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Fotorezeptor oder Photorezeptor bezeichnet auf zellularer Ebene eine lichtempfindliche Rezeptorzelle auch Sehzelle genannt Hierzu zahlen als spezialisierte Sinneszellen eines Auges die Stabchenzellen und Zapfenzellen der Netzhaut sowie fotosensitive Ganglienzellen Eine Photorezeptorzelle enthalt auf molekularer Ebene besondere Strukturen die durch Licht verandert werden und so die Zelle lichtempfanglich machen Diese Molekulstrukturen werden Sehfarbstoff Photopigment oder auch Photorezeptor genannt Sie setzen sich aus einem Proteinanteil z B einem Opsin und einem Chromophor z B Retinal zusammen beispielsweise die Sehpigmente Rhodopsin bzw Iodopsin in einer Lichtsinneszelle Cellula optica bacilliformis als Stabchenzelle bzw coniformis als Zapfenzelle von Tieren Auch in Pflanzen oder Pilzen sind solche Lichtrezeptoren zu finden wie die Phototropine Phytochrome und Cryptochrome und auch in einzelligen Algen und Bakterien Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 Fotorezeptoren bei Wirbeltieren 2 1 Aufbau 2 2 Funktion 3 Fotorezeptoren bei Wirbellosen 3 1 Aufbau der Fotorezeptoren im Facettenauge 4 Fotorezeptoren bei Pflanzen 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 LiteraturGrundlagen BearbeitenDie Absorption von Licht ausreichender Energie fuhrt in diesen Zellen zur Entstehung eines elektrischen Spannungssignals Dabei ist grundsatzlich zwischen den Fotorezeptoren von wirbellosen Tieren und von Wirbeltieren zu unterscheiden Die Fotorezeptoren im Facettenauge von Invertebraten reagieren auf Licht mit einer Spannungserniedrigung Depolarisation Umgekehrt fuhrt in den Fotorezeptoren der Netzhaut von Vertebraten Lichtabsorption zu einer Spannungserhohung Hyperpolarisation Das Aktionspotential entsteht aber nicht im Rezeptor selbst sondern erst in nachgeschalteten Nervenzellen daher sind die Photorezeptoren der Wirbeltiere sekundare Rezeptoren Fotorezeptoren bei Wirbeltieren BearbeitenAufbau Bearbeiten nbsp Schematische Darstellung von Stabchen aussen und Zapfen innen in der Netzhaut In der Netzhaut des menschlichen Auges unterscheidet man drei Typen von Fotorezeptoren Stabchen Zapfen und fotosensitive Ganglienzellen Von ihnen haben nur die Stabchen und die Zapfen eine Funktion bei der Bilderkennung Die fotosensitiven Ganglienzellen dienen der Regelung des Tag Nacht Rhythmus circadiane Rhythmik Die Stabchen sind zahlreicher und lichtempfindlicher als die Zapfen Die menschliche Netzhaut enthalt etwa 120 bis 130 Millionen Stabchen Sie ermoglichen das Hell Dunkel Sehen skotopisches Sehen Die etwa 6 Millionen Zapfen dienen dem Sehen bei Tageslicht photopisches Sehen und der Farberkennung Im sogenannten gelben Fleck Macula lutea befinden sich beim Menschen ausschliesslich Zapfen und zwar etwa 70 000 Im Aufbau sind Stabchen und Zapfen ahnlich organisiert In den Aussensegmenten Outer segment OS findet die Phototransduktion mittels des mit Retinal gekoppelten Sieben Transmembranproteins Rhodopsin Sehpurpur statt Dieses ist in vielen membranosen Disks eines Stabchens oder Membraneinfaltungen eines Zapfens eingelagert Die Aussensegmente der Stabchen sind lang schmal und grenzen an das retinale Pigmentepithel RPE welches abgeschnurte alte Membranstapel phagocytiert Die Aussensegmente der Zapfen sind ebenso wie die gesamte Zapfen Fotorezeptorzelle breiter als die Stabchen und laufen konisch zu Ein Aussensegment ist uber ein modifiziertes Cilium in dezentraler Lage das Verbindungscilium Connecting cilium CC mit dem Innensegment verbunden Neun Mikrotubuli Dupletts in nonagonaler Anordnung bilden die innere Struktur dieses unbeweglichen Ciliums An dieses schliesst sich das stoffwechselaktive Innensegment Inner segment IS an unterteilt in das an Mitochondrien reiche Ellipsoid und in das Myoid mit dem endoplasmatischen Retikulum ER Hier erfolgt unter anderem die Proteinbiosynthese Die folgende Netzhautschicht aussere Kornerschicht Outer nuclear layer ONL genannt beinhaltet den Zellkern mit dem Zellkorper Von diesem geht ein kurzer Neurit aus der in der ausseren plexiformen Schicht Outer plexiform layer OPL mit einer komplexen Synapse endet Die Synapsen der Fotorezeptoren sind spezialisierte so genannte Ribbon Synapsen in Bezug auf eine band oder plattenartige Struktur direkt an der aktiven Zone der Prasynapse An die Ribbon Struktur sind viele synaptische Vesikel gekoppelt und es konnen im Vergleich zu normalen Synapsen eine weit hohere Anzahl von Vesikel pro Zeitspanne ausgeschuttet werden Zapfen besitzen wesentlich mehr Ribbons als Stabchen Funktion Bearbeiten Die unterschiedlichen Fotorezeptortypen besitzen jeweils einen anderen Sehfarbstoff Rhodopsin Diese unterscheiden sich in ihren Absorptionsmaxima und somit in ihrer Empfindlichkeit gegenuber bestimmten Wellenlangen des Lichtes Dies ist die Grundlage des Farbensehens Die Anzahl der Zapfenarten bestimmt hierbei das Spektrum der wahrgenommenen Farben Der Mensch besitzt z B als Trichromat drei Zapfenarten Im Dunkeln erfolgt an den Synapsen der Fotorezeptorzellen eine fortwahrende Ausschuttung des Neurotransmitters Glutamat Dieser wirkt in der Regel inhibierend auf die Postsynapsen von Horizontal und Bipolarzellen Trifft Licht auf die Fotorezeptorzelle werden Ionenkanale in der Zellmembran geschlossen ausgelost durch die Signaltransduktionskaskade Die Fotorezeptorzelle wird hyperpolarisiert und schuttet den Neurotransmitter in vermindertem Masse aus In der Folge werden die Ionenkanale der nachgeschalteten Nervenzellen Bipolar und Horizontalzellen geoffnet und so der Impuls an diese ubertragen die diese Erregung an andere Nervenzellen Amakrinzellen Ganglienzellen und schliesslich zum Gehirn weiterleiten Fotorezeptoren bei Wirbellosen BearbeitenAufbau der Fotorezeptoren im Facettenauge Bearbeiten Die Facettenaugen auch Komplexaugen genannt von Insekten Krebstieren und sogar bei einigen Ringelwurmern bestehen aus vielen Einzelaugen den Ommatidien Diese bilden von aussen gesehen mit ihren Linsen ein bienenwabenartiges Sechseck Muster Jedes Ommatidium besteht aus einer Linse dem darunterliegenden Kristallkegel 6 bis 8 Fotorezeptoren sowie den Pigmentzellen welche jedes Ommatidium von den anderen abschirmen Jede Fotorezeptorzelle besitzt einen burstenartigen Mikrovillisaum an einer Seite der Fotorezeptorzelle und setzt sich in einem Axon fort Das Rhodopsin ist in der Membran dieses Mikrovillisaums eingelagert der als Rhabdomer bezeichnet wird Diese Rhabdomere greifen in der Mitte eines Ommatidiums fingerartig ineinander und formen so das Rhabdom Bei vielen Insekten zum Beispiel bei Bienen sind die Rhabdomere zu einer kompakten Struktur verwachsen geschlossenes Rhabdom wobei die Mikrovilli nebeneinanderliegender Zellen oft rechtwinklig zueinander orientiert sind Die symmetrische Struktur der Rhabdomere ist Grundlage fur das Polarisationssehen Fliegen Musca Calliphora haben offene Rhabdomere Licht wird durch die Linse auf das Rhabdom fokussiert Die visuelle Signaltransduktion findet dann hier in leicht veranderter Form statt indem am Ende das Offnen von Ionenkanalen eine Depolarisation im Gegensatz zu Wirbeltieren da erfolgt Hyperpolarisation der Zelle bewirkt Fotorezeptoren bei Pflanzen BearbeitenPflanzen verfugen uber einige Fotorezeptoren die Informationen uber die Lichtqualitat und quantitat der Umwelt vermitteln Phytochrome messen das Verhaltnis aus hell und dunkelrotem Licht und steuern Wachstums und Entwicklungsvorgange von Pflanzen wie die Samenkeimung die Ergrunung von Pflanzenteilen oder die Bluteninduktion Daruber hinaus erfolgt eine Perzeption von Blaulicht durch Cryptochrome die ebenfalls an der Photomorphogenese beteiligt sind sowie Phototropine Siehe auch BearbeitenAugenevolutionWeblinks BearbeitenSIB Animal photoreceptor cell Photorezeptorzellen Interaktive Graphik von SwissBioPicsLiteratur BearbeitenHeinz Penzlin Lehrbuch der Tierphysiologie 7 Auflage Spektrum Akademischer Verlag 2005 ISBN 3 8274 0170 4 Robert F Schmidt Florian Lang Manfred Heckmann Hrsg Physiologie des Menschen 31 Auflage Springer Heidelberg 2010 ISBN 978 3 642 01650 9 Normdaten Sachbegriff GND 4045934 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fotorezeptor amp oldid 230491791