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Die Propstei des Stiftes St Kunibert war eine der vielen bereits im fruhen Mittelalter eingerichteten Verwaltungsinstanzen der romisch katholischen Kirche des Kolner Erzbistums Sie wurde im Zusammenhang mit der Sakularisation im Jahre 1802 als Organisation aufgehoben und ihre Immobilien wurden beschlagnahmt Die Propstei befand sich spater im Besitz des preussischen Fiskus von dem sie 1820 der Kirchenvorstand St Kunibert erwarb Bis zu ihrem Abriss im Jahr 1905 diente sie der Kirchengemeinde als Pfarrhaus 1 2 St Kunibert und das anliegende Propsteianwesen um 1571 Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 1 1 Theoderich Propst und erzbischoflicher Gonner 2 Weiterentwicklung 2 1 Hinweise zur weiteren Baugeschichte 2 2 Stiftsherren 3 Aufhebung und Umwandlung der Propstei 3 1 Kunstschatze der Propstei 3 1 1 Gemaldesammlung 4 Denkmalschutz 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksEntstehung BearbeitenUmbau und Erweiterungen der ursprunglichen Kirche St Kunibert werden fur das 12 Jahrhundert angenommen und gingen einher mit dem Ausbau der Kolner Vorstadt Niederich Es war zugleich eine Zeit in der der Reichtum des Stiftes sowie die Anzahl seiner Kanoniker schon enorm angewachsen waren Diese Entwicklung soll ursachlich durch die zweite Erhebung der Reliquien des heiligen Kunibert ausgelost worden sein die im Jahr 1168 stattgefunden hatte Die am Anfang des 13 Jahrhunderts beginnenden Umbauten der Kunibertskirche erstreckten sich moglicherweise auch auf die Residenz des Bauherren des ersten als solchen namentlich bekannten Propstes von St Kunibert der 1196 als Zeuge bei einer Beurkundung des Erzbischofs Adolfs I genannt wurde 3 Theoderich ubte dieses Amt etwa von 1195 bis 1212 aus und wurde zum spateren Trierer Erzbischof Theoderich 4 Theoderich Propst und erzbischoflicher Gonner Bearbeiten Die den Kanonikern des Kollegiatstiftes St Kunibert dotierte Propstei und ihre zugehorigen Liegenschaften waren einst ein mit einem Vorbehalt versehenes Geschenk des Erzbischofs Theoderich Die Bedingung von 1227 legte fest dass auch den zukunftigen Trierer Erzbischofen die Propstei als Absteigequartier verfugbar sein sollte 1 Weiterentwicklung BearbeitenDie das Stiftskapitel betreffenden Ereignisse aus seiner fruhen Zeit sind nur sparlich dokumentiert Im Jahre 1386 soll es zu einer Auflehnung der Kanoniker am Kunibertsstift zu Koln gegen ihren Dechanten Stiftsdekan gekommen sein 5 Hinweise zur weiteren Baugeschichte Bearbeiten Im Jahr 1376 wurde der Niederich besonders hart von einem Stadtbrand erfasst bei dem ein Teil der Pfarre und der Kunibertkirche in Flammen aufgingen 6 Offenbar wurde die Propstei jedoch noch im gleichen Jahr wiederhergestellt da die Stadtrechnungen vermerkten dom nova subtus ecclesiam s Cuniberti 1 Ein weiterer Brand oder auch Baufalligkeit nach 124 Jahren werden der Grund gewesen sein um 1508 einen Neubau oder eine Restaurierung durchzufuhren Dazu heisst es bei Vogts Die Propstei von St Kunibert war wie die des Stiftes St Georg als ein hoher Turmbau ausgebildet der von einem Zinnenkranz gekront wurde an der 1508 mit der Wiederherstellung begonnen wurde Nach Woensams Stadtbild von 1531 war der Bau noch nicht vollendet bei der Vogelperspektive Arnold Mercators zeigt sich das Bauwerk mit einer neuen Dachform ohne Zinnenkranz 7 Torbogenreste und Reliefs der alten Propstei nbsp nbsp nbsp Das Anwesen der Propstei schloss sich der Stiftskirche unmittelbar nach Norden an und erstreckte sich nach der Darstellung Mercators zwischen der westlichen zum ehemaligen Stadttor Kahlenhausener oder Judenpforte fuhrenden Calhauser gass und der von dieser zum Rhein hin abfallenden Gasse Off dem brand Das turmartige viergeschossige Hauptgebaude der Propstei stand zu dieser Zeit am Sudostrand des Grundstucks und wurde uber einem niedrigen Walm von einer Turmkugel bekront Diesem Turm schloss sich entlang der heutigen Kunibertsklostergasse eine eingeschossige Bebauung an die im rechten Winkel an der Calhauser gass mit einem Gebaude endete Das mit etwa einem halben Dutzend weiteren Gebauden bestandene Grundstuck gehorte zum Immunitatsbezirk des Stiftes und wurde von einer separaten Mauer umschlossen Die Torbogen der Einfriedung des damaligen Anwesens sind noch heute erhalten Einer dieser Durchgange des spater aufgeteilten Grundstuckes verweist mit seinem Schlussstein auf das Baujahr 1508 Uber ihm befindet sich von einem Wappen gekront ein steinernes Relief Dessen Inschrift bekundet dass der Propst Friedericus Ludovi de Scampar im Jahr 1764 erneut fur die Propstei Baumassnahmen durchfuhren liess Stiftsherren Bearbeiten Gervassius 1163 69 Kanonikus an St Kunibert 1 Theoderich von Wied Propst an St Kunibert etwa 1196 bis 1212 3 von 1212 bis 1242 Erzbischof und Kurfurst von Trier 4 Bruno von Aremberg Ahrberch 1218 1237 Propst von St Kunibert 8 Johannes Overstolz um 1320 Kanoniker an St Kunibert Stifter des Margarethen und Quirinusaltares der Kirche 4 Konstantin von Horn de Cornu 1333 Propst von St Kunibert 9 Heinrich Beyer 1339 Kanoniker an St Kunibert Notar und Sekretarius des Erzbischofs Walram von Julich 1340 erzbischoflicher Gesandter zum Papst in Avignon 10 Heinrich von Julich 1342 Propst von St Kunibert 11 Konrad von Leithen 1361 Propst von St Kunibert 12 Hermanus de Arcka Hermann von der Arken um 1434 Stiftsherr und Diakon an St Kunibert zusatzlich auch Pastor von St Brigiden 4 Christian Meinershagen um 1575 Canonikus und Pfarrer an St Kunibert 4 Paul von Aussem war ab 1656 Kanoniker an St Kunibert 1662 Generalvikar 1675 Rektor der Universitat zu Koln 1676 Titularbischof von Almira und Weihbischof in Koln 4 Adoph Bingen 1691 1721 Stiftsherr und Dechant zu St Kunibert 4 Johannes Holzemius Stiftsherr und Scholasticus Sein Grabmal nennt das Todesjahr 1721 als Chronogramm 4 Friedericus Ludovi de Scampar Stiftsherr um 1764 Praepositus et Archidiaconus S Cuniberti Metropolitanae S Severini 4 Aufhebung und Umwandlung der Propstei BearbeitenMit der Machtubernahme der Franzosen im linksrheinischen Rheinland wurden im Jahre 1802 die kirchlichen Organisationen aufgehoben und der geistliche Besitz enteignet Einzelheiten zur Nutzung der Propsteigebaude wahrend der franzosischen Zeit sind offenbar nicht bekannt Sie befanden sich spater im Besitz des preussischen Fiskus der derartige Vermogen einer Domanenverwaltung unterstellte Im Jahr 1820 war der Kirchenvorstand der Pfarrei St Kunibert in der Lage die zwei Jahre zuvor konfiszierte und zur Versteigerung gebrachte ehemalige Propstei zu einem Preis von 3760 Talern zu erwerben 4 Stadtbaumeister J P Weyer beschrieb die Liegenschaft als aus ursprunglich getrennten Hausern bestehendes Anwesen sodass 1820 1826 nach diesem Muster aus der Gesamtanlage der alten Propstei eine Teilung vorgenommen wurde aus der ein separates Grundstuck mit Pfarrhaus und ein weiteres auf dem ein Schulprovisorium eingerichtet wurde hervorgingen 2 Kunstschatze der Propstei Bearbeiten In der dann zum Pfarrhaus gewordenen alten Propstei befanden sich in der preussischen Zeit bedeutende Kunstschatze aus unterschiedlichen Epochen des Stiftes und seiner Kirche Die angefuhrten Objekte sind spatestens im Jahr 1905 06 erfasst worden und wurden detailliert beschrieben Die Beschreibungen verweisen nicht nur auf namhafte Kunstler sondern benennen oftmals auch die zumeist dem Klerus angehorigen Stifter der Werke nbsp Kanoniker des 17 Jahrhunderts Fam zum Putz nbsp Pfarrer des 18 Jahrhunderts vor seiner Stiftskirche nbsp Triptychon aus der Schule des Barthel Bruyn 16 Jh Stifter Canonikus MeinershagenGemaldesammlung Bearbeiten Zwei Gemalde Ol auf Holz 120 cm hoch 55 cm breit mit je zwei Heiligenfiguren zeigten handwerksmassige Malereien der Schule des Meisters des Marienlebens 13 Auf einem Bild befanden sich Darstellungen des heiligen Severin und der heiligen Elisabeth auf dem anderen Flugel der heilige Josef sowie der heilige Kunibert Gemalde Ol auf Holz 107 cm hoch 88 cm breit aus dem 17 Jahrhundert Ein Portrat des Paulus Aussem Canonicus von St Kunibert linksseitig Blick auf die Kunibertskirche Uber der Kirche war in Wolken von Engeln umgeben St Kunibert und rechts oben ein Schildchen mit der Inschrift PAULUS AUSSEMIUS COLONIENSIS SANCTI CUNIBERTI CANONICUS AETATIS 44 ANNO 1629 eingearbeitet 4 Triptychon Ol auf Holz Hohe 0 71 m Breite des Mittelstuckes 0 63 m Breite der Flugel 0 34 m aus der Schule des Barthel Bruyn aus der Mitte des 16 Jahrhunderts Das Mittelstuck enthalt eine herbe Darstellung des Jungsten Gerichtes von hartem Kolorit Oben Christus inmitten von Wolken auf einem Regenbogen thronend Zu Seiten der Christusfigur Maria mit entblosster Brust und Johannes uber diesen beiden Figuren Engel mit Posaunen Auf der unteren Seite des Bildes links die Seligen von Petrus in den Himmel geleitet rechts Teufel die Verdammten peinigend Auf den beiden inneren Flugeln links die Gottesmutter mit dem Jesuskind auf den Wolken stehend rechts St Cunibert davor kniend der Pastor Meinershagen Auf der ausseren Seite der Flugel die Verkundigung Mariens Auf dem Sockel steht die Inschrift ANNO 1556 DEN 20 DAG SEPTEMBRIS STARFF DER WERDIGER HERR MEISTER CHRISTIAIN MEYNERSHAGEN DIESER KOLLEGIATEN KIRCHEN CANONICK UND PASTOR ZU DYNKER DER SELEN GOTT GENAED 4 Der Flugelaltar befindet sich heute in der Kirche St Kunibert Gemalde Ol auf Leinen 81 cm breit 92 cm hoch 18 Jh Portrat eines Kanonikus Auf der Ruckseite befand sich die Angabe AETATIS 69 P A SCHMITZ F 1749 4 Gemalde Ol auf Leinen 123 cm hoch 96 cm breit 18 Jahrhundert Portrat eines Pfarrers von St Cunibert mit guter Charakteristik Der Dargestellte ist mit einem Hermelinpelz und mit einer Stola bekleidet Die Linke halt ein Buch die Rechte ein Zepter das auf einem Tisch liegt Im Hintergrund die St Kunibertskirche 4 Gemalde Ol auf Holz 1 50 m hoch 0 96 m breit 17 Jahrhundert Zwei verwahrloste alte Flugelbilder die nachtraglich in einem Rahmen zusammengesetzt worden waren Sie stellten links den heiligen Clemens und rechts St Nikolaus dar 4 Gemalde Ol auf Holz 1 15 m hoch 0 98 m breit aus der Mitte des 16 Jahrhunderts In der Mitte war der dornengekronte Christus dargestellt rechts Pilatus und links der Donator ein Kleriker in Rochette mit einem roten Kragen Uber der Figur des Stifters sah der Betrachter in eine Landschaft 4 Gemalde Ol auf Holz 100 cm hoch 78 cm breit Portrat eines Kanonikers zum Putz eine Familie die uber Generationen einen der Burgermeister der Stadt Koln stellte 1624 AET 30 In einem kleinen Wappenschild ein Brunnen 4 Das Gemalde ist wahrscheinlich identisch mit dem im sudlichen Seitenschiff von St Kunibert zu findenden Gemalde Gemalde 80 cm hoch 100 cm breit mit der Beweinung Christi Es wurde als ausdrucksvolles Bild das in der Art des A van Dyck gemalt worden war beschrieben 4 Gemalde 100 cm hoch 80 cm breit aus dem 17 Jahrhundert Ecce Homo als Hauptmotiv neben dem links ein Kanonikus von St Cunibert dargestellt war 4 Gemalde 100 cm hoch 75 cm breit aus dem 18 Jahrhundert Portrat eines Priesters das eventuell den Pastor Hilger von St Cunibert darstellte 4 Gemalde 70 cm hoch 50 cm breit aus dem 17 Jahrhundert Das Bild stellte den Loskauf von Turkengefangenen durch Monche des Trinitarierordens dar 4 Die Auflistung der Gemaldesammlung schloss mit der Anmerkung Ausserdem noch drei vollstandig verwahrloste wenig bedeutende Olgemalde des 18 Jahrhunderts mit Portrats von Stiftsgeistlichen 4 Denkmalschutz Bearbeiten Hauptartikel Liste der Baudenkmaler im Kolner Stadtteil Altstadt Nord Die erhaltenen Tore der Propstei ein Spitzbogenportal aus Haustein waren im 15 Jahrhundert und das Rundbogenportal in einem Staffelgiebel mit einem Wappen und einer Inschrifttafel uber der im Scheitelstein eingearbeiteten Jahreszahl 1508 errichtet worden Die ehemaligen Tore der zum Kunibertskloster gehorenden Propstei wurden da auch sie die bauhandwerkliche Qualitat der gotischen und Renaissancezeit Kolns aufzeigen unter Denkmalschutz gestellt Literatur BearbeitenHermann Keussen Topographie der Stadt Koln im Mittelalter in 2 Banden Koln 1910 Reprint Droste Verlag Dusseldorf 1986 ISBN 3 7700 7560 9 und ISBN 3 7700 7561 7 Hans Vogts Das Kolner Wohnhaus bis zum Anfang des 19 Jahrhunderts Koln 1966 Erweiterte Neuauflage der Ausgabe des Jahres 1914 Wilhelm Ewald und Hugo Rahtgens in Paul Clemen Band 6 Die Kunstdenkmaler der Stadt Koln 1906 Erster Band IV Abt Die kirchlichen Denkmaler der Stadt Koln St Alban St Andreas Antoniterkirche St Aposteln St Cacilia St Columba St Cunibert Elendskirche St Georg Druck und Verlag Schwann Dusseldorf 1906 Kathe Menne Thome Zwischen Eigelstein und Rhein In Colonia Romanica Jahrbuch des Fordervereins Romanische Kirchen Kon e V 1992Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Hermann Keussen unter Verweis auf Regesten Trier 339 Theod archiep Trev olim prep s Cuniberti Band II Kapitel IX Bezirk Niederich S 113 Sp b a b Kathe Menne Thome Zwischen Eigelstein und Rhein Koln 1992 S 184 1986 a b Richard Knipping in Regesten der Erzbischofe von Koln im Mittelalter 2 Band Bonn 1901 Nr 1502 a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v Wilhelm Ewald und Hugo Rahtgens in Paul Clemen Band 6 Die Kunstdenkmaler der Stadt Koln 1906 St Cunibert S 231 ff O R Redling Annalen des historischen Vereins Niederrhein LXXIV S 103 Hermann Keussen Band I S 78 181 ff Hans Vogts Das Kolner Wohnhaus bis zum Anfang des 19 Jahrhunderts Band I Seiten 27 32 Band II S 778 Richard Knipping in Regesten der Erzbischofe von Koln im Mittelalter 3 Band Nr 208 Nr 224 Bonn 1901 Wilhelm Janssen Die Regesten der Erzbischofe von Koln im Mittelalter Bd V Koln Bonn 1973 Nr 169 Unter Verweis auf HAStK Kunibert Urkunde 205 Wilhelm Janssen Regesten der Erzbischofe von Koln im Mittelalter Band 5 Nr 660 Nr 1116 A D v d Brincken Das Stift St Georg S 37 Wilhelm Janssen Regesten der Erzbischofe von Koln im Mittelalter VI Band Koln Bonn 1977 Nr 1466 WAAGEN Kl Schriften II 1854 S 397 MERLO Koln Kunstler Sp 1165 Jahresbericht des christlichen Kunstvereins der Erzdiozese Koln 1909 S 12 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Propstei St Kunibert Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien 50 947454 6 962994 Koordinaten 50 56 50 8 N 6 57 46 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Propstei St Kunibert amp oldid 207428983