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Das Collegium poetarum et mathematicorum auf Deutsch Kolleg der Dichter und Mathematiker kurz Dichterkolleg oder Poetenkolleg war eine Studiengemeinschaft zur Forderung humanistischer Bildung Dieses Kolleg wurde 1501 vom romisch deutschen Konig Maximilian I auf Initiative des Dichters Conrad Celtis an der Universitat Wien als Alternative zum Studium an der traditionellen Artistenfakultat gegrundet Es hatte vier Lehrstuhle fur Poetik und Rhetorik sowie zwei fur mathematisch naturwissenschaftliche Fachgebiete die Absolventen sollten zu Dichtern gekront werden Reichsadler mit Allegorien des Collegium poetarum et mathematicorum Doppeladler mit Dichterkranzen Brunnen Musenquell Hippokrene gestaltet wie ein Lebens Jungbrunnen 9 Musen die Philosophie mit den 7 freien Kunsten unten der schlafende Paris und der sich nahernde Merkur Hans Burgkmair der Altere vor 1508 Durch den Tod des Initiators und Leiters Celtis im Jahr 1508 entstand eine kritische Situation fur dieses Poetenkolleg aber mehrere Indizien verweisen darauf dass es weiterbestand und erst in den 1530er Jahren durch die Universitatsreformen von Konig Ferdinand I in die Artistenfakultat integriert wurde Inhaltsverzeichnis 1 Fruhe humanistische Ansatze in Wien 2 Grundung und Eroffnung des Poetenkollegs 3 Die Lehrer und ihre Facher am Poetenkolleg 4 Testament von Konrad Celtis 1508 5 These vom Weiterbestand bis in die 1530er Jahre 6 Spatere humanistische Institutionen 7 Anhang Kurzfassung der Grundungsurkunde von 1501 8 Literatur 9 AnmerkungenFruhe humanistische Ansatze in Wien BearbeitenBereits im 15 Jahrhundert setzten sich mehrere Gelehrte dafur ein dass die humanistischen Studien an der Wiener Universitat etabliert wurden Dabei nutzten sie ihre Kontakte zum Wiener Hof so stand etwa der gelehrte Humanist und spatere Papst Enea Silvio Piccolomini im Dienst von Kaiser Friedrich III von dem er zum poeta laureatus gekront wurde Piccolomini war 1445 Gastvortragender an der Wiener Universitat 1 Die Habsburger hatten zur Wiener Universitat einen besonderen Bezug da diese vom Habsburger Rudolf I gegrundet worden war Erzherzog Maximilian der Sohn von Friedrich III verfolgte sein Anliegen dem als modern geltenden Humanismus Einfluss an der Universitat Wien zu verschaffen Im Jahr 1494 errichtete er eine besoldete Fachlektur fur Romisches Recht und besetzte sie durch die Berufung des Venezianers Girolamo Balbi Er sollte ausserdem Poetik an der Artistenfakultat lehren als gekronter Dichter wurde er auch auf diesem Gebiet fur kompetent gehalten 2 Am Hof Maximilians gab es einige einflussreiche Humanisten Johann Fuchsmagen Johann Krachenberger 3 und Bernhard Perger 4 Sie waren daran beteiligt dass Konrad Celtis im Jahr 1497 nach Wien berufen wurde und eine Fachlektur fur Poetik und Rhetorik erhielt Die Wiener Universitat stand in der Tradition der Scholastik Zwischen dieser und dem Humanismus gab es neben inhaltlichen Differenzen noch weitere Unterschiede Die Universitat betrachtete sich als eine selbstandige Organisation Die Humanisten erhielten landesfurstlich gut besoldete Fachprofessuren womit naturlich eine Abhangigkeit verbunden war der gekronte Dichter war quasi ein privilegierter Aussenseiter Das humanistische Lehrprogramm wurde im Allgemeinen von den Landesherrn der Universitat aufgezwungen Die Humanisten neigten zu einem weltlichen Lebensstil wahrend an der scholastischen Universitat klosterahnliche klerikale Lebensformen dominierten Mitunter kam es zu heftigen Auseinandersetzungen die Humanisten idealisierten das klassische Latein und polemisierten gegen das barbarische Kuchenlatein der Scholastiker 5 Grundung und Eroffnung des Poetenkollegs BearbeitenDurch die Initiative von Konrad Celtis kam es zur Grundung des Poetenkollegs als einer Humanistenschule 6 Der wahrscheinlich von Celtis selbst lateinisch formulierte 7 Stiftbrief der gleichzeitig als Grundungsurkunde anzusehen ist wurde von Erzherzog Maximilian am 31 Oktober 1501 in Bozen unterzeichnet zum Inhalt siehe unten den Anhang Darin heisst es dass die Grundung des Kollegs zur Erweiterung der Universitat pro universitatis nostrae augmento gedacht ist und dieses somit ein Bestandteil der Universitat sein soll wobei keine klare Einordnung in die traditionellen universitaren Strukturen erfolgt es wird z B nicht gesagt dass das Collegium eine eigene Fakultat darstellt aber auch nicht dass es einer bestimmten Fakultat zugeordnet wird Es hatte also eine privilegierte Ausnahmestellung ausserhalb der Fakultatsordnung Dass dieses Kolleg der Universitat zugeordnet wurde ohne in die traditionellen Strukturen eingeordnet zu werden erschwert das Erfassen des Typs dieser neuen Einrichtung Verschiedene Vergleiche wurden fur dieses Kolleg herangezogen Hochschule weil ziemlich selbstandig neben den Ablaufen der Universitat Fakultat als funfte Fakultat oder als werdende vierte obere Fakultat Senats Institut Akademie Magisterkolleg 8 Der Stiftbrief erklart weiter dass das collegium poetarum zur Wiederherstellung der in den fruheren Jahrhunderten versunkenen antiken Eloquenz dienen soll In diesem Stiftbrief und auf dem noch erhaltenen silbernen Siegelstempel findet sich der kurzere Name Collegium poetarum Die seltenere Langform Collegium poetarum et mathematicorum ist gelegentlich nachweisbar 9 sie bringt die Intentionen von Celtis treffend zum Ausdruck und entspricht auch der tatsachlichen Gestalt dieser Institution denn es wurden vier besoldete Fachlekturen eingerichtet fur Poetik und Rhetorik in poetica et oratoria sowie zwei weitere fur mathematische Facher in mathematicis disciplinis Die Eroffnung des neuen Kollegs erfolgte am 1 Februar 1502 Vincenz Lang hielt eine Lobrede mit dem Titel Panegyricus auf Maximilian I weil dieser das hier mit dem Langnamen bezeichnete Collegium poetarum et mathematicorum in Wien gegrundet hatte 10 Dabei erwahnt Lang die geplanten Inhalte Der Dichter lateinisch vates steht neben dem Redner lateinisch orator Und der Mathematiker vermittelt das Werk von Euklid damit ist vor allem an die Geometrie zu denken Vitruv fur Architektur und Ptolemaus fur Astronomie vielleicht auch fur Astrologie Unterrichtsraume sowie Wohnraume von Angehorigen des Poetenkollegs also Lehrer und Studenten durften sich im Neubergerhof bei der Kapelle St Anna befunden haben in der Nahe der Universitat 11 nbsp Ein Holzschnitt von Hans Burgkmair stellt die INSIGNIA POETARUM dar Oben das Szepter unten die Lorbeerkrone dazwischen von links nach rechts Ring Birett Siegel mit der Umschrift SIGILLUM COLLEGII POETARUM VIENNAE Celtis als Vorstand des Kollegs hatte das Recht der Dichterkronung der Verleihung des Grades eines poeta laureatus Es ist aber unsicher ob tatsachlich eine grossere Anzahl von Absolventen zu Dichtern gekront wurde Bekannt ist dies nur von Einzelnen Stabius 1502 oder Thomas Resch Velocianus 1504 Jedenfalls verweist die Dichterkronung als Studienabschluss ebenso wie der haufige Gebrauch des kurzeren Namens Collegium poetarum auf den besonderen Stellenwert der sprachlichen Facher an diesem Poetenkolleg Das Mathematisch Naturwissenschaftliche erscheint demgegenuber dann eher als Erganzung zum poetisch rhetorischen Kern des Kollegs Ein Einblattholzschnitt von Hans Burgkmair war wohl dazu gedacht das Anliegen des Poetenkollegs zu verbreiten Der Holzschnitt stellt die bei der feierlichen Dichterkronung verwendeten Insignien des Poetenkollegs dar siehe Abbildung 12 Am Poetenkolleg studierten Sohne aus hoheren sozialen Schichten Ihre Eltern gehorten zum Adel zum hoheren Beamtentum sowie zum stadtischen Patriziat Einige Studenten waren bereits alter als ihre Lehrer 13 Das Poetenkolleg ist zu unterscheiden von der Donaugesellschaft Sodalitas litteraria Danubiana einer lockeren Vereinigung humanistischer Gelehrter Sie war gleichfalls von Celtis initiiert angeregt vielleicht durch die Accademia Romana des Julius Pomponius Laetus in Rom die er auf seiner Italienreise kennengelernt hatte 14 Personell gab es enge Verbindungen zwischen dieser Sodalitas 15 und dem Kolleg fur Lehrer und Studenten des Kollegs waren die eher informellen wohl an Abenden stattfindenden Treffen im Rahmen der Sodalitas eine gute Erganzung ihrer Bestrebungen Die Lehrer und ihre Facher am Poetenkolleg BearbeitenVon mehreren Lehrern ist bekannt dass sie am Poetenkolleg tatig waren von anderen ist dies nur vermutbar Auch die Dauer der jeweiligen Lehrtatigkeit lasst sich oft nicht genau feststellen Beim Versuch einer Rekonstruktion entsteht ein Gerust von Namen und Jahreszahlen mit einigen vielleicht durch zeitweise Vakanz von Lehrstuhlen bedingten Lucken Es gab also zwei Fachlekturen fur Poetik Dichtkunst und Rhetorik Beredsamkeit Die ersten Professoren waren Celtis 1508 fur Poetik und Vincenz Lang 1502 fur Rhetorik Ihre Nachfolger durften Johannes Cuspinian 1529 sowie Angelus Cospus gewesen sein Joachim Vadian war Professor fur Poetik vielleicht nach seiner Dichterkronung 1514 er verliess Wien im Jahr 1518 In diesem Jahr wurde Philipp Gundel sein Nachfolger 16 Celtis hielt um 1504 eine Vorlesung uber die Geographie des Ptolemaus also ein eher zu den Naturwissenschaften gehorendes Gebiet Dieses Werk erlauterte er unter Verwendung der drei Sprachen Griechisch Latein und Deutsch 17 Die deutsche Sprache wurde damals im universitaren Unterricht normalerweise nicht verwendet Daneben gab es die beiden Fachlekturen fur mathematische Disziplinen d h Mathematik und Anwendungsbereiche wie Astronomie und Kartographie Die ersten Inhaber waren wohl Johannes Stabius 1522 und Andreas Stiborius 1515 Hier sind einige Angaben von Georg Tannstetter in seinem Ruckblick auf die Wiener Mathematiker Viri Mathematici aufschlussreich Darin heisst es dass Maximilian I das Genie von Stabius und Stiborius bewunderte und daher ein neues Stipendium einfuhrte um dadurch offentliche Vorlesungen in Astronomie und Mathematik in Wien zu ermoglichen Ausserdem ist zu lesen dass Stiborius viele Jahre offentlich Mathematik unterrichtete Vielleicht konzentrierte sich Stiborius auf Mathematik Stabius dagegen auf mathematische Anwendungen etwa auf Kartographie Aber das Wort Mathematik wurde damals oft nicht im heutigen engen Sinn gebraucht sondern meinte oft auch die naturwissenschaftlichen Anwendungsbereiche Ursprunglich waren zwei mathematische Professuren fur die Fakultat der Artes vorgesehen Uber diese zwei Lehrstuhle gab es dann Auseinandersetzungen vielleicht weil Celtis versuchte sie fur sein Poetenkolleg zu gewinnen Jedenfalls ist in den Akten der Artes Fakultat wenig davon zu bemerken dass die vermuteten Inhaber dieser Lehrstuhle dort uber solche Themen unterrichteten Darin liegt ein mogliches Indiz dafur dass diese zwei Lehrstuhle schliesslich doch dem Poetenkolleg zugeordnet wurden Jedenfalls durfte es sich hier um die ersten mathematischen Fachprofessuren an einer Universitat gehandelt haben 18 Es ist unbekannt wie lange Stabius und Stiborius ihre Lehrstuhle innehatten Uber zwei spatere Lehrer berichtet Tannstetter Folgendes In Bezug auf Johannes Fabricius sagt Tannstetter dass er sein Kollege und ordentlicher Professor fur die andere die astronomische Vorlesung war wahrend Tannstetter selbst aufgrund der Berufung durch Kaiser Maximilian I den Lehrstuhl fur mathematische Facher innehatte Das muss allerdings nicht bedeuten dass Tannstetters Gebiet die Mathematik im engeren Sinne war denn er war vor allem Astronom und Astrologe wahrend die Mathematik im heutigen Sinn nur wenig Raum in seinen Publikationen einnahm etwa in den fur Studenten gedruckten Lehrbuchern Fabricius war also Professor aber wohl nicht mehr im Jahr 1514 Wahrscheinlich war auch Stephan Rosinus aus Augsburg Inhaber eines mathematischen Lehrstuhls Georg Tannstetter war Inhaber ab ungefahr 1510 und blieb es bis Ende 1528 Sein Nachfolger war Johannes Vogelin 1549 Andreas Perlach 1551 war Inhaber eines Lehrstuhls nach 1514 Solche Hinweise auf Inhaber von Lehrstuhlen die am Poetenkolleg eingerichtet wurden sind ein Argument dafur dass dieses Poetenkolleg den Tod von Celtis uberdauerte nbsp Die sogenannte Celtiskiste zur Aufbewahrung der Insignien des PoetenkollegsTestament von Konrad Celtis 1508 BearbeitenKonrad Celtis starb am 4 Februar 1508 Kurz davor am 24 Janner 1508 setzte er sein Testament auf Das Originaltestament ist verschollen aber es gibt zwei Abschriften 19 Celtis vermachte seine Bucher die Insignien des Poetenkollegs sowie das Recht der Dichterkronung der Universitat In diesen Bestimmungen kommt vielleicht eine Unsicherheit uber den Fortbestand des Poetenkollegs zum Ausdruck Nach dem Tod von Celtis 1508 wurde die sogenannte Celtiskiste zur Aufbewahrung der Insignien gebaut siehe Abbildung Diese Kiste wird so wie der als einziges der Insignien erhalten gebliebene silberne Siegelstempel der Fachausdruck dafur ist Typar im Archiv der Universitat Wien aufbewahrt 20 These vom Weiterbestand bis in die 1530er Jahre BearbeitenLange Zeit dominierte unter Historikern die Ansicht dass das Poetenkolleg nur bis zur Erkrankung 21 oder hochstens bis zum Tod von Celtis existierte 22 also insgesamt nur einige Jahre hindurch Aber mehrere Indizien verweisen auf einen Fortbestand dieses Poetenkollegs uber den Tod von Celtis hinaus 23 Wie erwahnt gibt es Hinweise darauf dass in Wien einige Lehrer fur Facher die zum Poetenkolleg gehorten fest besoldet waren wahrend diese Lehrer jedoch gleichzeitig kaum in den Akten der Artistenfakultat erwahnt wurden was aber insbesondere bei der Verteilung der den Lehrveranstaltungen entsprechenden Bucher zu erwarten ware In den Jahrzehnten nach 1500 zeigte sich an der Wiener Universitat eine uberraschende Entwicklung Die Studentenzahlen nahmen zu wahrend die Zahl der akademischen Bakkalarsgraduierungen im Jahrzehnt 1510 1520 um ein Viertel abnahm 24 Der Grund dafur konnte sein dass ein Teil dieser Studenten am Poetenkolleg studierte an dem es die traditionellen akademischen Grade nicht gab 25 Fur eine Weiterexistenz spricht auch ein 1512 in Wien veroffentlichtes Lobgedicht das sich an Kaiser Maximilian I wendet Es tragt den Titel Panegyris und beschreibt die Studienfacher der vier Fakultaten der Universitat Wien beginnend mit den Fachern der Artistenfakultat uber die Jurisprudenz bis zur Medizin Vor der Theologie wird die Poesie und der dortige Studienabschluss einer Dichterkronung eingeschoben ein Hinweis auf das von Maximilian initiierte Poetenkolleg 26 Der Autor dieses Gedichtes Adrian Wolfhard aus Siebenburgen studierte ab 1509 in Wien 27 Wenn er Kaiser Maximilian als Forderer von Wissenschaft und Literatur anerkennen will indem er die an der Wiener Universitat gelehrten Facher beschreibt dann hat er das Poetenkolleg in Wien wohl selbst kennengelernt also in den Jahren 1509 bis 1512 Denn ein nach wenigen Jahren schon aufgelostes mittlerweile seit Jahren nicht mehr existierendes Kolleg hatte sich wohl nicht gut zum Lob Maximilians verwenden lassen Die 1520er Jahre fuhrten an der Universitat Wien zu einem besonders dramatischen Ruckgang der Studentenzahlen In dieser Zeit wird es wohl auch am Poetenkolleg entsprechend weniger Aktivitat gegeben haben Unter dem Landesfursten Ferdinand I gab es mehrere Reformbestrebungen Der Reformversuch des Jahres 1524 erwahnte das Poetenkolleg collegium pro poetica et oratoria es sollte in allen seinen Inhalten Punkten und Artikeln bei Kraften bleiben 28 Das klingt eher nach einem damals noch aktiven Poetenkolleg Schliesslich erscheinen im Reformgesetz vom 15 September 1537 die Facher des Poetenkollegs bereits als Lehrkanzeln der Artistenfakultat Spatere humanistische Institutionen BearbeitenDas Wiener Poetenkolleg ging anderen vergleichbaren Einrichtungen nordlich der Alpen um Jahrzehnte voraus 29 1518 begann das Collegium trilingue oder Collegium Buslidianum in Leuven aufgrund des Testamentes des im Jahr davor gestorbenen Hieronymus auch Jeroen oder Jerome genannt van Busleyden Das 1530 gegrundete College de France in Paris wurde von Guillaume Bude initiiert Und 1539 40 wurde eine Stiftung namens Collegium trilingue durch Bischof Johann Fabri bei St Nikolaus in Wien errichtet 30 Anhang Kurzfassung der Grundungsurkunde von 1501 BearbeitenDiese vom spateren Kaiser Maximilian unterschriebene aber vermutlich von Celtis aus der Warte Maximilians also im majestatischen Plural formulierte Urkunde oft als Stiftbrief bezeichnet ist die ausfuhrlichste Originalquelle zum Wiener Poetenkolleg Es folgt eine deutsche Kurzfassung wichtigen Begriffen und Formulierungen sind in Klammern die entsprechenden lateinischen Worter kursiv beigegeben 31 Maximilian Konig der Romer Wir halten es fur wichtig dass wir Universitaten Gymnasia fur romisches Schrifttum Romanarum literarum einrichten Wir ordneten in unserer Wiener Universitat Vorlesungen uber Zivilrecht civilis juris lectionibus an aber noch keine fur Poetik und Rhetorik poetica et oratoria arte Zur Vergrosserung dieser unserer Universitat pro ipsius Universitatis nostrae augmento haben wir beschlossen dort ein Dichterkollegium collegium poetarum zu errichten erigere nach Art der fruheren Kaiser unserer Amtsvorganger und die alte Beredsamkeit wiederherzustellen eloquentiam restituere Daher weisen wir diesem Kollegium zwei Gelehrte duos eruditos fur Poetik und Rhetorik in poetica et oratoria zu und zwei fur mathematische Facher duos in mathematicis disciplinis Der von uns als ordentlicher Professor fur Poetik lectorem ordinarium in poetica Eingesetzte soll dieses Kolleg leiten collegio praeesse Diesen machen wir auch zum Superintendenten superintendentem dieses Kollegs Zur Wurde dignitate der zu vergrossernden Wiener Universitat augendae Wiennensis Universitatis erhalt dieses Kolleg aus unserer kaiserlichen Vollmacht Caesarea nostra autoritate als besonderes Vorrecht privilegio Wer an unserer Universitat in Wien Redekunst und Poetik studiert in oratoria et poetica studuerit und den Lorbeerkranz lauream gewunscht hat im Dichterkolleg poetarum collegio sorgfaltig gepruft wird und fur geeignet gehalten wird kann durch Konrad Celtis Conradum Celtem der von unserem Vater Friedrich III Fridericum tertium als erster unter den Deutschen zum Dichter gekront wurde primum inter germanos laureatum poetam und an unserer Wiener Universitat ordentlicher Professor fur Poetik und Rhetorik poetices et oratoriae lectorem ordinarium ist und spater durch seine Nachfolger successores mit dem Lorbeerkranz gekront werden laurea coronari Der Gekronte laureatus soll dann von allen als Dichter pro poeta anerkannt werden und es sollen ihm alle Vorrechte und Auszeichnungen privilegiis et insignibus der anderen gekronten Dichter poetae laureati zukommen so wie wenn er diese Wurde aus unseren Handen empfangen hatte Dazu geben wir durch vorliegende Urkunde tenore praesentium dem unterrichtenden ordentlichen Dichter legenti poetae ordinario die Vollmacht autoritatem Das Recht Dichter zu kronen haben wir weiterhin Bezeugt testimonio mit diesem Schreiben literarum gesichert durch unser gewohntes Siegel sigilli nostri consueti Gegeben in unserer Stadt Bozen am 31 Oktober 1501 Literatur BearbeitenJoseph Ritter von Aschbach Die Wiener Universitat und ihre Humanisten im Zeitalter Kaiser Maximilians I Geschichte der Universitat Wien 2 Wien 1877 bes S 61 82 247 249 442 446 Gustav Bauch Die Rezeption des Humanismus in Wien Breslau 1903 Neudruck Aalen 1986 bes S 117 170 Franz Graf Stuhlhofer Humanismus zwischen Hof und Universitat Georg Tannstetter Collimitius und sein wissenschaftliches Umfeld im Wien des fruhen 16 Jahrhunderts Schriftenreihe des Universitatsarchivs Universitat Wien 8 Wien 1996 S 44 71 Franz Graf Stuhlhofer Das Weiterbestehen des Wiener Poetenkollegs nach dem Tod Konrad Celtis 1508 Eine humanistische Pioniereinrichtung und ihr Wirkungsumfeld In Zeitschrift fur Historische Forschung 26 1999 S 393 407 Franz Graf Stuhlhofer Lateinische Dichterschule Das Collegium poetarum des Konrad Celtis von 1501 bis 1537 In Grazer Beitrage Zeitschrift fur die Klassische Altertumswissenschaft 22 1998 S 211 214 Rudolf Kink Geschichte der kaiserlichen Universitat zu Wien Bd 1 1 Teil Geschichtliche Darstellung der Entstehung und Entwicklung der Universitat bis zur Neuzeit Wien 1854 S 199 270 Bd 2 Statutenbuch der Universitat Wien 1854 Kurt Muhlberger Poetenkolleg und Dichterkronung in Wien In Bilder Daten Promotionen Studien zum Promotionswesen an deutschen Universitaten der fruhen Neuzeit hg von Rainer A Muller bearb von Hans Christoph Liess Rudiger vom Bruch Pallas Athene Beitrage zur Universitats und Wissenschaftsgeschichte 24 Stuttgart 2007 S 84 119 aktueller Forschungs Stand Kurt Muhlberger Bemerkungen zum Wiener Poetenkolleg In Stadtarchiv und Stadtgeschichte Forschungen und Innovationen Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 2003 04 Linz 2004 S 763 778 ooegeschichte at PDF 152 KB Anmerkungen Bearbeiten Alfred A Strnad Die Rezeption von Humanismus und Renaissance in Wien In Winfried Eberhard Alfred A Strnad Hrsg Humanismus und Renaissance in Ostmitteleuropa vor der Reformation Forschungen und Quellen zur Kirchen und Kulturgeschichte Ostdeutschlands 28 Koln 1996 S 71 135 dort 80f Muhlberger Bemerkungen zum Wiener Poetenkolleg 2004 S 767 Siehe zu Krachenberger Hans Rupprich Krachenberger Johann In Neue Deutsche Biographie NDB Band 12 Duncker amp Humblot Berlin 1980 ISBN 3 428 00193 1 S 631 Digitalisat Strnad Rezeption 1996 S 109f Dazu etwa Muhlberger Poetenkolleg und Dichterkronung 2007 Kap Die Berufung des Konrad Celtis 1497 Dazu Muhlberger Bemerkungen zum Wiener Poetenkolleg 2004 S 766 Helmuth Grossing Humanistische Naturwissenschaft Zur Geschichte der Wiener mathematischen Schulen des 15 und 16 Jahrhunderts Saecvla Spiritalia 8 Baden Baden 1983 S 148 wahrscheinlich von Celtis konzipiert Muhlberger Bemerkungen zum Wiener Poetenkolleg 2004 S 771f Graf Stuhlhofer Humanismus zwischen Hof und Universitat 1996 S 47f Mehrere Belege fur diese Langform aus dem Jahr 1502 bei Muhlberger Poetenkolleg und Dichterkronung 2007 Anm 2 Gedruckt bei Konrad Celtis Quattuor libri amorum Nurnberg 1502 Anhang Dazu Peter Luh Die unvollendete Werkausgabe des Conrad Celtis und ihre Holzschnitte Frankfurt M u a 2001 S 277 Diese Angabe wurde von manchen Historikern irrtumlich auf das St Anna Kloster in der Annagasse bezogen Gemeint ist aber die Kapelle St Anna gemass heutigen Adressen ware das im Bereich Schulerstrasse 16 Grunangergasse 1 und Kumpfgasse 2 Siehe Felix Czeike Historisches Lexikon Wien Band 4 Wien 1995 S 370 f Peter Luh Der allegorische Reichsadler von Conrad Celtis und Hans Burgkmair Ein Werbeblatt fur das Collegium Poetarum et Mathematicorum in Wien Peter Lang Frankfurt M 2002 Muhlberger Bemerkungen zum Wiener Poetenkolleg 2004 S 771f Erwahnt von Muhlberger Bemerkungen zum Wiener Poetenkolleg 2004 S 766 Zur Sodalitas Collimitiana wahrscheinlich einer Fortfuhrung von Celtis Sodalitas siehe Graf Stuhlhofer Humanismus zwischen Hof und Universitat 1996 S 115f Dort auch Verweise auf mehrere Publikationen von Conradin Bonorand der den teilweise fur die Sodalitas relevanten Freundeskreis von Joachim Vadian erforschte Muhlberger Bemerkungen zum Wiener Poetenkolleg 2004 S 773 So in seiner Ankundigung in den Epigrammen V 11 Nach Grossing Humanistische Naturwissenschaft 1983 S 152 So Menso Folkerts Wissenschaft an den Universitaten des Mittelalters In Erwin Neuenschwander Wissenschaft Gesellschaft und politische Macht Basel u a 1993 S 17 38 dort 35 Diese Abschriften befinden sich im Wiener Universitatsarchiv Liber Testamentorum Universitatis Viennensis 1504 1551 sowie an der Freiburger Universitatsbibliothek Nachlass Klupfels Gedruckt bei Hans Rupprich Hrsg Der Briefwechsel des Konrad Celtis Veroffentlichungen der Kommission zur Erforschung der Geschichte der Reformation und Gegenreformation Humanistenbriefe 3 Munchen 1934 S 604 609 Nr 338 Das Siegelfeld ist abgebildet und beschrieben bei Muhlberger Bemerkungen zum Wiener Poetenkolleg 2004 S 778 Notker Hammerstein Hrsg Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte Bd 1 15 bis 17 Jahrhundert C H Beck Munchen 1996 Kap 6 von Arno Seifert S 236f Diese Konstruktion hatte allerdings kaum bis zu Celtis Tod Bestand Grossing Humanistische Naturwissenschaft 1983 S 152f Diese These wurde von Franz Graf Stuhlhofer Humanismus zwischen Hof und Universitat 1996 S 50 71 aufgestellt und von Kurt Muhlberger Bemerkungen zum Wiener Poetenkolleg 2004 S 772 774 mit weiteren Argumenten erhartet Zur Entwicklung der Frequenzen siehe Thomas Maisel Universitatsbesuch und Studium Zur Wiener Artistenfakultat im fruhen 16 Jahrhundert In Mitteilungen der Osterreichischen Gesellschaft fur Wissenschaftsgeschichte 15 1995 S 1 12 Graf Stuhlhofer Weiterbestehen 1999 S 396 Elisabeth Klecker Geographia imitatio picturae Geographie als humanistische Leitwissenschaft am Beispiel der Panegyris des Adrian Wolfhard In Helmuth Grossing Kurt Muhlberger Hrsg Wissenschaft und Kultur an der Zeitenwende Renaissance Humanismus Naturwissenschaften und universitarer Alltag im 15 und 16 Jahrhundert Schriften des Archivs der Universitat Wien 15 V amp R unipress Gottingen 2012 S 81 100 hier S 93 Klecker Geographia S 84 Bekannt wurde Wolfhard als Herausgeber des Janus Pannonius Muhlberger Bemerkungen zum Wiener Poetenkolleg 2004 S 773 Grossing Humanistische Naturwissenschaft 1983 S 170 spricht vom Wiener Poetenkolleg als der ersten humanistischen Hochschule Deutschlands Ulrike Denk Private Stipendienstiftungen an der Universitat Wien In Mitteilungen der Osterreichischen Gesellschaft fur Wissenschaftsgeschichte 20 2000 S 163 180 hier S 168 171 Eine Ubersetzung bringt Helmut Engelbrecht Geschichte des osterreichischen Bildungswesens Erziehung und Unterricht auf dem Boden Osterreichs Band 1 Wien 1982 S 453 455 dort auch der lateinische Text den auch schon Kink Universitat Bd 2 Statuten S 305 307 Nr 42 brachte Das Original wird im Wiener Universitatsarchiv aufbewahrt nbsp Dieser Artikel wurde am 26 Mai 2013 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Poetenkolleg amp oldid 227339243