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Die Festung Osowiec polnisch Twierdza Osowiec russisch Krepost Osovec deutsch fruher Festung Ossowitz im Nordosten Polens wurde im 19 Jahrhundert von der russischen Armee errichtet Sie lag im Gouvernement Grodno des russischen Zarenreiches Lageplan der FestungTrummer des Forts II der FestungBesatzungsmannschaften angetreten vor der Festungskirche Bild aus dem Jahre 1915 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 2 1 Bau und Beschreibung 2 2 Erster Weltkrieg 2 2 1 Belagerung im September 1914 2 2 2 Belagerung im Fruhjahr 1915 2 2 3 Sturm auf die Festung im Sommer 1915 2 2 4 Evakuierung der Festung 2 3 Zweiter Weltkrieg 2 4 Die Festung heute 3 Erganzungen und Hinweise 4 Literatur 5 WeblinksLage Bearbeiten nbsp Lage der Festung Osowiec am Carska Droga deutsch Zarenweg durch die Sumpfe des Biebrza Nationalparks zwischen Strekowa Gora und GoniadzDie Festung Osowiec lag 30 Kilometer von der Grenze zu Ostpreussen entfernt an einem der wichtigsten Ubergange uber den Fluss Biebrza 1 Sie war umgeben von den gleichnamigen Sumpfen Durch die Festung lief die Eisenbahnlinie von Bialystok uber Lyck nach Konigsberg und wurde an dieser Stelle vollkommen von ihr beherrscht Ihre Lage zu beiden Seiten des Flusses umgeben von Sumpfen zeichnete die Festung aus machte sie schwer erreichbar und kaum angreifbar Neben der Eisenbahnbrucke bot der Fluss zwei Uberquerungsmoglichkeiten Eine im Gebiet der Dorfer Guzy und Goniadz die andere sechs Kilometer flussabwarts vom Dorf Sosnya Diese wurde wegen einer Nutzung durch Karl XII schwedische Furt genannt Geschichte BearbeitenBau und Beschreibung Bearbeiten Auf Befehl des Zaren Alexander II wurde bei dem Dorf Osowiec uber 1 000 Hektar Grund erworben und die Bewohner zwangsweise umgesiedelt 1882 auf Befehl von Alexander III begann der Festungsbauer Stanislaw A Strelezki auf diesem Land eine Festung zu bauen um die Eisenbahnlinie zu verteidigen 1885 wurde hier Strelezkis Sohn Nikolai geboren Die als erste gebaute Festung welche sich etwa zwei Kilometer von der Eisenbahnbrucke entfernt direkt auf der Strecke links vom Ufer befand besetzten vier Infanteriekompanien und 60 Kanonen mit entsprechender Anzahl von Kanonieren Noch vor der Fertigstellung der ersten Festung begann der Bau an einer zweiten Festung namens Zarechny die 1 25 Kilometer entfernt von der Eisenbahnbrucke und rechts vom Ufer eine Fahrt uber den Fluss erschweren sollte Innerhalb der funfeckigen Festung wurde eine Infanteriekompanie Kanoniere und eine Pioniereinheit stationiert 1886 begannen 2 Kilometer sudwestlich von der ersten Festung Bauten fur eine dritte Festung die nach der verteidigten schwedischen Furt schwedische Festung genannt wurde Zwischen 1892 und 1900 baute man eine vierte Festung genannt Neue Festung Nach einer Mobilisierungsprobe 1912 modernisierte man die Festung Die Festung Zarechny die schwedische Festung und die Neue Festung erhielten verstarkte Mauern in der ersten Festung errichtete man neue Kasernen ein bewaldetes Gebiet zwischen der ersten und der dritten Festung wurde mit Verteidigungen ausgestattet und auf einem Hugel benannt Skobelevaya wurde der Bau einer Batterie begonnen Diese Bauten mussten wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges in aller Eile fertig gestellt werden Zu Beginn des Ersten Weltkrieges bestand die Festung aus vier Forts die durch Walle und Graben verbunden waren welche mit 69 stationaren Geschutzen und 24 mobilen Feldgeschutzen versehen wurden Die Festungswerke wurden zunachst als Ziegel Mauerwerk ausgefuhrt das vierte Fort aber bereits in Betonbauweise errichtet Es war damit das erste Fortifikationswerk dieser Art im Zarenreich und galt als eines der Modernsten Erster Weltkrieg Bearbeiten nbsp Fort 1 der Festung mit dem Mahnmal im HintergrundBelagerung im September 1914 Bearbeiten Im September 1914 nach der Schlacht an den Masurischen Seen naherten sich Teile der deutschen 8 Armee der Festung Osowiec Bis zum 21 September 1914 hatten die deutschen Truppen ihre russischen Gegner so weit zuruckgedrangt dass die Festung in Reichweite ihrer Artillerie kam Ab dem 26 September 1914 kam auch schwere Artillerie mit einem Geschutzkaliber von bis zu 210 mm zum Einsatz Insgesamt 60 Geschutze richteten ihr Feuer auf die Festung Nach zwei Tagen wagten die Deutschen einen Angriff ihrer Infanterie auf die Festung der im Feuer der Verteidiger und ihrer Festungsgeschutze scheiterte Am nachsten Tag unternahmen die Russen einen Gegenangriff In einer Zangenbewegung zwangen sie die Deutschen ihre Geschutze zuruckzunehmen Belagerung im Fruhjahr 1915 Bearbeiten Am 3 Februar 1915 griffen die deutschen Truppen die Festung wieder an Der Angriff erfolgte im Zusammenhang mit der allgemeinen Offensive der deutschen Armeen am ostpreussischen Abschnitt der Ostfront die zur Winterschlacht in Masuren fuhrte Es kam zu heftigen Kampfen mit einem ersten Verteidigungsring um das Fort den die Russen angelegt hatten Nach funf Tagen am 9 Februar 1915 zogen sich die Russen auf einen zweiten vorbereiteten Verteidigungsring zuruck dessen ausgehobene Schutzengraben und Maschinengewehrnester sie schutzten und sie erfolgreich standhalten liessen Den Deutschen war es aber nun wegen der geringeren Distanz moglich die Festung direkt zu beschiessen Sie brachten 68 Geschutze in Stellung Den heftigsten Beschuss erlitt die Festung vom 14 bis 16 Februar 1915 und vom 25 Februar bis zum 5 Marz 1915 Auch die deutschen Luftstreitkrafte unterstutzten die Belagerung und warfen uber der Festung Bomben ab Die Festung Osowiec litt schwer unter dem Beschuss Es brachen Brande aus und Bauwerke brachen zusammen Schliesslich war keine Verbindung zwischen den Forts mehr moglich Da aber wahrend dieser Zeit der russische Verteidigungsring um die Festung nicht durchbrochen werden konnte gruben sich auch die deutschen Truppen ein und die Belagerung verharrte bis Juli im Stellungskampf Sturm auf die Festung im Sommer 1915 Bearbeiten nbsp Festungsmauerwerk Hauptartikel Kampf der toten Manner Anfang Juli 1915 brachten die Deutschen weitere Truppen heran darunter Einheiten der Gastruppen Am 6 August 1915 um 4 Uhr morgens begann bei gunstigem Wind ein konzentrierter Gasangriff mit Chlorgas gegen die Festung um der 11 Landwehr Division unter Generalleutnant von Freudenberg gute Voraussetzungen fur ihr Vorrucken zu verschaffen Die freigesetzte Gaswolke erreichte eine geschatzte Breite von 8 Kilometern Noch in einer Entfernung von 12 Kilometern kamen Zivilisten durch das Gas zu Schaden In kurzer Zeit war der grosste Teil der Verteidiger die alle keine Schutzmasken zu ihrer Verfugung hatten durch das freigesetzte Chlorgas auf qualvolle Weise zu Tode gekommen oder kampfunfahig geworden Da die Gaswolke aber nur eine Hohe von 10 bis 15 Metern erreichte blieben einige Manner kampffahig Zu einem Zeitpunkt als die deutschen Angreifer keine Gegenwehr mehr erwarteten begann mit bis zu 8 000 Mann starken Infanteriekraften der Sturm auf die Festung Was sich nun abspielte wurde in der Folge von der alliierten Presse zur Legende uberhoht und als Kampf der toten Manner russisch Ataka mertvecov englisch Attack of the Dead Men umschrieben Den Deutschen warfen sich Manner in blutbesudelten Uniformen entgegen Durch den Gasangriff in einen psychischen Ausnahmezustand versetzt wehrten sich die letzten Verteidiger bar jeder Todesfurcht mit ihren Handfeuerwaffen zwei Maschinengewehren und den letzten funf einsatzbereiten Geschutzen Die blutigen Uniformen hatten ihre Ursache darin dass die russischen Soldaten wegen ihrer vom Chlorgas veratzten Bronchien unablassig Blut spuckten Die deutsche Seite brach daraufhin den Angriff ab Einige Soldaten gerieten in Panik und flohen Es waren jedoch nur 60 bis 70 Verteidiger gewesen welche innerhalb der Festung uberhaupt noch zu einer Gegenwehr in der Lage waren Um 11 Uhr waren die gefallenen Verteidigungslinien wieder in russischen Handen Evakuierung der Festung Bearbeiten Wenige Tage spater begann der Grosse Ruckzug der russischen Truppen auch in Nordostpolen Dadurch verlor die Festung Osowiec ihre Bedeutung Beginnend ab dem 18 August wurde die Festung geraumt Man versuchte alles was nicht mitgenommen werden konnte oder schon in Trummern lag zu sprengen Am 22 August 1915 war die Festung verlassen und am 25 August 1915 besetzten deutsche Truppen die leeren und weitgehend zerstorten Anlagen Die Festung wurde von den Deutschen in ein Militargefangnis umgewandelt Bei der Beschiessung war die Festung nur wenig beschadigt worden Es genugte darum die Kasematten zu vergittern und das Gefangnis war fertig 2 Zweiter Weltkrieg Bearbeiten nbsp Gedenkstein fur die zerstorte FestungskircheNach dem Ersten Weltkrieg wurden die Reste der Festung vom polnischen Militar ubernommen Die Festungskirche die unzerstort geblieben war wurde von einer orthodoxen in eine katholische Kirche umgeweiht Im Zweiten Weltkrieg spielte die Festung Osowiec zunachst keine besondere Rolle Wahrend des Uberfalls auf Polen umgingen sie die deutschen Truppen Am 13 September 1939 wurde sie fur wenige Tage von deutschen Truppen besetzt am 26 September 1939 aber an die Rote Armee ubergeben da sie gemass dem Hitler Stalin Pakt im sowjetischen Besatzungsgebiet lag Nach Beginn des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion nahmen deutsche Truppen am 27 Juni 1941 die Festung Osowiec erneut ein Drei Jahre spater naherte sich im Zuge der sowjetischen Sommeroffensive Operation Bagration die Front Die deutschen Truppen zogen sich am 14 August 1944 auf das rechte nordliche Ufer der Biebrza und die dort gelegenen Festungsbauwerke zuruck die daraufhin fur 5 Monate zu einem Bestandteil der deutschen Stellungen wurden und in dieser Zeit ein weiteres Vordringen der Roten Armee in Richtung Ostpreussen verhinderten Nach dem Beginn der sowjetischen Offensive Weichsel Oder Operation am 12 Januar 1945 raumten die deutschen Truppen die Festung endgultig da deren Verteidigung sinnlos geworden war Die Festungskirche uberstand diese Zeit nicht Sie wurde bereits 1939 zerstort Die Festung heute Bearbeiten Die Trummer der Festung konnen heute teilweise auf dem Gebiet des Biebrzanski Nationalpark wo ein Museum uber die Festung eingerichtet ist besichtigt werden Ein kleiner Teil der Festung wurde bis in die letzte Zeit noch immer militarisch genutzt Erganzungen und Hinweise Bearbeiten Relation Osowiec Twierdza 6856383 Openstreetmap abgerufen am 19 November 2021 30 km Luftlinie nach Prostken im Kreis Lyck Powiat Elki Karl Retzlaw Spartakus Verlag Neue Kritik Frankfurt 1971 S 103 ISBN 3 8015 0096 9Literatur BearbeitenS A Hmelkov BORBA ZA OSOVEC Moskau 1939 Digitalisat russisch Boguslaw Perzyk Twierdza Osowiec 1882 1915 Militaria Boguslawa Perzyka Warszawa 2004 ISBN 83 907405 1 6 polnisch J E Kaufmann H W Kauffman Verdun 1916 The Renaissance of the Fortress Pen amp Sword Military Barnsley 2016 S 112 113 225 J E Kaufmann Clayton Donnell Modern European Military Fortifications 1870 1950 A Selective Annotated Bibliography Praeger Westport Connecticut und London 2004 S 137 138Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Festung Osowiec Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien 53 47337 22 658136 Koordinaten 53 28 N 22 39 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Festung Osowiec amp oldid 233750160