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Das Pionier Regiment Nr 35 ab September 1917 Pionier Bataillon 35 war ein Verband der Pioniertruppe im deutschen Heer des Ersten Weltkriegs Die als Teil der deutschen Gastruppen aufgestellte Einheit wurde besonders durch den Einsatz von Giftgas als chemischer Waffe bekannt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Aufstellung 1 2 Gefechtskalender 1 2 1 Mai 1915 1 2 2 Juni bis Juli 1915 1 2 3 Juli bis August 1915 1 2 4 August 1915 bis Mai 1916 1 2 5 Mai bis Dezember 1916 1 2 6 Dezember 1916 bis Juli 1917 1 2 7 Juli bis Oktober 1917 1 2 8 Oktober bis November 1917 1 2 9 November 1917 bis Marz 1918 1 2 10 Marz bis April 1918 1 2 11 Mai bis September 1918 1 2 12 September bis November 1918 1 3 Kriegsende 2 Siehe auch 3 Verweise 3 1 Quellen 3 2 Literatur 3 3 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAufstellung Bearbeiten Das Regiment wurde am 27 April 1915 formiert 1 Als Garnison diente Breloh in der Luneburger Heide 2 der nahe Truppenubungsplatz war als Gasplatz Breloh wichtigstes Versuchs und Trainingsareal 3 Die erste deutsche Spezialtruppe fur den Gaskampf war nach dem Plan und unter der Aufsicht des spateren Nobelpreistragers Fritz Haber seit Anfang Januar 1915 aufgestellt worden nachdem ein entsprechender Vorschlag zum Einsatz von Chlorgas als chemische Waffe durch den Chef des Grossen Generalstabs Erich von Falkenhayn gebilligt worden war 1 Den taktischen Wert der Gaswaffe sah Haber darin dass sie in einem Uberraschungsschlag Bewegung in den Stellungskrieg bringen und die erstarrten Fronten aufbrechen sollte 1 Das Giftgas sollte bei entsprechenden Windverhaltnissen durch das Blasverfahren als zusammenhangende Wolke aus den eigenen Stellungen freigesetzt werden in die feindlichen Reihen stromen und die verschanzten Soldaten aus ihren Stellungen treiben 1 Die als Desinfektionseinheit getarnte Spezialtruppe fur den Einsatz von Giftgas bestand anfangs aus drei Pionierkompanien die uberwiegend aus kriegsfreiwilligen Studenten gebildet wurden Trainiert wurden sie auf dem Schiessplatz Wahn 1 nahe Koln Nach dem ersten erfolgreichen Gasangriff wahrend der Zweiten Flandernschlacht am 22 April 1915 bei Ypern wurden aus Habers Spezialtruppe zwei Pionierregimenter gebildet die auf den Einsatz von Giftgas spezialisiert waren Am 27 April 1915 wurde zunachst das Pionier Regiment Nr 35 formiert auch Gasregiment Peterson genannt Anfang Mai das Pionier Regiment Nr 36 1 Erster Kommandeur der Gastruppen war Oberst Max Peterson der spater den Rang eines Generalmajors innehatte 4 Jedes dieser neuen Gasregimenter bestand aus zwei Bataillonen zu jeweils drei Kompanien einer Kompanie fur die Bestande Material einer Wetter und einer Funkstation 1 Eine Gas Batterie bestand aus zwanzig Gasflaschen Jeder Trupp musste die Flaschen in die Schutzengraben einbauen und tarnen damit sie nicht vom Flugzeug aus oder von Patrouillen gesehen werden konnten Diese Arbeit wurde ausschliesslich nachts durchgefuhrt Auf jeweils einem Kilometer Frontlinie befanden sich funfzig Batterien zu 1000 Gasflaschen mit insgesamt etwa 20 000 kg Giftgas Ein Regiment konnte so in funf Nachten eine Frontlinie von zwolf Kilometern Lange fur den Einsatz von Giftgas im Blasverfahren ausrusten 5 In den letzten Kriegsjahren stellten alle kriegfuhrenden Nationen die Blasangriffe zugunsten neu entwickelter Gasgeschosse ein Durch den Einsatz von Giftgasgranaten und Gaswerfern anstatt des Blasverfahrens sollte ein von Wind und Wetter unabhangiger Einsatz der chemischen Kampfstoffe ermoglicht werden Im August 1917 wurden die Pionier Regimenter Nr 35 und 36 aufgelost und als Pionier Bataillone 35 36 37 und 38 neu formiert 6 Noch im letzten Kriegsjahr wurde die Gastruppe erweitert im Februar 1918 kam das Pionier Bataillon 39 hinzu im Juni 1918 die Pionier Bataillone 94 95 und 96 so dass es bei Kriegsende acht Giftgas Einheiten im deutschen Heer gab 6 Gefechtskalender Bearbeiten Mai 1915 Bearbeiten Einsatz des Pionier Regiments Nr 35 auf dem westlichen Kriegsschauplatz Am 1 6 10 und 24 Mai 1915 erfolgten Blasangriffe gegen britische Truppen bei Loos en Gohelle Frankreich Mit 10 Mai 1915 wurde dem Pionier Regiment Nr 35 die kurz vorher aufgestellte Infanterie Pionier Kompagnie Nr 5 Schmelzer angeschlossen welche danach als 3 Kompanie des Pionier Regiments Nr 35 organisiert wurde und die Bezeichnung 3 Wurttembergische Pionier Kompanie fuhrte Diese Einheit unter Oberleutnant Hermann vom bayerischen Reserve Feld Artillerie Regiment Nr 5 als Kompaniefuhrer war mit 8 April 1915 aus den Infanteriepionieren der Reserve Infanterie Regimenter Nr 246 247 und 248 zusammengestellt und zur Bedienung der neuen Munition Giftgas ausgebildet worden 2 Von 15 Mai bis Ende Mai 1915 erfolgte ein erster Fronteinsatz der 3 Kompanie des Regiments ostlich und sudostlich von Ypern wo sie am 23 und 24 Mai 1915 einen Gasangriff durchfuhrte 2 Juni bis Juli 1915 Bearbeiten Einsatz auf dem westlichen Kriegsschauplatz Von Anfang Juni bis 26 Juli 1915 Einsatz der 3 Kompanie in den Argonnen bei Binarville Frankreich Bis 8 Juni 1915 Vorbereitung eines Gasangriffes an der Marne bei Binarville Der Angriff wurde wegen ungunstiger Windverhaltnisse nicht ausgefuhrt Ausbildung am Flottenatmer Tauchretter Atemschutzgerat in Challerange und Stellungsbau im Dieusson Moreau Tal 2 Juli bis August 1915 Bearbeiten Verlegung auf den ostlichen Kriegsschauplatz ab 27 Juli 1915 Die 3 Kompanie begann mit der Vorbereitung eines Gasangriffes gegen die Festung Lomscha und Osowiec Der Angriff gegen Lomscha fand nicht statt da sich der Feind am 7 August 1915 zuruckzog 2 August 1915 bis Mai 1916 Bearbeiten Verlegung auf den westlichen Kriegsschauplatz mit Aufenthalten in Johannisburg in Ostpreussen und bei Antwerpen Die 3 Kompanie wurde von Mitte August 1915 bis Ende Mai 1916 bei der 29 Infanterie Division ostlich Reims Frankreich zugeteilt wo sie an der Marne zur Abwehr eines erwarteten franzosischen Angriffes zum Einsatz kam 2 Gasangriff bei Pontfaverger durch Abblasen am 19 Oktober 1915 Gasangriff bei Pontfaverger durch Abblasen am 29 Oktober 1915 Mit 21 November 1915 erhalt die 3 Kompanie die Bezeichnung 3 Wurttembergische Kompagnie Pionier Regiments Nr 35 2 Gasangriff durch Abblasen bei Montfaucon am 26 November 1915 Gasangriff bei Peronne an der Somme im Januar 1916 Gasangriff bei Liancourt am 21 Februar 1916 Gasangriff bei St Souplet an der Somme am 19 Mai 1916 Der dafur notwendige Einbau von Gasflaschen Batterien sudlich von St Souplet hatte Anfang Marz 1916 begonnen Wegen ungunstigen Windes der einen Blasangriff unmoglich machte wurde die 3 Kompanie vom 23 Marz bis 9 April 1916 der 17 Infanterie Division bei Bemont zu Schanzarbeiten zur Verfugung gestellt 2 Mai bis Dezember 1916 Bearbeiten Verlegung auf den ostlichen Kriegsschauplatz Die 3 Kompanie wurde von Ende Mai bis Anfang Dezember 1916 u a im Rahmen der Brussilow Offensive im Abschnitt ostlich Smarhon Baranawitschy Weissrussland eingesetzt 2 Gasangriff bei Smarhon Smorgon am 2 Juli Gasangriff bei Smarhon Smorgon am 2 August Gasangriff gegen russische Stellungen an der Schtschara bei Baranawitschy am 3 September Gasangriff an der Schtschara am 6 Oktober Gasangriff an der Schtschara am 28 NovemberDezember 1916 bis Juli 1917 Bearbeiten Verlegung auf den westlichen Kriegsschauplatz Die 3 Kompanie wurde von Anfang Dezember 1916 bis Juli 1917 nordostlich Reims Frankreich eingesetzt 2 Bau einer Abblasstelle und Gasangriff bei Epoye an der Marne am 31 Januar 1917 Vorbereitung eines Angriffes bei Thiaucourt sudwestlich von Metz Gasangriff bei Thiaucourt am 7 April 1917 Gasangriff bei Thiaucourt am 1 Juli 1917Diese Einsatze stehen in Zusammenhang mit den deutschen Operationen um Verdun sowie an der Aisne Juli bis Oktober 1917 Bearbeiten nbsp Deutsche Truppen mit 18cm Gaswerfern an der WestfrontAbzug vom westlichen Kriegsschauplatz von Juli bis Mitte September 1917 Verlegung nach Machalt bei Reims zur Umorganisation der Pionier Regimenter Nr 35 und 36 Mit Auflosung des Pionier Regiments Nr 35 zum 31 August 1917 und Neuaufstellung zum 1 September 1917 als Pionier Bataillon 35 erhielt die 3 Kompanie die Bezeichnung 3 Wurttembergische Kompagnie Pionier Bataillons Nr 35 Anschliessend erfolgte von Mitte September bis Anfang Oktober 1917 eine Ausbildung an neuem Gasgerat Gasminenwerfer bei Sedan 2 Als Ersatztruppenteil diente das Wurttembergische Detachement beim Pionier Bataillon 36 2 Oktober bis November 1917 Bearbeiten Verlegung an die Sudfront und Unterstellung des Pionier Bataillons 35 unter die k u k 22 Schutzen Division 2 Die 3 Kompanie wurde von Anfang Oktober bis November 1917 an der Isonzo Front eingesetzt Dabei fuhrte die Einheit im Oktober 1917 zum Auftakt der 12 Isonzoschlacht den bis dahin folgenreichsten Einsatz von Giftgas durch 7 Anstatt der bisher von osterreichisch ungarischen Truppen verwendeten B und C Kampfstoffe die die Italiener nicht mehr furchteten kam das von der Westfront stammende Verfahren des Buntschiessens mittels Gasminenwerfern zum Einsatz 8 Zur Unterstutzung eines osterreichisch ungarischen Angriffes setzten deutsche Pioniereinheiten ab dem 24 Oktober 1917 in der Schlacht von Karfreit Gaswerfer mit 70 000 Grun und Blaukreuzgranaten mit den an der Sudfront neuen Substanzen Chlorarsen und Diphosgen ein Die Gaswerfer wurden gezundet um die Naklo Schlucht sudlich von Flitsch im Bereich zwischen dem heutigen Flugplatz Bovec und der uber die Soca nach Cezsoca fuhrenden Brucke 9 mit 5 6 Tonnen Grunkreuz zu fullen Hierbei starb eine gesamte italienische Einheit welche dem Infanterieregiment 87 der Brigade Friuli angehorte Major Graf von Pfeil und Klein Ellguth der Kommandeur des Pionier Bataillons 35 das den Gaswerferangriff bei Flitsch befehligte beschrieb die Wirkung Bereits 1015 vorm wurden die Schluchten vollkommen gasfrei angetroffen und eine vollkommene Gaswirkung festgestellt Nur vereinzelte noch lebende schwer kranke Italiener wurden aus der vordersten feindlichen Stellung zuruckgebracht in der Schlucht selbst war die gesamte Besatzung etwa 500 bis 600 Mann tot Nur wenige hatten die Masken aufgesetzt die Lage der Toten liess auf plotzlichen Gastod schliessen Es wurden auch verendete Pferde Hunde und Ratten gefunden 8 Die deutschen und osterreichisch ungarischen Verbande hatten es dadurch erheblich leichter den Durchbruch durch die italienische Front zu erreichen Auch die psychologische Wirkung war verheerend Sehr viele Italiener ergaben sich den Angreifern die Kampfmoral sank drastisch Die italienische Front musste bis an den Piave zuruckgenommen werden zur Verstarkung wurden franzosische und britische Verbande an diese Front verlegt November 1917 bis Marz 1918 Bearbeiten Verlegung auf den westlichen Kriegsschauplatz Die 3 Kompanie wurde von November 1917 bis Marz 1918 im Raum sudlich Dieuze Frankreich eingesetzt 2 Gasminenwerfer Angriff bei der Bay 1 Landwehr Division bei Rechicourt am 6 Dezember 1917 Gasminenwerfer Angriff bei der 48 Landwehr Division sudlich Leintrey am 28 Dezember 1917 Gasminenwerfer Angriff bei der Bay 4 Infanterie Division sudlich Thiaucourt am 26 Januar 1918 Gasminenwerfer Angriff bei der 4 bayerischen Infanterie Division sudlich Thiaucourt am 15 Februar 1918 Gasminenwerfer Angriff bei der 78 Reserve Division sudwestlich Thiaucourt am 22 Februar 1918 Gasminenwerfer Angriff bei der 78 Reserve Division sudwestlich Thiaucourt am 1 Marz 1918Marz bis April 1918 Bearbeiten Einsatz auf dem westlichen Kriegsschauplatz Verlegung der 3 Kompanie an die Siegfriedstellung nach Saint Quentin Frankreich zur Teilnahme an der grossen Fruhjahrsoffensive 2 in der Zone rouge Gasminenwerfer Angriff bei Gauchy am 21 Marz 1918 Gasminenwerfer Angriff auf die Sudvorstadt von Chauny am 6 April 1918Mai bis September 1918 Bearbeiten Einsatz auf dem westlichen Kriegsschauplatz Die 3 Kompanie wurde von Mai bis Ende September 1918 zur Offensive auf Reims Frankreich herangezogen 2 Gasminenwerfer Angriff auf Courcy am 2 Mai Minenwerfer Angriff mit Sprengminen auf das Grabensystem bei Courcy am 6 Mai Gasminenwerfer Angriff gegen den Aisne Marne Kanal am 27 Mai Gasminenwerfer Angriff auf Reims am 18 Juni Gasminenwerfer Angriff in Diksmuide am 15 September Gasminenwerfer Angriff in Diksmuide am 17 SeptemberSeptember bis November 1918 Bearbeiten Einsatz auf dem westlichen Kriegsschauplatz Die 3 Kompanie des Pionier Bataillons 35 wurde von Ende September bis zum 11 November 1918 dem Marinekorps Flandern sowie der Bay 14 und 16 Infanterie Division zu Sprengungen beim Ruckzug und zum Stellungskampf in Flandern zugeteilt 2 Kriegsende Bearbeiten Nach dem Waffenstillstand am 11 November 1918 erfolgte im November und Dezember der Ruckmarsch durch Belgien bis Luttringhausen in Westfalen vom 21 bis 23 Dezember 1918 dann der Rucktransport per Bahn nach Ulm wo am 23 Dezember 1918 die Demobilisierung der 3 Kompanie des Pionier Bataillons 35 begann 2 Siehe auch BearbeitenGaskrieg wahrend des Ersten WeltkriegesVerweise BearbeitenQuellen Bearbeiten Hauptstaatsarchiv Stuttgart Bestand M 533 online Landesarchiv Baden Wurttemberg Versetzungen zum Pionierregiment Nr 35 3 Wurtt Kompanie online in der Deutschen Digitalen Bibliothek Literatur Bearbeiten Margit Szollosi Janze Fritz Haber 1868 1934 Eine Biographie Beck Verlag Munchen 1998 zugleich Habilitations Schrift Universitat Munchen 1996 97 ISBN 3 406 43548 3 online Ludwig Knies Das wurttembergische Pionier Bataillon Nr 13 im Weltkrieg 1914 1918 Chr Belser A G Verlagsbuchhandlung Stuttgart 1927 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Margit Szollosi Janze Fritz Haber 1868 1934 Eine Biographie Beck Verlag Munchen 1998 S 327 329 online abgerufen am 26 Januar 2015 a b c d e f g h i j k l m n o p q r Verein fur Computergenealogie 3 Wurttembergische Pionier Kompagnie Pionier Bataillons Nr 35 online abgerufen am 26 Januar 2015 Auf dem Gasplatz Breloh bei Munster explodierten am 24 Oktober 1919 uber eine Million Kampfgasgranaten die Gesamtopferzahl ist nicht bekannt Matthias Blazek Der schwarze Tag von Munster Bohme Zeitung Soltau Wochenendbeilage Der Niedersachse Teil 1 23 Februar 2019 Teil 2 2 Marz 2019 Teil 3 9 Marz 2019 Deutsche digitale Bibliothek de Memento des Originals vom 4 Mai 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www deutsche digitale bibliothek de Die deutschen Gasmasken 1915 1918 Les masques a gaz allemands 1915 1918 abgerufen am 26 Januar 2015 a b Pionier of Pionier Regiment 35 online abgerufen am 26 Januar 2015 Simon Jones The Gas Attack at Caporetto 24th October 1917 englisch a b Manfried Rauchensteiner Die Gaswerfer von Flitsch In Die Presse Print Ausgabe vom 20 Oktober 2007 sowie Online Ausgabe vom 19 Oktober 2007 abgerufen am 17 Januar 2015 Simon Jones The Gas Attack at Caporetto 24th October 1917 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pionier Regiment Nr 35 Deutsches Kaiserreich amp oldid 238135917