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Die romisch katholische Pfarrkirche Worgl steht in der Gemeinde Worgl im Bezirk Kufstein in Tirol Sie ist dem heiligen Laurentius geweiht und gehort zum Dekanat Kufstein in der Erzdiozese Salzburg Das Bauwerk steht unter Denkmalschutz Listeneintrag 1 Kath Pfarrkirche hl Laurentius in Worgl Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 1 1 Fruhmittelalterliche Kirche 9 10 Jh 1 2 Gotische Kirche 1479 1748 1 3 Barocke Kirche 1748 1836 1 4 Spatklassizistische Erweiterung 1837 1 5 Neubarocke Erweiterung 1912 1 6 Tiefgreifende Renovierung 1961 1 7 Weitere Umbauten und Renovierungen 2 Glocken 3 Orgel 4 Friedhof 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBaugeschichte BearbeitenFruhmittelalterliche Kirche 9 10 Jh Bearbeiten Siehe auch Fruhmittelalter Etwa um 1212 wurde in Worgl eine erste gemauerte Kapelle an der Stelle der heutigen Kirche errichtet Seit wann sich ein Gotteshaus auf der kleinen Anhohe die unter dem heutigen Bau kaum mehr erkennbar ist befindet kann nicht genau festgestellt werden Das Patrozinium des Hl Laurentius lasst jedoch auf eine sehr fruhe wahrscheinlich schon zur Romerzeit existierende christliche Kultur schliessen Die Grundmauern der Kapelle die mit einem halbrunden Presbyterium eine Flache von ca 6 10 m einschlossen wurden bei den Renovierungsarbeiten 1961 im Langhaus unter dem Fussboden entdeckt Vermutlich war sie eine Eigenkirche des Herzogs damals der grosste Grundherr Worgls bis im 11 Jahrhundert im Zuge der Errichtung der Pfarren die Kirche der Pfarre Kirchbichl unterstellt wurde Gotische Kirche 1479 1748 Bearbeiten nbsp Gotische Madonna1479 wurde in Worgl eine neue gotische Kirche mit vier Altaren errichtet Das Gebaude befand sich im Bereich des heutigen Langhauses und besass einen Glockenturm der sich an der sudwestlichen Ecke der Kirche befand Das Gotteshaus durfte der Kirche St Leonhard in Kundl ahnlich gewesen sein Das Sakramentshaus durfte sich an der Nordwand des Chores befunden haben Bischof Georg von Chiemsee fuhrte die Weihe der gotischen Kirche durch Aus dieser Zeit stammt heute nur mehr die gotische Madonna die etwa um 1500 angefertigt wurde und sich im Nordteil des Querschiffes befindet Die damalige Kirchenrechnung gibt Aufschluss uber die Weihe der Kirche Item dem gnadigen Hern dem weihbischof von dem weichn 10 rheinische Gulden die han ich Kirchpropbst Christoph von Mairhof der Kirchn entlichen 6 rheinische Gulden von dem Hanns Walder und 4 rheinische Gulden von dem Chuntzen noch ist man dem wischolf Bischof schuldig 4 rheinische Gulden Item ich han abgeraitt abgerechnet mit dem Saxstetter Wirt dy speys dy man hat verzert mit dem bischolff da man dy Chirich weihat und dy 4 altar da ist verzert worden 6 Mark Dem Jakob maler von Ratemberg 4 rheinische Gulden von dem gemal ob an dem Gewelib an dem schlossstein 1607 wurde Worgl zum Vikariat erhoben im Jahre 1620 entstand an der Sudseite die Friedhofskapelle fur den um die Kirche angelegten Friedhof nbsp Das Innere der barocken Kirche vor der Erweiterung 1912Barocke Kirche 1748 1836 Bearbeiten Aufgrund der steigenden Bevolkerungszahl und der sich durch den Alpenraum ziehenden Barockisierungswelle entschied man sich auch in Worgl fur einen Neubau Dabei war es ublich die neue Kirche wie einen Mantel um die Alte zu bauen Dann wurde die gotische Kirche abgebrochen Der Turm wurde fur den Neubau erhalten Die barocke Kirche besass einen runden Chorabschluss Das Langhaus reichte mit vier Jochen Lange bis zur heutigen Orgelempore zuruck Diese vier Joche sind noch heute Teil des Langhauses Die neue barocke Kirche wurde am 25 Mai 1748 vom Chiemseer Bischof und zugleich Salzburger Weihbischof Franz Karl Eusebius von Waldburg Friedberg und Trauchburg geweiht Zur selben Zeit entstanden auch in Kirchbichl Kundl Kirchberg in Tirol Ellmau Angath u a barocke Gotteshauser Der etwa 50 m hohe gotische Kirchturm hatte stattliche Ausmasse und durfte jenem von Kirchbichl geahnelt haben Der barocke Neubau sollte jedoch nicht einmal ein Jahrhundert uberdauern da am 4 Juni 1836 funf Hauser und das Gotteshaus einem Brand im Ortszentrum zum Opfer fielen Der Kirchturm war nicht mehr benutzbar und das Gewolbe sturzte am 30 November 1836 unmittelbar nach einem Gottesdienst ein Eine Scheune wurde als Notkirche genutzt und ein Neubau war unausweichlich Der sogenannte Mordbrenner von Worgl wurde am 5 Dezember 1839 gehenkt Spatklassizistische Erweiterung 1837 Bearbeiten Siehe auch Klassizismus Nach dem verheerenden Brand war es schwer Baumeister fur Kirchenbauten zu finden wurden doch seit 40 Jahren keine neuen Bauten errichtet Schliesslich nahmen sich jedoch Ingenieure der Landesbauamter der Aufgabe an Der Kirchturm wurde entfernt und ein neuer Turm an der Nordseite des Gebaudes errichtet das Langhaus wurde den Platzbedurfnissen folgend um zwei Joche in Richtung Westen verlangert Wahrend der Bauarbeiten am halbfertigen Turm stellte die Baubehorde die Arbeiten fur zwei Jahre ein durch die Verzogerungen und Probleme wahrend des Baus entstand eine Kostenuberschreitung von fast 82 Die Weihe der Kirche erfolgte am 16 September 1844 Das nun entstandene Gebaude konnte jedoch nur knappe 70 Jahre dem Bevolkerungsanstieg genugen da bereits nach dem Ersten Weltkrieg eine erneute Erweiterung notwendig wurde 1891 erhob Kaiser Franz Joseph I alle Vikariate zu Pfarren wodurch Worgl ein Pfarramt erhielt Neubarocke Erweiterung 1912 Bearbeiten Siehe auch Neobarock nbsp Die Kirchenerweiterung im Jahre 1912Durch die enorme Erweiterung 1912 erhielt die Pfarrkirche ihr heutiges Erscheinungsbild Aufgrund der tatkraftigen Arbeit eines Kirchenerweiterungsvereines konnte am 9 Juni 1912 die Grundsteinlegung und bereits am 30 November 1912 die Weihe durch Weihbischof Ignaz Rieder vorgenommen werden Durch die Erweiterung wurde das Langhaus um etwa 12 m in Richtung des Chores verlangert und ein Querschiff von circa 25 m Lange hinter dem Turm errichtet Als zweite Kirche in Osterreich Ungarn erhielt sie ein betoniertes Gewolbe eine Massnahme die sich 1945 bei den Worgler Bombardierungen als sinnvoll erwies jedoch viele Nachteile wegen der Nichthaltbarkeit der Farben brachte Um das Vierungsgewolbe stabilisieren zu konnen wurden grosse Eisentrager im Lokomotivheizhaus nordlich des Bahnhofes gebogen und durch die Bahnhofstrasse zur Pfarrkirche transportiert Das Sakramentshaus erhielt seinen heutigen Platz an der Sudwand des Langhauses Die Friedhofskapelle bekam ein Obergeschoss und wurde mit der Pfarrkirche verbunden Somit entstand nicht nur eines der grossten Gotteshauser im Tiroler Unterland sondern auch ein Hauptwerk des Ingenieurstils in Tirol Wegen der sehr schnell durchgefuhrten Arbeiten und dem dadurch entstandenen Zeitmangel litt die Qualitat der Bauarbeiten und bereits 1937 war eine Kirchenrenovierung notwendig Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche wie auch etliche andere Gebaude im Ort beschadigt Dabei trafen insbesondere einige Bombenabwurfe direkt neben der Kirche Gasthof Schachtner das Gebaude schwer 24 Fenster wurden zerstort das Dach durchlochert und die Mauern stark beschadigt Pfarrer Matthias Riedelsberger wirkte uber 44 Jahre lang als Seelsorger in Worgl Er fuhrte rund 2570 Taufen 870 Trauungen und 2960 Begrabnisse durch Auch die Erweiterung von 1912 die Reparaturen und Glockenanschaffungen nach den beiden Weltkriegen und die Stadterhebung fielen in seine Amtszeit Tiefgreifende Renovierung 1961 Bearbeiten Pfarrer Bruno Regner wollte 1961 den durch das Zweite Vatikanische Konzil hervorgerufenen neuen Grundsatzen der Orientierung eines Altarraumes und der neuen Zeremonieart nicht mehr zum Altar sondern zum Volk zelebrierend als einer der ersten Pfarrer nachkommen Er leitete eine tiefgreifende Umgestaltung der Kirche ein Dabei wurden samtliche Stuckaturen kunstvoll ausgefuhrten Fresken und Deckenbemalungen abgeschlagen oder uberputzt Der wertvolle Hochaltar 1906 errichtet und als wahres Meisterwerk im barocken Stil bezeichnet die Statuen und Bilder wichen kahlen Wanden Zwei Fenster im Querschiff wurden zugemauert sowie zwei Emporen und die Kanzel entfernt Der Altarraum wurde unter dem Vierungsgewolbe im Zentrum der Kirche eingerichtet Diese radikale Umorientierung und Konzentrierung auf das Wesentliche fand nicht bei der ganzen Pfarrgemeinde Anerkennung Es gab begeisterte Zustimmung und schroffe Ablehnung Kunstlerisches Handwerk einiger Generationen wurde durch diesen Schritt zerstort Neue kunstlerische Arbeiten beschrankten sich nur auf die Kreuzwegstationen einen Leuchtkreuz statt des Hochaltares und zwei grosse Tafelbilder Weitere Umbauten und Renovierungen Bearbeiten nbsp Altarbereich1964 wurde unter Pfarrer Jakob Mayr die gesamte Dachlandschaft erneuert 1968 wurde die Orgel von 1883 ausgetauscht 1976 wurde der mittlerweile unansehnlich gewordene Innenraum neu ausgemalt und 1985 86 das Bauwerk wieder stabilisiert Im Jahr 2000 mussten wieder Renovierungsarbeiten durchgefuhrt werden Dabei wurden die beiden zugemauerten Fenster wieder geoffnet die Emporenanzahl wieder auf funf erhoht neue Leuchter und goldene Ornamentstreifen an den Kapitellen angebracht Zusatzlich wurde die Altarinsel neu gestaltet 2020 wurde das komplette Kirchendach erneuert Glocken BearbeitenDas damalige machtige Gelaute das als eines der wohlklingendsten Osterreichs weit uber die Stadtgrenzen hinaus bekannt war wurde 1910 in der Munchner Glockengiesserei Kortler gegossen und am 6 September vom Salzburger Fursterzbischof Kardinal Johannes Ratschtaler geweiht Im Zuge des Ersten Weltkrieges mussten im September 1916 vier kleine Glocken mit einem Gesamtgewicht von 4804 Kilogramm zu Kriegszwecken abgenommen werden Der Burgermeister Franz Horhager bat Kaiser Karl I daraufhin personlich um den Verbleib der Grossen mit dem Erfolg dass die Glocke mit einem Gewicht von 3631 Kilogramm in Worgl verbleiben durfte und kunftig Kaiserglocke genannt wurde Weiters verblieb das von Grassmayr im Jahre 1837 gegossene Zugenglocklein ebenfalls im Turm 2 Pfarrer Matthias Riedelsberger kummerte sich um die Anschaffung eines neuen Gelauts welches 1923 von der Glockengiesserei Grassmayr in Innsbruck geliefert wurde 1942 mussten nach nur 19 Jahren erneut alle Glocken mit Ausnahme des alten Zugenglockleins diesmal jedoch mit der Kaiserglocke fur den Zweiten Weltkrieg abgeliefert werden Als eine der letzten glockenlosen Gemeinden erhielt Worgl 1950 aus Salzburg sein jetziges Gelaut welches am 17 Dezember 1950 feierlich hochgezogen wurde Dabei reichte die Kette der mit helfenden Bevolkerung bis zur Brucke der Hauptstrasse uber den Worgler Bach Das Gelaut wurde von Erzbischof Andreas Rohracher geweiht Es handelt sich um ein schwerrippiges Gelaut aus einer Zinn Kupfer Legierung mit einem Gesamtgewicht von 8781 kg Es ist mit einer elektrischen Lauteanlage und Kloppelfangern ausgestattet und hangt in einem Stahlglockenstuhl Die genaue Ubereinstimmung der Terzen Gleichheit der Untertone und ausgezeichnete Resonanz wurden vom Diozesankollaudator festgestellt der auch den seltenen Grad an Vollkommenheit des Gelautes bekundete 3 Bis auf die Kloppel der Friedens und der Kriegerglocke befindet sich die Anlage noch im Originalzustand Nr Name Gussjahr Giesser Gussort Gewicht kg Nominal Inschrift Bild1 Friedensglocke 1950 Glockengiesserei Oberascher Salzburg 3 618 b0 Laurentius am Gottesthron Erbitte uns des Himmels Lohn Hl Laurentius Kirchenpatron 2 Kriegerglocke 1950 Glockengiesserei Oberascher Salzburg 2 108 des1 Die Heimat grusst die Krieger die glucklich heimgekehrt Sie grusst auch jene Krieger die ruh n in fremder Erd Herz Jesu3 Aveglocke 1950 Glockengiesserei Oberascher Salzburg 1 445 es1 Dreimal taglich will ich klingen Um Mariens Lob zu singen Maria4 Messglocke 1950 Glockengiesserei Oberascher Salzburg 1 025 f1 Ich sag den Sundern und den Frommen Zum heil gen Opfer sollt ihr kommen Das heilige Abendmahl5 Florianiglocke 1950 Glockengiesserei Oberascher Salzburg 585 as1 Blitz und Feuer mussen weichen Bei dieser Glocke heiligem Zeichen Hl Florian6 Sterbeglocke 1837 Glockengiesserei Grassmayr InnsbruckOrgel Bearbeiten nbsp Blick zur OrgelemporeDie Orgel wurde im Jahre 1968 von der Firma Pirchner aus Steinach am Brenner errichtet Es handelt sich hierbei um eine mechanische Schleifladenorgel die Disposition orientiert sich eher an herkommlichen Barockorgeln als an romantischen Instrumenten Die Orgel besitzt nur drei Koppeln und kein Schwellwerk 4 Die Vorgangerorgel wurde 1883 vom Worgler Orgelbauer Josef Unterberger erbaut und besass 16 Register auf zwei Manualen I HauptwerkPrinzipal 8 Trompete 8 Spitzflote 8 Oktav 4 Nachthorn 4 Prinzipal 2 Sesquialtera 2 2 3 Mixtur 1 1 3 II OberwerkGedackt 8 Rohrschalmey 8 Prinzipal 4 Rohrflote 4 Gemshornquint 1 1 3 Scharffzimbel 1 Tremulant PedalwerkSubbass 16 Zartposaune 16 Gedecktpommer 8 Choralbass 4 Pedalmixtur 2 1 3 Koppeln II I I P II PFriedhof BearbeitenSchon der erste gemauerte Kirchenbau durfte von einem kleinen Friedhof umgeben gewesen sein Ab 1620 befand sich eine eigene Friedhofskapelle auch Totenkapelle genannt neben der Kirche Fur den um die Kirche angelegten Friedhof wurde die Tiroler Strasse B 171 zum Problem da diese immer wieder verbreitert und der Friedhof dadurch standig verkleinert wurde An den ehemaligen Friedhof erinnern noch heute Grabtafeln an der Kirchenwand 1892 wurde ein neuer Friedhof am Sudrand der Gemeinde angelegt Der Friedhof wurde seit seiner Errichtung dreimal erweitert und besitzt eine eigene kleine Kapelle Doch 1992 wurde aufgrund des steigenden Platzbedarfes der neue stadtische Friedhof Sud auf Initiative des damaligen Burgermeisters Fritz Atzl um 30 Mio ATS errichtet Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stadtpfarrkirche Hl Laurentius Worgl Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Internetprasenz der PfarrgemeindeEinzelnachweise Bearbeiten Tirol unbewegliche und archaologische Denkmale unter Denkmalschutz Memento vom 3 Juni 2016 im Internet Archive PDF Bundesdenkmalamt Stand 26 Juni 2015 PDF Abschiedlauten in Worgl In Tiroler Anzeiger 14 September 1916 S 3 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung tan Glockendaten und Bericht des Diozesankollaudators Die Pirchner Orgel in der Stadtpfarrkirche St Laurentius zu Worgl Mag Andreas HeimerlDenkmalschutzobjekte in Worgl Kriegerdenkmal Denkmal fur die Schlacht von 1809 Taufkapelle und Sakristei Stadtpfarrkirche St Laurentius Volkshoch Musikschule amp Heimatmuseum Prahistorisches Graberfeld im Egerndorfer Feld Waldfriedhof Neuer Friedhof mit Waldfriedhofkapelle Kunst am Bau Wandmosaike von Wilfried Kirschl an der Volksschule Pfarrhof Kapelle St Maria beim Doagl Bundesschulzentrum BRG BHAK BHS 47 485853 12 065434 Koordinaten 47 29 9 1 N 12 3 55 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pfarrkirche Worgl amp oldid 238465239