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Die Peterskirche ist der alteste Sakralbau in der bayerisch schwabischen Stadt Lindau Bodensee Die im Kern romanische Kirche inzwischen profaniert geht auf das 11 Jahrhundert zuruck und ist aufgrund von spatgotischen Wandmalereien oft aber ungesichert Hans Holbein d A zugeschrieben von uberregionaler Bedeutung Sie steht am westlichen Altstadtrand auf der Insel Lindau und beherbergt seit den 1920er Jahren eine Kriegergedachtnisstatte Die Peterskirche in Lindau Sudansicht Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baubeschreibung 2 1 Aussenraum 2 2 Innenraum Fenster 3 Wandmalereien 3 1 St Christophorus 3 2 Lindauer Passion 3 3 Apsis Chorbogen 4 Forschungsgeschichte und Rezeption der Lindauer Passion 5 Literatur 6 Weblinks 7 Einzelnachweise und AnmerkungenGeschichte Bearbeiten nbsp Nordseite mit TurmUm die heutige Peterskirche liegt der alteste Siedlungskern auf der Insel Lindau Schenkt man einer von Daniel Heider uberlieferten ursprunglich auf die Jahre um 1330 zu datierenden Schrift dem Rotulus Glauben so bestand die capella St Petri ein wohl holzerner Vorgangerbau der heutigen Kirche schon vor der Grundung des Kanonissenstifts Die lokale Geschichtsforschung geht davon aus dass eine Fischersiedlung daher das Petrus Patrozinium der Heilige ist der Schutzpatron der Fischer als fruhes Siedlungszentrum neben einer vermutlich ebenfalls schon vor der Stiftsgrundung existenten zweiten Keimzelle um den heutigen Marktplatz bestanden hat Letztere erhielt ihr stadtisches Geprage allerdings erst nach Verlegung des Marktes vom festlandischen Aeschach auf die Insel im Jahr 1079 wie von Chronisten bezeugt wird 1 Da nahe dem erhoht liegenden Ort eine Bucht im Bereich des heutigen Paradiesplatzes gelegen hatte war die Stelle fur eine Fischersiedlung pradestiniert 2 Wahrscheinlich nach der Marktverlegung wich der Vorgangerbau einer Steinkirche die der gestiegenen Bedeutung des Ortes gerecht wurde Der Kirchturm lasst durch seine Lage Gestalt und raumliche Beziehung zum Kirchenschiff vermuten dass er als ein bereits bestehender Wachturm der zu Beobachtungs und Verteidigungszwecken an der damals ufernahen Stelle erbaut worden war in den Neubau eingebunden wurde Nach dem Bau der Stephanskirche als neuer Pfarrkirche der Insel im Jahr 1180 verlor die Peterskirche als nunmehrige Filialkirche an Bedeutung Fortan wurde sie von einer monastische Beginen Gemeinschaft genutzt bestehend aus Frauen die den niederen Schichten entstammten und sich ganz der Krankenfursorge verschrieben hatten 3 Die Erbauung des Closmen 4 wie das Gebaude der Gemeinschaft genannt wurde fallt nach Boulan auf das Jahr 1264 5 Nachdem die Closmerinnen aufgrund der kirchlichen Missbilligung derartiger ordensahnlicher Lebensgemeinschaften ohne Gelubde und kirchenrechtliche Anerkennung mit der Auflosung rechnen mussten nahmen sich die franziskanischen Barfussermonche ihrer an und sicherten mit einer Einbindung in die Strukturen des Minoritenordens als Terziarinnen den Fortbestand des Closmen Konvents 6 Eine erste grossere bauliche Veranderung erfuhr die Kirche durch die Erweiterung des Schiffs nach Westen um etwa sechs Meter wahrend der ersten Halfte des 13 Jahrhunderts 7 Dabei wurde in der Apsis ein heute zugemauertes gotisches Masswerkfenster eingesetzt 8 Wohl um 1300 entstand eine Rotelzeichnung des heiligen Christophorus gegenuber dem Portal Erhaltene Reste von figurlich ornamentaler Malerei im Chorbogen und in der Apsis wurden spater ubermalt 3 In die Westseite der Kirche wurde ebenfalls ein Masswerkfenster eingelassen der Eingang wurde weiter westwarts in den Erweiterungsteil verlegt und daruber mit einem Rundfenster geschmuckt welches das Fischermotiv in Gestalt eines aus vier Fischblasen zusammengesetzten Sonnenrades aufgreift 9 Die Errichtung des nahen Diebsturms im 14 Jahrhundert und die schon im 13 Jahrhundert erfolgte Aufschuttung der Lande zu deren Schutz der Wachturm gedient hatte bedeuteten fur den Petersturm einen Funktionsverlust In der Folgezeit zerfiel er fast vollig sodass 1425 ein Wiederaufbau ins Auge gefasst wurde 8 Ermoglicht wurde er durch den reichen Kaplan Peter Gluckhaf f t 10 Um 1485 90 entstand als Auftragsarbeit die Lindauer Passion an der ostlichen Nordwand deren Urheberschaft umstritten ist Um 1520 folgte die Ausmalung der ostlichen Stirnwand der Apsis und der Ostseite der Sudwand Eine Mitwirkung von Mathis Miller Zunftmeister der Lindauer Schmiede und Bildhauer ist belegt 3 nbsp Marmorplastik eines Unbekannten Soldaten 1928Mit der Reformation die 1528 in Lindau Einzug hielt ging ein schrittweiser Wegfall der kirchlichen Zweckbestimmung einher Die Closmerinnen traten zum evangelischen Bekenntnis uber gaben ihre Lebensform jedoch bis zur Sakularisation 1802 nicht auf 6 Die Peterskirche wurde allerdings spatestens im 17 Jahrhundert profaniert und verkam in der Folgezeit zur Lagerstatte Zunachst wurde sie als Arsenal genutzt zu diesem Zweck war eine mittlerweile entfernte Zwischendecke eingesetzt worden von der noch eine Stutzkonsole zeugt 8 dann ab Anfang des 20 Jahrhunderts unter anderem als Holz und Kohlelager 9 9 Im Jahr 1811 sollte der Petersturm gemeinsam mit dem nahen Diebsturm abgebrochen und die Steine zum Bau des Hafens verwendet werden der Plan wurde jedoch fallengelassen 10 Im Jahr 1928 schliesslich fand die Peterskirche ihre heutige Nutzungsform als Kriegergedachtnisstatte Unter dem NSDAP Burgermeister Ludwig Siebert rief der Stadtrat in den 1920er Jahren einen Wettbewerb zur Errichtung eines Ehrenmals aus bei dem sich unter insgesamt 95 Vorschlagen der Entwurf der Munchner Kunstlerin Marie Feulner behauptete Ihre Marmorplastik eines Unbekannten Soldaten entstand in Anlehnung an den Toten Soldaten von Bernhard Bleeker im Munchner Kriegerdenkmal im Hofgarten 3 In der Peterskirche wird ausserdem mit Gedenktafeln der Lindauer Toten und Vermissten des Deutsch Franzosischen Kriegs sowie der beiden Weltkriege gedacht 1981 wurden die Tafeln um die 17 11 Opfer der NS Gewaltherrschaft erweitert in der Mehrheit judische Lindauer Eine 1921 22 erfolgte Purifizierung unter Entfernung von Einbauten pragt das Kircheninnere bis heute Baubeschreibung Bearbeiten nbsp Grundriss der PeterskircheAussenraum Bearbeiten nbsp SudseiteAussen wie innen ist der Kirchenbau in seiner epochentypischen Schlichtheit der Romanik verpflichtet Die Peterskirche ist ein einschiffiger Saalbau dem eine halbkreisformige Apsis vorgesetzt ist Das Kirchenschiff das mit einer Lange von ca 18 und einer Breite von ca 8 Metern eine ungefahre Flache von 144 Quadratmetern einnimmt tragt ein Satteldach die Apsis wird durch ein rundes Zeltdach nach oben abgeschlossen Uber dem Eingang verlasst das Dach mit einem Uberstand von etwa drei Metern seine symmetrische Form Das verputzte Kieselstein und Bruchmauerwerk ist an den Ecken von glatten Steinquadern unterbrochen Nordostlich ist der funfgeschossige Turm in die Kirchenwand eingefugt dessen Ecken von Buckelquadern gebildet werden Er ist mit einer offenen neugotischen Laterne bekront In der Turmspitze befindet sich eine Glocke aus dem 15 Jahrhundert mit 53 cm Durchmesser umschrieben mit dem ersten Satz des lateinischen Ave Maria 8 Rechts neben dem wohl wahrend der Profanierungsphase entstandenen Rundbogenportal ist der zugemauerte fruhgotische Eingang zu erkennen 9 Die Kirche grenzt westlich an eine ehemalige Glockengiesserei Eine in der Ostpartie der Sudfassade eingelassene Steintafel informiert uber die Geschichte der Peterskirche Peterskirche Grundsteinlegung um das Jahr 1000 n Chr Zur Kriegergedachtnisstatte geweiht am 23 Sept 1928 nbsp Vorplatz und Eingangsbereich der Peterskirche Innenraum Fenster Bearbeiten nbsp Der Innenraum der Peterskirche Das Bodenniveau des Innenraums ist niedriger als das des Aussenraums eine zwei bzw vierstufige Treppe fuhrt hinab zwei Stufen im Aussenraum miteingerechnet Der Fussboden der Kirche besteht aus rechteckigen Ziegelplatten jungeren Datums Vom leicht erhohten gotischen Erweiterungsteil kommend mussen wiederum zwei Stufen hinabgestiegen werden Auf der Raumhohe von sechs Metern ist eine flache Balkendecke eingezogen Die nordliche dem Eintretenden gegenuberliegende Wand ist ebenso wie die Ostseite grossteilig ausgemalt In die Nordwand war wohl ein rechteckiger Durchgang von einer heute nicht mehr vorhandenen Nonnenempore zum damals bestehenden Closmen Kloster eingelassen Auf der Nordseite sind die ausseren Laibungen zweier zugesetzter Rundbogenfenster erhalten Da die Ausmalung im Inneren in diesem Bereich keine Schadspuren aufweist liegt die Vermutung nahe dass die Fensteroffnungen zum Zweck der Ausmalung zugemauert worden sind Nach dem Denkmalinventar von 1955 war die Nordseite nach dem damaligen Forschungsstand fensterlos 8 Dies lasst den Schluss zu dass die Fensterfassungen erst im Zuge der Sanierungsmassnahmen in den 1960er Jahren entdeckt und freigelegt worden sind Die Turoffnung an der Nordseite wurde erst im Zuge der Umgestaltung 1928 hergestellt Eine weitere spitzbogige Offnung fuhrt ins Untergeschoss des Turms Dessen obere Stockwerke sind uber eine an der Westwand des Turms entlanggefuhrte uberdachte Aussentreppe und einen kurzen Gang durch den Nordostbereich der Kirchenmauer der zum Kircheninneren hin teilweise offen ist zuganglich Vier kleine Rundbogenfenster auf drei Meter Hohe in der Sudwand des Schiffs haben ihre ursprungliche Form durch spatere Uberarbeitung verloren Das ostlichste davon ist im Inneren spitzbogenformig Ein weiteres Fenster uber dem heutigen Portal besitzt Fischblasenmasswerk in Form eines Vierschneusses In der Apsis bildet ein sudlich ausgerichtetes zugemauertes Spitzbogenfenster mit einer relativ grossen Laibung eine sichtbare Nische 8 Ein zweibahniges Masswerkfenster in Spitzbogenform das in die Westwand eingelassen ist ist von gleicher Form wie das ehemalige Fenster in der Apsis und wegen der fugenlos angebauten ehemaligen Glockengiesserei ebenfalls lichtundurchlassig Der hinter dem glaslosen Masswerk befindliche Hohlraum wird seit der Sanierung in den 1960er Jahren indirekt beleuchtet 3 Wandmalereien BearbeitenSt Christophorus Bearbeiten nbsp St Christophorus Zeichnung um 1300 Die uberlebensgrosse Darstellung des heiligen Christophorus im westlichen Teil der nordlichen Langhauswand stammt vermutlich aus dem fruhen 14 Jahrhundert Sie liegt in Form einer Rotelzeichnung vor und ist nur bruchstuckhaft erhalten die ehemals farbige Ausmalung ist bis auf Reste im linken oberen Bildteil nicht mehr erkennbar 12 Lindauer Passion Bearbeiten nbsp Schema der Lindauer PassionDie Lindauer Passion ist das kunsthistorisch bedeutsamste Einzelwerk in der Peterskirche und unter zeitgenossischen Analoga auch eines der wichtigsten im Bodenseeraum Auf einer Flache mit vier Metern Hohe und sieben Metern Breite ist die Passion Christi sowie die Petrusgeschichte kunstlerisch verarbeitet Nach nebenstehendem Schema sind im Detail folgende Szenen dargestellt 13 1 Jesus im Garten Gethsemane 2 Gefangennahme Jesu 3 Verhor Jesu durch den Hohepriester Kajaphas 4 Erstes Verhor Jesu durch den romischen Statthalter Pontius Pilatus 5 Geisselung Jesu 6 Dornenkronung Jesu 7 Pilatus stellt den gefolterten Jesus vor dem Volk zur Schau Ecce homo 8 Zweites Verhor durch Pilatus der seine Hande in Unschuld wascht 9 Jesus tragt das Kreuz 10 Jesus auf der Rast auf dem Kreuzweg Vorbereitung der Kreuzigung 11 Kreuzigung Jesu 12 Kreuzabnahme bzw Beweinung Jesu 13 Maria Magdalena begegnet dem auferstandenen Jesus Noli me tangere 14 Der Auferstandene erscheint Petrus und einem weiteren Apostel 15 18 Vermutlich Szenen aus dem Leben des Apostels Petrus verloren 19 Kreuzigung Petri nbsp Die einzelnen Stationen der Lindauer Passion zu einem Panoramabild zusammengefugt nbsp Jesus im Garten Gethsemane Die Lindauer Passion weicht in mehreren Punkten von der klassischen Bildfolge ab Das verhaltnismassig spate Einsetzen der Handlung unter Auslassung der ublicherweise enthaltenen Szenen Einzug in Jerusalem Fusswaschung und Abendmahl 14 ist vermutlich auch auf die Erweiterung des Passionszyklus Christi um die Leidensgeschichte Petri zuruckzufuhren die wohl in inhaltlichem Zusammenhang mit dem Patrozinium der Kirche steht Mit der Begegnung des auferstandenen Jesus mit Petrus geht die Christus Passion in eine Darstellung von Szenen aus der Heiligenvita des Petrus uber Die Bildgeschichte endet mit der Kreuzigung Petri Die im Evangelium nicht uberlieferte Rast auf dem Kreuzweg entspricht einem damals verbreiteten Andachtsbild Motiv 15 Fur die verloren gegangenen Szenen vermutet Lieb eine weitere Erscheinung Christi vor den Aposteln eine Marterszene mit einem Rost eine Innenraumszene sowie die Befreiung Petri aus dem Kerker 15 Oberhalb der Bilderfelder die durch rote Linien getrennt sind schmuckt ein stilisierter Blattwerkfries das Gesamtbild In der zweiten Bildreihe sind ikonografisch vor allem Schragen von Bedeutung Durch die Bildkomposition entsteht eine annahernd wellenformige Bewegung Auf die herunterweisende Treppe im Ecce homo und den handewaschenden Pilatus folgt das Kreuz von Christus getragen dessen Linien eine Aufwartsbewegung verbildlichen In der Kreuzigungsszene ist der Weg im Hintergrund abwartsgerichtet den Schluss bildet eine aufsteigende Diagonale verkorpert durch den Leichnam Jesu Jede Sechserreihe ist in drei thematisch zusammenhangende Paare gegliedert Jeweils zwei Olberg Verhor und Marterszenen stehen in der ersten Reihe den in der zweiten Reihe nachfolgenden Gerichts Kreuzweg und Kreuzszenen vor Die beiden Verhorszenen wirken spiegelbildlich komponiert Ein Zusammenhang besteht auch zwischen dem Olberg Bild und der Dornenkronung Im ersten wird Jesus als Betender in letzterem jedoch als Angebeteter dargestellt Des Weiteren wird eine Verbindung zwischen der Geisselung und der direkt darunter angeordneten Kreuzigung geknupft ebenfalls senkrecht wird die Gefangennahme mit der Wegfuhrung zum Kreuzweg in Verbindung gesetzt 15 Die Umrisszeichnungen sind auf Kalkmortelputz al fresco ohne Pause aufgetragen zum Teil auch al fresco mit Kalk und Temperafarben koloriert grosstenteils aber al secco Zur Vorzeichnung wurde eine grauliche dunnflussige Kalkfarbe verwandt Fur die Kolorierung gebrauchte der Kunstler im Wesentlichen Sumpfkalk Ocker dunkler Ocker Zinnoberrot Caput mortuum Kupfergrun Kupferblatt und eventuell Azurit Die Bilder wurden mit sicherem Duktus gemalt 12 Nach Norbert Lieb ahnelt die Lindauer Passion heute einem mit Temperafarben auf Leinwand gemalten Fastentuch Dies liege im Verlust von al secco aufgetragenen Teilen begrundet Dieser Umstand lasst die originale Farbwirkung heute nicht mehr in vollem Umfang erkennen Der Kunstler hat mit Blau fur das Gewand Christi Gelb fur das des Judas sowie mit Rot als Farbe der Herrschenden symboltrachtige Farben gewahlt 15 Apsis Chorbogen Bearbeiten nbsp Der ChorbogenIn der Mitte des Chorbogens ist Christus als Weltenrichter mit Schwert und Lilie in einer grossen Gloriole auf einem grauen Hintergrund abgebildet Das Motiv des Jungsten Gerichts wird durch einen Hollenrachen der die Sundigen verschlingt auf der rechten und die Geretteten auf der linken Seite vervollstandigt Die Bogenkante ist durch eine al secco Architekturmalerei einen 20 Zentimeter breiten Bogen mit raumlicher Wirkung ornamentiert Der Bogen stammt jedoch aus einer spateren Zeit und wohl auch von einem anderen Kunstler eventuell vom Lindauer Maler Mathis Miller Er schuf auch eine Darstellung der Anna selbdritt ebenfalls in eine Architekturmalerei im Stil der Renaissance eingebunden mit der Signatur MM Mathis Miller 1521 Das Pendant auf der linken Seite des Chorbogens zur Anna selbdritt ist eine Darstellung des Petrus al fresco ausgefuhrt und al secco uberarbeitet 12 nbsp Die Marienkronung In der Apsis befinden sich Wandmalereien aus zwei Entstehungsphasen Die oberste Malschicht zeigt zentral die Marienkronung die Mutter Gottes wird gekront durch die Trinitat worin sich eine eher konservative Haltung zeigt Diese Darstellungsform war in der Renaissance nicht mehr ublich Nazarenisch anmutende Stilmerkmale sind vermutlich auf eine Uberarbeitung in den Jahren 1849 1850 zuruckzufuhren 16 Hinter der Gruppe halten zwei Engel ein schwarzes Tuch Dahinter befinden sich Wolken und angedeutete Landschaften Der Hintergrund stammt von der gleichen Hand wie die Mariengruppe Eine Hieronymus Darstellung in bogenformiger Rahmung rechts am Chorbogen wird ebenfalls Mathis Miller zugeschrieben Links am Chorbogen ist eine Architekturmalerei eine Saule zu sehen 12 Der Meister der Marienkronung und des Jungsten Gerichts ist unbekannt wenngleich fur die Marienkronung eine Autorschaft von Mathis Miller in Erwagung gezogen wird 16 Insbesondere in der rechten Kalottenhalfte sind Reste der Fresko Erstausmalung zu erkennen ein kniender geflugelter Mensch ein Schriftband haltend und darunter ein geflugelter Lowe Links oben unmittelbar am Chorbogen wird die symbolische Darstellung der vier Evangelisten mit einem Adler und einem fragmentarischen Stier vervollstandigt Beim Bild des Hieronymus hat sich ausserdem eine Saulenlandschaft sowie eine ausgestreckte Hand erhalten 12 Forschungsgeschichte und Rezeption der Lindauer Passion BearbeitenAls bedeutendstes Einzelkunstwerk der Peterskirche ist besonders der Lindauer Passion genannte Bildzyklus von kunsthistorischem Belang Lange lag die Autorschaft der Lindauer Passion vollig im Dunkeln Obschon lokal bekannt und dokumentiert wurden die Wandmalereien erst im Jahr 1849 einer breiteren Kunstoffentlichkeit erschlossen als sich der neu gegrundete Historische Verein von Neuburg und Schwaben der Besprechung und Publizierung der Bilder annahm Der Augsburger Archivar Herberger und der Augsburger Kunstmaler Hundertpfund machten sich um die Wiederentdeckung der Bilder verdient 17 Hundertpfund sah in der Lindauer Passion ein Werk Bartholomaus Zeitbloms und datierte die Bilder auf den Anfang des 16 Jahrhunderts Auf seine Einschatzung berief sich auch Friedrich Boulan in seinem stadthistorisch topografischen Werk Lindau vor Altem und Jetzt 10 Hundertpfund soll die Gemalde 1850 auch restauriert haben 18 Baron Lochner von Huttenbach ordnete die Malereien Anfang des 20 Jahrhunderts als Ganzes einer Schule zu und beschrankte den Entstehungszeitraum auf eine kurze Zeitspanne 19 Der Kunstverstandige Joachim Sighart urteilte zuvor im Jahr 1862 dass die Fresken von St Peter die bedeutendsten der Malereien der schwabischen Schule deren Urheberschaft ungeklart ist seien 20 Erstmals 1909 wurde der Name Holbein mit den Fresken in Verbindung gebracht 3 Die Geschichte der Stadt Lindau im Bodensee herausgegeben von dem Pfarrer Karl Wolfart vermutet sie seien nach Holbeinschen Wandzeichnungen entworfen Es wurde ferner die frische Charakteristik und der damalige gute Erhaltungszustand der in Suddeutschland seinesgleichen suche hervorgehoben 21 Damit war die Grundlage fur einen wissenschaftlichen Diskurs gelegt in dem eine Urheberschaft Holbeins ebenso oft zu belegen versucht wie angezweifelt wurde Das Lindauer Tagblatt berichtete 1925 dass der Berliner Robert Richter Kopien der Gemalde im Auftrag des Lindauer Mazens Ludwig Kick anfertigte Auch wurde verbreitet dass dabei die Signatur JH Johann Holbein in einem Bild gefunden worden sei Im selben Artikel wird jedoch eine Gegenposition in Person von Heinrich Weizsacker aus Stuttgart genannt die die Zuschreibung anzweifelt 3 Dennoch war die Holbein These verbreitet nimmt doch beispielsweise der Grieben Reisefuhrer 1928 die Autorschaft Holbeins als Tatsache an 22 Auch in einem von der Stadt Lindau 1950 herausgegebenen Reiseprospekt wird Holbein der Altere als Kunstler angegeben 23 Im Rahmen einer Restaurierung 1922 hatten die Fresken eine zum Teil unsachgemasse Behandlung erfahren Im Herbst 1965 beschloss der Stadtrat eine erneute Restaurierung der verdreckten Wandmalereien nachdem schon 1954 im bayerischen Denkmalinventar ein ausserst schlechter Zustand bescheinigt worden war Die Restaurierung erfolgte 1966 67 durch den Mindelheimer Restaurator Toni Mayer fur sonstige Sanierungsmassnahmen war das Stadtbauamt zustandig Am Abend des 8 Juni 1967 wurde die Signatur HH im letzten Bild des Passionszyklus freigelegt Damit wurden die Mutmassungen um eine Urheberschaft Hans Holbein des Alteren auf eine neue Grundlage gestellt fur die Restauratoren galt die Zuschreibung als gesichert In der Arbeit St Peter in Lindau die bis dato fundierteste und umfangreichste Beschreibung und kunsthistorische Einordnung der Malereien stutzen die Autoren ihre These mit weiteren Belegen Die Kunstlersignatur finde sich in anderen Holbein Werken so in der Tafelmalerei der Grauen Passion Auch sei die Biografie Holbeins ein Hinweis fur seine Urheberschaft im 14 Jahrhundert in Lindau ansassige Vorfahren seien bezeugt 3 Vor allem die Verbindung der Einzelszenen zu einem thematischen und kompositionellen Zusammenhang sei allen Holbein Werken und auch der Lindauer Passion eigen auch weitere Gemeinsamkeiten zu anderen gesicherten Werken seien zu erkennen 15 Beispielsweise sind nach Norbert Lieb der Olberg von Lindau und der der Grauen Passion nach dem gleichen Grundschema aufgebaut ebenso die Gefangennahme in Lindau und im Kaisheimer Hochaltar Ausserdem sei eine kompositorische Koharenz beim Ecce homo von Lindau und dem des Dominikaneraltars von Frankfurt festzustellen wie auch bei der Lindauer und der Kaisheimer Kreuzigungsszene Zudem stimme die Position des hohnenden Knechts bei der Dornenkronung mit der Grauen Passion uberein Lieb fuhrt weitere Gemeinsamkeiten zu anderen Werken auf die mit ihren inhaltlichen oder gestalterischen Anklangen an die Lindauer Passion auf Hans Holbein als Kunstler deuten Insgesamt entspreche die Lindauer Passion der Grauen Passion thematisch fast vollstandig Holbein konnte die Fresken in seinen Wanderjahren als etwa 25 Jahriger gemalt haben bevor er sich 1493 in Augsburg niederliess Aus dem nahen Weingarten ist im Jahr 1493 die Ausmalung des sogenannten Weingartener Altars heute in Augsburg belegt 24 Lieb schreibt weiterhin dass der Lindauer Passion eine Schlusselrolle in der spatmittelalterlichen Passionskunst zukomme indem sie den Naturalismus der Spatgotik mit althergebrachter schwabischer Andachtstradition verbinde Mit ihrer Verbindung von Natur und Wirklichkeit mit menschlichem geistig orientiertem Ernst ebne sie den Weg fur die Kunst Albrecht Durers und die Haltungen der Reformation 15 Horn und Meyer bescheinigen dass die Fresken in der Peterskirche das wertvollste seien was der Bezirk Lindau an Denkmalern der Malerei aufzuweisen hat 8 Obgleich im Grundsatz inhaltlich schlussig fand die Argumentation auch ablehnende Rezeption Der Dehio Kunstfuhrer Bayerisch Schwaben 2008 schreibt die Zuschreibung an Hans Holbein d A ist nicht zu halten 25 Der DuMont Kunstfuhrer Bodensee 1998 nimmt die Urheberschaft dagegen als wahrscheinlich an 26 Auch der Lindauer Stadt und Kunstfuhrer 1984 wagt eine definitive Zuschreibung 16 Schwachstelle einer jeden Argumentationsweise die die Signatur als Beweismittel in den Vordergrund stellt ist jedoch die fehlende Berucksichtigung einer spateren Uberarbeitung Auch wenn fruhere Autoren die Zuschreibung an Hans Holbein den Alteren als sicher annahmen ist dies heute umstritten eine Urheberschaft Holbeins kann nicht als hundertprozentig gesichert gelten 27 Literatur BearbeitenIsolde Rieger Toni Mayer Norbert Lieb St Peter in Lindau Wandmalereien von Hans Holbei d A In Hugo Schnell Hrsg Grosser Kunstfuhrer Band 57 Schnell amp Steiner Munchen Zurich 1969 Adam Horn Werner Meyer et al Die Kunstdenkmaler von Lindau Bodensee Lindau 1955 S 60 ff Sonderdruck aus Horn Meyer Stadt und Landkreis Lindau In Die Kunstdenkmaler von Bayern Oldenbourg Munchen 1954 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Peterskirche Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Alexander von Reitzenstein nimmt allerdings das Errichtungsjahr der Stephanskirche 1180 auch fur die Marktverlegung an Manfred Ott sieht im Historischen Atlas von Bayern Teil Schwaben Reihe I Heft 5 Lindau Munchen 1968 S 105 f Digitalisat abgerufen am 5 Mai 2015 unter Bezugnahme auf Reitzenstein jedoch keinen Grund das Jahr 1097 anzuzweifeln Alexander von Reitzenstein Historische Einleitung In Horn Meyer Die Kunstdenkmaler von Lindau Bodensee S 1 ff a b c d e f g h Isolde Rieger Zur Geschichte der St Peterskirche und ihrer Wandmalereien In St Peter in Lindau S 4 7 Das Wort ist etymologisch vermutlich uber mhd klosene auf lat claudere abschliessen bzw die Nebenform cludere zuruckzufuhren PPP clusum und steht fur einen abgeschlossenen Raum im Speziellen fur eine Klause oder eine Klosterzelle Die Bezeichnung Closmerin weist wiederum eine Verwandtschaft zu mhd klosenaerinne Klausnerin auf vgl Eintrag Klosmeren im Appenzeller Namenbuch ortsnamen ch und Duden Herkunftsworterbuch 1989 Stichwort Klause Friedrich Boulan Lindau vor Altem und Jetzt Commissionsverlag von J Th Stettner Lindau 1870 S 452 Faksimile Ausgabe vom Antiqua Verlag Lindau 1980 ISBN 3 88210 058 3 a b Christine Riedl Valder Lindau Terziarinnen Closmerinnen Projekt Kloster in Bayern Haus der Bayerischen Geschichte PDF abgerufen am 3 Mai 2015 In der Literatur so auch im Dehio Handbuch und der bayerischen Denkmalliste stehen falsche Daten bezuglich der Erweiterungszeit Die Erweiterung kann nicht im 15 Jahrhundert erfolgt sein da die Christophorus Zeichnung einhellig in die Zeit um 1300 datiert im Erweiterungsteil liegt Die verbreitete Falschinformation beruht vermutlich auf falschen Zahlen in der Legende einer Grundrisszeichnung im Denkmalinventar von Horn Meyer Im Fliesstext sind dagegen die schlussigen Daten zu finden a b c d e f g Adam Horn Werner Meyer et al Die Kunstdenkmaler von Lindau Bodensee S 60 ff a b c d Sina Setzer Die Wandmalereien der Bildfelder an der Nordwand in der ehem Peterskirche in Lindau am Bodensee PDF 56 MB S 12 ff Diplomarbeit TU Munchen vorgelegt am 3 September 2013 abgerufen am 1 Mai 2015 a b c Friedrich Boulan Lindau vor Altem und Jetzt Commissionsverlag von J Th Stettner Lindau 1870 S 450 f Faksimile Ausgabe vom Antiqua Verlag Lindau 1980 ISBN 3 88210 058 3 Um diese Lindauer durfte damals niemand trauern Lindauer Zeitung vom 13 November 2004 abgerufen am 1 Mai 2015 a b c d e Toni Mayer Bericht uber die Restaurierung In St Peter in Lindau s 12 ff Benennung nach Infotafel in Peterskirche Passion In Hannelore Sachs Ernst Badstubner Helga Neumann Christliche Ikonografie in Stichworten Koehler amp Amelang Leipzig 1988 ISBN 3 7338 0095 8 S 276 f a b c d e f Norbert Lieb Die Lindauer Passion In St Peter in Lindau S 17 ff a b c Christof Spuler Werner Dobras Lindauer Stadt und Kunstfuhrer Verlag Friedrich Stadler Konstanz 1984 ISBN 3 7977 0072 S S 64 ff Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung Jahrgang 1883 S 32 Digitalisat Memento des Originals vom 26 Juni 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www bodenseebibliotheken de abgerufen am 3 Mai 2015 Sina Setzer Die Wandmalereien der Bildfelder an der Nordwand in der ehem Peterskirche in Lindau am Bodensee PDF 56 MB S 22 Diplomarbeit TU Munchen vorgelegt am 3 September 2013 abgerufen am 1 Mai 2015 Dr Oskar Frhr Lochner v Huttenbach Die Wandgemalde in der alten St Peterskirche und im ehem Barfusserkloster In Geschichte der Stadt Lindau Band II Kapitel VI S 65 ff Zitiert in Rieger et al St Peter in Lindau S 5 Joachim Sighart Geschichte der bildenden Kunste im Konigreich Bayern Munchen 1862 S 607 ff Zitiert in Rieger et al St Peter in Lindau S 5 Karl Wolfart Hrsg Geschichte der Stadt Lindau im Bodensee Kommissionsverlag von Joh Thomas Stettner Lindau 1909 S 236 Faksimile Ausgabe vom Antiqua Verlag Lindau 1979 ISBN 3 88210 023 0 Der Bodensee Mit Vorarlberg und Rheinfahrt Konstanz Schaffhausen 5 Auflage Grieben Verlag Albert Goldschmidt Berlin 1928 S 67 Fremdenverkehrsamt der Stadt Lindau Hrsg Lindau im Bodensee Broschure 1950 Entwurf Mayr Gessner Binswanger Druck Carl Lipp amp Co Munchen Hans Holbein d A In Kindlers Malerei Lexikon Band 6 dtv Munchen 1982 ISBN 3 423 05995 8 S 175 Georg Dehio Bruno Bushart Georg Paula Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Bayern III Schwaben Deutscher Kunstverlag Munchen 2008 ISBN 3 422 03008 5 S 666 Eva Moser Bodensee Drei Lander Kultur und Landschaft zwischen Stein am Rhein Konstanz und Bregenz DuMont Kunstreisefuhrer Koln 1998 ISBN 3 7701 3991 7 S 181 f Sina Setzer Die Wandmalereien der Bildfelder an der Nordwand in der ehem Peterskirche in Lindau am Bodensee PDF 56 MB S 20 Diplomarbeit TU Munchen vorgelegt am 3 September 2013 abgerufen am 1 Mai 201547 54675 9 68203 Koordinaten 47 32 48 3 N 9 40 55 3 O nbsp Dieser Artikel wurde am 27 Juni 2015 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Peterskirche 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