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Die Peterskirche ist eine evangelische Kirche in Weinheim im Nordwesten von Baden Wurttemberg PeterskircheDie Jugendstilkirche mit neuromanischen Einschlagen wurde zwischen 1910 und 1912 von Oberbaurat Hermann Behaghel errichtet Sie ist der Nachfolgebau von mehreren Kirchen deren alteste nachweisbar um die erste Jahrtausendwende entstand und acht Religionswechsel uberdauerte Die Kirche hat im Schiff 700 und auf den Emporen 630 Sitzplatze Insgesamt tritt die Peterskirche mit ihrem 48 m hohen Turm trotz einer einfachen architektonischen Durchbildung und trotz ihrer Anpassung an die landschaftliche Umgebung als Monumentbau hervor und verleiht der Umgebung das charakteristische Geprage Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Patron 3 Architektur und Ausstattung 4 Orgel 5 Glocken 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksGeschichte BearbeitenWeinheim und die Peterskirche sind eng verknupft Bei der ersten urkundlichen Erwahnung Weinheims 755 gab es wohl noch keine Kirche in Weinheim Hierfur spricht dass Macharius seinen Weinheimer Besitz der Peterskirche in Heppenheim schenkte Aus einer Steintafel in der Heppenheimer Peterskirche aus dem Jahre 805 ergibt sich indirekt dass Weinheim damals ein von Heppenheim unabhangiger eigener Kirchenbezirk war Die erste bekannte Nachricht uber eine Kirche in Weinheim ist die geschichtliche Erwahnung dass Konig Ludwig der Deutsche 861 dem Kloster Wiesensteig eine Kirche in Weinheim schenkte das damals Vindenheim im Lobdengau genannt wurde Es ist zu vermuten aber nicht bewiesen dass sie im damaligen Siedlungskern auf dem Platz der heutigen Peterskirche stand Die alteste nachweisbare Kirche am Zusammenfluss von Grundelbach und Weschnitz stand schon um die Jahrtausendwende etwa in der Zeit als Kaiser Otto III Weinheim das Marktrecht nebst Zoll und Bann erteilte nbsp Weinheim Stich von Matthaus Merian in der Mitte hinter der ummauerten Neustadt die PeterskircheDie Funde der altesten Mauerteile ergaben dass es wohl ein einschiffiges romanisches Kirchlein von 26 m Lange und 10 m Breite war Im Westen des Langhauses stand ein viereckiger Turm schrag mit ungleichen Seiten Mehrmalige Um und Anbauten liessen das kleine Kirchlein zu einem stattlichen Bau heranwachsen So ist sie auf dem Kupferstich von Merian 1621 zu sehen Hochwasser und Kriegszuge setzten der Kirche zu besonders dem Turm Seit der Reformationszeit rissen die Klagen uber die Baufalligkeit nicht ab 1721 wurde die Sudwand um 5 m verbreitert Als der Turm immer starkere Risse zeigte musste er 1811 abgebrochen werden Die Glocken wurden von einem Dachreiter aufgenommen Der Wunsch nach einer neuen Kirche wurde immer lauter Als die Gemeinde stark anwuchs und weiteres Wachstum wegen der Industrialisierung zu erwarten war nahmen die Neubauplane deutliche Formen an In der Kirchengemeinde gab es Stimmen fur und gegen den Abbruch der Kirche Der Kirchengemeinderat entschloss sich zum Abriss der alten Kirche Am 31 Dezember 1909 hielt Pfarrer Issel den letzten Gottesdienst in der alten Kirche Beim Abriss im Fruhsommer 1910 zeigte sich dass die Kirche doch nicht wie von der Abrissfraktion behauptet baufallig war Brauchbare Bauteile wurden verkauft und in Weinheimer Hauser eingebaut Beim Abbruch der Kirche kam auch eine Reihe von Wandmalereien aus dem 14 und 15 Jahrhundert zum Vorschein Einige der damals geretteten Fresken gingen im Zweiten Weltkrieg in Karlsruhe durch Kriegseinwirkungen zugrunde Neun Fresken sind im heutigen Freskenzimmer des Museums der Stadt Weinheim untergebracht Ausserdem wurde eine Reihe von Architekturfragmenten und Grabplatten gesichert darunter ein machtiger Steinsarkophag Fussbodenplatten und Saulen und Fensterteile aus romanischer und gotischer Zeit die sich ebenfalls im Museum befinden Die Plane fur die neue Peterskirche fertigte Oberbaurat Hermann Behaghel aus Heidelberg Am 23 November 1911 wurde das Richtfest gefeiert Am 27 Oktober 1912 konnte die Kirche eingeweiht werden Pfarrer Issel schloss die Festpredigt mit dem Hinweis dass auch fur die neue Kirche das Ziel von Gott gesetzt sei Was aber bleibt ist Gott und sein Reich In ihm sind wir geborgen Patron BearbeitenWeinheim gehorte zum Bistum Worms Es war im Mittelalter die kleinste und armste Diozese des Reiches und erstreckte sich etwa 150 km von Landstuhl westlich von Kaiserslautern uber Worms Weinheim Heidelberg Waibstadt bis ungefahr nach Bad Wimpfen in einem schmalen 10 bis 30 breiten km Streifen Die Grosse betrug etwa 3300 Quadratkilometer Eingeteilt war die Diozese in vier Archidiakonate und zehn Dekanate Weinheim gehorte zum Archidiakonat St Cyriakus in Neuhausen bei Worms und zum Dekanat Heidelberg Der Diozesanpatron und Patron der Wormser Domkirche war der Heilige Petrus Die erste Weinheimer Kirche war ebenfalls dem hl Petrus geweiht Alle alten Peterskirchen in der Region gehen wahrscheinlich auf direkte Wormser Grundung zuruck Architektur und Ausstattung Bearbeiten nbsp PortalDer Architekt war Kirchenoberbaurat Hermann Behagel von der Kircheninspektion Heidelberg Er hat 30 Kirchen in Nordbaden gebaut Die Peterskirche war sein letztes Werk Die Kirche ist trotz einer einfachen Durchbildung ein Monumentalbau Sie ist eine neuromanische Kirche Die Architekturteile an der Aussenseite sind in gelblich geflammtem Sandstein aus den Frankensteiner Bruchen in der Pfalz gefertigt Im Giebel der Vorhalle befindet sich ein Relief das Christus mit den Aposteln Paulus und Johannes zeigt Die Kirche ist mit Sandsteinen gemauert Die Sichtflachen wurden mit unregelmassigem Batzengemauer aus Porphyr und Granit verkleidet Zum Turm gelangt man uber eine Wendeltreppe in der Sudwestecke Die gesamte Turmhohe bis zum Wetterhahn betragt 48 m Der Galerieumgang mit freiem Blick uber Weinheim befindet sich in 32 m Hohe Das Hauptschiff dessen Abmessung der Langenachse mit dem Altarraum 26 m bei 12 60 m Breite betragt wird von dem beiderseits mit drei Seiten des Achtecks abgeschlossenen ebenfalls 12 60 m breiten Querschiff durchsetzt wodurch sich in der Mitte eine quadratische Vierung von 15 m Scheitelhohe bis zum Gewolbeschlussstein bildet Der Grundriss bildet ein griechisches Kreuz Das ist ein Kreuz mit gleich langen Armen die sich in der Mitte im rechten Winkel kreuzen Der Haupteingang fuhrt durch eine Vorhalle von 6 40 m Breite und 3 50 m Tiefe Der Mittelgang leitet zum Altar uber in welchem Altar Kanzel und Taufstein in weissem Sandstein ausgefuhrt untergebracht sind Bildhauer Josef Hoffmann Heidelberg und Friedrich Hotzer Sulzfeld Sie sind aus weissem Sandstein aus den Sandsteinbruchen von Eltmann am Main kunstlerisch ausgefuhrt Das Altarkreuz ist aus Eichenholz Daruber ist ein Mantel aus Rosenholzfurnier gelegt Die Maserung ist glatt geschnitten das ganze Kreuz ist dunkel lasiert Der Ambo und der neue Altartisch sind im Kern aus Holz aber wertvoll ausgekleidet Schicht um Schicht wurden verschiedene Blau und Gruntone in Fliessbandtechnik aufgetragen nbsp StadteingangDie Emporenaufbauten Treppenaufgange und alle Gewolbe sind in Eisenbeton ausgefuhrt Die Emporensaulen und die vorderen Sichtblenden der Emporen sind mit einem Vorsatzbeton uberzogen worden der bildhauerisch bearbeitet wurde Weiterhin wurde hellgelber Keupersandstein aus den Bruchen von Dertingen und Kurnbach bei Bretten verwendet Das Kircheninnere ist so gestaltet dass es auf die Stimmung der andachtigen Gemeinde sammelnd und vorbereitend einwirken soll Behagel Die Architektur wird durch die Bemalung unterstrichen Die Bemalung betont das plastische Bild und verstarkt den raumlichen Eindruck Wande und Gewolbe sind in schlichter Tonung zueinander abgestimmt Blau nimmt den grossten Flachenanteil ein Gelb und gold tauchen an den Stellen auf die dem Licht ausgesetzt werden Fur die eintretenden Glaubigen ist die malerische Wirkung vom Haupteingang bis zum Altarraum derart gesteigert dass mit der tieferen Tonung des Gestuhls der Abschluss der Orgelempore ihren Hohepunkt erreicht Der obere Fries ist eine Trennlinie daruber ist das Himmlische darunter das Irdische Die Gewolbe sind die Gewolbe des Himmels Das wird mit der blauen Farbe im Gewolbe uber der Orgelempore deutlich belegt Der Himmel uber der Orgel betont die Macht und die Grosse Gottes Davor ist der Triumphbogen uber dem Altarraum mit 51 Feldern die 22 Motive zeigen darunter immer wieder das griechische Kreuz Das Kleeblattkreuz ist Symbol fur die Dreifaltigkeit Das Rankenwerk an den Rippen ist voller Symbolik Schlaufen Knoten und Sterne zeigen an dass man im Glauben fest verbunden ist dass Jesus und seine Junger Fischer Menschenfischer waren und dass seine frohe Botschaft in alle Welt getragen werden soll Das griechische Kreuz erscheint immer wieder und die Rosetten im Zentrum der Gewolbe zeugen von der Liebe Gottes Unten am blauen Sockel ist das Irdische Die Kapitelle mit unterschiedlichen Darstellungen strahlen Harmonie aus Die Friese rahmen die Emporen ein Zwischen Altarraum und Konfirmandensaal sind versenkbare Glaswande Der Konfirmandensaal hat 100 Sitzplatze Die Kirche hat funf verschiedene Eingange teils mit Vorhalle Sie sind im Aufbau nach verschiedenen Motiven architektonisch gestaltet In den Tympanonfeldern sind Bibelzitate aufgefuhrt Der sogenannte Stadteingang im Sudwesten zeigt das Weinheimer Stadtwappen Orgel BearbeitenDie Orgel wurde 1967 von der Ludwigsburger Orgelbaufirma E F Walcker amp Cie erbaut Das Schleifladen Instrument hat 62 klingende Register auf 4 Manualen und Pedal Die Spieltrakturen und Registertrakturen sind elektrisch Die von Ernst Karl Rossler aufgestellte Disposition lautet 1 I Hauptwerk C 1 Copula Nr 26 16 2 Rohrpommer 16 3 Prinzipal 8 4 Singend Nachthorn 8 5 Oktave 4 6 Rohrtraverse 4 7 Schwegel 2 2 3 8 Oktave 2 9 Grossmixtur VI VIII 2 10 Scharf III IV 1 2 11 Cornett IV V 4 12 Grosstrompete 16 13 Trompete 8 II Brust Schwellpositiv C 14 Copula Nr 26 16 15 Musiziergedeckt 8 16 Weidenflote 8 17 Salizional 8 18 Prinzipal 4 19 Metallflote 4 20 Sesquialter II 2 2 3 1 3 521 Oktave 2 22 Dulcian ubbl 2 23 Quinte 1 1 3 24 Cimbelmixtur V VI25 Cromorne 8 Tremulant III Schwellwerk C 26 Copula 16 27 Bleioktav 8 28 Gedecktflote 8 29 Gamba 8 30 Violin II 8 31 Octava nazarda 4 32 Trichtergedackt 4 33 Spanische Mixtur III 2 2 3 34 Singend Nachthorn 2 35 Tritonus Aliquot36 Helle Mixtur V VIII 1 1 3 37 Fagott 16 38 Hautbois 8 39 Clairon 4 Tremulant IV Altar Positiv C 40 Rohrpommer 8 41 Quintade 8 42 Hellflote 4 43 Rohrnasat 2 2 3 44 Prinzipal 2 45 Doppelrohrflote 2 46 Terz 1 3 5 47 Nonnenglocklein II 1 1 3 48 Oktave 1 49 Kleinmixtur IV V 1 50 Gemshornregal 8 Tremulant Pedal C 51 Untersatz 32 52 Prinzipal 16 53 Subbass 16 54 Copula Nr 26 16 55 Bassoktave 8 56 Rohrgedackt 8 57 Rauschoktave II 5 1 3 58 Oberton IV 5 1 3 59 Gemsflote 4 60 Dolkan 2 61 Choralmixtur 2 62 Kontrafagott 32 63 Posaune 16 64 Basstrompete 8 65 Feldtrompete 4 Koppeln II I III I IV I III II IV II IV III I P II P III P IV P Spielhilfen sechs General und zwei geteilte Setzerkombinationen Pedalkombinationen Tutti CrescendowalzeGlocken BearbeitenIm 48 m hohen Turm befindet sich ein funfstimmiges Gelaute aus der Glockengiesserei Bachert Nachdem die zwei grossen Glocken des dreistimmigen Gelautes aus dem Jahr 1911 im Ersten Weltkrieg fur Kriegszwecke eingeschmolzen wurden kamen 1922 erneut zwei Glocken zur verbliebenen Notglocke hinzu Auch diese beiden Glocken wurden im Zweiten Weltkrieg wieder eingeschmolzen Die Notglocke die zwei Kriege uberstanden hatte schmolz man 1949 fur die vier neuen Glocken die im Januar 1950 das erste Mal erklangen ein Im Jahr 1966 wurde das Gelaute um die kleinste Glocke die Taufglocke erganzt Nachdem Glocke 2 einen Riss bekommen hatte wurde diese im Jahre 2004 erneut gegossen Disposition Glocke 1 h Wachet auf ruft uns die Stimme 1949 Glocke 2 cis Ehre sei Gott in der Hohe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen 2004 Glocke 3 e Du sollst anbeten Gott deinen Herrn und ihm allein dienen 1949 Glocke 4 fis Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit 1949 Bachert Glocke 5 gis Taufglocke Lasset die Kinder zu mir kommen 1966Literatur BearbeitenRainer Laun Rhein Neckar Kreis in Dagmar Zimdars u a Bearb Georg Dehio Begr Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Baden Wurttemberg I Die Regierungsbezirke Stuttgart und Karlsruhe Munchen 1993 ISBN 3 422 03024 7 Hans Huth Die Kunstdenkmaler des Landkreises Mannheim Ohne Stadt Schwetzingen Munchen 1967 Staatl Archivverwaltung Baden Wurttemberg in Verbindung mit d Stadten u d Landkreisen Heidelberg u Mannheim Hrsg Die Stadt und die Landkreise Heidelberg und Mannheim Amtliche Kreisbeschreibung Bd 3 Die Stadt Mannheim und die Gemeinden des Landkreises Mannheim Karlsruhe 1970 Martin Kares Michael Kaufmann Godehard Weithoff Orgelfuhrer Rhein Neckar Kreis Heidelberg 2001 ISBN 3 932102 07 X Einzelnachweise Bearbeiten Nahere Informationen zur Orgel der Peterskirche PDF Datei 88 kB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Peterskirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Evangelische Kirchengemeinde Weinheim Peterskirche Abgerufen am 2 Januar 2022 Stadt Weinheim Kirchen in Weinheim Abgerufen am 2 Januar 2022 Guss der neuen Glocke fur die Peterskirche Weinheim 49 553531 8 676308 Koordinaten 49 33 12 7 N 8 40 34 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Peterskirche Weinheim amp oldid 235301132