionsbereich liegt zwischen 1 9 Vol 45 g m als untere Explosionsgrenze UEG und 38 8 Vol 938 g m als obere Explosionsgrenze OEG 17 1 Eine Korrelation der Explosionsgrenzen mit der Dampfdruckfunktion ergibt einen unteren Explosionspunkt von 44 C 1 Der maximale Explosionsdruck betragt 9 1 bar 1 17 Die Grenzspaltweite wurde mit 0 7 mm 50 C bestimmt 1 17 Es resultiert damit eine Zuordnung in die Explosionsgruppe IIB 1 Mit einer Mindestzundenergie von 0 13 mJ sind Dampf Luft Gemische extrem zundfahig 1 Die Zundtemperatur betragt 430 C 1 17 Der Stoff fallt somit in die Temperaturklasse T2 Toxizitat BearbeitenPropylenoxid hat sich in Tierversuchen als karzinogen krebserzeugend und mutagen erbgutverandernd erwiesen Der auch akut gesundheitsschadliche Stoff reizt Haut Augen und Atemwege seine Dampfe wirken narkotisch zu einer gesundheitsschadlichen Kontamination der Luft kann es bereits bei Temperaturen um 20 C kommen Seine Aufnahme kann oral pulmonal oder perkutan also uber die Haut erfolgen Bei kontinuierlicher oder wiederholter Exposition kann es zur Sensibilisierung kommen Als Meeresschadstoff ist die Substanz in die Wassergefahrdungsklasse 3 eingeordnet Tierversuche zeigen dass das Einatmen von Propylenoxid bis zu einer Konzentration von 150 ppm keinerlei nachweisbare Auswirkung hat Bei wiederholtem Kontakt der Tiere mit dem Stoff kam es zur Depression des ZNS und Augen und Atemwegsreizung Da die Geruchsschwelle in der Luft zwischen 100 und 350 ppm die maximal zulassige Arbeitsplatzkonzentration jedoch bei nur 2 5 ppm liegt ist der charakteristische Geruch des Stoffes kein ausreichender Indikator fur Propylenoxid Weiteres BearbeitenPropylenoxid ist das erste chirale Molekul das ausserhalb des Sonnensystems nachgewiesen wurde 18 19 20 Literatur BearbeitenWolfgang Swodenk Helmut Waldmann Moderne Verfahren der Grosschemie Ethylenoxid und Propylenoxid In Chemie in unserer Zeit 12 Jahrg Nr 3 1978 S 65 70 doi 10 1002 ciuz 19780120302Weblinks Bearbeitenwww petrochemistry net Richtlinien fur die Distribution von Propylenoxid PDF Datei 1 1 MB Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u Eintrag zu Propylenoxid in der GESTIS Stoffdatenbank des IFA abgerufen am 8 Januar 2021 JavaScript erforderlich Eintrag zu Methyloxirane im Classification and Labelling Inventory der Europaischen Chemikalienagentur ECHA abgerufen am 1 Februar 2016 Hersteller bzw Inverkehrbringer konnen die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern Eintrag in der SVHC Liste der Europaischen Chemikalienagentur abgerufen am 17 Juli 2014 Schweizerische Unfallversicherungsanstalt Suva Grenzwerte Aktuelle MAK und BAT Werte Suche nach 75 56 9 bzw 1 2 Epoxypropan abgerufen am 15 September 2019 CRC Handbook 90 Aufl 2009 2010 S 5 24 Memento vom 26 April 2015 im Internet Archive siehe auch Eintrag zu Propylenoxid In P J Linstrom W G Mallard Hrsg NIST Chemistry WebBook NIST Standard Reference Database Number 69 National Institute of Standards and Technology Gaithersburg MD abgerufen am 22 Marz 2010 CEH report Propylene Oxide Karl Hans Simmrock Die Herstellungsverfahren fur Propylenoxid und ihre elektrochemische Alternative In Chemie Ingenieur Technik 48 1976 S 1085 1096 doi 10 1002 cite 330481203 Weltweit erste HPPO Anlage nach Lizenz von Evonik und Uhde bei SKC Korea erfolgreich in Betrieb genommen auf chemie de 29 Juli 2008 BASF Dow und Solvay setzen neue innovative HPPO Technologie in Antwerpen ein PDF 23 kB V Schurig B Koppenhofer W Burkle Korrelation der absoluten Konfiguration chiraler Epoxide durch Komplexierungschromatographie Synthese und Enantiomerenreinheit von R und S 1 2 Epoxypropan In Angew Chem 90 1978 S 993 995 a b R A McDonald S A Shrader D R Stull Vapor Pressures and Freezing Points of Thirty Pure Organic Compounds In J Chem Eng Data 4 1959 S 311 313 doi 10 1021 je60004a009 a b c G C Sinke D L Hildenbrand Heat of formation of propylene oxide In J Chem Eng Data 7 1962 S 74 a b R H Beaumont B Clegg G Gee J B M Herbert D J Marks R C Roberts D Sims Heat capacities of propylene oxide and of some polymers of ethylene and propylene oxides In Polymer 7 1966 S 401 416 J Chao Thermodynamic properties of key organic oxygen compounds in the carbon range C1 to C4 Part 2 Ideal gas properties In J Phys Chem Ref Data 15 1986 S 1369 1436 doi 10 1063 1 555769 a b c K A Kobe A E Ravicz S P Vohra Critical Properties and Vapor Pressures of Some Ethers and Heterocyclic Compounds In J Chem Eng Data 1 1956 50 Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie Merkblatt R 008 Polyreaktionen und polymerisationsfahige Systeme Ausgabe 05 2015 ISBN 978 3 86825 069 5 a b c d E Brandes W Moller Sicherheitstechnische Kenngrossen Band 1 Brennbare Flussigkeiten und Gase Wirtschaftsverlag NW Verlag fur neue Wissenschaft Bremerhaven 2003 Brett A McGuire P Brandon Carroll Ryan A Loomis Ian A Finneran Philip R Jewell Discovery of the interstellar chiral molecule propylene oxide CH3CHCH2O In Science 14 Juni 2016 S aae0328 doi 10 1126 science aae0328 PMID 27303055 sciencemag org abgerufen am 15 Juni 2016 Thorsten Dambeck Milchstrasse Forscher entdecken erstes Spiegelmolekul im All In Spiegel online Abgerufen am 15 Juni 2016 Harald Frater Erstes chirales Molekul im All entdeckt Propylenoxid kommt in galaktischer Molekulwolke zwei Varianten vor In www scinexx de Abgerufen am 17 Juni 2016 Normdaten Sachbegriff GND 4175960 6 lobid OGND AKS LCCN sh86008109 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Propylenoxid amp oldid 227508208