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Das 1863 entstandene Gemalde Olympia ist eines der Hauptwerke des franzosischen Malers Edouard Manet Im Pariser Salon von 1865 loste das 130 5 190 cm grosse Bild einen der grossten Skandale der Kunstgeschichte aus Heute befindet es sich in franzosischem Staatsbesitz und wird im Musee d Orsay gezeigt OlympiaEdouard Manet 1863130 5 190 cmOl auf LeinwandMusee d Orsay Paris Inhaltsverzeichnis 1 Bildbeschreibung 2 Vorbilder 3 Entstehung 4 Bildbezeichnung und ikonografische Deutung 5 Der Skandal 5 1 Der Salon 5 2 Die Pariser Gesellschaft um 1860 5 3 Die neue Malweise 5 4 Kritik 6 Wirkung 7 Ausstellungen 8 Provenienz 9 Literatur 10 FussnotenBildbeschreibung BearbeitenAuf einem Bett ausgestreckt liegt eine nackte junge weisse Frau mit rotbraunem aufgestecktem Haar Ihren Oberkorper hat sie auf der linken Bildseite halb aufgerichtet gegen einige weisse Kissen gelehnt dabei stutzt sie ihr rechter Arm Die linke Hand verdeckt ihren Unterleib indem sie auf dem rechten Oberschenkel liegt In dieser Haltung mit erhobenem Haupt wendet die junge Frau nicht nur ihren Oberkorper sondern auch ihr Gesicht offen dem Betrachter zu einem Portrat ahnlich Ihr Gesass und ihre ubereinander geschlagenen Beine ruhen auf einem cremefarbenen am Rand aufwendig mit Bluten und goldfarbenen Fransen verzierten Tuch das einen Teil des weissen Bettzeuges bedeckt Eine Ecke dieses Tuches erfasst sie mit der rechten Hand Seitlich unter dem Bettzeug ist die dunkelrote Polsterung des Bettes zu erkennen Die junge Frau tragt nur wenige Accessoires Ihr Haar wird von einer grossen rosafarbenen Schleife geschmuckt Am Hals tragt sie eine tropfenformige Perle die von einem schmalen schwarzen Band gehalten wird das zu einer Schleife gebunden ist Zu der Perle passt ihr dezenter Ohrschmuck Der rechte Unterarm wird von einem goldfarbenen breiten Armreif umschlossen an dem ein Anhanger befestigt ist Zierliche Pantoffeln bildeten ihre Fussbekleidung jedoch ist der rechte Pantoffel auf das Bett gefallen so dass der rechte Fuss nackt bleibt Doch wird er durch das Uberschlagen der Beine vom linken Fuss samt seinem Pantoffel verborgen Hinter dem Bett steht leicht vorgebeugt eine schwarze Frau die vor ihrer Brust einen in weisses Papier gehullten uppigen bunten Blumenstrauss halt Sie wendet sich der liegenden Frau zu und blickt sie an Sie tragt ein rosafarbenes Gewand und ein in Rottonen gehaltenes Kopftuch Am Fussende des Bettes ist eine kleine schwarze Katze dargestellt Ihr Schwanz ist nach oben gestreckt ihr Blick auf den Betrachter gerichtet Das Zimmer ist fast ohne raumliche Tiefe in dunklen Farben dargestellt Ein auffalliger vertikal ausgerichteter goldfarbener Streifen teilt den Raum in zwei unterschiedlich grosse Halften und endet beinahe im Schambereich der liegenden Frau Die braun goldene Tapete welche die Wand auf der linken schmaleren Seite bedeckt wird durch diesen Streifen begrenzt Die Farbe der Tapete korrespondiert mit der Haarfarbe der Frau auf dem Bett Die rechte Seite des Hintergrundes bildet ein schwerer dunkelgruner Vorhang durch dessen Spalt man eine Wand erkennen kann die zu einem Nebenzimmer gehoren konnte Der gleiche Vorhangstoff findet sich in einer nur teilweise sichtbaren bogenformigen Drapierung links uber dem Kopfende des Bettes wieder Die farbliche Gestaltung des Bildes ist auf wenige Farbtone begrenzt Die Palette beschrankt sich im Wesentlichen auf Weiss Schwarz ein ins Blaue gehendes Dunkelgrun einen Goldbraun und einen Rotton sowie Beige fur die Haut der portratierten Frau und das Tuch auf dem sie liegt Es kontrastieren das dominierende Weiss des Bettes das dem Weiss des Blumenpapieres entspricht gemeinsam mit der hellen Haut der liegenden Frau gegenuber den sehr dunklen teilweise schwarzen Tonen der Zimmereinrichtung der dunklen Haut der Frau die die Blumen halt und der schwarzen Katze Die Umrisse der Katze sowie des Kopfes dieser Frau verschwinden fast vor dem dunklen Hintergrund der Vorhange Der starke Hell Dunkel Kontrast erzeugt eine horizontale Teilung des Bildes die die Senkrechten der goldenen Linie und der Vorhangfalten im Hintergrund durchbricht Das Rosarot der Schleife im Haar der Liegenden wird in mehreren Helligkeitsabstufungen von dem Rot einiger Blumen des Strausses dem Muster des Tuches auf dem Bett dem roten Kopftuch der Frau hinter dem Bett sowie in der dunkelroten Polsterung des Bettes wieder aufgegriffen Auch das leicht ins Blaue tendierende Dunkelgrun der Vorhange findet eine Entsprechung in den Blattern des Blumenstrausses dem Muster des Tuches den grunlichen Schatten des Bettzeugs und der Blumenumhullung sowie in der leicht grun getonten Umrandung der Pantoffeln Der Malstil des Bildes ist flachig Manet verzichtet weitgehend auf die traditionelle sorgfaltig abgestufte plastische Modellierung des Motivs In einzelnen Bereichen losen sich die Farben von der Form des Gegenstandes dem sie zugehoren zum Beispiel in dem Farbtupfer enthaltenden Blumenstrauss Hier kundigt sich die kommende Stilrichtung des Impressionismus an als dessen Wegbereiter Manet gilt Vorbilder BearbeitenDas Motiv der liegenden unbekleideten Frau hat in der Kunstgeschichte eine lange Tradition Direkte Vorbilder fur Manets Olympia sind Giorgiones Schlummernde Venus von 1510 und Tizians Venus von Urbino aus dem Jahr 1538 Beide Bilder zeigen jeweils eine nackte Frau in nahezu identischer Korperhaltung wobei Tizians Bild das Manet auf einer Studienreise kopiert hatte noch weitere Gemeinsamkeiten mit seinem Gemalde aufweist Die Venus von Urbino und Olympia sind beide im Inneren eines Hauses platziert und auch bei Tizian ist der Hintergrund durch eine auffallige Senkrechte welche den Blick zum Schoss der Liegenden fuhrt in zwei Abschnitte getrennt Beide dargestellten Frauen stutzen sich in gleicher Weise auf ihren rechten Arm beide tragen sie rechts einen Armreif beide lassen die linke Hand in ihrem Schoss ruhen und beide wenden ihr Gesicht dem Betrachter zu Auf beiden Darstellungen liegt ein Haustier am Fussende des Bettes bei Tizian handelt es sich um einen kleinen schlafenden Hund Ausserdem wiederholt sich dass sich hinter der liegenden Frau bekleidete Personen befinden wodurch die Nacktheit der Frau im Vordergrund betont wird Der direkte und offene Blick der nackten Frau ist ebenfalls bereits bei Goyas Die nackte Maja zu beobachten und der Kontrast zwischen einer hellhautigen und einer dunkelhautigen Frau findet sich auch in dem Gemalde Esther oder Odaliske von Leon Benouville aus dem Jahr 1844 Hier ist die weisse Frau jedoch bekleidet Zudem wurden in Paris seit etwa 1850 erste Aktfotografien gemacht und verbreitet auf denen liegende unbekleidete Frauen abgebildet waren nbsp Giorgione Schlummernde Venus nbsp Tizian Venus von Urbino nbsp Goya Die nackte Maja nbsp Leon Benouville Esther oder OdaliskeNicht nur in der Malerei und der Fotografie fand Manet Anregungen als literarisches Vorbild fur das Gemalde Olympia zahlen u a Passagen aus der Gedichtsammlung Les Fleurs du Mal von Charles Baudelaire Darin schreibt Baudelaire Die Liebste war nackt und da sie mein Herz kannte trug sie nur ihr klingendes Geschmeide 1 und an anderer Stelle Gern hatte ich mein Leben zugebracht wie zu Fussen einer Konigin wollustig wie eine Katze 1 Entstehung BearbeitenEdouard Manets Bild ist unten links signiert und datiert ed Manet 1863 Im selben Jahr malte Manet Das Fruhstuck im Grunen das im Salon des Refuses 1863 einen Skandal ausloste Im Pariser Salon desselben Jahres feierte Alexandre Cabanel mit seiner Geburt der Venus dagegen einen grossen Erfolg Der um eigene Anerkennung kampfende Manet konnte durch Cabanels Bild die Anregung zu einem Aktgemalde bekommen haben Bereits wahrend eines Italienaufenthaltes in den 1850er Jahren hatte er die Venus von Urbino kopiert er war also seit Jahren mit diesem Bildmotiv vertraut Zur Entstehung des Bildes ist wenig bekannt Es existieren zwei Rotelzeichnungen des Aktes die als Studien gelten Ein 1863 gemaltes Aquarell mit dem Motiv der Olympia ist wie Francoise Cachin annimmt erst nach dem Gemalde entstanden und konnte ein Zwischenschritt zu zwei 1867 gefertigten Radierungen mit dem Olympiamotiv sein Cachin merkt zur Entstehung des Bildes an das Vorhaben wurde reichlich uberlegt und indirekt durch vielfachen Gedankenaustausch mit seinen Manets Schriftstellerfreunden ob nun mit Baudelaire oder mit Astruc gestutzt Der Bildgedanke ist sowohl von Museumskunst als auch von Lebenserfahrung literarischen Einflussen und Humor gespeist 2 und weiter Es ist nicht auszuschliessen dass sich Manet mit den Meistern der Vergangenheit messen und zugleich eine Parodie liefern wollte 2 Hans L C Jaffe hingegen schrieb in den 1960er Jahren Manet habe mit seinen Werken versucht die Mythologie in die Sprache seiner Zeit zu ubersetzen und sich bewusst auf das Gebiet der tatsachlichen Wirklichkeit zu beschranken 3 nbsp Alexandre Cabanel Die Geburt der Venus nbsp Edouard Manet Venus von Urbino Skizze nach Tizian nbsp Edouard Manet Studie zu Olympia Rotelzeichnung nbsp Edouard Manet Studie zu Olympia Rotelzeichnung nbsp Edouard Manet Olympia Aquarell 1863 nbsp Edouard Manet Olympia Radierung 1867 nbsp Edouard Manet Olympia Radierung mit Aquatinta 1867 nbsp Edouard Manet Olympia HolzstichBildbezeichnung und ikonografische Deutung BearbeitenFur die Darstellung eines Frauenaktes wahlten Kunstler von Giorgione bis Cabanel oftmals Motive der griechischen Antike als Vorbild und gaben den Bildern Titel wie etwa Venus Im 19 Jahrhundert entstanden daruber hinaus zahlreiche Odalisken unter denen die Grande Odalisque von Jean Auguste Dominique Ingres wohl die bekannteste ist Die nackte Frau als Gemaldemotiv entstammte also einer vergangenen Zeit einer Mythenwelt oder aus einem fernen Land mit anderen Moralvorstellungen Fur den Namen Olympia findet sich in der Malerei kein entsprechendes Vorbild 1864 also ein Jahr nach der Entstehung und ein Jahr vor der Ausstellung des Bildes im Salon erschien von Zacharie Astruc eine Versdichtung mit dem Titel Olympia Quand lasse de songer Olympia s eveille Wenn Olympias Traumen dann ein Ende nimmt Le printemps entre au bras du doux messager noir Tritt in der sussen Botin schwarzem Arm der Fruhling ein C est l esclave a la nuit amoureuse pareille Zur Sklavin war sie in der Liebesnacht bestimmt Qui veut feter le jour delicieux a voir Doch will am Tag sie feiern schonen Augenschein L auguste jeune fille en qui la flamme veille Die hehre Frau in der die Flamme glimmt 4 nbsp Edouard Manet Bildnis des Dichters Zacharie AstrucDiese Versdichtung schrieb der mit Manet befreundete Astruc nachdem er das Gemalde gesehen hatte Wem die Idee zur Namensgebung kam ist nicht geklart Die Versdichtung wurde im Katalog des Pariser Salons von 1865 veroffentlicht In Manets Portrat des Zacharie Astruc aus dem Jahr 1866 zitiert der Maler zwar nicht die eigene Olympia aber den Bildhintergrund aus Tizians Venus von Urbino Bereits 1848 erschien der Roman Die Kameliendame von Alexandre Dumas in dem Olympia der Name der Gegenspielerin der Titelfigur ist und wahrend der Entstehungszeit des Gemaldes war Olympia oder Olympe ein beliebter Spitzname fur Prostituierte Hinzu kamen symbolische Bezuge in der Bildsprache Bei Tizians Venus von Urbino sind die Frauen im Bildhintergrund mit einer Hochzeitstruhe beschaftigt Dies verweist ebenso auf hausliche Treue wie der schlafende Hund zu Fussen der Nackten Bei Manet jedoch bringt die schwarze Dienerin den Blumenstrauss eines Verehrers Blumen werden in der Symbolik oft mit Liebe und Zuneigung assoziiert Die Orchidee im Haar Olympias symbolisiert ein Aphrodisiakum Perlen werden auch als Juwelen der Liebesgottin Venus gesehen und wie ein Geschenkband trennt der Perlenanhanger den Betrachter von der volligen Nacktheit Olympias Die Katze die ihren Rucken aufgerichtet hat und den Schwanz in die Hohe halt ist das klassische Beiwerk fur Hexendarstellungen Sie steht fur schlechte Vorzeichen und erotische Ausschweifungen Olympia wird nicht als Schlummernde vom Bildbetrachter beobachtet wie Giorgiones Venus sondern sie schaut ihm direkt in Gesicht Den unmittelbaren Blickkontakt mit einer nackten Prostituierten hat ublicherweise nur ihr Kunde Der Skandal BearbeitenDer Salon Bearbeiten nbsp Edouard Manet Die Verspottung ChristiManet hatte erstmals 1859 versucht ein Gemalde fur den Pariser Salon einzureichen Sein Motiv eines Absinthtrinkers fand jedoch keine Aufnahme 1861 konnte er mit dem Bildnis der Eltern und dem spanischen Sanger erste wohlwollende Beachtung im Salon finden 1863 aber fielen seine Gemalde erneut bei der Jury des Salons durch und wurden stattdessen im Salon des Refuses gezeigt wo es zum Skandal um Das Fruhstuck im Grunen kam Vermutlich war Olympia fur den Pariser Salon von 1864 vorgesehen aber da in beiden Bildern das Modell Victorine Meurent die Hauptperson darstellte und Manet mit einer wiederum nackten Frau als Bildmotiv einen weiteren Skandal riskiert hatte sandte er 1864 anstelle der Olympia die Episode eines Stierkampfers und Toter Christus von Engeln gehalten in den Salon doch auch diese wurden nicht positiv aufgenommen Erst 1865 reichte er Olympia zusammen mit der Verspottung Christi zum Pariser Salon ein Pietro Aretino zufolge hatte bereits Tizian neben einer Venus auch eine Verspottung Christi fur Karl V vorgesehen um nicht nur seine Sinnlichkeit sondern auch seine Frommigkeit zu unterstreichen Die Pariser Gesellschaft um 1860 Bearbeiten Wahrend der Entstehungszeit des Gemaldes standen Napoleon III und der kaiserliche Hof im Zentrum des Interesses der Pariser Gesellschaft Der Historiker Otto Friedrich beschreibt das zweite Kaiserreich als Operettenreich 5 da Napoleon III erst nach drei Putschversuchen die Macht erlangte er nicht in der direkten Thronfolge Napoleon I stand und seine familiaren Verbindungen zum Namensvorganger angezweifelt werden Zu dieser fragwurdigen Gesellschaft gehorte auch Alfred Emilien de Nieuwerkerke Generaldirektor der staatlichen Museen und Prasident der Jury des Pariser Salons der seine berufliche Karriere einer ausserehelichen Beziehung zu Mathilde Latitia Wilhelmine Bonaparte verdankte Diese Cousine des Kaisers bestimmte zusammen mit Nieuwerkerke weitgehend die franzosische Kulturpolitik jener Zeit In dieser von Schein und Intrige gepragten Gesellschaft war die Abbildung der Realitat an sich schon unerwunscht Manet aber sah sich nicht als Teil dieser Gesellschaft sondern eher als Angehoriger eines intellektuellen Burgertums das er in seinem Gemalde Musik im Tuileriengarten portratierte In einer Stadt mit mehr als 30 000 Prostituierten eine solche auch offen darzustellen und durch ihren direkten Blick zum Betrachter auf die Vielzahl der potenziellen Kunden zu verweisen war revolutionar Anders als die verklarten mystifizierenden Nackten anderer Maler zeigt Manet in Olympia eine selbstbewusste Frau seiner Zeit und bringt damit die Malerei wie Baudelaire parallel die Literatur aus der Historie in die Gegenwart Mit der Olympia gilt Manet vielen Kunsthistorikern als Begrunder der modernen Malerei Die neue Malweise Bearbeiten Manets Olympia verursachte einen der grossten Skandale in der Kunst des 19 Jahrhunderts Die Ursachen dafur lagen sowohl in der Motivwahl als auch in der Malweise des Kunstlers Manet der als Bewunderer der japanischen Kunst bekannt war verzichtete auf die von anderen Malern gepflegten sorgfaltigen Nuancierungen zwischen hell und dunkel Dies fuhrte dazu dass Olympia von vielen seiner Zeitgenossen nicht als dreidimensionale Figur wahrgenommen wurde sondern als grob komponiertes flachiges Muster Gustave Courbet merkte hierzu an Alles ist flach ohne Relief man mochte sagen die Pik Dame eines Kartenspiels die gerade aus dem Bade kommt 6 Julius Meier Graefe beschrieb die Neuartigkeit der Malerei mit den Worten Er modelliert nicht Das heisst er nimmt der lediglich der Illusion dienenden Modellierung die Sonderbedeutung nach der sich in den Bildern der Akademiker die Harmonie der Farben und die Struktur der Massen zu richten hatten und sieht die Vision als das unbedingt Primare an Die Modellierung hat nur soweit sie die Harmonie nicht beeintrachtigt eine relative Geltung und ist gleichzeitig mit dem farbigen Wert zu schaffen wenn uberhaupt Der alte Kompromiss zwischen Malerei und Plastik wird endgultig uberwunden Es gibt nur Malerei Dieses mit grosster Energie durchgesetzte Postulat macht Manet zum unbestrittenen Fuhrer seiner Generation 7 Hans L C Jaffe schrieb zu Manets Malweise Manet will dass seine Malerei sich nicht auf irgendwelche fragwurdigen Tatsachen stutzt Darum verlasst er sich zuerst ganz auf seine Augen und malt zum ersten Mal was er sieht nicht was er weiss Schatten werden farbig Reflexe verandern die Farben Die sinnliche Wahrnehmung die sichtbare Erscheinung ist daran zur einzig gultigen Wirklichkeit zu werden 3 Kritik Bearbeiten Manets Olympia und die Verspottung Christi losten beim Publikum und bei Zeitungskritikern teils heftige Reaktionen aus In beiden Bildern wurde die Farbe der Haut kritisiert Die realistische Darstellung Christi lasse die Spiritualitat vermissen und er sehe aus wie im Leichenschauhaus Vor der Olympia kam es im Salon zu Menschenansammlungen die das Bild verspotteten belachten und mit Spazierstocken und Schirmen bedrohten so dass das Gemalde schliesslich hoher gehangt werden musste um Schaden zu vermeiden nbsp Edouard Manet Portrat Emile ZolaDer Skandal fand in zahlreichen Artikeln des Salons einen schriftlichen Widerhall Jules Champfleury schrieb an Baudelaire Wie ein Mann der in den Schnee fallt so hat Manet in der offentlichen Meinung ein Loch hinterlassen 8 Jules Claretie schrieb in L Artiste diese schrecklichen Leinwande an den Pobel gerichtete Herausforderungen Possen oder Parodien was weiss ich Was soll diese gelbbauchige Odaliske dieses billige ich weiss nicht wo aufgelesene Modell 9 Paul de Saint Victor schrieb Wie im Leichenschauhaus drangt sich die Menge vor der verruchten Olympia des M Manet 10 und Theophile Gautier schrieb am 24 Juni 1865 in Le Moniteur universel Ein erbarmliches Modell Die Fleischtone sind schmutzig Die Schatten sind durch mehr oder weniger breite Streifen von Schuhcreme angedeutet 11 Ernest Chesneau schrieb eine nahezu infantile Unkenntnis der Grundelemente des Zeichnens ein Hang zu unglaublicher Gemeinheit 12 Amedee Cantaloube schrieb Noch nie haben unsere Augen etwas derart Zynisches gesehen die Olympia eine Art weiblicher Gorilla aus Gummi mit schwarzem Rand auf einem Bett und splitternackt der die Haltung von Tizians Venus nachafft 13 14 15 Felix Deriege schrieb in Le Siecle vom 2 Juni 1865 Diese rotliche Brunette ist von einer vollendeten Hasslichkeit Das Weiss das Schwarz das Rot das Grun erzeugen ein schreckliches Getose auf dieser Leinwand 16 Karikaturen auf Olympia gab es auch am 27 Mai 1865 erschien Bertalls Olympia im Le Journal amusant und im gleichen Monat die Olympia von Cham in Le Charivari nbsp Bertall Olympia in Le Journal amusant nbsp Cham Olympia in Le CharivariEmile Zola zahlte zu den wenigen Verteidigern der Olympia An Manet gerichtet schrieb er 1867 in L Artiste Fur Sie ist ein Bild einzig und allein ein Vorwand zur Analyse Sie benotigen eine nackte Frau und Sie haben Olympia als die erstbeste gewahlt Sie benotigten helle und leuchtende Flecken und Sie haben einen Blumenstrauss eingefugt Sie benotigten schwarze Flecken und Sie haben eine Schwarze und eine Katze hinzugefugt ich weiss dass es Ihnen auf bewundernswerte Weise gegluckt ist das Werk eines Malers eines grossen Malers zu schaffen und die Wahrheiten von Licht und Schatten die Wirklichkeit der Dinge und der menschlichen Geschopfe kraftvoll in eine eigene Sprache zu ubersetzen 17 Zola der schon 1866 gefordert hatte Manets Platz ist der Louvre wie der Courbets wie der aller Kunstler mit einem starken Charakter 18 ist 1868 von Manet portratiert worden In diesem Portrat ist oberhalb des Schreibtischs auch Olympia wiedergegeben Wirkung Bearbeiten nbsp Paul Cezanne Eine moderne OlympiaDer erste Maler der Manets Olympia als Vorbild nutzte war Paul Cezanne Seine 1870 entstandene moderne Olympia ging einen Schritt weiter und zeigte neben Prostituierter und Dienerin auch ihren Freier Paul Gauguin kopierte Olympia 1891 und auch Edgar Degas und Henri Fantin Latour liessen sich von dem Werk inspirieren In Pablo Picassos Parodie auf Olympia von 1901 ist die bekleidete Dienerin gleich durch zwei nackte Manner ersetzt worden Das gesamte 20 Jahrhundert hindurch griffen unterschiedlichste Kunstler das Olympia Thema auf Zu ihnen gehorten Jean Dubuffet Rene Magritte Francis Newton Souza A R Penck 19 Gerhard Richter Felix Vallotton Jacques Villon und Erro Larry Rivers machte 1970 eine dunkelhautige Frau zur Olympia und nannte sein Werk I like Olympia in Black Face Mir gefallt Olympia mit schwarzem Gesicht In den 1990ern entstand die Olympia als dreidimensionales Kunstwerk Unter dem Titel Confrontational Vulnerability schuf der amerikanische Kunstler Seward Johnson eine Skulptur nach Manets Olympia 2016 erregte die luxemburgische Performance Kunstlerin Deborah De Robertis Aufsehen als sie sich im Musee d Orsay vor Manets Olympia nackt in gleicher Pose wie die Dargestellte im Bild prasentierte und wegen Exhibitionismus angezeigt wurde 20 Ausstellungen BearbeitenDie Premiere des Gemaldes fand im Pariser Salon von 1865 statt Zwei Jahre spater zeigte Manet das Bild in seinem eigenen Pavillon am Rand der Weltausstellung von 1867 Die Offentlichkeit konnte das Bild dann erst wieder bei zwei Ausstellungen des Jahres 1884 sehen als es zunachst in der Manet Gedachtnisausstellung in der Ecole des Beaux Arts und anschliessend im Auktionshaus Drouot zu sehen war Das Bild lieh Suzanne Manet die Witwe des Kunstlers dann 1889 zur Kunstausstellung wahrend der Exposition Universelle bevor es in Staatsbesitz uberging Es wurde zunachst im Musee du Luxembourg ausgestellt bevor es 1907 in den Louvre gelangte Nach einer weiteren Zwischenstation im Jeu de Paume gelangte es 1986 ins Musee d Orsay Seitdem sich das Bild in Staatsbesitz befindet wurde es nur selten ausserhalb der genannten Museen gezeigt Es war in den Pariser Manetausstellungen 1932 und 1952 in der Orangerie sowie 1983 im Grand Palais zu sehen 2013 wurde das Gemalde in der Ausstellung Manet Ritorno a Venezia im Dogenpalast Venedig der Offentlichkeit prasentiert 21 Schliesslich wurde Olympia 2016 im Puschkin Museum in Moskau gezeigt 22 Provenienz BearbeitenManet bewertete 1872 die Olympia selbst mit 20 000 frs und somit hoher als alle anderen seiner Gemalde Im gleichen Jahr hatte er Toter Christus von Engeln gehalten fur 4 000 frs verkauft und somit den bisher hochsten Betrag fur ein Gemalde erzielt Die Olympia behielt er sein Leben lang und bei der Auktion seiner Werke 1884 fand sich auch fur 10 000 frs kein Kaufer sodass die Familie das Bild erwarb Uber den Maler John Singer Sargent erfuhr Claude Monet 1888 von Geldschwierigkeiten Suzanne Manets und ihrer Absicht das Bild fur 20 000 frs moglicherweise an einen nicht naher bekannten Amerikaner zu verkaufen Monet startete daraufhin eine Sammelaktion um das Bild fur Frankreich zu retten Der geforderte Preis war dabei eher gering wenn der Vergleich mit Preisen anderer Kunstler erfolgt So kamen etwa zur gleichen Zeit Bilder von Jean Francois Millet fur 750 000 frs und von Jean Louis Ernest Meissonier fur 850 000 frs zum Verkauf Monet gelang es schliesslich 19 415 frs zusammenzubekommen und Suzanne Manet willigte in den Verkauf ein Der franzosische Staat akzeptierte die Schenkung Zu den Spendern fur Olympia gehorten Siegfried Bing Giovanni Boldini Jules Cheret Emmanuel Chabrier Gustave Caillebotte Edgar Degas Emile Auguste Carolus Duran Henri Fantin Latour Henri Gervex Joris Karl Huysmans Stephane Mallarme Alexandre Millerand Claude Monet Etienne Moreau Nelaton Pierre Puvis de Chavannes Antonin Proust Camille Pissarro Augustin Theodule Ribot Pierre Auguste Renoir Felicien Rops und John Singer Sargent Literatur BearbeitenJulius Meier Graefe Entwicklungsgeschichte der modernen Kunst Band I Munchen Zurich 1904 1987 ISBN 3 492 10661 7 Denis Rouart Daniel Wildenstein Edouard Manet Catalogue raisonne Paris und Lausanne 1975 Ausstellungskatalog Paris 1983 Manet deutsche Ausgabe Berlin 1984 ISBN 3 88725 092 3 Ausstellungskatalog Paris 1983 Bonjour Monsieur Manet Paris 1983 ISBN 2 85850 198 X T A Gronberg Manet a Retrospective New York 1988 ISBN 0 517 03291 0 Juliet Wilson Bareau Manet by himself London 1991 ISBN 0 356 19161 3 Francoise Cachin Manet DuMont Koln 1991 ISBN 3 7701 2791 9 Eunice Lipton Alias Olympia New York 1992 ISBN 0 452 01135 3 Otto Friedrich Edouard Manet und das Paris seiner Zeit New York und Koln 1992 1994 ISBN 3 462 02366 7 Beth Archer Brombert Edouard Manet Rebel in a Frock Coat Chicago 1997 ISBN 0 226 07544 3 Hans Korner Anstossige Nacktheit Das Fruhstuck im Freien und die Olympia von E Manet in Streit um Bilder Von Byzanz bis Duchamp Reimer Berlin 1997 ISBN 3 496 01169 6 S 181 199 und Farbtafel 7 Michael Luthy Bild und Blick in Manets Malerei Berlin 2003 ISBN 3 7861 1897 3 http www michaelluethy de scripts edouard manet bild und blick in manets malerei Gabriella Belli Guy Cogeval Stephane Guegan Manet ritorno a Venezia Fondazione Musei Civici Venezia Venedig 2013 ISBN 978 88 572 1847 2 Fussnoten Bearbeiten a b Charles Baudelaire Les Fleurs du Mal in Francoise Cachin Ausstellungskatalog Manet Paris 1983 deutsche Ausgabe 1984 Ubersetzung Roman Piesenkam S 180 a b Francoise Cachin Ausstellungskatalog Manet Paris 1983 deutsche Ausgabe 1984 Ubersetzung Roman Piesenkam S 176 a b Hans L C Jaffe et al 20 000 Jahre Malerei der Welt Von der Hohlenmalerei zur Moderne Weert Holland 1967 deutsche Ausgabe Herrsching 1985 Manfred Pawlak Verlag S 296 Zacharie Astruc Olympia In Francoise Cachin Ausstellungskatalog Manet Paris 1983 deutsche Ausgabe 1984 Ubersetzung Roman Piesenkam S 179 Otto Friedrich Edouard Manet und das Paris seiner Zeit Deutsche Ausgabe 1994 Ubersetzung Bernd Ruther und Barbara Scriba Sethe S 67 Gustave Courbet zitiert nach Albert Wolff Monsieur Manet In Le Figaro Salon vom 1 Mai 1882 wiedergegeben in Francoise Cachin Ausstellungskatalog Manet Paris 1983 deutsche Ausgabe 1984 S 182 Julius Meier Graefe Manet In Entwicklungsgeschichte der modernen Kunst Band II 2 Aufl S 263 264 Digitalisat online Claude Pichois Hrsg Jules Champfleury in Lettres a Charles Baudelaire wiedergegeben in Francoise Cachin Ausstellungskatalog Manet Paris 1983 deutsche Ausgabe 1984 S 174 Jules Claretie Deux Heures au Salon In L Artiste vom 15 Mai 1865 wiedergegeben in Francoise Cachin Ausstellungskatalog Manet Paris 1983 deutsche Ausgabe 1984 S 181 Paul de Saint Victor Le Salon de 1865 in La Presse vom 28 Mai 1865 wiedergegeben in Francoise Cachin Ausstellungskatalog Manet Paris 1983 deutsche Ausgabe 1984 S 181 Theophile Gautier Le Salon de 1865 In Le Moniteur universel vom 24 Juni 1865 wiedergegeben in Francoise Cachin Ausstellungskatalog Manet Paris 1983 deutsche Ausgabe 1984 S 181 Ernest Chesneau Le Salon de 1865 III Les Excentriques In Le Constitutionnel vom 16 Mai 1865 wiedergegeben in Francoise Cachin Ausstellungskatalog Manet Paris 1983 deutsche Ausgabe 1984 S 181 Anne McCauley Beauty or Beast Manet s Olympia in the Age of Comparative Anatomy In Art History Band 43 Heft 4 September 2020 S 742 773 Gotthard Jedlicka Edouard Manet Rentsch Zurich 1941 S 72 Peter Prange Raimund Wunsche Das Feige n blatt Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek Munchen 2000 ISBN 3 933200 03 2 S 144 F Deriege Le Salon de 1865 in Le Siecle vom 2 Juni 1865 wiedergegeben in Francoise Cachin Ausstellungskatalog Manet Paris 1983 deutsche Ausgabe 1984 S 181 Emile Zola Une Nouvelle Maniere en peinture Edouard Manet In L Artiste Revue du XIXe siecle vom 1 Januar 1867 wiedergegeben in Francoise Cachin Ausstellungskatalog Manet Paris 1983 deutsche Ausgabe 1984 Ubersetzung Roman Piesenkam S 176 Frederick William John Hemmings Robert J Niess Hrsg Emile Zola Salons Wiedergegeben in Francoise Cachin Ausstellungskatalog Manet Paris 1983 deutsche Ausgabe 1984 Ubersetzung Renate Schein S 280 Penck bezieht sich in seiner Guache Sans titre Nu blanc sur fond rouge et noir von 1980 auf Manets Olympia Ausstellungskatalog Paris 1983 Bonjour Monsieur Manet S 52 Luxemburger Performance Kunstlerin aus Pariser Museum verbannt In Die Welt vom 17 Januar 2016 Siehe Gabriella Belli Guy Cogeval Stephane Guegan Manet ritorno a Venezia Sophia Kishkovsky Musee d Orsay sends Manet s Olympia to Russia Artikel in der Onlinezeitzung The Art Newspaper vom 8 April 2016 Memento vom 16 September 2016 im Internet Archive Normdaten Werk GND 7541559 8 lobid OGND AKS LCCN no2002006461 VIAF 180067591 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Olympia Gemalde amp oldid 236510859