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Pawel Nikolajewitsch Miljukow russisch Pavel Nikolaevich Milyukov wiss Transliteration Pavel Nikolaevic Miljukov Betonung Pawel Nikolajewitsch Miljukow 15 Januarjul 27 Januar 1859greg in Moskau 31 Marz 1943 in Aix les Bains war ein russischer Historiker und Politiker der Vorrevolutionszeit Er war Vorsitzender der Partei der Konstitutionellen Demokraten und 1917 fur kurze Zeit Minister fur Auswartige Angelegenheiten der Provisorischen Regierung Pawel Nikolajewitsch Miljukow 1917 Inhaltsverzeichnis 1 Familie und Ausbildung 2 Tatigkeit als Historiker 3 Politische Tatigkeit 4 Exil 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseFamilie und Ausbildung BearbeitenPawel Nikolajewitsch Miljukow wurde am 15 Januar 1859 in Moskau als Sohn des Architekturprofessors Nikolai Pawlowitsch Miljukow geboren Er besuchte das 1 Moskauer Gymnasium und studierte dann an der Historisch philosophischen Fakultat der Moskauer Universitat u a bei den beruhmten Historikern Wassili Ossipowitsch Kljutschewski und Pawel Gawrilowitsch Winogradow Nach dem Tod des Vaters bestritt er den Unterhalt der Familie durch Erteilung von Privatstunden Wegen Teilnahme an einer Studentenversammlung 1881 wurde er vorubergehend von der Universitat ausgeschlossen 1882 konnte er sein Studium schliesslich beenden Tatigkeit als Historiker BearbeitenVon 1886 bis 1895 lehrte er als Privatdozent an der Fakultat fur russische Geschichte der Universitat Moskau unterrichtete gleichzeitig am Gymnasium und gab Hochschulkurse fur Tochter der hoheren Gesellschaft 1892 erhielt er fur seine Arbeit Gosudarstwennoje chosjaistwo Rossii w perwoi tschetwerti XVIII weka i reformy Petra Welikogo Die Staatswirtschaft in Russland im ersten Quartal des 18 Jahrhunderts und die Reformen Peters des Grossen den Grad eines Magisters fur russische Geschichte Wegen politischer Unzuverlassigkeit musste er seine Lehrtatigkeit 1895 aufgeben und wurde nach Rjasan verbannt Dort beteiligte er sich aktiv an den Arbeiten der ortlichen Archivkommission Er veranlasste im Gouvernement Rjasan erstmals systematische archaologische Ausgrabungen und war Deputierter der Archivkommission Rjasan beim 10 Archaologenkongress Im Fruhjahr 1897 erhielt er eine Einladung an den Lehrstuhl fur allgemeine Geschichte in Sofia wo er ein Jahr lang Vorlesungen uber geschichtsphilosophische Systeme romische Geschichte sowie russische und tschechische Fruhgeschichte hielt Auf Betreiben der russischen Regierung musste er seine Vorlesungen jedoch einstellen 1898 nahm er an einer vom Russischen Archaologischen Institut in Konstantinopel und der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften ausgestatteten wissenschaftlichen Expedition nach Mazedonien teil der weitere folgten 1899 kehrte Miljukow nach Russland zuruck Anfang 1901 wurde er wegen oppositioneller Tatigkeit verhaftet und verbrachte rund vier Monate in Untersuchungshaft Von der Sonderberatung beim Innenministerium wurde er zu sechs Monaten Gefangnis verurteilt aber vorzeitig wieder aus der Haft entlassen Zwischen 1903 und 1905 lebte Miljukow in den Vereinigten Staaten von Amerika wo er Vorlesungen an der Universitat Chicago und an der Harvard University hielt 1906 erschien in englischer Sprache sein Buch Russia and its Crisis das auch ins Franzosische ubersetzt wurde Miljukows historisches Hauptwerk tragt den Titel Otscherki po russkoi kulture Skizzen zur russischen Kulturgeschichte und umfasst drei Bande Sein wichtigstes historiographisches Werk Glawnyje tetschenija russkoi istoritscheskoi mysli Hauptstromungen des russischen historischen Denkens entstand auf der Grundlage seiner Universitatsvorlesungen und bietet einen Uberblick uber die russische historische Wissenschaft vom 17 Jahrhundert bis ins erste Drittel des 19 Jahrhunderts Politische Tatigkeit BearbeitenMiljukow wirkte an der Organisation des Befreiungsbundes Sojus oswoboshdenija mit und beteiligte sich an dessen Kongressen im Ausland und in Russland Ausserdem arbeitete er an der oppositionellen Emigrantenzeitschrift Oswoboshdenije Befreiung mit die im Ausland von Pjotr Berngardowitsch Struwe herausgegeben wurde Miljukow veroffentlichte dort einige Leitartikel uber das politische Leben in Russland und wurde zu einem Ideologen des russischen Liberalismus 1905 kehrte Miljukow nach Russland zuruck und nahm als einer der Organisatoren und Fuhrer des gewerkschaftlichen Verbands der Verbande Sojus sojusow teil dessen Vorsitzender er von Mai bis August 1905 war Massgeblich war er an der Ausarbeitung des Programms und der Grundung der Partei der Konstitutionellen Demokraten im Oktober 1905 beteiligt die grossen Teilen der Intelligenz und adligen Semstwo Vertretern eine Plattform bot Am 7 August 1905 wurde Miljukow erneut verhaftet aber nach einem Monat ohne Anklage wieder freigelassen Im Dezember 1905 wurde Miljukow als Redakteur der Zeitungen Swobodny narod Freies Volk und Narodnaja swoboda Volksfreiheit gerichtlich belangt und deshalb nicht zu den Wahlen zur ersten Staatsduma zugelassen Auch zu den Wahlen zur zweiten Staatsduma wurde Miljukow nicht zugelassen Als Vorsitzender des Zentralkomitees der Partei der Konstitutionellen Demokraten seit Marz 1907 und Leiter der Parteizeitung Retsch Die Rede behielt er jedoch seine fuhrende Position und schaffte spater den Einzug in die dritte und vierte Staatsduma der er zwischen 1907 und 1917 angehorte Wiederwahl 1912 Er leitete die Fraktion der Kadetten und hielt Reden vor allem zur Aussenpolitik Von 1913 bis 1914 war Miljukow neben Henry Brailsford Samuel Train Dutton und Justin Godart ein Mitglied der von der Carnegie Stiftung fur Internationalen Frieden finanzierten internationalen Kommission zur Untersuchung der damaligen Balkankriege welche auch Sudosteuropa besuchte Der Bericht der Internationalen Kommission zur Untersuchung der Ursachen und des Verhaltens der Balkankriege wurde im Fruhjahr 1914 veroffentlicht 1 Nach der Kriegserklarung durch Deutschland nahm Miljukow als einer der Organisatoren der russischen nationalen Bewegung eine deutlich nationalkonservative Haltung ein und rief in seinen Artikeln zur vorubergehenden Einstellung des Parteienkampfes auf um alle Krafte gegen den ausseren Feind zu sammeln Er warb fur die Bildung eines Progressiven Blocks in der Staatsduma und ubernahm dessen Fuhrung Der jungere seiner beiden Sohne den Miljukow zum Dienst in der Armee gedrangt hatte fiel 1915 beim Ruckzug der russischen Armee aus Galizien Wegen seines entschiedenen Eintretens fur die Erlangung der Kontrolle uber die turkischen Meerengen erhielt er den Spitznamen Dardanellen Miljukow Beruhmt ist seine Rede vor der Staatsduma am 1 November 1916 in der er die Regierung heftig kritisiert und mehrfach die rhetorische Frage Was ist das Dummheit oder Verrat stellt Nach dem Thronverzicht Nikolaus II und der Februarrevolution gehorte er dem Provisorischen Dumakomitee an und setzte sich fur den Erhalt der konstitutionellen Monarchie ein was aber die Mehrheit der Abgeordneten des Progressiven Blocks ablehnte In der ersten Provisorischen Regierung hatte er von Marz bis Mai 1917 das Amt des Ministers fur Auswartige Angelegenheiten inne das er von Vize Aussenminister Anatoli Anatoljewitsch Neratow ubernommen hatte Friedensforderungen der hungernden Bevolkerung lehnte er entschieden ab Stattdessen sicherte er den Alliierten in der so genannten Miljukow Note vom 18 Apriljul 1 Mai 1917greg die Erfullung aller Verpflichtungen durch Russland und die Fortsetzung des Krieges zu um fur die internationale Anerkennung Russlands und die Aufrechterhaltung der Garantie der russischen Kontrolle uber Konstantinopel und die turkischen Meerengen zu ringen Miljukow vertrat noch einmal die traditionellen Ziele des russischen Imperialismus mit Konstantinopel der Auflosung Osterreich Ungarns einem weit uber die Drau reichenden sudslawischen Staat einem russischen Polen in seinen ethnographischen Grenzen und einem neuen Ostseegouvernement auf dem Boden Ostpreussens Als diese Plane und die damit verbundene Bereitschaft zur Fortsetzung des Krieges bekannt wurden kam es zu heftigen Ausschreitungen 2 Diese gipfelten in der Aprilkrise der Regierung in deren Folge Furst Georgi Jewgenjewitsch Lwow und Alexander Fjodorowitsch Kerenski eine neue Koalitionsregierung mit den Sozialisten bildeten Das ihm angetragene zweitrangige Amt des Ministers fur Volksbildung lehnte Miljukow ab und verliess die Regierung setzte aber seine Tatigkeit als Vorsitzender der Konstitutionellen Demokraten fort Die Machtubernahme der Bolschewiki lehnte er entschieden ab und sprach sich fur deren militarische Bekampfung aus Wegen seiner Unterstutzung fur den zaristischen Oberbefehlshaber General Lawr Georgijewitsch Kornilow musste er nach dessen Niederlage Petrograd verlassen und sich auf die Krim begeben Von dort reiste er weiter an den Don wo er sich der militarischen Freiwilligenorganisation des Generals Michail Wassiljewitsch Alexejew anschloss der im Wolgagebiet gegen die Bolschewiki kampfte Spater reiste er nach Kiew wo er im Mai 1918 Verhandlungen mit der deutschen Heeresleitung fuhrte die ihn als potenziellen Verbundeten betrachtete Da ihn die Mehrheit seiner Parteigenossen nicht unterstutzte legte er das Amt des Vorsitzenden des Zentralkomitees der Konstitutionellen Demokraten nieder Die Verhandlungen bezeichnete er selbst spater als Fehler Exil BearbeitenIm November 1918 reiste Miljukow nach Westeuropa um dort um Unterstutzung fur die Weissen zu werben Er lebte dort zunachst in England ab 1920 in Frankreich wo er Vorsitzender des Bundes russischer Schriftsteller und Journalisten in Paris und des Professorenrates des Franzosisch russischen Instituts wurde Politisch engagierte er sich als einer Fuhrer der Pariser Gruppe der Partei der Volksfreiheit Es handelt sich hier um die offizielle Bezeichnung der Konstitutionellen Demokraten nicht zu verwechseln mit der 1879 entstandenen Terrororganisation Volksfreiheit Narodnaja wolja die im Deutschen aufgrund der Doppeldeutigkeit der russischen Bezeichnung gelegentlich auch Volkswille genannt wird Da viele seiner Parteikollegen die von ihm entwickelte neue Taktik der Bekampfung der Bolschewiki von innen und der auslandischen Intervention ablehnten trat er im Juni 1921 aus der Partei der Konstitutionellen Demokraten aus Am 28 Marz 1922 uberlebte er ein Attentat wahrend einer Versammlung politischer Emigranten in der Berliner Philharmonie Wladimir Dmitrijewitsch Nabokow der Vater des Schriftstellers Vladimir Nabokov wurde beim Versuch den Attentater zu entwaffnen todlich verletzt Tater waren die zwei monarchistischen rechtsradikalen Exilrussen Sergei Taborizki und Pjotr Schabelski Bork Von April 1921 bis Juni 1940 arbeitete Miljukow als Redakteur der in Paris erscheinenden Zeitung Poslednije nowosti Neueste Nachrichten einer der wichtigsten Publikationen der russischen Emigration Ausserdem setzte er seine historischen Studien fort und veroffentlichte seine Istorija wtoroi russkoi rewoljuzii Geschichte der zweiten russischen Revolution und die Arbeiten Rossija na perelome Russland im Umbruch sowie Emigrazija na pereputje Die Emigration am Scheideweg und begann seine Memoiren zu schreiben die allerdings unvollendet blieben nbsp Grab im Cimetiere des Batignolles Obwohl Monarchist und Antikommunist befurwortete Miljukow die imperiale Aussenpolitik Stalins und den Krieg der UdSSR gegen Finnland 3 Er vermerkte anlasslich des Winterkrieges er habe Mitleid mit den Finnen aber sei fur die Wiedereroberung des Gouvernements Wyborg 4 Er lehnte stets jede Annaherungsversuche seitens der deutschen Besatzungsmacht ab Miljukow verstarb am 31 Marz 1943 in Aix les Bains Nach 1945 wurden seine sterblichen Uberreste auf dem Pariser Friedhof Les Batignolles uberfuhrt wo sie an der Seite seiner Frau Anna Sergejewna beigesetzt wurden Literatur BearbeitenPaul Miliukov Political Memoirs 1905 1917 Edited by Arthur P Mendel Translated by Carl Goldberg University of Michigan Press Ann Arbor MI 1967 Thomas M Bohn Russische Geschichtswissenschaft von 1880 bis 1905 Pavel N Miljukov und die Moskauer Schule Beitrage zur Geschichte Osteuropas Bd 25 Bohlau Koln u a 1998 ISBN 3 412 12897 X Aleksandr V Makushin Pavel A Tribunskij Pavel Nikolaevich Milyukov trudy i dni 1859 1904 Novejshaya rossijskaya istoriya Issledovaniya i dokumenty Tom 1 NRII Ryazan 2001 ISBN 5 94473 001 3 Thomas Riha A Russian European Paul Miliukov in Russian Politics University of Notre Dame Press Notre Dame IN u a 1969 Melissa Kirschke Stockdale Paul Miliukov and the Quest for a Liberal Russia 1880 1918 Cornell University Press Ithaca NY u a 1996 ISBN 0 8014 3248 0 Michael Hagemeister Die Protokolle der Weisen von Zion vor Gericht Der Berner Prozess 1933 1937 und die antisemitische Internationale Zurich Chronos 2017 ISBN 978 3 0340 1385 7 Kurzbiografie S 551f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Pawel Nikolajewitsch Miljukow Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Pawel Nikolajewitsch Miljukow im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Biografie Publikationsliste und Literaturangaben russisch Russische Biographiensammlung mit ausfuhrlicher PublikationslisteEinzelnachweise Bearbeiten Dietmar Muller Die Balkankriege und der Carnegie Bericht Historiographie und volkerrechtliche Bedeutung S 7 25 hier S 13 In Zeitschrift Comparativ Vol 24 No 6 2014 Carsten Goehrke Hrsg Russland Fischer Weltgeschichte Bd 31 Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 1972 ISBN 3 436 01450 8 S 256 und 268 ff Boris Borisovich Vail Milyukov i Saharo Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive PDF In Myslyashie miry rossijskogo liberalizma Pavel Milyukov 1859 1943 Internationale Konferenz Moskau 23 25 September 2009 S 12 N Vakar Milyukov v izgnane Novyj zhurnal 1943 Vyp 6 S 377 Normdaten Person GND 118641093 lobid OGND AKS LCCN n50043912 NDL 00550242 VIAF 71518374 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Miljukow Pawel NikolajewitschALTERNATIVNAMEN Milyukov Pavel Nikolaevich russisch Miljukov Pavel Nikolaevic wissenschaftliche Transliteration KURZBESCHREIBUNG russischer Historiker und PolitikerGEBURTSDATUM 15 Januar 1859GEBURTSORT MoskauSTERBEDATUM 31 Marz 1943STERBEORT Aix les Bains Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pawel Nikolajewitsch Miljukow amp oldid 237526596